John Sinclair 1258 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1258 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Der Leichen-Skandal.

In vielen Ländern Europas hatten winterliche Unwetter getobt, und auch England war nicht verschont geblieben. So waren Überschwemmungen und Erdrutsche die natürliche Folge, und bei einem dieser Erdrutsche wurde etwas freigelegt, was vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen bleiben sollte.

Tote, die angeblich verbrannt waren.

Es stimmte nicht. Suko und ich waren gefordert, und so gerieten wir hinein in das mörderische Spiel eines Ghouls und eines Bestatters ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 142

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDer Leichen-SkandalVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Der Leichen-Skandal

In vielen Ländern Europas hatten winterliche Unwetter getobt, und auch England war nicht verschont geblieben. So waren Überschwemmungen und Erdrutsche die natürliche Folge, und bei einem dieser Erdrutsche wurde etwas freigelegt, was vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen bleiben sollte.

Tote, die angeblich verbrannt waren.

Es stimmte nicht. Suko und ich waren gefordert, und so gerieten wir hinein in das mörderische Spiel eines Ghouls und eines Bestatters …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-3992-2

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Der Leichen-Skandal

„Man kann den Tod riechen!“

Nicht mehr als ein Satz. Der aber hatte es in sich. An ihn musste Dick Paine immer wieder denken, als er sich durch das Gelände schlug und damit auch durch einen Wald, der jetzt, am Ende des Winters, noch recht licht war.

Die Bäume verteilten sich auf einem Gelände, an dessen Südseite die Strecke in einem sanften Abstieg auslief. An dessen Ende lag der kleine Ort Wexham.

Er war nichts Besonderes. Zumindest auf den ersten Blick. Da verteilten sich die grau wirkenden Häuser, in denen die Menschen lebten und teilweise in den größeren Städten ihr Geld verdienten. Vorausgesetzt, sie hatten Arbeit bekommen, denn in dieser Gegend war die Arbeitslosigkeit recht hoch, besonders bei den älteren Bewohnern. Und so kam es, dass zahlreiche unter ihnen den gesamten Tag zu Hause verbrachten und sich in ihr Schicksal ergeben hatten.

Nach Wexham verlief sich kein Tourist. Was sollte er auch hier besichtigen? Es sei denn, er schwärmte für das Gebäude, das abseits stand und so wirkte, als wäre es auf der flachen Anhöhe festgeklebt worden.

Ein großer Bau mit Flachdach und zwei Schornsteinen, die sofort ins Auge fielen und auch aus größerer Entfernung zu sehen waren. Dieser Bau war gewissermaßen das Wahrzeichen des Ortes, aber stolz konnten die Bewohner darauf auch nicht sein, denn dieses schmucklose Gebäude beherbergte ein Krematorium.

Dort wurden Leichen verbrannt!

Genau aus diesem Grund waren auch einige der Bewohner der Meinung, den Tod riechen zu können. Darüber hatte Dick Paine bisher nur gelacht, aber er hatte diese Aussage nicht nur von einer Person gehört, sondern von mehreren. Deshalb hatte sich der Förster auf den Weg gemacht, um den Dingen auf den Grund zu gehen.

Paine war für die Hege und Pflege der Natur verantwortlich, die einen Ring um Wexham gezogen hatte.

Er liebte seinen Job. Er ging in seiner Arbeit auf, der er seit gut acht Jahren nachging. Er freute sich auf jeden Tag, denn es war für ihn keine Routine, immer wieder die Wege einzuschlagen, die ihn durch sein Revier führten.

Mal mit dem Jeep, aber meistens zu Fuß und mit seinem Hund Rowdy, einem Tier, auf das er sich verlassen konnte. Es

war kein reinrassiger Hund, sondern eine Promenadenmischung, eines Försters eigentlich nicht würdig, aber Paine und Rowdy waren im Laufe der Jahre zu einem unzertrennlichen Gespann geworden. Da konnte sich der eine auf den anderen hundertprozentig verlassen.

