John Sinclair 1224 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1224 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Das Herz der Hexe.

Das Herz der Hexe schlug im Körper einer anderen Frau, die es transplantiert bekommen hatte.

Nur blieb es nicht bei diesem Herz, denn es war noch etwas rübergekommen. Amy Madson dachte und handelte wie eine Hexe, wurde zur Mörderin, floh und wollte endlich ihre Spenderin kennen lernen.

Der waren auch Suko und ich auf der Spur, denn auf sie hatte uns Vincent van Akkeren gehetzt ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 145

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDas Herz der HexeVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Das Herz der Hexe

schlug im Körper einer anderen Frau, die es transplantiert bekommen hatte.

Nur blieb es nicht bei diesem Herz, denn es war noch etwas rübergekommen. Amy Madson dachte und handelte wie eine Hexe, wurde zur Mörderin, floh und wollte endlich ihre Spenderin kennen lernen.

Der waren auch Suko und ich auf der Spur, denn auf sie hatte uns Vincent van Akkeren gehetzt …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-3958-8

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Das Herz der Hexe

Ich werde dich töten und an den Haken hängen wie ein Stück Fleisch, dachte Amy Madson, als sie in die gütigen Augen der Krankenschwester schaute, die aus Malaysia stammte, aber schon seit ihrem zweiten Lebensjahr auf der Insel lebte.

»Geht es Ihnen gut, Amy?«

»Danke, bestens.«

»Das ist wunderbar. Und was ist mit dem Herz?«

»Ein Phänomen«, flüsterte Amy. »Ein wirkliches Phänomen. Ich kann es nicht anders ausdrücken. Ich … ich bin begeistert. Ich bin so dankbar, dass ich ein Spenderherz gefunden habe, Mayri.«

»Das kommt noch. Warten Sie ab, bis die Reha-Zeit vorbei ist. Es wird alles wie von selbst laufen, das kann ich Ihnen versichern.«

»Stimmt. Ich will trotzdem hier raus.«

»Ja, aber erst müssen Sie noch ein wenig hier bleiben. Später werden Sie …«

»Nicht später«, flüsterte Amy, »sondern jetzt.«

»Nein, mein Liebe. So gern ich Sie persönlich aus der Klinik führen würde, aber das geht nicht.« Die Schwester mit dem ungewöhnlichen Namen schüttelte bedauernd den Kopf. Sie hatte eine wunderbare Art, sich auf die Menschen einzustellen. »Sie dürfen sich darauf nicht zu sehr fixieren, Amy. Das hier ist auch keine Neurologie oder keine Klappsmühle. Das hier ist eine Reha-Klinik. Es ist der erste große Schritt zurück ins normale Leben.«

»Hier bin ich nicht frei!«

»In zwei Wochen sind Sie es, Amy. Versprochen. Ich kenne mich aus, denn ich mache den Job schon lange genug!«

Zu spät, du Sau!, dachte Amy. Ich mache dich fertig! Ich kille dich!

Wie Blitzeinschläge huschten die Gedanken durch Amys Kopf. Sie erschrak nur für einen Moment, dann zeigte ihr Gesicht ein Lächeln. Zum Glück konnte die Schwester keine Gedanken lesen, und so ahnte sie nicht, womit sich die Patientin beschäftigte. Aber sie spürte schon eine gewisse Veränderung, denn ihr fiel auf, dass das Lächeln nicht so echt war. Auch das war normal. Die Patienten, die hier eingeliefert wurden, gehörten zu den Menschen, die Schlimmes hinter sich hatten. Körperlich mochten sie geheilt sein, seelisch allerdings nicht. Da blieb noch manches an Aufarbeitung zu tun, bis wieder die Normalität eingekehrt war.

