John Sinclair 1235 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1235 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Das Mord-Phantom.

Das Mord-Phantom treibt sein Unwesen.

Aber wer war das Phantom? Dieses Rätsel beschäftigte Suko und mich. Ein ehemaliger Kollege hatte uns auf die Spur gebracht, weil sich seine Frau erschreckend verändert hatte und in der Nacht mit einem mörderischen Messer auf Menschenjagd ging ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 142

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDas Mord-PhantomVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Das Mord-Phantom

Das Mord-Phantom treibt sein Unwesen.

Aber wer war das Phantom? Dieses Rätsel beschäftigte Suko und mich. Ein ehemaliger Kollege hatte uns auf die Spur gebracht, weil sich seine Frau erschreckend verändert hatte und in der Nacht mit einem mörderischen Messer auf Menschenjagd ging …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-3969-4

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Das Mord-Phantom

Schmerzen – wahnsinnig, nicht zum Aushalten! Schreie – Jammern und Weinen!

Dickes, dunkelrotes Blut, das sich wie zwei, große Ringe verteilte und an einer bestimmten Stelle nach unten tropfte.

Starre, glasige Augen, die auf Handgelenke blickten.

Dann eine Stimme. Leise und stöhnend, aber durchaus verständlich. »Tot, ich will tot sein, nur tot …«

Der schwarzhaarige Lockenkopf grinste mich an, als wollte er mir im nächsten Moment ein Messer zwischen die Rippen stoßen.

Er tat es nicht, sondern sagte statt-dessen: »Das ist ein Klub!«

Damit hätte für mich alles klar sein müssen. Ich hätte auf dem Absatz kehrtmachen und verschwinden müssen, doch genau das tat ich nicht, sondern gab dem Typen eine Antwort, die er wohl nicht erwartet hatte.

»Ich weiß, dass es ein Klub ist.«

Der Schwarzhaarige zuckte. »Ähm – dann hau ab!«

»Ich bin aber verabredet.«

Das wollte er mir nicht glauben, denn er schaute mich vom Kopf bis Fuß an. Einer wie ich passte nicht in dieses Raster hinein. Aber er war auch vorsichtiger geworden und fragte sicherheitshalber noch mal nach. »Mit wem denn?«

Bevor ich ihm eine Antwort geben konnte, hörte der Gelockte hinter seinem Rücken eine Männerstimme.

»Mit mir!«

Hinter dem Kerl war ein Mann erschienen, der mir zuwinkte und zugleich mit den Fingern schnippte.

Der Türsteher drehte sich erst gar nicht um. Er trat sofort zur Seite, damit ich Platz hatte und den ersten langen Schritt in das Etablissement hineintun konnte, das auf den sinnigen Namen Höhle hörte, was nicht mal falsch war, denn den Gast umgab sofort eine gewisse Düsternis, wie man sie vielleicht auch in einer Höhle fand.

Ich gelangte in einen Vorraum. Halbdunkel, seichte Musik, eine Garderobe, recht wenig Licht, aber eine Lampe gab ihr Licht über einer Tür ab.

Neben einem Schemel, der wohl für den Türwächter gedacht war, stand der Mann, mit dem ich tatsächlich verabredet war.

Er hieß Tim Wilde, und er hatte seine Lippen zu einem bedauernden Lächeln verzogen. Bevor er sprach, hob er noch die Schultern. »Manchmal sind die Leute eben komisch,.«

»Der Treffpunkt ist auch seltsam.«

Wilde lächelte. »Aber sicher. Außerdem wundert es mich, dass du allein gekommen bist.«

»War das nicht verabredet?«

»Schon. Aber sonst seid ihr immer zu zweit. Ohne deinen chinesischen Partner bist du kaum vorstellbar.

