John Sinclair 1292 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1292 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Die Blutbrücke (1. Teil).

Kurz vor seinem Tod hatte mir Casey Jordan bereits angedeutet, wo ich die Spur aufnehmen konnte, die zu seiner ungewöhnlichen Veränderung geführt hatte. Auf der Blutbrücke!

Es war nicht mal schwer, sie zu finden. Ich musste nach Baden-Baden, nach Deutschland, reisen. Sicherheitshalber hatte ich meinem Freund Harry Stahl Bescheid gegeben. Mit ihm wollte ich mich auf der Blutbrücke treffen.

Es kam leider ganz anders, und ich wurde zu einem Spielball meiner Erzfeinde ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 138

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDie Blutbrücke (1. Teil)Vorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Die Blutbrücke (1. Teil)

Kurz vor seinem Tod hatte mir Casey Jordan bereits angedeutet, wo ich die Spur aufnehmen konnte, die zu seiner ungewöhnlichen Veränderung geführt hatte. Auf der Blutbrücke!

Es war nicht mal schwer, sie zu finden. Ich musste nach Baden-Baden, nach Deutschland, reisen. Sicherheitshalber hatte ich meinem Freund Harry Stahl Bescheid gegeben. Mit ihm wollte ich mich auf der Blutbrücke treffen.

Es kam leider ganz anders, und ich wurde zu einem Spielball meiner Erzfeinde …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4038-6

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Die Blutbrücke (1. Teil)

Haben Sie schon mal auf eine tote Ratte getreten? Nein? Dann hoffen Sie, dass dies so bleibt, denn es ist ein verdammt unangenehmes Gefühl, den Fuß auf etwas Weiches zu setzen, von dem man nicht weiß, was es ist.

Erst als ich meine kleine Leuchte eingeschaltet hatte, sah ich die Bescherung. Aber auch das lag hinter mir. Ebenso wie der enge Hinterhof, der zu dem Haus gehörte, in das ich hineinwollte.

Das gelang mir über eine Außentreppe, durch die quietschende Tür, hinein in einen muffigen Flur, in dem ich wieder Licht benötigte, um zwei Schritte später vor der Wohnungstür zu stehen, die mich interessierte. Den Schlüssel zur Tür hatte ich in der Tasche eines Polizisten gefunden, so brauchte ich sie nicht aufzubrechen.

Jetzt stand ich in einem engen Flur, der stockfinster war. Noch dunkler als draußen die Nacht, die bereits den frühen Morgenstunden entgegeneilte. Da wir Ende Oktober hatten, würde es ziemlich spät hell werden, und so brauchte ich das Licht, um die Wohnung zu durchsuchen, in der mal der Kollege Casey Jordan gewohnt hatte.

Jetzt war er tot.

Erwischt von den Kugeln aus gleich mehreren Waffen. Die eigenen Kollegen hatten auf ihn geschossen, um ihn an der Flucht zu hindern. Er war nicht entkommen, jedoch die Person, die an seiner Seite gestanden hatte, meine spezielle Freundin und Todfeindin Justine Cavallo, die kräftig in diesem vertrackten Fall mitmischte und es bisher geschafft hatte, sich ziemlich im Hintergrund zu halten. Sie war dann auch geflohen und hatte sich auch nicht durch Kugeln aufhalten lassen, denn über normale Bleigeschosse lachte sie nur.

Es war ein Fall, in dem ich noch nicht weitergekommen war, und nun suchte ich nach Spuren, die mich weiterbrachten.

Ich trug noch immer die Kleidung der vergangenen Nacht. Einen schmutzigen Anzug, dessen rechtes Hosenbein durch einen Messerstich aufgeschlitzt war. Ich hatte eine Party besucht, einen Polizeiball, um genau zu sein. Zusammen mit Glenda Perkins und Chief Inspector Tanner mit dessen Frau.

Dass die Party so enden würde, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt, aber daran war nichts zu ändern. Jetzt musste es weitergehen.

