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Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!
Lost Hollywood.
Lost Hollywood hieß die Geisterstadt, in der vor Jahren einmal Filme gedreht worden waren. Nach einer großen Pleite war die Stadt vergessen worden. Aber nicht von allen, denn es gab eine gewisse Justine Cavallo, die Lost Hollywood wieder in Besitz nahm, um sich selbst und ihrer Brut eine Startbasis zu verschaffen.
Leider hinterließ sie auf dem Weg dorthin fünf tote Polizisten. Und das rief Suko und mich auf den Plan ...
John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 144
Veröffentlichungsjahr: 2015
John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.
Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.
Lost Hollywood hieß die Geisterstadt, in der vor Jahren einmal Filme gedreht worden waren. Nach einer großen Pleite war die Stadt vergessen worden. Aber nicht von allen, denn es gab eine gewisse Justine Cavallo, die Lost Hollywood wieder in Besitz nahm, um sich selbst und ihrer Brut eine Startbasis zu verschaffen.
Leider hinterließ sie auf dem Weg dorthin fünf tote Polizisten. Und das rief Suko und mich auf den Plan …
Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve
ISBN 978-3-8387-4056-0
www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de
Der „schlafende Tod“ rollte auf vier Rädern durch die Nacht!
Schwarz wie die Seele eines Kindermörders zeigte sich der Anstrich. Geschwärzt waren auch die Scheiben, damit niemand in das Innere blicken konnte. Selbst die Reifen gaben den dunklen Glanz ab. Nur der Fahrer war im schwachen Licht der Armaturenbeleuchtung zu sehen. Aber auch er sah mehr aus wie ein gefährliches Gespenst …
Zwei Streifenwagen standen bereit. Sechs Polizisten warteten auf der Landstraße, um die Kontrollen durchzuführen. Der erste Wagen war gut zu sehen. Der Zweite stand im Schatten der Fichten. Ein Beamter saß hinter dem Steuer, um sofort startbereit zu sein, wenn es sein musste.
Die Beamten warteten nicht grundlos an dieser Ausfallstraße. In der letzten Zeit hatte es zahlreiche Einbrüche in der Umgebung gegeben. In Kirchen, in einsam stehende Häuser. Gestohlen worden war alles, was wertvoll war, zumeist Antiquitäten und hochmoderne Elektronik. All die Dinge mussten weggeschafft werden. Dazu brauchte man bestimmte Transportmittel.
Die Männer in den Uniformen waren nicht begeistert über diesen Job. Viel lieber wären sie anderen Aufgaben nachgegangen, denn mittlerweile war es noch kälter geworden. Aus Norden wehte ein kalter Wind, der, im Monat April, noch eisiger zu spüren war, wenn er in die Gesichter der Menschen hineinbiss, denn der Körper war nicht mehr an die tiefen Temperaturen gewöhnt.
Die Absperrung lag hinter einer Kurve. So bot der Fahrbahnverlauf eine gewisse Deckung, auf die die Polizisten nicht verzichten konnten. Die Männer waren allesamt erfahrene Beamte, die auch damit rechnen mussten, dass die Fahrer in den angehaltenen Wagen Widerstand leisteten. Ob in dieser Nacht jemand kam, der Beute in seinem Wagen transportierte, konnte man nicht sagen. Aber gewisse Verdachtsmomente wiesen darauf hin, dass die Diebe wieder zugeschlagen hatten.
Chef der Gruppe war ein Mann namens Harald Finley. Ein altgedienter Beamter, dem man so leicht nichts vormachte. Er kannte sich in seinem Job aus und war auch jemand, der in Stresslagen Ruhe und Übersicht behielt.
Die Fahrzeuge standen auf verschiedenen Straßenseiten. So konnten die Polizisten beide Richtungen im Auge behalten. Und sie stoppten jeden Wagen, der hier entlangkam.
In den letzten Minuten war nichts passiert. Die Uhr zeigte kurz nach Mitternacht, und die Gegend schien eingeschlafen zu sein. Selbst die Fahrgeräusche auf der nicht weit entfernten Autobahn waren kaum noch zu hören. Die Stille hatte sich wie ein Sack über die Landschaft gelegt.
