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Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!
Der dreifache Tod.
KUAN war der Mann mit dem Schwert, das er perfekt beherrschte.
LU SHING verließ sich auf sein Messer, dessen Klinge schon zahlreiche Körper durchbohrt hatte.
AMIRA bildete als Frau die dritte Person des mörderischen Trios.
Gemeinsam aber besaßen sie einen besonderen Namen. Sie waren der dreifache Tod.
Sie kamen nach London, gerufen aus der Vergangenheit, und sie wollten die Herrschaft über Chinatown übernehmen. Selbst Shao und Suko hatten sie nicht stoppen können, doch man begegnet sich immer zweimal im Leben ...
John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 146
Veröffentlichungsjahr: 2015
John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.
Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.
KUAN war der Mann mit dem Schwert, das er perfekt beherrschte.
LU SHING verließ sich auf sein Messer, dessen Klinge schon zahlreiche Körper durchbohrt hatte.
AMIRA bildete als Frau die dritte Person des mörderischen Trios.
Gemeinsam aber besaßen sie einen besonderen Namen. Sie waren der dreifache Tod.
Sie kamen nach London, gerufen aus der Vergangenheit, und sie wollten die Herrschaft über Chinatown übernehmen. Selbst Shao und Suko hatten sie nicht stoppen können, doch man begegnet sich immer zweimal im Leben …
Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve
ISBN 978-3-8387-4015-7
www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de
Die Schatten der Nacht machten die Dunkelheit zwischen den Lagerhäusern noch dichter. Kein Mensch und kein Tier bewegte sich um diese Zeit durch das Gelände.
Wirklich kein Mensch?
Eine Täuschung. Es gab zwei Menschen, die den Weg in diese abgelegene Gegend gefunden hatten. Eine Frau und ein Mann, und sie glitten so leise voran, dass sie so gut wie nicht zu hören waren. Als wären sie Geister, die aus Welten hinter denen der Dunkelheit stammten …
Besonders die Frau war kaum zu sehen. Sie hatte sich der Umgebung angeglichen. Ihr Körper wurde von einem hautengen Kostüm umspannt. Es bestand aus weichem und geschmeidigem Leder, das auch nicht knarrte, wenn sich die Frau bewegte. Das Gesicht wurde von einer dunklen Halbmaske bedeckt, und der Körper selbst sah am Rücken recht unförmig aus. Das jedoch deutete nicht auf Verwachsungen hin. Es lag einzig und allein an der Waffe, die die Frau bei sich trug. Ein Köcher mit Pfeilen war am Rücken befestigt, und die dazugehörige Armbrust hatte sie über die linke Schulter gehängt.
Der Mann war ebenfalls dunkel gekleidet. Er hätte sich noch sein Gesicht schwärzen können, aber darauf hatte Suko verzichtet.
Sie gingen dorthin, wo sich eine schmale Gasse zwischen zwei Gebäuden auftat. Sie war nicht lang und endete an einer Stelle, vor der es dunkel schimmerte.
Dort befand sich das Wasser eines stillgelegten Hafenbeckens. Es schimmerte ölig auf der Oberfläche, auf der zudem einiges an Treibgut schwamm, das irgendwelche Umweltsünder einfach ins Wasser geworfen hatten.
Shao hatte Suko den Vortritt gelassen und sicherte ihn nach hinten hin ab. Bisher hatten sie Glück gehabt. Es waren keine Verfolger zu sehen gewesen, und es waren ihnen auch keine Wächter über den Weg gelaufen.
Am Ende der Gasse blieb Suko stehen. Eine Sekunde später war Shao bei ihm. Sie schaute sich kurz um, bevor sie die Frage stellte. „Niemand zu sehen. Bist du zufrieden?“
„Bis jetzt schon. Aber das hat nichts zu sagen. Ich weiß, dass sie Wächter aufgestellt haben müssen.“
„Und wo?“
„Keine Ahnung. Zumindest aber im Lagerhaus.“
„Okay, da sind wir ja bald.“
Suko bremste den Einsatzwillen seiner Partnerin. „Sei nicht zu voreilig, Shao. Ich weiß nicht genau, was uns dort erwartet, aber eines ist sicher. Ein Spaß wird das nicht werden. Wer immer auf diese Trümpfe setzt, der macht es nicht umsonst. Der weiß genau, wie die Dinge liegen, und der weiß, was er in den Händen hält.“
„Deshalb sind wir ja hier.“
Suko lachte kaum hörbar. „Ich wünschte mir, wir hätten es schon hinter uns.“
„Dann komm endlich“, drängte Shao.
