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Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989!
Mein Todesurteil.
Der Vampir hockte in einem offenen Sarg. Er starrte auf die Treppe, über die sein Todfeind in den Keller stolperte.
Karl Marek!
Er war vom Hass besessen. Vom Hass auf den Vampir-Grafen, der seine Schwester zu einer Untoten gemacht hatte. Und er hatte seinem Vater ein Versprechen gegeben. - Er wollte den Vampir Fariac töten! Nur deshalb hatte ihm sein Vater kurz vor dem Tode den Eichenpflock vererbt, der das Herz des Vampirs durchbohren sollte. Gemeinsam mit John Sinclair, dem Mann aus der Zukunft, hatten sie eine Falle für den Vampir gebaut, und der war voll hineingetappt -
John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.
Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!
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Seitenzahl: 139
Veröffentlichungsjahr: 2015
John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.
Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.
Der Vampir hockte in einem offenen Sarg. Er starrte auf die Treppe, über die sein Todfeind in den Keller stolperte.Karl Marek!Er war vom Hass besessen. Vom Hass auf den Vampir-Grafen, der seine Schwester zu einer Untoten gemacht hatte. Und er hatte seinem Vater ein Versprechen gegeben. - Er wollte den Vampir Fariac töten! Nur deshalb hatte ihm sein Vater kurz vor dem Tode den Eichenpflock vererbt, der das Herz des Vampirs durchbohren sollte. Gemeinsam mit John Sinclair, dem Mann aus der Zukunft, hatten sie eine Falle für den Vampir gebaut, und der war voll hineingetappt …
Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve
ISBN 978-3-8387-2899-5
www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de
Der Vampir hockte in seinem offenen Sarg!
Er starrte auf die Treppe, über die sein Todfeind in den Keller stolperte.
Karel Marek!
Er war vom Hass besessen. Vom Hass auf den Vampir-Grafen, der seine Schwester zu einer Untoten gemacht hatte. Und er hatte seinem Vater ein Versprechen gegeben.
Er wollte den Vampir Fariac töten!
Nur deshalb hatte ihm sein Vater kurz vor dem Tode den Eichenpflock vererbt, der das Herz des Vampirs durchbohren sollte. Gemeinsam mit John Sinclair, dem Mann aus der Zukunft, hatten sie eine Falle für den Vampir gebaut, und der war voll hineingetappt.
Schwer atmend näherte sich der junge Marek dem Sarg. In seinen Augen glitzerte es, seine Lippen zuckten, er öffnete den Mund und schloss ihn wieder, doch kein Wort drang hervor. Nur sein schweres, keuchendes Atmen war zu hören.
Hoch hielt er seinen rechten Arm. Und die Faust umklammerte den Pfahl so fest, dass seine Fingerknöchel hart und spitz hervortraten.
Mit einer wilden Handbewegung schleuderte er ein paar Kreuze zur Seite, die er und John Sinclair provisorisch vor dem Sarg aufgebaut hatten. Jetzt hatte er Platz. Die Kreuze brauchte er nicht mehr, sie sollten den Vampir nur schwächen, und den Zweck hatten sie restlos erfüllt.
Fariac hatte Angst.
Ja, der Blutsauger, der so viele Menschen ins Unglück gestürzt hatte, bebte und zitterte. Er wusste, dass ein gnadenloser Rächer vor ihm stand, ein Mann, der seinen Tod auf die Fahne geschrieben hatte.
Fariac stieß drohende Laute aus und robbte in seiner prunkvollen Totenkiste immer weiter zurück. Seine Arme hatte er halb erhoben, als wollte er damit und mit seinem Mantel den seelenlosen Körper schützen. Doch er hatte sich verrechnet.
Vor dem Fußende des Sargs blieb der junge Marek stehen. »Ich bin da!« sagte er nur.
Fariac hechelte. »Du willst mich töten, nicht?«
»Ja!«
»Warum? Warum willst du das auf dich nehmen? Ich würde mich erkenntlich zeigen. Ich habe Beziehungen. Ich würde dich zu einem reichen Mann machen. Die Leute würden vor dir kuschen. Sie hätten Angst vor dir, sie würden …«
»Nein!«, schrie Karel Marek. »Nein.«
»Überlege es dir!«, zischte der Vampier.
