John Sinclair 1267 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1267 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Das chinesische Grauen (1. Teil).

Es fing alles so harmlos an. Shao war in das chinesische Geschäft gegangen, um Lebensmittel zu kaufen, als sie den Schrei aus dem Lager hörte.

Sie griff ein, und sie konnte ein junges Mädchen aus den Klauen zweier Männer vorerst befreien.

Zur gleichen Zeit standen Suko und ich vor der Leiche einer ebenfalls jungen Chinesin, der noch der linke Arm entfernt worden war. Wir wussten beide, dass dies kein normaler Leichenfund war, und hatten Recht. Ehe wir uns versahen, erlebten Shao und wir das chinesische Grauen.

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 143

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDas chinesische Grauen (1. Teil)Vorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Das chinesische Grauen (1. Teil)

Es fing alles so harmlos an. Shao war in das chinesische Geschäft gegangen, um Lebensmittel zu kaufen, als sie den Schrei aus dem Lager hörte.

Sie griff ein, und sie konnte ein junges Mädchen aus den Klauen zweier Männer vorerst befreien.

Zur gleichen Zeit standen Suko und ich vor der Leiche einer ebenfalls jungen Chinesin, der noch der linke Arm entfernt worden war. Wir wussten beide, dass dies kein normaler Leichenfund war, und hatten Recht. Ehe wir uns versahen, erlebten Shao und wir das chinesische Grauen.

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4001-0

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Das chinesische Grauen (1. Teil)

„Das ist doch ein Schrei gewesen – oder?“, fragte Shao und zog dabei ihre Stirn kraus.

Die Frau mit den dicken Brillengläsern, die aus einem Regal ein Glas mit einem scharfen Gewürz nahm, ließ den Arm sinken und drehte sich zu ihrer Kundin hin um. Shao war die einzige Kundin um diese Mittagszeit im Laden. „Es ist ein Schrei gewesen“, wiederholte sie. „Und ich habe ihn gehört, denn ich kann mich auf meine Ohren verlassen.“

„Nun ja …“, die Verkäuferin versuchte es mit einem Lächeln. „Kann sein, dass draußen jemand geschrien hat.“

„Nein, davon rede ich nicht. Ich habe ihn hier im Innern gehört. Dort hinter der Tür zum Lager.“

In diesem Moment gellte wieder ein Schrei …

Diesmal war Shao darauf gefasst gewesen. Das hohe schrille Geräusch entging ihr nicht, und jetzt wusste sie auch, dass eine Frau geschrien hatte, die sich ihrer Meinung nach in Gefahr befand.

Die Frau mit der dicken Brille konnte nicht mehr widersprechen. Sie war erstarrt, und nur ihre Lippen zuckten. Shao sah auch die kleinen Schweißperlen auf der Stirn, und plötzlich hatte sie das Gefühl, die Gefahr riechen zu können.

„Ich werde nachsehen!“

Die chinesische Geschäftsfrau riss beide Hände hoch. „Bitte!“, flüsterte sie, „bitte, tun Sie das nicht. Auf keinen Fall. Davon sollte man die Finger lassen.“

„Genau das werde ich nicht tun.“ Shao wusste, wie sie am schnellsten hinter die Verkaufstheke gelangte. Sie lief bis zum rechten Ende und hob dort ein Trennbrett hoch. Eine knappe Drehung, der schmale Gang lag vor ihr, aber die korpulente Frau mit der Brille versperrte ihr den Weg.

„Tun Sie das nicht“, flüsterte sie flehend. „Ich bitte Sie. Es geht Sie nichts an.“

„Irrtum. Es geht mich schon etwas an.“ Shaos Stimme klang jetzt scharf. „Geben Sie den Weg frei!“

„Nein, bitte, ich …“

Shao machte kurzen Prozess. Hier ging es nicht um irgendwelche Banalitäten, hier musste eingegriffen werden, und das wollte sie tun. Die Frau wunderte sich über die Kraft ihrer Kundin, als sie plötzlich umfasst wurde. Die schnelle Drehung zur Seite erlebte sie wie einen Schwindel, und für die geschmeidige Chinesin Shao war der Weg frei.

