John Sinclair 1282 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1282 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Die Gier der schönen Mumie.

Das Pyramiden-Hotel war so ziemlich einzigartig in Europa. Das wussten auch Helga Struckmann und Dirk Schiller, die dort ein Wochenende verbringen wollten. Sie checkten ein, und Minuten später war die Frau verschwunden und tauchte nicht wieder auf.

Ihr Partner geriet in Panik. Er wusste sich nicht anders zu helfen, als einen Nachbarn zu alarmieren, der Harry Stahl hieß. Und der ahnte, dass sich noch etwas anderes in diesem Hotel verbarg. Kräfte, die vor Urzeiten einmal sehr lebendig gewesen waren und nun in die Welt der Gegenwart zurückkehrten ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDie Gier der schönen MumieVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Die Gier der schönen Mumie

Das Pyramiden-Hotel war so ziemlich einzigartig in Europa. Das wussten auch Helga Struckmann und Dirk Schiller, die dort ein Wochenende verbringen wollten. Sie checkten ein, und Minuten später war die Frau verschwunden und tauchte nicht wieder auf.

Ihr Partner geriet in Panik. Er wusste sich nicht anders zu helfen, als einen Nachbarn zu alarmieren, der Harry Stahl hieß. Und der ahnte, dass sich noch etwas anderes in diesem Hotel verbarg. Kräfte, die vor Urzeiten einmal sehr lebendig gewesen waren und nun in die Welt der Gegenwart zurückkehrten …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4016-4

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Die Gier der schönen Mumie

„Hast du was gesagt, Helga?“

„Nein, wieso?“

„Erzähl doch nichts. Da ist die Stimme gewesen. Die Stimme einer Frau. Ich habe sie deutlich gehört. Und es war nicht deine Stimme. Das kannst du mir glauben.“

Helga Struckmann richtete sich auf und pustete die blondgraue Haarsträhne aus ihrer Stirn. „Auch wenn du dich auf den Kopf stellst, ich habe nichts gehört, Dirk. Du fantasierst. Oder siehst du hier irgendwelche Geister?“

Dirk stand an der Tür zum Bad und schaute sich suchend um. Er konnte nichts erkennen, was ihn störte. Es war alles so normal wie in jedem anderen Hotelzimmer der Welt auch, obwohl es nicht Dirk Schillers Idee gewesen war, in der Pyramide zu übernachten, dazu hatte ihn Helga überredet, weil sie von der Einmaligkeit dieses gläsernen Baus fasziniert war. Sie fühlte sich einfach zu diesem Hotel hingezogen, und ein Wochenende ging ja schnell vorbei, meinte sie.

„Also du hast nichts gesagt?“, fragte Dirk.

„So ist es.“

Dirk Schiller runzelte seine Stirn. „Was habe ich denn dann gehört?“, flüsterte er vor sich hin.

Seine Partnerin hatte ihn trotzdem verstanden und sagte: „Du hast dir etwas eingebildet.“

„Auf keinen Fall.“

Helga Struckmann war genervt. Sie verdrehte die Augen. „Wer hat denn gesprochen? Was hast du gehört? Bitte, sage es mir. Ich sehe keinen Menschen außer uns hier im Zimmer. Das Radio läuft nicht, der Fernseher ist auch nicht angestellt worden, aber du hast Stimmen gehört.“

„Irrtum, Helga. Ich habe nur eine Stimme gehört.“

„Die einer Frau.“

„Genau!“

„Dann müssen wir von einer nicht sichtbaren Geistererscheinung umgeben sein. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen.“

„Das ist ja Unsinn.“

„Genau. Belass es auch dabei und hilf mir lieber dabei, den Koffer in den Schrank zu stellen. Es ist ziemlich eng. Ich muss inzwischen ins Bad.“ Sie lächelte Dirk kurz an, klemmte ihre Kosmetiktasche unter den Arm und betrat den schmalen Flur, von dem auch die Tür zum Bad hin abzweigte. Ziemlich laut warf sie sie ins Schloss.

