John Sinclair 1204 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1204 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Der Häuter.

Hannibal Lecter war jedem Thriller-Fan ein Begriff.

Auch Ben Navis kannte und verehrte ihn.

Hannibal war ihm nicht schlimm genug. Er wollte es noch "besser" und grausamer machen. Nach dem vierten Opfer gelang es meinem Vater und mir, ihn zu stellen.

Das war vor sechs Jahren.

Der neue Film lief. Er lockte Millionen in die Kinos. Und Ben Navis war auch wieder da ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDer HäuterVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Der Häuter

Hannibal Lecter war jedem Thriller-Fan ein Begriff.

Auch Ben Navis kannte und verehrte ihn.

Hannibal war ihm nicht schlimm genug. Er wollte es noch »besser« und grausamer machen. Nach dem vierten Opfer gelang es meinem Vater und mir, ihn zu stellen.

Das war vor sechs Jahren.

Der neue Film lief. Er lockte Millionen in die Kinos. Und Ben Navis war auch wieder da …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-3938-0

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Der Häuter

Vor sechs Jahren hatten mein Vater und ich einen Killer gestellt, der sich der Häuter nannte. Er wollte schlimmer sein als sein Filmidol Hannibal Lecter.

Bis zu seinem Tod sollte Ben Navis in der Psychiatrie bleiben. So entschieden die Richter. Jahre später geisterte Hannibal Lecter wieder über die Leinwände der Kinos.

Und genau in dieser Zeit wurde das erste neue Opfer des Häuters gefunden …

Vergangenheit

»Er wird versuchen, dich zu töten, John. Ben Navis ist verrückt. Ich weiß das. Er hat schon vier Menschen auf dem Gewissen. Das ist ein Irrer!«

Mein Vater sah mich besorgt von der Seite her an, als wollte er seine Worte durch diesen Blick noch unterstützen.

»Ich weiß, Dad!«

»Ist gut. Willst du nicht trotzdem deine Kollegen anrufen? Das ist sicherer.«

»Nein!«

Horace F. Sinclair verdrehte die Augen. »Ja, ich hätte mir die Worte sparen können«, gestand er sich ein. »Das hätte ich wirklich. Ich kenne dich schließlich. Du hast einen sturen Kopf. Du bist für die Gemeinschaft nicht tauglich und …«

Bevor er mit dem Schimpfen fortfahren konnte, unterbrach ich ihn mit einem Lachen. Dann sagte ich: »So etwas Ähnliches habe ich schon mal gehört. Nicht aus deinem Mund, sondern aus dem deiner Frau und meiner Mutter. Man merkt, dass ich dein Sohn bin.«

Er winkte ab. »Ach, mach doch, was du willst. Du nimmst ja doch keinen Rat an.«

»Schon, Dad. Dann muss er auch passen. Zudem ist nicht gesagt, dass sich Navis tatsächlich in seinem Haus aufhält.«

»Ich habe ihn doch gesehen!«, widersprach er.

»Im Haus?«

»Nein, nicht dort und nicht in seiner Werkstatt. Aber sein Wagen steht vor der Tür. Du kannst mir glauben, dass er der Mann mit der Sense ist, John. Er ist der Tod. Er hat es angedroht. Ich weiß es noch. Er hat es allen angekündigt. Er ist nicht mehr normal. Er ist krank. Man muss ihn fassen und einsperren. Allerdings nicht in ein normales Zuchthaus, sondern in die Psychiatrie. Dort gehört er hin. Vier Menschen kommen auf sein Gewissen. Der Wahnsinnige muss gestoppt werden.«

»Deshalb bin ich ja gekommen.«

Mein Vater legte mir eine Hand auf den Arm. »Noch einmal, John, nimm dich vor seiner verdammten Sense in Acht. Man hat festgestellt, dass seine Opfer durch diese Waffe gestorben sind.«

»Ich weiß Bescheid.«

»Gut. Und ich warte hier.«

»Das brauchst du nicht, Dad. Du kannst zurück nach Lauder fahren und dich so lange zu Hause oder auch bei Terrence Bull aufhalten. Das wäre sogar besser.«