Sie schaute auf die Tür vor sich und sah von innen einen Schlüssel stecken. Den brauchte sie nicht erst zu drehen, denn die Tür war offen. Shao hörte hinter ihrem Rücken noch das Gejammer der Frau, um das sie sich nicht kümmerte. Sie übertrat die Schwelle und blieb schon nach einem Schritt stehen, denn sie hatte nicht damit gerechnet, dass es in diesem Raum so düster war.

Es war in der Tat ein Lager. Ein recht großer Raum mit der Breite des Verkaufsladens. Sie sah nicht viel, weil alles zu sehr mit Waren vollgestopft war. Kisten und Kartons stapelten sich. Es roch nach Gewürzen und zugleich nach Bohnerwachs.

Ich bin in einen Anbau hineingeraten!, dachte sie, aber man hatte vergessen, ihn ordentlich mit Fenster auszustatten, denn durch die beiden vorhandenen Luken drang kaum Licht. Die grauen Schleier konnte man vergessen.

Shao hatte damit gerechnet, Geräusche zu hören, die entstehen, wenn sich ein Mensch wehrt, auch da wurde sie enttäuscht. Hier im Lager blieb es verdächtig still, und Shao traute diesem Frieden nicht.

Sie blieb stehen, ohne sich zu bewegen und konzentrierte sich voll und ganz auf ihre Umgebung. Da musste doch etwas zu hören sein. Diese Stille empfand sie als unheimlich, und jetzt merkte sie auch bei sich, wie kleine Schweißtropfen auf der Stirn entstanden.

Shao drehte ihren Kopf.

Die Tür war nicht wieder zugefallen. Sie wurde offen gehalten von der Geschäftsfrau, deren Gesicht sich im Spalt abzeichnete und dessen Ausdruck jetzt von der reinen Angst bestimmt wurde. Sie zitterte und gab Shao ein Zeichen mit den Augen, sich doch wieder zurückzuziehen.

Die Chinesin schüttelte nur den Kopf. Im Gegenzug machte sie eine Bewegung zur Tür hin, die der Frau bedeuten sollte, dass sie sich wieder zurückzog.

Ob sie das Angebot annahm, wusste Shao nicht, denn sie hatte sich bereits wieder gedreht.

Da vorn war etwas. Auch wenn sie es nicht sah, zwischen den Kisten und großen Kartons lauerte die Gefahr.

Shao schaute auf ihre Füße. Zur weißen Hose trug sie flache Lauftreter mit Gummisohle. Damit konnte sie sich fast lautlos bewegen, falls nicht irgendwelche Gegenstände am Boden lagen, auf die sie trat. Das war hier bestimmt nicht der Fall, denn der Untergrund glänzte beinahe wie ein Spiegel.

Im Halbdunkel fühlte sich Shao nicht wohl. Die Schatten boten die perfekte Deckung für irgendwelche Angreifer, die im Hinterhalt lauerten, und genau denen wollte die Chinesin nicht in die Finger fallen.

Wichtig war das Licht.

Vier Lampen zählte sie unter der Decke. Die beiden Schalter saßen auch nicht weit von ihr entfernt an der Wand, und sie erreichte sie mit einem Handgriff.

Der kurze Klick und nichts geschah!

Keine der vier Lampen wurde hell. Es gab hier keinen Strom. Man hatte ihn abgeschaltet.

Shao spürte plötzlich eine Gänsehaut. Jetzt hätte sie noch die Chance für einen Rückzug gehabt, aber sie wäre nicht sie gewesen, wenn sie in diesem Moment gekniffen hätte. Shao wollte es durchziehen, denn dieser Schrei, über den sie immer noch nachdachte, war kein Spaß gewesen. Hier spielten keine Kinder Verstecken. Es roch nach einer tödlichen Gefahr.

Ihre Augen suchten die Umgebung ab. Sie wollte nichts Falsches tun, und sie entdeckte zwischen den Waren auch mehrere Gänge, wobei ihr einer besonders wichtig war. Und zwar der Gang, der genau vor ihr lag. Den sah sie als den breitesten an.

