John Sinclair 1207 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1207 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Ich komme aus der Hölle.

Das Internet bietet immer mehr Möglichkeiten und Chancen, Geld zu verdienen. Auch für die so genannten Webcam-Girls. Mädchen, die strippten und von Usern angeklickt werden konnten.

Aber es waren nicht nur normale User, die ihren Spaß haben wollten. Es gab auch einen anderen, einen, der die Mädchen hasste und sie killte. "Ich komme aus der Hölle" lautete die Botschaft mit der er sich anmeldete und die er brutal in die Tat umsetzte ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 138

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumIch komme aus der HölleVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Ich komme aus der Hölle

Das Internet bietet immer mehr Möglichkeiten und Chancen, Geld zu verdienen. Auch für die so genannten Webcam-Girls. Mädchen, die strippten und von Usern angeklickt werden konnten.

Aber es waren nicht nur normale User, die ihren Spaß haben wollten. Es gab auch einen anderen, einen, der die Mädchen hasste und sie killte. »Ich komme aus der Hölle« lautete die Botschaft mit der er sich anmeldete und die er brutal in die Tat umsetzte …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-3941-0

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Ich komme aus der Hölle

Auf den Fliesen der Treppe sahen wir das erste Blut.

Die Treppe führte nach unten. Nur konnte ich mir nicht vorstellen, dass es ein Keller war, denn von dorther strahlte Suko und mir ein helles Licht entgegen, wie es eigentlich nur von irgendwelchen Scheinwerfern stammen konnte.

Beim Hinabgehen gaben wir Acht, nicht in das Blut zu treten.

Das Blut selbst war nicht zu riechen. Stattdessen wehte uns ein anderer Geruch entgegen. Parfüm, Puder, Seife, Deos, all dieses Zeug hatte sich zu einem Mischmasch vereinigt.

Ich sah, dass mein Partner die Nase rümpfte. »Riecht der Tod neuerdings so?«, fragte er.

»Man kann nie wissen.«

Wir waren alarmiert worden, weil eine Frau einen Notruf bei der Polizei abgegeben hatte. Sie hatte sich in heller Aufregung befunden und von einem Monster gesprochen. Von einer tiefen Stimme, von schrecklichen Schreien und wieder von der Stimme, die erklärt hatte, dass jemand aus der Hölle käme.

Wir waren einfach nur unterwegs gewesen. Von der Wohnung zum Büro. An einem frühen Morgen. Mehr aus Langeweile hatte ich den Polizeifunk abgehört und die Alarmmeldung mitbekommen. Da wir uns in der Nähe befanden, hatte ich mich schnell entschlossen, zum Ort des Geschehens zu fahren und nachzuschauen.

Wir hatten auch die Frau getroffen, die noch immer außer sich gewesen war. Eine Reinemachefrau, die erst nicht glauben wollte, dass wir Polizisten waren, da wir keine Uniformen trugen. Sie hatte sich schnell überzeugen lassen und war unseren Anordnungen gefolgt, denn sie wartete im Hausflur.

»Im Keller werden so Schweinereien gemacht«, hatte sie uns noch mitgeteilt.

Was sie damit meinte, konnten wir uns auch dann nicht erklären, als wir so weit nach unten gegangen waren, um einen ersten Blick in den großen Kellerraum zu werfen.

Ein Keller war es nicht. Zumindest kein landläufiger. Wir hatten den Eindruck, in einem TV-Studio zu stehen, das sich aus mehreren kleinen Studios zusammensetzte.

Die kleinen Studios verteilten sich wie Bühnen innerhalb dieses Komplexes. Jedes Studio war eine Welt für sich. Jeweils zwei Kameras beobachteten die Flächen von verschiedenen Seiten, und die Ausstattung ließ darauf schließen, dass hier verschiedene Geschmäcker zufrieden gestellt werden sollten.

