John Sinclair 1273 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1273 E-Book

Jason Dark

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Poker mit dem Tod.

Als Julius Cameron durchdrehte und zu einem Amokläufer wurde, da rief man Suko und mich, denn Cameron hatte etwas vom Teufel und von Dämonen geschrien.

Wir stellten ihn. Unsere Überraschung verwandelte sich in Entsetzen, als wir sahen, was mit ihm passiert war. Sein linkes Bein bestand nur noch aus Knochen.

Verloren hatte er Haut, Fleisch, Blut und Sehnen beim Poker mit dem Tod.

Und genau bei ihm lud ich mich zum Spiel um den Jackpot des Todes ein!

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 137

Veröffentlichungsjahr: 2015

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumPoker mit dem TodVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Poker mit dem Tod

Als Julius Cameron durchdrehte und zu einem Amokläufer wurde, da rief man Suko und mich, denn Cameron hatte etwas vom Teufel und von Dämonen geschrien.

Wir stellten ihn. Unsere Überraschung verwandelte sich in Entsetzen, als wir sahen, was mit ihm passiert war. Sein linkes Bein bestand nur noch aus Knochen.

Verloren hatte er Haut, Fleisch, Blut und Sehnen beim Poker mit dem Tod.

Und genau bei ihm lud ich mich zum Spiel um den Jackpot des Todes ein!

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4007-2

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Poker mit dem Tod

„Du kannst nur gewinnen, Freund!“, flüsterte die Stimme.

Die Augen des Angesprochenen leuchteten auf, sein Herzschlag beschleunigte sich. Das waren Worte, die ihn anmachten. „Wie viel …?“ „Alles! Den Jackpot!“

Auch jetzt war die Stimme nur ein Flüstern. Viel zu sehen war von dem Sprecher nicht, weil sich das Gespinst des Halbdunkels innerhalb des alten Beichtstuhls ausgebreitet hatte. Es war ein ungewöhnlicher Ort, jemanden zu treffen, der einem den Royal Flush des Lebens anbot …

Das machte Kid Longo nichts aus, denn er war ein Zocker. Einer der Besten, aber nicht der Beste. Genau das wollte er werden. Da ergriff er jede Chance, um zum Ziel zu gelangen. Oder, wie in seinem Fall, den absoluten Jackpot zu erreichen.

Longo schwitzte. Er traute sich nicht, sich zu bewegen. Der Beichtstuhl kam ihm eng vor wie ein Grab. Er hätte sich den Schweiß abwischen müssen, doch er war einfach zu kraftlos dafür. Die Arme hatte er angewinkelt, und seine Hände lagen auf dem schmalen Sims vor der Trennwand. Zudem hatte er das Gefühl, dass die Arme nicht mehr zu ihm gehörten und einfach an seinen Körper geklebt worden waren.

Er musste schlucken. Der wenige Speichel schmeckte bitter. Sein Mund war trocken.

„Alles?“, fragte er noch mal nach. Er hörte das Kichern. „Natürlich, mein Freund, alles!“

„Gut, gut!“, flüsterte Kid und feuchtete seine trockenen Lippen an. „Und was bedeutet das?“

„Geld“, lautete die Antwort. Sie war leise und auch zögernd gegeben worden. Genau das störte Kid. Er hätte sich gewünscht, dass der andere schneller gesprochen hätte, jetzt hatte ihn das Zögern aufmerksam werden lassen. „Da ist doch noch etwas – oder?“

Hinter der Trennwand vernahm er ein Kichern. „Sehr gut, mein Freund. Du hast aufgepasst. Da ist tatsächlich noch was. Du kannst nicht nur Geld gewinnen, sondern auch dein Leben, Kid. Das ist noch viel mehr wert als das Geld.“

Longo gab keine Antwort. Er musste erst nachdenken, was ihm in dieser schwülen Enge nicht leicht viel. Er spielte nicht um Geld, sondern auch um sein Leben, und darüber musste er nachdenken. Er befand sich in der Realität, doch er hatte das Gefühl, sie zu verlassen und einfach wegzuschwimmen in eine Welt, die nicht mehr zur Realität gehörte, sondern zu einer, die es nur in Märchen gab. Genau das war es. Eine Märchenwelt, von der er bisher nur gelesen hatte, und zwar als Kind, und das lag schon lange zurück.

