John Sinclair 1436 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1436 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Ein Albtraum erfüllte sich. Eine Flugzeug-Crew nebst Passagieren in der Gewalt eines Highjackers.

So hatte es den Anschein. Aber es war kein Entführer. Es gab keine politischen Ziele. Es war auch kein Mensch, der die Fluggäste unter Kontrolle hielt und den Piloten zum Selbstmord getrieben hatte.

Es war der Geist eines uralten Schamanen. Und manchmal war er auch der Höllensohn.

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 134

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDer HöllensohnVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Der Höllensohn

Ein Albtraum erfüllte sich. Eine Flugzeug-Crew nebst Passagieren in der Gewalt eines Highjackers.

So hatte es den Anschein. Aber es war kein Entführer. Es gab keine politischen Ziele. Es war auch kein Mensch, der die Fluggäste unter Kontrolle hielt und den Piloten zum Selbstmord getrieben hatte.

Es war der Geist eines uralten Schamanen. Und manchmal war er auch der Höllensohn …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4207-6

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Der Höllensohn

Da war etwas!

Ein Geräusch, ein Laut, der so völlig fremd war und nicht in den Rahmen passte.

Glenda Perkins, die vor dem Computer saß, veränderte ihre Haltung. Sie drückte ihren Rücken ganz durch, saß steif, horchte noch einmal, bevor sie zwei Sekunden später den Kopf drehte, wobei ihre Anspannung innerlich noch zunahm.

Sie schaute auf die halb geöffnete Tür, die zum Büro führte, in dem normalerweise John Sinclair und sein Freund und Kollege Suko saßen. Jetzt war es leer – es sollte leer sein, denn John befand sich in Russland, wo er mithelfen sollte, einen Fall zu lösen, und Suko hatte sich zum Training verabschiedet …

So erlebte Glenda ruhige Stunden in London. Sie waren ebenso ruhig wie das Wetter draußen. Ein goldener Oktober mit Sonne und Wärme verwöhnte die Menschen in Stadt und Land, wobei sich erste Blätter bereits verfärbt hatten und im Licht der Herbstsonne gebadet wurden.

Es war demnach kein Mensch im Büro. Und doch war sich Glenda sicher, von dort ein Geräusch gehört zu haben, das sie leider nicht deuten konnte.

Die Frau mit den dunklen Haaren wartete ab. Konzentriert, die Augen offen, ebenso die Ohren.

Das Geräusch wiederholte sich nicht, aber Glenda wollte nicht daran glauben, dass sie sich geirrt hatte. So leicht unterlag sie keiner Täuschung.

Noch mal ließ sie einige Sekunden verstreichen, bevor sie sich erhob. Dass der Stuhl dabei etwas quietschte, ärgerte sie schon, war aber nicht zu ändern.

Sie bewegte sich langsam auf die offene Tür zu. Ihr Gesicht zeigte dabei einen angespannten Ausdruck. Direkt vor der Tür blieb sie noch für einen Moment stehen. Sie überschaute dabei die Hälfte des Zimmers, was ihr natürlich nicht reichte, und so gab sie sich einen Ruck und betrat mit einem langen Schritt das Büro.

Es war leer!

Es gab kein Geräusch! Kein Atmen, kein Kratzen – einfach nichts.

Ihr Misstrauen schwand trotzdem nicht. Glenda Perkins konnte sich auf ihre Wahrnehmungen verlassen. Erst recht, seit dieses Serum in ihren Adern floss, das ihr der Hypnotiseur Saladin verabreicht hatte. Sie hatte sich dadurch stark verändert, obwohl sie äußerlich die Gleiche geblieben war.

Zwei leere Schreibtische, die sich gegenüberstanden. Sonnenschein, der durch das Fenster fiel und dem Raum einen hellen Glanz gab. Aber nichts, was ein Geräusch hätte hinterlassen können. Es sei denn, der Verursacher hatte sich unsichtbar gemacht.

