John Sinclair 1247 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1247 E-Book

Jason Dark

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Die Druiden-Maske.

Die Frau hieß Hella Fontaine und war Antiquitätenhändlerin. Suko und ich trafen sie im Zug, der uns nach Toulouse bringen sollte. Das klappte nicht, denn die Natur war stärker, und der Zug blieb im Schnee stecken.

Hella Fontaine gab sich damit nicht zufrieden. Sie musste zu einem bestimmten Ort, um eine wertvolle Antiquität zu sichern. Es war eine Maske, aber eine besondere, und wir wurden verdammt hellhörig, als wir von ihr hörten ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 144

Veröffentlichungsjahr: 2015

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDie Druiden-MaskeVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Die Druiden-Maske

Die Frau hieß Hella Fontaine und war Antiquitätenhändlerin. Suko und ich trafen sie im Zug, der uns nach Toulouse bringen sollte. Das klappte nicht, denn die Natur war stärker, und der Zug blieb im Schnee stecken.

Hella Fontaine gab sich damit nicht zufrieden. Sie musste zu einem bestimmten Ort, um eine wertvolle Antiquität zu sichern. Es war eine Maske, aber eine besondere, und wir wurden verdammt hellhörig, als wir von ihr hörten …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-3981-6

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Die Druiden-Maske

»Es sind wirklich zwei außergewöhnliche Särge, Madame.«

»Ja, da haben Sie Recht!«

Der Sargmacher lächelte. »Es war mir eine besondere Ehre, sie herzustellen. Und sie sind auch nicht gerade billig.«

»Keine Sorge, Monsieur, ich werde Sie bezahlen!« Nach diesen Worten zog die Frau eine Pistole.

Eiskalt schoss sie dem Mann zweimal in den Kopf!

Godwin de Salier, der neue Templer-Führer, lächelte mich an. Etwas wehmütig, wie mir es vorkam. Es lag ein Hauch von Abschied darin und Abschied wollten wir voneinander nehmen, denn ich musste zurück nach London, und er wieder in den Ort Alet-les-Bains, in dem sich das Kloster der Templer befand.

Wir hatten einiges hinter uns. Aber wir hatten einen Sieg errungen und den Blutsee und auch den Blutbach eintrocknen können. Das war verdammt hart gewesen, und wir konnten zunächst mal davon ausgehen, dass es keine Menschen mehr gab, die das Blut des Satans in sich hatten und nach den Regeln der Hölle leben wollten. In einer Grottte waren sie letztendlich im Blutsee auf furchtbare Art und Weise bestraft worden. Der große Rest der Satansdiener, denn weiter oben in den Pyrenäen, in einer verlassenen Bahnstation lagen ebenfalls vier Tote. Drei davon waren die Satansdiener, einer ein normaler Mensch. Es war der Bruder eines Schmugglers gewesen, der Godwin geholfen hatte. Leider hatte auch der Zweite, Jorge, das Grauen nicht überstanden. Er war innerhalb des Blutsees ums Leben gekommen. 1

Um die Leichen würde sich der Templer kümmern, wenn es das Wetter zuließ. Er würde sich mit den Behörden kurzschließen, aber im Moment stand das Wetter nicht eben auf unserer Seite. Es hatte sich gegen uns verschworen. Das war ein Winter, wie ich ihn mir nicht wünschte, aber auch anderen Menschen nicht.

Wir waren auf dem Weg nach Toulouse gewesen. Dort wollten Suko und ich die Maschine nach Paris besteigen, um dann weiter nach London zu fliegen

Das konnten wir vergessen, denn die starken Schneefälle hatten ein Weiterkommen so gut wie unmöglich gemacht. Die Straßen waren zu. Wir kamen mit dem Wagen nicht weiter. So mussten wir auf die zweite Möglichkeit zurückgreifen und mit dem Zug fahren. Das war unsere einzige Chance, Toulouse zu erreichen.

Mit dem Fahrzeug hatten wir uns bis zum Bahnhof von Quillan durchgekämpft. Dann ging nichts mehr. Der Schnee war einfach zu hoch, und es würde auch dauern, bis Räumfahrzeuge die Straßen und Wege frei schaufelten. So lange wollten wir nicht warten und hatten uns deshalb für den Zug entschieden.

