John Sinclair 1307 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1307 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Die toten Frauen von Berlin.

Ich befand mich noch in Deutschland, als mich der Anruf erreichte. Sir James bat mich, nach Berlin zu fahren, denn in der Hauptstadt brauchte mein deutscher Freund und Kollege Harry Stahl Hilfe.

Fünf Frauen waren schon länger verschwunden. Dann hatte es eine sechste erwischt. Eve Sandhurst, eine Angestellte der Englischen Botschaft. Damit war mein Einsatz legitimiert.

Zusammen mit Harry Stahl machte ich mich auf die Suche, und wir fanden die toten Frauen von Berlin ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 139

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDie toten Frauen von BerlinVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Die toten Frauen von Berlin

Ich befand mich noch in Deutschland, als mich der Anruf erreichte. Sir James bat mich, nach Berlin zu fahren, denn in der Hauptstadt brauchte mein deutscher Freund und Kollege Harry Stahl Hilfe.

Fünf Frauen waren schon länger verschwunden. Dann hatte es eine sechste erwischt. Eve Sandhurst, eine Angestellte der Englischen Botschaft. Damit war mein Einsatz legitimiert.

Zusammen mit Harry Stahl machte ich mich auf die Suche, und wir fanden die toten Frauen von Berlin …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4053-9

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Die toten Frauen von Berlin

Erst die verrauchte Luft in der Kneipe und nun der kalte Ostwind!

Kalt wie der Tod!, dachte Eve Sandhurst und drehte sich so, das sie den Französischen Dom sah, eines der vielen Wahrzeichen von Berlin. Nicht allein, dass der Wind so kalt war, er brachte auch Regen. Er peitschte der Frau wie Eiskügelchen gegen die Gesichtshaut.

Sie kroch in ihr hoch, und sie wusste nicht, wen sie dafür verantwortlich machen sollte. Bestimmt nicht das Wetter und auch nicht die einsame Umgebung, denn so etwas kannte Eve, da sie öfter in Berlin unterwegs war. Hier fühlte sich die Frau sicherer als in ihrer Heimatstadt London. Seit zwei Jahren hatte sie den Job in der britischen Botschaft, die sich an exponierter Stelle befand, nur eine Steinwurfweite vom Brandenburger Tor entfernt. Für Eve war es ein toller Arbeitsplatz. Sie hoffte, noch so lange wie möglich in Berlin bleiben zu können, zudem sie auch recht gut die Deutsche Sprache beherrschte.

In der Kneipe im Nicolaiviertel hatte sich Eve mit einigen Bekannten getroffen, die noch geblieben waren. Sie war plötzlich müde geworden, hatte sich regelrecht matt gefühlt und auch einige Male geniest. Es konnte sein, dass sie sich eine Erkältung eingefangen hatte.

Jetzt würden der Regen und der kalte Wind allerdings dafür sorgen, dass sie bestimmt krank wurde.

Aber das hatte nichts mit ihrer Beunruhigung oder der Angst zu tun. Dafür gab es andere Gründe. Es musste sie geben, obwohl sie nicht herausfand, was ihr Angst einjagte.

Der Regen? Die Einsamkeit? Sie hatte sich bereits ein Stück von der Kneipe und dem Nicolaiviertel entfernt und stand irgendwie im Niemandsland. Da war der kleine Park, an dessen Rand sie sich aufhielt. Die laublosen Bäume hinter ihr wirkten ebenfalls unheimlich. Der fallende Regen machte die Gegend zu einer unheimlichen Kulisse, als wäre dort aus den Wolken ein Vorhang gefallen. Die Lichter der Szene lagen weit zurück. Sie hörte auch nichts mehr. Die Stimmen waren verstummt, und um sie herum gab es keine Lebewesen.

Oder doch?

