John Sinclair 1239 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1239 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Bilderbuch des Schreckens.

Wer ist das geheimnisvolle Skelett, in dessen Besitz sich das Buch befindet?

Ein vierzehnjähriger Junge will es herausfinden und gerät in seinen Bann. Er muss erkennen, dass Bilder lebendig werden können und den Schrecken in die normale Welt der Menschen bringen ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 148

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumBilderbuch des SchreckensVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Bilderbuch des Schreckens

Wer ist das geheimnisvolle Skelett, in dessen Besitz sich das Buch befindet?

Ein vierzehnjähriger Junge will es herausfinden und gerät in seinen Bann. Er muss erkennen, dass Bilder lebendig werden können und den Schrecken in die normale Welt der Menschen bringen …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-3973-1

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Bilderbuch des Schreckens

Aus dem Dunkel der Nische löste sich die Frau, lief mit wenigen schnellen Schritten zu der Haustür und stellte sich davor.

»Nein, Tommy, nein!«, sagte sie scharf. Deutlich war die Furcht zu hören, die in ihrer Stimme mitschwang. »Geh nicht.«

Tommy Olden, der Vierzehnjährige, blieb stehen. Er schaute seine Mutter an. Ihr Gesicht zeigte im schwachen Lichtschein mehr Schatten als helle Haut. Scharfe Falten zeichneten die Ränder der Mundwinkel nach. Die hellen Augen sahen traurig aus – wie die einer Verliererin.

Janet Olden wusste auch, dass sie verlieren würde wie immer. Es brachte nichts, wenn sie versuchte, ihren Sohn daran zu hindern, mitten in der Nacht das Haus zu verlassen. Janet tat es mehr für sich, um sich zu beweisen, dass sie doch nicht ganz aus dem Rennen war, auch wenn ihr die Erziehung des Jungen längst entglitten und von anderen Mächten übernommen worden war …

Tommy schüttelte den Kopf. Er war nicht aggressiv, er wirkte sogar ein wenig leidend. »Ich muss gehen, Mum, das weißt du doch. Ich kann eben nicht anders.«

Ja, sie wusste es. Aber sie wollte es nicht wahrhaben. Sie rang nach Luft und suchte zugleich nach einem Gegenargument, das Tommy zwang, doch noch im Haus zu bleiben, aber es klappte einfach nicht. Jedes Wort war überflüssig.

»Bitte, Mum, geh von der Tür weg …«

»Tommy! Tommy – ich … ich …« Janet verstummte. Sie hatte nur seinen Blick gesehen, senkte den Kopf und flüsterte die nächsten Worte gegen den Fußboden. »Schon gut, Junge, schon gut. Ich weiß ja, dass es nicht anders geht …«

Sie drehte sich zur Seite und gab den Weg frei.

Tommy nickte. »Danke, Mutter. Leg dich hin. Denke nicht an mich. Morgen, wenn du aufwachst, liege ich wieder in meinem Bett, und alles ist in Ordnung.«

Ja, für dich, dachte Janet Olden. Für dich ist alles in Ordnung, aber nicht für mich. Da laufen die Dinge anders. Da verzehre ich mich vor Angst und …

Ihre Gedanken brachen ab, als Tommy mit einer Hand über ihre linke Wange strich. »Du musst immer daran denken, dass ich mich wohl fühle, Mum. Es ist alles nicht schlimm.«

»Sag das nicht, Junge.«

»Doch, Mum, echt.«

Er öffnete die Tür. Sie ließ sich schwer aufziehen, die alte Haustür, aber das war schon immer so gewesen. Janet stand wie verloren im Bereich des Eingangs und schaute auf den Rücken ihres Sohnes, der mit einem langen Schritt das Haus verließ und in die Dunkelheit hineinging.

Tommy würde nicht mal weit gehen. Er würde sogar auf dem Grundstück bleiben. Nur bis zum Gartenhaus, und genau dort würde er dann die restlichen Stunden der Nacht verbringen, wie er das so oft schon getan hatte. Am Morgen war er immer zurück. Da lag er in seinem Bett, schaute gegen die Decke, war in seinen eigenen Gedanken und Erlebnissen gefesselt, ohne großartig etwas zu sagen.

