John Sinclair 1240 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1240 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Das Knochenkreuz.

Das Knochenkreuz in der Knochenkirche war schon seit Jahren für viele Touristen eine schaurige Sensation.

Aber nicht nur für sie. Auch Vincent van Akkeren erfuhr davon, und der Grusel-Star hatte nichts Eiligeres zu tun, als es in seinen Besitz zu bekommen. Allerdings hatten auch Suko und ich davon erfahren. Und so begann der Wettlauf um das Knochenkreuz.

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 144

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDas KnochenkreuzVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Das Knochenkreuz

in der Knochenkirche war schon seit Jahren für viele Touristen eine schaurige Sensation.

Aber nicht nur für sie. Auch Vincent van Akkeren erfuhr davon, und der Grusel-Star hatte nichts Eiligeres zu tun, als es in seinen Besitz zu bekommen. Allerdings hatten auch Suko und ich davon erfahren. Und so begann der Wettlauf um das Knochenkreuz.

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-3974-8

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Das Knochenkreuz

Der Wind heulte wie eine gigantische Kreatur in die enge Gasse hinein und schnappte sich alles, was auf dem Boden lag. Er schleuderte Papier hoch, leere Büchsen, Laub und fortgeworfene Zigarettenschachteln.

Orel Krasna fluchte, als ihn der Wind erwischte. Er zog seinen Mantel enger um den Körper und stellte fest, dass er zu dünn war. Er fluchte mehrmals hintereinander, stellte den Kragen hoch und drückte den Kopf nach vorn, wobei er mit wütenden Bewegungen gegen zwei Dosen trat, die scheppernd über den Boden rollten.

Es hatte keinen Sinn, sich zu beklagen. Er hatte dieses Treffen gewollt. Zudem noch an diesem von allen guten Geistern verlassenen Ort …

Es war besser so, wenn man sich mit einem Bullen traf. Er hätte auch direkt zu Scotland Yard hineinschneien können, aber das wäre ähnlich gewesen, als hätte sich ein Schneeball von allein in einen Glutofen begeben, um einen Überlebensversuch zu starten.

Da wares schon klüger, wenn sich der Bulle nach ihm richtete und hoffentlich auch kam. Die andere Seite hatte ihre Augen überall. Man konnte nie sicher sein und musste immer wieder die eigenen Augen weit offen halten.

Ein verfluchtes Wetter war es.

November. Kälte, Regen, der Wind. Das trieb die Menschen in die Wohnungen und Häuser, aber eben nicht alle.

Krasna drehte sich hin und wieder um. Er schaute die Gasse zurück, aber da war nichts zu sehen. Wenn er Schatten entdeckte, dann hatte sie der Wind erzeugt. Jedenfalls gab er ihm die Schuld.

Er kannte den Bullen nicht. Zumindest nicht vom Ansehen. Überhaupt stand er auf der anderen Seite des Gesetzes. In Zeiten wie diesen hatte man für einen Schlepper wie ihn nicht viel übrig. Zu viele Menschen waren schon auf elende Art und Weise gestorben, wenn sie von den Schleppern allein in irgendwelchen Containern zurückgelassen worden waren. Orel Krasna war daran nicht ganz unschuldig. Und so suchte er nach einer Möglichkeit, sein Image aufzubessern.

Er wurde gesucht. Seit Monaten schon stand er auf der Fahndungsliste, aber erwischt hatten sie ihn nie. Eigentlich war es lächerlich, dass ausgerechnet er sich mit einem Bullen traf, aber er hielt dies für eine gute Möglichkeit, bessere Karten in die Hände zu bekommen, wenn es mal so weit war.

Trotz des Gegenwindes hatte er das Ende der Gasse schnell erreicht. Dort blieb der Mann im dunklen Mantel stehen und witterte wie ein Tier, das nach einer Gefahr forscht.

Das verdammte Gefühl war nicht von ihm gewichen. Irgendwo gab es Verfolger, auch wenn er sie nicht zu Gesicht bekommen hatte. Er war nicht vorsichtig genug gewesen, und diese Verfolger konnte man mit den Bullen nicht vergleichen. Das waren eiskalte Typen, die brutal zuschlugen und ihm keine Chance ließen.

