John Sinclair 1437 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1437 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Der Tod ist weiblich! Das behaupten Italiener und Franzosen. Maler hatten dies übernommen und entsprechende Motive in ihren Werken verwendet. Außerdem kann der Tod zahlreiche Gestalten annehmen und sich so unerkannt den Menschen nähern.

Wir erlebten ihn als Engel. Doch sein wahres Gesicht sahen wir erst, als ich in einem Sarkophag lag und dieser Engel meinen Tod wollte ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 136

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDer weibliche TodVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Der weibliche Tod

Der Tod kann zahlreiche Gestalten annehmen und sich so unerkannt den Menschen nähern. Wir erlebten ihn als Engel. Doch sein wahres Gesicht sahen wir erst, als ich in einem Sarkophag lag und dieser Engel meinen Tod wollte …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4208-3

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Der weibliche Tod

»Du kannst nicht ganz normal sein, Sly!«

»Warum nicht?«

Dora Young lehnte sich rücklings gegen die Friedhofsmauer. »Es hier treiben zu wollen!«

Sly Fisher kicherte. »Warum nicht? Das ist doch super. Mal was anderes. Eine Umgebung, in der uns niemand stört. Und die Toten, die tun dir nichts. Die schlafen für immer.«

»Trotzdem.«

Fisher gab nicht auf. Er trat noch näher an Dora heran und strich über ihre Brüste. Er wusste, dass es ihr gefiel. »Es ist zwar Oktober, aber noch warm genug. Und in meine Bude können wir nicht. Da ist Besuch.«

Dora schaute an sich hinab. Sie spürte, dass ihr Widerstand schmolz. Sly wusste verdammt genau, wo er hinzufassen hatte. Im Prinzip hatte er ja Recht. Noch bevor sie den nächsten Satz herauspresste, war der Widerstand bereits gebrochen.

»Aber nicht hier.«

»Davon war auch nicht die Rede.« Sly spielte weiter und schob seine Hände unter das hellbraune Shirt mit der Aufschrift GREAT. »Ich kenne einen besonderen Platz.«

»Du kannst einen ganz schön fertig machen.«

»Klar.«

»Und wo ist der Platz?«

Die Hände verharrten. Mit den Fingerspitzen streichelte er die nackte Haut. »Das will ich dir sagen. Hinter der Leichenhalle.«

»Was?«

»Ja. Da hat der Gärtner das Gras abgeladen. Es ist noch frisch. Ein Bett aus Heu.«

»Okay, Sly, okay.«

In den Augen des jungen Mannes glitzerte es. Er wusste, dass er gewonnen hatte.

Beiden war der Friedhof nicht fremd, aber Sly kannte ihn am besten. Er hatte sich auch bewusst den bestimmten Platz ausgesucht, und was er gesagt hatte, das stimmte. Wunderbar weiches Gras, hoch getürmt zu einem kleinen Hügel.

Sly und seine Freundin kannten sich seit einigen Wochen. Im Anfang hatte sich Dora recht zurückhaltend gezeigt, doch als es dann wirklich zur Sache ging, da war sie hemmungslos geworden. Da hatte sie von allem gar nicht genug bekommen können. Sly hatte nur gestaunt, und jetzt war Dora auch bereit, es im Freien mit ihm zu treiben.

Besser konnte es nicht laufen. Er wunderte sich zudem über sich selbst. Früher hatte er immer mehrere Perlen gehabt, so nannte er seine Freundinnen, doch seit er Dora kannte, war das anders, da hatte es ihn tatsächlich erwischt.

Sie gingen.

Dora drängte sich an ihn. Sie war keine von diesen schlanken Hippen. Man konnte sie als junge Frau mit Figur bezeichnen, und dazu zählten auch die runden Hüften und die Brüste, auf die sie so stolz war.

Sie kicherte, wenn Sly beim Gehen über ihren Rücken strich oder seine Finger auch über den nackten Bauch gleiten ließ, der sich zwischen Hose und T-Shirtrand präsentierte. Der Nabel war mit einem silbernen Ring gepierct.