Sie drehte den Kopf, um in jeden Winkel zu schauen. Sogar den Papierkorb durchsuchte sie. In ihrer Nähe war es so still, dass sie nur ihren eigenen Atem hörte.

Sie spürte das Kribbeln auf der Haut. Glenda empfand es beinahe wie das Kratzen von spitzen Fingern, die immer höher glitten und sich ihrem Hals näherten. Selbst ihr Herzschlag hatte sich etwas beschleunigt. Auf der anderen Seite allerdings sagte sie sich, dass sie sich nicht verrückt machen lassen sollte.

Sie wandte sich dem geschlossenen Fenster zu. Es war durchaus möglich, dass von dort etwas eingedrungen war, denn Glenda rechnete mit allem. Angriffe aus dem Unsichtbaren waren ihr nicht unbekannt, denn die gleichen Kräfte, die sie besaß, beherrschte auch ihr großer Widersacher Saladin.

Ihre Gesichtszüge erstarrten, als sie noch in der Drehung etwas hörte. Zuerst vernahm sie so etwas wie ein Zischen, das deutlicher wurde, als es sich wiederholte.

Auch hatte sie den Eindruck, von einem kühlen Hauch berührt zu werden. Doch das konnte täuschen, weil sie sich in einem Zustand innerer Erregung befand.

Glendas Blick glitt durch das leere Büro. Ihre Spannung steigerte sich noch, und zugleich vermeinte sie, eine starke Bedrückung zu verspüren.

Das letzte Zischen hatte sie sich nicht eingebildet, und es wiederholte sich auch.

Nur etwas anders. Irgendwie melodischer. In gewissen Intervallen mit kurzen Pausen.

Zischen – das schon, aber zugleich hörte sie etwas anderes daraus hervor. Ein Wort oder Worte. Glenda spitzte die Ohren.

»Engländer oder Sinclair.«

Glenda tat nichts. Das Eis auf ihrem Rücken war geblieben. Sie hielt die Lippen zusammengedrückt und atmete nur durch die Nase. Die Augen hatte sie weit geöffnet. Sie wollte etwas sehen, aber es gab nichts zu sehen. Ihr Blick fiel ins Leere, und von einem Sprecher, dem die raue Flüsterstimme gehörte, entdeckte sie auch nichts.

Aber sie hatte sich nicht geirrt. So musste es eine Botschaft aus dem Unsichtbaren gewesen sein.

Glenda Perkins wusste nicht, wie lange sie auf dem Fleck gestanden hatte, als sie endlich wieder in der Lage war, sich zu bewegen. Sie drehte sich langsam auf der Stelle und suchte dabei erneut jeden Winkel des Büros ab.

Nichts war zu sehen. Es gab keine zweite Person in ihrer Nähe, da konnte sie noch so angestrengt schauen. Aber Glenda ging auch weiterhin davon aus, dass sie sich nicht geirrt hatte. Da war eine Flüsterstimme gewesen, und sie hatte Johns Namen gesagt und ihn auch als Engländer bezeichnet, und zwar abwertend und irgendwie hasserfüllt.

Da gab es also jemanden, der den Geisterjäger hasste und ihn sogar verfolgte.

Jetzt blickte Glenda auf die Uhr. Als mehr als eine Minute vergangen war und sich in dieser Zeit nichts getan hatte, entschloss sie sich, das Büro zu verlassen.

Sie ging nicht normal. Wieder schlich sie zurück und nahm hinter ihrem Schreibtisch Platz. Erst jetzt bemerkte sie, dass sich auf ihrem Gesicht ein dünner Schweißfilm gebildet hatte.

Das war nicht normal. Was da nebenan abgelaufen war, empfand sie schon als unheimlich. Es war so etwas wie ein Angriff gewesen. Ohne sichtbaren Feind.