Woher stammte die Kälte? Nicht nur vom Regen. Sie stieg auch in ihrem Innern hoch. Die Warnung war unüberhörbar, und Eve, die sich lange nicht bewegt hatte, wurde von dem Drang getrieben, endlich loszulaufen. Dahin, wo es heller war. Quer durch, bis sie die Straße Unter den Linden erreichte. Dort war es heller, und sie würde direkt auf das Brandenburger Tor zulaufen.

Eve lief los. Vielleicht konnte sie irgendwo in dieser Gegend ein Taxi finden.

Eve Sandhurst gehörte wirklich nicht zu den ängstlichen Menschen. In diesem Fall war vieles anders. Da klopfte ihr Herz immer schneller, und sie merkte auch beim Laufen den Schwindel, sodass sie den Eindruck hatte, von einer Seite zur anderen zu schwanken.

Noch immer glaubte sie, einen Verfolger im Nacken zu spüren, dessen heißer Atem sie berührte.

Irgendwo weiter vorn lag die erste Etappe ihres Ziels. Der neue Bau eines großen Medienkonzerns. Unter den Linden Nummer eins.

Die Zahl war für sie so etwas wie eine Hoffnung. Wenn sie den Ort erreicht hatte und damit auch die Straße, dann war die Sache gelaufen. Dann würde sie ein Taxi finden können.

Ich schaffe es! Ich muss es schaffen! Ich werde es auch schaffen!

Eve wollte wissen, ob sie noch allein war. Sie lief jetzt langsamer. Stiche in der Brust zwangen sie dazu.

Es war keiner zu sehen.

Die Leere hätte sie beruhigen müssen. Es war leider nicht der Fall. Noch immer war das Gefühl der Angst in ihr vorhanden.

In der Brust spürte sie Stiche. Noch immer war ihr kein Mensch entgegengekommen. Auf der linken Seite ragte der Schatten der Baustelle in die Höhe. Ein mächtiges Gerüst, umspielt vom Wind. Sie hörte das Klatschen, als der Regen dagegengeschleudert wurde, aber die Lichter der Autos waren schon näher gekommen.

Sie hustete und lachte zugleich. Es war geschafft oder fast – doch dann war alles vorbei.

Woher die Gestalt aufgetaucht war, wusste Eve nicht. Möglicherweise aus einer Lücke im Bauzaun. Sie hatte nichts gehört und nichts gesehen. Sie war einfach da.

Eve Sandhurst schrie noch auf, dann erhielt sie einen Stoß an der linken Schulter. Eve wär zwar nicht schnell gelaufen, dennoch war sie nicht in der Lage, den Stoß auszugleichen. Sie kippte nach rechts weg, geriet dabei ins Taumeln und rutschte aus.

Das darf nicht wahr sein!, dachte sie, als sie plötzlich das Pflaster wie einen See auf sich zukommen sah. Aber es war kein Wasser, sondern ein harter Boden, gegen den sie schlug. Beim Fallen hatte sie noch die Hände vor das Gesicht gerissen und so den Kopf geschützt. So konnte sie den Aufprall etwas abmildern.

Auf dem Bauch blieb sie benommen liegen, und sie hörte auch nicht, dass sich die Schritte des unbekannten Angreifers entfernten. Er musste sich noch in der Nähe aufhalten.

Sie konnte ihn nicht sehen. Sie wollte ihn auch nicht sehen. Außerdem besaß sie nicht mehr die Kraft, sich in die Höhe zu stemmen. Die verdammte Lähmung hatte sie vom Kopf bis zu den Füßen erwischt. Es war aus, sie konnte nicht mehr. Sie brauchte Zeit, um sich zu erholen, und genau die würde man ihr nicht geben.

Der Regen um Eve herum blieb. Sie hörte das Aufschlagen der Tropfen in ihrer Nähe wie kleine Trommelschläge.

Jemand stieß sie an. An der linken Hüfte spürte sie den Stoß. Er tat nicht weh. Der andere hatte ihr wohl nur zeigen wollen, dass er noch vorhanden war. Sie hörte auch nichts. Sie sah nichts. Sie wollte beides nicht. Sie wünschte sich weit weg. Sie hoffte, aus diesem Albtraum zu entwischen, um endlich durchatmen zu können.