Sie war wild darauf, wieder zum Einsatz zu kommen. Lange genug hatte es gedauert, bis sie wieder als Phantom aus dem Jenseits in Erscheinung trat. Aber diesmal musste es so sein. Es gab Dinge, die keinen Aufschub duldeten. Unter der Oberfläche war einiges in Bewegung geraten, und hätte Suko nicht so gute Beziehungen zu seinen „Vettern“ gehabt, wäre ihnen wahrscheinlich nichts aufgefallen. Aber es gab tatsächlich jemand in der Stadt, der über ein bestimmtes Viertel die Herrschaft antreten wollte. Da ihm dies mit normalen Mitteln nicht gelungen war und Menschen sich gewehrt hatten, spielte er nun mit deren Angst, denn er hatte versprochen, das Grauen herzuholen.
„Alles klar?“
„Geh schon!“, flüsterte Suko.
Suko lächelte kurz in das Gesicht seiner Partnerin hinein. Sie war durch die Halbmaske kaum zu identifizieren, und das war gut so. Es gehörte auch zum Ritual, denn als Phantom aus dem Jenseits kämpfte Shao praktisch auch für die Sonnengöttin Amaterasu, unter deren Schutz sie stand. Zudem war sie die Letzte in der langen Ahnenreihe dieser uralten Gestalt, und sie wusste, was sie zu tun hatte.
Ansonsten führte sie ein recht normales Leben zusammen mit ihrem Partner Suko. Sie war eine begeisterte Computer-Frau. Sie chattete gern, und sie hatte dabei das Gefühl, immer unterwegs zu sein und nicht in der Wohnung zu sitzen.
Das hier war wieder etwas anderes. Hier ging es um große Dinge, und hier musste etwas im Keim erstickt werden. Wenn es dem dreifachen Tod gelang, in der Stadt Fuß zu fassen, war das nicht gut. Das mussten sie verhindern.
Shao und Suko liefen dicht am Wasser entlang, zwei einsame Gestalten, die den Einsatz auf ihre Kappe genommen hatten, denn weder ihren Freund John Sinclair hatten sie informiert, noch Sukos Chef, Sir James. Für Suko war es eine Sache, die nur ihn etwas anging und sonst keinen, abgesehen von Shao. Sollten sich die Dinge später zu negativ entwickeln, konnte man immer noch zu anderen Maßnahmen greifen. Vorerst wollten sie die Lage zu zweit checken und auch eingreifen, um schon zu Anfang Zeichen zu setzen.
Es war eine warme und auch recht schwüle Nacht. Die Luft drückte, und das alte Wasser strömte von seiner Oberfläche her einen fauligen Geruch ab. Das Pflaster lag schon sehr lange und sah recht mitgenommen aus. An einigen Stellen hatte es sich vom Boden her nach oben gedrückt oder war einfach rausgerissen worden.
Links von ihnen zog sich das alte Hafenbecken mit dem Schmutzwasser hin. Rechts ragten die Fassaden der Lagerhallen hoch. Sie sahen Rampen und Hebekräne, aber sie sahen auch jetzt keine Menschen und wussten auch nicht, ob die Hallen mit Waren gefüllt waren. Eine recht schlechte Wirtschaftslage machte sich auch hier bemerkbar.
Die Lichter sahen sie an anderen Stellen des Ufers, in einem Bereich, wo Schiffe beladen oder gelöscht wurden. Da lebte der Hafen noch. Hier aber war er tot und sich selbst überlassen. Oder auch ein ideales Gelände für dunkle Geschäfte.
Suko und seine Partnerin wurden noch vorsichtiger, als sie in die Nähe des Ziels gelangten. Das Haus lag an der rechten Seite. Zum Wasser hin befand sich der Zugang, eine große Tür, die aus zwei Hälften bestand. Über ihr zeichnete sich eine Bogenleuchte ab, die wie eine gebogene Kralle von der Hauswand her nach unten drückte, aber nicht ein einziger Lichtschimmer fiel aus der Birne.