Es ging schon seit geraumer Zeit so. Janet kannte den Grund, aber sie war einfach zu schwach, um etwas dagegen zu unternehmen. Es war eben das Schicksal, und sich dagegen zu stellen, hatte keinen Sinn. Das konnte der Mensch nicht beeinflussen.

Und so ließ sie ihren Sohn gehen, auch wenn in ihren Augen die Tränen schimmerten …

*

Tommy Olden hatte die schützende Wärme des Hauses verlassen und war hineingetreten in die Kälte der Nacht. Sie war nicht klar. Feuchtigkeit hatte sich zu Nebelfahnen zusammengedrängt und schwang über die Landschaft hinweg wie breite Tücher. Aber der Dunst war nicht so stark, als dass er die Sicht völlig genommen hätte, und so konnte sich Tommy orientieren, was er eigentlich nicht brauchte, denn auf dem Grundstück kannte er sich aus. Sein Weg führte um das Haus herum, das von der schmalen Straße her erst beim zweiten Blick zu entdecken war, weil es von zahlreichen Bäumen fast verdeckt wurde.

Es war das Haus im Wald, zu dem auch ein großes Grundstück gehörte. Das allerdings breitete sich hinter dem Gebäude aus und schien nicht mehr aufhören zu wollen.

Der Herbst hatte seine Spuren hinterlassen und dafür gesorgt, dass die Natur ihr Kleid veränderte und es schließlich verlor. So waren die in vielen Farben schimmernden Blätter zu Boden gefallen und hatten einen bunten, feuchten Teppich auf dem Gras und dem Humus gebildet, dessen Oberfläche an manchen Stellen so weich war, dass Tommy mit den Füßen einsank. Das Laub raschelte weniger als bei Trockenheit. Der Dunst hatte es feucht werden lassen, und so klebten viele Blätter zusammen.

Tommy ging seinen Weg und schaute kein einziges Mal zurück zum Haus, obwohl er wusste, dass seine Mutter dort stand und ihm durch ein Fenster nachschaute.

Er liebte sie. Er hätte ihr nie wehtun können. Aber er wusste auch, dass er einen bestimmten Weg gehen musste und sie ihn nicht daran hindern konnte.

Es war ein Weg, der kaum erklärbar war. Zumindest nicht rational. Der Weg des Schicksals wäre vielleicht treffend gewesen, und so sah Tommy Olden ihn dann auch.

Er ging weiter. Die Hände hatte er in den Taschen seiner Wolljacke vergraben. Die Füße schleuderten manchmal Blätter in die Höhe. Er brauchte keine Lampe, als er durch die gespenstische Welt schritt, in der die Bäume und Büsche durch den Dunst eingepackt waren und wie wartende Gespenster wirkten, die irgendwann aus ihrem Schlaf erwachten, um über die Menschen herfallen zu können.

Der volle Mond stand am dunklen Himmel. Wenn die Bäume den Blick frei gaben, hätte er ihn sehen können, aber vor dem unendlichen Stausee des Himmels trieben die Schleier, und nur wenn Tommy Glück hatte, sah er den Mond als kalten weißen, verschwommenen Fleck, der so fern und unerreichbar für ihn war.

In der relativen Nähe des Hauses standen die Bäume noch nicht so dicht. Das änderte sich erst an der Rückseite des Grundstücks, obwohl dort keine Grenze eingezeichnet war. Es gab keinen Zaun, kein Gitter, es ging einfach über in das freie Land.

Dort stand das kleine Gartenhaus!

Tommy wusste nicht viel darüber. Es war so alt wie das große Haus selbst. Man hatte es auch nicht aus Holz erbaut, sondern aus festem Stein, der Wind und Wetter trotzte. Der Regen hatte die Nord- und die Westseite des Steinbaus feucht werden lassen. Im Laufe der Jahre hatten sich Moose und Pilze angesammelt und auf dem Stein eine fingerdicke Schicht hinterlassen. Fenster gab es auch. Die allerdings lagen nicht mehr so frei, denn vom Boden her waren die Lianen und Efeugewächse in die Höhe gerankt und hatten auch die alten Fenster nicht ausgelassen. Sie mussten aus einem guten Glas bestehen, denn selbst die langen Jahre hatten bei ihnen keine Risse und Sprünge hinterlassen.