»Nein, ich bleibe. Es kann ja sein, dass er dir entwischt und du ihn mit einem Fahrzeug verfolgen musst. Da ist es besser, wenn jemand mit einem fahrbaren Untersatz in der Nähe wartet. Außerdem muss ich dich noch daran erinnern, dass Navis wahnsinnig lachen kann. Richtig irre. Als wäre er nicht von dieser Welt. Ich kenne das Lachen, und ich will es nicht mehr hören.«

»Alles klar«, sagte ich, »dann bleib du hier sitzen.«

»Das werde ich auch.«

Mit einem letzten Blick auf meinen alten Herrn verließ ich den Wagen. Wir parkten zwar in einer kleinen Seitenstraße und recht weit von dem bestimmten Ort entfernt, dennoch schloss ich die Tür so leise wie möglich. Bevor ich mich abwandte, schaute ich noch durch die Scheibe und hob den rechten Daumen an zum Zeichen des Sieges. Alles andere war jetzt meine Sache.

Wenn mein alter Herr sagte, dass Ben Navis zu Hause war, dann glaubte ich ihm das. Er war kein Schwätzer. Er hatte sich schon zuvor genau erkundigt.

Navis war wirklich gefährlich. Vier Tote hatte er hinterlassen. In der Presse war er als »der Irre mit der Sense« oder als »der killende Tod« bezeichnet worden. Jedes seiner vier Opfer hatte er mit seiner Waffe umgebracht und es regelrecht ausbluten lassen. Und dann hatte er noch etwas Schreckliches getan. Er hatte den Toten die Haut vom Körper entfernt. Völlig verrückt. Wie ein großes Vorbild aus dem Film. Hannibal Lecter, der am Ende des Films entwischt war, damit man noch eine Fortsetzung drehen konnte.

Wahrscheinlich glaubte auch Ben Navis, entwischen zu können, dem allerdings wollte ich einen Riegel vorschieben.

Man hatte ihn gejagt, aber er war seinen Häschern stets entkommen. In den Wäldern der Highlands war das möglich gewesen. Über Monate hinweg hatte niemand gewusst, wer sich hinter der Maske des Killers verbarg. Bis man auf den Steinmetz Ben Navis gestoßen war, der einen kleinen Betrieb in der Nähe eines Waldstücks besaß und den Beruf auch normal ausführte.

Jetzt war ich zu ihm auf dem Weg, und zwar allein. Ich hatte von meinem Vater den Tipp erhalten. Mochte der Teufel wissen, woher er ihn bekommen hatte, wer sich hinter der Maske des Biedermannes verbarg. Mich hatte mein Vater überzeugen können, und so war ich nach Schottland gefahren, um mich um den Fall zu kümmern.

Ich näherte mich dem Gelände der Firma von der Rückseite. Der Weg, an dem wir geparkt hatten, endete im Nichts, das heißt, er lief in einen Wald hinein und diente im Sommer als Wanderweg.

Wir hätten den Wagen auch an der Straße abstellen können, doch das wäre zu auffällig gewesen. Das Anwesen des Mannes grenzte an die Straße. Wir waren vorbeigefahren. Ich hatte von dort aus sein Haus und den Anbau mit der Werkstatt sehen können. Ebenso das Gelände, auf dem zahlreiche Grabsteine standen, die sich allerdings noch auf dem hinteren Grundstück ausbreiteten.

An diesen Teil grenzte der Wald. Mir war nicht bekannt, ob das Grundstück auch dort eingezäunt war, ich musste allerdings davon ausgehen. Durch kleine Tore konnte man es betreten, und ich hoffte, dass ich eines davon offen fand.

So locker wie ich mich meinem Vater gegenüber gezeigt hatte, war ich nicht. Es wäre schon sicherer gewesen, auch auf die Kollegen zu setzen, aber ich hatte den Ehrgeiz, den Killer allein zu stellen, falls er sich in seinem Haus befand.