»Nun übertreibe mal nicht.«

Tim Wilde klopfte mir auf die Schulter und hielt mir dann die Tür auf, sodass ich das Zentrum der Höhle betreten konnte. Es wurde nicht viel heller. Das Lokal hier firmierte als Klub, war auch als solcher eingetragen, und so konnte man sich die Gäste aussuchen, die sich allerdings an diesem Abend rar gemacht hatten, denn der düstere Raum war nicht mal bis zur Hälfte gefüllt. An den Tischen und an der Theke hockten vereinzelt Männer zusammen. Ich wunderte mich darüber, dass keine Frau zu sehen war. Bevor ich Tim danach fragen konnte, kam mir die Erleuchtung von allein.

Es gibt eben Lokale, in die nur Männer gehen, weil diese Gäste mit Frauen nicht viel anfangen können. Das hatte ich von Tim Wilde nicht gewusst.

Er las meine Gedanken. Als er mich zu einem Zweiertisch führte, begann er zu lachen und sagte dann: »Ich weiß ja, was du denkst, John, aber dem ist nicht so.«

»Was denke ich denn?«

»Dass ich schwul bin.«

»Und wenn, würde es mich nicht stören.«

»Alles klar, aber das bin ich nicht. Werde ich dir auch gleich genauer erklären. Ich bin auch nicht heimlich schwul. Ich habe diesen Treffpunkt nur ausgesucht, weil er mir am sichersten erscheint. Hier werden uns so schnell keine Bekannten über den Weg laufen.« Er deutete auf einen Stuhl. »Setz dich.«

Das tat ich auch und spürte sehr bald unter mir eine weiche Unterlage, sodass ich das Gefühl hatte, in einem Sessel zu sitzen. Selbst die Rückenlehne war gepolstert, was mir ebenfalls gefiel, und als Tim Wilde mich fragte, was ich trinken wollte, entschied ich mich für einen Scotch und eine kleine Flasche Wasser.

»Das nehme ich auch.«

Es bedienten Männer, die sich wie Schatten bewegten, so unauffällig waren sie.

Auch das Lokal selbst war nicht besonders hell. Die Lichter waren an gewissen strategischen Stellen verteilt, um die Gäste nicht zu stören. Allerdings war es nicht zu dunkel, sodass die Getränkekarte noch gelesen werden konnte.

Ich konnte mein Gegenüber auch sehen und musste mir eingestehen, dass sich Tim Wilde schon verändert hatte. Ich kannte ihn von früher. Da hatte er beim Yard gearbeitet. Er war um zwei bis drei Jahre älter als ich, aber sein Haar war bereits grau. In seinem Gesicht zeichneten sich Falten ab, die sich tief in die Haut eingegraben hatten, und unter den recht müde blickenden Augen sah ich dicke Ringe.

Aus der Vergangenheit kannte ich ihn als agilen Menschen, der immer Action brauchte und diese beim Yard nicht so gefunden hatte, wie er es sich vorstellte. Aus diesem Grund hatte er den Job geschmissen und war in die Selbstständigkeit gegangen. Was er tat, wusste ich nicht genau. Detektiv oder Sicherheitsdienst. Vielleicht auch beides. Ich ging davon aus, dass er es mir erklären würde.

Als mich sein Anruf erreicht hatte, war ich schon überrascht gewesen. Ich ging auch davon aus, dass wir uns nicht hier getroffen hatten, um alte Zeiten wieder aufzuwärmen. Er wusste ja, wer ich war, und möglicherweise drückten ihn Probleme, bei denen ich ihm helfen sollte, was ich mal abwarten musste.

Er beobachtete mich und lächelte dann. »Du hast dich nicht viel verändert, alter Eisenfresser.«

»Hör auf. Da brauche ich nur in den Spiegel zu schauen.«

»Na ja, wir werden alle älter.« Er fuhr durch sein Haar. »Schau mich mal an.«

»Das liegt manchmal an den Genen.«

»Nicht bei mir, John. Es ist der Job, und es kommen auch noch andere Dinge hinzu.«

»Dann bist du nach deinem Ausscheiden doch nicht so glücklich geworden – oder?«

»Nein, John. Nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Es war schon ein hartes Ringen.« Er legte eine Pause ein, um sich eine Zigarette anzuzünden.