Wasser gluckste nicht weit entfernt gegen die Mauer. Wellen klatschten leise Beifall, der Wind war weich und steckte voller Gerüche, während sie ansonsten von der tiefen Stille umgeben waren.
Shao trat etwas zurück und schaute an der Fassade hoch. Fenster lockerten das Mauerwerk nicht auf. Vom Boden bis zum Dach hin wuchsen die Backsteine in die Höhe.
Das Problem für sie bestand, in den Bau hineinzukommen. Es gab hier auch keine Rampe, nur eben diese Tür, die natürlich verschlossen war. Suko fummelte in seinen Taschen herum. Er hatte einige Geräte mitgebracht, die er zum Türöffnen brauchen konnte. Ein elektronisches Schloss war nicht eingebaut worden. Es konnte möglich sein, dass sie den Eingang mit diesen Hilfsmitteln aufbekamen.
Hinter ihnen klatschte das Wasser stärker gegen die Mauer. Am Kai brachen sich die Wellen. Einige Spritzer wirbelten über die Mauer hinweg. Shao und Suko hörten ein kratzendes Geräusch, das ihnen neu war. Plötzlich waren sie hellwach und verschwanden von der Tür.
Sie blieben im Dunkel der Hauswand stehen. Sekunden später hörten sie leise Stimmen und erlebten dann, dass sie genau das Richtige getan hatten, denn dort, wo die Treppe nach unten führte, war eine Bewegung zu sehen.
Kurz darauf erschienen die beiden Männer, die mit dem Boot angelegt hatten. Sie waren die Stufen hochgeklettert, und es gab für sie nur ein Ziel.
Wie auch Suko und Shao zuvor liefen sie auf die Tür des Gebäudes zu. Sie wussten genau, wo sie sich befanden, denn sie lenkten ihre Schritte zielstrebig in diese Richtung.
„Die machen uns den Weg frei“, flüsterte Shao.
Darauf wollte Suko nicht wetten und schüttelte den Kopf. „Es könnte auch etwas anderes passieren.“
„Und was?“
„Abwarten.“
Sukos Gefühl hatte ihn nicht getrogen. Die beiden Gestalten dachten nicht daran, die Tür zu öffnen. Sie hielten sich zwar vor dem Haus auf, aber sie flüsterten zunächst nur miteinander, bis sich einer von ihnen drehte und genau in ihre Richtung schaute.
Entdeckt!, schoss es ihnen durch den Kopf, und einen Moment später standen sie im Schein heller Lampen, die urplötzlich eingeschaltet worden waren.
Beide mussten zwinkern, weil das starke Licht sie blendete. Sie hörten einen scharfen Befehl und hüteten sich, auch nur einen Finger zu rühren. So hatten sie sich den Fortgang nicht vorgestellt, aber es war nichts zu machen. Die Typen hatten im Moment die besseren Karten.
Shao und Suko gaben sich demütig und ängstlich wie zwei entdeckte Einbrecher. Als die Lichtkegel sich bewegten und an ihren Körpern entlangtanzten, da war ihnen klar, dass die Männer auf sie zukamen.
Sie hörten die Schritte auf dem Pflaster, wurden wieder geblendet, und Suko erhielt als Erster einen Stoß, der ihn bis gegen die Wand schleuderte. Auch bei Shao wurde zugegriffen, und sie prallte links neben Suko gegen die Wand.
Ob die beiden Männer Waffen in den Händen hielten, war nicht zu erkennen. Das Licht strahlte zu stark in Shaos und Sukos Augen, aber die Überraschung fand auf der Gegenseite statt.
„Sie trägt eine Maske.“
„Ja, und noch was auf dem Rücken.“
„Eine Frau.“
„Kennst du sie?“
„Nein.“
„Das sind keine normalen Einbrecher.“
„Glaube ich auch.“
„Nimm mal das Messer!“
Bisher war die Unterhaltung recht harmlos verlaufen. Der letzte Satz allerdings hatte Suko und Shao gestört. Sie waren nicht hier erschienen, um sich fertig machen zu lassen, schon gar nicht mit einem Messer oder einem anderen Folterinstrument.