Wild schüttelte Karel den Kopf. »Denk daran, was du meinem Vater und meiner Schwester angetan hast. Ilona ist zu einer Untoten geworden. Nur durch deinen Biss. Du allein bist dafür verantwortlich, und den Tod meines Vaters hast du auch auf dem Gewissen. Es gibt keine Gnade mehr für dich!«
Fariac zuckte zusammen. Sein Mund öffnete sich noch weiter. Die langen, leicht gebogenen Hauer blitzten, und urplötzlich sprang er hoch. Er wollte wieder aus dem Sarg flüchten.
Damit hatte Karel gerechnet.
Er warf sich ebenso schnell vor, streckte dabei auch seine linke Hand aus, rammte die Faust in das Gesicht des Vampirs und drückte ihn zurück.
»Stirb!«, brüllte er.
Seine rechte Hand raste nach unten.
Wuchtig bohrte sich der Pfahl genau dort in die Brust des Vampirs, wo auch das Herz saß.
Fariac bäumte sich auf.
Dunkles Blut schoss aus der Wunde, als der junge Marek den Pfahl wieder herausriss.
»Das war für meinen Vater!«, schrie er unter Tränen. »Und das ist für meine Schwester!«
Wieder hieb er zu.
Abermals zuckte der Vampir zusammen, öffnete seinen Mund und stieß einen markerschütternden Schrei aus. Es war ein Schrei, wie er nur in höchster Todesnot geboren wurde.
Der junge Marek fuhr zurück und hielt sich die Ohren zu.
Die Hände hatte Fariac um den Sargrand gekrallt. Er versuchte, sich hochzuwuchten, doch die Kraft verließ ihn bereits. Auf halbem Weg sackte er wieder zusammen, versuchte es noch einmal und musste wieder aufgeben.
Plötzlich wurde seine Haut grau. Die Fingernägel fielen ab, und das Fleisch verdorrte. An den Händen begann der Auflöseprozess, setzte sich rasch weiter fort und erreichte zuletzt das Gesicht.
Die Kleidung fiel ineinander, weil nichts mehr da war, was sie noch hielt. Dann verformte sich das Gesicht. Nase, Mund und Ohren wurden zu einer lehmigen Masse, die ineinanderfiel und die blanken Knochen freigaben.
Karel Marek stand vor dem Sarg und schluchzte. Er sah dem Kampf zu, während die Tränen über sein Gesicht liefen. Zuletzt glotzte ihn nur noch eine Skelettfratze an.
Mehr nicht …
Auch die würde zerfallen. Zurück blieb dann graubrauner Staub. Vorhin war er wie im Rausch gewesen, jetzt kam die Ernüchterung. Karel wandte sich um. Er schluchzte, und ihm war hundeelend zumute. Die Treppe verschwamm vor seinen Augen, er verfehlte die unterste Stufe, fing sich aber und torkelte die Treppe hoch wie ein Betrunkener.
Karel Marek hatte seine Rache erfüllt.
Fariac lebte nicht mehr!
*
Der Schrei brach ebenso schnell ab, wie er aufgeklungen war. Plötzlich war es wieder still.
Und sie stand vor mir.
Sie – das war Ilona, das Zigeunermädchen, eine Blutsaugerin, die ich töten musste, weil ich sie erlösen wollte. Eine andere Rettung gab es nicht, der Keim des Bösen steckte in ihr, auch an den beiden spitzen Eckzähnen zu erkennen, die bereit waren, in andere Halsschlagadern zu stoßen.
Töten wollte sie auch mich. Und nicht nur durch ihren Biss. Sie hielt zusätzlich noch eine große Schere in der Hand, deren Backen zusammengepresst waren.
Ich hatte die Pistole weggesteckt. Das Magazin war sowieso leer. Nur noch mit dem Kreuz wollte ich arbeiten, und das war noch wirkungsvoller als eine Silberkugel.
