John Sinclair 1285 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1285 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Der Vampirhasser.

Eine Krankheit, ein nicht eben perfektes Elternhaus, Wahnvorstellungen - all das kann sich dahin verdichten, dass ein Mensch nicht mehr weiß, wer er eigentlich ist.

So erging es René Urcan, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, Vampire zu jagen. Er hasste sie, denn er fühlte sich als der legitime Erbe des Dr. van Helsing. Und so jagte er mit Pflock und Holzhammer bewaffnet durch das nächtliche London, um die Blutsauger zu finden. Sein krankes Hirn sah in fast jedem Menschen einen Blutsauger, und es kam zu den schrecklichen Taten, die auch Suko und ich zunächst nicht begriffen ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 147

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDer VampirhasserVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Der Vampirhasser

Eine Krankheit, ein nicht eben perfektes Elternhaus, Wahnvorstellungen – all das kann sich dahin verdichten, dass ein Mensch nicht mehr weiß, wer er eigentlich ist.

So erging es René Urcan, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, Vampire zu jagen. Er hasste sie, denn er fühlte sich als der legitime Erbe des Dr. van Helsing. Und so jagte er mit Pflock und Holzhammer bewaffnet durch das nächtliche London, um die Blutsauger zu finden. Sein krankes Hirn sah in fast jedem Menschen einen Blutsauger, und es kam zu den schrecklichen Taten, die auch Suko und ich zunächst nicht begriffen …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4019-5

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Der Vampirhasser

Der junge Mann betrachtete sein Spiegelbild. Er fand sich gut. Der Anzug saß perfekt. Ebenso die Weste. Das helle Hemd war frisch gewaschen, und schräg unter dem Kinn leuchteten die beiden Kragenspitzen.

Er lächelte, nickte zufrieden und griff unter sein Jackett. Er holte einen langen, vorn zugespitzten Holzpfahl hervor. Danach sprach er sich selbst an.

„Die Jagd kann beginnen!“

„Sagt erst was, wenn ihr die Leiche gesehen habt“, erklärte uns Chief Inspector Tanner, „erst dann!“

Suko schüttelte den Kopf. Ich hob beschwichtigend beide Hände, denn Tanner, der alte Eisenfresser, war auf Hundert. Er paffte hektisch, sein Gesicht war gerötet, und den alten Filzhut hatte er regelrecht auf seinen Kopf gerammt.

„Himmel, Tanner, was ist denn los?“

Böse schaute er mich an. Dann nahm er seine Zigarre aus dem Mund, warf sie zu Boden und zertrampelte sie. „Es ist einfach unglaublich. Ungeheuerlich!“ Er holte tief Luft. „Es kann auch sein, dass ich den ganzen Bockmist anziehe. Ehrlich.“ Wieder schaute er uns böse an. „Aber erst, seit wir uns kennen.“

„Das ist aber ziemlich lange“, sagte ich.

„Klar. Ich sollte mich pensionieren lassen, anstatt immer wieder mit neuen Verbrechen und Perversitäten konfrontiert zu werden. Man hält es fast nicht mehr aus.“

Suko wunderte sich ebenso wie ich. Wir kannten Tanner wirklich über Jahre hinweg. Er war ein Ass, was die Aufklärung von Morden anging, doch so wie an diesem frühen Abend hatten wir ihn selten erlebt. Vielleicht lag es auch an der Umgebung, denn wir befanden uns auf einem kleinen Friedhof, den man schon mehr als Park ansehen konnte. Hierhin hatte er uns bestellt, und was es hier zu sehen gab, musste ihm schon auf den Magen geschlagen sein.

„Wo müssen wir denn hin?“, fragte Suko.

„Es ist nicht weit. Kommt mit!“

Er drehte sich um und ging vor uns her. Wir schauten auf seinen Rücken, und ich dachte daran, dass der Sommer allmählich vorbei war, denn es hatten sich erste Nebelfelder gebildet, die wie eine große Glocke über dem Friedhof hingen und den Bäumen sowie den Grabsteinen ein gespenstisches Aussehen gaben. Alles wirkte weniger real. Es hatte sich weiter zurückgezogen, und der Nebel dämpfte auch die Geräusche.