Vor allem gehorchte Rowdy aufs Wort. Er tat nichts, was sein Herr nicht wollte, aber an diesem Tag war seine Unruhe so stark, dass ihn Paine an die Leine hatte nehmen müssen.

Man kann den Tod riechen!

Dick Paine hatte darüber gelächelt. Das tat er nicht mehr, seit sich sein treuer Begleiter so verändert hatte. Das Verhalten gefiel ihm nicht, und er hatte das Gefühl, dass Rowdy mehr roch und wahrnahm als er.

Er ging deshalb auch nicht die Wege, sondern schlug sich quer durch das Gelände, bis zu einem Punkt hin, von dem aus er auf den Ort schauen konnte.

Da blieb er stehen. Das Fernglas hing vor seiner Brust. Er brauchte es nicht. ebenso wenig wie das Gewehr, das er über die rechte Schulter gehängt hatte.

Paine war wie der typische Förster gekleidet. Die grüne wetterfeste Jacke, die dazu passende Hose und die hohen Schnürschuhe mit der trittfesten Sohle.

Im Gegensatz zu Rowdy nahm er nichts wahr. Der Hund schnüffelte, er bewegte dabei seinen Kopf, hechelte und zerrte des Öfteren an der Leine.

„Ruhig, mein Freund, sei ganz ruhig. Es wird sich alles ergeben. Wir sind allein.“

Da war der Hund anderer Ansicht. Er scharrte mit den Vorderpfoten, um seinem Herrn zu beweisen, dass dem nicht so war. Er schüttelte auch den Kopf, knurrte leise und zerrte an der Leine.

Irgendetwas stimmte nicht …

Paine war sich sicher. Er schob seinen grünen Hut etwas zurück, sodass mehr von seinem Gesicht zu sehen war. Die Haut zeigte eine gesunde Farbe. Ein Beweis dafür, dass sich der Mann oft in der freien Natur aufhielt. Bei ihm fiel der dunkle Oberlippenbart auf, der wie ein krummer Säbel noch zu beiden Seiten der Mundwinkel herabwuchs und erst am Kinn endete. Er hatte dunkle Augen und volles schwarzes Haar. Es war nur selten zu bändigen, aber das machte ihm nichts aus, weil es sowieso die meiste Zeit durch den Hut verdeckt wurde.

Der Förster schaute den Hang hinab, der sehr uneben war. Steine hatten sich festgekrallt, aber auch die Wurzeln der Nadelbäume, die ihre Arme zu den verschiedenen Seiten hin wegstreckten. Einige Birken wuchsen ebenfalls auf diesem Boden, und ihre hellen Stämme wirkten wie ein Wink des Frühlings, der irgendwie in der Luft lag, was im März nichts Ungewöhnliches war.

Rowdy zerrte an der Leine. Er wollte weg. Es sah so aus, als wollte er den Hang hinablaufen, um nach etwas zu suchen, was auf oder in ihm verborgen lag.

War es der riechende Tod?

Paine dachte daran, und er dachte auch an die Vorgänge, die in den letzten beiden Wochen passiert waren. Es hatte wahnsinnig viel geregnet, auch gestürmt.

Sturzfluten hatten für Überschwemmungen im Land gesorgt. Stürme hatten in den Wäldern Zerstörungen angerichtet. Auch sein Revier war nicht verschont geblieben, aber die Schäden an den Bäumen hatten sich in Grenzen gehalten.

Hier am Hang war es anders. Da hatten die Wassermassen die Bäume zwar nicht weggespült, aber den Boden malträtiert und aufgerissen. An einigen Stellen war er sogar weggeschwemmt worden. Kleinere Schlammlawinen waren ins Tal gerutscht, ohne allerdings größere Zerstörungen anzurichten. Vor den ersten Häusern waren sie zum Stillstand gekommen. Aber sie hatten ihre Spuren in den Vorgärten hinterlassen. Da würden die Menschen noch lange arbeiten müssen, um sie wieder so hinzubekommen, wie sie mal gewesen waren.

