John Sinclair 1253 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1253 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Angst vor dem eigenen Ich.

Vincent van Akkeren war durch Absaloms Eingreifen vertrieben worden. Damit war der Fall nicht gelöst. Das Rätsel um die Gebeine und um die geheimnisvolle Maria Magdalena blieb bestehen. Wir wollten sie finden, und dabei konnte uns eine Person helfen.

Es war Julie Ritter. Sie besaß unser Vertrauen. Doch was wir dann erlebten, war so ungeheuerlich, dass man es kaum beschreiben konnte, denn wir erfuhren Julias Angst vor dem eigenen Ich.

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 145

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumAngst vor dem eigenen IchVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Angst vor dem eigenen Ich

Vincent van Akkeren war durch Absaloms Eingreifen vertrieben worden. Damit war der Fall nicht gelöst. Das Rätsel um die Gebeine und um die geheimnisvolle Maria Magdalena blieb bestehen. Wir wollten sie finden, und dabei konnte uns eine Person helfen.

Es war Julie Ritter. Sie besaß unser Vertrauen. Doch was wir dann erlebten, war so ungeheuerlich, dass man es kaum beschreiben konnte, denn wir erfuhren Julias Angst vor dem eigenen Ich.

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-3987-8

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Angst vor dem eigenen Ich

Die Haare waren noch vom Duschen nass, als ich die Tür zu meiner Kammer aufstieß. Ich hatte gut geschlafen, fühlte mich topfit, freute mich auf das Frühstück, trat locker in das Zimmer – und blieb wie angewurzelt stehen.

Die Überraschung war perfekt!

In meinem zerwühlten Bett lag eine nackte Frau – Julie Ritter!

Das sind wirklich Momente, wie man sie sonst nur im Film erlebt, wenn der Held nichts ahnend in sein Zimmer kommt und mit einer derartigen Szene konfrontiert wird.

So etwas gibt es ja. Popstars können davon ein Lied singen, wenn es irgendwelchen Groupies gelungen ist, sich in die Zimmer der Promis zu schmuggeln, aber ich war kein Popstar, ich war auch nicht prominent, und Julie Ritter war nicht der Typ, der sich nackt in das Bett eines Mannes legt, auch wenn dieser – so wie ich – ein Bekannter ist.

Und trotzdem lag sie da!

Ich war erst mal konsterniert. Sprechen konnte ich nicht. Es mussten einige Sekunden verstreichen, bis ich in der Lage war, die gesamte Wahrheit zu erfassen, sodass ich mich auf Einzelheiten konzentrieren konnte.

Ich hatte sie bisher nicht nackt gesehen und musste zugeben, dass sie eine gute Figur hatte. Die allerdings interessierte mich momentan nicht so sehr. Nicht weil ich etwas dagegen gehabt hätte, nein, in einem derartigen Fall war etwas anderes wichtiger. Man kann bestimmte Botschaften auch durch den Ausdruck des Gesichts signalisieren, und deshalb war das in diesem Fall wichtig für mich.

Wollte sie mich ansprechen? Wollte sie mich hereinbitten? Wollte sie, dass ich zu ihr ins Bett stieg? Deutete sie das durch ein Lächeln eventuell an?

Nein, das war hier nicht der Fall. Ihr Gesichtsausdruck blieb ungewöhnlich ausdruckslos. Er kam mir auch sehr blass und zudem angestrengt vor, was mich auch etwas wunderte.

Ich rang mir ein Lächeln ab, was Julie allerdings nicht erwiderte. Das Gesicht blieb ohne Ausdruck.

Noch stand ich auf der Schwelle, und auch in den folgenden Sekunden rührte ich mich nicht vom Fleck. Aber ich sprach sie mit leiser Stimme an.

„Julie …“

Sie antwortete nicht. Sie tat überhaupt nichts. Sie blieb nur liegen und hielt mir ihren Kopf zugewandt.

„Julie!“ Diesmal hatte ich die Stimme erhoben und drängte sie quasi zu einer Antwort.

