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Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!
Das unheimliche Mädchen.
Hin und wieder tritt mein alter Freund Ignatius mit einer Bitte an mich heran. So war es auch diesmal.
Er bat um den Schutz eines 17-jährigen Mädchens namens Gabriela Monti.
Ob sie mit Dämonen im Bunde stand, das war nicht sicher, aber es gab bestimmte Fakten. Immer wenn sie irgendwo erschien, fing es an zu brennen. Sie sorgte für das Feuer, dem auch Menschen zum Opfer gefallen waren.
Ich sollte den wahren Grund herausfinden und flog deshalb nach Italien.
John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 143
Veröffentlichungsjahr: 2015
John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.
Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.
Hin und wieder tritt mein alter Freund Ignatius mit einer Bitte an mich heran. So war es auch diesmal.
Er bat um den Schutz eines 17-jährigen Mädchens namens Gabriela Monti.
Ob sie mit Dämonen im Bunde stand, das war nicht sicher, aber es gab bestimmte Fakten. Immer wenn sie irgendwo erschien, fing es an zu brennen. Sie sorgte für das Feuer, dem auch Menschen zum Opfer gefallen waren.
Ich sollte den wahren Grund herausfinden und flog deshalb nach Italien.
Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve
ISBN 978-3-8387-4022-5
www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de
„Hau ab, Gabriela! Verschwinde! Ich will dich hier nicht mehr sehen! Du brauchst nicht auf sie aufzupassen, verflucht! Geh endlich!“
„Es ist aber besser, wenn ich bleibe!“ Gabriela Monti ließ sich nicht abwimmeln.
Rosanna Scutti schlug zu. Zweimal klatschte ihre Hand in Gabrielas Gesicht, die von dieser Aktion völlig überrascht wurde.
„Ich hoffe, du hast verstanden!“, schrie Rosanna.
Gabriela nickte. Sie blieb weiterhin sehr ruhig.
„Ja, ich habe es verstanden“, flüsterte sie Zurück. „Aber du hast einen großen Fehler gemacht, Rosanna, einen sehr großen.“
Wütend schlug Rosanna Scutti die Tür zu …
Ich bin verrückt! Ich habe einen Fehler begangen. Ich bin ausgerastet. Das hätte ich nicht tun sollen!
Die Vorwürfe jagten durch ihren Kopf. Sie schaute auf ihre rechte Hand, die ebenfalls leicht gerötet war, so hart hatte sie die Siebzehnjährige geohrfeigt. Im Nachhinein wusste sie selbst nicht, warum sie so reagiert hatte, sie hatte es getan, und ein Zurück gab es nicht mehr. Sie wollte auch nicht die Tür aufreißen und hinter Gabriela herlaufen. Nein, nicht an diesem Abend. Später ergab sich möglicherweise eine Gelegenheit zur Wiedergutmachung.
Rosanna löste sich von der Haustür, gegen die sie sich gelehnt hatte. Mit sehr langsamen Schritten und sich über das Gesicht streichend, ging sie zurück in das kleine Bad. Hier war sie gewesen, als das Klingeln sie erschreckt hatte.
Vor dem Spiegel hielt sie an.
Der erste Blick.
Sie war nicht mit sich zufrieden, und das musste sich ändern. Zwar war sie erst 30, aber das Leben hatte schon seine Spuren hinterlassen. Nicht nur, dass sie die Zwillinge geboren hatte und die beiden Jungen jetzt allein erzog, nein, es kam noch etwas hinzu, und das bezeichneten manche Menschen als Broterwerb.
Gut, es gab den Vater der Jungen. Er zahlte auch hin und wieder eine Summe. Aber sie reichte nicht aus. Rosanna hätte sich damit nur soeben über Wasser halten können. Und eine Bezahlung des Mietzinses wäre fast unmöglich gewesen.
Also musste sie für andere Einkünfte sorgen. Da sie wegen der Kinder nur schwer einem normalen Beruf nachgehen konnte, hatte sie sich entschlossen, hin und wieder einige Euro nebenbei zu verdienen. In der Stadt wurden öfter Messen und Kongresse abgehalten. Da suchten die männlichen Besucher am Abend Abwechslung.