»Ich lasse Sie jetzt allein und komme später noch mal mit dem Essen zurück.«

»Ist gut. Was gibt es denn?«

Mayri lächelte. »Da sollten Sie sich überraschen lassen. Bei der Wärme wird es ein leichtes Mahl sein.«

»Ist schon gut.«

Die Schwester mit der zarten Figur zog sich zurück. Sie stieß die Tür des Balkons auf und verschwand im Zimmer, während Amy Madson sitzen blieb, die Beine hochgelegt hatte und über die Brüstung hinweg in den Klinikgarten schaute, der zwar vom Sonnenlicht erfüllt war, in dem sich jedoch nicht viele Menschen aufhielten, weil es selbst in dieser frühen Abendstunde noch zu heiß war. Es gab zwar Bäume, die Schatten spendeten, aber er war einfach zu wenig. Die meisten Rasenflächen lagen in der verdammten Glut. Am Rande des Gartens stand ein sich um die eigene Achse drehender Wasserspender. Er schleuderte die Tropfen in die Luft, die im Sonnenschein blitzten wie edle Steine.

Ein Gärtner schob eine kleine Karre vor sich her. Er hatte sie allerdings nicht mit Laub beladen, sondern mit Getränken, die er in den Schatten brachte.

Die Klinik war ein kleines Paradies für sich. Hier lebte es sich wunderbar. Sie hatte so gar nichts mit den englischen Krankenhäusern zu tun, in denen es oft drunter und drüber ging, weil die Kosten voll explodiert waren und man auch vergessen hatte, bestimmte Renovierungsarbeiten vorzunehmen.

Wer hier zur Behandlung herkam, musste die Kosten selbst aufbringen. Amy brauchte das nicht. Ihr Arbeitgeber zahlte. Er wollte die hochqualifizierte Mathematikerin unter allen Umständen behalten, und wenn das neue Herz das alte richtig ersetzt hatte, würde alles wieder normal laufen.

Ich sollte sie in Stücke schneiden und den Bluthunden zum Fraß vorwerfen!

Wieder schoss Amy der Gedanke durch den Kopf, gegen den sie sich nicht wehren konnte. Seit Tagen schon war das so. Zuerst hatte sie sich erschreckt, sie war tief verunsichert, doch sie hatte sich davor gehütet, etwas zu sagen, obwohl man ihr hier in der Klinik hätte helfen können. Da war auch eine innere Warnung vorhanden, auf keinen Fall etwas preiszugeben. Es war wichtig, dass sie es für sich behielt. Es musste weitergehen. Sie stand erst am Anfang, aber die Gedanken waren immer stärker geworden.

In der letzten Zeit hatten sie sich auf Mayri konzentriert und waren nicht mehr so allgemein gewesen. Sie stand an der Spitze, denn sie war auch greifbar.

Ich werde sie töten! Ich bringe sie um! Heute Abend noch! An den Fleischerhaken mit ihr!

Eine Hitzewelle schoss durch Amys Körper und setzte sich in ihrem Kopf zusammen wie ein Glutofen, der auch nach außen hin abstrahlte. In ihren Augen »brannte« es ebenfalls. Dort glich der Wille einem Feuer, das alles verzehren wollte, und sie spürte den Strom der Kraft, der auf sie wie ein Motor wirkte.

Amy umfasste mit beiden Händen die Lehnen des Stuhls und erhob sich mit einer gleitenden Bewegung. Sogar recht schnell, nicht wie eine Rekonvaleszentin, die noch unter den Nachwirkungen einer schweren Operation zu leiden hatte.

Sie blieb vor ihrem Stuhl stehen. Nicht der geringste Schwindel hielt sie umklammert. Locker schaute sie von der ersten Etage hinab in den Park, in dem die Schatten jetzt etwas länger geworden waren und sich mehr Wassersprenger drehten.

Sie gierte danach, einen Menschen zu töten. Ihn zur Hölle zu schicken, damit der Teufel seine Freude hatte.

Scharf saugte sie die Luft ein und trat dicht an die Brüstung heran. Sie legte ihre Hände darauf, und der Blick glitt wieder nach unten. Sie sah zwei Angestellte über den schmalen Weg gehen. Ältere Frauen, die in der Klinik putzten.

Auch ihnen hätten sie am liebsten ein Messer in den Rücken gestoßen, doch sie riss sich zusammen. Nur kein Aufsehen erregen. Nur keinen Verdacht auf sich lenken. Die Leute einfach im Unklaren lassen und ihnen etwas vorspielen.

