John Sinclair 1279 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1279 E-Book

Jason Dark

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Die Jenseits-Pyramide.

Sie nannten sich die Freunde der Sonne. Aber die waren keine Menschen, die ihrer Freikörperkultur frönten, sondern welche, die sich einer alten ägyptischen Magie verschrieben hatten. Sie wurden gehalten wie Sklaven. Bis einem von ihnen die Flucht gelang.

Und dieser Mann wandte sich an die Öffentlichkeit. Damit wurde es ein Fall für uns ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 142

Veröffentlichungsjahr: 2015

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDie Jenseits-PyramideVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Die Jenseits-Pyramide

Sie nannten sich die Freunde der Sonne. Aber die waren keine Menschen, die ihrer Freikörperkultur frönten, sondern welche, die sich einer alten ägyptischen Magie verschrieben hatten. Sie wurden gehalten wie Sklaven. Bis einem von ihnen die Flucht gelang.

Und dieser Mann wandte sich an die Öffentlichkeit. Damit wurde es ein Fall für uns …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4013-3

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Die Jenseits-Pyramide

„Bitte, Ronald, bitte, du kannst mich jetzt nicht hängen lassen. Es muss sein. Es war alles verabredet zwischen uns. Du hast es doch auch gewollt.“ Ein flehender Blick traf den Angesprochenen. „Wir haben auf dem Sender Reklame für dich gemacht. Für deine Story Sie wird die Menschen aufrütteln. Sie wird etwas bewegen. Da bin ich mir sicher. Tausendpro sogar.“ Roxanne Hill schaute auf die Normaluhr im Studio. „In sechs Minuten sind wir live auf dem Sender.“

Ronald Potter sagte nichts. Er hielt den Kopf mal gesenkt, verdrehte die Augen und knetete seine Hände. Wie ein unsichtbares Flair lag etwas über ihm, was man mit einem Begriff bezeichnen kann: Angst!

Es war die tiefe, zerstörende Angst, die einem Menschen die Seele zerfressen kann. Dieses Gefühl stand Ronald Potter ins Gesicht geschrieben. Er war ein noch junger Mensch, hatte vor zwei Monaten erst seinen einundzwanzigsten Geburtstag gefeiert und hätte eigentlich happy sein können. Locker, easy, die Dinge einfach auf sich zukommen lassen und dann reagieren. Abhängen, Partys feiern, mit den Girls oder mit Kumpeln einen draufmachen, das Leben genießen, bevor es richtig ernst wurde.

Nein, Ronny oder Ronald war im Gegenteil ein Nervenbündel, ein Ballen zusammengepresste Angst. Er hatte den Mut verloren und stand völlig neben sich.

Anders die Moderatorin. Roxanne Hill war ein Profi. Schon einige Jahre im Geschäft. Eine Sprecherin, deren Stimme zahlreichen Hörern bekannt war. In diesem knallharten Geschäft gehörte sie zu den sensiblen Personen, zumindest wenn sie auf Sendung war. Da holte sie Quote. Sie konnte mit den Menschen umgehen, die sich ihr offenbarten, und sie brachte die Themen eben sehr sensibel rüber.

Die kleine Frau mit den weichen Augen und dem puppenhaft wirkenden Gesicht hatte schon viel geschafft, aber Ronald Potter gehörte zu den größten Problemfällen, die sie vors Mikro zu schleppen hatte. Sie gab sich wirklich Mühe, die Ruhe zu bewahren und ihren Gast nicht anzuschreien. Das fiel ihr schwer. Kleine Schweißtropfen hatten sich bereits auf ihrer Stirn gesammelt, und auch in den Achselhöhlen wurde der Stoff bereits nass.

Nebenan, hinter der Glasscheibe, wo der Techniker saß und leise vor sich hingähnte, war noch nichts aufgefallen. Der Ton war nicht eingeschaltet, die Musik kam vom Band, und so hatten sie noch etwas Zeit, ohne Zeugen zu reden.