Um das Leben spielen!

Dieser eine Satz schockte ihn. Er bekam es mit der Angst zu tun und spürte in der feuchten Schwüle die Kälte, die an seinem Rücken entlangglitt.

„Was ist denn mit dir? Hat es dir die Sprache verschlagen, Kid?“

„Ja, das hat es.“ Longo ärgerte sich darüber, dies zugeben zu müssen, aber es war nicht anders zu machen. Er gehörte zu den Menschen, die sich als abgebrüht bezeichneten. Am Pokertisch hatte er seine Gefühle unter Kontrolle, das musste so sein, denn der kleinste Fehler konnte ihn sonst ein Vermögen kosten. Er war nicht auf den Kopf gefallen. Er war mit allen Wassern gewaschen, aber in diesem Fall wusste er nicht, was er erwidern sollte. Das kam ihm zu unwahrscheinlich, zu unglaublich und auch zu märchenhaft vor.

„Sollte ich mich in dir getäuscht haben?“

Die Flüsterstimme regte ihn auf. Sie hinterließ wieder einen Schauer auf seinem Körper. Er fühlte sich bei jeder Frage in die Enge getrieben.

„Ich weiß nicht …“

„Willst du nicht?“

„Ich überlege noch.“

Longo hörte ein Lachen, das ihn erschreckte. Er fand es einfach widerlich. Es klang auch wissend, als könnte der andere in ihn hineinschauen.

„Was gibt es da zu überlegen, Kid? Ich biete dir etwas an, was du nie mehr bekommst. Eine Chance, die es im Leben eines Menschen nur einmal gibt. Und du zögerst.“ Wieder hörte er das Lachen. „Das, verdammt noch mal, begreife ich nicht.“

„Es ist aber so.“

Der andere ging nicht auf Kids Antwort ein. „Du musst dich entscheiden. Hier und jetzt!“

Der Schweiß strömte stärker. Er rann über sein Gesicht. Er spürte ihn in seinen Augen, die zu brennen begannen. Er zog die Nase hoch und schüttelte den Kopf. Er war hin und her gerissen. In seinem Gehirn wog er das Für und Wider ab. Es musste eine Lösung geben.

Einerseits wollte er gewinnen, andererseits aber meldete sich ein Gefühl, das ihn davor warnte, nicht in die Falle zu tappen.

Aber da gab es noch die Gier!

Genau sie spielte eine sehr große Rolle. Es war die reine Gier nach dem Geld. Er wollte den Mammon, der ihn reich und unabhängig machte. Dafür hätte er alles getan oder fast alles. Und dann war da noch der Joker. Das Leben gewinnen.

Er hörte sich stöhnend einatmen. „Was soll das mit dem Leben genau bedeuten?“, fragte er.

„Die Antwort ist leicht“, flüsterte die Gestalt hinter der Scheibe, die nur als Schatten zu sehen war. „Du kannst den Tod überlisten, Kid. Ja, den Tod überlisten.“

Longo sagte nichts. Die Antwort gab ihm sein Körper selbst. Er wusste nicht, ob Nerven vibrieren konnten, in seinem Fall musste das so sein. Kleine Stromstöße schienen durch seinen Körper zu rinnen.

„Wie ist das möglich?“, hauchte er.

„Durch das Spiel. Durch mich!“

„Ach.“ Mit dem Handrücken wischte sich Longo über die Stirn, aber viel Schweiß bekam er nicht weg. Der meiste Schweiß blieb bestehen.