Tanner war mit seiner Mannschaft gekommen. Der Ort war zu sehen, denn dort gaben die Lampen ihr Licht ab, und ich wurde an eine Filmkulisse erinnert. Aber hier rief niemand „Action!“. Das hier war ebenso echt wie die Grabsteine und die Bäume.

Hin und wieder trat Tanner gegen eine Kastanie, die im Weg lag. Dann fluchte er wieder, hielt sich aber ansonsten mit irgendwelchen Beschimpfungen zurück. Er motzte zumindest uns nicht mehr an, aber das nahmen wir ihm nicht übel.

Wir waren gespannt, was er uns präsentieren würde. Für die normalen Morde waren wir nicht zuständig. Wenn wir gerufen wurden, dann ging es immer um Dinge, bei denen eine andere Macht im Spiel war. Wir fingen oft da an, wo andere aufhörten, und es kam immer wieder vor, dass sich unsere Wege kreuzten.

„Wie geht es denn zu Hause?“, fragte ich, um Tanner etwas aus der Wirklichkeit zu entfernen.

„He, wollt ihr mich ärgern?“

„Wieso?“

„Oder hat es sich noch nicht bis zu euch herumgesprochen, dass meine Frau in Urlaub gefahren ist?“

„Hat es sich nicht“, erklärte Suko.

„Dann wisst ihr es jetzt. Sie ist in Urlaub gefahren, und ich hätte eigentlich mitkommen müssen. War aber nicht möglich. In London gibt es für gewisse Leute keinen Urlaub, und zu denen gehöre ich auch. Uns fehlen zwanzigtausend Polizisten. Die Verbrechen nehmen immer mehr zu. Es gibt keinen Stadtteil, in dem man sich sicher fühlen kann. Einbrüche, Raubüberfälle und letztlich auch Morde. Alles hat zugenommen. Wir stehen schon gleich mit Johannesburg, und es fehlt das Geld, um die Kollegen bezahlen zu können, die nötig wären, um mehr Schutz zu gewähren. Das habe ich mir nicht ausgedacht, das könnt ihr morgen in der Presse lesen. Und weil das so ist, kann ich auch nicht für zwei Wochen in Urlaub fahren.“

„Aber deine Frau.“

„Ja, es war alles terminiert und geplant. Eine Woche wäre ich ja gefahren, aber zwei nicht. So ist sie allein losgefahren und nutzt die volle Zeit aus.“

„Ganz allein?“, fragte ich.

„Nein, mit einer Freundin. Sie machen eine Weinreise durch Frankreich und Deutschland. Bin mal gespannt, ob die beiden nüchtern zurückkehren oder voll des großen Weines sind.“

„Wer kocht denn dann für dich?“

„Hör auf, John!“

„Wieso?“

„Ich werde schon genug damit aufgezogen. Man bringt mir das Essen jetzt sogar ins Büro. Ich habe mich ja zu einer Lachnummer machen lassen. Aber was wir gleich zu sehen bekommen, das ist alles andere als eine Lachnummer, das kann ich euch sagen.“

Wir waren wirklich gespannt, und nach ein paar Schritten erreichten wir den Tatort. Wir bewegten uns durch den dampfigen Lichtschein und sahen einige Gräber vor uns liegen. Auch Tanners Leute standen herum. Wir kannten sie, und sie kannten uns. Wir nickten uns gegenseitig zu, während Tanner einen großen Schritt nach vorn ging, dann stehen blieb und auf ein bestimmtes Grab deutete.

„Da! Schaut es euch an!“

Wir drängten ihn etwas zur Seite. Das Grab selbst betraten wir nicht und bemühten uns, keine Spuren zu verwischen, die bereits markiert worden waren.

Der Tatort wurde so gut wie möglich angeleuchtet. Mir kam der Dunst auch nicht so dicht vor. Ich hatte mir keine Gedanken darüber gemacht, was wir genau finden würden, doch jetzt verschlug es mir die Sprache.

Es gab einen Toten!

Er lag auf dem Grab, aber nicht flach auf dem Boden. Man hatte ihn hingesetzt, und der Grabstein diente seinem Rücken als Stütze.

Jetzt wussten wir auch, weshalb Tanner uns geholt hatte. Der Mann war nicht durch eine Kugel ums Leben gekommen, man hatte ihn auch nicht erstochen, er war gepfählt worden!