Der Hang sah nicht mehr so aus wie noch vor einem Monat. Den Förster ärgerte dies. Er dachte darüber nach, ihn wieder zu glätten. Es musste sehr bald mit den Aufräumungsarbeiten begonnen werden, was natürlich auch Geld kostete. Und das bewilligt zu bekommen, würde für ihn verdammt schwer werden. Da waren andere Landstriche wichtiger. Er kam sich manchmal vor wie am Ende der Welt. Das hatte auch seine Vorteile. Man redete ihm nicht so leicht in seine Arbeit hinein und ließ ihn in Ruhe.

Er schaute weiterhin nach unten, aber er sah noch immer nichts, was seinen Hund so irritiert hatte. Deshalb hielt er das Glas vor seine Augen und versuchte, beim Schauen die Nervosität des Tieres einfach zu überhören.

Er spähte den Hang hinab und sah, was die Natur angerichtet hatte. Das Wasser und der Schlamm hatten ganze Grasstücke gelöst oder sie in die Höhe gedrückt. Baumwurzeln lagen frei, und sogar den alten Friedhof jenseits des Krematoriums hatte es erwischt. Da war der Boden zum einen aufgerissen worden, zum anderen hatten sich durch den Schlamm neue Formationen ergeben, sodass eine völlig andere Landschaft entstanden war.

Als der Friedhof in sein Blickfeld geriet, da verharrte der Förster länger auf diesem Bild. Sein Magen zog sich etwas zusammen, er musste schlucken, denn durch seinen Kopf huschte eine bestimmte Vorstellung. Er dachte daran, dass auch der Friedhof aufgewühlt worden war, und diese Vorstellung ließ ihn erblassen.

Es war nichts Außergewöhnliches zu sehen. Nur wollte ihn das nicht beruhigen, weil auch Rowdy nicht ruhiger geworden war und noch immer an seiner Leine zerrte.

Dick Paine streichelte ihn. „Bitte, Alter, was hast du denn? Es ist doch nichts.“

Der Hund bellte.

Auch das war kein normales Bellen. Es glich vielmehr einer Mischung aus Bellen und Knurren, und wieder zerrte er an der Leine. Er machte dem Förster deutlich, wo er hinwollte.

Der Mensch konnte sich auf das Tier verlassen, und das Tier auf den Menschen.

„Okay, dann los!“

Auf diese Worte hatte Rowdy nur gewartet. Er zog noch stärker an der Leine, und der Förster hatte Mühe, ihm zu folgen.

Er kannte auch die Regeln. Wenn sein Hund so stark reagierte, dann musste er etwas gesehen oder gespürt haben. Und es war kein anderes Tier, das er jagen wollte. Paine hatte ihn so gut abgerichtet, dass er dies ausschließen konnte.

Er gab Rowdy frei!

Das Tier war nicht mehr zu halten. Mit einem regelrechten Raketenstart schnellte es los. Rowdy flog fast den Abhang hinab, sprang über Steine hinweg, rutschte auf der glatten Fläche aus, schlitterte weiter, fing sich wieder, überschlug sich, bellte dabei, und Dick Paine, der seinem vierbeinigen Freund langsamer folgte, wunderte sich jetzt nicht mehr, sondern erlebte, wie ein bedrückendes und unangenehmes Gefühl in ihm aufstieg. Denn das Verhalten des Tieres war nicht normal, das stand für ihn fest. So hatte es sich in all den Jahren nie zuvor benommen. Da steckte einfach mehr dahinter.

Rowdy war schnell wie der Blitz. Und ebenso schnell hatte er auch sein Ziel erreicht. Weiter unten am Hang. Er war nicht mehr zu sehen, aber zu hören, denn sein scharfes Bellen jagte den Hang hoch und erreichte auch die Ohren des Försters.

Paines Ansicht nach musste Rowdy eine Mulde erreicht haben, die die Unwetter der letzten Wochen geschaffen hatten. Das Gelände hatte dort ein anderes Gesicht erhalten, und eine knorrige alte Eiche, die sich irgendwie an diese Stelle verirrt hatte, war durch einen Blitz getroffen und gespalten worden. Eine Hälfte stand noch aufrecht, die andere war nach vorn gebogen, aber nicht völlig abgeknickt, sodass sie wie ein krummer Brückenpfeiler über dem Hang hing.