„Bitte, Ronald …“ Roxanne versuchte es mit einer Engelsgeduld und setzte ihr bestes Lächeln auf, obwohl sie innerlich hätte losschreien können. „Bitte, tu dir und mir doch den Gefallen. Es dauert nur eine Stunde. Zwischendurch spielen wir auch Musik. Du hast doch eine Botschaft, mein Junge. Du hast dich an uns gewandt, weil du etwas los werden willst und deine Angst dich fast in den Wahnsinn getrieben hätte. Du brauchst ein Ventil, und jetzt hast du dieses Ventil hier bei mir gefunden. So und nicht anders musst du es sehen. Ich habe dir auch versprochen, dich nach der Sendung nicht allein zu lassen. Wir beide werden noch irgendwo hingehen und reden.“

Ronald sagte nichts.

„Bitte, Ronny …“

Er schloss die Augen. Roxanne wusste nicht, welche Bilder sich jetzt traumatisch bei ihm aufbauen würden, aber positive konnten es bestimmt nicht sein. Potter verzog den Mund so stark, dass sein Gesicht dabei eine Grimasse bildete. Er litt, er war fertig. Dieser große, schlacksige junge Mann mit dem weißen T-Shirt, der schwarzen Hose und den strubbeligen blonden Haaren war nur ein Schatten seiner selbst. Er hatte die Kraft und den Mut verloren.

„Ronny, bitte, es wird Zeit.“

Er öffnete die Augen. „Sie kriegen mich …“

„Niemand kriegt dich!

„Doch, sie kriegen mich. Sie kriegen alle, das weiß ich. Sie haben immer alle gekriegt.“

„Aber jetzt passe ich auf.“

„Dir schneiden sie die Kehle durch!“

„Nun hör aber auf, bitte!“

„Das tun sie, verdammt! Ich weiß es. Sie haben auch schon anderen die Kehlen durchgeschnitten. Du kennst sie ja nicht. Sie sind gnadenlos.“

„Sie werden dich nicht finden. Das habe ich dir versprochen, und das Versprechen werde ich auch halten. Sie bekommen dich nicht, Junge. Warum glaubst du mir nicht?“

„Weil du lügst!“

„Nein, ich sage die Wahrheit!“

„Ja, ja!“, keuchte Ronald sie an. „Die Wahrheit sagen sie alle und immer wieder. Meinen Sie. Aber wenn es darauf ankommt, gibt es kein Zurück, keine Chance.“

„Warum hast du dich dann gemeldet? Warum haben wir denn über alles so intensiv gesprochen – he?“

„Das weiß ich nicht!“

„Aber ich weiß es, Junge, ich!“ Sie deutete mit dem gekrümmten Finger gegen ihre Brust. „Ich habe es nicht nur von dir gehört, ich habe es auch gespürt. Du konntest es nicht mehr mitmachen. Du wolltest endlich frei sein, frei von diesem verdammten Ballast, von dem Druck, der auf dir lastete. Du hast gemerkt, was gespielt wird. Du bist intelligent, du bist ein Durchblicker, und du hast auch in die Zukunft hineingedacht, weil du nicht wolltest, dass anderen Menschen das Gleiche widerfährt wie dir. Du wolltest aufräumen damit, und du hast dich zu einem tollen Schritt entschlossen, der anderen, die sich in einer ähnlichen Lage befinden wie du, Mut machen kann.“ Es war eine lange Rede gewesen, und die Moderatorin wusste nicht mehr, welche Argumente sie jetzt noch anbringen sollte. Wenn diese Sätze nicht geholfen hatten, dann klappte gar nichts mehr. Dann musste sie die Sendung kippen. Dann würde das eintreten, vor dem jeder Moderator sich fürchtete, aber sie konnte Ronald Potter ja nicht festschnallen.

Seine nächste Frage klang schon mehr nach einem Kompromiss. „Hältst du auch deine Versprechen?“

Roxanne hob drei Finger. „Ich schwöre es!“

Ronald schaute sie von unten her an. Sein Blick war starr, die sonst glatte Haut auf der Stirn zeigte Furchen. Er schluckte, er bewegte wieder seine Hände und schaute in die Höhe, wobei er die Augen etwas verdreht hatte.

Die Moderatorin streckte ihm die Hand entgegen. „Schlag ein, Ronny, es ist ein Versprechen.“

Er zögerte.