Angst vor einer Entdeckung brauchten sie nicht zu haben. Um diese Zeit gab es keine Besucher mehr auf dem Friedhof, und das wenige Personal hatte ebenfalls Feierabend.

Sly suchte immer irgendwelche Plätze aus, wenn seine Bude besetzt war. Sie überließ er hin und wieder einem Kumpel, wenn der jemanden aufgegabelt hatte.

Es war noch nicht ganz dunkel. Ein grauer Schatten hatte sich über das Gelände gelegt und war dabei, Bäume und Sträucher zu verschlucken.

Die Gräber mit ihren Kreuzen und Steinen verschwammen in diesem Grau. Manchmal sah es so aus, als würden sie in die Erde einsinken, um die darunter liegenden Toten zu besuchen.

Sie ließen die alten Gräberfelder links liegen und hielten sich mehr in der Nähe der Mauer, die schon viele Jahrzehnte den Friedhof umgab.

Um diese Zeit trugen die Bäume noch ihr Laub, das sich bereits stark verfärbt hatte. Sie schirmten die alte Leichenhalle ab. Nur das Dach der Halle tauchte hin und wieder zwischen den Baumlücken auf.

Der Grashügel lag nicht weit von der Mauer entfernt. In der Nähe standen auch die beiden großen Container für den Bioabfall. So waren die beiden ziemlich gut vor unerwünschten Blicken geschützt.

Auf den letzten Metern schob Sly seine Freundin vor sich her. Die Hände hatte er dabei um ihre Hüften gelegt, und sie hörte auch sein leises Lachen.

»Na?«

Dora blieb stehen. Sie schaute nach vorn. Dort war der Heuhügel deutlich zu sehen und auch zu riechen, denn das Gras war noch relativ frisch.

»Hier?«

»Klar.«

»Ich weiß nicht …«

Sly flüsterte an ihrem rechten Ohr. »Es ist super, Süße, das wirst du bald spüren. Wunderbar weich. Du kannst dich wohl fühlen, du wirst einfach hineinfallen, und ich werde …« Er sprach nicht mehr weiter, sondern fummelte bereits am Gürtel ihrer Hose herum.

Dora lachte. »Nicht, Sly, ich weiß nicht …«

Sie zierte sich immer, das kannte er. Deshalb ließ er sich davon nicht aus dem Konzept bringen. Ein kleiner Schubs reichte aus, um Dora aus dem sowieso schon instabilen Gleichgewicht zu bringen. Sie fiel nach vorn, streckte die Arme aus und landete im Heu. Begleitet wurde sie vom Lachen ihres Freundes.

Das Gras war weich, duftete, und sie tauchte tief hinein. Ihr Gesicht wurde von den weichen Grashalmen gestreichelt, aber in dieser Haltung wollte sie nicht bleiben. Deshalb drehte sie sich so schnell wie möglich wieder um.

Sly stand vor ihr. Nicht mehr lange, dann kniete er. Er wusste, wie es laufen sollte. Doras Hose saß ziemlich eng, da musste er schon zerren, um sie abstreifen zu können.

Dora würde ihm dabei helfen, das verstand sich, aber sie kam nicht dazu. Etwas störte sie. Es war nicht Sly, sondern etwas, das sich hinter ihm abspielte.

Plötzlich wurde ihr heiß und kalt zugleich. Sie konnte nicht glauben, was sie sah, und fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen. Das war unmöglich …

Sly bemerkte die Veränderung im Gesicht seiner Freundin. Das war nicht normal, sie schien überhaupt nicht bei der Sache zu sein. Sonst half sie mit, kicherte auch, und manchmal spielte sie dabei sogar mit ihren Brüsten.

Aber jetzt …

Ein starrer Blick.

Lippen, die sich bewegten, ohne dass ein Laut aus ihrer Kehle drang. Das war nicht normal.