Währenddessen brachte der Ober die Getränke. Für mich den Whisky und das Wasser, für Tim Wilde ein großes Bier. Wir stießen an, tranken, und ich wartete darauf, was mir der ehemalige Kollege zu sagen hatte.

»Wir haben uns doch bestimmt nicht getroffen, um über die Vergangenheit zu plaudern, denke ich.«

Er ließ den Rauch durch die Nase ausströmen und schaute versonnen ins Leere. »Da hast du schon Recht, John. Es gibt einen handfesten Grund für unser Zusammentreffen.«

»Super. Und der wäre.«

»Es geht um Samantha, meine Frau, auch Sam genannt.«

Jetzt war ich überrascht. »Moment mal, sag nur nicht, dass du verheiratet bist.«

»Doch, das bin ich.«

Ich schüttelte den Kopf. »Das ist wirklich ein Hammer, Tim. Du und verheiratet. Der alte Junggeselle! Herrlich. Das hätte ich nicht gedacht, dass es dich mal erwischen würde.«

»Ist aber so.«

»Wie lange schon?«

Er drückte die Zigarette aus und trank einen Schluck Bier. »Drei Jahre«, sagte er.

»Dann stehst du ja erst am Anfang.«

»Stimmt. Was ist mit dir?«

»Kein Hafen der Ehe hat mich aufgenommen.«

»Ja, ja, stimmt. Das hätte ich sonst auch erfahren. Du bist ja in der Branche bekannt. Ich weiß, dass du immer noch so flott dabei bist, alle Achtung.«

»Ich kann eben nichts anderes.«

Tim lehnte sich zurück und lachte. »Herrlich, wie du das gesagt hast, wirklich super.«

Ich wartete, bis er sich wieder beruhigt hatte. Allmählich wollte ich auf den Kern des Problems zu sprechen kommen. Es war hier zwar gemütlich, vielleicht sogar etwas plüschig und mit einer Atmosphäre, die mich an ein Wohnzimmer erinnerte, aber in meinem Wohnraum fühlte ich mich wohler, deshalb wollte ich die Höhle auch wieder so schnell wie möglich verlassen.

Andere Gäste störten uns nicht. Erst der übernächste Tisch war besetzt, und die beiden Gäste kümmerten sich um sich selbst und hatten für ihre Umgebung keinen Blick. Musik war ebenfalls vorhanden. So sang Barbara Streisand ihre größten Hits. Zum Glück war ihre Stimme so leise, dass sie nicht ablenkte.

Tim Wilde beugte sich wieder nach vorn, und sein Gesichtsausdruck veränderte sich dabei. Er legte auch die Stirn in Falten und sah sehr besorgt aus.

»Um es vorweg zu sagen. Ich mag Samantha. Ich liebe sie. Das hat sich auch in den drei Jahren unserer Ehe nicht geändert. Sie ist toll, ich mag sie, und ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich mich zu einer Frau so hingezogen fühlen könnte.« Er zuckte mit den Schultern. »Man ändert sich eben.«

»Was ist mit ihr?« Inzwischen war mir klar, dass es nicht um Tim ging, sondern um seine Frau.

»Sie mag mich auch.«

»Wo ist das Problem?«

Er lachte mir ins Gesicht. »Problem, John? Nein, damit kommst du nicht aus. Hier geht es nicht um ein Problem, sondern um mehrere.«

»Ich höre.«

»Gut, John. Ein Problem ist Folgendes. Es liegt an meinem Job, den ich in der Regel in der Nacht ausführe. Da bin ich unterwegs. Ich beobachte, ich bewache, und da kann man die Nacht eben nicht nur ausschließen, sie ist sogar am wichtigsten. Ich bin unterwegs. Ich kann nicht bei Sam sein, sie ist also allein.«