Es blieb nicht bei dem einen Tritt. Sie spürte Finger an ihrem Körper. Jemand tastete sie ab. Das leise Lachen drang trotz der Regengeräusche an ihre Ohren.

Sehr plötzlich wurde sie auf die Beine gezogen. Eve konnte den Schrei nicht vermeiden, und sie wusste auch, dass die Hände ihr ein Entkommen unmöglich machten. Sie waren einfach zu stark. Bisher hatte sie noch nicht gesehen, wer sich für den Überfall verantwortlich zeigte. Das änderte sich in den nächsten Sekunden, da wurde sie mit einer schnellen Bewegung herumgezerrt.

Eve starrte in ein Gesicht!

Nein, das war kein Gesicht. Das war nur ein Teil davon. Sie sah nur die Augen. Ansonsten war alles verdeckt. Der Mann hatte eine Wollmütze über seinen Kopf gezogen. Das Material war nass geworden und hatte einen leicht öligen Glanz erhalten.

Augen die sie anstarrten!

Böse Augen. Darin lag eine Kälte, die sie schaudern ließ.

Mörderaugen!

Ein schrecklicher Gedanke zuckte in ihr hoch. Sie dachte an die Zeitungsberichte von den verschwundenen Frauen und Mädchen. Die toten Frauen von Berlin.

So hatte man geschrieben, obwohl man keine Frauenleiche gefunden hatte. Aber mindestens fünf Frauen waren verschwunden und nicht wieder aufgetaucht.

Und jetzt ich?

Eve wusste nicht, wie lange das Augenpaar sie angestarrt hatte. Sicherlich nur Sekunden. Ihr aber war die Zeit lang wie Minuten vorgekommen, und sie wunderte sich darüber, wie cool sie dem Blick begegnete. Trotz der Angst.

Und sie fand sogar die Sprache wieder. „Was … was … wollen Sie?“, stammelte Eve.

„Dich!“

Etwas erschien vor ihren Augen. Es war groß, es war dunkel, und es war verdammt hart.

Es traf ihren Kopf!

Bei Eve Sandhurst erloschen die Lichter …

*

Irgendwann wurde sie wach!

Eve Sandhurst wusste nicht, wo sie sich befand. Um sie herum war es dunkel. Sie spürte auch die Schmerzen in ihrem Kopf, die ihr Denken beeinträchtigten. Sie hatte zuerst gedacht, tot zu sein, aber eine Tote denkt nicht, sie spürt auch keine Schmerzen.

Sie stöhnte. Die Laute kamen ihr fremd vor, obwohl sie von ihr stammten. Das Licht war ausgeknipst worden, und man hatte es auch nicht wieder eingeschaltet.

Sie lag auf dem Boden, der so verdammt hart war. Sie schaute in die Höhe und hielt dabei die Augen so weit wie möglich offen, ohne jedoch etwas erkennen zu können. Die Welt um sie herum war durch tiefe Dunkelheit verborgen.

Eve lag auf dem Rücken. Ihr Kopf schmerzte besonders stark an der linken Stirnseite. Dort musste der Hieb sie getroffen haben.

Als sie daran dachte, fiel ihr wieder ein, was sie in den letzten Augenblicken vor der Bewusstlosigkeit gesehen hatte. Einen Mann, jedoch kein Gesicht, weil es durch eine Mütze verdeckt worden war. Dafür erinnerte sie sich an die Augen. An ein Paar, das sie so kalt und grausam angeschaut hatte.

Bei diesem Gedanken begann sie zu frieren. Eve lauschte dem eigenen Herzschlag. Sie merkte nichts von ihrer Umgebung. Es war so bodenlos finster. In ihrer Starre kam sie sich vor, als hätte man sie gefesselt.