Sie ging hinein, und dabei wurde ihr Gefühl nicht schlechter. Das Kribbeln am Körper bedeutete Gefahr. Die Dunkelheit vor ihr war unheimlich. Dicht, schattig. Gespenster schienen dort nur auf sie zu warten.

Die aufgestellten Kisten warfen Schatten, was auch völlig normal war. In diesem Fall kamen sie Shao verzerrt vor, als hätten sich aus ihnen fremde Gestalten gelöst.

Ihre Spannung stieg noch weiter, als sie von zwei Seiten von diesen Kisten umschlossen wurde. Das kalte Gefühl im Nacken blieb.

Es war das Gefühl, in einer völligen Fremde zu sein, in der das Grauen lauerte. Immer wieder bewegte sie die Augen und versuchte, in die schmalen Spalten zu schauen, die sich zwischen ihnen auftaten. Das gelang ihr zwar, nur ließ die Dunkelheit dort kein genaues Erkennen zu. Außerdem waren sie so schmal, dass sich niemand darin verstecken konnte.

Es gibt Lager, in den alles durcheinander steht und sich nur ein Eingeweihter auskennt, und es gibt Lager, in denen alles geordnet ist. Dazu gehörte dieses. Die noch versteckten Waren in den Kartons bildeten so etwas wie ein Schachbrettmuster. Da gab es Längs-und Quergänge.

Vor dem ersten Quergang blieb sie stehen. Zwischen ihnen war es ebenfalls dunkel, das wusste sie, aber sie wusste auch, dass dort jemand lauern konnte.

Einen Menschen zu riechen, war nicht möglich. Die Gerüche der Waren überwogen. Sie ärgerte sich, keine Waffe dabei zu haben, aber wer nimmt schon zum Einkaufen eine Pistole mit?

Der Schritt nach vorn.

Schnell und heftig.

Die Drehung um die eigene Achse. Sie schaute schnell nach links und rechts – um leicht enttäuscht und trotzdem etwas erleichtert die Schultern sinken zu lassen und tief durchzuatmen, denn sie hatte nichts von ihren Gegnern gesehen.

Aber das Lager war groß. Es gab Winkel und Ecken, die als Verstecke perfekt waren. Sie musste nur hinein und dabei den geraden Weg verlassen.

Neben einer Sackkarre blieb sie stehen. An der linken Seite türmten sich Kisten hoch, die mit chinesischen Schriftzeichen bemalt waren. Die Ladung stammte aus Shanghai. Was die Kisten enthielten, las Shao nicht.

Die Sackkarre hatte man nicht grundlos genau an dieser Stelle abgestellt. Auf einem breiten Regalbrett dicht darüber lagerten einige helle und prall gefüllte Säcke. Vor dem Regal zog sich wieder ein Weg entlang. Wohin der allerdings führte, erkannte Shao nicht.

Stattdessen hörte sie etwas!

Ein fremdes, aber zugleich scharfes Geräusch. Etwas war über den Boden geglitten, aber sie sah nicht, wo es passiert war, weil sich das eine Fenster recht weit hinter ihrem Rücken befand und der Weg vor ihr deshalb wie mit dunkler Tinte gefüllt erschien.

Dort hatte sie das Geräusch gehört. Shao suchte nach einer Waffe, mit der sie sich hätte verteidigen können, doch leider lag nichts Greifbares in der Nähe. Weder eine Zange, noch ein Hammer oder ein Stemmeisen.

Die Bewegung war trotz der Düsternis nicht zu übersehen. Da malte sich schwach ein Umriss ab, und wenig später hörte Shao wieder das schleifende Geräusch auf dem Boden.

Darauf achtete sie nicht. Viel wichtiger war die Gestalt, die auf sie zukam und dann stehen blieb, als Shao erkannte, dass sie es mit einem Mann zu tun hatte.

Sofort schoss ihr durch den Kopf, dass der Mann nicht geschrien hatte. Es musste zumindest noch eine zweite Person geben, eben diese Frau, die eine so große Angst verspürt hatte.