Sly ließ die Hose los. Er schüttelte den Kopf und fragte dabei: »Was hast du denn?«

»Da – da …«

»Wo?«

»Hinter dir.«

»Was ist da?«

»Da – da – geht jemand. Eine Frau – ehrlich.«

»Quatsch, du …«

»Sie hat nichts an«, unterbrach Dora ihn flüsternd und zog gleichzeitig die Beine an. »Ja, sie ist nackt.«

Sly konnte nicht mehr sprechen. Er lachte auch nicht, denn er schaute in das veränderte Gesicht seiner Freundin. Ihm wurde allmählich bewusst, dass Dora sich nichts einbildete, und seine Neugierde wurde übergroß.

Mit einem unbehaglichen Gefühl drehte er sich um. Er sah zunächst nur die Laubbäume und Sträucher, die in der Nähe der Leichenhalle standen und die dort aufgebahrten Toten zu bewachen schienen.

Da war also nichts. Es gab keine Veränderung. Oder vielleicht doch?

Sein Herz klopfte plötzlich schneller. Etwas rieselte über seine Kopfhaut hinweg, als wollten sich die Haare dort in die Höhe stellen. Was er sah, war unglaublich.

Da bewegte sich tatsächlich eine nackte Frau von rechts nach links an der Halle entlang.

Sie war nicht zu hören. Sie war ein Phantom, das sich lautlos voranbewegte.

Aber das war noch nicht alles, denn auf ihrem Rücken trug sie ein filigranes Flügelpaar …

*

Weder Sly noch Dora sagten ein Wort. Sie dachten auch nicht mehr an den Grund, weshalb sie hier auf dem Friedhof waren. Der Anblick raubte ihnen den Atem, und sie waren nicht mehr fähig, normal zu denken.

Die Frau mit dem filigranen Flügelpaar war nicht mal weit von ihnen entfernt. Zumindest so nah, dass sie sie hätten hören müssen. Nur war das nicht der Fall. Sie hörten kein Geräusch. Diese Person bewegte sich lautlos. Sie glitt über den Boden hinweg, und sie schaute dabei weder nach rechts noch nach links. Ihr Blick war ausschließlich nach vorn gerichtet, als gäbe es dort ein Ziel.

Der nackte Körper schimmerte ein wenig heller, als die Umgebung es war. Ihre Haare waren dunkel, kurz geschnitten und lagen sehr flach an.

Dora und Sly staunten. Sie sagten nichts, sie schüttelten die Köpfe und blickten immer wieder auf den Rücken der nackten Person. Sie trug dort tatsächlich zwei Flügel, aber die wirkten nicht echt. Sie machten auf sie den Eindruck als wären sie aus Draht geflochten worden, der mit einer hellen Farbe bestrichen worden war.

Noch zwei, drei Schritte entfernte sie sich von ihnen, dann hatte die Dunkelheit sie verschluckt.

Dora stand auf. Das leise Rascheln des Heus schien ihr in der Stille lauter als normal zu sein. Zitternd blieb sie neben Sly stehen. An ihr Vergnügen dachten sie längst nicht mehr. Jetzt ging es nur noch darum, was sie gesehen hatten, und das fassten beide nicht.

Selbst Sly, der wirklich nicht auf den Mund gefallen war, brachte kein Wort hervor.

Dora Young fasste sich zuerst. Ihre Stimme zitterte. Sie musste die Worte erst suchen, und sie schüttelte den Kopf.

»Hast du das gesehen?«, fragte sie, um sich zu vergewissern, dass sie sich nicht getäuscht hatte.

»Ja, habe ich.«

»Und?«

»Ich weiß nicht. Das war eine Frau, eine Nackte.«

Dora nickte. »Nicht nur das, Sly. Sie hatte auch etwas auf dem Rücken. Hast du das auch gesehen?«

»Ja.«

»Und …?« Dora wollte den Begriff nicht aussprechen, weil sie sich selbst nicht sicher war.