Im Haus war es ruhig. Verständlich zu einer derartig frühen Morgenstunde. Auch in der Wohnung bewegte oder rührte sich nichts. Dennoch war ich vorsichtig. In meinem Job musste man immer darauf gefasst sein, Überraschungen zu erleben, besonders dann, wenn eine Justine Cavallo mitmischte.

Schlechte Luft umgab mich. Die Augen hatten sich zwar an die Dunkelheit anpassen können, viel zu sehen bekam ich trotzdem nicht, denn es drang so gut wie keine Helligkeit in den Raum. Nur unter der Ritze der Wohnungstür her fiel ein grauer Streifen in den Flur. Es war das Einzige, an dem ich mich orientieren konnte.

Ich wollte mich trotzdem umschauen und schaltete wieder meine kleine Lampe ein. Eine Drehung um die eigene Achse. Bilder huschten wie ein schneller Film in kleinen Ausschnitten vorbei.

Die Wand, ein großes Foto im Rahmen, eine Garderobe, die nur aus einem Brett mit Haken bestand, und natürlich Türen, die in verschiedene Räume führten.

Genau drei waren es.

Eine brachte mich ins Bad, in das ich hineinleuchtete. Es war klein, es roch nach alter Seife. Ich sah einen Spiegel, der schon leicht erblindet war, und eine Dusche, die eine Säuberung nötig gehabt hätte. Aber nichts, was mich weiterbrachte.

Es gab noch zwei andere Türen. So leicht gab ich nicht auf. Ich hatte einen Hinweis von Casey Jordan bekommen. Da war ein Begriff gefallen, der mir nicht aus dem Kopf wollte.

Blutbrücke!

Was hatte es damit auf sich?

Die Antwort hatte mir der Mann nicht gegeben, aber er hatte sehr intensiv dieses schaurige Wort erwähnt. Es musste in seinem Leben eine große Bedeutung gehabt haben, und genau das interessierte mich. Über die Blutbrücke wollte ich zu einer Lösung des Falls kommen, von der ich bisher noch meilenweit entfernt war. Ich kannte die Verbindungen zwischen der blonden Bestie Justine Cavallo und Jordan nicht, doch es musste sie geben. Sonst hätte sie sich nicht so intensiv um diesen Mann gekümmert, der mit einer besonderen Eigenschaft beglückt worden war.

Wenn er fotografiert wurde, war auf den Bildern nicht nur er zu sehen, sondern auch das, was er dachte. Da malten sich seine Gedanken als ganz konkrete Szene ab, und genau das war einem Fotografenpaar aufgefallen, denn nach dem Entwickeln hatten sie eine Szene auf dem Foto gesehen, die sie erschreckt hatte. 1

Glenda Perkins, das Ehepaar Tanner und ich schauten in die Kamera. Und eben ein fünfter Mann, der sich in das Bild eingeschmuggelt hatte und dessen Gedanken sich abmalten.

Schlimme Gedanken, denn sein zweites Auftreten auf dem Foto war weniger angenehm. Da war er dabei, mir ein Messer in die Kehle zu stoßen, und das hatte das Foto festgehalten.

Der Mann war Casey Jordan gewesen, ebenfalls ein Gast auf dem Ball, und nun musste ich wissen, was hinter der Geschichte steckte, in der auch noch Justine Cavallo mitmischte.

Ich stand auf einem alten Teppich, der dafür sorgte, dass ich mich lautlos bewegen konnte. Ich wollte die zweite Tür öffnen, doch meine Hand zuckte zurück, als ich ein Geräusch hörte, das hinter der Tür aufgeklungen war.

Ich hatte es nicht identifizieren können, aber ich wusste auch, dass ich mich nicht getäuscht hatte.

Plötzlich war die Spannung wieder da. Sie verdrängte die Müdigkeit, die mich überkommen hatte. Ich war hellwach und stellte mich auf eine Überraschung ein.