Ein Studio sah aus wie ein Schlafzimmer. Das andere war eine Küche. Ein Drittes zeigte eine künstliche Waldwiese mit Bäumen im Hintergrund, ein viertes Studio beinhaltete einen Whirlpool, in dem grünlich schimmerndes Wasser schwappte. Das Becken war recht groß. Darin konnten sich mindestens vier Personen tummeln.

Und in jedem dieser Studios standen die beiden Kameras, die von verschiedenen Positionen aus alles beobachteten. Sie waren eingestellt und würden die bewegten Bilder auf irgendwelche Schirme übertragen. Zumeist auf die Monitore der Computer, denn der jeweilige User konnte sich die Szenen herunterladen.

Szenen mit Menschen. Mit Mädchen. Safer Sex per Bildschirm. Webcam-Erotik.

Davon war jetzt nichts zu sehen. Es brannte nur das Licht, das seine hellen Strahlen verteilte.

Wir gingen noch einen Schritt weiter, verließen die Treppe, sahen wieder Blut auf den hellen Fliesen und auch ein weiteres Studio, ganz rechts von uns.

Es war ein Folterkeller. Etwas aus der Sadomaso-Szene, wobei die Wirklich das Spiel bereits überholt hatte, denn beim Näherkommen verging uns das Reden, denn wir sahen den Körper einer nackten Frau.

Wir sahen noch mehr Blut, und wir wussten schon jetzt, dass diese Frau nicht mehr lebte …

*

Man hatte die Frau festgebunden. Der Körper hing in Ketten und bildete dabei ein großes X. Mehr möchte ich nicht beschreiben, denn ihr Mörder hatte sich wie ein wildes Tier verhalten und sie mit den Instrumenten gepeinigt, die auf dieser kleinen Bühne herumstanden. Zwei Kameras waren stumme Zeugen. Die Frau musste wahnsinnig gelitten haben. Ihre Schreie waren bis nach oben gedrungen, aber die Reinemachefrau hatte auch nicht helfen können. Zum Glück war sie nicht in den Keller gegangen und oben geblieben.

Wir näherten uns dieser Bühne mit kleinen Schritten und versuchten, möglichst keine Spuren zu zerstören. Ich merkte, wie die Haut auf meinem Rücken einfror und sich zusammenzog. Wir gingen bis an den Rand der Bühne und blieben dort stehen, denn wir mussten uns den Tatort genauer anschauen, so schlimm es auch war, aber so etwas gehört eben zu unserem Job.

Jetzt rochen wir auch das Blut. Es war nicht mehr so frisch. Die Flecken hatten an der Oberfläche bereits eine Haut bekommen. Die Flecken verteilten sich auf der kleinen Bühne, und ich konzentrierte mich auf die Frau.

Sie war ungefähr 40 Jahre. Aus der Nähe fiel mir auf, dass sie nicht vollständig unbekleidet war. Als Kleidungsstücke trug sie breite Lederriemen. Sie waren quer gespannte Hosenträger, die bestimmte Stellen ihres Körpers bedeckten und wie ein X angelegt waren.

In dem dichten schwarzen Haar klebte ebenfalls Blut. In den weit aufgerissenen Augen lag noch der Schrecken, den diese Person in den letzten Sekunden ihres Lebens durchlitten hatte.

»Wer tut so etwas?«, fragte Suko.

Ich hob die Schultern. »Bestimmt war es kein Tier. Zu einer Tat wie dieser sind nur Menschen fähig.«

»Ja, leider. Ein Mensch, der irrsinnig sein muss. Der den Wahnsinn nicht unter Kontrolle hat.«

Woran die Frau letztendlich gestorben war, konnten wir nicht feststellen, das würde die genaue Untersuchung ergeben, aber mir fiel ein, dass die Zeugin von einer dunklen und rauen Stimme gesprochen hatte. Jemand hatte gebrüllt, dass er aus der Hölle käme.

An diesen Satz erinnerte ich mich wieder und sprach auch Suko darauf an.