»Flügel, das müssen Flügel gewesen sein«, antwortete er mit leiser Stimme.

»Ja – ja, das waren sie. Eine Frau mit Flügeln, Sly. Weißt du, was das bedeutet?«

Er kannte die Antwort. Nur traute sich Sly nicht, es auszusprechen. Er fühlte sich völlig verunsichert, und so wurde das, was er aussprach, zu einer Frage. »Wohl ein Engel?«

»Genau.«

Jetzt musste der 25-Jährige lachen. Es war allerdings mehr ein Glucksen. »Scheiße, es gibt keine Engel. Das ist doch einfach nur Quatsch. Wer glaubt schon daran?«

»Ich.«

»Ha, echt?«

Dora nickte mit starrem Gesicht. »Ja, ich glaube daran. Ich glaube wirklich, dass es ein Engel gewesen ist. Die Flügel …«

»Waren komisch. Wie aus Draht.« Sly wollte wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. »Engelsflügel sehen doch eigentlich anders aus. Das sieht man auf den Bildern.«

»Weiß ich nicht. Da kann es Unterschiede geben.«

Sly nickte. Er wusste nicht, was er noch sagen sollte. Sein Blick war dorthin gerichtet, wo die Gestalt verschwunden war. Die graue Dunkelheit des Friedhofs hatte sie verschluckt.

»Was machen wir?«, fragte Dora.

»Verschwinden. Abtauchen.«

»Und weiter?«

»Nichts weiter. Wir verlassen den Friedhof. Wir ziehen uns ein paar Gläser rein, verstehst du?«

»Ja, schon.« Dora nickte. »Aber nicht sofort.«

»Was heißt das?«

»Das kann ich dir sagen. Die – die Frau hat mich neugierig gemacht. Ich bin von ihr fasziniert, ehrlich.«

»Hä?«

»Ja.«

»Und weiter?«

Dora quälte sich mit der Antwort ein wenig herum. »Wenn du nichts dagegen hast, möchte ich sie sehen. Suchen und finden.«

Sly glaubte, sich verhört zu haben. »Das kann doch nicht dein Ernst sein!«

»Ist es aber. Es ist mein völliger Ernst. Diese Frau hat mich fasziniert.«

»Und du hast keine Angst vor ihr?«

»Nein, das habe ich nicht.«

Sly musste es erst verdauen. Er strich durch sein dichtes Haar. Die dunkle Flut hatte er nach hinten gekämmt und sie mit Gel beschmiert, damit sie hielt.

»Ich weiß nicht …«

Wenn Dora sich mal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann blieb es auch dabei. Da machte sie auch in diesem Fall keine Ausnahme.

»Du kannst ja hier auf mich warten. Ich werde versuchen, sie zu finden, und ich habe keine Angst. Darauf kannst du dich verlassen.«

»Das ist doch verrückt.«

»Nein, das ist es nicht. Es ist nicht verrückt.« Sie deutete auf ihr Herz. »Hier spüre ich es, dass ich ihr nachgehen muss. Ich will sie einfach sehen.«

»Bist du dir sicher?«

»Ja. Du kannst ja hier stehen bleiben. Ich bin schnell wieder zurück.«

Sly überlegte. Sollte er, sollte er nicht? Er wollte nicht als Feigling gelten, aber was er da gesehen hatte, diese Person mit den Flügeln auf dem Rücken, das war schon etwas Besonderes. Damit hatte er seine Probleme.

»Dora ich …«, mehr sagte Sly nicht und zog seine ausgestreckte Hand auch wieder zurück, denn es gab keinen Ansprechpartner mehr für ihn.

Dora war bereits im Dunkeln verschwunden …

*

Ich lebte noch, und dass ich noch lebte, glich einem Wunder. Wobei dieses Wunder einen Namen hatte.

Es hieß Glenda Perkins. Wäre sie nicht gewesen, wäre eine voll besetzte Linienmaschine über London abgestürzt, und es wäre zu einer gewaltigen Katastrophe gekommen.