„Bitte …“

Ronald Potter holte tief Luft. Er konnte die Uhr über ihm an der Wand nicht sehen, aber Roxanne schielte hin. Sie wagte nicht mehr, sich zu bewegen. Sie holte auch kein Taschentuch hervor, um sich den Schweiß abzuputzen, sie wollte alles nur gut hinter sich bringen und einen normalen Sendeverlauf haben.

„Was sagst du?“

Er kam auf sie zu. Er ging zögernd. Und ebenso zögernd hob er den Arm, um ihn dann schnell zu senken, damit er seine Hand in die der Moderatorin legen konnte.

„Abgemacht?“, flüstere Roxanne.

„Ja, abgemacht.“

„Super!“

Wäre das kleine Studio voll gewesen, dann hätte jeder der Anwesenden sicherlich den Stein hören können, der ihr vom Herzen gepoltert war. So schwer hatte sie es noch nie gehabt.

Knapp zwei Minuten bis zum Sendebeginn.

Der Techniker gab ihr schon mit den Händen Signale. Es wurde Zeit. Sie musste ran.

Aber noch musste sich Roxanne um ihren Schützling kümmern. Sie fasste ihn an, setzte ihn auf den Stuhl mit der weichen Lederfläche, richtete das Mikro, kippte ihm das Glas mit Wasser voll und sprach noch mal ruhig auf ihn ein.

Ronny trank Wasser.

Roxanne lächelte. Sie ließ sich auf ihren Moderatorenplatz fallen. Die Zeit raste dahin. Über Kopfhörer hielt sie Kontakt mit der Nachbarkabine.

Eine kurze Stimmprobe.

Alles stimmte.

Dann leuchtete das Rotlicht auf.

Fünf Sekunden noch. Zwei Sekunden später lief bereits der Trailer, und Roxanne nahm sich noch die Zeit, einen Blick auf Ronny Potter zu werfen.

Er saß da wie ein Toter.

Er war blass …

Hoffentlich geht alles gut!, dachte sie nur. Hoffentlich …

*

Die Detektivin Jane Collins hatte einen stressigen Tag hinter sich. Es lag weniger an ihrem Job, sondern mehr an ihr selbst, denn sie hatte sich unbedingt einen Vortrag anhören wollen, bei dem es um Aktienschwindel und um betrügerische Anlagegeschäfte ging, ein Thema, über das in der letzten Zeit immer wieder gesprochen worden war, und auch zahlreiche Zeitungen hatten sich in den entsprechenden Artikeln damit beschäftigt.

Zu Beginn war es noch recht interessant gewesen, aber nach einiger Zeit hatte Jane der Kopf geraucht, weil sie in dem Wirrwarr aus Zahlen und Statistiken einfach kein Durchkommen mehr fand. Zum guten Schluss hatte sie sich noch ein Paket Unterlagen mitgenommen, um diese irgendwann mal in aller Ruhe zu Hause zu studieren.

Sarah Goldwyn, bei der Jane Collins wohnte, hatte ihr die Müdigkeit angesehen und ihr erklärt, dass gegen so etwas nur ein Getränk richtig hilft.

„Kaffee?“

„Nein, Jane, Champagner. Ein Glas reicht. Du wirst sehen, dass du dich gleich besser fühlst.“

Die Horror-Oma holte eine Miniflasche aus dem Kühlschrank. Nachdem sie geleert war, verteilte sich das edle Gesöff in den beiden Gläsern.

„Auf uns und darauf, dass der Stress verschwindet, Jane.“

„Ja, das wünsche ich mir.“

Der kalte Champagner tat ihr wirklich gut. Sie ließ sich in einen Sessel fallen, streckte die Beine von sich, schloss die Augen und genoss auch den zweiten Schluck.