Sie war perfekt. Sie war die Beste. Sie war fast wieder wie früher, nur mit eben dieser leichten Veränderung, denn das Böse machte ihr nichts mehr aus. Sie beschäftigte sich damit wie früher mit den komplizierten Berechnungen über Wirtschaftssysteme. Sie war einfach anders geworden und akzeptierte die Hölle.

Opfer bringen. Menschen töten. Spaß daran finden, so sah jetzt ihr neues Leben aus oder würde es aussehen. Noch musste ein Anfang gemacht werden, aber sie war überzeugt, dass sie auch diesen finden würde. So sah ihr Schicksal aus. Er traf sie nicht mal schlimm, wenn sie so dachte. Die Dinge mussten unter Verschluss gehalten werden, bis sie schließlich eskalierten und das erste Blut floss.

Amy Madson drehte sich um. Sie wollte zurück ins Zimmer gehen. Zuvor lauschte sie noch auf den Schlag des neuen Herzens, und sie nahm ihn überdeutlich wahr.

Das Herz schlug immer mehr wie eine große Pumpe, und jeder Schlag trieb einen neuen finsteren Gedanken in ihr hoch. Alles drehte sich bei ihr um Mord und Tod. Sie liebte die Toten. Sie mochte es, wenn sie persönlich sie umbrachte. Die Botschaft war da, und sie würde ihr nicht entkommen können und auch nicht wollen.

Das Zimmer war geräumig und mit hellen Möbeln eingerichtet. Man wollte die Menschen nicht in einer düsteren Atmosphäre sitzen lassen. Wer hier eingeliefert wurde, der sollte sich wohl fühlen und nicht vor sich hingrübeln.

Bilder mit freundlichen Motiven schmückten die Wände. Malereien aus der Natur. Blühende Wiesen, getupft mit Sommerblumen, und ein stets blauer Himmel.

Ich will Blut sehen! Ich will Blut sehen …!

Wieder erwischten sie die Gedanken, die mittlerweile schon zu Vorsätzen geworden waren. Hammerschläge aus dem Unsichtbaren, denen sie nicht entwischen konnte.

Amy lächelte. Es war ein kaltes, böses Lächeln. Sie ging zu dem Regal, in dem einige Bücher standen. Mathematische Werke, die sie hatte kommen lassen. Sie war schon lange raus aus dem Geschäft und wollte ihren Geist wieder trainieren.

Als sie nach einem Buch griff, dessen Inhalt sich der philosophischen Betrachtung der Mathematik beschäftigte, hörte sie von draußen her ein bestimmtes Geräusch.

Auch das hatte sich bei ihr verändert. Nicht, dass sie das Geräusch der Schritte hörte, das war nicht das Problem. Sie dachte daran, dass sie es vernahm, obwohl die Person noch nicht die Nähe der Tür erreicht hatte und ziemlich weit davon entfernt war. Das Gehör war geschärft worden, wie alle ihre Sinne, und deshalb fühlte sich Amy manchmal wie auf dem Sprung.

Und sie hatte herausgefunden, dass es nicht Mayri war, die sich ihrer Zimmertür näherte. Ein anderer wollte zu ihr. Amy erkannte es an den Schritten, und sie wusste zugleich, um wen es sich handelte. Das war kein anderer als der junge Robin, der so etwas wie eine Ausbildung in der Klinik durchzog und erst mal Mädchen für alles war.

Warum kam Mayri nicht, verdammt? Sie hatte es doch versprochen. Mit Robin konnte sie nicht viel anfangen. Okay, sie hätte ihn auch getötet, aber Mayri gefiel ihr besser.

»Verdammt auch«, flüsterte sie und stellte das Buch wieder zurück in das Regal.

In diesem Augenblick hatte Robin die Zimmertür erreicht und klopfte. Er wartete die Antwort nicht ab, öffnete und ließ die Tür offen, als er den mit einer Haube abgedeckten Teller vom Wagen nahm, ihn in das Zimmer brachte, freundlich lächelte, dabei grüßte und den Teller schließlich auf den Tisch stellte.