Auch jetzt hatte ich keinen Erfolg. Julie Ritter war zu einer Statue geworden und blieb es auch. Kein Wort wehte aus ihrem Mund. Sie sah mich wohl, aber sie traf keine Anstalten, auch mich zu begrüßen. Mein Erscheinen war nicht wichtig. Sie interessierte sich nicht dafür, sondern schaute nur in Richtung Tür, wo ich mich aufhielt und noch immer von den Socken war.

Aber ich hatte mich wieder soweit gefangen, dass ich nachdenken konnte. Dass Julie Ritter nackt in meinem Bett lag, war keine Halluzination. Da hatte sie sich wohl eine Überraschung ausgedacht. Sie war ausgeflippt als Reaktion darauf, was wir alles erlebt und auch durchlitten hatten.

Die letzten beiden Tage waren mehr als stressig gewesen für Julie, Suko, die Templer und mich. Irgendwie musste sie den Stress auch abbauen, und sie tat es wohl auf diese Art und Weise.

Sie lag zur Seite gedreht, leicht aufgestützt, und sie schaute mich unverwandt an. Aber sie lächelte nicht. Es gab keine Aufforderung an mich, näher heranzukommen, und genau das machte mich ebenfalls misstrauisch.

Ich verfolgte das Kribbeln auf meinem Rücken, und eine innere Stimme sagte mir, dass trotz des so klaren Bildes hier nicht alles mit rechten Dingen ablief. Da kam noch etwas nach, das war nur der Anfang, ich ahnte es. Aber ich wollte nicht so lange warten, bis Julie reagierte, ich musste die Dinge selbst in die Hand nehmen.

Wie lange ich auf der Schwelle gestanden hatte, war mir nicht klar. Das hier waren eben Momente, in denen man die Zeit einfach vergisst. Nur wollte ich nicht noch länger warten, gab mir einen Ruck und ging den ersten Schritt nach vorn.

Ich hatte ihn bewusst zögernd und langsam zurückgelegt, weil ich davon ausging, dass Julie darauf reagieren würde, aber den Gefallen tat sie mir nicht. Sie blieb auf dem zerwühlten Bett liegen wie eine Puppe, deren starrer Blick auf mich gerichtet war, ohne mich direkt zur Kenntnis zu nehmen.

Noch einmal versuchte ich es mit einer Ansprache. Ich trat zwei weitere Schritte auf das Bett zu, rief dabei halb laut den Namen der jungen Frau und erlebte das Gleiche – nämlich nichts!

Sollte ich mich ärgern, wundern? Sollte ich sauer sein? Im Normalfall hätte einer der Vergleiche schon gepasst, doch das hier lag irgendwie anders. Ich ging inzwischen davon aus, dass diese Szene nicht mit rechten Dingen zuging. Irgendetwas war mit Julie Ritter geschehen, das ich nicht überblicken konnte. Sie hatte sich auch nicht verändert, das musste ich ebenfalls zugeben. Julie war so geblieben wie ich sie kannte, und trotzdem stimmte da was nicht.

Auch nach dem nächsten Schritt, den ich zurücklegte, bewegte sich Julie nicht. Das Misstrauen in mir war mittlerweile stark angewachsen. Über meinen Rücken rannen kleine Schauer hinweg. Irgendetwas oder irgendjemand hatte hier seine Hände im Spiel und versuchte, mich an der Nase herumzuführen.

Mein Kreuz reagierte nicht, was mir schon entgegenkam. Es war wohl keine magische Attacke, und Julie war in der letzten Nacht auch nicht auf die andere Seite geholt worden.

Aber trotzdem. Da war …

Ich blieb stehen, obwohl ich das Bett noch nicht erreicht hatte. Etwas hatte mich zusammenschrecken lassen, und das war nicht in diesem Zimmer passiert.

Von draußen her war durch die Tür ein helles Lachen gedrungen. Das Lachen einer Frau.

Julie hatte in der Zeit, in der ich sie kannte, nicht viel gelacht. Doch dieses Lachen kannte ich, und es war nicht in diesem kleinen Zimmer aufgeklungen.

Ich fuhr herum!

