John Sinclair 13 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 13 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Geister- Roulett. Er kannte ihre Ängste und Träume. Spielte mit den Schicksalen der Menschen und wusste von Ihrer Furcht, alt zu werden. Darauf baute er seinen Plan. Er schloss einen Pakt mit dem Teufel. Den Menschen versprach er, was ihnen sonst niemand geben konnte. Jugend und Schönheit. Niemand durchschaute die Absichten des Satans... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!

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Seitenzahl: 140

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumGeister-RoulettVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Geister- Roulette

Er kannte ihre Ängste und Träume. Spielte mit den Schicksalen der Menschen und wusste von Ihrer Furcht, alt zu werden.Darauf baute er seinen Plan. Er schloss einen Pakt mit dem Teufel. Den Menschen versprach er, was ihnen sonst niemand geben konnte. Jugend und Schönheit.Niemand durchschaute die Absichten des Satans …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2767-7

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Geister-Roulett

Er kannte ihre Ängste und Träume. Er spielte mit den Schicksalen der Menschen und wusste von ihrer Angst vor dem Alter.

Darauf baute er seinen Plan. Er schloss mit dem Teufel einen Pakt und versprach den Menschen das, was ihnen niemand sonst geben konnte.

Jugend und Schönheit! Niemand durchschaute dieses Blendwerk des Satans. In

Scharen kamen sie zu ihm. Und er lud sie ein zum Geister-Roulett …

»Rien ne va plus – nichts geht mehr«, sagte der Croupier mit tonloser Stimme.

Mit einer tausendmal geübten Bewegung ließ er die Kugel aus der Hand schnellen, gab ihr dadurch den nötigen Drall und verfolgte mit dem teilnahmslosen Blick eines Profis, wie sie an der Seite der Roulettschüssel entlangdriftete.

Der Tisch war voll besetzt. Frauen und Männer starrten mit hungrigen Blicken auf die kleine Elfenbeinkugel.

Es ging um Geld – um viel Geld.

Und um mehr …

Die Einsätze waren hoch. Sehr hoch sogar. Wer hier spielte, musste Geld haben.

Gichtkrumme Finger krallten sich um die Kanten des mit grünem Tuch bespannten Roulettisches. Grell angemalte Lippen waren fest aufeinandergepresst. Dicke Schminke überdeckte die tiefen Falten in der Haut mancher Frau.

Es waren ältere Menschen, die hier spielten.

Warten, bis die Kugel ausgerollt war. Für manche eine zu kurze Zeit. Für die meisten jedoch wurden die Sekunden zu Ewigkeiten.

Gepresstes Atmen. Luftholen. Der Geruch von Schweiß und teurem Parfüm. Aufgeregtes, nervöses Husten. Das hastige, gierige Ziehen an den Zigaretten. In dicken Schwaden dampfte der Rauch unter den strahlenden Kristalllüstern.

Das war Casino-Atmosphäre. Der ewige Nervenkitzel.

Gewinnen oder verlieren!

Die Kugel rollte, war aber schon wesentlich langsamer geworden. Sie kippte bereits ab, berührte die Kanten eines Nummerfachs, sprang weiter und blieb liegen.

Aufstöhnen – Erleichterung, Enttäuschung.

Mit dem Rateau zeigte der Croupier die Nummer an.

»Sechsunddreißig«, sagte er. »Nummer sechsunddreißig …«

»Gewonnen!«, kicherte eine Frau. »Ich habe gewonnen.« Sie rieb sich begeistert die faltigen Hände. Die Frau hatte Plain gesetzt. Sie bekam das 35fache ihres Einsatzes ausgezahlt.

Sie hatte einen 100-Pfund-Chip gesetzt.

Die Chips häuften sich bei ihr. Lässig warf sie dem neben ihr sitzenden Croupier einen hohen Jeton zu.

»Danke für die Angestellten, Madam. Ich glaube, Sie haben heute das große Glück!«

»Wirklich das große?« Die Stimme der Frau klang gepresst. Ihr Atem ging schnell.

»Kann schon sein …«

Die Frau griff nach den Filterlosen, steckte sich ein Stäbchen zwischen die Lippen. Feuer gab sie sich selbst.

»Machen Sie Ihr Spiel, Ladies and Gentlemen.« Die kühle Stimme des Croupiers unterbrach die Gedanken der Frau.