Nichts war zu sehen. Eine ruhige Gegend in der Nähe des Hafens. Eine Straße, über die um diese Zeit nur wenig Autos fuhren. Fußgänger waren schon gar nicht zu sehen. Der Regen hatte das unebene Pflaster nass gemacht und ließ es glänzen wie einen dunklen Spiegel.

Über ihm klapperte etwas. Als Krasna hochschaute, sah er ein altes Reklameschild, das zum Spielball des Windes geworden war. Immer dann, wenn es wieder mal gegen die Hauswand schlug, hörte es sich knochentrocken an. Bei diesem Vergleich bewegte er seine Hand und fuhr damit unter den Mantel, um herauszufinden, ob die Beute noch in der Innentasche steckte.

Ja, sie war tatsächlich da. Ein wichtiges Beweisstück, mit dem er den Yard-Bullen überzeugen konnte.

Um Mitternacht waren sie verabredet. Hier an der Ecke, denn hier war die Gegend recht übersichtlich. Es gab auch genügend Fluchtmöglichkeiten in die verschiedensten Richtungen. Danach hielt Orel Krasna immer Ausschau. Das war ihm bei seinem Job einfach in Fleisch und Blut übergegangen.

Auch den Wind bekam er hier nicht so stark mit. Er fuhr mehr über seinen Kopf hinweg und malträtierte die oberen Hälften der alten Häuser. Auch hier lebten Menschen, die sich allerdings nicht blicken ließen. Bei diesem Wetter jagte man keinen Hund auf die Straße.

Er schaute auf die Uhr!

Ab Mitternacht wollte er auf den Mann warten. Er hatte von ihm gehört. John Sinclair ließ er. Der Mann war ein Typ, der sich nicht um normale Fälle kümmerte, sondern um welche, die tief unter die Haut gingen und in der Regel nicht zu erklären waren. Übersinnliche Sachen und so. Auch Dämonen und alles, was damit zusammenhing.

Krasna mochte ein brutaler Hund sein, auf der anderen Seite gehörte der Aberglaube schon zu seinem Leben. Seit seiner Kindheit war er damit konfrontiert worden und konnte nicht mal lachen, wenn andere Menschen von Dingen erzählten, die unheimlich und unerklärlich waren. Dazu noch schaurig und nicht zu begreifen.

Er wartete.

Die Tageswende war knapp vorbei. Der Wind wehte noch immer. Aber er brachte keinen Regen mit. Krasna wusste auch nicht, wie Sinclair hier erscheinen würde, ob mit einem Fahrzeug oder zu Fuß.

Das matte Licht eines Scheinwerferpaars ließ ihn aufmerksam werden. Ein Fahrzeug war in die Straße eingebogen und rollte langsam weiter. Krasnas Herz schlug plötzlich schneller. Ebenso drehten sich die Gedanken, und Orel Krasna überlegte, ob er sich zurückziehen und stehen bleiben sollte.

Bevor er sich entscheiden konnte, war der Wagen in seiner Nähe. Dann rollte er an ihm vorbei, ohne dass etwas passierte. Der Mann versuchte, einen Blick in das Innere des Fahrzeugs zu werfen. Es war einfach zu dunkel, um erkennen zu können, ob eine oder mehr Personen in der dunklen Limousine saßen. Jedenfalls hatte der Wagen nicht angehalten, um irgendwelche Killer zu entlassen, die ihn mit Blei vollpumpten.

Orel Krasna war beruhigter, aber nicht ruhig. Nervös trat er von einem Fuß auf den anderen. Er schaute sich immer häufiger um. Sinclair hatte versprochen zu kommen. Verdammt, warum war er noch nicht da? Wollte er ihn hier versauern lassen?

Das konnte sich Krasna nicht vorstellen. Es stand zu viel auf dem Spiel. Das hatte er dem Bullen auch zukommen lassen.

Abwarten. Noch zehn Minuten, vielleicht auch fünf mehr. Dann war seine Geduld beendet. Dann wollte er sich verziehen und auch so schnell wie möglich die Insel verlassen, denn hier suchte man ihn und …

»Orel Krasna?«

Jemand hatte seinen Namen gerufen, und Krasna zuckte zusammen. Er kannte die Stimme nicht, die Hand rutschte dorthin, wo das Messer in der Manteltasche steckte, aber er ließ den kalten Griff los, als sich die Stimme erneut meldete.