Es stand für sie fest, dass sie hier alles andere als willkommen war, und sie war jetzt gespannt darauf, wie es weitergehen würde. Der Typ wusste, dass sie hier eine Fremde war, und deren Blicke konnte er sich hier nicht erlauben, wenn es um ein Verbrechen ging. Der Mann war nicht größer als sie, er wirkte sogar kleiner, doch davon ließ sich Shao nicht täuschen. Sie kannte auch kleinere Menschen, die zu wahren Kampfmaschinen werden konnten.

Dass der Typ sie noch nicht angegriffen hatte, sah sie als ein positives Zeichen an. Darauf verlassen, dass es auch in Zukunft so blieb, wollte sie sich jedoch nicht.

„Was willst du?“ Die Frage war nur geflüstert worden.

„Ich suche jemanden.“

„Wen?“

„Eine Frau“, erklärte Shao. Im Gegensatz zu dem Frager flüsterte sie nicht. Sie sprach normal, auch um zu beweisen, dass sie sich nicht fürchtete.

Der Unbekannte vor ihr schüttelte mit einer unwilligen Bewegung den Kopf. „Es gibt hier keine Frau. Es gibt nur mich. Und ich achte darauf, dass keine Fremden hier eindringen und etwas mitnehmen, was ihnen nicht gehört. Ist das klar?“

„Tut mir Leid, aber ich habe einen Schrei gehört. „Shaogehört nicht zu den Menschen, die sich so schnell abschütteln ließen. Wenn sie davon ausging, dass sich jemand in Not befand, dann erst recht nicht. Sie wusste aber auch, dass die Antwort gefährlich für sie werden konnte, und jetzt war sie gespannt darauf, wie der Typ reagieren würde.

Zunächst tat er nichts. Er wartete ab. Er bewegte sich auch nicht. Es war gerade diese Stille, die Shao nicht behagte, und sie spürte, dass sie von einer Botschaft durchdrungen wurde, die von dem Unbekannten ausging. Die Botschaft hieß Gefahr. Das spürte sie sehr wohl mit ihrem sicheren Instinkt.

„Ein letztes Mal. Du hast hier keinen Schrei gehört, weil ich hier nicht geschrien habe. Und ich bin allein, verstehst du? Völlig allein.“

„Es war der Schrei einer Frau!“

Sie hörte einen Fluch und wusste, dass sie das Rad überdreht hatte. Der Mann reagierte aus dem Stand heraus. Er ging einen schnellen Schritt vor, dann noch einen und erschien aus dem Halbdunkel wie ein rächender Geist, der plötzlich Gestalt angenommen hatte.

Er war Chinese, aber etwas kleiner als sie. Er trug eine enge Hose und ein T-Shirt. Aus seinem Mund drang Shao ein bösartig klingender Laut entgegen, und im gleichen Moment griff er zu.

Genau darauf hatte sich Shao einstellen können. Bevor der Chinese sie berührte, zeigte sie, was in ihr steckte und was ihr Freund Suko ihr beigebracht hatte.

Es ging alles blitzschnell. Bevor sich der Typ versah, raste Shaos Faust auf ihn zu. Sie traf ihn an der Stirn, und dieser Karateschlag war wie mit dem Hammer geführt.

Der Typ gab einen unartikulierten Laut von sich. Seine Vorwärtsbewegung geriet ins Stocken. Er blieb stehen, er schien zu warten, und Shao wollte ihn nicht lange warten lassen.

Sie schlug noch einmal zu. Diesmal erwischte sie ihn an genau der richtigen Stelle am Hals. Schlaff sackte der Typ zusammen und blieb vor ihren Füßen liegen.

Geschafft!

Aber nicht alles, das wusste sie auch. Sie hatte ein Hindernis auf dem Weg nach vorn zur Seite geräumt. Die Ursache des Frauenschreis hatte sie noch nicht entdeckt, und solange sie die nicht gefunden hatte, würde sie auch keine Ruhe geben.

Shao stieg über den Bewusstlosen hinweg. Andere würden es ihr nicht so leicht machen, das stand für sie ebenfalls fest, aber darum kümmerte sie sich nicht. Sie wollte die Frau finden, die geschrien hatte.