Die Frau ließ den Rauch durch die Nasenlöcher ausströmen. Ihr Blick huschte über den Tisch. Jetons wurden zielsicher auf die Felder geworfen. Scheine raschelten. Geld wechselte seinen Besitzer.

»Auf Nummer sieben«, sagte die Frau leise. Ihre Stimme zitterte vor unterdrückter Erregung.

Der Croupier sah sie an. Ein schmales Lächeln spaltete seine Lippen. »Es ist möglich, Madam!«

Sie nickte.

Das Spiel lief. Wieder rollte die Kugel. Wieder der gleiche Nervenkitzel, das Gefühl der künstlich hochgezüchteten Spannung in der morbiden Atmosphäre des Casinos.

Nur das Geräusch der kreisenden Kugel war zu hören. Monoton, gleichmäßig.

Gierige Blicke verfolgten die Kugel.

Nummer sieben. Jemand hatte auf Nummer sieben gesetzt. Ein Wagnis – oder wusste dieser Jemand Bescheid? Würde das eintreten, auf das alle hofften?

Die Kugel bekam den Drall nach unten. Die Zentrifugalkraft konnte sie nicht mehr am oberen Schüsselrand halten. Auch die Croupiers starrten auf die Roulettschüssel.

Die Spannung wuchs, wurde unerträglich. Schweiß perlte auf den Gesichtern der Spieler.

Dann war es soweit.

Die weiße Kugel berührte das Fach, tickte hinein …

Nummer sieben!

Die Spannung löste sich. Zwei Spieler sprangen auf. Es waren ältere Männer.

»Nein!«, stöhnte einer von ihnen. Er riss sich den obersten Knopf seines Smokinghemdes auf. Das Licht überzog sein Gesicht mit einer leichenblassen Farbe.

Die Frau blieb sitzen.

Die magische Zahl sieben war gekommen.

Das Ereignis stand dicht bevor.

Wie hypnotisiert starrte die Frau auf ihren Jeton. Noch lag er auf dem grünen Filz, noch war alles normal.

Plötzlich begann sich der Chip zu verändern. Er schrumpfte zusammen. Rauch stieg auf, bewegte sich träge der Lampe entgegen und reizte zum Husten. Der Qualm hüllte für Sekunden den Jeton ein. Dann aber zerfaserte er, gab den Blick wieder frei.

Der Jeton war verschwunden.

Auf dem Feld mit der Nummer sieben stand ein Totenkopf!

*

»Neiiinnn!« Die Frau schrie gequält auf. Obwohl sie das Ereignis herbeigesehnt hatte, spürte sie doch die Angst, die sich auf einmal breitmachte.

Aber sie konnte nicht mehr zurück.

Jetzt nicht mehr.

Das Spiel war gelaufen.

Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. In Sekundenschnelle liefen zurückliegende Ereignisse vor ihrem geistigen Auge ab. Sie erkannte sich als junges Mädchen, sah die Zeit der ersten Liebe, die Heirat, den Tod ihres Mannes, das Altwerden. Dieses für sie grausame Schicksal. Jede Sekunde, die sie noch lebte, brachte sie dem Tod näher. Dem Tod, den sie hasste und überwinden wollte. Dann hatte sie der Mann angesprochen. Er versprach ihr die ewige Jugend. Sie musste nur auf eine Bedingung eingehen und einem Spielklub beitreten.

Linda Blaine hatte Geld. Mehr als sie ausgeben konnte. Und gespielt hatte sie schon immer. Vor zwei Jahren war sie dem Klub beigetreten und hatte regelmäßig einmal in der Woche an den Abenden teilgenommen. Und immer hatte sie gewartet. Andere waren vor ihr an der Reihe. Sie hatte auf die magische Zahl gesetzt.

Niemand wusste, was mit ihnen geschehen war.

Linda Blaine würde es bald erfahren.

Ihre Gedanken zerfaserten. Sie starrte wieder den Schädel an. Er schimmerte gelbweiß, war etwa so groß wie eine Männerhand, doch in seinen Augen glühte es düster auf. Es war ein unbestimmtes Rot, nicht zu hell, aber auch nicht dunkel.