Dirk Schiller blieb allein zurück. Er packte den Koffer und stellte ihn in den Schrank, der recht eng war, sodass er das Gepäckstück einige Male hin und her rücken musste, damit es den richten Platz fand. Im Gegensatz zu seiner Partnerin glaubte er fest daran, die Frauenstimme gehört zu haben. Da konnte Helga sagen, was sie wollte. Er war ja nicht taub, und schon gar nicht senil. Nein, nein, da war etwas. Er sah es nicht, es hielt sich hier im Zimmer verborgen. Es sei denn, die Stimme wäre aus dem Nebenzimmer gedrungen, aber daran glaubte er auch nicht.

Schiller schaute sich um. Die Pyramide war schon ein besonderes Hotel. Man konnte sich hier wirklich vorkommen wie ein Pharao, der hier sein Grab gefunden hatte. Nur bestanden die schrägen Mauern nicht aus Stein, sondern aus Glas, das bläulich schimmerte, wenn man von außen dagegen schaute. Und dies an allen vier Seiten. Der Hotelbau glich einem Kunstobjekt oder einem Ufo, das auf seiner Reise durch das All abgestürzt war und es nicht wieder verstanden hatte, in die Höhe zu steigen. Jetzt stand es hier in einer einsamen Gegend und war ein Blickfang.

Das Bauwerk sah auch von außen so geschlossen aus, als gäbe es dort nichts zu öffnen oder höchstens einige Geheimgänge, die nur Eingeweihten bekannt waren. Das stimmte jedoch nicht, denn die Fenster ließen sich öffnen. Man konnte sie nach außen drücken und fest stellen. Der Spalt war groß genug, um dem Gast einen Blick über die Landschaft zu gönnen, falls er hoch genug wohnte.

Genau das probierte Schiller auch aus. Er öffnete das Fenster, und für einen Moment huschte ein Lächeln über sein Gesicht, als er aus dem sechsten Stock nach draußen schaute, zuerst den mit Wolken gesprenkelten Himmel sah und dann über das Land hinwegblickte, über eine Natur, die mit kleinen Ortschaften und Straßen gespickt war, und in der sich auch das Bett eines Kanals abzeichnete. Das Wasser wirkte von hier oben wie ein graues Band, und auch der Wind besaß hier eine andere Stärke als am Erdboden.

Dirk Schiller genoss die herrliche Aussicht.

Die schräge Wand aus Glas reichte von der Decke bis zum Boden.

Die Temperatur war angenehm. Die Hitze der vergangenen Tage war verschwunden.

Er schloss das Fenster wieder. An die Frauenstimme hatte er bei seinem Blick über das Land nicht mehr gedacht, doch jetzt, als er nicht mehr abgelenkt wurde, kam sie ihm wieder in den Sinn. Sie war zu hören gewesen, nur hatte er die Botschaft nicht verstehen können, und deshalb war es schwer, etwas zu beweisen.

Der Fernseher stand auf einer Kommode und war so aufgestellt worden, dass der Gast vom Bett her darauf schauen konnte. Dirk Schiller war nicht unbedingt ein Fan des Bildschirms, doch jetzt griff er zur Fernbedienung, um einen Blick auf das Programm zu werfen. Er wusste ja, was kam, und er wollte sich informieren. Seit Tagen schon liefen die Sonderberichte über die schreckliche Hochwasserkatastrophe, die über die östlichen und nördlichen Bundesländer Deutschlands gekommen war und Leid über die Menschen gebracht hatte. Da war nicht nur ein materieller Schaden entstanden, sondern auch ein seelischer. Vieles was in den letzten Jahren aufgebaut worden war, hatten die Fluten buchstäblich weggeschwemmt.

Er schaltete die Glotze ein.

Wasser, breit, kaum zu übersehen. Kleine Flüsse, die zu einem gewaltigen See geworden waren. Besonders gut zu erkennen, weil das Kamerateam in einem Hubschrauber saß und das Auge über die überschwemmten Flächen hinweggleiten ließ.