Der Laut wiederholte sich nicht. Hatte ich mich geirrt? Ich bezweifelte es und legte jetzt die Hand auf die Klinke, um die Tür zu öffnen. Der Spalt war noch schmal, als ich bereits die Veränderung mitbekam, denn ein Luftzug streifte mein Gesicht. Der konnte nur entstehen, wenn Durchzug herrschte, und ich dachte sofort an ein offen stehendes Fenster. Außerdem war es draußen recht windig. Wer schlau war, hielt seine Fenster geschlossen, und das hatte Jordan nicht getan.

Es musste einen Grund geben, und der hing meiner Ansicht nach nicht mit diesem Mann zusammen, sondern mit anderen Gegebenheiten. Es konnte durchaus sein, dass das Fenster von einer fremden Person geöffnet worden war, um sich einen zweiten Fluchtweg offen zu halten.

Waffenlos war ich zum Ball gefahren. Inzwischen hatte ich mir meine Beretta geholt, und die zog ich jetzt hervor.

Zu hören war nichts. Nur der Wind kitzelte mein Gesicht. Ich peilte in das Zimmer hinein und sah nichts anderes als eine Schattenwelt. Die Konturen einiger Möbelstücke malten sich im dichten Grau ab, doch es gab niemand, der sich zwischen den Gegenständen bewegte.

Misstrauisch machte mich nur das offene Fenster. Es war auch möglich, dass das Geräusch davon stammte, wenn es von einem Windstoß bewegt worden war.

Ich zählte bis fünf, dann drückte ich die Tür auf und schob mich mit gezogener Waffe über die Schwelle. Es war jetzt an derzeit, das Licht einzuschalten, und ich suchte nach dem Schalter. Ich fand ihn auch, aber es passierte nichts, als ich ihn bewegte.

Jemand musste den Strom abgeschaltet haben. Es konnte sich auch um einen Defekt in der Leitung handeln, wie auch immer. Jedenfalls blieb ich im Dunkeln stehen und machte mich darauf gefasst, angegriffen zu werden, doch das passierte nicht.

Mit einem schnellen Schritt und leicht geduckt ging ich in das Zimmer hinein. Ich war darauf aus, eine Deckung zu finden und duckte mich hinter einem Sessel zusammen.

Manchem wäre mein Verhalten lächerlich vorgekommen, doch das sah ich nicht so. In meinem Job musste ich mit allem rechnen und nicht nur mit normalen Menschen als Feinde. Ich vergaß auch nicht, dass Justine Cavallo ihre Hände mit im Spiel hatte, denn genau ihr traute ich alles zu. Das hatte ich in der Vergangenheit oft genug erlebt.

Hinter dem Sessel blieb ich knien und wartete ab. Es war nicht völlig ruhig im Raum, denn der Wind bewegte hin und wieder das offene Fenster. Dann entstanden die leicht schabenden Laute, als wäre jemand dabei, über Holz zu reiben.

Und noch etwas passierte.

Auf meiner Brust, genau in Höhe des Kreuzes, spürte ich den leichten Wärmeschub. Er war da, er breitete sich aus und bildete gewissermaßen ein Oval. Die Warnung vor einem Gegner, der in der Nähe lauerte, wahrscheinlich in diesem Raum.

Es war kein Mensch, denn bei ihm hätte sich das Kreuz nicht „gemeldet“. Ich ging davon aus, es mit einem Schwarzblüter zu tun zu haben, mit einer dämonischen Kreatur, und dachte sofort an Justine Cavallo, die sicherlich auch weiterhin mitmischte.

Etwas Licht hätte mir gereicht. Ich wollte nicht ewig hinter dem Sessel hocken und dachte nicht lange darüber nach, wie ich es ändern konnte. Es gab nur die eine Möglichkeit.

Die kleine, aber lichtstarke Leuchte nahm ich in die linke Hand. Eine Sekunde später schoss der Strahl in die Dunkelheit hinein.