Rosanna sorgte dafür, dass die Leute ihre Wünsche erfüllt bekamen. Sie arbeitete auf dem grauen Markt der Liebe. Sie empfing Gäste, verwöhnte sie und war auch nicht preiswert, denn das konnte sie sich in ihrem Alter noch leisten.
In den nächsten Stunden würde sie zwei Männer empfangen. Der eine wollte schon in einer Stunde bei ihr sein, der Zweite würde erst um Mitternacht erscheinen.
Beide waren schon zu Stammkunden geworden. Sie stammten aus dem Süden, und wenn sie in Mailand zu tun hatten, war der Besuch bei Rosanna so etwas wie eine Pflicht.
Ihre beiden Jungen schliefen. Sie befanden sich in dem Alter, in dem Schlaf sehr wichtig war. Sie waren knapp 13 Monate alt und zwei prächtige kleine Burschen. Wenn nichts dazwischen kam, würden sie die Nacht über durchschlafen. Das war in der Regel so.
Die einzige Störung hieß Gabriela.
Warum war sie gekommen? Rosanna hatte die Sitterin nicht bestellt. Sie war von allein bei ihr aufgetaucht und hatte sich auch nicht abweisen lassen.
Das verstand die Frau nicht, die ihre dunklen Haare ausgekämmt hatte und nun dabei war, sich zu schminken. Nicht zu stark, mehr dezent. Nur etwas Rouge auf die Wangen. Die Brauen leicht nachgezogen. Ein wenig Glimmer auf die Lider. Die Konturen der Lippen mit einem feinen Pinsel nachgezogen.
Es klappte. Es hatte immer geklappt. Rosanna besaß Profiqualitäten, was das Schminken anging. An diesem Abend allerdings konnte sie sich nicht so recht darauf konzentrieren. Ständig musste sie an Gabriela denken. Warum war sie gekommen?
Eine Antwort fand sie nicht, weil sie nicht begreifen konnte, dass jemand freiwillig erschien, um auf die Kleinen aufzupassen. So etwas entsprach nicht der Normalität.
Aber wie normal war Gabriela?
Auch darüber machte sich Rosanna Gedanken, denn es gab Menschen, die sie nicht besonders mochten. Zwar hatte Gabriela ihnen nichts getan, doch es gab Personen, die um Gabriela einen Bogen machten. Für sie war die noch so junge Frau nicht normal. Sie hatte den bösen Blick. Sie wusste vieles, und von nicht wenigen älteren Frauen war sie schon als Hexe bezeichnet worden.
Darauf gab Rosanna nichts. Sie war immer froh gewesen, Gabriela zu haben, umso überraschter war sie über ihr Ausrasten gewesen. Das konnte sie nicht fassen. Da stimmte etwas nicht. Es war so plötzlich über sie gekommen. Auch jetzt, da sie etwas Abstand hatte, wurde ihr der Grund nicht klar.
Sie war ausgerastet. Einfach so. Zugeschlagen, in das schöne Gesicht des jungen Mädchens.
Das schöne Gesicht. Die Jugend. Verdammt, das lag schon einige Jahre hinter Rosanna. Möglicherweise hatte sie auch eifersüchtig reagiert. Möglich war alles. Jedenfalls stand fest, dass sie die Beherrschung verloren hatte, was sie noch nie erlebt hatte.
Oder stimmte doch etwas an den Gerüchten, die man sich über Gabriela erzählte?
Mit diesem Gedanken verließ sie das Bad und betrat das winzige Schlafzimmer. Hier empfing sie ihre Gäste nicht. Dafür hatte sie ihr Wohnzimmer ausersehen. Schließlich war sie bei den Männern für ihre private Atmosphäre bekannt. Sie konnte das Zimmer mit wenigen Handgriffen umdekorieren. Dazu gehörte auch das rötliche Licht, das sich wie eine sanfte Fahne über die halbrunde Couch legte.
Rosanna trat vor den schmalen Schrank mit den beiden Lamellentüren. Sie dachte darüber nach, was sie anziehen sollte. Es standen verschiedene Outfits zur Auswahl. Von jungmädchenhaft, über fraulich elegant bis hin zum Leder.