Die Tür des Gartenhauses war recht schmal, aber auch stabil. Die lange Zeit hatte das Holz nicht verfaulen lassen, und für einen Moment blieb Tommy vor der Tür stehen.

Um das Gartenhaus herum wuchsen Bäume, die es schützten wie Leibwächter. Auf dem feuchten Dach klebten Blätter, die den Weg bis zum Boden nicht geschafft hatten. Um das Haus herum verteilte sich das Laub wie ein Teppich aus schwermütigen Farben. Im Hellen waren auch die feinen Netze der herbstlichen Spinnweben zu sehen, die sich in das alte Mauerwerk festgekrallt hatten und selbst durch starke Orkanböen nicht abgerissen wurden.

Tommy freute sich darauf, das Haus betreten zu können, aber er wartete noch ab. Er drehte sich um, weil er noch einen Blick zurückwerfen wollte. Seine Mutter hatte ihm in dieser Nacht überhaupt nicht gefallen. Okay, sie war nie dafür gewesen, dass er das Gartenhaus allein betrat, doch diesmal hatte er ihren Widerstand besonders hart gespürt. Da hatte sich sogar eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen gebildet. Er wusste, dass er seiner Mutter viel zumutete, und er hoffte, dass sie nicht auf die Idee kam, ihn eines Nachts doch noch zu begleiten.

Nein, sie kam nicht.

Wenn, dann bewegte sich nur der Dunst, aber kein Wesen in ihm, und das war gut.

Tommy wandte sich wieder der schmalen Tür zu. Die alte Klinke hatte dicken Rost angesetzt. Das Zeug kratzte auf seiner Handfläche und schmierte auch, weil es feucht geworden war.

Seine Mutter hätte das Gartenhaus ebenfalls betreten können, denn die Tür war nie abgeschlossen. Genau das aber getraute sie sich nicht, denn sie wollte nicht in das eindringen, das mit dem menschlichen Verstand so gut wie nicht zu begreifen war.

Wie immer schabte die untere Seite der Tür über den Boden, und es hörte sich an, als würde ein Tier kaum unterdrückt aufstöhnen. Auch die Angeln hätten geölt werden müssen, denn sie protestierten ebenfalls gegen die Bewegung.

Tommy zog die Tür nur so weit auf wie es nötig war, um in das Haus zu schlüpfen. Danach drückte er sie wieder zu und blieb zunächst einmal stehen, wie immer.

Er genoss die Atmosphäre. Er musste sich an sie gewöhnen. Er liebte diese absolute Stille, denn die alten Mauern hielten alles Fremde von ihm ab. Was draußen passierte, interessierte niemand mehr. Das war eine andere Welt, sogar eine andere Zeit, in der alles, was das Leben ausmachte, verschwunden war.

Tommy schloss die Augen. Er musste es tun. Er wollte genießen. Und er wollte seine Verwandlung in einen anderen erleben, obwohl er innerlich der Gleiche blieb.

Aber er wusste, dass er die normale Welt hinter sich gelassen hatte und nun in eine hineingetreten war, in der andere Regeln und Gesetze herrschten, obwohl sich diese Veränderung nicht offen zeigte.

Er war ausersehen, er würde immer diesen Weg gehen, bis er das Ziel erreicht hatte.

Nach ungefähr einer Minute hatte er sich an die neue Umgebung gewöhnt. Ein tiefer Atemzugnach dem Öffnen der Augen brachte ihn wieder zurück in die Wirklichkeit. Mit einer schnellen Bewegung holte er seine kleine Lampe aus der Tasche, schaltete sie ein und drehte sich, wobei seine Augen dem kleinen Lichtkegel folgten, der zuckend wie ein vom Himmel gefallener Stern durch die Dunkelheit wanderte und das sichtbar machte, was zu Beginn der Herbstzeit in das Gartenhaus gestellt worden war.