Er traf eine Wand mit einem Bücherregal. Ich bewegte ihn weiter so gut es meine Position erlaubte, sah noch die Beine eines Sessels und auch zahlreiche auf dem Boden liegende Papiere. Dazwischen war sogar eine Landkarte ausgebreitet.

Den Sinn verstand ich schon. Jemand musste hier eingedrungen sein, weil er etwas suchte und in Sicherheit bringen wollte. Das Verwischen von Spuren war in diesem Fall wichtig, und ich ging davon aus, dass diese Person noch da war.

Leider war meine Position recht schlecht. Von ihr aus konnte ich nur einen Teil des Zimmers ausleuchten. Das musste sich ändern. Ich überlegte, wo ich am besten hinlaufen sollte, als mich der Gegner überraschte. Er hatte genau gewusst, wo ich steckte. Er hatte sich lautlos bewegt und war dann im richtigen Augenblick gesprungen.

Mit voller Wucht rammte er in den Sessel hinein, der das Übergewicht bekam und mir entgegenkippte.

Er erwischte mich leider auf dem falschen Fuß. Ich war schon dabei gewesen, mich in die Höhe zu schrauben, da erwischte mich das schwere Möbelstück.

Wie eine Puppe kippte ich um. Mit der Rückenlehne fiel der Sessel auf mich. Er bewegte sich noch, weil an der Sitzseite jemand an ihm hochglitt.

Einen Moment später schaute über die Rückenlehne hinweg ein Gesicht auf mich herab. Da meine Lampe genügend Licht abgab, konnte ich es erkennen. Es war ein menschliches Gesicht, und trotzdem hatte ich keinen Menschen vor mir, sondern einen verdammten Vampir …

*

Jeder normale Mensch hätte dabei an Halloween gedacht. Besonders jetzt, weil der berühmte Tag oder die Nacht nur 24 Stunden entfernt waren, aber der Gedanke kam mir nicht. Das war niemand, der sich eine Maske übergestreift hatte, diese Gestalt war echt, und sie passte zudem auch in das Bild hinein.

Ich hatte das Gefühl, als wäre die Zeit für eine gewisse Weile stehen geblieben, um mir die Gelegenheit zu geben, mir den anderen anzuschauen.

Es war eine der ausgemergelten und blutleeren Gestalten aus der Vampirwelt, die Will Mallmann, alias Dracula II, geschaffen hatte, und in der er zusammen mit vielen dieser Gestalten, aber auch mit Justine Cavallo hauste. Für beide war die Vampirwelt das perfekte Rückzugsgebiet, und von dieser Dimension des Schreckens aus konnten sie immer wieder agieren.

Eine graue Haut, die von einem Faltenmuster gezeichnet worden war. Rissige Lippen, leere Pupillen. Der Gestank von alter Asche oder Moder stieg aus den Fetzen, die mal eine normale Kleidung gewesen waren, und um das Kinn herum sah ich einige eingetrocknete Blutflecken.

Der Sessel war gefallen und drückte mich gegen den Boden. Zudem war mein rechter Arm eingeklemmt. Um schießen zu können, musste ich ihn erst befreien. Das wäre normalerweise kein Problem gewesen, nur hatte der Blutsauger etwas dagegen. Er wollte so schnell wie möglich an seine Nahrung herankommen, mit der er gar nicht gerechnet hatte.

Die Gestalt ließ sich kurzerhand über die Sessellehne hinweg nach vorn fallen. Ich schaute genau hin und sah die langen, spinnenbeinähnlichen Finger, die auf meinen Kopf zielten und dort irgendwo hingreifen wollten.

Ich ließ es zu, dass er mich berührte und mir dabei sehr nahe kam. Ein ekliger Verwesungsgeruch stieg mir in die Nase und raubte mir den Atem. Daran konnte man sogar ersticken, aber ich drehte meinen Kopf nicht zur Seite, sondern rammte ihn in die Höhe. Mit der Stirn krachte ich gegen seine Nase und hörte etwas brechen.