„Du bist doch Spieler, Kid.“

„Das stimmt.“ Jetzt lachte Longo, obwohl es nur ein Krächzen wurde. „Aber als Spieler weiß ich auch, dass ich verlieren und gewinnen kann. Der Einsatz hier ist verdammt hoch.“

„Nichts ist ohne Risiko. Wer sein Geld mit Karten verdient, muss sich auf sie verlassen können, sonst ist alles zu spät. Ohne Risiko bist du nie durchs Leben gegangen.“

„Das weiß ich.“

„Wunderbar.“

Longo fühlte sich in die Enge getrieben. Wenn er jetzt aufstand und ging, war die Chance dahin. Dann würde er nie so viel Geld bekommen wie er es sich hin und wieder in seinen kühnsten Träumen vorstellte. Mengen von Geld. Ein herrliches Leben. Nie mehr auf das Pfund achten zu müssen. Mit Geld um sich werfen. Die heißesten Bräute an seiner Seite haben und sich die schönsten Plätze der Welt aussuchen können.

Kid Longo war kein junger Mann mehr. Mit 45 hatte man ein gewisses Alter erreicht. Da sollte man schon etwas geschaffen haben. Das war bei ihm auch der Fall, nur reichte ihm das nicht, und so eine Chance bekam nicht jeder geboten.

Also JA!

Aber es gab noch eine andere Seite. Als Spieler wusste er das. Was passierte, wenn er verlor? Wenn der andere Spieler am Tisch bessere Karten hatte?

Dann war es vorbei. Nichts ging mehr. Rien ne va plus. Schluss mit dem Genuss, denn die Karten waren gnadenlos. Er kannte das. Zwar gehörte Longo zu den besten und abgebrühtesten Zockern, aber irgendwo gab es auch für ihn eine Grenze. Sie war nie starr. Mal verlor, mal gewann er, so war das eben im Leben, das einer Fahrt mit der Achterbahn glich.

Alles auf eine Karte setzen!

Er war es gewohnt, aber nie zuvor war der Einsatz so hoch gewesen wie in diesen Minuten, in denen er sich entscheiden musste.

„Hast du dich entschieden, Freund?“

Kid konnte nicht sprechen. Er hatte das Gefühl, einen Kloß in der Kehle zu haben.

Der andere baute ihm eine Brücke. „Denkst du an das Verlieren?“

„Ja, das muss ich als Kartenspieler. Ich muss an das Verlieren denken, verflucht.“

„Dann kann ich dir nicht helfen.“

Genau diesen Satz hatte Kid Longo nicht hören wollen. „Moment, nicht so schnell. Ich weiß jetzt, was ich gewinnen kann, und es reizt mich auch. Aber was ist, wenn ich verliere? Sag es! Was ist mein Einsatz? Verliere ich dann mein Leben?“

„Nichts ist ohne Risiko!“

Longo senkte den Blick. „So habe ich mir die Antwort nicht vorgestellt“, zischte er. „Ich will wissen, was ich verliere.“

„Haha …“ Das leise Lachen klang widerlich, aber es machte Kid auch gespannt. „Du verlierst nicht viel. Kennst du die Geschichte des Faust?“

„Ja, ich habe sie gehört. Das war doch der Typ, der seine Seele an den Teu …“ Kid konnte nicht mehr sprechen, denn plötzlich ging ihm ein ganzer Kronleuchter auf. Faust war der Mann gewesen, der einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatte. Er wusste nicht, wie die Geschichte ausging, aber so schlimm kam ihm ein Verlieren des Spiels nicht mehr vor. Die Seele an den Teufel geben? Was machte das schon? Er hatte nie so richtig an einen Gott geglaubt und hatte sich auch über den Teufel keine großen Gedanken gemacht. Deshalb rechnete er auch nicht damit, dass es sehr schlimm sein würde, wenn er seine Seele an den Höllenherrscher verlor. Außerdem konnte niemand sagen, ob es den Teufel überhaupt gab. Er jedenfalls kannte keinen, der ihn je gesehen hatte. Der Teufel war trotz des realen Ausdrucks immer etwas Undefinierbares, das im Hintergrund schwebte und nicht erfasst werden konnte.