Aber Feinde brauchten nicht unbedingt sichtbar zu sein, das hatte sie gelernt, und sie überlegte angestrengt, was sie unternehmen konnte. John Sinclair trieb sich irgendwo in Russland herum. Und um ihn schien es ja zu gehen.

Dort befand er sich wohl nicht in Gefahr, denn er hatte angerufen, erklärt, dass der Fall vorbei war und er bald wieder in London eintreffen würde. Das würde irgendwann am Mittag des nächstens Tages sein.

Glenda stellte sich immer wieder die Frage, wer hinter der Flüsterstimme steckte. War es ein Feind, der noch eine alte Rechnung offen hatte? Oder hing es vielleicht mit dem neuen Fall zusammen, den John in Russland zu erledigen hatte?

So scharf Glenda auch darüber nachdachte, sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Sie stocherte im Nebel und sah dabei keinen hellen Streifen.

Trotz allem wollte sie mit jemandem darüber reden. Den Gedanken an Sir James Powell verwarf sie. Da war es schon besser, wenn sie sich mit Suko in Verbindung setzte. Vielleicht hatte er ebenfalls etwas bemerkt, auch wenn die Möglichkeit sehr gering war.

Sie wusste, wo er trainierte. Auf seinem Handy anzurufen hatte wohl keinen Sinn. Deshalb rief sie in der Halle an.

Es meldete sich eine tiefe Männerstimme.

Glenda stellte sich vor und konnte nicht zu Ende sprechen, denn der Mann unterbrach sie.

»Ach ja, wir kennen uns zwar nicht, aber ich habe bereits viel von Ihnen gehört, Miss Perkins. Sie wollen Suko sprechen, nicht?«

»So ist es.«

»Soweit ich informiert bin, steht er unter der Dusche.«

»Gut, dann sagen Sie ihm bitte …«

»Nein.« Wieder wurde Glenda unterbrochen. »Er ist fertig und nähert sich bereits.«

»Das ist gut.«

»Moment, Miss Perkins.«

Wenig später hörte Glenda Sukos Stimme. »Wo brennt denn der Baum, wenn du hier anrufst?«

»Er brennt nicht. Er glimmt nicht mal. Aber ich kann mir vorstellen, dass er bald brennen könnte.«

»Ich höre.«

Glenda berichtete, was sie erlebt hatte. Sie kam sich dabei nicht einmal komisch vor, und auch Suko würde das so sehen. Dafür kannten sich beide gut genug.

»Mehr war es nicht«, sagte Glenda zum Schluss.

»Aber es hat gereicht – oder?«

»Mir schon. Und wenn du mich jetzt fragst, ob ich mich geirrt habe, dann muss ich dir sagen, dass es nicht so war. Ich habe mich nicht geirrt, denn ich habe dieses Geräusch und das anschließende Flüstern tatsächlich gehört. Auch den kühlen Hauch habe ich verspürt. Da ist von Sinclair die Rede gewesen und von dem Engländer.«

»Das ist schon seltsam.«

»Eben. Mehr kann ich dir nicht sagen, Suko. Du wirst sicherlich auch keine Erklärung dafür haben, aber ich wollte dich darüber informieren, was geschehen ist. Das ist alles.«

»Okay, das hast du getan. Und weiter? Soll ich wieder ins Büro kommen, damit wir gemeinsam überlegen, was wir tun können?«

»Nein, das würde nichts bringen, denke ich. Wir können ja nichts tun, wenn wir ehrlich sind.«

»Stimmt.« Suko räusperte sich kurz. »Hast du daran gedacht, John Bescheid zu geben?«

»Im Moment ist er noch in Russland. Und die Sache ist hier passiert. Ich will ihn nicht unnötig beunruhigen.«

»Stimmt auch wieder.«

Beide kamen zu dem Schluss, dass es besser war, erst mal abzuwarten und mit John darüber zu reden, wenn er wieder in London war.