Jetzt saßen wir im Bahnhof zusammen. In einer kleinen Gaststätte, in der es bullig warm war und Wandleuchten einen gelblichen Schein verbreiteten. Hin und wieder fegte ein kalter Windstoß durch den Raum, wenn jemand die Tür öffnete, um einzutreten. Dann brachte der Wind auch oft genug einen Flockenwirbel mit, der ansonsten über den Bahnsteig hinwegfegte.

»Du solltest zurückfahren, Godwin. Es ist besser. Das Schneegestöber kann noch stärker werden.«

»Ach, das schaffe ich schon.« Er lachte und schüttelte den Kopf mit dem blonden Haar. »Was sind schon meine Probleme gegen das, was hinter uns liegt? Ich verdanke dir mein Leben, John.«

»Hast du dein Schwert zurück?« Ich stellte bewusst die Frage, um ihn von dem anderen Thema abzulenken.

»Ja, das habe ich. Und meine Waffe auch.« Er zwinkerte mir zu. »Ich bleibe trotzdem dabei. Du hast mir das Leben gerettet, John.«

»Sieh es als deine Feuertaufe an. Jetzt, wo es den Abbé nicht mehr gibt.«

Seine Miene verdüsterte sich. »Das stimmt. Aber glaube mir, John, ich wollte, er würde noch leben. Ich hätte gern auf seine Nachfolge verzichtet.«

»Das glaube ich dir sogar.«

»Aber so habe ich erleben müssen, was es heißt, an der Spitze zu stehen.« Er schaute sekundenlang ins Leere. »Und Blochs Mörder gibt es noch immer. Wir haben den verdammten Grusel-Star van Akkeren nicht fassen könnnen. Es ist ein Wahnsinn, und es macht mich verrückt. Er hat dem Abbé das Genick gebrochen. Einfach so. Glaubst du, dass ich darüber noch immer nicht hinweg bin?«

»Ich auch nicht. Aber ich versichere dir, irgendwann bekommen wir ihn. Das glaube mir mal.«

»Ja, kann sein. Nur haben wir es bisher noch nicht geschafft, seine Pläne zu stören, und das macht mich so sauer. Er kann tun und lassen, was er will. Schrecklich ist das.«

»Er wird irgendwann herauskommen. Er muss aber noch etwas finden, um seine Rolle ausfüllen zu können.«

De Salier hob die Brauen. »Und was ist das? Was ist sein Ziel?«

»Die Führung der Templer. Großmeister. Dreiundzwanzig von ihnen hat es gegeben. Er will der vierundzwanzigste Großmeister sein: und das im Namen des Baphomet.«

»Du sagst das so leicht, John.«

»Ich stelle nur Tatsachen fest.«

»Das glaube ich dir auch. Aberkannst du dir vorstellen, wie es in mir aussieht? Wenn ich daran denke, was passieren kann, dann wird mir ganz anders zu Mute. Ich will mich nicht in der Tradition der mächtigen Großmeister sehen, aber irgendwie stehe ich schon in dieser Tradition und da ist es wirklich nicht gut, wenn ich mir darum Gedanken machen muss. So sehe ich das.«

»Du hast ja Recht, Godwin. Beinahe wäre es uns auch gelungen, ihn zu fassen, aber er war letztendlich schneller. Ich weiß auch, dass er bestimmte Knochen, eine bestimmte Reliquie finden will und muss, um an die hohe Stelle zu gelangen. Dass er uns bisher noch relativ in Ruhe gelassen hat, hängt damit zusammen, dass er sie noch nicht gefunden hat. So sehe ich die Dinge.«

»Kann sein. Aber ist das eine Hoffnung? Auch für das neue Jahr?«

»Man kann es so nennen.«

»Du bist und bleibst der unverbesserliche Optimist. Dann glaubst du daran, dass du ihn im neuen Jahr stellen wirst?«

»Wir werden sehen. Jedenfalls haben wir die Blutgrotte überstanden. Sieh das ruhig als einen gewissen Jahresabschluss an.«

So optimistisch war de Salier nicht. »Moment mal, John, das Jahr ist noch nicht zu Ende. Wenn mich nicht alles täuscht, haben wir Weihnachten.«

