John Sinclair 1318 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1318 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Terror am Totenbett.

Lord Peter Wexley lag im Sterben. Bevor er die Schwelle zum Jenseits überschritt, ließ er seine Verwandten der Reihe nach ans Sterbebett kommen, angeblich um sein Vermögen aufzuteilen. Nur kehrten die Verwandten nicht mehr zurück. Sie verschwanden spurlos.

Mein Chef, Sir James, war durch Freunde auf diese Fälle aufmerksam gemacht worden. Er bat mich, mich um diesen Fall zu kümmern.

Was ich anschließend erlebte, ließ mir die Haare zu Berge stehen ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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EPUB
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Seitenzahl: 144

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumTerror am TotenbettVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Terror am Totenbett

Lord Peter Wexley lag im Sterben. Bevor er die Schwelle zum Jenseits überschritt, ließ er seine Verwandten der Reihe nach ans Sterbebett kommen, angeblich um sein Vermögen aufzuteilen. Nur kehrten die Verwandten nicht mehr zurück. Sie verschwanden spurlos.

Mein Chef, Sir James, war durch Freunde auf diese Fälle aufmerksam gemacht worden. Er bat mich, mich um diesen Fall zu kümmern.

Was ich anschließend erlebte, ließ mir die Haare zu Berge stehen …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4064-5

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Terror am Totenbett

Noch hatten die Knocenklauen des Sensenmanns nicht zugegriffen, doch Lord Peter Wexley spürte sie bereits an seinem Hals.

Er lachte trotzdem. Er würde nicht sterben, noch nicht. Es gab noch die große Abschiedsshow. Alles war in die Wege geleitet worden. Und wenn alles klappte, würde sich selbst der Teufel vor Vergnügen die Hände reiben …

Amos Anderson wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Es gab zwei Möglichkeiten. Zum einen den traurigen Verwandten spielen, zum anderen frech grinsen und sich darauf freuen, von dem Alten vielleicht eine gute Nachricht zu bekommen, damit er endlich seine verdammten Schulden loswurde.

Als er seinen Wagen verlassen hatte und das Haus ansteuerte, hatte er noch immer keine Entscheidung getroffen. Er wollte sich entscheiden, wenn er vor dem Bett des Alten stand.

Starb er? Starb er nicht?

Das war die große Frage, auf die auch der Großneffe Anderson keine Antwort wusste. Er hoffte nur, dass für ihn etwas übrig blieb. Es konnte ja sein, dass der alte Lord sich an ihn erinnert hatte, um ihm schon mal im Voraus etwas zukommen zu lassen. Das wäre wirklich eine gute Tat gewesen. Die anderen Typen in der Familie des Lords hatten genug Geld, aber auch sie waren gierig, das wusste Amos ebenfalls. Ihn hatten sie immer als schwarzes Schaf in der Familie angesehen, weil er nicht so lebte wie sie, so steif und konservativ, typisch britisch, aber das hatte ihn nie gestört. Er war seinen Weg gegangen, auch wenn der mal wieder in der Pleite geendet hatte.

Lord Peter Wexley besaß einige Häuser in den besten Londoner Lagen. Hinzu kam das Stammhaus der Wexleys in Essex, und diese kleine Villa, die früher mal als Büro gedient oder Büros beherbergt hatte, als Werbeagenturen noch davon ausgingen, dass es chic war, im Grünen zu arbeiten, um sich vom Sauerstoff kreativ anturnen zu lassen.

Das war vorbei. Nach dem Auszug der Firma hatte der Alte das Haus für sich genutzt.

Nicht allein, denn der Butler, der seit Jahren bei ihm war, stand ihm auch jetzt noch zur Seite.

Für Amos wäre das Haus nichts gewesen. Dicke Fassaden aus viktorianischer Zeit. Erker, die als klobige Nasen vorstanden. Scheiben mit schweren Vorhängen. Eine große Düsternis, die auch nicht durch irgendwelche Stuckarbeiten verschwand.

Zur Tür führte eine Treppe hoch. Amos hatte sich in einen dunklen Anzug geworfen, ein weißes Hemd übergestreift, dessen weicher Stehkragen seinen Hals umspannte und glaubte nun, seriös genug zu sein, um ein Erbe antreten zu können. Oder ein Vorauserbe, denn der Alte hatte seinen Geist noch nicht aufgegeben.