Und da er für ihn nicht so konkret war, spürte er auch kaum Angst, abgesehen von einem gewissen Unbehagen, aber das gab es nun sehr oft in einem menschlichen Leben.

„Erinnerst du dich?“, wisperte die Stimme.

„Ja – entfernt.“ Kid Longo schluckte, bevor er die nächste Frage stellte. „Bist du der Teufel?“

Er hatte mit einer Antwort gerechnet, aber nicht mit so einer, die er tatsächlich bekam. Er hörte hinter der Scheibe ein Lachen, das er von einem Menschen noch nie wahrgenommen hatte. Es klang widerlich, abgebrüht und abgezockt, dämonisch, wissend und irgendwie auch brutal.

„Bist du es?“

Das Lachen war erstaunt. „Ich bin ein Spieler, Kid. Und vielleicht ist der Teufel ja ein Spieler. Möglich ist alles. Er spielt mit den Unzulänglichkeiten der Menschen. Er setzt sie für seine Zwecke ein, aber es ist auch möglich, dass er dem Menschen, der auf ihn baut, alle Schätze der Welt gibt. Vielleicht bin ich der Teufel. Vielleicht bin ich auch so etwas wie sein Vertreter auf Erden, der es gut mit den Menschen meint, die sich in seine Richtung bewegen. Das zu beurteilen überlasse ich einzig und allein dir.“

Kid Longo nickte. „Viel Geld?“ flüsterte er.

„Ja.“

„Ein Leben, das nicht endet?“

„Natürlich.“

„Und wie sieht es mit dem Altern aus? Werde ich älter? Sehe ich mich dann später als Greis, wenn ich in den Spiegel schaue? Kommt das alles auf mich zu?“

„Das kann ich dir nicht sagen, Kid. Ich habe dir nur den Vorschlag gemacht, nicht mehr und nicht weniger. Du musst dich jetzt entscheiden.“

Kid bekam wieder Zweifel. Es war einfach zu schwer. Er stand an einem Wendepunkt seines Lebens. Er hatte es in der Hand. Er konnte über sein Schicksal bestimmen. „Und was ist, wenn ich mich weigere und nein sage?“

„Dann hast du eine große Chance verpasst!“

„Mehr nicht?“

„Nein!“

Kid Longo wusste nicht, ob er dem nicht sichtbaren Gegenüber glauben sollte oder nicht. Er zweifelte. Er grollte in seinem Innern, und noch mehr Schweiß drang durch seine Poren.

„Ich brauche die Antwort, Kid!“

Longo wusste, dass es jetzt keine Ausrede mehr für ihn gab. Er musste sich entscheiden.

„Ja …“

„Was ist mit ja?“

„Ich mache es!“ Er hatte den Satz gesagt, den alles entscheidenden, und er horchte in sich hinein, ob es ihm jetzt schlecht ging. Er hätte jetzt noch alles korrigieren und als einen Irrtum darstellen können, doch der Gedanke kam ihm komischerweise nicht. Es gab nichts, was dagegen gesprochen hätte, nicht die leichteste Gefühlsaufwallung. Es lief alles wunderbar und zu seiner Zufriedenheit ab, und er fühlte sich, als wäre ihm ein Stein vom Herzen gefallen.

Auf der anderen Seite sagte der Unbekannte kein Wort. Er ließ Kid in seiner eigenen Spannung köcheln, bis der es nicht mehr aushielt. Am liebsten hätte er die Scheibe mit dem Wabenmuster eingeschlagen, doch das traute er sich nicht.