Es traf nicht zu.

Sie konnte sich bewegen.

Die Arme, die Beine. Sie zog beides an und streckte es auch wieder aus. Es war schon okay. Keine weiteren Probleme mit dem Körper. Nur eben mit dem Kopf, in dem sich die Schmerzen festgesetzt hatten.

Ihr war auch klar, dass sie nicht länger auf dem rauen und kalten Boden liegen bleiben konnte. Eve war eine Frau, die sich nicht so schnell in ihr Schicksal ergab. Wenn es nur eine winzige Möglichkeit gab, ihm zu entkommen oder es zu ändern, dann griff sie zu. Das hatte sie immer so gehalten, und das würde sie auch jetzt tun.

Die ersten Bewegungen des Körpers konnte sie beim besten Willen nicht als normal bezeichnen. Sie waren einfach zu schwach, und sehr mühsam drehte sich Eve auf die Seite.

So konnte sie sich beim Hochkommen zumindest mit der rechten Hand abstützen.

An ihren Kopf wollte sie dabei nicht denken, aber sie schaffte es, denn sie saß plötzlich normal, auch wenn sie in ihrem Rücken keine Stütze spürte.

Stiche im Kopf. Ein richtiges Brennen. Sie spürte die Kälte, aber auch die Hitze in ihrem Körper. Ein Schüttelfrost überkam sie, und erst als das Klappern ihrer Zähne verstummt war, stellte Eve fest, dass es um sie herum verdammt still geworden war.

Das heißt, es war schon immer so still gewesen. Diesmal aber spürte sie die Stille deutlicher, die sie für eine Belastung hielt. Sie drückte von oben und presste sich gegen sie.

Eve verzog das Gesicht. Aus ihrem Mund drang ein tiefes Stöhnen.

Sie erinnerte sich daran, dass man gewisse Situationen nur durch eine gewisse Ruhe ändern konnte. So war es auch hier. Sie durfte nicht durchdrehen. Sie musste, wenn eben möglich, cool bleiben, was leichter gesagt als getan war, aber sie sah keine Alternative. Angst und Panik hätten sie nur behindert.

Eve Sandhurst wunderte sich über sich selbst, dass sie sich so gut im Griff hatte. Sie hatte es eben gelernt, sich in gewissen Situationen zu behaupten und nicht die Nerven zu verlieren.

Das Tuckern in ihrem Kopf war zwar noch vorhanden, hatte sich jedoch auf ein erträgliches Maß reduziert. Jetzt war sie in der Lage, sich wieder mit sich selbst zu beschäftigen, was sie auch tat. Die Kleidung klebte an ihrem Körper, sie würde in einer Umgebung wie dieser nicht so leicht trocknen. Wärme gab es nicht. Genau danach sehnte Eve sich. Dieser Gedanke sorgte dafür, dass sie sich immer stärker mit ihrer Flucht beschäftigte. Sie wollte hier weg. Zunächst musste sie herausfinden, wo sie sich befand.

Sie stand nicht auf. Dafür kniete sie sich hin. Etwa in Hüfthöhe tastete sie mit einer Hand die Umgebung ab. Sie ärgerte sich jetzt, dass sie Nichtraucherin war und kein Feuerzeug bei sich hatte. Das hätte ihr jetzt geholfen.

So aber blieb sie im Dunkeln. Tasten, suchen. An Wände geraten, vielleicht auch an eine Tür, und dann darauf hoffen, dass sie nicht verschlossen war. Das alles ging ihr durch den Kopf, und irgendwie machte es ihr auch Mut, obwohl sie in dieser dichten Dunkelheit nicht mal sah, wo vorn oder hinten war. Rechts und links gab es zwar, doch als sie dorthin tastete, griff sie nur ins Leere.

Sich kniend zu bewegen, war auch nicht das Wahre. Deshalb wollte Eve sich hinstellen. Es gelang ihr nur unter großen Schwierigkeiten, obwohl sie sehr vorsichtig war.