Glenda Perkins legte den Hörer auf, blieb auf ihrem Platz sitzen und krauste die Stirn. Sie war in starkes Nachdenken verfallen. Sie nahm die unheimliche Begegnung keinesfalls auf die leichte Schulter. Zu viel war in ihrem Leben bereits passiert, zu viel Unglaubliches und Unwahrscheinliches.

Ein unsichtbarer Gegner ist verdammt gefährlich!, dachte sie. Man sieht ihn nicht, aber er sieht einen. Es konnte durchaus sein, dass sie ein Treffen mit einem Geist gehabt hatten, und für Geister gab es keine Grenzen, selbst nicht zwischen verschiedenen Welten. Wenn sie alles in die richtige Reihenfolge brachte, musste sie davon ausgehen, dass sich dieser Geist auch dort bewegen konnte, wo sich John Sinclair aufhielt. Aber warum hatte er sich dann hier im Büro gemeldet?

Eine Antwort fand sie nicht, aber das Gefühl, das in ihr steckte, war nicht eben ein gutes. Die nahe Zukunft verhieß Ärger – wenn nicht sogar Unheil …

*

Karina Grischin lächelte mich an. Wir mussten Abschied voneinander nehmen, daher war es eher ein schmerzliches Lächeln.

Karina hatte es sich nicht nehmen lassen, mich nach Moskau zu begleiten. Ihr Partner Wladimir Golenkow, der auch mein Freund war, musste noch in Sibirien bleiben, wo Karina und ich den letzten Fall erlebt hatten.

Bei uns war ein bitterer Beigeschmack zurückgeblieben. Der große Feind, ein uralter Schamane, war zwar erledigt, aber das galt nur für seinen Körper. Er selbst hatte uns auf seinen Geist hingewiesen, denn er war in der Lage, ihn vom Körper zu trennen, und den Geist hatten wir nicht einfangen können.

So hofften wir darauf, dass er sich in fremde Sphären zurückgezogen hatte und nie wieder auftauchte. Ganz sicher konnten wir allerdings nicht sein. Sollte ich etwas davon merken, musste ich Karina Grischin sofort Bescheid geben, das hatte ich ihr versprochen.

Wir waren pünktlich am Flughafen eingetroffen und erfuhren dort, dass die Maschine nach London Verspätung hatte. Gründe dafür waren nicht genannt worden, und man hatte auch keine Zeit angegeben.

So konnten wir noch etwas zusammenbleiben, denn Karina wollte auf keinen Fall zurück in die Stadt fahren und sich in ihr Büro setzen. Sie bestand darauf, den nächsten Kaffee auszugeben, der sogar leidlich schmeckte.

»Und was erwartet dich in London, John?«

Ich hob die Schultern. »Bisher noch nichts.«

Jetzt wurde ihr Lächeln breiter. »Also Urlaub.«

»Ha.« Ich legte meinen Kopf zurück. »Schön wäre es. Aber damit kann ich nicht dienen. Es gibt da noch ein Büro, und dort zu hocken, das ist …«

»Besonders schön«, beendete sie meine Antwort auf ihre Weise.

»Wie kommst du darauf?«

»Wegen Glenda Perkins.«

»Ach so, ja. Nun, sie ist unsere Assistentin …«

Die Russin legte den Kopf schief und schaute mich von der Seite her an. »Nicht mehr?«

»Nein – ähm …«

Ihr Lachen traf mich voll. Sie winkte ab. »Hör auf, John. Du brauchst dich nicht herauszureden. Du hast mit Glenda schon mehr erlebt als nur das berufliche Zusammensein.«

Ich spielte mit meiner Tasse. Mehr eine Geste der Verlegenheit. »Man ist auch nur ein Mensch.«

»Und ein Mann.«

»Das ist wohl nicht zu übersehen.«

»Genau.« Karinas Blick nahm einen träumerischen Ausdruck an. »Erinnerst du dich noch an London? An unsere erste Begegnung? Logan Costello, bei dem ich Leibwächter spielen musste?«