*

Wir sagten nichts, und man ließ uns auch in Ruhe. Der Pfahl steckte noch in seiner Brust, doch schon beim ersten Hinschauen sahen wir, dass es nicht der sein konnte, mit dem der Mann vom Leben in den Tod befördert worden war. Dieser hier war viel schmaler, und der Mörder musste ihn nachträglich in die Wunde gedrückt haben, aus der er etwas schief hervorragte.

„Da will euch einer Konkurrenz machen“, sagte Tanner hinter unserem Rücken.

„Sieht so aus“, murmelte ich.

„Dabei sind Vampire doch eure Sache.“

Ich lachte leise. „Falls es sich bei dem Toten wirklich um einen Vampir handelt.“

„Warum sollte man einen Mann sonst pfählen?“

„Das weiß ich nicht.“

Ich nahm mir die Zeit, den Toten genauer anzuschauen. Zunächst interessierte mich sein Gesicht, und da gelangte ich schon beim ersten Hinschauen zu dem Schluss, dass ich ihn noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Der Tote war mir völlig unbekannt. Vom Alter her schätzte ich ihn auf Mitte 20. Er trug eine Stoffjacke, einen dünnen Pullover und schmutzige Jeans. Das braune Haar wuchs struppig auf dem Kopf, und er war in seiner Sitzhaltung zusammengesunken wie eine Marionette, der jemand die Fäden gekappt hatte.

Mich interessierte auch sein Mund, der nicht geschlossen war. Ich leuchtete mit meiner kleinen Lampe hinein, sah das Gebiss, aber nichts deutete darauf hin, dass es hier mal zwei spitze Vampirzähne gegeben hatte. Das Blut war aus der Wunde gelaufen und hatte seine Kleidung angefeuchtet, aber es wies nichts darauf hin, dass sich seine Haut veränderte und er irgendwann zu Staub zerfallen würde.

Kommentarlos trat ich zur Seite und schuf Suko Platz, damit er sich den Toten anschauen konnte. Ich wollte seine Meinung hören und wartete so lange ab.

Tanner stand neben mir. Er schwieg ebenfalls. Schräg hinter ihm stand der Arzt, der leise in ein Handy sprach, um uns nicht zu stören.

Wir brauchten nicht lange zu warten, bis Suko sich wieder aufrichtete und zu uns kam. Schon allein an seinem Gesichtsausdruck erkannte ich, dass ihm das Schauen nicht viel gebracht hatte, zusätzlich hob er die Schultern an, was Tanner zu einer Frage animierte.

„War er ein Vampir oder nicht?“

„Keine Ahnung.“

„Wieso?“

„Ich kann es nicht sagen.“

Tanner gab einen knurrenden Laut von sich. Dann wandte er sich an mich. „Und was sagst du dazu, John?“

„Ich schließe mich Sukos Meinung an. Ich kann dir auch nicht sagen, ob hier ein Vampir gepfählt wurde oder ein normaler Mensch in die Hände eines Wahnsinnigen gefallen ist.“

„Ein Wahnsinniger, meinst du?“

„Kann sein. Einer, der herumrennt unddenkt, dasser Vampire jagenmuss.“

„Gedacht haben wir daran auch schon. Aber sicher sind wir uns nicht. Deshalb wollten wir ja die Meinungen der Fachleute hören. Aber ihr habt mich auch enttäuscht.“

„Ja, ja, ich weiß. Sag uns lieber, wie der Tote heißt. Oder habt ihr das nicht herausgefunden?“

„Nein, noch nicht. Er trug keine Papiere bei sich. Nicht mal Geld hatte er mit. Das war schon komisch. Selbst der ärmste Schlucker hat immer ein paar Münzen. Egal, wir werden schon herausfinden, wer er war. Jedenfalls hat sein Mörder hier eine schaurige Performance hinterlassen. fast wie ein Ritual, und er hat seine richtige Waffe mitgenommen. Der Stock, den er in die Wunde gesteckt hat, den kann er sich hier in der Umgebung gesucht haben.“

„Gut recherchiert“, lobte ich Tanner.