»Richtig.« Ich schaute durch das Fenster. Vor dem Bahnhof stand ein großer Tannenbaum. Der war nicht mehr zu sehen, weil der Flockenwirbel einfach zu dicht vom Himmel fiel. Dass ich Weihnachten zusammen mit Suko hier in Südfrankreich verbringen würde, hätte ich mir auch nicht träumen lassen. Egal. Hauptsache wir lebten. Shao, Sukos Partnerin, hatte dafür auch Verständnis. Suko hatte mit ihr telefoniert. Sie konnte zu den Conollys ebenso gehen wie zu Jane und Lady Sarah. Nur hätte sie es lieber gesehen, den Partner an ihrer Seite zu haben. Aber das Schicksal hatte mal wieder die Weichen anders gestellt, wie so oft im Leben.

Suko saß nicht bei uns am Tisch. Er war losgezogen, um etwas Warmes zu holen. Es gab da im Bahnhof eine Kaffeebude. Sicherlich war der Ansturm der Reisenden so groß, dass sich eine lange Warteschlange gebildet hatte.

Der Zug war schon eingefahren, aber er fuhr noch nicht ab. Die Stimme aus den Lautsprechern hatte von einer Verspätung von ungefähr einer Stunde gesprochen und darauf richtete man sich eben ein. Es konnte aber auch noch länger dauern.

Ich war Fatalist geworden. Gegen die Mächte der Natur ist der Mensch eben machtlos. Trotz Hightech. Immer wieder werden den Menschen die Grenzen aufgezeigt und das war auch nicht schlimm. So wurden viele wieder auf den Teppich zurückgeholt.

Wieder wurde die Tür geöffnet. Abermals fegte der Wind in das kleine Lokal und diesmal erschien Suko, der tatsächlich drei Becher mit Kaffee ergattert hatte.

Um uns herum ebbte das Stimmengewirr nie ab. Die Menschen redeten, schauten dabei immer wieder auf ihre Uhren. Schüttelten die Köpfe. Einige von ihnen fluchten. Andere wiederum nahmen die Warterei sehr gelassen hin und schauten stoisch ins Leere.

Kinder, die mitreisten, erstickten fast an der Langeweile, was auch verständlich war. Immer wieder fragten sie, wann es endlich losgehen würde, aber eine genaue Antwort konnte ihnen niemand geben. So kam es auf das Geschick der Eltern an, sie zu beruhigen, was nicht immer leicht war.

Suko trat an unseren Tisch heran und stellte die drei Becher ab. Er lächelte. »Manchmal möchte man sich unsichtbar machen, aber das gelingt nicht immer.«

»War die Schlange so lang?«

Suko setzte sich. »Noch länger. Godwin. Die Leute sind wegen der Verspätung sauer.«

»Hast du erfahren, warum wir nicht weiterkommen?« Ich entfernte den Deckel des Bechers und schaute in den Dampf.

»Habe ich. Oder auch nicht.« Er hob die Schultern. »Ihr wisst ja, wie das mit den Gerüchten ist. Man redet viel, aber nichts Konkretes. Es scheint um die Strecke zu gehen, die vor uns liegt. Da müssten einige Schienen wohl eingeschneit sein und erst freigeräumt werden. Es kann aber auch am Schneebruch liegen. So genau weiß ich das nicht. Wie dem auch sei, es gibt noch keine genaue Uhrzeit, wann wir starten können.«

»Das ist Pech«, kommentierte de Salier.

»Aber nicht für dich«, sagte ich. »Du solltest dich in den Wagen setzen und zurückfahren. Es ist ein ganz schönes Stück bis Alet-les-Bains. Im Sommer kein Thema, aber jetzt schon.«

»Erst trinke ich den Kaffee.«

»Der sei dir gegönnt.«

Auch Suko und ich tranken. Der Kaffee war heiß und recht bitter, aber irgendwie tat es auch gut ihn trinken zu können. Wir schwiegen, genossen den Kaffee und hingen unseren Gedanken nach. Ich dachte an das abgelaufene Jahr, dass wirklich ein Horror-Jahr gewesen war. Einschneidend war für mich das comeback des Grunsel-Stars gewesen, und bisher hatten wir noch nicht herausgefunden, wie er seine Pläne in die Tat umsetzen wollte. Aber wir waren auf der Hut und dazu zählte ich auch die Templer von Alet-les-Bain

Es war Mittag, aber draußen sah es aus wie zu Zeiten der Dämmerung. Der Flockenteppich hatte eine graue Farbe erhalten, und er schien nicht zu stoppen zu sein.