Helga Struckmann befand sich noch im Bad. Die Zeit wollte Dirk nutzen, um sich zu informieren.

Die Reporterin im Hubschrauber musste laut sprechen, um die knatternden Geräusche zu übertönen. Sie hatte den Mund geöffnet, holte noch mal Atem, um etwas anzusagen, als es passierte.

Nicht mit dem Hubschrauber oder seiner Besatzung. Die Maschine flog weiter, aber der Fernseher wurde in Mitleidenschaft gezogen. Plötzlich war das Bild verschwunden, als hätte man es ausradiert.

Schnee!

Es gab nur Schnee auf dem Schirm und die zischenden Geräusche, die dieses Bild begleiteten.

Dirk Schiller war irritiert. Okay, man erlebte hin und wieder eine Störung. Das machte nichts, und er zappte um auf einen anderen Sender.

Das Schneegeriesel verschwand nicht. Es blieb auch im ZDF. Komisch. Dirk schüttelte den Kopf. Der nächste Zapp. Der erste Privatsender. Der mit dem bunten Ball.

Auch da gab es nur Schnee.

Schiller wusste selbst nicht, warum er so unruhig wurde. Auf seiner Stirn lagen plötzlich kleine Schweißperlen. Er zappte weiter, aber in allen Programmen erlebte er das gleiche Bild.

Das war keine Störung beim Sender. Die Ursache musste hier im Hotel liegen, an der Anlage war bestimmt eine Störung zu verzeichnen. Er überlegte, ob er aufstehen und an der Rezeption anrufen sollte, aber er kam nicht hoch und saß auf dem Bett wie angewachsen. Die Hand mit der Fernbedienung war schwer geworden und sank langsam nach unten. Auf seinem rechten Oberschenkel blieb sie liegen.

Er versuchte es noch einmal.

Aber auch dieses Zappen brachte nichts. Auf dem Bildschirm blieb das Schneegestöber bestehen, und das behagte Dirk Schiller überhaupt nicht. Er konnte selbst nicht sagen, warum er sich so darüber aufregte. Was ging ihn die Glotze an?

Trotzdem, das war nicht normal, ebenso wenig nicht wie die leise Frauenstimme, die er gehört hatte.

Und dann bekam er vor Staunen den Mund nicht mehr zu, denn was er jetzt sah, wollte er nicht glauben. Der Schnee war geblieben, aber innerhalb dieser zuckenden und wirbelnden Masse zeichnete sich schattenhaft das Gesicht einer Frau ab …

*

Dirk Schiller konnte den leisen Schrei nicht unterdrücken, der aus seinem Mund drang. Er hörte sich kieksend an, als hätte er sich verschluckt, und er merkte, dass ihm das Blut in den Kopf stieg, so sehr hatte ihn der Anblick des Frauengesichts mitgenommen.

Es war ein Gesicht, auch wenn er es nicht so deutlich sah wie er es sich gewünscht hätte. Je länger er hinschaute, um so besser erkannte er, dass es sich innerhalb des Geriesels deutlich abzeichnete, und er sah sogar die dunklen Haare, von denen das Gesicht umgeben war. Allerdings wirkten sie wie Schatten, die schnell verwischten und sich auch immer in Bewegung befanden, was wahrscheinlich an diesem Geriesel lag.

Er beugte sich auf seinem Platz nach vorn und schaute den Bildschirm so starr an, als wollte er ihn hypnotisieren. Es gab nichts anderes zu sehen. Das Geriesel blieb, und das Frauengesicht in der Schirmmitte ebenfalls.

„Eine Frau“, flüsterte Dirk. „Es ist eine Frau. Und ich habe die Stimme einer Frau gehört.“

Etwas stimmte hier nicht. Etwas war anders als normal. Er hatte es sofort geahnt. Ein Hotel wie eine Pyramide gebaut, möglicherweise mit Kräften beinhaltet, die etwas für Mystiker und Esoteriker waren, aber nichts für normale Menschen.