»Ich denke, wir sind verabredet …«

*

Das waren wir tatsächlich, auch wenn es mir nicht leicht gefallen war, zu diesem Treff zu gehen, denn ich hatte mich zuvor über Orel Krasna erkundigt und nicht eben Auskünfte erhalten, die mir hätten gefallen können.

Krasna war das, was man einen Schlepper nannte. Er schaffte Menschen aus armen Ländern illegal über die Grenzen in die reicheren Industriestaaten. In diesem Fall waren es vor allen Dingen Menschen aus dem Osten. Männer und Frauen, die in den reicheren Staaten illegal und oft für Hungerlöhne arbeiteten, wobei den Frauen oft nur der Strich blieb. Dass ihr Leben hier noch einen weiteren Tiefschlag erhalten konnte, daran dachten sie meisten nicht, denn ihnen wurde der Westen in goldenen Farben gemalt.

Das Schleppen kostete Geld. Oft waren die Menschen hoch verschuldet, und es dauerte Jahre, bis sie ihre Schulden abgearbeitet hatten wenn sie es überhaupt je schafften.

Besonders schlimm waren die Menschen aus Asien und Afrika dran. Gruppen von ihnen hatte man schon oft tot gefunden, eingepfercht wie Vieh in einem Container, und die Verantwortlichen dafür hatten natürlich zuvor das Weite gesucht.

Klar, dass ich derartige Typen nicht mochte, aber ich kam nicht daran vorbei, mich mit einem von ihnen zu treffen. Dieser Orel Krasna hatte es sehr dringend gemacht und von einem wichtigen Indiz gesprochen, das er mir zeigen wollte.

Jedenfalls war ich neugierig geworden und hatte mich bereit erklärt, ihn zu treffen.

Er stand dort, wo er mich hinbestellt hatte. In einer zugigen Ecke. Eine Kneipe als Treffpunkt wäre mir am liebsten gewesen, aber er hatte sich mit mir nicht zeigen wollen, weil er der Meinung war, dass ihm gewisse Typen auf den Fersen waren. Konkrete Angaben darüber hatte er leider nicht gemacht.

Nachdem ich ihn angesprochen hatte, dauerte es nicht mal eine Sekunde, da fuhr er herum. Er nahm eine gespannte Haltung ein und behielt die rechte Hand in der Tasche.

»Sinclair?«

»Ja.«

»Sehr gut.«

»Das wird sich noch herausstellen«, sagte ich beim Näherkommen und konnte ihn jetzt besser sehen.

Für mich warerein windiger Typ, und das lag nicht an dem Wind, der seine langen dunklen Haare wie Strippen vom Kopf wegwehte. Sie waren recht dünn und flogen in die Höhe, und ich sah, dass vorn an der Stirn keine mehr wuchsen.

Orel Krasna hatte ein knochiges Gesicht mit einer blassen, dünnen Haut. Schmale Lippen, eine schiefe Nase und leicht nach vorn gedrückte Augen. Hinzu kam die dürre Gestalt, um die er den Mantel aus dünnem Stoff gewickelt hatte.

Er versuchte zu lächeln. Es wurde nichts daraus. Der Mann stand einfach unter einem zu starken Druck, aber das störte mich persönlich nicht. Er wollte etwas von mir und nicht umgekehrt.

»Gut, dass Sie gekommen sind, Sinclair.«

»Und das bei diesem Wetter.«

»Kann man sich nicht aussuchen.«

»Stimmt, das kann man nicht. Ich hoffe nur, Sie haben mir einiges zu berichten, das mich dieses Wetter vergessen macht.«

»Habe ich, Sinclair.«

Er sprach ein sehr hartes Englisch, wie es bei den Menschen aus den osteuropäischen Ländern üblich ist.

»Dann wollen wir mal«, sagte ich.

»Moment, wohin?«

Ich schüttelte den Kopf. »Sagen Sie nicht, dass wir uns hier unterhalten sollen.«

»Wo dann?«

»In meinem Wagen.«

Orel Krasna saugte scharf die Luft ein. Es schien ihm nicht zu gefallen, und er schaute sich auch um, wie jemand, der befürchtet, von irgendwelchen Verfolgern eingekesselt zu sein.