Die Männer schwiegen zumeist. Hin und wieder sprach Finley mit der Zentrale. Auch dort waren noch keine neuen Meldungen über einen Einbruch eingegangen.
Warten. Langeweile. Den eigenen Gedanken nachhängen. Finley war ein alter Hase. Seine Leute zählten zu den jüngeren Kollegen, die Familie hatten. Die Frauen und Kinder mussten die Nacht allein verbringen, was manchen ärgerte.
Finley versuchte, sie ab und zu aufzuheitern. Er sprach davon, wie sehr man sich an den Job gewöhnen konnte.
„Aber nicht bei Frost im Frühjahr.“
„Auch das geht vorbei.“
„Es ist auch schlecht für die Blumen“, meinte ein Zweiter. „Bei uns im Garten geht alles kaputt.“
„Du solltest eben nicht zu früh pflanzen.“
„Sagt meine Frau auch immer. Aber ich hasse den Winter. Ich will endlich mal etwas blühen und grünen sehen.“
Finley schlug ihm auf die Schultern. „Keine Sorge, das kommt noch. So war es schließlich immer.“
„Ich habe mir den Job schließlich ausgesucht.“
Finley kam wieder auf den Grund ihres Hierseins zu sprechen. „Mich würde nur interessieren, wo sie das ganze Zeug hinschaffen. Die fahren es bestimmt nicht kilometerweit. Irgendwo müssen sie ein Lager haben. Davon gehe ich einfach aus.“
„Die Gegend ist einsam“, meinte ein Kollege, nachdem er ausgiebig gegähnt hatte.
„Aber man stellt die wertvollen Güter nicht einfach im Wald ab. Das kann ich mir nicht vorstellen.“
Finley nickte. „Stimmt. Deshalb gehe ich davon aus, dass sie irgendwo ein Versteck haben. Ich kenne die Umgebung auch nicht so gut. Kann sein, dass wir sie mal großräumig durchsuchen müssen. Aber nicht in dieser Nacht.“
„Da kommt keiner mehr.“
„Warte es ab, Matt.“
Warten!, dachte Finley und schüttelte den Kopf. Wie oft hatte er in seinem Leben als Polizist schon warten müssen. Er konnte die Stunden gar nicht zählen, und nicht immer hatte sich die Warterei gelohnt. Zumeist hatten sie sich vergebens bemüht. Genau das ärgerte ihn. Auf der anderen Seite gerieten sie auch nicht in Gefahr. Auch Diebe waren heutzutage bewaffnet, und setzten ihre Waffen auch ein.
Er wollte noch etwas sagen, als sich vor ihnen etwas veränderte. Die dunkle Straße erhielt einen hellen Schein, als hätte jemand ein Tuch über sie hinweggezogen. Die Augen der Männer weiteten sich. Sie brauchten nichts mehr zu sagen, denn jeder von ihnen wusste Bescheid.
Ein Wagen kam!
„Okay“, sagte Finley nur.
Alles was jetzt geschah, war Routine. Plötzlich kreisten Blaulichter auf den Dächern der beiden Streifenwagen. Ein Polizist trat an den Rand der Straße und schwenkte eine Kelle. In blutroter Leuchtschrift strahlte das Wort Police.
Alle Beamten spürten die Spannung, die sie erfasst hatte. Plötzlich wares vorbei mit den lockeren Gesprächen. Jeder konzentrierte sich auf seine Aufgabe. Ungesprochen stand die Frage zwischen ihnen, ob alles gut ging oder nicht.
Der Lichtschein nahm an Stärke zu. Die Straße wurde von einem hellen Schein übergossen. Bald waren auch die beiden Scheinwerfer zu sehen, deren Licht die Kelle erreichte, die von der Hand des Polizisten geschwenkt wurde.
Mit sicherem Blick hatten die Männer längst erkannt, dass es sich bei dem Fahrzeug um einen Transporter handelte. Praktisch genau das Modell, nach dem sie Ausschau hielten.
Was tat der Fahrer? Gab er Gas? Fuhr er langsamer?
Er bremste ab.
Den Männern fielen Steine vom Herzen, aber sie blieben sehr wachsam. Noch stand das dunkle Fahrzeug nicht, aber es war schon zu erkennen, dass es sich um einen Ford handelte.
Die letzten Meter.