Die Tür war noch offen. Jeder Schall oder Klang hatte also freie Bahn. Der Blick in den Flur reichte nur bis zur Wand gegenüber der Tür, das war alles.

Ich hörte auch Sukos Stimme.

Danach wieder das Lachen.

Verdammt noch mal, das stammte von Julie Ritter!

Ich drehte mich wieder um!

Plötzlich hatte ich das Gefühl, verrückt zu sein. Etwas hämmerte gegen meinen Kopf. Ich fühlte mich an der Nase herumgeführt, ich konnte im ersten Moment nichts mehr denken, aber was ich mit meinen eigenen Augen sah, war eine Tatsache.

Mein Bett war leer!

*

Hätte Suko oder eine andere Person neben mir gestanden, ich hätte sie darum gebeten, mir mal kräftig in den Hintern zu treten. Aber es gab niemand, der bei mir war. Ich war allein, und zwar ganz allein, denn Julie war von meinem Bett verschwunden. Sie hatte sich aufgelöst, sie war zu Luft geworden, wie auch immer, und ich musste mich fragen, ob ich noch normal war.

Selbst als Geisterjäger war ich wie vor den Kopf geschlagen, und ich hatte verdammt viel mitgemacht in meinem Leben. Ich hatte erlebt, dass es den Begriff unmöglich eigentlich nicht gab, doch hier begann ich an mir selbst zu zweifeln.

War ich überspannt? Überreizt? Hatte mich der letzte Fall, bei dem es um die Gebeine der Maria Magdalena gegangen war, so verändert, dass ich schon Dinge sah, die eigentlich nicht existierten? Hatte ich bereits Halluzinationen? War das alles zu viel für mich gewesen? Sollte ich meinen Job an den Nagel hängen und nur noch im Büro hocken und mich mit Schreibarbeiten beschäftigen?

Ja und nein. Nein und ja. Ich wusste es nicht, aber ich stellte mir selbst ein Zeugnis aus und sagte mir, dass ich nicht überspannt oder verrückt war.

Hier war etwas passiert, das ich mir noch nicht erklären konnte. Es hatte Julie Ritter gegeben. Ob stofflich oder feinstofflich, das war die Frage, aber es gab sie, und ich war bei Gott keinem Trugschluss zum Opfer gefallen.

Was sollte ich tun?

Ganz einfach. Ich musste mich den Tatsachen stellen und sie als normal ansehen. Nach zwei kleineren Schritten stand ich neben dem Bett und legte meine Hand auf die Matratze. Julie Ritter hatte hier gelegen, und deshalb hatte sie auch etwas hinterlassen müssen. Nämlich die Wärme des Körpers auf dem Laken oder dem Kissen. Etwas anderes kam für mich nicht infrage. Es sei denn, ich war wirklich von der Rolle.

Auch als ich mit der Hand über das Bett hinwegstrich, war nichts davon zu spüren. Keine Wärme, alles war kühl, wenn auch leicht verknautscht. Ich war nach dem Aufstehen recht lange unter der Dusche gewesen, da hatte das Bett abkühlen können.

Es war zwar kein hundertprozentiger Beweis für mich, aber ich ging trotzdem davon aus, dass Julie Ritter, so wie ich sie gesehen hatte, kein normaler Mensch gewesen sein konnte.

Aber warum hatte ich sie dann gesehen? Und vor allen Dingen – wen hatte ich gesehen? Ihren feinstofflichen Körper? Ihren Astralleib? Nach dieser Frage hätten viele Menschen gelächelt oder nur den Kopf geschüttelt, ich allerdings wusste es besser, weil ich so etwas schon erlebt hatte.

Feinstoffliche Körper, Astralleibe, die erschienen und sich ebenso rasch wieder auflösten, das alles war mir nicht unbekannt. Davor fürchtete ich mich auch nicht. Es machte mich nur besorgt, dass dies ausgerechnet mit Julie Ritter passiert war. Mit einer Frau, die ich relativ gut kannte, von der ich allerdings nicht gedacht hätte, dass sie mich so überraschen würde.