Die kleine Bank, auf der gerade mal zwei Menschen Platz fanden. Die wenigen Stühle. Der Sonnenschirm, der zusammengefaltet war, zwei rostige Spaten, mit Spinnweben beklebte Angeln. Ein altes Tretauto, mit dem Tommy früher gefahren war, tulpenförmige Gartenleuchten, in deren Blüten Kerzen gestellt werden konnten, und ein uralter Rasenmäher, der neben einigen Kisten stand, deren Inhalt Tommy nicht kannte. Das alles war ihm vertraut, und das interessierte ihn nicht.

Er wechselte die Lampe in die linke Hand, um die rechte frei zu haben. Dann bückte er sich und griff nach einem Lappen, der auf dem Boden lag und die Mitte des kleinen Gartenhauses markierte. Es war mal ein Teppich gewesen. Im Laufe der Zeit hatte er sich in ein schmutziges Tuch verwandelt, das etwas Bestimmtes verdeckte und zu dem eigentlichen Geheimnis des Gartenhauses hinführte.

Der Teppich klebte am Boden. Tommy musste einige Male kräftig ziehen, bis er ihn zur Seite gezerrt hatte. Danach hatte er die Klappe frei gelegt.

Sie bestand aus Holz und besaß an der Vorderseite einen schmalen Griff, um sie hochziehen zu können. Die Hand des Jungen passte soeben in den Griff hinein. Ein kurzer Ruck, dann zerrte er die Klappe hoch. Er hörte noch das Knirschen an den Seiten, und einen Moment später öffnete sich auf dem Boden ein großes Maul.

Er schaute hinein.

Ohne das Licht der Lampe hätte Tommy nichts gesehen. So aber fiel ihm die Treppe auf, die in die Tiefe führte. Zwar waren die Stufen schmal, dafür aber hoch und schwer zu begehen. Außerdem konnte man sie nicht als eben bezeichnen. Sie waren bucklig, wellig, auch schief, und es gab an keiner Seite ein Geländer. Es war eine dieser Treppen, wie man sie eigentlich nicht mochte. Auch deshalb nicht, weil sie in die Finsternis führte, die ängstlichen Gemütern vorkommen konnte wie der Weg in die Hölle, vor dem jeder große Furcht hatte.

Nicht Tommy. Nicht mehr. Es war sein Weg. Es war sein Schicksal, diese Treppe zu gehen und hinab in die Tiefe zu steigen, in der ihn eine ganz andere Welt empfing.

Bevor er sich in Bewegung setzte, beugte er sich vor und zog einige Male die Nase hoch. Er roch hinein in die Tiefe, denn er brauchte diesen Geruch. Er musste sich wieder daran gewöhnen, denn er sagte ihm, dass er die normale Welt verlassen hatte.

Der Lichtstrahl glich einem hellen Schwert, das in die Tiefe zeigte, hart gezeichnet, ohne eine weiche Stelle. Nur die unzähligen Staubkörner hatten sich im Licht versammelt. Sie zirkulierten, sie blitzten, sie zitterten, sie waren immer da wie kleine Beobachter, die auf der Schwelle zwischen Welt und Hölle standen.

Tommy kannte den Weg in die Tiefe. Er wusste genau, was ihn dort erwartete. Dennoch war es für ihn immer wieder wie eine Premiere, wenn er nach unten ging.

Auch jetzt rannen kleine Eiskörner über seinen Rücken hinweg. Er war nervös, etwas zittrig. Ihm war kalt geworden. Die Spannung wuchs von Sekunde zu Sekunde, und er hätte jetzt noch den Rückweg antreten können. Das wollte Tommy jedoch nicht. Denn was er dort unten vorfand, war für ihn einfach zu faszinierend.

Er musste sich immer einen Ruck geben, um die erste Stufe hinter sich zu bringen. Jedes Mal setzte er zuerst mit der Hacke auf. Er brauchte die Sicherheit. Erst als die gewährleistet war, ging er die restlichen Stufen hinab.