Der alte Eisenbeißer grinste. „Wir sind auch noch einen Schritt weiter gegangen.“

„Da bin ich gespannt.“

„Unser Doc hat mit seinem kleinen tragbaren Labor eine Schnellanalyse des Bluts durchgeführt und sogar ein Ergebnis bekommen. Kurz gesagt, es ist normales Blut. Wir haben es hier nicht mit einem was weiß ich zu tun. Wir gehen auch davon aus, dass es das Blut des Toten selbst ist und nicht das eines anderen Menschen, das er möglicherweise getrunken hat. So sehen also die ersten Ergebnisse aus. Fazit ist nur, dass ein Killer durch London läuft und jemanden getötet hat, weil er ihn wohl für einen Vampir hält. Da habt ihr möglicherweise Konkurrenz bekommen, meine Herren.“

Ich musste ihm zustimmen und senkte den Kopf. Mein Blick fiel wieder auf das Grab. Es stimmte, dieser Mensch wirkte wie hindrapiert. Man konnte es als ein kleines Bühnenbild ansehen. Tief in meinem Innern wälzte sich der Gedanke hoch, dass dieser Tote nicht der Einzige bleiben würde. Was natürlich fatal gewesen wäre.

„Ihr seid sprachlos, wie?“

„Du hast Recht, Tanner.“

„An wem bleibt der Fall denn jetzt hängen?“

Es war die berühmte Gretchenfrage, die ja hatte kommen müssen, und ich zuckte mit den Schultern. „Das kann ich dir nicht genau sagen. Zunächst mal würde ich die Tat als einen‚normalen‘ Mord betrachten, und für den bist du ja zuständig.“

„Dachte ich mir.“

Tanner hatte die Antwort geknurrt, sodass ich schon leise lachen musste. „Sollte dir ein echter Vampir über den Weg laufen, dann sag uns bitte so schnell wie möglich Bescheid.“

„Werde ich machen, John.“

Suko und ich blieben noch einige Minuten und suchten auch die weitere Umgebung ab. Der Nebel machte uns einen Strich durch die Rechnung, denn wir fanden nichts.

„Wo erreiche ich euch?“, fragte Tanner, als wir uns umdrehten.

„Zu Hause.“

„Ja, ihr habt es gut.“

„Dafür hast du tagsüber schlafen können.“

„Ha, ich hatte Schicht. Das hier ist noch nicht die Nachtschicht. Ihr habt vielleicht eine Ahnung vom Leben eines schwer arbeitenden Polizisten. Schämen solltet ihr euch.“

„Später“, sagte Suko.

Wir gingen den gleichen Weg wieder zurück, um zu unserem Rover zu gelangen, der vor dem Friedhof auf uns wartete. Beide hingen wir unseren Gedanken nach. Erst als wir das Tor erreicht hatten, in dessen Nähe auch die Fahrzeuge der Kollegen standen, sprachen wir wieder miteinander.

Suko meinte: „Es kann auch jemand sein, der sich für einen Vampirjäger hält. In dessen Kopf es nicht richtig stimmt. Oder siehst du das anders, John?“

„Nein und ja. Ich meine, dass es eine Möglichkeit ist.“

„Sehr gut. Und die Zweite?“

Ich blieb neben dem Rover stehen und runzelte die Stirn. „Es kann auch sein, dass doch etwas an der Sache dran ist. Wie auch immer. Frag mich da nicht nach Einzelheiten.“

„Das tue ich trotzdem.“

Auf dem Autodach hatte sich der Dunst als feuchter Film niedergelegt. Ich schaute auf die Tropfen, aber auch sie gaben mir die Lösung nicht bekannt. „Ich denke da an jemanden, der Will Mallmann heißt. Wir haben von ihm lange nichts mehr gehört und auch nicht von Justine Cavallo. Möglicherweise ist er wieder aktiv geworden und bastelt an einem neuen Plan. Das ist nur Theorie. Ich kann mir auf der anderen Seite auch vorstellen, dass es nicht das einzige Opfer bleiben wird, mit dem wir konfrontiert worden sind.“

„Hoffentlich nicht.“

Ich lachte scharf auf. „Und was denkst du, Suko?“

„Es könnte ein Irrer sein. Einer, der nicht richtig im Kopf ist und von einem Vampirwahn besessen ist. Auch das sollten wir nicht außer Acht lassen.“

„Okay.“

Suko schaute auf die Uhr. „Gehen wir noch was essen?“

„Meinetwegen.“

„Ich könnte Shao anrufen, damit sie zu uns stößt.“

„Tu das.“

Suko telefonierte, ich stieg in den Rover und nahm auf dem Fahrersitz Platz. Da Suko draußen stehen blieb, startete ich noch nicht, sondern schaute durch die Scheibe in den Dunst hinein. Vom Friedhof führte ein Weg zur Straße hin, wo wir uns dann in den normalen Verkehr einordnen konnten.