Wirklich im letzten Augenblick hatte sie mich zusammen mit sich selbst und mit dem, was in mir steckte, aus dem Flugzeug weggebeamt und in Sicherheit gebrach. Zugleich hatte es mein Kreuz mit Hilfe der Erzengel geschafft, den Geist eines uralten Schamanen zu töten, der mich als Mensch praktisch übernommen hatte.

Den Körper hatte ich längst vernichtet. Das war im westlichen Sibirien passiert, doch der Geist hatte Rache geschworen und war mir in die Linienmaschine Moskau – London gefolgt.1

Während des Flugs hatte er seine Grausamkeit bewiesen. Ein Purser und der Chefpilot hatten ihr Leben verloren. Der Flieger war dann vom Co-Piloten sicher gelandet worden.

Aber nicht nur ich war in die Klauen des Geistes geraten. Er hatte sich auch einen russischen Geistlichen ausgesucht, einen Popen namens Konstantin, der sich ebenfalls im Flieger befunden hatte. Als der Geist in ihm steckte, war er auf eine schreckliche Art und Weise verändert worden. Sein Aussehen war geblieben, aber er hatte sich dabei als Höllensohn bezeichnet und war in dieser Verfassung überhaupt nicht mit dem Menschen zu vergleichen gewesen, als den ich ihn kennen gelernt hatte.

Dank Glendas Einsatz hatten wir alles überstanden, und ich musste dem Popen Recht geben, als er mir riet, meinen Geburtstag noch mal neu zu feiern.

Ich hielt mich auch daran, und so war es zu einem Treffen zwischen uns gekommen, an dem natürlich Glenda Perkins sowie Suko und Shao teilnahmen.

Ausgesucht hatte Konstantin das Lokal. Es war ein russisches Restaurant, und es lag auch nicht weit von der russischen Botschaft entfernt, sodass sich der Besitzer über Gäste nicht zu beklagen brauchte.

Wir hatten uns einen Tisch in der Ecke ausgesucht und ein leckeres Essen bestellt. Die Blinis als Vorspeise durften natürlich nicht fehlen. Danach aßen wir gut gewürztes Schweinefleisch mit gekochten Kartoffeln.

Trinken mussten wir auch. Da hielten sich Shao und Suko zurück. An ihrem Wodka nippten sie nur, auf Bier verzichteten sie auch und tranken Wasser.

Wir sprachen den Fall noch mal durch, und Konstantin, ein großer, dunkelhaariger Mann mit einem schwarzen Oberlippenbart, zeigte sich über unseren Einsatz nicht mal überrascht.

Er lächelte während des Essens immer wieder vor sich hin und sah so aus, als wüsste er mehr.

Das Lokal war rustikal eingerichtet. Die Decke wurde von Balken getragen. Herbstlaub hing girlandenartig dazwischen. Es war künstlich, und so hielt es über Jahre hinweg.

Russische Musik war zu hören. Natürlich Folklore. Die Lieder und instrumentalen Stücke passten zu den Gemälden an den Wänden, deren Motive die Vielfalt der russischen Landschaft wiedergaben.

Hier verkehrten Angehörige der russischen Botschaft, die aber auch ihre ausländischen Freunde mitbrachten, und so konnte das Publikum als international bezeichnet werden.

Nach dem Essen gab es wieder Wodka. Darauf hatte unser Freund Konstantin bestanden.

Das harte Getränk wurde in nicht eben kleinen Gläsern serviert. Das waren schon halbe Wassergläser, aber ich hütete mich, sie auf Ex zu leeren.

Konstantin nicht. Sogar Glenda Perkins versuchte es. Und als sie es geschafft hatte und unseren Beifall hörte, da verdrehte sie die Augen und schnappte nach Luft.

»Nein, nein, einmal und nie wieder!«, brachte sie keuchend hervor. »Das ist ja Wahnsinn!«