Von vorn war nichts zu sehen gewesen. Nur der Lieferwagen mit der offenen Ladefläche hatte dort geparkt.

Ein Mörder, der seinen Opfern die Haut abzog!

Es wollte nicht in meinen Kopf. Es war Wahnsinn, aber er hatte es in einem Film gesehen und fühlte sich als Nachahmungstäter. Man hatte die vier Toten an den verschiedensten Orten gefunden. Aufgehängt an einer Brücke, vor einem kleinen Café auf einem angeketteten Stuhl sitzend, in einer Abfallgrube und im offenen Grab auf einem Friedhof.

Die Kollegen hatten fieberhaft an dem Fall gearbeitet und in mühevoller Kleinarbeit herausgefunden, wer als Täter infrage kam. Nur fehlten bisher die Beweise. Man hatte ihn sogar wieder laufen lassen müssen. Bevor er sich ein fünftes Opfer holte, hatte mein alter Herr mich eingeschaltet und nach Schottland geholt.

Ich wollte mir Ben Navis ansehen. Heimlich auf sein Grundstück schleichen, ihn beobachten. Mir ein Bild machen und vielleicht Beweise finden.

Den normalen Weg hatte ich längst verlassen. Ich war in den Wald hineingegangen und schlug mich durch das Unterholz. Das Laub war dicht. Es filterte einen Großteil des Sonnenlichts, sodass ich durch eine kleine Schattenwelt wanderte. Ich orientierte mich nach rechts, denn dort schimmerte es heller, weil sich da der Waldrand befand. Und praktisch der Beginn des hinteren Grundstücksteils.

Im Wald hielt mich niemand auf. Ich brauchte keine besondere Rücksicht zu nehmen, überwand auch das letzte Unterholz und blieb stehen, als die Sicht frei war.

Sicherheitshalber duckte ich mich. Mein Mund verzerrte sich für einen Moment, als ich den Zaun auch hier an der Rückseite sah. Er bestand aus festen und dünnen Metallstäben, war grün gestrichen und fiel kaum auf.

Von meiner Position aus schaute ich über das Gräberfeld hinweg. Nur lag vor mir kein Friedhof, sondern das Gelände eines Steinmetzes und Grabsteinverkäufers. Es gab die verschiedenen Steine in allen Größen und für jeden Geldbeutel.

Das begann mit den Findlingen, ging weiter über die polierten Steine, die ich persönlich nicht mochte, und meine Blicke streiften auch über Grabsteine hinweg, die aufgeschlagenen Büchern nachgebildet worden waren. Mehr an der linken Seite, wo die Werkstatt in einem Anbau untergebracht war, hatte der Steinmetz zwei künstliche Gräber angelegt und sie mit seinen Steinen dekoriert. Gewissermaßen als Schaustücke.

Gearbeitet wurde nicht. Das war für diese Zeit nicht ungewöhnlich. Schließlich hatten wir schon fast neunzehn Uhr. Da war in den meisten Firmen Feierabend. Ich sah auch nicht, ob sich der Besitzer im Haus aufhielt. Im Freien lief er jedenfalls nicht herum, das wäre mir aufgefallen.

Durch das recht hohe Gras ging ich parallel zum Zaun entlang, denn ich hatte in einiger Entfernung ein kleines Tor im Zaun entdeckt. Es fiel erst beim zweiten Hinsehen auf, weil es ebenfalls grün angestrichen worden war.

Das Tor hatte eine normale Klinke, die ich drückte und mich darüber wunderte, dass ich es aufschieben konnte. So genau nahm es Ben Navis nicht mit der Sicherheit.

Ich betrat das Grundstück und war jetzt froh, dass es auch recht hohe Grabsteine gab, die mir eine gewisse Deckung gaben, wenn ich mich duckte.

Der Boden schimmerte als graues Feld. Es kam durch die kleinen Steine, die die Oberfläche bildeten. Sie knirschten bei jedem meiner Schritte unter den Sohlen. Obwohl kaum Wind wehte, lag ein irgendwie staubiger Geruch in der Luft.