Ich streckte ihm meinen Finger entgegen. »Jetzt sag nur nicht, dass sie dich betrügt und ich dir helfen soll.«

»Nein, das auf keinen Fall. Unsinn, sie ist mir treu, und ich bin es ihr auch.«

»Wo liegt dann das Problem?«

»Dass ich nicht bei ihr bin und ihr deshalb nicht helfen kann, John.«

»Wobei?«

Er nahm einen kräftigen Schluck und sagte dann mit leiser Stimme: »Bei ihren Erlebnissen.«

»Ach.«

»Ja, du hast richtig gehört. Bei ihren Erlebnissen. Es ist verrückt, das weiß ich. Ich hätte es auch keinem anderen erzählt, wenn ich nicht wüsste, dass meine Worte bei dir in guten Händen liegen. Aber es ist tatsächlich so. Sie hat in den Nächten Erlebnisse …«

»Träume?«

Er schüttelte den Kopf.

»Was ist es dann? Schlafwandelt sie?«

»Auch das nicht, John. Sie schläft und sie ist trotzdem wach. Und dann sieht sie etwas. Sie sieht eine Gestalt, die um das Haus schleicht, und nicht nur das. Die Gestalt kommt auch zu ihr. Sie dringt einfach in das Haus ein.« Er nickte heftig. »Das muss man sich mal vorstellen. Sie dringt in unser Haus ein, um sie zu quälen.«

»Kannst du mir sagen, was das für eine Gestalt ist? Bestimmt doch kein normaler Einbrecher.«

»Da hast du Recht, kein Einbrecher. Diese Gestalt ist etwas Besonderes, sie ist der Tod, John …«

Ich glaubte, mich verhört zu haben. »Bitte, sag das noch mal, alter Freund.«

»Ja, es ist der Tod. Und das kann ich sogar noch präzisieren. Es ist der Tod als Sensenmann …«

*

Ich war sprachlos und blieb das auch für eine Weile. Dabei schaute ich Tim Wilde an, der mir äußerlich ruhig gegenüber saß, innerlich jedoch kochen musste, das war ihm anzusehen, denn auf seiner Stirn zeichnete sich ein dünner Schweißfilm ab, und sein Atem ging auch nicht eben normal.

»Das weißt du genau, Tim?«, fragte ich schließlich.

»Ja, der Tod als Sensenmann.«

»Ein Sinnbild.«

»Nein, echt.«

Ich strich an meiner halb leeren Wasserflasche entlang und suchte nach den passenden Worten, mit denen ich mein Gegenüber zufrieden stellen konnte. Ich wollte ihn und seine Frau nicht vor den Kopf stoßen, aber diese Geschichte kam mir schon etwas komisch vor, obwohl ich wusste, dass auf der Welt die unglaublichsten Dinge passieren und praktisch nichts unmöglich ist.

»Du glaubst mir nicht – oder?«

Ich drückte mich vor einer präzisen Antwort. »Es ist natürlich schwer, einen Kommentar abzugeben. Das kann alles viele Gründe haben. Deine Frau kann innerlich gestört sein, sie kann träumen, und dann träumt sie eben diese Dinge …«

»Nein, John!«

Er hatte mir die Antwort sehr entschieden gegeben, sodass ich aufhorchte.

»Es ist die Wahrheit. Es ist keine Spinnerei. Sam hat diese schreckliche Gestalt gesehen, und das nicht, als sie träumte. Sie ist ihr im wachen Zustand erschienen.« Er schlug sich gegen den Kopf. »Das muss man sich mal vorstellen!«

»Wann?«

»In der Nacht oder am späten Abend.«

»Aber du hast sie nicht gesehen?«

»So ist es. Ich bekam sie nicht zu Gesicht. Ich kenne die Erlebnisse nur aus den Erzählungen meiner Frau. Aber ich habe keinen Grund, ihr nicht zu glauben.«