Weiterhin wurden sie durch das Licht geblendet. Dass sich die Männer bewegten, war für sie mehr zu ahnen, und weiter wollten sie es auch nicht kommen lassen.
„Jetzt!“, sagte Suko.
Er und Shao waren bei diesen Streifzügen ein perfekt eingespieltes Team. Sie zeigten, was in ihnen steckte, und die Kerle vor ihnen wurden völlig überrascht.
Die Tritte trafen sie dort, wo es wehtat. Sie hatten mit dieser plötzlichen Gegenwehr nicht gerechnet. Beide stöhnten auf. Die Lichtkreise gerieten in unkontrollierte Bewegungen und zuckten durch die Luft, ohne irgendein Ziel zu finden.
Shao und Suko setzten nach. Der eine Tritt hatte nicht gereicht. Shao brauchte ihre Waffe noch nicht einzusetzen. Sie flog auf ihren Gegner zu, der gekrümmt vor ihr stand und seine Hand gegen den Leib gedrückt hielt. Er sah die Chinesin kommen, seine Hände lösten sich vom Körper, er riss sie hoch, um zuzuschlagen, aber Shao war schneller. Ihre Karatefaust erwischte das Kinn des Typen.
Der Kerl kippte zurück. Er landete auf dem Boden, stöhnte, wollte sich herumwälzen, und genau das ließ Shao nicht zu, denn ein dritter Treffer schickte ihn in das Reich der Bewusstlosigkeit.
Sie hatte sich bei dieser Aktion kurz gebückt und richtete sich jetzt wieder auf.
Ihr Blick erfasste Suko. Er lächelte sie an. Vor seinen Füßen lag der Mann, den er ebenfalls in das Reich der Träume geschickt hatte.
„Du bist ja noch schneller gewesen“, sagte Shao.
„Ich habe mehr Routine.“
„Stimmt auch wieder.“
Wieder brauchten sie sich nicht abzusprechen. Sie bückten sich und zerrten die bewusstlosen Gestalten in den Schutz der Mauer, wo sie dann liegen blieben.
„Das erste Hindernis ist geschafft“, erklärte Suko, „aber es wird weitergehen.“ Er bückte sich noch während er sprach und tastete die Kleidung des Mannes ab.
Shao wusste, was er damit bezweckte, und sie übernahm bei dem anderen den gleichen Job.
Diesmal stand das Glück auf ihrer Seite, denn sie war es, die den Schlüssel fand. Unter dem Gürtel in einer schmalen Tasche war er versteckt gewesen. Ein langer Metallgegenstand, der aussah wie ein Stift, zur Spitze hin aber etwas breiter zulief.
„Das müsste er sein – oder?“
Suko nickte. „Komm, wir probieren es.“
Shao übergab ihm den Öffner. Suko besaß für diese Dinge die sensibleren Hände. Shao stellte sich hinter ihm an der Tür auf und spielte die Beobachterin. Die beiden Kerle waren nicht zufällig aufgetaucht, sondern mit einer bestimmten Aufgabe gekommen. Möglicherweise wollten sie zwei Wächter sein oder zwei ablösen, denn was sich in der alten Lagerhalle befand, das musste einfach bewacht werden. Es war zu wertvoll.
Suko brauchte nicht lange herumzustochern. Er hörte ein leises Klicken, dann konnte er den Stab wieder aus der Öffnung hervorziehen und sich aufrichten.
„Offen?“
„Ich nehme es an.“
Wieder blieb Shao hinter ihrem Freund, als Suko die rechte Türhälfte aufzog. Sie schlichen sich vorsichtig wie zwei Einbrecher in die Lagerhalle hinein und auch in eine andere Luft, die von ungewöhnlichen Gerüchen durchzogen war.
Sie schnupperten ein paar Mal, konnten aber nicht herausfinden, wonach es roch. Alt, muffig, aber auch süßlich, als lägen Leichen in der Nähe, die allmählich verwesten.
Es gab kein Licht, und genau das verwunderte sie nicht. Sie hörten auch keine Stimmen. Sie selbst waren es, die leise Geräusche verursachten, als Shao die Türhälfte wieder schloss.
Beide standen in tiefer Finsternis. In den ersten Sekunden waren sie orientierungslos. Keiner hatte eine Idee, wo es hingehen könnte, bis Suko ein leises Zischen ausstieß und nach Shaos linkem Arm fasste.