Dort befand sich auch der Hund. Er war auch weiterhin nicht zu sehen und in der Mulde verschwunden. Nur das scharfe Gebell hallte den Hang hoch.

Es drängte Dick Paine, die Stelle zu erreichen.

Rowdy bellte. Rowdy jaulte. Er knurrte auch. Diese Laute bildeten eine Kakofonie, die der Förster so nicht kannte. Nicht bei Rowdy. Was er entdeckt hatte, musste für ihn auch eine Premiere sein. Aber keine besonders gute.

Dann sah er ihn.

Er sprangmit einem Satz aus der Mulde hervor, lief dem Förster entgegen und fing an zu bellen, als er in dessen Nähe geriet. Er scharrte mit den Pfoten. Er warf den Kopf vor und zurück und wurde erst ruhiger, als Paine ihn erreicht hatte, seinen Arm nach unten streckte und Rowdy den Kopf streichelte.

Der Hund leckte ihm die Hand. Er hechelte, er knurrte dabei, und sein wuscheliges Fell war gesträubt.

„Ist ja alles gut, Rowdy, ist ja alles gut. Wir beide regeln das schon – okay?“

Mensch und Tier verstanden sich gut. So war es immer gewesen. In diesem Fall allerdings lief einiges schief, denn Rowdy wollte plötzlich nicht mehr. Er sprang zur Seite, entglitt der streichelnden Hand und verschwand nach wenigen Sätzen wieder in der Mulde, um dort herumzuscharren, was auch bis an Paines Ohren drang.

Der Förster wollte sich in Bewegung setzen, doch Rowdy war schneller. Plötzlich sprang er wieder aus der Mulde hervor, und diesmal hatte er etwas mitgebracht.

Es hing zwischen den Zähnen in seiner geöffneten Schnauze, und den Förster traf beinahe der Schlag, als er sah, was es war.

Es war ein halb verwester Arm!

*

„Sehen Sie sich das an, Mr. Sinclair! Sehen Sie sich das an!“ Helen Carver stoppte ihren Redefluss, schnappte nach Luft und deutete auf den grauen Inhalt des Glases. „Das … das … sind die Reste meines Mannes“, keuchte sie und ihr Gesicht erhielt wieder mehr Farbe. „Oder die Reste, die mein Mann hätten sein sollen.“

Ich schwieg.

Auch Suko sagte nichts, der sich ebenfalls in unserem gemeinsamen Büro aufhielt. Wir beide schauten auf den Inhalt des Glases und auch auf Helen Carver, eine Frau von etwa 55 Jahren, deren Haar bereits stark ergraut war und unordentlich ihren Kopf umhing. Das Gesicht hatte sich gerötet, und um die Augen herum traten die Adern besonders stark hervor. Am Kinn zitterten die kleinen Härchen eines Damenbarts. Dadurch hatte ihr Gesicht einen etwas männlichen Ausdruck erhalten.

Sie war bei ihrer letzten Erklärung aufgesprungen und setzte sich jetzt wieder hin, als Suko sie mit leiser Stimme darum bat.

„Möchten Sie einen Kaffee?“, fragte ich.

„Nein. Der würde mich noch stärker aufregen. Sie glauben gar nicht, was dieser Besuch für mich bedeutet. Das ist alles sehr schlimm, Mr. Sinclair.“

„Vielleicht ein Glas Wasser?“

„Ja, das wäre gut.“

„Okay, ich hole es Ihnen.“

Bei Glenda im Vorzimmer bekam ich auch das. Sie befand sich nicht im Raum und lenkte mich deshalb auch nicht von meinen Gedanken ab. Es gibt Menschen, die sehr penetrant sein können, und dazu gehörte eben auch Helen Carver.

Mehrmals schon hatte sie telefoniert. Nicht nur mit uns. Es war ihr sogar gelungen, an unseren Chef, Sir James Powell, heranzukommen und ihn auf ihr Problem hinzuweisen.