Manchmal, wenn der Wind zu einer Böe auffrischte, hatten wir klare Sicht und erkannten auch den hohen Weihnachtsbaum vor dem Bahnhof. Dass der Sturm ihn noch nicht umgekippt hatte, erschien mir wie ein kleines Wunder.

Der Templer schaute auf seine Uhr. Zugleich runzelte er die Stirn.

»Du solltest starten«, schlug ich ihm vor.

»Ja, das werde ich auch.«

»Sehr gut. Dann bringen wir dich noch bis zum Wagen.«

»Warum? Ihr … ich meine, dort draußen ist es fast eingeschneit. Bleibt hier und …«

»Sind wir aus Zucker?«, fragte Suko.

»Das nicht.«

»Eben.«

Wir zogen die dicken Lederjacken an, schlangen die Schals um die Hälse und setzten die Kappen aus weichem Fliesstoff auf, die wir uns noch gekauft hatten. Sie waren mit Ohrenklappen ausgestattet, die gegen den eisigen Wind schützten.

Der Weg führte uns vorbei an den Reisenden, die in unterschiedlichen Haltungen und auch mit verschiedenen Gesichtsausdrücken auf ihren Stühlen saßen. Manche wirkten gespannt wie Läufer vor dem Start. Einige schauten einfach nur ins Leere. Andere wiederum schliefen und es gab auch welche, die ihr Gepäck als Sitzplätze ausgesucht hatten und sich in ihr Schicksal ergeben hatten.

Es gab zwei Ausgänge. Wir nahmen nicht den zu den Gleisen. Die Tür schwappte hinter uns zu und sofort gerieten wir in die andere Umgebung, in der es nur einen Herr gab.

Das war der Schnee!

Flocken, wohin wir auch blickten. Sie tanzten, sie wirbelten, sie schlugen gegen unsere Gesichter. Sie bedeckten die Kleidung mit hellen Tupfen und blieben wenig später als Wassertropfen zurück.

Der Wagen stand dort, wo es auch einen Parkplatz gab. Der Schnee hatte fast alle Fahrzeuge gleichgemacht. Es war wirklich kaum zu unterscheiden, welch ein Fabrikat unter der Haube steckte. Aber Godwin hatte sich den Standort gemerkt. Wir schaufelten den Geländewagen gemeinsam frei, kratzten das härtere Zeug auch von den Scheiben weg und so blieb letztendlich nur noch die Haube auf dem Dach.

»Tja, dann mal los, alter Junge«, sagte ich zu Godwin, der auf mich zukam und mich umarmte. Er hielt mich dabei fest.

»Das vergesse ich dir nie, John.«

»Hör doch auf mit dem Quatsch.«

»Ich lebe noch.«

»Das weiß ich.«

»Und ich weiß, wem ich das verdanke.«

»Fahr, sonst werde ich noch sauer.« Er mochte ja Recht haben, aber gewisse Dinge waren mir eben unangenehm, davon wollte ich einfach nichts hören.

Auch Suko verabschiedete sich von unserem Freund, der in seinen Wagen stieg, den Motor anließ und wenig später langsam anfuhr, wobei die Winterreifen ihre Spuren in den Schnee hineindrückten. Er rollte der Straße entgegen, die als solche nicht zu erkennen war und wenn er in den Spiegel schaute, sah er zwei einsame Männer im Flockenwirbel stehen und ihm nachwinken.

Unsere weichen Reisetaschen hatten wir mitgenommen. Schnee huschte vor unseren Gesichtern hinweg. Die Mützen hatten bereits eine weiße Haube bekommen.

»Gehen wir noch mal rein oder bleiben wir auf dem Bahnsteig? Lange kann es ja nicht mehr dauern.«

»Ich wäre für den Bahnsteig«, sagte Suko.