Noch hatte sie die Tür nicht aufgezogen und runzelte die Stirn. Sie stellte sich den Kunden vor, der schon älter war und nie Töchter besessen hatte, aber auf junge Mädchen stand. Auf diese braven Personen, zumindest äußerlich. Nicht provozierend, sondern immer schön schamhaft. Da wollte sie zur weißen Rüschenbluse greifen und zu dem roten, sehr kurzen und weitgeschwungenen Rock. Sie selbst fand es lächerlich, sich in ihrem Alter so zu kleiden, aber der Wunsch des Kunden war letztendlich ausschlaggebend, denn der Gast zahlte schließlich.
Etwas störte Rosanna.
Zunächst wusste sie nicht, was sie so irritierte. Aber sie war aus dem Konzept gebracht worden und öffnete die Schranktür noch nicht. Sie stand in einem kurzen Abstand vor ihr, zog einige Male die Nase hoch und schüttelte den Kopf.
Es brannte!
Nein, das traf nicht zu. Es brannte nicht, denn sie roch nur Brandgeruch.
Über ihren Körper, der nur von einem Bademantel bedeckt war, rann ein Schauer. Die Haut zog sich zusammen. Sie musste schlucken. Sie schalt sich selbst eine Närrin, aber dieser verdammte Geruch blieb bestehen und kitzelte ihre Nase.
Sie ging zum Fenster. Den Vorhang schob sie über die Hälfte zurück, um nach draußen zu schauen.
Da war kein Feuer zu sehen. Nichts loderte zwischen den Häusern. Auch wenn es Herbst war und manche Jugendliche auf den abgeernteten Feldern ihre Feuer anzündeten, hier in der Nähe brannte nichts.
Es blieb normal dunkel. Nur aus den Fenstern der übrigen Häuser fiel der gelbliche Lichtschein, aber er hatte mit einem Feuer nichts zu tun und roch auch nicht.
Rosanna zog den Vorhang wieder zu und drehte sich um. Sie biss sich leicht auf die Unterlippe, als ihr Blick wieder durch das Zimmer flog. Nein, auch in diesem Raum gab es kein Feuer, und trotzdem drang der Brandgeruch weiterhin in ihre Nase. Sie schmeckte ihn sogar, sah jedoch keinen Rauch.
Über ihre Lippen drang eine leise Verwünschung. Dann erwischte sie der Schreck, denn ihr fielen die beiden Kinder ein, die in ihren Betten lagen und schliefen.
O Gott! Hoffentlich schwelte das Feuer nicht bei ihnen. Es konnte eigentlich nicht sein, denn dann hätte sie auch den Rauch sehen müssen. Trotzdem war Rosanna beunruhigt, lief die wenigen Schritte bis zum Ziel und zerrte die Tür auf.
Nichts war passiert.
Die Jungen schliefen in ihren Betten. Es gab kein Feuer. Sie sah keine tanzenden Flammen und auch keinen Rauch.
Über den Betten hing das Spielzeug. Aus buntem Papier gebastelte Autos und Flugzeuge, die an Spiralen festhingen und so wunderbar tanzen konnten.
„Nichts“, flüsterte Rosanna. „Ich glaube, ich bin verrückt. Durchgedreht. Mit den Nerven am Ende.“
Sicherheitshalber schaute sie auch in der schmalen Küche nach. Dort erlebte sie das Gleiche. Es war alles normal. Weder Rauch noch Feuer.
Ihren Gast, der recht bald erscheinen würde, hatte sie vergessen. Es ging ihr nur um diesen verfluchten Gestank, und jetzt drückte sie auch die Wohnungstür auf.
Der Blick in den Hausflur. Das Schnüffeln – nichts. Es brachte wirklich nichts ein. Nicht mal der Geruch war im Flur vorhanden. Er hielt sich nur in der Wohnung.
Im Flur blieb sie stehen und schaute auf die wieder geschlossene Tür. Besser ging es ihr nicht. Die Gedanken kreisten hinter ihrer Stirn, und sie war nicht in der Lage, eine Lösung zu finden.