Dort war sie dann so überzeugend gewesen, dass Sir James einem Besuch zugestimmt hatte. Nun war sie bei uns und präsentierte uns die angebliche Asche ihres Mannes in einem Einmachglas.

Mit dem Wasser ging ich wieder zurück ins Büro. Unsere Besucherin hatte ihren Platz nicht verlassen. Sie saß dort und schaute ins Leere, während sie heftig atmete. Das Glas stand noch immer auf dem Schreibtisch. Jeder konnte durch die hellen Wände auf den grauen Inhalt schauen.

„Trinken Sie erst mal.“

„Danke, Mr. Sinclair.“

Sie hatte wirklich großen Durst und stellte das Glas erst ab, als es leer war.

„Noch eines?“

„Nein, danke, das reicht.“

Ich setzte mich wieder. In meinem Blickfeld stand ebenfalls das Glas, und ich schaute auf den grauen Inhalt, auf die Asche eines Toten, wie man hätte meinen können.

Suko und ich wussten nicht besonders viel. Uns war bisher nur bekannt, dass Helen Carver nicht daran glaubte, dass es sich um die Asche ihres verstorbenen Mannes handelte.

„Können Sie jetzt alles von vorn erzählen“, fragte Suko. „Sie wissen ja, wo Sie sich befinden. Polizisten müssen nun mal diese Fragen stellen.“

„Klar, das verstehe ich. Deshalb bin ich auch zu Ihnen gekommen, meine Herren.“

„Wunderbar.“

Sie senkte den Kopf und runzelte dabei die Stirn. Sie wollte nachdenken, hob den Kopf wieder an, als sie zu einem Resultat gekommen war und sagte mit leiser Stimme: „Mein Mann ist vor drei Monaten gestorben. Er wollte nicht normal beerdigt werden. Ich sollte ihn verbrennen lassen. Das ist auch preiswerter. Ich habe ihm diesen Wunsch erfüllt. Sie wissen ja, wie das ist. Es dauert immer seine Zeit, bis es zur endgültigen Verbrennung kommt, und das ist auch bei Henry so gewesen.“

Ich stellte eine Zwischenfrage: „Wie kamen Sie denn an die Asche Ihres Mannes heran? Normalerweise ist das nicht üblich.“

„Ja, das stimmt, aber ich wollte sie einfach haben. Da habe ich einen Mitarbeiter des Krematoriums bestochen.“ Sie hob die Schultern. „Hundert Pfund musste ich ihm geben. Damit war dann die Sache erledigt, und ich bekam die Asche.“

„In der Urne?“, fragte Suko.

„Ja.“

„Was hätten Sie damit gemacht?“

„Ich hätte sie vergraben.“

„Und warum haben Sie das nicht getan?“

Helen Carver sagte zunächst kein Wort. Sie schaute nur nach vorn und wusste nicht, wen sie zuerst ansehen sollte. Zwischen uns beiden blickte sie schließlich hindurch. „Tja“, murmelte sie, „warum habe ich das nicht getan? Ich weiß es selbst nicht genau.“ Sie deutete auf ihre Brust. „Hier in meinem Innern hat sich etwas festgesetzt, über das ich wohl reden, es aber nicht genau erklären kann.“

„Ein Gefühl?“

„Richtig, Mr. Sinclair. Es ist ein Gefühl gewesen. Ein verdammt komisches Gefühl.“ Sie räusperte sich und strich über den glatten Stoff ihres dunkelbraunen Mantels. „Ich – ähm – wollte mir die Asche mal genauer anschauen. Wissen Sie, so etwas habe ich noch nicht gesehen, und ich wollte sie auch aus der dunklen Urne heraushaben. Das habe ich getan, und sie in dieses Einmachglas gekippt.“

„Mit dem Sie zu uns gekommen sind.“

„Ja, Mr. Sinclair.“

„Wie sind Sie auf uns gekommen?“, fragte Suko.

Helen Carver winkte ab. „Ich habe herumtelefoniert und bin einigen Leuten auf die Nerven gefallen. Schließlich bin ich bei Ihnen hier gelandet.“

„Dann war die Asche der Grund!“