Sie stand, aber sie schwankte. Die Dunkelheit schien plötzlich von tanzenden Schatten durchzogen zu sein. Eve Sandhurst wusste genau, was sie tun musste, um nicht zu Boden gerissen zu werden.

Sie ging noch zwei kleine Schritte nach vorn und ließ sich dabei schon auf die Knie sinken.

Ja, jetzt war es besser.

Sie kniete auf dem Boden. Den Kopf hielt sie gesenkt. Wieder holte sie Luft, und dabei blieb sie so ruhig wie möglich. Sie wollte nichts überstürzen. Noch hatte ihr niemand etwas getan, und das musste auch so bleiben.

Die Energie war vorbei. Zum ersten Mal überkam sie so etwas wie eine Depression. Es lag auch an den Schmerzen, die sich wieder gemeldet hatten. Sie fuhrwerkten durch ihren Kopf, drehten sich im Kreis, und Eve schob sich weiter nach vorn. Das Ziel hatte sie trotzdem nicht aus den Augen gelassen.

Dann passierte es.

Sie hatte auch den rechten Arm angehoben. Sie wollte einen Halt suchen, was plötzlich klappte.

Ihre Hand erwischte einen Widerstand.

Hart?

Nein, es war komisch. Er war auf eine gewisse Art und Weise hart. Aber er war auch weich und nachgiebig. Sie kannte das, wogegen sie gefasst hatte, aber sie war noch nicht in der Lage, genau herauszufinden, was es war. Deshalb tastete Eve sich vor.

Von links nach rechts führte sie ihre Handfläche. Die Glätte blieb, auch der leichte Widerstand. Sie konnte etwas eindrücken und ihre Hand auch zur Seite geweben.

Es blieb flach und weich. Sie fühlte weiter, glitt dabei mehr nach rechts und wusste plötzlich, was sich unter ihrer Hand befand, obwohl sie es nicht glauben konnte.

Es war eine weibliche Brust. Sehr genau ertastete sie die Warze, die sie zwischen Mittel- und Zeigefinger spürte.

Eve bewegte sich um keinen Millimeter. Sie glaubte, zu Eis geworden zu sein. Noch einmal fühlte sie nach und war sich damit völlig sicher, dass sie einen nackten Frauenkörper ertastet hatte.

Aber einer, der sich nicht bewegte!

Tot!, schrie es in ihr. Die Frau ist tot. Sie ist eine Leiche. Ich habe sie gefunden. Man hat mich zusammen mit einer Leiche eingesperrt. Mein Gott, das ist unfassbar.

Endlich schrie sie. Und sie verlor die Starre. Auf ihren feuchten Klamotten rutschte sie zurück. Wie sie auf die Füße gekommen war, wusste sie selbst nicht, aber sie lief schwankend zurück. Es waren nur kleine und auch wenige Schritte, bis sie rücklings gegen ein Hindernis stieß, mit dem sie nicht gerechnet hatte.

Eve Sandhurst verlor das Gleichgewicht. Zwar ruderte sie instinktiv mit den Armen, doch den Fall zurück hielt sie nicht auf. Wieder landete sie am Boden, aber sie fiel weich und wusste plötzlich, dass sie auf einem weiteren Frauenkörper gelandet war …

*

Diesmal schrie sie nicht. Sie blieb einfach liegen. Unter sich die weiche und nackte Masse. Eve hatte das Gefühl, erstickten zu müssen, obwohl sie ein-und ausatmete, was ihr allerdings schwer fiel. In ihrer Brust blieb ein scharfes Brennen, und sie war nicht in der Lage, sich an etwas zu erinnern.

Wie lange es dauerte, bis sie sich wieder gefangen hatte, wusste sie nicht, denn sie hatte das Zeitgefühl verloren. Sie lag da, sie dachte an nichts, und als erste Reaktion begann sie, sich zu bewegen. Sie tastete wieder um sich.