Mein Weg führte mich auf die Hinterseite des normalen Hauses zu. Wie ich erfahren hatte, wohnte Ben Navis hier, und zwar über seinen beiden Büros in der ersten Etage. Viel Platz gab es dort nicht. Als Einzelperson brauchte er den auch nicht.

Wasseranschlüsse fielen mir ins Auge. Ich stieg über Schläuche hinweg, umkurvte zwei hochkant gestellte Schubkarren, bevor ich keine Deckung mehr nehmen konnte, denn das Feld der Grabsteine war nicht mehr vorhanden.

Dafür fiel mein Blick auf drei Fenster. Sie schmückten die Rückseite des Hauses.

Sie waren nicht hundertprozentig einsehbar, weil die Hälfte durch eine Gardine verdeckt wurde. Ich musste sehr nahe heran, um in das Büro schauen zu können.

Es waren zwei Räume. In einem stand ein Schreibtisch in der Mitte. An der Wand sah ich einen Aktenschrank. Ein Stuhl kam noch hinzu, eine Rechenmaschine stand auf dem Schreibtisch neben dem Telefon. Papiere lagen auf der Platte und wurden durch einen Locher festgehalten.

Nichts, aber auch gar nichts wies darauf hin, dass dieses Büro einem vierfachen Mörder und Triebtäter gehörte. Hier war alles so normal. Genau das war es, was diese Menschen schützte. Die scheinbare Normalität. Die Unauffälligkeit.

Der Blick durch das zweite Fenster brachte mir auch nichts, höchstens Frust, denn von Ben Navis war nichts zu sehen. Hier empfing er seine Kunden. Auch dort sah ich einen Schreibtisch, zwei Besucherstühle und ein Regal an der Wand. Die drei Reihen Regalfächer waren mit Grablaternen der verschiedensten Größen gefüllt. Schwere Dinger aus Metall und in einer rötlichen Farbe schimmernd. An den Wängen hingen Bilder, die allesamt Friedhofsmotive zeigten. Es waren gemalte Bilder, keine Fotografien.

Auch dieser Raum sah aufgeräumt aus. Zumindest wirkte er auf mich nicht so, als würde der Mann, der ihn verlassen hatte, jeden Augenblick zurückkehren.

Ben Navis war nicht da. Oder schien nicht anwesend zu sein, denn sicher war ich mir nicht. Es gab noch einen zweiten Bau, seitlich des Ersten. Und er war größer, denn hinter diesen grauen Mauern, auf denen ein flaches Dach lag, befand sich die Werkstatt. Dort wurden Steine zurechtgeschnitten. Wurde das Material poliert und auch die Buchstaben für die Namen angebracht.

Ich löste mich von meinem Platz, sprang über ein schmales Rasenstück hinweg und ging die restlichen Schritte zum Eingang der Werkstatt. Auf meinem Rücken klebte schon kalter Schweiß, als ich vor der Tür stehen blieb.

Zu hören war nichts. Niemand schien sich in der Werkstatt zu befinden, um zu arbeiten, doch ich verließ mich nicht nur auf mein Gehör. Ich wollte es genau wissen.

Die Tür war nicht abgeschlossen. Mit einem schnellen Rundblick überzeugte ich mich davon, dass ich unbeobachtet war. Auch vorn an der Straße bewegte sich kein Mensch. Es fuhr nicht mal ein Auto vorbei, und fern im Westen war die sinkende Sonne dabei, der Dämmerung Platz zu schaffen.

Erst jetzt dachte ich über die Stille nach. Sie missfiel mir irgendwie. Sie war so anders, leicht drückend, fremd, einfach nicht normal.

Ich beschäftigte mich mit der Werkstatttür. Sie war stabil, aber sie war nicht ins Schloss gedrückt worden, und so konnte ich sie aufziehen.