»John Sinclair!«, krächzte sie. »John Sinclair …« Ihr Gesicht war längst nicht mehr schön. Die Haut wirkte bleich und alt, die Augen waren kleiner geworden, und ich sah das Schimmern der roten Äderchen in den Pupillen. Grau und strähnig hingen die Haare um ihren Kopf. Nichts mehr war von der dunklen seidigen Pracht zu sehen.
»O Gott«, flüsterte ich. »Was ist aus dir nur geworden, kleine Ilona?«
Sie knurrte mich an. Nein, sie verstand mich nicht mehr, ebensowenig verstand ich sie. Sie hatte mich mal geküsst, und auch mir war Ilona sehr sympathisch gewesen.
Aber jetzt?
Nun musste ich sie töten. Hart schluckte ich.
Aber war das Mord?
Nein, eine Erlösung, wie ich hoffte.
Und trotzdem zögerte ich. Ich konnte es nicht übers Herz bringen. Ich traute mich nicht, den ersten Schritt zu machen. Sie stand in dem großen Schrank, den rechten Arm erhoben, die Schere fest umklammert.
Wenn sie mich doch angreifen würde, wäre vielleicht alles besser gewesen, aber sie sagte nichts.
Doch dann griff sie an.
Steif ließ sie sich nach vorn fallen. Gleichzeitig fiel auch ihr Arm, und die Schere war auf meine Brust gezielt. Sie hätte mich glatt durchbohrt, doch ich tauchte zur Seite weg und schlug mit dem Kreuz zu, bevor Ilona nach vorn kippen und den Boden erreichen konnte.
Sie zuckte plötzlich, als stünde sie unter Strom. Ich warf sie zurück in den Schrank, sie breitete die Arme aus und fiel zwischen die aufgehängten Kleider.
Sie tobte.
Das Kreuz hatte sie berührt und sich in ihren untoten Körper gebrannt. Sie würde es nicht mehr schaffen, ihr seelenloses Leben fortzusetzen, auch wenn sie noch so sehr dagegen ankämpfte.
Ich hörte ihr Schreien, ihre wilde, verzweifelte Panik. Sie tobte im Schrank, riss die Kleidungstücke von der Stange, brach zusammen und versuchte, sich wieder zu erheben. Dann sah ich eine Hand aus dem Kleiderbündel steigen.
Sie war bereits zur Hälfte stockig gelb …
Ich schloss die Tür. Zurück blieben die dumpfen Geräusche, des Todeskampfs, die wie Hammerschläge in meinem Gehirn nachhallten.
An der Tür stand die Stumme. Sie schaute mich aus großen Augen an und hielt ihre rechte Hand mit der linken umklammert. Sie hatte mich auf dem Flur angegriffen und wollte mir ihre beiden Finger in die Augen stoßen, doch ich war ausgewichen, und die Stumme traf nur die Mauer.
Ich blieb vor ihr stehen. »Sie sind tot«, sagte ich. »Alle tot, Verstehst du?«
Die Stumme nickte.
»Dann ist es gut.«
Karel Marek fiel mir ein, und natürlich Fariac, der Vampir-Graf. Ich hatte einen fürchterlichen Schrei gehört. War der Vampir vernichtet worden?
Hastig verließ ich das Zimmer.
Karel kam mir entgegen.
Ich sah ihn, wie er über den Flur wankte. Mit hängenden Armen, aber den Eichenpflock, sein Erbstück, hielt er nach wie vor fest umklammert.
Er schluchzte. Schreckliches musste hinter ihm liegen. Doch er war ein Marek, ein Pfähler. Er war dazu verdammt oder ausersehen, Vampire zu jagen.
Als er mich sah, blieb er stehen.
Drei Schritte trennten uns.
Er schaute mich an.
Ich las die stumme Frage in seinen Augen und nickte.
Erschöpft ließ er sich gegen die Wand fallen. Karel zitterte am gesamten Körper.
Ich legte ihm eine Hand auf die
Schulter. »Es gab keine andere Möglichkeit«, sagte ich. »Ich musste sie einfach …«
»Ja«, flüsterte er, »ich weiß. Ich weiß es, John Sinclair, und ich kann dir keinen Vorwurf machen. Ich hätte nicht anders gehandelt. Wirklich nicht. Ich bin nur froh, dass ich es nicht zu tun brauchte, denn ich hätte es wahrscheinlich nicht übers Herz gebracht. Nein, ich hätte es nicht gekonnt.«
»Und Fariac?«, fragte ich.