Obwohl er sich sehr anstrengte, mehr von diesem Gesicht zu sehen, war es ihm nicht möglich. Es blieb von diesem verdammten Schneegeriesel umschlossen.

Lächelte der Mund? Schauten die Augen genau auf ihn, nur auf ihn? Dirk wusste es nicht. Er fühlte sich nur von diesem Gesicht angezogen und war fasziniert, und deshalb konzentrierte er sich so intensiv wie möglich darauf.

Es brachte ihm nichts ein. Er konnte nichts Neues erkennen. Es blieb in seiner Form bestehen, und es gab auch keine Regung innerhalb der Züge.

Dirk Schiller stand auf und ging auf den Fernseher zu. Er ging dabei nicht normal, sondern schleichend. Wie jemand, der bei jedem Schritt vorsichtig sein will.

Er traute der Glotze nicht mehr. Sie war zu einem Feind für ihn geworden, vor dem man sich in Acht nehmen musste. Er wusste auch nicht, wer sich in diesem Geriesel verbarg. Gehörte das Gesicht einer noch lebenden Person oder war es etwa das Abbild einer Toten, das auf diese Art und Weise in die Welt der Lebenden transportiert wurde?

Etwas kribbelte an seinen Armen hoch. Die kleinen Haare dort stellten sich auf. Er bekam eine Gänsehaut, und er konnte sich die Ursache dafür schlecht vorstellen.

Kam da etwas aus der Glotze, das ihn so unangenehm berührte?

Er wusste es nicht, aber das war nicht normal. So weit musste er auch denken. Hier hatten sich die Dinge verschoben. Er war mit etwas konfrontiert worden, an das er bisher nicht mal gedacht hatte. Wie ein Bittsteller blieb er vor dem Fernseher knien. Er war jetzt so nahe an ihn herangerobbt, um auch die letzten Einzelheiten erkennen zu können, sah aber trotzdem nicht mehr als vom Bett aus.

Nur spürte er die andere Kraft deutlicher. Sie strahlte vom Schirm aus ab. Sie glitt über seine Arme hinweg, und sie rann auch hoch bis zu den Schultern. In seiner Brust zog sich einiges zusammen. Das Atmen fiel ihm schwer, und er hatte plötzlich das Gefühl, in einem Kerker zu hocken.

Jetzt schlich die Angst in ihm hoch. Die Gänsehaut verstärkte sich auf seinem Körper. Das Rauschen auf dem Bildschirm fand auch in seinem Kopf einen Widerhall, und er presste beide Hände gegen seine Schläfen.

Und dann war es vorbei!

So schnell, dass Dirk Schiller hart zusammenschrak.

Kein Schnee mehr, kein Gesicht, dafür huschten die Figuren aus einem Trickfilm über den Monitor.

Langsam drückte er sich in die Höhe. In seinem Gesicht hatte sich eine Starre festgesetzt, wie bei Menschen, die auf einer Beerdigung standen und nicht wussten, wie sie mit ihrer Trauer um den geliebten Verstorbenen umgehen sollten.

Er bewegte sich wieder zum Bett zurück und ging dabei wie fremdbestimmt. In seinem Kopf tuckerte es. Als er sich auf das Bett sinken ließ, kam er sich selbst wie ein Fremder vor.

Plötzlich störte ihn der Trickfilm. Er griff zur Fernbedienung. Deshalb sah er nicht mehr, wie ein übergroßer Kater zum Sprung ansetzte, um einen kleinen Vogel zu fangen, der ihm bestimmt entwischen würde.

Schwer stieß er die Luft aus. Es ärgerte ihn, dass der Schweiß jetzt auf seiner gesamten Haut lag. Er fühlte sich matt, als läge etwas Schweres hinter ihm.

Plötzlich fiel ihm Helga ein!

Wieder schrak Dirk zusammen. Himmel, er hatte sie die ganze Zeit über nicht gesehen. Sie musste noch im Bad sein. Aber wie viel Zeit war denn vergangen?