Ein Rot, wie die Hölle gezeichnet wurde …

Die anderen Spieler waren aufgesprungen. Sie drängten sich an der langen Wand des Spielzimmers, dicht neben der Tür" die ins Ungewisse führte.

Nur Linda Blaine blieb sitzen.

Und die Croupiers!

Auch sie hatten sich verändert. Sie besaßen keine Gesichter mehr, sondern Totenschädel!

Makaber sahen sie aus. Aus den Smokingskragen ragten die hässlichen nackten Schädel, die bleckenden grinsenden Mäuler mit den fleischlosen Zähnen. Die Rateaus wurden nicht mehr von Händen gehalten, sondern von skelettierten Fingern. Die Knochen schimmerten ebenso weiß wie die des Totenschädels.

Der Spielleiter erhob sich von seinem erhöhten Sitz am Kopfende des Spieltisches. Er stieg die Stufen einer kleinen Leiter hinunter, gab ein Zeichen, und die beiden Croupiers erhoben sich ebenfalls von ihren Plätzen.

Niemand sprach ein Wort.

Die Gerippe steuerten die Frau an, nahmen sie in die Zange. Jetzt, da es soweit war, bekam Linda Blaine Angst. Sie wollte davonlaufen, einfach wegrennen, doch die Skelette ließen es nicht zu.

Sie hakten Linda mit ihren Knochenarmen unter, zogen sie kurzerhand vom Stuhl hoch.

Der Spielleiter ging vor. Er schritt auf die verschlossene Tür zu, wartete, bis Linda und die beiden >Croupiers< dicht hinter ihm waren, und stieß dann die Tür auf.

Schwärze. Undurchdringliche Finsternis.

Linda Blaine und ihre unheimlichen Begleiter verschwanden darin. Die Finsternis saugte sie auf wie ein Schwamm das Wasser.

Dumpf schlug die Tür zu.

Aus, vorbei!

Linda Blaine wurde von den anderen nicht mehr gesehen …

*

In dem kleinen Vorführraum war es dunkel. Ich hatte die Beine auf die Rückenlehne des Vordersitzes gelegt und sah auf den hellen rechteckigen Fleck der Leinwand.

Neben mir saß Bill Conolly, mein Freund und Kampfgefährte aus alten Zeiten. Er war schuld, dass ich mir die Bilder ansehen musste. Bill war aufgeregt zu mir gekommen. Mit einer brandheißen Sache im Ärmel. Behauptete er.

»Was ist es denn nun?«, fragte ich.

Nur undeutlich erkannte ich Bills Gesicht. »Wirst du schon sehen«, erwiderte der Reporter.

»Ich platze bald.«

Hinter uns hantierte der Fachmann an seinem Dia-Projektor. Das Gerät schien nicht in Ordnung zu sein. Ich konnte das aus den Flüchen schließen, die der Knabe ausstieß.

»Soll ich meinen Apparat von zu Hause holen?«, erkundigte ich mich spöttisch.

»Nein, nicht mehr nötig.«

Im nächsten Moment wurde ein Bild auf die Leinwand geworfen. Es zeigte einen Spielsaal mit nur einem Rouletttisch.

»Heimlich aufgenommen«, flüsterte Bill Conolly mir zu. »Die anderen Bilder sind ebenfalls unter Lebensgefahr geknipst worden.«

»Bis jetzt kann ich noch nichts Lebensgefährliches daran entdecken.«

»Warte es ab.«

Das nächste Bild.

Es zeigte den Roulettisch. Diesmal allerdings nur in einem Ausschnitt. Auf dem Feld mit der Zahl sieben lag ein silbrig schimmernder Jeton.

Hinter uns fuhr der Projektor weiter. Das heißt, bis zur Hälfte, dann hakte die Mechanik.

Zehn Sekunden später sah ich das dritte Bild trotzdem auf der Leinwand. Allerdings leicht schräg, doch das störte mich nicht. Meine zur Schau getragene Schläfrigkeit war einer gewissen Anspannung gewichen.

Das Bild zeigte abermals die Zahl sieben. Das heißt, sie war gar nicht mehr richtig zu sehen. Auf dem Feld stand ein Totenschädel mit glühenden Augen. Dicht davor sah ich die Finger einer skelettierten Hand. Sie ragte aus einer schneeweißen Manschette. Diese wiederum lugte aus dem Smokingärmel hervor.