Der Wagen rollte aus.
Finley sah dies genau und nickte zufrieden, bevor er auf die Fahrertür zuging …
*
Die Person hinter dem Lenkrad hatte alles richtig gemacht. Nur nicht verdächtig sein. Nur nicht durchdrehen. Erst abwarten, was die Bullen wollten. Danach konnte man reagieren.
Ein Polizist trat auf den Wagen zu. Für einen Moment geriet er in das Licht der Scheinwerfer. Es war ein schon älterer Beamter mit grauem Vollbart. Er würde sich auskennen, das wusste die Person hinter dem Steuer. Ihm konnte man so leicht nichts vormachen.
Auch die Spielregeln waren ihr klar. Die Scheibe surrte leise nach unten, und die Person hinter dem Lenkrad drehte das Gesicht nach rechts. Sie war auch für den Beamten besser zu sehen. In der Nähe hatten sich zwei Kollegen aufgebaut.
Finley schaute genau hin. Er sah in das Gesicht eines jungen Mannes mit rosiger Haut und strohblonden Haaren. Der Fahrer wirkte recht harmlos, aber Finley war ein Mensch, der sich so leicht nicht täuschen ließ.
„Guten Abend“, sagte er höflich. „Wir führen hier eine Polizeikontrolle durch und möchten sie bitten, auszusteigen.“
„Mich?“
„Ja.“
„Aber warum?“
Finley gab die Antwort noch nicht sofort. Er fühlte sich von der Stimme des Fahrers leicht irritiert. Für einen Mann klang sie ziemlich hoch und etwas kratzig, als hätte die Person eine Halskrankheit.
„Es ist eine Kontrolle.“
„Pardon, Sir, aber ich habe nichts zu verbergen.“
„Sie gestatten, dass wir uns davon selbst überzeugen?“
„Glauben Sie mir nicht?“
„Das hat damit nichts zu tun.“
Der Fahrer lächelte ihn an. „Trotzdem wäre es besser, wenn Sie mir glauben würden. Besser für Sie und Ihre Männer.“
„Das sollten Sie mir überlassen.“
Beide schauten sich an. Finley war es nicht möglich, die Augen und deren Farbe genau zu erkennen, trotzdem mochte er sie nicht, und das Gefühl, einen kalten Frost zu erleben, überkam ihn. Auf seinem Rücken zog sich die Haut zusammen. Er war ein Fahrensmann und hatte Erfahrungen sammeln können, aber so etwas wie hier war ihm noch nie passiert. Er spürte genau, dass von der Person hinter dem Steuer etwas ausging, das er sich nicht genau erklären konnte, das ihm allerdings eine gewisse Furcht einjagte.
„Bitte …“
Der Fahrer nickte. Er löste seine Hände vom Lenkrad. Zwei andere Polizisten standen ebenfalls bereit und passten haarscharf auf.
„Wie Sie wollen, Officer. Ich werde aussteigen. Ob das Sinn macht, weiß ich nicht.“
„Das sollten Sie uns überlassen.“
Der Fahrer öffnete die Tür. Er trug dunkle Kleidung. Darüber an sich hätte der Beamte noch nicht den Kopf geschüttelt. Ihm fiel etwas anderes auf. Es lag an der Kleidung des Mannes, die so gar nicht zu ihm passen wollte. Es sah so aus, als hätte er sich in einen Mantel gezwängt. Das traf nicht unbedingt zu. Es war mehr ein Umhang, den er um die Schulter geschlungen hatte. Vorn war er geschlossen. Nach dem Geschmack des Polizisten sah der Typ verkleidet aus.
Ein Verrückter?
Finley konnte es nicht genau sagen. Aber irgendetwas stimmte mit dem Kerl nicht.
Er bewegte sich geschmeidig. Als er seine Füße auf den Boden stellte, war kaum ein Laut zu hören. Finley musterte ihn von oben bis unten. Er dachte daran, dass der Mann unter seiner Kluft leicht irgendwelche Waffen hätte verbergen können. Nur machte er keinerlei Anstalten, den Stoff zurückzuschlagen. Er benahm sich eigentlich völlig normal, was Finley wunderte und ihn auch verunsicherte. Er ärgerte sich darüber, dass er seine Sicherheit verloren hatte. Das war ihm in all den Berufsjahren kaum passiert.