Schon jetzt wusste sie, dass sie ihrem Gast absagen würde. Das konnte man keinem zumuten, das war einfach Wahnsinn. In der Wohnung fühlte sich Rosanna nicht mehr sicher. Sie dachte daran, ihre Kinder zu nehmen und mit ihnen zu fliehen. Irgendwo hinfahren. Zu einer Bekannten. Dort übernachten und erst am nächsten Tag wieder zurückkehren.
Oder hatte der Geruch etwas mit Gabrielas Besuch zu tun?
Das konnte sein. Es gab ja Gerüchte ihretwegen. Dass mehr hinter ihr steckte, als das Gesicht je zugab.
Jetzt wurden die Vorwürfe noch stärker. Ich hätte Gabriela auf keinen Fall so behandeln sollen, dachte sie. Es ist ein Fehler gewesen. Ich werde ihn wieder gutmachen und mich entschuldigen.
Sie betrat das Wohnzimmer. Dabei war sie in Gedanken versunken, aus denen sie ein Geräusch hervorriss.
Rosanna zuckte zusammen. Sie bewegte den Kopf von rechts nach links und war irritiert.
Ein Schein. Schatten und Helligkeit. Ein Huschen – und der Schrei, der aus Rosannas Kehle drang.
Sie hatte es gesehen.
Sie schlug die Hände vors Gesicht. Sie konnte und wollte es nicht glauben, aber es stimmte, denn sie brauchte nur einen Blick auf die Couch zu werfen.
In deren Mitte brannte ein Feuer!
*
Rosanna versagten die Beine. In den Knien knickte sie ein, riss sich jedoch zusammen und stellte sich wieder normal hin. Trotzdem war sie weiterhin nicht fähig, zu begreifen, was sie mit eigenen Augen zu sehen bekam.
Feuer auf ihrer Couch!
Lange Flammenarme, die in die Höhe und auch zu den Seiten hinweg züngelten. Die mit ihren Spitzen gierig nach allem griffen, was sie zu fassen bekamen. Das Feuer war aus dem Nichts entstanden, als wäre es irgendwo vom Himmel her durch das gesamte Haus nach unten gefallen, um ihre Wohnung zu treffen.
In diesen Augenblicken konnte Rosanna keinen klaren Gedanken fassen. Das Feuer hatte sie völlig durcheinander gebracht. Sie dachte auch nicht daran, einen Eimer mit Wasser zu füllen, um die Flammen damit zu löschen, bevor sie sich noch weiter ausbreiten konnte, ihr Denken war blockiert, bis die Mauer einstürzte und sie zu einem Kissen hinrannte.
Damit schlug Rosanna auf das Feuer ein.
Sie stand dicht davor. Sie spürte die Hitze. Sie dachte nicht daran, dass die Flammen auch sie erfassen konnten. Sie schaute in den Rauch, der jetzt in die Höhe quoll, in ihre Augen biss und ihr den Atem nahm.
Sie schlug weiter. Jemand schrie. Rosanna merkte erst später, dass sie es war.
Und sie schaffte es.
Plötzlich loderte nichts mehr. Nicht mal Funken sprühten durch die Luft. Sie hatte das Feuer gelöscht. Das Kissen in ihrer Hand war angekokelt. Rosanna starrte auf die verbrannte Couch, hustete laut und merkte jetzt, dass Tränen aus ihren Augen rannen. Aschereste flogen durch die Luft. Einige von ihnen klebten auf ihrer Haut im Gesicht.
Der Tisch mit der Glasplatte war nicht weit von ihr entfernt. Sie brauchte nur einen Schritt nach hinten zu gehen und ließ sich auf ihm nieder. Das Kissen hielt sie noch immer fest. Der Blick war auf die verbrannte Couch gerichtet und trotzdem ins Leere. Brandgeruch umgab sie. Das Fenster musste geöffnet werden, was sie nicht tat, denn sie kam einfach nicht von ihrem Platz weg.
Sie war fertig. Von der Rolle. Schlapp. Rosanna konnte nicht fassen, was hier in ihrem Zimmer passiert war. Allmählich begann sie nachzudenken, und sie fragte sich, ob dieser Angriff der einzige gewesen war und bleiben würde.
Es gab noch mehrere Räume innerhalb der Wohnung. In einem davon schliefen die Zwillinge.