»Existiert nicht mehr.«
Jetzt hatte ich die endgültige Gewissheit. Wir hatten es wirklich geschafft und mit der verdammten Vampirbrut aufgeräumt. Plötzlich fiel mir die in diesem Teil des Schlosses herrschende Stille auf. Kaum etwas war zu hören, nur unser schweres Atmen.
Dann hob Karel den Kopf. »Kann ich sie sehen?«, fragte er.
»Lieber nicht.«
»Doch, ich will es.«
Da gab ich den Weg zur Tür frei. Er betrat das Zimmer und schaute sich um. Dabei sah er das offene Fenster. Kühl wehte es in das Innere des Raumes. Die Vorhänge wurden durch den Wind bewegt.
»Wo ist sie?«
Ich deutete auf den Schrank.
Karel ging hin. Er zögerte noch, bevor er den Schlüssel umdrehte, während die Stumme den Raum verließ.
Dann zog Karel Marek die Schranktür auf.
Ich schaute über seine Schulter hinweg. Karel fiel auf die Knie und sah seine Schwester.
»Ilona!«, stöhnte er. »Mein Gott, Ilona …«
Es ging mir durch Mark und Bein. Er warf sich über sie, weinte und schluchzte. Seine Schultern zuckten. Dieser junge Mann stand jetzt allein auf der Welt. Er hatte keinen mehr, er trug nur an einem sehr schweren Erbe.
Karel zog die Leiche seiner Schwester aus dem großen Schrank. Vorsichtig legte er sie zu Boden.
Ich trat neben ihn und senkte meinen Blick.
Ilona sah wieder normal aus. Nichts erinnerte mehr daran, dass sie mal Vampir gewesen war. Als ich die Oberlippe zurückschob, sah ich ihre normalen Zähne. Und auf ihren Lippen lag ein kleines Lächeln.
»Wir müssen sie begraben!«, flüsterte Karel.
Ich nickte.
Karel wollte nicht, dass ich ihm half. Er hob seine Schwester allein hoch, nachdem er den Pfahl weggesteckt hatte. Wortlos trug er die Tote aus dem Raum und schritt die Treppe hinunter. Irgendwo war sicherlich der Ausgang zum Burghof.
Ich dachte an die Häscher des Grafen. Wie würden sie reagieren, da ihr Herr tot war?
Das bereitete mir Sorgen.
Ich öffnete die schwere Ausgangstür, nachdem wir unten die große Halle erreicht hatten.
Kalt fuhr mir der Nachtwind ins Gesicht. Und gleichzeitig traf mich der Fackelschein.
Die Häscher hatten sich vor der Tür aufgebaute und bildeten dort einen Halbkreis. Sie hielten die Fackeln in den Händen. Der Widerschein des Feuers zuckte geisterhaft über ihre Gesichter. Doch niemand machte Anstalten, nach den Waffen zu greifen. Der Tod des Grafen schien sich herumgesprochen zu haben.
»Lasst uns vorbei«, sagte Karel Marek, »der Graf ist tot!«
Schweigend machten sie Platz. Der Wind spielte mit den Flammen der Pechfackeln. Es war ein unheimliches Bild, als wir hintereinander über den Hof schritten.
Der junge Marek wollte seine Schwester nicht in den Schlossgrüften beisetzen, sondern ihr ein richtiges Grab schaufeln. Ich hatte nichts dagegen.
Quer gingen wir über den großen Hof, auf die Mauer an der Ostseite zu. Ich merkte, wie Karel wankte, er hatte kaum noch Kraft, aber er riss sich zusammen und behielt seine Schwester auf den Armen.
Vier Fackelträger folgten uns. Sie beleuchteten den makabren Trauermarsch.
Vor der Mauer blieb Karel stehen. Vorsichtig legte er seine tote Schwester zu Boden.
»Bring mir eine Schaufel!«, sagte er.