»Welchen Tee darf ich Ihnen bringen, Amy?«

Sie schaute auf Robins feuerrote Mähne. »Keinen, mein Junge. Ich werde Wasser trinken. Im Kühlschrank ist noch genug vorhanden.«

»Gut, wie Sie wollen.«

Schlag ihm den Schädel ein! Lass sein Gehirn spritzen! Mach ihn nieder …

Wieder waren die Gedanken da. Stromstößen gleich malträtierten sie die Frau, aber Amy Madson riss sich zusammen, blieb locker und lächelte Robin zu.

»Danke, mein Lieber.«

»Lassen Sie es sich gut schmecken, Amy.«

»Werde ich.«

»Und einen schönen Abend noch.«

Er wollte gehen und hatte sich schon umgedreht, aber Amys Ruf hielt ihn zurück. »He, Robin!«

Er blieb stehen und drehte sich. »Bitte, Amy?«

»Hast du eigentlich eine Freundin?«

Robin war so überrascht, dass er nicht wusste, was er sagen sollte. Er bekam sogar einen leicht roten Kopf, worüber sich Amy Madson amüsierte.

»Ja, die habe ich.«

»Und?« Sie forderte ihn durch eine Geste auf, mehr zu erzählen.

Robin grinste etwas verkniffen. »Nun ja, wir … wir … kennen uns noch nicht sehr lange. Aber sie ist echt cool.«

»Wie heißt sie denn?«

»Nathalie.«

»Toller Name.«

»Sie kommt aus dem Osten.«

»Dort gibt es sehr schöne Mädchen, das weiß ich.«

»Wenn Sie das sagen.«

»Wie alt ist sie denn?«

»Sie wird in der nächsten Woche neunzehn!«

»Toll. Gutes Alter. Da ist man noch frisch. Habt ihr es schon miteinander getrieben? So richtig heftig, meine ich?«

Robin wusste nicht, was er sagen sollte. Ihm blieb die Luft weg. Er ärgerte sich auch, dass er noch roter anlief. Mit einer derartigen Frage hatte er nicht gerechnet, und er schaute auf Amy Madson, die mit einem lauernden Ausdruck im Gesicht auf der Stelle stand und dabei mit der Zungenspitze über ihre Lippen leckte.

Er räusperte sich. Verfluchte die eigene Verlegenheit. »Ich … ich … muss jetzt gehen. Tut mir Leid. Einen … einen schönen Abend noch.«

»He, Robin, warte. Wir könnten es doch auch …«

Er war weg. Er hämmerte die Tür zu, und das scharfe Lachen der Patientin erreichte ihn noch auf dem Flur.

Amy ballte die Hände. Sie schüttelte sich. Sie lachte noch weiter, bis das Geräusch in ein Kichern überging und allmählich verklang. Dann schüttelte sie den Kopf, während sie vor sich hinflüsterte, wie verlegen die jungen Leute doch waren.

Sie fühlte sich mit ihren 40 Jahren zwar auch noch nicht alt, aber das war kein Vergleich zu Robins Alter. Da dachte man eben noch anders, doch auf der anderen Seite waren die jungen Körper toll. Sie wünschte es sich, es mit ihm zu treiben. Egal wo, und dann, wenn er erschöpft war, würde sie das tun, was ihr die Stimmen einflüsterten.

Amy ging dorthin, wo der abgedeckte Teller auf dem Tisch stand. Der halbrunde Metalldeckel ließ keinen Blick auf ihn zu, doch sie konnte das Essen riechen. Der scharfe Speckgeruch stieg in ihre Nase.

Amy hob den Deckel ab.

Eier, Speck und Nudeln. Das alles zusammengemischt zu einem regelrechten Eintopf, der geschmacklich sicherlich ausgezeichnet war. Sie hielt die Haube noch in der Hand, hielt den Blick gesenkt und schaute auf die Nudeln.

Sie bewegten sich plötzlich vor ihren Augen und wechselten ihre Farbe. Das Helle verschwand, dafür wurden die Nudeln grau und unansehnlich und begannen sich plötzlich zu bewegen, sodass Amy den Eindruck hatte, nicht mehr Nudeln auf dem Teller liegen zu sehen, sondern eine Armee von widerlichen Würmern.