„Wie wär’s mit einem Tee, Jane?“

„Ja, wenn du meinst.“ Sie stellte das Glas ab. „Aber alt werde ich heute nicht. Ich lege mich gleich hin, denn dieser ganze Mist hat mich irgendwie gerädert.“

„Du kannst dich hinlegen. Ich halte hier unten schon Wache.“

„Gibt es was Besonderes im Fernsehen?“

„Ja, zwei Filme, die ich noch nicht gesehen habe.“

„Horror?“

Die alte Dame lächelte verschmitzt. „Nur einer davon. Der Zweite ist ein Thriller.“

Jane lächelte und nickte. Sie kannte ja die Leidenschaft der Lady Sarah für Filme, die in den Bereich des Fantastischen fielen. Nicht grundlos hatte sie den Spitznamen Horror-Oma bekommen. Auf ihn war Lady Sarah sehr stolz, und wann immer es möglich war, versuchte sie auch, den Horror im wahren Leben zu entdecken. Da hatte sie sich schon öfter in Fälle hineingedrängt, die in diese Richtung liefen und war oft nur knapp mit dem Leben davongekommen.

„Und“, fragte Jane, nachdem sie ihr Glas geleert hatte, „wie ist dein Tag verlaufen?“

„Ruhig.“

„Sei froh.“

„Zu ruhig.“

Jane musste lachen. „Reicht dir immer noch nicht, was du schon alles erlebt hast?“

„Ein bisschen Spannung könnte mein Leben schon vertragen, denke ich.“

„Du bist kein Teenager mehr, Sarah.“

„Leider“, erklärte die Horror-Oma betrübt. „Und dabei ist das Leben doch so spannend. Wenn ich auf dich schaue und auf John Sinclair oder Bill Conolly und …“

„Moment, Moment“, unterbrach Jane sie lachend. „Wir sind alle jünger. Wir haben unsere Jobs. Das kannst du nun wirklich nicht vergleichen, denke ich.“

„Es ist nur blöde, zum alten Eisen zu gehören.“

Jane winkte ab. „Das gehörst du nun wirklich nicht.“ Sie kannte diese Diskussionen, und sie hatte auch nicht gelogen. Zum alten Eisen gehörte die Horror-Oma wirklich nicht. Sie war vom Geist her hellwach, sie interessierte sich für viele Dinge im Leben. Am meisten natürlich für die Vorgänge, die rational oft nicht zu erfassen waren. Hinzu kam ihr immenses Wissen, was gewisse Gebiete anging, die für normale Menschen oft ein Tabu waren.

Ob Geschichte, Mystik, Grusel, da kannte sich die vierfache Witwe aus, die ihre Männer überlebt und deren Vermögen geerbt hatte und sich deshalb ein gutes Leben machte, aber auch andere Menschen nicht vergaß, denen es schlechter ging, und deshalb zu einer der großen Spenderinnen zählte.

Als Jane gähnte, wurde sie mit einem bösen Blick bedacht. „Ha, ich merke schon, dass ich dich nicht interessiere. Das habe ich mir fast schon gedacht.“

„Tut mir Leid, aber ich bin wirklich kaputt.“

„Dann gehörst du ins Bett.“

Jane stand mit einer müden Bewegung auf. „Du hast es genau erfasst, Sarah. Ich werde auch ins Bett gehen.“

Sarah winkte ihr noch kurz zu, dann griff sie zur Fernbedienung und schaltete die Glotze ein. Der erste Film war schon angelaufen. Sie hatte Jane nur nichts sagen wollen, das wäre unhöflich gewesen.

Die Detektivin aber war froh, sich hinlegen zu können. Müde schlich sie die Treppe hoch, die Unterlagen unter ihren Arm geklemmt. So etwas wie heute würde sie sich in der folgenden Zeit freiwillig nicht mehr antun, das stand fest.

Ihre kleine Wohnung lag in der ersten Etage des Hauses. Sie war kein Prachtstück, aber ein Kleinod, und Jane fühlte sich darin sehr wohl. Um diese Jahreszeit saßen die Menschen normalerweise im Garten, aber den Sommer in diesem Jahr konnte man vergessen. Es gab einfach zu viel Regen, und es war auch zu kühl für die Jahreszeit. Da konnte sie auch den Platz hinter dem Haus auf dem Innenhof vergessen, der zu einem kleinen Paradies für die hier wohnenden Menschen geworden war.