»Ist das ein Fall für uns?«

»Egal, ob dämonische Wesen oder normale Menschen daran beteiligt sind, wir werden weitermachen. Das hier lassen wir uns nicht bieten. Der Killer muss gestellt werden.«

»Stimmt, John.«

Ich drehte meinen Blick von dieser schrecklichen Szene weg und suchte nach irgendwelchen Hinweisen in der Umgebung, die der Mörder hinterlassen haben könnte. Auf den ersten Blick war nichts zu finden, abgesehen von den Blutspuren. Ich war mir allerdings sicher, dass die Experten schon Spuren entdecken würden.

»Wer ruft die Mordkommission an?«, fragte Suko.

»Ich mache das.«

»In Ordnung.«

Ich holte mein Handy hervor und sah, dass meine Hand leicht zitterte. Dieser Anblick hatte mich mitgenommen. Trotz meiner langen Berufserfahrung war ich nicht so abgebrüht, dass derartige Szenen spurlos an mir vorübergingen.

»Augenblick, John …«

Wenn mein Freund in einem derartigen Tonfall sprach, dann war ihm etwas aufgefallen. Ich ließ den flachen Apparat wieder verschwinden und blickte zu Suko.

Er hatte sich einige Schritte vom Tatort entfernt und war in gespannter Haltung stehen geblieben. Er lauschte in den Raum hinein, bewegte dabei den Kopf, umso ein Geräusch zu orten, das nur ihm aufgefallen war.

»Was ist denn?«, flüsterte ich.

»Moment noch!«

Ich wartete so lange, bis sich Suko wieder entspannte. »Da war etwas«, flüsterte er mir zu. Sein Gesichtsausdruck bewies, dass er unter großer Spannung stand.

»Was genau?«

»Irgendein schweres Atmen. Vielleicht sogar ein Stöhnen. Ich kann mir nicht denken, dass ich mir dieses Geräusch eingebildet habe.«

»Ich habe nichts gehört.«

»Es wehte auch mehr in meine Richtung.«

»Du meinst nicht die Frau?«

»Nein, nein, die ist tot und bestimmt kein Zombie.« Er bewegte seine Finger wie jemand, der in der Luft etwas fühlen wollte. »Irgendwas ist da gewesen, John. Und es hält sich in unserer Umgebung auf. Es zeigt sich nur nicht.«

»Okay, dann warten wir.«

Ich hielt Suko nicht für einen Spinner. Er wusste genau, was er tat. Zudem konnte ich mir vorstellen, dass sich der Mörder noch in Hörweite aufhielt, auch wenn er nicht zu sehen war.

Mir ging wieder durch den Kopf, was uns die Zeugin gesagt hatte. Sie hatte eine Stimme gehört, und sie hatte den Satz auch genau verstehen können.

Ich komme aus der Hölle!

Wer war gekommen? Der Killer? Der Teufel? Asmodis persönlich?

Ich lauschte zwar, blieb allerdings nicht bewegungslos stehen, sondern drehte mich lautlos auf dem Fleck, um so viel wie möglich in der Umgebung zu sehen.

Niemand zeigte sich. Es kam auch keine fremde Gestalt die Treppe herab, um hier den Keller zu besichtigen. Uns umgab die bleierne Stille des Todes und der Geruch des Blutes.

Mir kam die Situation irgendwie irreal vor. Wer sich die Sexszenen auf den Bildschirm lud, der holte sich die Erotik ins Haus, um seine Einsamkeit zu vertreiben. Er erlebte den Sex als virtuelle Welt, die trotzdem von Menschen besetzt war.

Und jetzt war diese virtuelle Welt von der normalen eingeholt worden. Ein Killer hatte gnadenlos zugeschlagen. Mit einer Brutalität, die ich nicht begriff. War es jemand, der sich von dieser Scheinwelt abgestoßen fühlte?

Meine Überlegungen wurden unterbrochen, als Suko leise mit den Fingern schnippte.

»Da war es wieder!«

»Was denn?«

»Das Atmen …«

Jetzt hörte ich es selbst. Es war ein Geräusch, das bei mir eine Gänsehaut hinterließ. Schwere und irgendwie drohend klingende Atemstöße aus dem Unsichtbaren, in dem sich die Person aufhielt.