»Sie brauchen keine Angst zu haben, ich bin allein gekommen. So war es abgesprochen.«

»Ja, ich weiß.«

»Also?«

Ein prüfender Blick traf mein Gesicht, dann nickte Krasna. »Ja, ich bin einverstanden.«

»Okay.«

Als ich gehen wollte, hielt er mich fest. »Aber Sie legen mich nicht rein, oder? Das haben Sie mir versprochen.«

»Nein, ich lege Sie nicht rein. Ich weiß, dass Sie gesucht werden, aber manchmal sind auch wir Polizisten in der Lage, einen sehr breiten Graben zu überspringen. Ist das für Sie okay?«

»Ja, das ist es.«

»Wunderbar. Dann können wir uns ja jetzt auf den Weg machen.« Noch einmal sagte ich zu ihm: »Keine Sorge, ich bin wirklich allein gekommen. Sollte sich allerdings herausstellen, dass Sie mich gelinkt haben, kann ich sehr sauer werden.«

»Keine Sorge, das habe ich nicht. Außerdem werde ich noch in dieser Nacht verschwinden.«

»Aus England?«

»Ja. Man wird mich so schnell hier nicht mehr sehen, Sinclair.«

Ich hatte kein gutes Gewissen, weil ich mich mit einem steckbrieflich gesuchten Typen abgab. Aber in meinem Job musste man wirklich oft fünf gerade sein lassen, um das Ziel zu erreichen, und dies hier war wieder so ein Problem.

Er ging neben mir her. Ich sagte nichts. Fragen würde ich später stellen. Ich hörte seinen heftigen Atem, die Echos der Schritte und auch das Heulen des Windes, der immer wieder um unsere Köpfe fuhr und nach uns schnappte.

Vorbei war es mit dem Sommer und auch mit den herrlichen Sonnentagen im Oktober. Jetzt fing das Wetter an, über das viele Menschen so fluchten, aber das hatte ich mir abgewöhnt. Ich konnte sowieso nichts daran ändern.

»Wo steht denn Ihr Wagen?«

»An ziemlich sicherer Stelle. Es gibt hier einen kleinen Parkplatz. Tagsüber stellen die Mitarbeiter der Firma dort ihre Autos ab. In der Nacht ist er meistens frei.«

»Okay.«

Das Licht verteilte sich in dieser Gegend nicht eben üppig. Der blasse Schein weniger Laternen wirkte verloren in der dichten Finsternis, zu der sich zum Glück kein Nebel hinzugesellt hatte.

Der Parkplatz lag versteckt zwischen den höheren Backsteinbauten der kleinen Firmen, die sich hier eingenistet hatten. Früher waren es nur solche gewesen, die sich mit dem Handel auf See beschäftigt hatten. In der letzten Zeit waren immer mehr kleine Startupper aus der IT-Branche hinzugekommen, aber nach diesem großen Boom war der tiefe Fall gekommen. So hatten die Firmen nach den Pleiten auch ihre Büros aufgeben müssen. Die meisten standen jetzt leer.

Der Parkplatz war kaum besetzt. Mein Rover stand mit der Kühlerschnauze zum Ausgang hin gedreht, sodass ich schnell starten und den Parkplatz verlassen konnte.

Es waren noch zwei Fahrzeuge hinzugekommen, nachdem ich den Parkplatz verlassen hatte. Aber die standen weit genug entfernt, im Schatten der Backsteinmauer.

»Ist es der Rover?«

»Genau.«

»Guter Platz.«

»Sagte ich doch.«

Ich schloss den Wagen auf und ließ Orel Krasna einsteigen. Er atmete auf, als er auf dem Beifahrersitz saß und seine Haare nach hinten strich.