Zu klingeln oder zu klopfen brauchte er nicht. Man hatte ihn bereits gesehen. Wie von der berühmten Geisterhand gezogen, öffnete sich die Tür, und auch das dabei entstehende Knarren passte dazu.

Nur war es kein Geist, der die Tür geöffnet hatte, sondern ein Mensch mit dem Namen Paul. Er trug eine gestreifte Weste über dem Hemd, die übliche schwarze Hose und bat Amos einzutreten.

Der Besucher musste das Lachen unterdrücken. Paul hatte noch immer diese leicht nasale Stimme, die ihm schon als Kind nicht gefallen hatte. Auch das Gesicht zeigte kaum Alterserscheinungen, was er sonderbar fand, denn Paul war Amos schon als Kind immer alt und irgendwie auch hochnäsig vorgekommen.

„Ich heiße Sie willkommen, Mr. Amos.“

„O ja, danke.“ Anderson grinste und schaute sich in der Umgebung um. Dunkel, viel zu dunkel!, dachte er. Hier würde ich langsam dahinvegetieren. Das behielt er für sich und gab stattdessen eine andere Antwort, die halbwegs neutral klang.

„Nicht schlecht hier. Sieht noch immer so aus wie früher.“

„Der Lord liebt die Tradition.“

„Wie geht es ihm eigentlich?“

Paul, der kleiner war als der junge Mann, schaute in die Höhe. „Nun ja, ich würde sagen, dass es ihm den Umständen entsprechend geht.“

Arsch!, dachte Amos. Dabei wollte ich wissen, ob er bald die Fliege macht oder nicht.

„Besteht denn Hoffnung?“

„Die darf man nie aufgeben, Mr. Amos.“

Hätte mir auch mein Friseur sagen können.

„Ja, ja, Sie haben Recht. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich dachte nur, dass ich … ähm … ich meine, als ich die Nachricht empfing, bin ich so schnell wie möglich hergekommen. Schließlich ist man ja besorgt, auch wenn die verwandtschaftlichen Beziehungen nicht gar so eng sind.“

Paul nickte nur. Ihm war allerdings anzusehen, dass er Anderson kein Wort glaubte.

„Kann er denn reden?“

„Natürlich.“

Amos trat dichter an den Butler heran. „Sagen Sie mal ganz ehrlich, mein Lieber, wie sieht es denn mit seinem Kopf aus?“

„Was meinen Sie?“

„Nun ja, ich meine, ob er noch ganz richtig ist. Kein Alzheimer, keine Altersdemenz und so …“ Er gab sich besorgt. „Man liest ja so viel darüber und hört es auch.“

„Sie brauchen sich keine Gedanken zu machen, Mr. Amos. Sir Peter ist geistig sehr rege. Er ist nur ein wenig schwach, was mich besorgt macht.“

„Ja, ja, mich auch.“

„Wir werden sehen“, erwiderte der Butler neutral. „Wenn Sie dann noch einen Moment warten würden, ich werde kurz nach Ihrem Großonkel schauen, in welch einer Verfassung er sich befindet.“

„Klar, klar, ich warte.“

„Danke.“

Paul stakste davon. Amos, der ihm nachschaute, konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Der Typ watschelte daher wie ein Pinguin. Den Gang hatte er schon früher gehabt.

Anderson wartete. Es war still geworden. Oder fast still, denn irgendein Geräusch gab es immer. Das lag an den alten Möbeln, deren Holz arbeitete. Ein Knacken hier, ein leises Knarzen dort. Das Ticken einer Uhr, die Amos nicht sah, weil es in dieser großen Diele nicht eben hell war. Hier wehte der Atem der Vergangenheit, der auch noch den Staub dieser Zeit mitgebracht hatte.

Wohl fühlte sich der Dreißigjährige nicht gerade, aber im Leben musste man hin und wieder in einen sauren Apfel beißen und die Stücke auch schlucken. Schließlich ging es um Kohle.