Mein Gott, die Kinder!
Es war wie ein Schrei, der in ihrem Innern aufklang. Sie musste etwas tun. Es war unmöglich, noch weiterhin in der Wohnung zu bleiben. Das Feuer konnte jeden Augenblick an anderen Stellen wieder ausbrechen. Und wenn das im Zimmer der Kinder passierte, dann … dann hatten sie keine Chance.
Warum renne ich nicht hin? Warum sitze ich hier noch und bin so inaktiv?
Rosanna Scutti wusste genau, was sie tun musste, aber sie kam einfach nicht weg.
Sehr träge drehte sie sich schließlich zur Seite. Im Wohnzimmer stank es noch immer.
WUSH!
Wieder dieses Geräusch. Dieser schreckliche Laut, der Rosanna die Haare zu Berge stehen ließ.
Sie fuhr herum!
Entsetzen erfasste sie. Sie konnte nichts mehr sagen. Nicht mal schreien, denn was sie da erlebte, war einfach grauenhaft.
Vor ihr brannte es!
Diesmal nicht nur an einem begrenzten Ort. Die Flammen hatten jetzt die gesamte Breite des Zimmers erfasst und bildeten einen zuckenden Vorhang vor der Tür.
Was das bedeutete, wusste Rosanna genau. Der Weg zu ihren Kindern war ihr durch die Hölle aus Feuer und Rauch versperrt …
*
Verbrennen! Die Zwillinge werden verbrennen. Sie werden zu einem Raub der Flammen. Sie sind noch so klein. Sie können sich nicht wehren. Sie können nicht von allein aufstehen und wegrennen.
Endlich schrie Rosanna aus.
Es war kein Schrei der Erlösung. Sie brauchte ihn einfach, um sich selbst Kraft zu geben. Sie hatte den Mund weit geöffnet, ihr Gesicht war eine aus der Angst geborene Fratze, und nichts konnte sie mehr auf ihrem Platz halten.
Es war ihr egal, ob ihr die Flammen den Weg versperrten. Da musste sie durch, denn wichtiger waren die Kinder. Sie durften nicht verbrennen.
Rosanna rannte. Sie schrie dabei. Sie warf sich in den Flammenvorhang hinein. Sie ruderte mit den Armen, aber sie schützte auch ihr Gesicht, weil sie nicht wollte, dass die Hitze ihr die Haut verbrannte.
Der stinkende Rauch quoll ihr in dicken Schwaden entgegen. Er raubte ihr die Luft. Und während sie noch der Feuermantel umhüllte, dachte sie daran, dass die meisten Menschen nicht durch Feuer starben, wenn es brannte, sondern durch den Rauch erstickten.
Rosanna warf sich vor. Sie prallte gegen die Wand im Flur, wo auch der Spiegel hing. Den fegte sie durch eine unkontrollierte Bewegung ab und wuchtete ihren Körper nach rechts, denn dort musste sie hin, um das Zimmer der Kinder zu erreichen.
Sehen konnte sie nichts mehr. Sie musste sich auf ihren Tastsinn verlassen, und plötzlich wurden die Schmerzen zu einem grässlichen Monster, das mit seinen Krallen ihren Körper umfasst hielt.
Ein Blick reichte Rosanna aus, um zu sehen, was mit ihr passiert war. Der Bademantel hatte Feuer gefangen. Er brannte lichterloh und hielt sie gefangen.
Ob das Feuer schon ihre Haare erfasst hatte, wusste sie nicht. Jedenfalls konnte sie nicht als brennende Fackel in das Zimmer der beiden Jungen stürmen und sie dadurch ebenfalls in Lebensgefahr bringen. Deshalb musste sie den Mantel los werden, und sie verfluchte den Knoten, den sie geschlungen hatte.
Jede Sekunde, die verloren ging, brachte die Kinder dem Tod näher. Das Feuer würde sich nicht mehr aufhalten lassen.
Rosanna kämpfte mit der Tücke des Objekts. Was sonst kein Problem gewesen war, entwickelte sich zu einem wahren Horror-Szenario, denn sie bekam den Doppelknoten nicht so schnell auf.