»Geht es Ihnen besser?«

»Ein wenig.«

»Dann sagen Sie mir endlich, vor wem Sie Angst haben.«

»Darf ich rauchen?«

»Wenn es sein muss.«

»Danke.«

Er holte eine Zigarette aus der Schachtel. Sekunden später wehten die Qualmwolken gegen die Innenseite der Scheibe. »Ich habe Angst vor dem, vor dem Sie sich auch fürchten sollten, Sinclair.«

»Hört sich ja schlimm an.«

»Das ist auch schlimm.«

»Und was ist das genau?«

Er drückte die Zigarette im Aschenbecher aus, obwohl er sie erst bis zur Hälfte aufgeraucht hatte. »Genaues kann ich Ihnen auch nicht sagen, denn ich bin außen vor. Ich habe nur etwas erfahren, das Ihnen zu denken geben sollte.«

»Ich höre.«

»Es geht um das!« Er bewegte sich etwas zur Seite, um unter den Mantel greifen zu können.

Ich war misstrauisch und drehte mich von ihm weg, aber er legte mich nicht rein, denn eine Waffe holte er nicht hervor, sondern einen Gegenstand, der mich ebenfalls überraschte.

Es war ein armlanger Knochen!

*

Auch ich bin ein Mensch, der immer wieder Überraschungen erlebt und dies auch zeigt. In diesem Fall blieb ich stumm und schaute mir den Knochen an, den Orel Krasna mir hinhielt.

Dass es der Knochen eines Tiers war, glaubte ich nicht. Es hätte auch keinen Sinn gehabt, ihn mir zu zeigen. Er war sicherlich alt, glänzte nicht und seine Oberfläche sah leicht rau aus.

»Okay«, sagte ich, »ist der für mich?«

Krasna kicherte. »Wenn Sie ihn haben wollen, ich habe nichts dagegen einzuwenden. Aber er ist der Grund, weshalb ich mich mit Ihnen hier treffe, Sinclair.«

Ich blieb sehr ruhig, aber wenn ich neugierig geworden war. »Sie wissen, wer ich bin, Krasna?«

»Klar, das weiß ich.«

»Dann müsste Ihnen auch bekannt sein, dass ich mich durch einen Knochen nicht stören lasse. Er ist nichts Besonderes für mich. Es sei denn …«, fuhr ich fort,« … dieser Knochen hat eine Geschichte. Da sehen die Dinge schon anders aus.«

Krasna reckte sein Kinn vor. »Hören Sie doch auf, Sinclair. Glauben Sie denn, ich würde Ihnen den Knochen zeigen, wenn ich ihn hier irgendwo ausgebuddelt hätte?«

»Wäre ja möglich.«

»Ist es aber nicht. Ich habe ihn mitgebracht. Aus meiner Heimat. Aus Tschechien.«

»Und weiter?«

Jetzt lachte er. Die nächste Frage stellte er flüsternd. »Raten Sie mal, Sinclair, wo ich ihn gefunden habe.«

»Normalerweise findet man Gebeine auf dem Friedhof. Aber da Sie mir die Frage in einem bestimmten Tenor gestellt haben, kommt dieser Fundort wohl nicht infrage.«

»Genau.«

»Ich warte …«

Seine Augen hatten einen ungewöhnlichen Glanz bekommen, als er mich anblickte. Beim Sprechen bewegte er seine Lippen dann sehr langsam. »Ich habe den Knochen in einer Kirche gefunden, Sinclair. In einer Kirche. Verstehen Sie jetzt?«

»Nein. Oder ja. Auch ein Knochenfund in oder unter einer Kirche ist nichts Besonderes.«

»Stimmt. Nur steckt diesmal mehr dahinter. Es ist der Knochen aus einer Knochenkirche.«

»Aha.«

»Mann, Sinclair«, regte er sich auf. »Denken Sie mal nach. Aus einer Knochenkirche. Sie ist mit den Gebeinen von über vierzigtausend Toten dekoriert. Verstehen Sie jetzt?«

Nein, ich begriff nicht. Verstanden hatte ich es wohl, und ich schüttelte langsam den Kopf.

»Knochen. Schädel. Gebeine. Was immer Sie wollen. Das alles verteilt sich in dieser Kirche. Es ist ein Wahnsinn. Es ist einmalig. Es hat Geschichte. Es hängt mit den Pesttoten und den Leichen zusammen, die in den Silberminen starben. Aber das ist Vergangenheit. Wichtig ist, dass es die Knochenkirche jetzt noch gibt. In meiner Heimat, in