Welches Geheimnis verbarg sie? Was steckte dahinter? Hing es damit zusammen, dass sie schon einmal gelebt hatte? Und zwar in sehr ferner Zeit als Maria Magdalena, die mal als Hure und mal als Heilige angesehen worden war.

Ja, das konnte alles sein. Das war durchaus möglich. Die sichtbare und auch die unsichtbare Welt waren eben zu vielfältig, als dass man ihre Geheimnisse einfach hätte übergehen können. Hier braute sich etwas zusammen, und mir wurde klar, dass dieser Fall wieder völlig neue Dimensionen bekommen hatte.

Oder verbarg sich der rätselhafte Absalom dahinter? Jene geheimnisvolle Gestalt, die eine tiefe Schuld abzuarbeiten hatte? Der einmal ein Agent des Himmels und zum anderen ein Agent der Hölle war und uns Vincent van Akkeren praktisch vor der Nase weggeschnappt hatte, um eine alte Schuld endgültig zu begleichen?

Durch Absalom hatte alles angefangen. Er hatte mich auf die Spur der Julie Ritter gebracht. Ich hatte mir von ihr die Geheimnisse des Genter Altars erklären lassen und die Verbindung zwischen Religion und Mystik begriffen.

Es ging um die Gebeine der Maria Magdalena, die für die Templer so wichtig waren, denn sie gehörte zu den wenigen Personen, die von ihnen verehrt wurden.1

Im Laufe der Jahrhunderte hatten sich viele Rätsel und Geheimnisse aufgebaut. Eine wahnsinnig schwierige Spurensuche hatte die Menschen in alle möglichen Richtungen und zu verschiedenen Zielen hingeführt. Aber die Gebeine der geheimnisvollen Frau waren nicht gefunden worden. Bis zum heutigen Tag nicht.

Nein, nicht ganz. Denn uns war es gelungen, sie zu finden. Ebenso wie van Akkeren, der es geschafft hatte, Julie Ritter zu entführen, um das Geheimnis herauszufinden.

Weder er noch ich hatten den hundertprozentigen Erfolg erreicht. Aber wir wussten, wo wir die Gebeine finden konnten: Auf dem Grund eines uralten Schachts, der von einem Stollen abzweigte, in unmittelbarer Nähe von Rennes-le-Chäteau.

Kurz vor dem Ziel war dann eben alles anders geworden. Da war der geheimnisvolle Agent der Zeiten erschienen und hatte seine Schuld endgültig beglichen.

Worin sie genau bestanden hatte, war uns ein Rätsel, und das würde es wohl auch noch bleiben.

Ich merkte selbst, dass ich mich bei meinen Überlegungen wiederholte, aber ich war noch immer ziemlich durcheinander, weil ich einfach das Geschehen nicht richtig begriff.

Wieder fuhr ich mit der Hand über das Bettlaken hinweg, und wieder erlebte ich das Gleiche. Es wies nichts darauf hin, dass bis vor Kurzem noch jemand hier gelegen hatte.

Eines stand fest. Es war noch nicht zu Ende. Es ging weiter. Und Julie Ritter würde die Hauptrolle spielen. Aber anders als bisher, das stand für mich fest.

Es brachte nichts, wenn ich noch länger neben dem Bett stehen blieb und weiterhin testete. Ich musste mich einfach mit dem Phänomen vertraut machen und auch damit, dass ich davor stand wie der Ochse vor einem Berg.

Mir fiel wieder das helle Frauenlachen ein. Es gab keinen Zweifel, Julie hatte gelacht. Ich hatte es genau gehört. Außerdem kannte ich ihre Stimme und auch ihr Lachen.

Mein Zimmer war und blieb leer. Abgesehen von mir selbst. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich noch immer in das große Badetuch eingewickelt war. Die Kleidung konnte ich nicht wechseln, denn ich war nicht normal hierher nach Alet-les-Bains gereist. Und Suko hatte mir keine Ersatzklamotten mitgebracht.

Jedenfalls waren meine Sachen so gut gereinigt worden, dass ich mich damit wieder unter Menschen trauen konnte. Das sollte so schnell wie möglich geschehen, denn ich war gespannt, wie Julie Ritter auf meine Erzählung reagierte.