„Bist du zufrieden?“ fragte er stattdessen. „Verdammt, warum sagst du denn nichts?“

„Ja, ich bin zufrieden.“

„Gut, und weiter?“

„Das werden wir alles noch sehen, mein Freund. Die Zukunft wird es klären, Kid …“

Longo hatte jedes Wort gehört und fühlte sich plötzlich unwohl …

*

Suko und ich hatten uns den Tag sicherlich anders vorgestellt, nicht mit einem derartigen Auftakt. Dazu noch an einem Montag nach einem Wochenende, an dem das Queen-Jubiläum gefeiert worden war. Aber man konnte sich die Einsätze nicht aussuchen, und so waren wir losgedüst, alarmiert von den Kollegen, die uns dabei haben wollten, um einen Amokschießer zu stoppen.

Es hatte keine Toten gegeben. Zum Glück nicht. Der Mann war nur durchgedreht. Er hatte sich am Fenster seiner Wohnung gezeigt und in die Gegend hineingeschossen. Er hatte dabei Hauswände und Fensterscheiben einer kleinen Werkstatt getroffen, und er hatte auch einfach nur in die Luft geschossen, aber keinen Menschen erwischt.

Warum man gerade uns alarmiert hatte, wussten wir nicht genau, als wir den Rover vor der Absperrung stoppten, ausstiegen und erst mal die Neugierigen zur Seite schieben mussten.

Vor uns stand ein Ehepaar mit weißen Kitteln. Beide rochen nach Fisch. Der Geruch drang aus der offenen Tür ihres Fischladens, der sich in dem Haus befand, in dem das Unglück passiert war.

Es fielen keine Schüsse mehr. Es war ruhig. Niemand zeigte sich an einem der zahlreichen Fenster des Hauses, über das wir unsere Blicke schweifen ließen. Wären nicht die Polizeiwagen und die uniformierten Kollegen gewesen, hätte niemand an dieser Szene Anstoß nehmen können. So aber sah alles nach einer Polizeiaktion aus.

Suko und ich waren bekannt. Den Rover hatten wir kaum verlassen, als der Einsatzleiter mit schnellen Schritten auf uns zukam. Er war auch derjenige, der uns alarmiert hatte.

Der Mann hieß O’Brian. Er war nicht nur irischer Abstammung, er sah auch so aus. Eine helle Haut, blondrote Haare, die auch der dichte Oberlippenbart zeigte.

„Was ist denn geschehen?“

O’Brian winkte ab, nachdem er uns per Handschläge begrüßt hatte. „Es ist alles ganz einfach und doch irgendwie kompliziert …“

„Das lieben wir so“ sagte Suko.

„Lassen Sie mich ausreden. Später können Sie dann selbst entscheiden, ob Sie mitmischen wollen oder nicht.“

„Gut.“

Die knappe Antwort hatte ich gegeben und wartete auf eine Erklärung des Kollegen.

„Der Typ sitzt im Hinterhaus. Er hat plötzlich angefangen zu schießen. Er feuerte wahllos aus dem Fenster, zielte aber nicht bewusst auf Menschen. Er brüllte etwas von den verfluchten Dämonen, die in ihm stecken und ihn fertig machen wollen. Er sprach auch vom Teufel, und das habe ich mir nicht aus den Fingern gesaugt, das ist tatsächlich passiert. Dämonen, der Teufel, die Schüsse – verdammt, ich weiß nicht, was ich davon halten soll, aber ich habe mich daran erinnert, dass es Experten gibt, die darauf geeicht sind. So rief ich Sie beide an, bevor ich mir später irgendwelche Vorwürfe machen muss. Das Ganze kann sich zu einer Seifenblase aufgeplustert haben, das ist auch möglich, aber es kann auch das Gegenteil eingetreten sein.“ Er winkte ab. „Die Welt steckt voller Psychopathen und Idioten, die denken, sie müssten den Übrigen mal zeigen, wo es eigentlich lang geht.“

„Wie heißt der Mann?“ fragte Suko.

„Julius Cameron.“