»Was sagst du nun?«, raunte Bill mir zu.

»Wie sieht das nächste Bild aus?«

»Es gibt kein nächstes.«

»Das war’s dann wohl mit der Geisterstunde«, sagte hinter uns der Kollege von der technischen Abteilung.

»Lassen Sie den Projektor eingeschaltet.« Ich stand auf. »Sie können aber gehen, Mr. Aberdeen.«

»Okay.«

Wenig später fiel die Tür hinter ihm zu.

Ich trat dicht an die Leinwand heran. Bill Conolly war mir gefolgt. »Irre, nicht?«

Ich hob die Schultern. »Wenn das Bild eine Fälschung darstellt, ist sie auf jeden Fall gut gemacht.« Ich blickte mir den Schädel und die Knochenhand genauer an. Meine Zweifel wurden größer, dass dies eine Fälschung sein sollte. Ich hatte schon sehr oft in meinem abwechslungsreichen Leben Skelette und Gerippe gesehen. Auch lebende. Dies hier auf dem Bild schien tatsächlich echt zu sein.

Neben der Leinwand befand sich ein Lichtschalter. Ich knipste das Licht an.

»Woher hast du die Aufnahmen?«, fragte ich Bill.

Er ging auf meine Frage nicht ein, sondern meinte. »Du bist also davon überzeugt, dass die Bilder kein Humbug sind.«

Ich nickte.

»Okay, John. Sie kamen gestern Abend mit der Post. Ich wollte dich anrufen, aber du warst nicht da. Absender ist ein William F. Masters, ein schon älterer Mann.«

»Kennst du ihn?«

»Nein. Aber Sheila. Masters war ein Freund ihres Vaters. Er hat uns hin und wieder besucht, und wir haben von alten Zeiten gesprochen. Er ist außerdem ein exzellenter Steuerfachmann.«

»Hat er denn gespielt?«, wollte ich wissen.

Bill schüttelte den Kopf. »Davon hat er eigentlich nie gesprochen. Jetzt, wo du fragst, fällt es mir auch auf.«

»Dann weißt du also nicht, wo sich dieses Casino befindet?«

»Nein.«

»Aber wir könnten Masters fragen?«

»Das schon.«

»Hast du seine Adresse?«

»Die weiß ich sogar auswendig.«

»Ist doch immerhin etwas. Wo wohnt er?«

»Außerhalb Londons. In der Nähe von Hornsey hat er sein Landhaus. Wir waren einmal da. Aber ich will vorher anrufen, damit er auch zu Hause ist, wenn wir eintrudeln.«

»Tu das.«

Wir verließen den Vorführraum. Die Dias steckte Bill Conolly ein. Mit dem Lift fuhren wir hoch in mein Büro.

Bevor Bill zum Telefonhörer griff, fragte ich grinsend. »Sag mal, mein Lieber, was hält eigentlich die gute Sheila von deinen neuerlichen Aktivitäten?«

Bill verzog das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. »Begeistert ist sie nicht. Das kannst du dir ja vorstellen.«

Ich lachte. Schließlich kannte ich Bills Frau. Jetzt, da sie in Umständen war, wehrte sie sich noch mehr dagegen, dass sich ihr Mann in einem neuen Fall engagierte. Aber Bill war nicht der Typ, der sich einfach auf die faule Haut legte. Er musste Action haben. Da waren er und ich verwandte Naturen.

»Willst du Suko mitnehmen?«, fragte er noch.

Ich schüttelte den Kopf. »Der ist heute anderweitig beschäftigt. Nimmt seine Harley auseinander. Er wollte schon immer mal sehen, ob er sie auch wieder zusammenbauen kann. Vielleicht behält er einige Schrauben übrig. Das weiß man ja nie.«

Bill lachte und wählte Masters’Nummer. Ich verkürzte mir die Wartezeit mit einer Zigarette.

Bill bekam Masters rasch an die Strippe. Als er schon nach wenigen Worten den Hörer auflegte, strahlte er. »Wir können«, erklärte er mir und rieb sich voller Tatendrang die Hände.

*

Über den Rand des Glases hinweg sah William F. Masters die ihm gegenübersitzende Frau an.

Frau? Nein, das war eigentlich nicht der richtige Ausdruck für diese außergewöhnlich hübsche Person.