Auch mit Suko und Godwin de Salier, dem Anführer der Templer, wollte ich darüber sprechen. Es konnte ja sein, dass sie eine Idee hatten, aber am wichtigsten war schon Julie Ritter.

Als ich angekleidet hinaus auf den Flur trat, war von beiden nichts zu sehen. Ich schaute auf die Uhr. Die neunte Tagesstunde war schon angebrochen. Zeit für ein Frühstück. Ich verspürte auch Hunger, aber zuvor wollte ich einen Blick in die beiden anderen Gästezimmer werfen, die sich auf dem gleichen Gang befanden.

Die Tür zu Sukos Raum stand spaltbreit offen. Er selbst befand sich nicht im Zimmer. Wie ich ihn kannte, war er bereits nach unten gegangen, um zu frühstücken.

Auch die Kammer der Julie Ritter war leer, was mich ein wenig enttäuschte. So musste ich das Gespräch verschieben, denn beim Essen wollte ich nicht gerade damit anfangen.

Die Zimmer für Gäste lagen in der ersten Etage. Gegessen wurde im unteren Bereich. Es roch schon nach Kaffee. Den Duft nahm ich wahr, als ich die Treppe hinabschritt. In diesem Bereich war es nicht so still wie oben. Ich begegnete einigen Templern, die freundlich grüßten, aber keine Fragen stellten. Wenn sie welche hatten, dann wandten sie sich an Godwin de Salier, ihren Anführer.

Der Essraum befand sich neben der Küche. Er war groß genug, um den langen Holztisch aufzunehmen, an dem sich die Templer zu den gemeinsamen Mahlzeiten versammelten.

Als ich eintrat, hob Suko die Hand und winkte mir zu. Er saß allein am großen Tisch, was mich wunderte.

„Wo ist denn Julie?“, fragte ich.

„Guten Morgen erstmal.“

„Sorry, aber ich war mit den Gedanken woanders.“ Ich nahm meinen Platz gegenüber von Suko ein und griff zur Warmhaltekanne, um mir den ersten Kaffee einzuschenken.

„Sie wird wohl noch kommen. Im Moment hat sie noch keinen Hunger.“

„Kann ich irgendwie verstehen.“ Ich stellte die Kanne wieder weg. „Was ist mit Godwin?“

„Er hat das Frühstück schon hinter sich. Einer wie er ist immer früh auf den Beinen.“

„Klar.“ Ich legte eine Pause ein, trank den Kaffee, den ich mit Zucker etwas gesüßt hatte und griff zu einem knusprigen Croissant, das so herrlich duftete, weil es frisch gebacken war. Ich aß es nicht trocken, sondern nahm noch Konfitüre dazu.

Es gab auch frisch gekochte Eier. Mit einem davon beschäftigte ich mich nach dem Verzehr des Croissants.

„Du hast mit Julie schon heute Morgen gesprochen – oder nicht?“, fragte ich zwischen zwei Bissen.

„Habe ich.“

„Und?“

Suko schüttelte den Kopf und schaute mir beim Essen zu. „Warum fragst du so komisch?“

„Ich wollte es nur wissen.“

Er lehnte sich zurück. Dabei griff er zu einem Glas, in dem Orangensaft schimmerte. Als er es geleert und zur Seite gestellt hatte, sprach er mich an. „Irgendetwas stimmt doch mit dir nicht, John.“

„Ach ja? Wie kommst du darauf?“

„Es geht um dein Verhalten. Du wirkst so anders.“

„Wie wirke ich denn?“

„Nachdenklich. Wie jemand, der über etwas nachgrübelt.“

Ich nickte. „Da könntest du Recht haben, Suko. Ich denke tatsächlich über etwas nach.“

„Bitte, ich will dich nicht stören. Aber seltsam ist dein Verhalten schon. Es kommt mir vor, als hättest du noch kein Ergebnis.“

Ich hatte das Ei gegessen und knackte die Schale zusammen, die ich dann in den Eierbecher drückte. „Genau, Suko, ich habe ein Problem und kein Ergebnis.“