John Sinclair 1217 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1217 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Todfeind der Templer (5. Teil).

Es war wie verhext. Mallmanns und van Akkerens Pläne klappten perfekt. Besonders der Grusel-Star wollte endlich das tun, was ihm seit Langem vorschwebte.

Zusammen mit Dracula II besetzte er das Kloster der Templer in Alet-les-Bains.

Und ich, ein waffenloser Geisterjäger, stand dabei auf verlorenem Posten.

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 146

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumTodfeind der Templer (5. Teil)Vorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Todfeind der Templer (5. Teil)

Es war wie verhext. Mallmanns und van Akkerens Pläne klappten perfekt. Besonders der Grusel-Star wollte endlich das tun, was ihm seit Langem vorschwebte.

Zusammen mit Dracula II besetzte er das Kloster der Templer in Alet-les-Bains.

Und ich, ein waffenloser Geisterjäger, stand dabei auf verlorenem Posten.

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-3951-9

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Todfeind der Templer (5. Teil)

Der gellende Schrei einer Frau hatte nicht nur mich aus dem Zustand der Angst und Spannung gerissen, sondern auch die blonde Bestie, deren verzerrtes Gesicht mit dem aufgerissenen Vampir-Maul über mir schwebte, bereit zum Biss.

War der Albtraum vorbei? Oder hatte ich mir den Schrei wie all den Horror als Gefangener und als Beute in der verdammten Vampirwelt nur eingebildet?

Es war alles schwierig. Das Gesicht der blonden Vampirin verschwand aus meinem Blickfeld. Ich konnte mich jedoch nicht von der weichen Unterlage herabrollen, denn man hatte mich gefesselt. Die Arme waren nach hinten gezogen worden. Seidentücher waren um meine Gelenke gedreht und mit zwei Pfosten verbunden worden.

Justine Cavallo hatte alle Chancen gehabt, mein Blut zu trinken. Es war auch fast soweit gewesen, und ich hatte schon die Berührung der Zahnspitzen gespürt, dann war der Schrei erfolgt, der uns beide irritiert und mir noch eine Gnadenfrist ermöglicht hatte.

Wer hatte geschrien?

Ich sah keinen Menschen. Auch Justine bekam ihre Probleme. Sie saß neben mir und schüttelte den Kopf, weil sie niemanden entdecken konnte. Dann schaute sie kurz auf mich.

Das Grinsen konnte ich nicht lassen. Ihr gefiel es auf keinen Fall. »Es ist nur eine Galgenfrist!«, flüsterte sie mir zu. »Keine Sorge, ich trinke dich noch leer.«

»Kann ja sein, dass du Konkurrenz bekommen hast.«

»Wieso?«

»Der Schrei …«

Sie schüttelte den Kopf. »Es war ein Zufall, nicht mehr, Sinclair. Du brauchst dir keine Hoffnungen zu machen.«

»Aber du bist irritiert.«

Sie gab mir keine Antwort mehr und rutschte von der Liege, auf der sie mich festgebunden hatte. Neben ihr richtete sie sich wieder auf und blieb stehen. Ich musste zugeben, dass sie verwundert war, denn sie bewegte den Kopf wie jemand, der unbedingt etwas finden wollte und damit seine Probleme hatte.

Eines allerdings stand fest. Der Frauenschrei war in dieser Höhle aufgeklungen. Also musste sich jemand hineingeschlichen haben, der jedoch nicht zu sehen war.

Es mochte daran liegen, dass die Kerzen zwar ein recht gemütliches Licht abgaben, aber kein zu helles. Der Schein ließ auch viele dunkle Inseln zu oder graue schattige, die ich mit meinen Blicken nicht durchdringen konnte.

Ich dachte über den Schrei nach. In Mallmanns Vampirwelt herrschten andere Gesetze. Er war der Herrscher. Was er befahl, das musste getan werden. Mallmann kannte kein Pardon. Ich wunderte mich sowieso darüber, dass er mich seiner neuen Freundin Justine Cavallo überlassen hatte. Mein Blut hätte auch ihm geschmeckt. Aber zwischen ihm und der Cavallo musste es ein besonderes Verhältnis geben, über dessen Hintergründe ich noch nichts herausgefunden hatte.