Sie war eigentlich noch ein Mädchen. Das Alter lag so um die Zwanzig. Korkenzieherartig fielen die rotblonden Locken auf den Schulterstoff der duftigen Bluse. Der dunkle knielange Rock war aus feinstem Material, und auch das Bolero-Jäckchen aus Wildleder war nicht gerade billig. Die Nägel der langen Finger glänzten matt. Die Augenbrauen hatte das Mädchen ein wenig getönt. Es stand ihr jedoch ausgezeichnet.

Jedes Männerherz hätte sicherlich beim Anblick dieses Geschöpfs einen Sprung überschlagen..

Sie prostete Masters zu. »Auf dein Wohl, William«, sagte sie und benetzte nur die vollen roten Lippen.

Masters leerte das Glas mit einem Zug. Trotz der siebzig Jahre sah er noch gut aus mit seinem vollen schneeweißen Haar, der gebräunten Haut und der kräftigen hervorspringenden Nase, die seinem Gesicht einen gewissen männlichen Zug gab. Er trug einen Pfeffer-und-Salz-Anzug und ein dazu passendes Baumwollhemd. Die Krawatte war ordnungsgemäß gebunden, wie es sich für einen Gentleman gehörte.

»Ich kann es immer noch nicht fassen«, murmelte Masters und setzte sein Glas ab. »Sie sind … du bist Linda Blaine?«

»Ja, mein Lieber.«

»Aber wieso denn? Wie ist es möglich? Jugend und Schönheit, man kann sie doch nicht kaufen!«

»O doch, Will. Man kann …«

»Es sei denn …« Masters stockte, als hätte er Angst, schon zu viel gesagt zu haben.

»Sprich dich aus.« In Linda Blaines Augen begann es zu schillern.

Masters lächelte verlegen. »Ich dachte da an die alten Geschichten und Fabeln. Du weißt ja selbst, was dort geschrieben steht.«

Linda hob die wohlgerundeten Schultern. »Keine Ahnung, Will. Erzähle es mir. Bitte.«

»Man sagt, dass einem nur der Teufel die Jugend und die Schönheit zurückgeben kann, man aber selbst dafür seine Seele verkaufen muss. So steht es doch geschrieben.«

»Und so ist es auch!«, erwiderte Linda Blaine hart.

Masters stellte den Sektkelch wieder zurück. »Habe ich deinen letzten Satz eben richtig verstanden?«

»Ich denke schon.«

Tief saugte Masters den Atem ein. »Dann hast du … also du willst damit sagen, dass du …«

»Ja, Will, ich habe meine Seele dem Satan verkauft. Was ist schon dabei? Jugend und Schönheit haben Vorrang.«

Flüsternd kamen Masters’nächste Worte. »Was schon dabei ist, dem Satan seine Seele zu verkaufen? Ja, glaubst du denn, er tut etwas umsonst? Irgendwann wird er dir dafür die Rechnung präsentieren, und diese wird schlimm sein. Glaub’es mir.«

»Mein lieber William, das ist Altweibergewäsch. Aber vielleicht hast du sogar recht damit. Der Teufel verlangt etwas. Auch von mir.«

»Und das wäre?«

»Ich muss ihm meine Loyalität beweisen. Ich muss zu ihm halten, verstehst du? Seine Feinde muss ich ihm vom Hals schaffen. Feinde als auch Verräter. Rate mal, aus welchem Grunde ich dich besucht habe, mein lieber William?«

Masters quälte sich ein Lächeln ab. »Warum, meine Güte? Wir waren alte Freunde.«

»Du hast es bemerkt. Waren alte Freunde. Wir sind es nicht mehr, Will. Im Gegenteil. Du hast uns verraten. Du hast heimlich Aufnahmen geschossen. Gib es zu!«

Masters sprang auf. »Woher weißt du das?«

»Der Teufel sieht alles. Und Asmodis hat es nicht so gern, wenn man ihm ins Handwerk pfuscht. Er hat große Pläne mit der Welt. Jedes Hindernis, das sich ihm dabei in den Weg stellt, wird zerquetscht wie eine Laus. Und du bist schon drin im Räderwerk der Hölle, William F. Masters.« Auch Linda Blaine stand auf. »Wem hast du die Aufnahmen gegeben? Sag es mir!«

»Keinem. Ich …«