Der Blutsauger schrie nicht auf. Er war nur irritiert. Ich ließ die Lampe los, hatte jetzt die linke Hand frei und packte zu. Diesmal erwischte ich seinen Nacken, riss den Kopf von mir weg und schleuderte die Gestalt zur Seite.

Ich hörte einen wütenden Laut. Der Blutsauger war abgelenkt, und ich rollte mich endlich zur Seite und stieß dabei auch den gekippten Sessel weg.

Unterschätzen durfte ich ihn keinesfalls. Auch wenn er aussah wie ein verhungerter Lazarus, davon durfte ich mich nicht täuschen lassen. In ihm steckte eine Kraft, die der eines normalen Menschen überlegen war. Er würde auch nicht aufgeben und immer wieder aufstehen, es sei denn, man schaltete ihn mit den richtigen Waffen aus.

Die trug ich bei mir.

Noch wollte ich sie nicht einsetzen. Ich wusste nicht, ob er die normale Sprache verstand oder alles Menschliche verloren hatte, aber einen Versuch wollte ich machen, weil ich wissen musste, weshalb er in die Wohnung des toten Polizisten eingedrungen war.

Noch in der Bewegung bekam ich genügend Schwung, um im nächsten Augenblick auf den Füßen zu stehen. Die Lampe ließ ich auf dem Boden liegen, das Licht reichte mir.

Auch der Blutsauger stand wieder. Geduckt und mit nach unten hängenden Armen drehte er sich. Er hatte jetzt seine zerfransten Lippen vollständig zurückgezogen, und so malten sich seine beiden Blutzähne wie graue Scherbenstücke ab.

Er sprang mich an.

Es gab nichts, was ihn hielt. Er wollte Blut. Wenn er einen Menschen in der Nähe wusste, drehte er durch. Das konnte er selbst nicht kontrollieren, die Gier trieb ihn einfach weiter, und als er mich erreichte, befand sich mein rechtes Bein auf dem Weg nach vorn.

Der Tritt erschütterte die Gestalt. Wieder hörte ich es irgendwo unter seiner dünnen grauen Haut knacken. Die Wucht trieb ihn zurück, und er prallte mit dem Rücken gegen die Wand.

Ich hatte etwas Zeit gewonnen. Die Spanne nutzte ich aus und holte mein Kreuz hervor.

Er sah das Kreuz!

Er schrie!

Nein, das war kein normales Schreien wie von einem Menschen. Mir schrillte ein hohes Jaulen entgegen, das meine Ohren malträtierte. Es klang so dünn. Ich verglich es mit einem Ton, den ein Metallgegenstand hinterlässt, wenn er über Glas schabt.

Der Anblick des Kreuzes traf ihn tief. Er jagte ihm eine höllische Angst ein. es war eben die Urangst des Wiedergängers vor dem endgültigen Vergehen. Für ein Monster wie ihn gab es auch keine Rettung. Das Kreuz würde ihn verbrennen, vernichten, zu Staub zerfallen lassen, wie auch immer.

An Flucht dachte er möglicherweise, aber er schaffte es nicht, den Gedanken in die Tat umzusetzen. Er blieb an dieser Stelle stehen. Er klebte förmlich mit dem Rücken an der Wand, aber er hatte seine Hände hochgerissen und vor sein Gesicht gedrückt.

Einen Schritt ging ich auf ihn zu.

Wieder jaulte er mich an. Zwischen seinen Händen gab es Platz genug. Seine Augen waren verdreht. Die irrsinnige Angst vor der endgültigen Vernichtung hatte ihn überfallen.

Dabei wollte ich es vorerst belassen und berührte ihn deshalb nicht. Allein die Nähe war für ihn wie eine Folter. Er wand sich, er litt unter Schmerzen, und auch weiterhin drangen Urlaute aus seinem Mund.