Justine meldete sich noch immer nicht. Sie war allerdings auf der Hut und bewegte ihren Kopf leicht hin und her. Auch sie hatte den Schrei zumindest als ungewöhnlich eingestuft. Für mich kam noch hinzu, dass er sich angehört hatte wie der eines normalen Menschen. Aber wer davon verirrte sich in diese Welt?

Wieder versuchte ich, mich von meinen Fesseln zu befreien. Es war unmöglich. So sehr ich die Hände auch drehte und an der Seide zerrte, ich kam einfach nicht los. So musste ich mich weiterhin auf die Fremde verlassen.

Nur der Schrei und keine Befehle!

Auch das war leicht irritierend gewesen. Eigentlich hätte sich Justine gar nicht groß darum zu kümmern brauchen, schließlich war nichts passiert, und trotzdem verhielt sie sich so angespannt. Die Störung hatte einfach nicht in diese Welt hineingepasst. Aus diesem Grunde war sie irritiert.

Ich ließ mich wieder zurücksinken, weil es Kraftvergeudung war, wenn ich versuchte, an den Fesseln zu zerren. Damit tat ich mir selbst keinen Gefallen. Auf der Seite liegend, ließ ich Justine nicht aus den Augen. Sie war weiterhin beunruhigt und schlich durch die Höhle.

Sie trug so gut wie keinen Faden am Leib. Nur das Dreieck zwischen den Beinen war durch ein kleines Stück Stoff verdeckt, das auch in eine Streichholzschachtel gepasst hätte. Ansonsten war sie so etwas wie die personifizierte Verführung oder der zu Fleisch gewordene Männertraum. Wer sie sah, der dachte an Sex, aber nicht daran, dass er sein Blut verlieren würde.

Sie strich das lange Haar zurück, das sehr blond und sehr hell aussah. Da war bei der Farbe wohl nachgeholfen worden, aber auch das störte mich nicht. Sie konnte aussehen wie sie wollte, für mich zählten allein die verdammten Zähne, die in meine Haut stoßen und Wunden reißen wollten.

Ich war sauer, weil ich die Fesseln einfach nicht loswurde. Ich konnte meine Beine bewegen, aber das brachte mir auch nichts. So blieb mir nichts anderes übrig, als die blonde Bestie nur mit den Blicken zu verfolgen.

Es gab etwas in dieser Umgebung. In der Höhle musste sich etwas versteckt halten. Das las ich aus Justines Bewegungen ab, die keinesfalls locker ging, sondern sehr auf der Hut war. Auf ähnliche Art und Weise schlichen auch Raubtiere gegen den Wind an ihre Beute heran. Justine musste die Spannung in jeder Faser ihres Körpers spüren. Sie war immer auf dem Sprung. Wäre jetzt eine Beute erschienen, Justine hätte sofort angreifen können.

Es war wieder still geworden. Die Kerzenflammen sahen aus wie feurige und dennoch kalte Finger. Da Justine die Höhle nicht verließ, ging ich davon aus, dass sie die Person, die hier geschrien hatte, auch noch zwischen den rauen Wänden vermutete. Ich verdrehte die Augen und warf einen Blick zur Decke. Dort malten sich die hellen Kreise der Kerzenlichter schwach ab. Sie sahen aus wie Ringe, die ineinander liefen.

Nach dem Erklingen des Schreis hatte ich mich entspannt. Diese Phase war jetzt vorbei. Es gab keinen Erfolg, der sich auf meine Seite geschlagen hätte. Es war wieder alles beim Alten, und ich rechnete jeden Moment damit, dass Justine ihren Gang durch die Höhle beendete und sich wieder der eigentlichen Aufgabe zuwandte.

Sie drehte sich scharf um, als sie den Ausgang erreicht hatte. Bisher war ihr nichts aufgefallen, und als sie jetzt näherkam und ich sie besser erkennen konnte, sah ich wieder das harte Lächeln auf ihren Lippen.