Noch immer schlich sie zwischen den aufgestellten Kisten umher. Sie schaute zumeist nach vorn, denn nur von dort konnte die Gefahr kommen. Hinter sich hatte sie nichts gehört und nichts gesehen.

Plötzlich war sich Shao nicht mehr sicher. Etwas störte sie, und sie verharrte sofort. Sie merkte, dass etwas Kaltes über ihren Nacken strich. Es war die innerliche Warnung vor einer weiteren Gefahr. Es war besser, wenn sie nicht mehr weiterging.

Shao duckte sich zusammen. Sie suchte den Schutz der gestapelten Kartons, und ohne es zu wollen, machte sie sich Gedanken über die Warenmenge in diesem Lager hier. Sie war verdammt groß. Damit hätte man zehn dieser Läden bestücken können. So kam ihr der Gedanke, dass sich in den Kisten und Kartons nicht nur die normalen Waren befanden, die auch im Geschäft vorn verkauft wurden. Entweder befand sie sich hier in einem Zwischenlager, von dem aus andere Geschäfte bestückt wurden, oder es wurden hier illegale Waren gelagert.

Sie ließ eine gewisse Zeit verstreichen, bevor sie sich wieder bewegte. Noch hatte sie nicht bemerkt, was sich da getan hatte. Es konnte auch Einbildung gewesen sein, denn ihre Nerven waren überstrapaziert, und die Kälte auf ihrem Rücken blieb bestehen.

Aber sie stellte noch etwas fest. Wenn sie den Kopf drehte, dann entdeckte sie eines der Fenster an der Rückseite. Durch das Viereck drang das blasse Licht des Tages. Es verteilte sich auf einer freien Fläche, denn dort standen keine Kartons mehr.

Sie glaubte auch, den Umriss einer Tür zu sehen, denn darauf deuteten die schmalen, hellen Streifen hin, die eine Tür durchaus nachzeichneten.

Sie lockte, aber Shao blieb vorsichtig stehen. Sie leise wie möglich ging sie auf das neue Ziel zu. Den Schrei hatte sie nicht vergessen, und sie hatte auch nicht gesehen, dass jemand weggeschafft wurde. Da hätte sich die Tür öffnen müssen. Also konnte sich die Frau noch in der Nähe befinden, und zwar dicht an der Hintertür.

Auf dem Boden breiteten sich keine Hindernisse mehr aus. Sie stieg nur einmal über einen Sack hinweg, der zur Seite gekippt war. Den Blick hielt sie nach vorn gerichtet, und auf dem Boden sah sie plötzlich eine Bewegung.

Ein längliches Objekt zeichnete sich in der Dunkelheit ab. Es war nicht in der Lage, sich zur Seite zu schieben oder aufzustehen, es blieb liegen, und Shao konnte sich vorstellen, dass es sich um einen Menschen handelte.

Sie blieb stehen und drehte sich dabei, weil sie herausfinden wollte, ob sich irgendjemand in der Nähe aufhielt. Leider war es noch immer verdammt dunkel, sodass sie nichts sah.

So riskierte sie die weiteren Schritte nach vorn, den Blick dabei auf den dunklen Umriss gerichtet.

Die seltsamen Laute waren ebenfalls nicht zu überhören. Sie glichen Schreien, die durch irgendetwas erstickt wurden, damit sie nicht durchklangen. Und Shao brauchte nicht mehr weit vorzugehen, um zu erkennen, was da los war.

Jemand lag auf dem Boden. Ein Mensch, der nicht in der Lage war, sich zu erheben. Als Shao sich niederbeugte, sah sie dort, dass man ihn gefesselt und auch geknebelt hatte. Es musste die Frau sein, deren Schrei sie gehört hatte.

Shao sah nur einen Teil des Gesichts. Die untere Hälfte war von einem breiten Klebeband verdeckt worden. Es reichte bis über die Oberlippe hinweg, um die Nasenlöcher freizulassen, damit die Frau Luft holen konnte.