Wieder lächelte der Mann so komisch. Finley bekam eine Gänsehaut, und er schüttelte den Kopf. Er saugte die kalte Luft ein und wollte eine Frage stellen, aber der Fahrer kam ihm zuvor.
„Sind Sie jetzt zufrieden, Sir?“
Der Spott in der Stimme war nicht zu überhören gewesen. Finleys Herz schlug schneller.
„Ich bin noch nicht zufrieden.“
„Schade. Warum nicht?“
Finley hatte sich das Fahrzeug inzwischen angeschaut. Dass die Scheiben im hinteren Bereich geschwärzt waren, musste nicht unbedingt etwas zu bedeuten haben. Das gab es öfter. In diesem Fall allerdings war er ziemlich misstrauisch. Es war irgendwie zu spüren, dass die andere Seite etwas verbarg.
„Bitte öffnen Sie die Heckklappe.“
„Warum?“
„Weil ich es so möchte und meine Kollegen und ich nicht ohne Grund hier stehen.“
„Sie suchen was, oder?“
Finley schaute in das Gesicht der Gestalt. Er sah das dünne blonde Haar, das auf dem Kopf zu kleben schien und auf ihn irgendwie künstlich wirkte.
„Haben Sie was, Sir?“
Finley schüttelte den Kopf. Er wollte die Wahrheit seiner Gedankenkette nicht preisgeben, aber er war noch misstrauischer und wachsamer geworden.
„Öffnen Sie das Heck!“ Sein Ton war rauer geworden.
Der Fahrer ließ sich davon nicht beirren. „Gern. Ich werde mich nicht weigern.“
“ Das hätte ich Ihnen auch nicht geraten.“
Der Fahrer zuckte mit den Schultern. Er schritt vor Finley her, der in seinem Schlagschatten blieb. Mehr denn je war er davon überzeugt, dass hier einiges falsch lief.
Der lange Umhang bewegte sich bei jedem Schritt. Er floss beinahe hinab bis zu den Knöcheln und geriet in einen Schwung, als sich der Träger drehte und vor der Heckklappe stehen blieb.
Er wartete auf Finley, der auch kam, aber sicherheitshalber auch zwei seiner Kollegen mitbrachte.
„Öffnen!“
„Soll ich wirklich?“
„Haben Sie mich nicht verstanden?“
„Doch …“
„Dann öffnen Sie. Oder wir nehmen Sie fest!“ Finleys Geduld stand dicht vor dem Ende. Er hatte Mühe, sich zusammenzureißen. Schon längst war er zu der Überzeugung gekommen, dass hier einiges nicht stimmte. Dieser Typ hatte etwas zu verbergen. Ob er zu den Dieben gehörte, stand noch nicht fest, aber der erfahrene Polizist hätte darauf gewettet, dass dies der Fall war.
Noch stand der Fahrer mit dem Rücken zur Heckklappe. Er traf auch keinerlei Anstalten sich umzudrehen und sprach plötzlich eine Warnung aus. Dabei veränderte sich seine Stimme. Sie klang höher und zudem schriller. Als stünde die Person unter Stress.
„Ich sage es ja nicht gerne, aber ich möchte Sie alle hier warnen. Es ist besser, wenn Sie mich fahren lassen und …“
„Öffnen!“
Im Hintergrund zogen die beiden Kollegen des Mannes ihre Waffen. Im nächsten Augenblick konnte etwas passieren, aber die Lage entspannte sich etwas, als der Fahrer die Achseln zuckte.
„Sagen Sie nachher nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.“
„Keine Sorge.“
Der Mann im Unhang drehte sich um. Er war nicht nervös. Seine Bewegungen wirkten abgezirkelt und trotzdem geschmeidig. Da lief alles normal ab. Dennoch verschwanden die Warnsignale nicht bei Harald Finley. Es konnte sein, dass sie noch eine schlimme Überraschung erlebten. In diesen Wagen passte viel Beute hinein. Komischerweise dachte Finley nicht so sehr daran.
Die Klappe schwanghoch. Rechtlangsam, weil der Griff noch von einer Hand festgehalten wurde. Eine kleine Leuchte wurde aktiviert. Eine fahle Helligkeit durchströmte die Ladefläche.