Ich kannte es verdammt gut. Es war eisig. Es zeigte mir an, dass sie sich wieder sicher fühlte. Wieder schaukelte sie in den Hüften, und ihre Brüste machten jede Bewegung mit. Das fast perfekt geschnittene Gesicht glänzte, als wäre die Haut eingeölt worden. Dicht neben meiner Liege blieb sie stehen und schaute auf mich herab.

»Es ist wirklich nur eine Galgenfrist gewesen, Sinclair. Ich kenne den Grund nicht, aber er wird mich nicht daran hindern, dein Blut zu trinken.« Sie streckte ihre Hand aus, berührte meine Brust und fuhr mit den Fingern in die Höhe, bis sie mein Kinn erreicht hatte und es kraulte.

Justine hatte Recht. So leid es mir auch tat, ich konnte nichts dagegen sagen. Sie winkelte das rechte Bein an und drückte es einen Moment später auf die Bettkante, bevor sie den Oberkörper nach vorn senkte und ihre Arme lang machte. Sie begann mich zu streicheln, und ihre Finger bewegten sich dabei um mein Kinn und um meinen Hals herum, als wollte sie genau diese Stellen einer besonderen Prüfung unterziehen.

»Nichts wird mich davon abhalten, dich leer zu trinken«, flüsterte sie mit heiserer Stimme. »Es ist genau das, worauf ich schon so lange gewartet habe.« Ein Schnalzen mit der Zunge machte mir klar, dass die Zeit des Redens vorbei war.

Justine zog auch ihr anderes Bein an, berührte damit die Liege und beugte sich weit nach vorn.

Ich kannte das Ritual. Schon einmal hatte ich es durchlitten. Ich sah ihr Gesicht immer näher kommen und wartete darauf, dass sie sich meinen Kopf zurechtlegte, um den Biss perfekt ansetzen zu können.

Soweit kam es nicht. Diesmal berührten die Spitzen der Zähne nicht mal meine Haut, denn wieder griff jemand ein.

Kein Schrei.

Dafür die Frauenstimme!

»Lass ihn los, Justine!«

*

Diese Stimme!

Verdammt, sie war mir nicht fremd. Ich hatte sie schon gehört. Aber in dieser Situation war es mir nicht möglich, sie einzuordnen. Zu überrascht war ich von diesem Eingreifen.

Auch Justine bewegte sich nicht. Wir mussten uns einfach anschauen, und ich ließ meinen Blick nicht von ihrem Gesicht, in dem die Züge tatsächlich erstarrt waren. Verrückt, aber auch sie war völlig überrascht worden. Der Blick ihrer Augen durchlebte ebenfalls eine Veränderung. Die Gier verschwand allmählich. Ich merkte, dass ein wütender Ausdruck hineintrat. Sie fühlte sich gestört und dann – es mochten Sekunden sein, die mir wie Ewigkeiten vorkamen –, richtete sich Justine Cavallo langsam auf. Sehr langsam, schon provozierend. So warf sie auch ihre blonde Mähne zurück, während sie sich drehte.

Ich schaute auf ihren Rücken. Sie nahm mir den Blick auf die Person, die mich zum zweiten Mal gerettet hatte.

Die Stimme kannte ich. Nur hatte ich noch nicht herausgefunden, wem ich das alles zu verdanken hatte. Da sich Justine nicht von der Stelle bewegte, musste ich meine Lage verändern, schob mich so gut wie möglich zur Seite und hatte endlich ein relativ freies Sichtfeld.

Auch die andere Frau war blond!

Nur trug sie ihre Haar kurz geschnitten und auch strähnig. Hose, Jacke, Schuhe – alles war dunkel, und das Gesicht mit den kühl blickenden Augen zeigte nicht die Spur von Angst.

Die brauchte sie auch nicht zu haben, denn sie war selbst stark genug. Die Person, die in diese Vampirwelt und auch in die Höhle eingedrungen war und mir wie ein herrlicher Traum vorkam, war keine Geringere als Nora Thorn …

*

Nicht zu fassen, nicht zu begreifen!

Ich verlor die Übersicht. Hätte ich die Hände freigehabt, ich hätte mich sicherlich selbst gekniffen, um herauszufinden, ob ich träumte oder nicht.