»Das werde ich nie vergessen.«

»Und es ist verdammt lang her.«

»Du sagst es.«

In der nächsten Zeit hingen wir beide unseren Gedanken nach. Ich war froh, Karina zu kennen, ebenso ihren Freund und Partner Wladimir Golenkow. Beide arbeiteten sie für den russischen Geheimdienst, aber sie bewegten sich dabei auf einem besonderen Parkett. Sie waren diejenigen, die sich um rätselhafte Fälle kümmerten, analog zu meinem Job. Auch in Russland hatte man einsehen müssen, dass im Leben nicht alles mit rechten Dingen zuging. Da hielten Wladimir und Karina die Augen offen. Zudem hatten sie überall in diesem Riesenland ihre Informanten sitzen, was sehr wichtig für beide war.

Die Russin schaute auf die Uhr. »Eine halbe Stunde sind wir bereits drüber.«

»Bitte, Karina, wenn du keine Zeit hast, dann …«

»Doch, doch die habe ich. Ich würde mich gern mal erkundigen, was los ist.«

»Tu das.«

Karina wollte zunächst noch ihre Tasse leeren. Ich schaute indes in die Runde.

Es herrschte natürlich viel Betrieb. Menschen hasteten hin und her oder standen in Schlangen vor den Eincheckschaltern. Auf großen Tafeln waren die Informationen abzulesen. Immer wieder bewegten sich dort Buchstaben und Zahlen, aber für meinen Flug war noch keine Zeit angegeben.

Mir fielen auch die Sicherheitsleute auf, die überall herumstanden. Sie waren mit Maschinenpistolen bewaffnet und standen durch Sprechfunk miteinander in Verbindung. Die kleinen Mikrofone befanden sich dicht vor ihren Lippen.

Mit fiel eine junge Frau auf, die eine große Felltasche trug. Der rote Mantel wehte bei jedem Schritt, und in der linken Hand hielt sie ein Handy, in das sie sprach.

Sie ging recht langsam und gehörte somit zu den wenigen Fluggästen, die noch Zeit hatten.

Sie blieb sogar stehen, stellte ihre Felltasche ab und redete weiterhin mit ihrem Gesprächspartner.

»So, dann gehe ich mal«, sagte Karina.

»Okay, ich warte.«

Karina Grischin drehte sich um. Es war wirklich alles normal, und niemand hätte auch nur den leisesten Verdacht schöpfen können, dass plötzlich etwas passieren konnte.

Aber es passierte.

Und das lag weder an Karina Grischin noch an mir, sondern an der Frau im roten Mantel.

Alles ging wahnsinnig schnell, und trotzdem hatte ich den Eindruck, es verzögert zu erleben, denn innerhalb der nächsten Sekunde befanden wir uns mitten in einer Orgie der Gewalt …

*

Die Frau im roten Mantel schien sich in einen roten Schatten zu verwandeln, als sie sich mit einer schon irren Geschwindigkeit bewegte, und obwohl es Zeugen genug gab, war zunächst keiner in der Lage, zu reagieren.

Der rote Mantel flog auf einen der Sicherheitsleute zu. Es war ebenfalls eine Frau. Sie wurde völlig überrascht.

Die andere war innerhalb einer Sekunde bei ihr, und plötzlich hielt sie deren Waffe in der Hand. Mit der Maschinenpistole in ihrem Besitz wirbelte sie herum, und noch in der Bewegung drückte sie ab.

In den nächsten Sekunden spie die Waffe Tod und Verderben. Das harte Rattern der Abschüsse war zu hören, und darin mischten sich die gellenden Schreie der Menschen.

Sekunden des Grauens und auch der Lähmung, die die meisten Menschen befallen hatte. Auch Karina und ich blieben davon nicht verschont, aber unsere Schrecksekunde dauerte weniger lang.