Zuerst waren sie nur leise zu hören. Ich empfand sie als quälend. Dann allerdings veränderten sich die Geräusche. Sie nahmen an Lautstärke zu, und wir bekamen auch mit, wie das Geräusch wanderte. Automatisch hoben wir die Köpfe und ließen unsere Blicke an der Decke entlanggleiten, denn auch dort wanderten die schrecklichen Atemzüge entlang. Wir sahen nichts. Es blieb bei den Geräuschen. Trotzdem konnten wir den Weg genau verfolgen.

Jedes Ausatmen kam uns wie eine finstere Drohung vor. Ein böses Omen, das uns erwischte und einfach nicht loslassen wollte. Das Geräusch bewegte sich durch den gesamten Kellerraum. Es füllte jede Ecke und jeden Winkel aus. Es schwebte über unsere Köpfe hinweg, aber es senkte sich auch, und so hatten wir plötzlich den Eindruck, dass es auf uns zuwehte.

Ich war drauf und dran, meine Arme zu heben, um es abzuwehren, aber da war nichts zu sehen. Nur weiterhin zu hören – und auch zu riechen.

Aus dem Unsichtbaren erwischte mich der Geruch. Suko erging es nicht anders, denn ich sah, wie er das Gesicht verzog und sich dabei schüttelte.

Eine widerlich stinkende Wolke wehte gegen unsere Gesichter und raubte uns den Atem.

Nach einigen Sekunden war die erste Überraschung vorbei. Ich schaffte es, mich auf den Geruch zu konzentrieren, denn ich wollte endlich wissen, wonach es stank.

Nach Verwesung!

Als wäre das Fleisch der Toten dabei, allmählich in diesen anderen Zustand überzugehen.

Wir kannten beide den Gestank, der oft genug auch von lebenden Leichen abgestrahlt wurde. Obwohl er uns nicht neu war, konnten wir uns nicht daran gewöhnen, und ich konnte mich gegen die aufkeimende Übelkeit nicht wehren.

Zu sehen war nichts. Diese unsichtbare Quelle schwebte vor uns, und sie wanderte auch nicht mehr weiter. Es schien, als hätte sie ihr Ziel erreicht.

Bisher hatte ich mich nicht bewegt und war wie paralysiert gewesen. Jetzt streckte ich den rechten Arm aus, um zu fühlen, ob sich irgendetwas vor mir befand. Möglicherweise hatte sich dort die Luft verändert. Vielleicht war sie kälter geworden und irgendwie auch greifbarer.

Nein, das war nicht der Fall. Sie blieb normal, nur der Leichengestank war es nicht.

Ich zog den Arm wieder zurück. Suko war einen kleinen Schritt nach rechts gegangen, aber auch dort erwischte ihn der Gestank. Er schüttelte den Kopf, als er mich anschaute.

War das der Killer? Rochen wir ihn? Konnte er sich tatsächlich im Unsichtbaren verstecken? Wenn ja, dann musste es auch eine Möglichkeit geben, ihn dort hervorzuholen.

Der erste Schreck war bei mir vorbei. Ich hatte mich zwar nicht daran gewöhnt, aber ich war wieder in der Lage, zu reagieren. Und ich wusste auch, dass ich etwas tun konnte.

Nicht mit den eigenen Händen, nicht mit irgendwelchen Zaubersprüchen, sondern mit dem Kreuz. Sollte sich eine dämonische Macht hier etabliert haben, würde das Kreuz es uns zeigen und sie bestimmt auch vertreiben.

Obwohl ich es nicht genau wusste, ging ich einfach davon aus, dass wir aus dem Unsichtbaren beobachtet wurden. Ich wollte um alles in der Welt dieses Unsichtbare sichtbar machen.