Es war kein Traum. Die Frau mit dem runden, netten Gesicht und dem herzförmigen Mund gab es tatsächlich. Sie, die so harmlos aussah, aber auch ganz anders konnte. Die von einem Geheimnis umgeben war, das ich bisher noch nicht ergründet hatte. Ansätze waren vorhanden, mehr auch nicht. Ich hatte auch lange nichts mehr von ihr gehört, geschweige denn sie gesehen.

Jetzt war mir auch klar, wer den Schrei ausgestoßen hatte, und ich schöpfte wieder Hoffnung, denn Nora Thorn war bestimmt nicht gekommen, um sich auf die Seite meiner Feindin Justine zu stellen. Wie sie es geschafft hatte, die Vampirwelt zu betreten und sie auch heil zu durchqueren, das war mir ein Rätsel, aber sie war eine Person, die von zahlreichen Rätseln umgeben wurde.

Bestimmt war sie gekommen, um mich zu befreien. Dagegen würde Justine einiges haben, die im Moment nichts tat, weil sie die Überraschung verkraften musste.

»Du bist keine von uns«, würgte sie schließlich hervor.

»Nein.«

»Dann wirst du eben eine von uns werden. Ich habe lange nicht mehr das Blut einer Frau getrunken, aber das lässt sich leicht ändern.«

»Versuche es!«

Die Sicherheit, mit der Nora eine Antwort gegeben hatte, irritierte die Blutsaugerin. Sie war in diesen Augenblicken tatsächlich überfordert. Leider schaute ich nur auf ihren Rücken, ich hätte gern gesehen, was sich in ihrem Gesicht abspielte. Sie dachte jedoch nicht daran, sich zu drehen. Sie konzentrierte sich weiterhin auf die unwillkommene Besucherin, die so gar keine Angst zeigte. So war die blonde Bestie gezwungen, einen Rückzieher zu machen.

Sie versuchte, sich elegant aus der Affäre zu ziehen. Lässig meinte sie: »Mit dir beschäftige ich mich später. Erst will ich von dir wissen, was dich hierher treibt.«

»John Sinclair.«

»Ha, dich auch?«

»Ich will ihn holen.«

Justine wurde noch wütender. »Keine Chance!«

Meine Retterin hob die Schultern. »Glaubst du denn, dass ich so einfach aufgeben werde? Was ich mir einmal in den Kopf gesetzt habe, das führe ich auch durch. Daran solltest du dich gewöhnen. Du wirst mich nicht aufhalten können. John gehört mir. Er weiß das, und ich will, dass er noch so am Leben bleibt, wie ich ihn kenne.«

Derartige Worte waren Justine wohl noch nie gesagt worden. Sie schaffte es nicht mal, eine Antwort zu geben, aber ich wusste, dass Nora Thorn nicht übertrieben hatte, obwohl sie auch für mich noch ein großes Rätsel war.

Ich kannte einfach zu wenig von ihr, aber sie war eine besondere Frau, auch wenn sie wie ein Mensch aussah. Kein Dämon in menschlicher Gestalt, sondern jemand, der ein bestimmtes Schicksal hinter sich hatte.

Nora Thorn gehörte zu den wenigen Personen, die von Außerirdischen entführt worden waren. Sie hatte für eine gewisse Zeit in einer anderen Welt gelebt, und dort war mit ihr experimentiert worden, bevor man sie wieder in die normale Welt entlassen hatte.

Als normal aussehende Person, aber trotzdem als eine veränderte. Man hatte ihr etwas mitgegeben, das sie anderen Menschen überlegen machte. Zudem war sie innerlich verändert worden, denn zwischen ihre Knochen war ein Metall implantiert worden, das anfing zu leuchten, was ich selbst gesehen hatte. Durch dieses Licht war die gesamte Knochenstruktur sichtbar geworden. Zudem war auf sie geschossen worden, aber sie hatte die Kugeleinschläge unverletzt überstanden. Man konnte sie durchaus als eine Superfrau bezeichnen, die sich auch nicht vor einem Blutsauger fürchtete.1

Das alles wusste ich, aber nicht Justine, die sich bestimmt noch wundern würde.