Es war der Weg in das völlig Neue, das mit der Welt, in der er lebte und die er jetzt hinter sich ließ, nichts zu tun hatte. Eine neue nahm ihn mit Haut und Haaren auf. Die Dunkelheit kam ihm hier unten noch dichter vor, und so war er froh, die kleine Taschenlampe bei sich zu tragen. Ihr Schein zerschnitt die Finsternis, und der Kegel tanzte bereits das Ende der Treppe ab.

Tommy musste noch zwei Stufen gehen, dann hatte er das Ziel erreicht und war froh, die feuchten Stufen gesund hinter sich gelassen zu haben.

Hier unten hatte die Welt die Enge der Treppe verloren. Er konnte sich frei bewegen, sich im Licht umschauen und fand noch alles so vor wie vor vier Wochen, als der Vollmond das letzte Mal sein kaltes Licht verstreut hatte.

Vor ihm öffnete sich eine Höhle. Ein großer Raum unter der Erde mit einer recht niedrigen Decke, aber nicht so stark nach unten gedrückt, als dass Tommy seinen Kopf hätte einziehen müssen. Er konnte sich frei bewegen. Es gab auch keine Hindernisse, die ihn gestört hätten, die Höhle war einfach leer.

Zumindest auf den ersten Blick. Aber jeder Eindringling, der ein gewisses Maß an Sensibilität besaß, hätte nach wenigen Minuten gespürt, dass hier einiges nicht stimmte.

Abgesehen von der Feuchtigkeit und der Kühle herrschte hier eine bestimmte Atmosphäre vor. Sie war gefühlsmäßig düster und bedrohlich. Man konnte den Eindruck haben, dass in dieser Umgebung etwas lauerte, das einem Menschen nicht unbedingt gut tat.

Der helle Lichtkegel glitt über die Wand hinweg, die aus altem Stein und aus hartem Lehm bestand, der feucht schimmerte, ebenso wie die Steine. Hier unten war alles anders – die Luft, der Geruch, der an Moder und Vergänglichkeit erinnerte.

Es war nicht schwer, sich vorzustellen, dass sich plötzlich die Wände öffneten, um grauenhafte Wesen zu entlassen, die sich über den einsamen Menschen hermachten.

Gespenster, die gefangen waren und nur darauf warteten, endlich befreit zu werden.

Ich bin nicht allein!, dachte Tommy. Sie sind bei mir wie immer.

Er drehte sich nach links, denn dort lag sein Ziel. Gebildet von einer Seitenwand der Höhle.

Auf den ersten Blick war nichts zu sehen. Die Wand zeigte keinen Unterschied zu den anderen. Auch hier schufen die Steine ein unregelmäßiges Muster. Nichts, aber auch gar nichts war glatt. Es sah schmutzig aus, aber genau diese Wand war für Tommy Olden wichtig. Ihretwegen war er gekommen.

Er trat noch zwei Schritte nach vorn und blieb dann stehen, wo er es immer tat. Etwas rieselte seinen Rücken hinab, als hätte ihm jemand kleine Eiskugeln in den Kragenausschnitt gekippt. Es war wie immer. Die Spannung blieb bestehen, und wieder fühlte er sich wie ein Läufer, der auf den Startschuss der Pistole wartet.

Das würde hier auf eine besondere Art und Weise geschehen, er wusste es. Nur ein wenig Geduld musste erhaben, denn die andere Seite, die noch nicht sichtbar war, musste sich erst noch sammeln.

Plötzlich und ganz ohne Vorwarnung war es soweit. Tommy hörte eine Stimme, obwohl niemand in seiner Nähe war. Die Stimme erreichte ihn von vorn, direkt aus der Wand. Sie war zunächst nicht mehr als ein Zischeln und Flüstern. Es verging schon etwas Zeit, bis sie deutlicher zu hören war.

»Es ist schön, dass du wieder hier bist, Tommy. Wir haben lange warten müssen …«