Der Fahrer trat zur Seite.
„Bitte schön“, sagte er, und es klang schon mehr als sarkastisch.
Drei Polizisten traten näher. Was sie sahen, raubte ihnen nicht nur den Atem, es machte sie auch sprachlos.
Es war unfassbar.
Auf der Ladefläche verteilten sich keine gestohlenen Antiquitäten. Dort lagen vier tote Menschen.
Zwei Frauen und zwei Männer!
*
Bei den Beamten setzte das Denken aus. Es war einfach zu viel gewesen, mit dem man sie konfrontiert hatte. Das konnten und wollten sie nicht glauben. Jeder von ihnen fühlte sich, als hätte er einen Faustschlag in den Magen bekommen. Sie vergaßen ihre Vorsicht, denn niemand hielt den Fahrer unter Kontrolle.
Die anderen Beamten standen so, dass sie ihre Kollegen nicht sahen.
Es war nicht festzustellen, ob die vier Personen tatsächlich nicht mehr lebten. Jedenfalls verteilten sie sich auf der Ladefläche, und niemand von ihnen bewegte sich.
Finley stöhnte auf. Er fühlte sich umzingelt. Er war so schrecklich allein. In seinem Kopf rauschte es. Ihm fiel ein, dass er womöglich etwas Entscheidendes gesehen hatte. Dass er einem anderen Geheimnis auf die Spur gekommen war, das weitergegeben werden musste. Er wusste auch, dass dies nicht einfach sein würde. Wer tote Menschen transportierte, der war in der Regel gefährlich und abgebrüht und tat dies nicht ohne Grund.
Er sah die Gesichter nicht, weil die Personen auf dem Bauch oder auf der Seite lagen. Er tat auch nichts. Er stand einfach nur da und atmete schwer.
Die Kollegen unterstützten ihn nicht. Sie waren ebenso vor den Kopf geschlagen wie er.
„Scheiße ist das!“
Finley wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war. Er hatte nur gestarrt. Er spürte die Gefahr. Sie würde auf ihn zukommen, sie würde ihn fertig machen. Nicht nur das. Wer Tote durch die Gegend fuhr, bei dem war es durchaus möglich, dass er auch für den Tod dieser Menschen gesorgt hatte.
Als er daran dachte, stöhnte er auf und hörte zugleich das leise Lachen hinter sich, das ihn völlig irritierte.
Es war das Lachen einer Frau!
Finley fuhr herum.
Seine Augen sahen alles. Nur wollte er nicht wahrhaben, dass die Szene der Realität entsprach, denn was diese Person unternahm, passte einfach nicht in die Realität.
Sie hatte mit beiden Händen in ihr Haar gegriffen, das kein normales Haar war. Es gehörte zu einer dünnen fleischfarbenen Maske, die die Frau über ihren Kopf zerrte.
Blondes Haar war hochgesteckt worden. Mit einer schwungvollen Bewegung schleuderte die Person den Umhang zur Seite.
Jetzt stand sie vor den drei Polizisten, die alles vergaßen, so sehr hatte sie der Anblick geschockt und zugleich gefangen genommen. Sie glaubten sich in einen Film versetzt zu sehen, der angehalten worden war.
„Ich habe euch gewarnt!“, flüsterte die Frau. „Ihr hättet es nicht tun sollen.“
Sie grinste nach ihren Worten und öffnete den Mund. Es geschah langsam, sodass jeder auf ihr oberes Gebiss schauen konnte.
Zwei lange Zähne waren dort zu sehen!
Vampirhauer!
Bis die drei Polizisten sich dessen bewusst wurden, verging eine zu lange Zeitspanne, denn die Blonde griff an. Was innerhalb der nächsten Zeitspanne geschah, war einfach nur grauenhaft. Man hörte keine Schreie, dafür schreckliche Geräusche, die entstehen, wenn Menschen innere Verletzungen zugefügt werden …
*
Tim Rowland saß in seinem Streifenwagen auf der anderen Straßenseite. Er hatte bestimmte Verhaltensregeln bekommen. So musste er in seinem Fahrzeug bleiben und den anderen Streifenwagen, seine Kollegen und auch die Umgebung beobachten.