»Zwei!«, rief ich.
Die vier Fackelträger blieben stehen. Dafür verschwanden zwei andere Söldner.
Wir warteten. Niemand von uns sprach ein Wort. Der in den Burghof fallende Wind trocknete die Tränen auf den Wangen des jungen Karel Marek.
Die Söldner kamen zurück. Sie brachten zwei Schaufeln. Sie besaßen breite Flächen, wir würden viel damit schaffen können. Der junge Marek fing an.
Er stieß die Schaufel in die Erde und begann zu graben. Obwohl der Kampf gegen den Vampir Kräfte gekostet haben musste, arbeitete er wie ein Berserker. Dabei murmelte er ununterbrochen Worte vor sich hin, die ich nicht verstand.
Auch ich nahm ein Werkzeug zur Hand. Wir schufteten Hand in Hand. Die Männer schauten uns zu. Niemand sprach. Nur unser schweres Atmen war zu hören und das Klatschen, wenn der Lehm von der Schaufel rutschte und den kleinen Berg weiter vergrößerte.
Etwa eine halbe Stunde verging. Dann war das Grab tief genug für Ilona.
Beide kletterten wir aus der Grube. Karels Gesicht wirkte wie aus Stein gehauen. Kein Muskel zuckte mehr unter der glatten Haut.
Hastige Schritte ließen uns aufhorchen. Alle wandten sich um. Die Stumme lief über den Platz.
Sie rannte auf Karel Marek zu und drückte ihm etwas in die Hand. Es war ein kleines goldenes Kreuz. Ilona hatte es immer getragen.
»Das Erbstück der Mutter«, flüsterte Karel.
Ich konnte nicht mehr sprechen. Auch in meiner Kehle saß ein dicker Klumpen.
»Komm«, sagte Karel.
Gemeinsam hoben wir die Tote auf. Nur der Wind sang sein Lied, als wir sie in das feuchte Grab betteten.
Karel legte ihr das kleine Kreuz auf die Brust. »Damit du ewig vor den Blutsaugern geschützt bist«, murmelte er. Dann kletterte er aus der Grube und blieb neben dem Grab stehen. Er sprach ein letztes Gebet, bat den Herrgott, der Seele des Mädchens den ewigen Frieden zu geben. Auch ich faltete die Hände. Mein Blick glitt über die Tote hinweg und hoch zu dem Schlossturm, in dem Karel und ich die fünf Vampire besiegt hatten.
Die Brut hatten wir geschafft. Doch mein großes Problem war damit nicht aus der Welt geschafft.
Wie kam ich zurück in meine Zeit?
Ich war durch ein Dimensionstor in die Zeit direkt nach dem Dreißigjährigen Krieg gelandet, nun wollte und musste ich wieder zurück. Wie konnte ich das schaffen.
Karels Stimme unterbrach meine Gedanken. »Holt meinen toten Vater!« rief er.
Die Grube war breit genug, um zwei Leichen zu fassen. Vier Söldner brachten den Toten.
Karel und ich betteten den alten Stephan Marek neben seine Tochter. Wir sprachen noch ein Gebet und begannen damit, die Grube zuzuschaufeln. Schweigend verrichteten wir unsere Arbeit. Die feuchte Erde fiel auf die beiden Toten. Wie ein langer Mantel deckte sie alles zu. Bald schon waren sie nicht mehr zu sehen. Gesicht, Ober- und Unterkörper verschwanden, sodass wir das Grab rascher zuschaufelten.
Plötzlich ertönte über uns ein gewaltiges Rauschen. Alle schauten wir hoch.
Wir sahen die Wolken. Dünn umflossen sie einen fahlgelben Mond. Und der wurde verdunkelt.
Eine gewaltige Fledermaus tauchte auf, blieb hoch über unseren Köpfen in der Luft stehen und schrie mir ihren Racheschwur entgegen.
»Du, John Sinclair, bist schuld, dass mein Bruder gestorben ist. Doch die Rache der Schwarzblütler wird dich treffen!« Die Donnerstimme hallte über den Hof. »Dein Todesurteil ist gesprochen, John Sinclair …«
*
Gegenwart