»Dann los.«

Wir mussten nicht extra durch das Lokal gehen. Es gab auch einen normalen Übergang. Das Dach des Bahnhof schützte zwar, wenn der Regen senkrecht fiel, aber es gab nur wenig Schutz vor der Nässe, wenn der Wind sie von der Seite her unter das Dach trieb.

Das war hier der Fall. Der Schnee wirbelte ebenfalls, wenn auch nicht unbedingt so dicht.

Der Zug stand da in all seiner Schwere und Länge. Er sah aus wie ein modernes Ungeheuer, das sich in all seiner Wucht und Größe durch nichts aufhalten lassen konnte.

Wir waren nicht die einzigen Reisenden, die sich auf dem Bahnsteig aufhielten. Auch andere Menschen hatten sich versammelt, und ich bedauerte die Bahnangestellten, die ständig angesprochen wurden und dabei immer die gleichen Fragen hörten.

Wir lauschten und erfuhren so, dass es bis zur Abfahrt des Zuges nicht mehr lange dauerte.

»Das ist alles relativ«, sagte Suko.

»Stimmt.«

Er hatte seine Mütze hochgeschoben. Suko störte der Trubel nicht. Er war eben ein Mensch, der alles so hinnahm, wie es kam. Ändern konnte er es nicht.

Suko ging einige Schritte von mir weg. Ich wusste auch nicht, wo er sich hinstellen wollte, aber es sah ganz so aus, als hätte er etwas Bestimmtes entdeckt.

Ich ging ihm nach und blieb stehen, als auch Suko verharrte.

Er schaute nach vorn. Auch ich blickte in diese Richtung. Suko hatte zwar nichts gesagt, aber es gab trotzdem dort etwas zu sehen. Und zwar nahe am Zug. Direkt neben einem Wagen, den man als Gepäckwagen einstufen konnte.

Auch dort wirbelte der Schnee, doch nicht mehr so dick, weil ein Vordach einen Teil abhielt.

Das alles war normal.

Auch die Frau, die sich vor der geöffneten Tür des Gepäckwagens aufhielt, konnte man als normal bezeichnen.

Nicht aber die Fracht, die sie hütete wie einen kostbaren Schatz und jetzt zwei Männern Anweisungen gab, sie einzuladen.

Es waren zwei dunkle Särge!

*

»Nein«, sagte ich, »nicht schon wieder.«

Suko schwieg zunächst und zuckte nur leicht mit den Schultern.

»Mir reicht es.«

»Wieso?«

»Ich habe … ach«, ich winkte ab. »Warum soll ich mich aufregen? Das bringt nichts.«

»Es ist eine Überführung von zwei Toten, nehme ich an.«

»Ja, Suko, ja. Aber mit dem Zug?«

»Bei dem Wetter kommst du mit dem Wagen nicht durch. Warum soll es dem Fahrer eines Leichenwagens besser gehen als uns? Auch er hat mit dem Schnee zu kämpfen und nimmt den Zug.«

Nach einer Weile fragte ich: »Glaubst du, was du da gesagt hast?«

»Klar.«

»Dann bin ich zufrieden.«

Ich hörte ihn leise lachen. »Nicht ganz, John. Ich kenne dich etwas besser. Dich stören die beiden Särge.«

Ich leckte zwei Schneeflocken von meiner Oberlippe. »Ja, es stört mich, Alter. Es stört mich sogar gewaltig.«

»Warum, frage ich mal vorsichtig?«

»Weil ich es als kein besonders gutes Omen ansehe.«

»Seit wann bist du so abergläubisch?«

»Das bin ich gar nicht.«

»Also ist es dein Bauchgefühl – oder?«

»Nein. Aber lassen wir das Thema. Du hast Recht. Man kommt bei diesem Wetter auch mit einem Leichenwagen nicht durch.«

»Eben.«

Trotzdem gingen wir nicht weg, denn die Szene hatte etwas Gespenstisches an sich. Auf dem Holz der dunklen Särge waren die Flocken geschmolzen. Zwei Männer machten sich daran, die beiden Totenkisten einzuladen und mussten sich anstrengen, um sie in die Höhe zu bekommen, um sie dann durch die offene Tür zu schieben.