Der Blick auf die Uhr sorgte bei ihm für ein zweites Erschrecken. Er wusste nicht genau, wann Helga im Bad verschwunden war, aber eine Viertelstunde war bestimmt vergangen. So lange brauchte sie normalerweise nicht. Er kannte ihre Art, wenn sie eingecheckt hatten. Dann leerte sie ihre Kosmetiktasche, machte sich noch etwas frisch und war schnell wieder da.

Dass sie jetzt allerdings so lange im Bad verschwunden war, verunsicherte ihn. Obwohl er keine Beweise hatte, brachte er es mit den unheimlichen Vorgängen in Zusammenhang, und die Angst um Helga steigerte sich.

In diesem Hotelzimmer in der Pyramide kam er sich jetzt nicht mehr sicher vor. Er schaute sich um, aber da lauerte niemand. Er sah auch nichts hinter der schrägen Scheibe.

Irgendwo lachte eine Frau überlaut. Das war aus einem der Nebenzimmer gedrungen, nicht die Stimme, die er zuvor gehört hatte.

Dirk Schiller traute sich kaum, zur Tür zum Bad zu gehen. Er blieb davor stehen und lauschte zunächst.

Es war nichts von Helga zu hören. Kein Geräusch wies darauf hin, dass sie durch das Bad ging oder mit irgendwelchen Geräten hantierte. Es blieb einfach nur still.

„Helga …?“

Keine Antwort.

Noch einmal versuchte er es. Diesmal mit lauterer Stimme, aber auch da hatte er Pech.

Er drückte die Klinke herab, stieß die Tür nicht heftig auf, sondern war sehr vorsichtig, schob sich noch einen Schritt nach vorn und konnte so das Bad überblicken.

Es war leer.

Von Helga keine Spur!

*

Dirk Schiller konnte es nicht begreifen.

Helga war verschwunden!

Dirk brauchte einige Sekunden, um sich so weit zu erholen, dass er den Mut hatte, die Schwelle zu übertreten. Er trat einen Schritt in den nicht eben großen Raum hinein und sah sich um.

Rechts war die Wanne eingebaut worden. Wer duschen wollte, der musste sich in die Wanne hineinstellen. Eine Toilette war ebenfalls vorhanden, und an der linken Seite, von der Tür aus gesehen, befand sich der Spiegel mit der Ablage und dem breiten Waschbecken darunter.

Auf der Ablage stand die Kosmetiktasche seiner Freundin. Auf der ansonsten leeren weißen Fläche wirkte sie irgendwie verloren.

Dirk blickte in den Spiegel. Er sah einen 38 – jährigen Mann mit dunklen Haaren und einem schmalen Oberlippenbart. Und er schaute in ein Gesicht, in dessen Augen die Angst ihre Spuren hinterlassen hatte, denn das sah er deutlich an seinem flackernden Blick. Die Haut war feucht, die Lippen zitterten leicht, und er wollte sich nicht mehr sehen, deshalb drehte er sich um. Aus der Drehung wurde ein Kreis. Als er wieder in den Spiegel schaute, hatte sich nichts an ihm verändert.

Der Schock über das plötzliche Verschwinden seiner Freundin verschwand nicht ganz. Er wurde nur so weit zurückgedrängt, bis es ihm wieder gelang, klar zu denken. Er musste sich eben auf die neue Lage einstellen.

Helga befand sich nicht mehr im Bad. Sie war überhaupt nicht mehr im Hotelzimmer. Sie musste es heimlich verlassen haben. Wenn das tatsächlich zutraf, dann musste er sich zwangsläufig nach den Gründen fragen, und da hatte er seine Probleme.

Welchen Grund sollte Helga gehabt haben, heimlich aus dem Zimmer zu gehen? Wenn sie es verlassen wollte, um irgendwo anders zu sein, dann hätte sie ihm doch Bescheid gesagt. Das hätte zumindest der Normalität entsprochen. Aber das genau war nicht geschehen, und über die Tatsache konnte er nicht hinwegkommen.