Er schritt auf den Teppichen hin und her, bis er einen Erker erreichte und dort stehen blieb. Das Fenster reichte bis zum Boden, und er schaute hinaus in ein Wetter, das eigentlich keines war, denn der Mai war viel zu kalt und regnerisch.

Da nieselte es aus den tiefen Wolken, und auf den Blättern der Bäume lag die Feuchtigkeit wie heller Lack. Amos wunderte sich darüber, dass er der einzige Verwandte war, den der alte Lord herzitiert hatte. Schließlich gab es noch genügend andere Typen, die darauf warteten, dass der Alte den Löffel abgab. Dann ging es rund. Dann wurden aus Menschen Geier, die sich auf das Vermögen stürzten, um es an sich zu reißen. Soweit sollte es erst gar nicht kommen. Der alte Knacker sollte dies vorher regeln, und das hatte er bestimmt getan, sonst würde Anderson nicht hier stehen.

Niemand wusste so recht, wie groß das Vermögen eigentlich war. Aktien gehörten ebenfalls dazu. Sie allerdings waren in diesen Zeiten ein schlechtes Geschäft, da waren ihm Grundstücke oder Bares schon lieber.

Auf der anderen Seite fragte er sich, welchen Grund der Alte hatte, gerade ihm etwas zu hinterlassen, denn gekümmert hatte er sich um seinen Großonkel so gut wie nie.

Paul war so leise gegangen, dass Amos dessen Schritte gar nicht gehört hatte. Erst als sich der Butler vornehm räusperte, drehte sich der jüngere Mann um.

„Und …?“

„Lord Peter erwartet Sie.“

„Sehr gut.“ Beinahe hätte Amos seine Hände gerieben, das ließ er lieber bleiben. Es passte nicht dazu. So nickte er nur und stellte trotzdem eine Frage. „Können Sie sagen, in welch einem Zustand er sich befindet? Ist er in der Lage, gewisse Dinge überhaupt noch aufzunehmen, geistig, meine ich?“

„Das ist er. Sie werden sich wundern. Ihr Großonkel ist geistig sehr rege.“

„Super. Ich wünschte, ich wäre das in seinem Alter auch noch.“

Paul erwiderte nichts. An seinem Gesicht war auch nicht zu erkennen, was er dachte. Er sagte nur: „Bitte, folgen Sie mir.“

„Aber gern. Wo liegt er denn?“

„In seinem Arbeitszimmer.“

„Gut.“ Das meinte Amos so, wie er es gesagt hatte, denn er hatte schon befürchtet, ein Totenzimmer zu betreten, wozu er natürlich keine Lust hatte.

Sie brauchten nicht in die oberen Etagen zu gehen. Das Arbeitszimmer lag im unteren Bereich am Ende eines Gangs, der nur recht spärlich durch zwei alte Wandleuchten erhellt wurden. Dort waren die gelblichen Schirme auf irgendwelche Fabeltiere aus Eisen aufgesetzt worden, eine Erinnerung an den Jugendstil.

Vor einer braunen Holztür blieb der Butler stehen. Er streckte sich noch mal, klopfte dann an und öffnete die Tür.

„Bitte sehr, Mr. Amos.“

Anderson nickte. Er ärgerte sich darüber, dass er nicht mehr so locker war. Sogar einen trockenen Hals hatte er bekommen und konnte auch das Zittern in seinen Beinen nicht vertreiben, als er die Schwelle überschritt und Paul hinter ihm die Tür schloss.

Amos blieb stehen, und ihn überkam das Gefühl, eine große Gruft betreten zu haben …

*

Sein großes Mundwerk war verschwunden. Verdammt, warum fühle ich mich so unwohl? Lag es am Zimmer?

Als Kind war er einige Mal hier im Haus gewesen. Ob er dabei auch das Arbeitszimmer betreten hatte, daran konnte er sich nicht erinnern, es kam ihm jedenfalls fremd und auch so kalt vor, obwohl sein Großonkel sicherlich nichts verändert hatte. Auch seine Frau hätte nie wagen dürfen, auch nur einen Tisch umzustellen. Sie war vor sieben Jahren gestorben. Seit dieser Zeit lebte Lord Peter Wexley allein im Haus, nur betreut von Paul, dem Butler.