Auch über den Weg krochen die blassgrauen Schwaden, die allerdings noch recht dünn waren. Häuser standen hier nicht, denn der Weg wurde von Brachland flankiert. Dort hatte das Gras wachsen können, und auch einige Sträucher bildeten so etwas wie Hecken.

Meine Augen waren okay, die Sicht war auch nicht zu schlecht, sodass mir die Bewegung am Ende des Weges sehr wohl auffiel. Ich hatte nicht genau gesehen, woher die Gestalt gekommen war, aber sie war plötzlich da, ging einige Schritte nach vorn, blieb dann stehen und schaute unbeirrt in meine Richtung.

Warum tat sie das?

Es vergingen ein paar Sekunden, und die Gestalt hatte sich noch immer nicht bewegt. Sie ließ sich weiterhin von den Dunstschwaden einhüllen und wechselte auch die Blickrichtung nicht.

Da stimmte etwas nicht …

Ich drückte die Tür auf und verließ den Rover. Da Suko telefonierte, sprach ich ihn nicht an. Sehr schnell hatte ich die Wagentür wieder geschlossen und machte mich auf den Weg. Das Verhalten der Person war für mich nicht nachvollziehbar. Da war etwas faul, und ich musste mich zusammenreißen, um nicht schneller zu gehen. Ich wollte mich so normal wie möglich bewegen.

Die Gestalt rührte sich nicht. Sie stand auf der Wegmitte wie ein Gespenst im Nebel, das darauf wartet, das irgendetwas passierte. Sie schien mich zu begrüßen, als sie plötzlich den rechten Arm anhob und ich auch eine Verlängerung der Hand erkannte. Sie hielt etwas fest, aber was es genau war, sah ich nicht. Eine kurze Stange oder ein Stab. Vielleicht auch ein Pflock, um jemanden zu pfählen.

Der letzte Gedanke elektrisierte mich. Ich dachte nicht mehr daran, meinen langsamen Schritt beizubehalten und war gespannt darauf, wie der Unbekannte reagieren würde, wenn ich schneller ging.

Zwei, drei Sekunden lang ließ er es zu. Dann schnellte er nach links herum und lief weg.

Genau das war für mich das Startsignal. So leicht sollte er mir nicht entwischen. Wer so reagiert, der hat ein schlechtes Gewissen, und plötzlich rannte ich mit langen Schritten dem Verschwundenen nach. Die Hoffnung, ihn schnell zu erreichen, verflüchtigte sich bald, denn als ich das Ende des Weges erreichte und die quer laufende Straße vor mir sah, entdeckte ich ihn nicht mehr.

Ich schaute nach links, nach rechts und auch über die Straße hinweg, die der weiche Dunst ebenfalls eingepackt hatte. Die Person war nicht zu sehen. Sie hatte die Gunst des Augenblicks genutzt und sich irgendwo versteckt. Häuser gab es genug. Auch Kneipen und kleinere Geschäfte, aber der Mann war nicht mehr zu sehen und blieb für mich zunächst Erinnerung.

Das war ärgerlich, denn mein Gefühl sagte mir, dass dieser Typ etwas mit dem Toten zu tun haben konnte. Hinter mir klangen hastige Schritte auf. Ich drehte mich um und sah Suko herbeieilen.

„Was war denn los?“

„Ich habe ein Gespenst gesehen.“

„Wie nett. Wo ist es denn?“

„Verschwunden.“

„Noch netter. Jetzt mal ehrlich, John, was hast du wirklich gesehen?“

Ich erzählte es ihm, und mein Freund und Kollege hörte gespannt zu. „Das ist wirklich ungewöhnlich“, sagte er dann. „Glaubst du, dass du den Mörder gesehen hast?“