»Kannst du dir denn ein Motiv für das Erscheinen dieser Figur vorstellen?«

»Auch nicht.«

»Und was geschieht, wenn sie erschienen ist?«

Tim Wilde legte seinen Kopf zurück und sprach gegen die Decke. »Diese Frage musste kommen, sie ist auch wichtig, und ich kann dir die Antwort geben. Sie hat nichts getan, John, gar nichts. Aber sie hat trotzdem etwas getan, das weiß ich auch, so paradox das klingt. Nur kann sie sich nicht daran erinnern, was geschehen ist. Der Sensenmann hat sie nicht getötet, aber er muss sie irgendwie verschleppt haben oder so, denn wenn sie erwacht …«

»Moment mal«, unterbrach ich ihn. »Was erzählst du da von einem Erwachen?«

»Ja, sie erwacht immer wie aus einem tiefen Traum. Und dann war sie verändert.«

»Kannst du mir das genauer sagen?«

Er beugte sich zu mir hin und sprach sehr leise, als hätte er Angst davor, dass noch jemand mithören könnte. »Sie fühlte sich matt. Sie war völlig erschöpft, und es gab hin und wieder ein Erwachen, da klebte Blut an ihren Händen.« Er nickte mir heftig zu. »So, und jetzt weißt du, warum ich dich habe treffen wollen.«

Ja, das wusste ich. Ich trank auch den letzten Schluck Whisky und danach Wasser. »Hat sie dir das alles erzählt, oder hast du selbst etwas davon gesehen?«

»Ich habe das Blut an ihren Händen selbst gesehen, John. Als sie anfing, mir von ihren Erlebnissen zu berichten, da habe ich sie für eine Spinnerin gehalten und dachte, dass sie alles nur geträumt hatte. Vielleicht war sie auch sauer darüber, dass ich so lange Nächte nicht bei ihr war, und wollte Aufmerksamkeit heischen. Mir ging alles Mögliche durch den Kopf, aber ich konnte zu keinem Ergebnis kommen. Es war einfach unmöglich für mich. Ich bin ratlos. Ja, so sehen die Dinge aus.«

»Hast du was unternommen?«

»Klar und wie. Ich habe geredet, ich habe auf sie eingesprochen. Ich riet ihr, zu einem Arzt zu gehen. Ich wollte, dass sie sich in therapeutische Behandlung begab, aber das hat sie nicht getan. Sie hat es stets abgelehnt. Sie wollte sich nicht therapieren lassen, denn sie war der Meinung, dass dies Dinge waren, die sie nur persönlich etwas angingen und mit denen sie fertig werden musste.« Er verdrehte die Augen, und der Schweiß auf seiner Stirn war jetzt dicker geworden. »Ich habe sie angefleht, aber sie hat nur den Kopf geschüttelt und gemeint, dass ich mich mit gewissen Vorgängen eben abfinden muss, wenn ich weiterhin mit ihr leben will.«

Ich hatte genau zugehört und stellte jetzt meine Frage: »Du hast von persönlichen Dingen gesprochen, zu denen du wahrscheinlich keinen Zugang hast.«

»So ist es.«

»Kannst du mir denn sagen, was das für Dinge waren? Nein, falsch. Hast du eine Vorstellung von dem, was es sein könnte?«

»Überhaupt nicht«, flüsterte er. »Da kannst du mich steinigen oder was auch immer. Ich habe einfach keinen blassen Schimmer. Und sie hat sich mir gegenüber auch nicht offenbart, das muss ich ebenfalls noch sagen. Sie ist sehr schweigsam gewesen, was gewisse Abschnitte ihrer Vergangenheit angingen.« Er hatte inzwischen ein neues Bier bekommen und sich auch eine weitere Zigarette angezündet. »Ich habe mir dann in den Nächten frei genommen und bin bei ihr geblieben. Weißt du, John, was dann geschehen ist? Weißt du das?«

»Nein, aber ich kann es mir denken.«