Das Licht war schon recht gewöhnungsbedürftig, wie Amos feststellte. Nur allmählich fand er sich zurecht und richtete seinen Blick auf die einzige Lichtquelle im Raum.

Es waren drei Kerzen, auf deren Dochte Flammen tanzten. Die weißen Stangen selbst klemmten in den Armen eines hohen Leuchters. So verteilte sich das Licht in einer gewissen Höhe und erreichte auch das eigentliche Ziel des großen Raums, dessen Wände mit Regalen vollgestellt waren, in denen es kein Platz mehr für ein neues Buch gab.

Lord Peter Wexley lag in einem breiten Bett, das extra in diesen Raum geschafft worden war. Er lag dort sehr still, und es war für Amos aus dieser Entfernung nicht zu erkennen, ob er nun lebte oder nicht.

Anderson wusste auch nicht, was er sagen sollte. Da brauchte er sich keine Gedanken zu machen, denn Lord Peter übernahm die Initiative.

„Komm ruhig näher, Amos. Oder hast du ein schlechtes Gewissen?“

Scheiße!, dachte Anderson, das fängt ja gut an. Trotzdem gab er eine Antwort. „Warum soll ich denn ein schlechtes Gewissen haben? Als ich hörte, was mit dir los ist, da bin ich sofort gekommen.“

„Ja, ja“, sagte der Alte mit krächzender Stimme, „so muss das auch sein, wenn der Chef ruft.“

„Das ist gut, Onkel Peter.“ Von anderen Verwandten wusste er, dass der Lord einen besonderen Humor besaß, an den man sich allerdings erst gewöhnen musste.

Auf dem Weg zum Bett dachte Amos darüber nach, wie krank oder schwer krank der Lord wirklich war. Er konnte sich keine Antwort darauf geben. Dem Klang der Stimme nach schien er noch etwas weiter vom Tod entfernt zu sein, als Amos angenommen hatte.

Wurde es nichts mit der Erbschaft? Oder wollte der Alte die Lage erst mal sondieren?

Bei ihm war alles möglich. Der hatte auch im Alter seine Raffinesse und Schläue behalten.

Neben dem Bett blieb der Großneffe stehen. Die Liegestatt war sicherlich mehr als 100 Jahre alt. Sehr breit und mit einem wuchtigen Holzgestell versehen. Der Kopf des Alten lag auf zwei Kissen, sodass er in seiner Lage auch das Zimmer beobachten konnte, ohne sich erst groß aufsetzen zu müssen.

Lord Peter Wexley lag nicht unter einer Decke, wie es normal gewesen wäre. Er lag darauf und war auch bekleidet. Er trug einen schwarzen Anzug und ein Rüschenhemd.

Er lag auf dem Rücken. Das graue Haar hatte er schon immer gehabt, meinte Amos. Auch den Bart. Und der war nicht ergraut. Dunkel umwuchs er seinen Mund und bedeckte das Kinn und einen Teil des Halses darunter. Das Alter des Lords war schlecht abzuschätzen. Im Gesicht zeichneten sich noch keine Altersflecken ab. Es war nur knochig und bleich, sodass der Lord aussah, als wäre er schon gestorben. Darauf wies auch die Lage der Hände hin, die er unter seiner Brust zusammengelegt hatte, als wollte er anfangen zu beten.

Damit hatte der Lord nicht viel am Hut gehabt, das wusste Amos. Einer wie er stand dem Teufel näher als dem Herrgott, doch darüber wollte er jetzt nicht sprechen.

Er schaute in das Gesicht und dabei auf die Augen, die geschlossen waren. Oder nicht ganz, denn Lord Peter hatte ihn wohl beobachtet. Warum sonst hätte er die Lippen zu einem grinsenden Lächeln verziehen sollen?

Ruckartig öffnete er die Augen, sodass der Großneffe erschrak.