Es machte ihr nichts. Sie lachte. Mit dem linken Zeigefinger fuhr sie in das Essen und sorgte dafür, dass sich die Würmer über den Finger drehten. Amy Madson genoss es. Sie glaubte fest daran, von einer anderen Person geführt zu werden. Sie war nicht allein. Jemand lauerte im Hintergrund. Er hatte seine Botschaft geschickt, und er war jemand, der zu den Mächtigsten der Welt gehörte.

Sie zog den Finger wieder aus dem Gewürm hervor, das sich zurück in die normalen Nudeln verwandelt hatte.

»Schweiß Fraß!«, schimpfte sie. Dann hob sie den Teller an und kippte das Zeug nebenan in die Toilette. Sie wollte nicht essen. Für sie waren andere Dinge wichtiger.

Sie dachte an Mayri, die Schwester. Sie musste kommen. Das spürte Amy. Und wenn sie kam, dann …

Ihre Gedanken endeten. Dafür kicherte sie wie ein Teenager und presste schließlich die Hand vor den Mund, um das Kichern zu ersticken. Es ging ihr gut. Jetzt wieder. Der Gedanke, dass die Überraschungen noch nicht vorbei waren, trieb sie an.

Im Gegenteil – ihre Zeit kam erst noch!

*

Die E-Mail erreichte mich kurz nach der Mittagspause, die ich im Büro schlafend verbracht hatte, denn London erlebte einen verdammt heißen Tag. Ich hatte nicht nur geschlafen, sondern auch geträumt, und zwar vom letzten Fall an der Ostsee, der eigentlich zu einem Urlaub hätte werden sollen, sich aber dann zu einem hochdramatischen Spiel um Leben und Tod entwickelt hatte.

Suko war in die Kantine gegangen, aber auch dort war es nicht kühler. Er hatte Glenda mitgenommen, die sich einen kleinen Salat gönnen wollte, der dort angeblich frisch war und sich gut essen ließ.

Ich hatte lieber geschlafen und wachte recht erfrischt, aber verschwitzt auf, denn eine Klimaanlage besaß unser altes Büro nicht. Auch keinen Computer, der aber stand nebenan und wurde von unserer Assistentin Glenda bedient.

Ich nahm die Beine vom Schreibtisch, spürte meinen Rücken schon, weil ich nicht eben gesundheitsförderlich gelegen hatte und machte trotz der Hitze einige Streckübungen, um die alten Knochen wieder in die richtige Form zu bringen.

Die grelle Sonne hatte ich ausgesperrt. Vor dem Fenster hingen Jalousien, und sie waren fast zugezogen worden. Nur dünne Spalte blieben offen, durch die wenig Licht sickerte und im Zimmer ein Streifenmuster hinterließen.

Die Pause lief offiziell noch und ich überlegte, ob ich ebenfalls in die Kantine gehen sollte. Ein Schluck Wasser hätte mir jetzt gepasst, doch ich ließ es bleiben und ging erst mal nach nebenan in Glendas Büro. Es war zu riechen, wer hier residierte, denn der Duft ihres Parfüms hing noch wie ein unsichtbarer Schleier in der Luft. Es war ein frischer Geruch, der mich an Gras erinnerte und an Kräuter auf einer Wiese.

Bis mein Blick auf den Bildschirm fiel.

Und dort blinkte der elektronische Briefkasten.

Post!

Annehmen oder nicht? Viel Lust hatte ich nicht, aber mein Pflichtbewusstsein siegte, und so nahm ich vor dem Ding Platz und öffnete den Briefkasten.

Die Nachricht galt mir, uns, ganz wie man wollte, und plötzlich hatte ich meine Umgebung vergessen. Aus der Hitze war Kälte geworden, die meinen Rücken entlangkroch, denn was ich da zu lesen bekam, war keine fröhliche Botschaft.

Ich sprach die einzelnen Wörter leise vor mich hin, und der Schauer auf dem Rücken blieb.

»Baphomet zum Gruße, Sinclair. Wie du jetzt siehst, gibt es mich noch. Ich bereite vieles vor, um dann zuschlagen zu können. Wirst du jetzt nervös? Solltest du auch. Aber ich will dich nicht im Unklaren lassen. Ich gebe dir einen Tipp. Suche die herzlose Hexe …«