Meine Hände näherten sich dem Nacken. Dort spürte ich den leichten Druck der Kette, die ich mit vier Fingern anfasste und nach oben bewegte. Ich spürte sehr genau, wie das Kreuz an meiner Brust entlang in die Höhe glitt. Ich verfiel nicht in Hektik. Auch Suko blieb ruhig. Er beobachtete mich von der Seite her.

Der widerliche Leichengestank hatte sich nicht verflüchtigt. Es konnte auch ein Ghoul sein, der hier sein Erbe hinterlassen hatte. Es war nur ein flüchtiger Gedanke, der mir durch den Kopf glitt. Für mich war es wichtiger, überhaupt etwas herauszubekommen.

Der silberne geweihte Talisman rutschte an der Brust hoch, erreichte den Halsausschnitt, und es dauerte nur noch wenige Augenblicke, da lag er frei.

Rasch streifte ich die Kette über den Kopf, weil ich das Kreuz völlig freihaben wollte.

Da passierte es.

Der Wind traf uns beide.

Allerdings war er nicht frisch. Er verteilte die stinkende Luft nur vor unseren Gesichtern, aber das war nur mehr ein Momenteindruck, denn ich schob die Hand mit dem Kreuz nach vorn und direkt auf den Gestank zu.

Genau das war richtig gewesen. Bisher hatten wir das Wesen nur gerochen, doch nun zeigte es sich …

*

Es ging alles rasend schnell, aber ich hatte den Eindruck, als würde sich das Geschehen zeitverzögert abspielen. Dicht vor meinem Gesicht und sicherlich im Zentrum des Gestanks sah ich eine Bewegung. Dort verdichtete sich die Luft zu einer dünnen Nebelinsel. Zugleich leuchtete das Kreuz in der Mitte auf, und ich sah, dass sich im Zentrum dieser Insel ein Gesicht bildete.

Nein, das war kein Gesicht. Das war schon eine höllische Fratze. Ein Totenschädel, der mit einer grünlich schimmernden Haut überzogen war. Mit glühenden Augen, mit einem bleckenden Gebiss und einem Maul, aus dem der Gestank hervorzischte.

Der Nebel verschwand und damit auch die Fratze. Sie tauchte blitzartig unter und war in ihrer eigenen Welt verschwunden. Für uns nicht mehr sichtbar.

Es hatte keinen Sinn, wenn ich das Kreuz noch länger in der Hand hielt. Ich steckte es in die Tasche, und neben mir atmete mein Freund Suko tief durch.

»Wie schön, die Luft ist wieder rein …«

Das war sie tatsächlich. Nur noch die Reste des Gestanks umwehten uns, ansonsten konnten wir frei durchatmen. Wir hatten die Erscheinung verscheucht.

Sicherheitshalber kontrollierte ich noch mal nach. Ich hielt mein Kreuz dabei wieder offen in der Hand, als ich den Keller durch wanderte, doch eine Reaktion erlebte ich nicht.

»Was beweist das, John?«, fragte Suko, als ich meinen Kontrollgang hinter mir hatte.

»Dass es ein Fall für uns ist. Hast du das hören wollen?«

»Genau.«

Ich rieb über mein Kinn hinweg und dachte daran, wie fremd mir diese Welt letztendlich war. Okay, ich wusste, dass es diesen Internet-Sex gab und dass dies für die Betreiber ein Riesengeschäft war. Ich wusste auch, dass viele junge Frauen sich als Webcam-Girl zur Verfügung stellten, sich vor den Kameras auszogen und wer weiß was anstellten. Aber das war nicht meine Welt, und damit waren wir bisher auch nicht in Berührung gekommen. Ab heute schon, und das auf eine verdammt drastische und blutige Art und Weise.

Trotz allem würden wir die Kollegen der Mordkommission und der Spurensicherung alarmieren müssen, aber um die Auflösung mussten wir uns kümmern.

Suko beschäftigte sich mit dem gleichen Gedanken wie ich, denn er fragte: »Ist das nicht Tanners Gebiet?«

»Ich denke schon.«

»Dann sollten wir ihn auch aus seinem Büroschlaf hochschrecken.«

»Mach du das.«