Er hörte ein krächzendes Lachen. „Was ist los? Hast du Angst, Amos?“

„Nein.“

„Oder ein schlechtes Gewissen?“

Anderson konnte nicht vermeiden, dass er rot wurde. Seine Frage allerdings zielte in eine andere Richtung. „Warum sollte ich denn ein schlechtes Gewissen haben?“

„Das haben doch alle Verwandten, die darauf warten, dass ich abkratze.“

Amos schluckte. Sein Großonkel war immer so direkt gewesen, und diese Direktheit hatte er auch jetzt nicht abgelegt. Es machte ihm sogar Spaß, so zu sein, denn er begann zu kichern.

„Erwischt, wie?“

„Nein, nein, ich …“

„Hör auf zu lügen. Wenn ich unter der Erde liege, steigt bei euch die große Feier.“

„Das darfst du so nicht sagen …“

„Ach, hör auf, ich kenne euch, und ich kann dich beruhigen. Die Knochenpranke des Sensenmanns ist bereits in meiner Nähe gewesen. Ich habe sie so kalt an meinem Hals gefühlt, aber sie hat noch nicht zugegriffen, denn ich habe ihm erklärt, dass einer wie ich Lokalverbot auf dem Friedhof hat.“ Er lachte und hüpfte fast in seinem Bett auf und nieder.

Amos wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Der Alte war ihm unheimlich, und er hätte nicht gedacht, dass ihm so etwas passieren könnte, weil er sich immer für einen abgebrühten Burschen gehalten hatte. Doch diese Szene hier am Bett war ihm schon komisch.

„Du bist auch nicht locker, wie?“

Anderson hob unbehaglich die Schultern. „Irgendwie schon, Lord Peter, aber jetzt … ich meine …“, verdammt, er suchte nach den richtigen Worten.

„Bist du überrascht, dass ich nicht hier als hinsiechender alter Kerl liege, der seine letzten Worte hervorröchelt?“

„So ähnlich.“

„Jetzt sinken deine Hoffnungen.“

„Wieso?“

„Auf das Erbe.“

Amos sagte nichts. Natürlich hatte der Alte Recht. Das wollte er nur nicht so zugeben.

„Du bist kein guter Schauspieler, Amos. Du denkst an Geld, das sehe ich dir an. Ach ja, hast du immer noch Schulden?“

Mist!, dachte Amos. Woher weiß er, dass ich Schulden habe? Das muss ihm von der Verwandtschaft gesteckt worden sein.

„Ein paar schon“, gab er zu.

„Wirklich nur ein paar?“

„Das kommt immer auf die Sichtweise an.“

„Klar. Und jetzt flammt in dir die Hoffnung auf, dass ich den Löffel abgebe.“

„Es hörte sich fast so an.“

„Das glaube ich dir. Aber ich spiele mit dem Tod. Ich habe mit ihm eine Vereinbarung getroffen. Der Tod, der Teufel … haha, du weißt wie ich zum Teufel stehe?“

„Nicht genau.“

„Lüg nicht, denn darüber hat sich die Verwandtschaft schon früher die Mäuler zerrissen. Ja, ja, ich habe den Teufel immer irgendwie gemocht. Das war so eine Hassliebe zwischen uns. Wie bei zwei Pokerspielern, die sich zwar nicht unbedingt mögen, aber trotzdem nicht ohne einander auskommen.“

„Das verstehe ich nicht so richtig.“

„Keine Sorge, du bist noch jung und lernfähig …“ Mehr sagte der alte Lord nicht, und sein Großneffe hatte damit ein Problem. Die Gründe, weshalb er seinen Großonkel besucht hatte, waren plötzlich fortgeschwemmt worden. Amos war klug genug, um zu begreifen, dass sein Boot in einen ganz anderen Hafen einlief.

„Was hältst du vom Teufel?“

„Weiß nicht. Ich habe ihn noch nie gesehen.“

„Schade.“

„Wieso?“

„Möchtest du ihn mal sehen?“

Wieder so eine Frage, auf die Anderson keine Antwort wusste. Er musste aber was sagen und fragte mit leiser Stimme: „Willst du mir irgendwelche Bilder zeigen? So alte Bücher, in denen die Zeichnungen enthalten sind, wie sich die Menschen früher den Teufel vorgestellt haben?“

Der Lord schüttelte im Liegen den Kopf. „Nein, so ist das nicht. Es gibt einen anderen Weg.“