Da die Angeln gut geölt waren, verursachte dieser Vorgang kaum Geräusche. Ich schritt über einen grauen Steinboden in die Werkstatt hinein, die mehr lang als breit war. Ich sah über einer Kreissäge für Steine den Trichter der Absauganlage schweben. Es gab Werkbänke, sogar alte Töpferscheiben und einige Grabsteine, die auf breiten Gestellen lagen. In dieser Haltung wurde die Beschriftung angebracht. Zwei Greifarme liefen über Rollen, die sich elektrisch bewegen ließen. An der gegenüberliegenden Seite der Werkstatt malte sich eine zweite Tür ab, die ebenfalls geschlossen war.

Obwohl die Absauganlage vorhanden war, hing der Staub noch in der Luft. Er war nicht zu sehen, aber zu riechen. Auf einem kleinen Holztisch sah ich mehrere Schutzbrillen. Obwohl ich nichts Verdächtiges entdeckt hatte, wollte ich die Werkstatt nicht verlassen, ohne sie mir genau angesehen zu haben.

Ich achtete dabei auf mein Gefühl, das mir keine Sicherheit vermittelte. Es konnte durchaus sein, dass sich in der Werkstatt jemand aufhielt. Zwar drang Licht durch die Fenster, aber es gab an der linken Seite auch schattige Stellen.

Dort hingen auch die Greifarme und die öligen Ketten. Von dort hörte ich das leise Klirren und dann zwei Schrittgeräusche.

Einen Lidschlag später erschien Ben Navis!

*

Ich hatte ihn nie zuvor gesehen, aber ich wusste, dass er es war. In diesen Augenblicken versuchte ich, eine gewisse Voreingenommenheit zu unterdrücken, was mir leider nicht gelang, denn dieser Mann musste auf einen normalen Menschen, der auch versuchte unvoreingenommen zu sein, einfach einen schlimmen Eindruck machen.

Durch seinen Beruf hatte Ben Navis indirekt mit dem Tod zu tun. Ich wollte nicht behaupten, dass er auch aussah wie der Tod, aber viel fehlte nicht.

Er war das, was man als einen scheußlichen Menschen bezeichnet. Zum bleichen Gesicht mit der glatten Haut kam noch die Kopfform, die mich wirklich an die eines Totenschädels erinnerte. Dazu passten auch die wenigen Haare, die straff zurückgekämmt waren. Ein breiter Mund mit schmalen Lippen und breite Schultern, sodass der Oberkörper recht eckig wirkte. Lange Arme mit breiten Händen und überraschend langen Fingern, ein grauer Overall, darunter ein dunkler Pullover mit leicht ausgefransten Ärmeln, und an den Füßen trug er staubige Arbeitsschuhe mit dicken Schutzkappen.

Er schaute mich aus Augen an, die für mich irgendwie keine waren, sondern einfach nur flache Kiesel und diese zudem noch nachgeschliffen. Augen sagen viel über einen Menschen, ebenso wie Hände. Sie können Gefühle widergeben. Freude, Wut, auch Hass, doch in diesen Augen sah ich einfach gar nichts. Sie schauten mich nur starr an. Mir fiel auch die Nase auf, deren Löcher sich nach außen drehten und den Vergleich mit Nüstern nicht zu scheuen brauchten. Selbst die Haut am Kinn war glatt, ebenso wie die am Hals.

Wir hatten uns nur Sekunden angeschaut, doch diese Zeitspanne kam mir mehr als doppelt so lange vor.

Ich war derjenige, der in Bens Welt eingedrungen war, und deshalb übernahm ich auch das Reden.

»Guten Abend …«

Er nickte nur.

»Sind Sie Ben Navis?«

»Warum fragen Sie?«

»Ganz einfach. Weil ich mit Ihnen reden will, Mr. Navis.«

Jetzt runzelte er die Stirn. »Sie schon, aber vielleicht will ich nicht mit Ihnen sprechen.«

»Das sollten Sie sich überlegen, denn …«

»Sind Sie ein Bulle?«

»Wie kommen Sie darauf?«

»Weil Sie so aussehen.«