»Gut, ich nehme es hin, dass du unsere Welt betreten hast. Es ist nur fraglich, ob du sie auch wieder so verlassen wirst wie du jetzt aussiehst. Wie immer du zu Sinclair stehst, ich würde es auch spannend finden, wenn ich euer beider Blut trinke. Davon kann ich nie genug bekommen.«

Nora blieb gelassen. »Nein, Justine, das schaffst du nicht. Es ist unmöglich.«

»Wer sagt das?«

»Ich.«

»Und wer bist du?«

»Nora Thorn!«

Justine begann zu lachen. Danach wiederholte sie den Namen einige Male, schüttelte den Kopf und lachte wieder. »Wer ist schon Nora Thorn? Wer will mir in meiner Welt etwas sagen? Keiner, denke ich, denn ich lasse mir nichts sagen und nichts befehlen. Hier herrsche ich. Hier trinke ich das Blut der Menschen, um mich zu kräftigen und überleben zu können. Alles andere interessiert mich nicht.«

»Sinclair gehört mir.«

»Nein!«

Ich meldete mich. »He, keinen Streit. Wie wäre es, wenn ich selbst entscheiden kann?«

Justine drehte sich um. »Halte dich zurück. Du bist noch immer ein Gefangener.«

»Das will ich ändern.«

Justine war es Leid. Es interessierte sie auch nicht, dass Nora dicht hinter ihr stand. Ihr Schrei war mehr ein Fauchen, und zugleich kippte sie mir entgegen.

Ich wusste, dass ich plötzlich in einer verdammten Gefahr schwebte. Ein Vampir beherrscht die Technik des Beißens meisterhaft, und da machte auch jemand wie Justine keine Ausnahme. Sie hatte ihr Maul bereits aufgerissen. Ich sah wieder diesen verdammten Glanz in ihren Augen, spürte die Hände auf meinen Schultern, als Nora Thorn eingriff.

Sie stand hinter Justine, und die Blutsaugerin bekam nicht die Spur einer Chance.

Nora riss sie in die Höhe, packte dann noch einmal zu und stemmte sie über ihren Kopf. Justine schrie wütend auf.

Das half ihr auch nichts. Zwar strampelte sie noch, aber Nora ließ sie nicht los. Sie beugte sich leicht zurück, und einen Augenblick später schleuderte sie sie tief in die Höhle hinein. Das alles sah so leicht und locker aus.

Ich sah von meinem Platz aus Justines Körper durch die Höhle fliegen. Licht und Schatten wechselten sich auch jetzt darauf ab. Dann prallte er irgendwo gegen die Wand. Ich hörte noch den satten Aufschlag und den Aufprall am Boden.

Für Nora Thorn war die Blutsaugerin mittlerweile erledigt. Sie rieb noch mal ihre Hände, drehte sich und stand jetzt direkt vor mir. Ich wollte ihr so viel sagen, aber in diesen Augenblicken war ich einfach sprachlos.

»Manchmal sind wir Frauen eben besser«, sagte sie und strich über meine Wangen.

Ich wusste nicht, was ich da noch sagen sollte. Außerdem fühlte ich mich nicht in der Lage dazu. Es lief einfach alles verkehrt und trotzdem so optimal für mich. Erst jetzt kam mir richtig zu Bewusstsein, dass mich Nora Thorn aus einer aussichtslosen Lage gerettet hatte. Wäre sie nicht gewesen, hätte mich Justine längst leer getrunken. Das musste man sich mal überlegen.

Nora sagte nichts mehr. Sie handelte, während ich noch immer glaubte, einen Traum zu erleben. Meine Retterin beugte sich schräg über mich und machte sich an den Schlaufen der Fesseln zu schaffen. Ihre geschickten Finger lösten die beiden Knoten sehr schnell. Die Seidenbänder fielen nach unten. Sie landeten auf meinem Gesicht, von dem ich sie wegpustete.

»Bist du in der Lage aufzustehen, John?«

»Das denke ich schon.«

»Dann können wir gehen.«