Der Tag neigte sich dem Ende zu, und der Himmel bekam die graue Farbe der Dämmerung, in die Jane hineinschaute, als sie vor dem Fenster stehen geblieben war. Nein, das war kein Tag, um den Sommer zu genießen. Sie freute sich schon darüber, dass es nicht regnete, und weitere Schauer waren nicht auszuschließen.

Jane Collins warf die mitgebrachten Unterlagen auf einen Tisch, schleuderte sich selbst in einen Sessel hinein und sprang sofort wieder auf, denn ihr fiel ein, dass sie noch unter die Dusche wollte, bevor sie dann unter die Decke kroch.

Das Duschen tat ihr gut. Es spülte auch die Gedanken weg, die Jane die ganze Zeit über nicht losgelassen hatten. Dieser Vortrag hatte bei ihr einen größeren Eindruck hinterlassen als sie angenommen hatte, aber das war jetzt vorbei.

Die Haare hatte sie nicht gewaschen und mit einer Duschhaube vor Nässe geschützt. So brauchte sie nur ihren Körper abzutrocknen. Danach streifte sie den Slip über und zog sich einen Bademantel an, dessen weicher Stoff sie flauschig umschmeichelte. Jane fühlte sich nicht mehr so kaputt. Die Dusche hatte sie irgendwie wacher werden lassen, aber sie dachte nicht daran, sich jetzt noch vor den Fernseher zu setzen oder in irgendwelchen Unterlagen zu lesen. Das Bett war für sie wichtiger, und Jane genoss den Moment, in dem sie sich lang hineinstreckte.

Sie schlief nie in Ruhe ein. Etwas Musik wollte sie immer hören, und auch jetzt schaltete sie das Radio an. Der Sender, den sie immer hörte, musste sein Programm verändert haben, denn es lief eine Diskussion, und daran hatte Jane nun überhaupt kein Interesse. Vorträge und Redereien hatte sie sich am Nachmittag genug anhören müssen, das brauchte sie nicht im Bett.

Sie suchte einen anderen Sender und blieb an einem hängen, der ebenfalls keine Musik brachte. Sie hörte die weiche Stimme einer Moderatorin. Jane wusste nicht, warum sie gerade bei diesem Sender hängen blieb. Möglicherweise lag es an der Stimme der Moderatorin, dass sie ihr Aufmerksamkeit schenkte.

„Liebe Hörer, Sie wissen, dass ich, Roxanne Hill, in dieser Stunde immer Themen anschneide, die mit Menschen zu tun haben, die Menschen auch berühren, die sie aufrütteln und ihnen zeigen sollen, dass es in dieser Welt nicht nur glatt zugeht. Wir wissen das aus den Nachrichten, aber diese Schrecken meine ich nicht. Ich spreche eher von dem persönlichen Schrecken, von der Angst, die jeder von uns mit sich trägt. Einen Grund für die Angst gibt es immer. Der braucht auch nicht von außen herangetragen werden, der kann innen sein, aber wenn beides zusammenkommt, ist es besonders schlimm.“

Jane lag auf dem Rücken und dachte über die Worte nach. Sie fand, dass diese Roxanne Hill Recht hatte. Plötzlich war sie gespannt, wie es weiterging, denn sie glaubte nicht daran, dass sich die Sendung in einem Monolog erschöpfte. An ihr eigenes Schlafbedürfnis dachte sie nicht. Gespannt hörte sie weiter zu.

„Ich bin nicht allein, aber das kennen Sie ja, liebe Hörer. Zu mir ins Studio ist ein junger Mann gekommen, der die Hölle hinter sich hat. Eine Hölle, die an seiner Seele gefressen hat. Die ihn fertig machte. Die ihn nach unten drückte. Es war eine Hölle, die von Menschen gemacht wurde, und in die ein Mensch durch Vorspiegelung falscher Tatsachen hineingezogen wurde. Dieser Mensch konnte dem Druck nicht standhalten. Er wollte nicht mehr seelisch vergewaltigt werden, denn er geriet in einen Kreis hinein, in dem der absolute Gehorsam an der Spitze steht. Und dafür sind Sekten nun mal bekannt.“