„Schau nach unten. Vor deine FüBe.“
Sie fragte nicht nach, sondern tat es. Wie auch Suko sah sie ebenfalls den blassen Schein, der wirklich nur ein Hauch war, sich jedoch auf dem Boden ausbreitete und das in einer sehr großen Breite. Beide gingen davon aus, dass sie es nicht mit einer Tür oder einem Tor zu tun hatten, denn dieser Streifen war einfach zu lang.
Shao tat das einzig Richtige in diesem Fall. Sie ging vor und fasste mit beiden Händen zu. Als sie einen weichen Stoffwiderstand spürte, war für sie alles klar.
„Das ist ein Vorhang, Suko.“
„Sehr gut.“
„Sogar ziemlich dick. Fast wie eine Mauer und auch recht steif. Jetzt müssen wir nur noch die Lücke finden.“
„Okay, du rechts, ich links“, schlug Suko vor.
Beide machten sich an die Arbeit. Und wieder war es Shao, die die Lücke fand. Sie kam sich vor wie hinter einer Bühne stehend. Wie eine Regisseurin, die jetzt darauf wartete, auf die offene Bühne zu treten und ihren Auftritt zu erleben.
Es waren nur Gedanken, die Wirklichkeit sah anders aus. Das hier war kein Auftritt, es war ein gefährlicher und auch alles entscheidender Schritt, der vor ihnen lag und sie in eine völlig neue Situation bringen würde.
Shao schob sich mit angehaltenem Atem durch die Lücke auf die „Bühne“ hinaus – und blieb stehen, als das erste Licht sie erfasste, aber noch nicht so im Griff hatte, dass sie sich deutlich abgemalt hätte.
Suko war ihr behutsam gefolgt und blieb so dicht bei ihr stehen, dass sie sich fast berührten.
Das Licht war da. Es drang von der Decke her nach unten, wo eine Lichtleiste angebracht worden war.
Drei Lampen gab es dort. Und drei Lampen strahlten ein helles, aber zugleich auch irgendwie weiches Licht ab, das ebenfalls auf drei bestimmte Gegenstände fiel.
Es waren hohe Glaskästen, die auf mit Stoff oder Samt bezogenen Hockern lagen.
Das Licht war so hell, dass beide erkennen konnten, was dort hinterlassen worden war.
Im ersten Glaskasten lag ein Schwert mit schmaler Klinge.
Im zweiten befand sich ein Messer mit einer Flammenklinge.
Im dritten Glaskasten waren mehrere Wurfpfeile deponiert worden.
Keiner von ihnen sprach. Sie ließen die Eindrücke auf sich wirken, und nach einigen Sekunden übernahm Shao das Wort. „Ich hatte gedacht, viel zu wissen, aber da habe ich keine Ahnung. Du?“
„Im Moment nicht“, gab Suko zu. „Aber man hat von einem dreifachen Tod gesprochen.“
„Schwert, Messer und Wurfpfeile?“
„Genau.“
„Das also ist er.“
Suko wollte die Bemerkung seiner Partnerin nicht unterschreiben. „Ob es das ist, weiß ich nicht. Ich befürchte fast, dass wir es mit dem echten dreifachen Tod noch zu tun bekommen. Es sind nur Insignien, Gegenstände, die möglicherweise dazugehören.“
„Und weiter?“
„Nichts weiter. Es könnte sein, dass wir darauf warten müssen, bis der echte dreifache Tod erscheint.“
„Willst du nicht versuchen, die Kästen zu öffnen?“
Suko lachte leise. „Wäre nicht schlecht. So könnten wir ihm schon vorher den Wind aus den Segeln nehmen.“
„Genau das meine ich.“
„Dann los.“
Es gab einen Zwischenraum von einigen Metern, den sie überwinden mussten. Sie gingen vorsichtig, schauten sich dabei um, weil sie immer noch mit Bewachern rechneten, die sich bisher versteckt hielten und erst eingriffen, wenn es wichtig war.
In die Verlegenheit gerieten sie nicht. Über den glatten Steinboden hinweg gingen sie unbehelligt auf die drei ungewöhnlichen Glaskästen zu und blieben davor stehen.