John Sinclair 1438 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1438 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Schon immer war in den Märchen, Sagen und Überlieferungen der Menschen von Riesen die Rede gewesen. Sie zogen sich durch alle Mythologien und Kulturen.

Aber wer glaubte schon an sie?

Nur einige wenige Personen wie der Archäologe und Geologe Dr. Brokman. Er aber bezahlte sein Wissen mit dem Leben. Doch er hatte seine Entdeckungen noch einer Freundin in London mitteilen können. So kamen Bill Conolly und ich ins Spiel. Gemeinsam erlebten wir die Urzeit-Falle.

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 136

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDie Urzeit-FalleVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Die Urzeit-Falle

Schon immer war in den Märchen, Sagen und Überlieferungen der Menschen von Riesen die Rede gewesen. Sie zogen sich durch alle Mythologien und Kulturen.

Aber wer glaubte schon an sie?

Nur einige wenige Personen wie der Archäologe und Geologe Dr. Brokman. Er aber bezahlte sein Wissen mit dem Leben. Doch er hatte seine Entdeckungen noch einer Freundin in London mitteilen können. So kamen Bill Conolly und ich ins Spiel. Gemeinsam erlebten wir die Urzeit-Falle …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4209-0

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Die Urzeit-Falle

Die Fischer von Andros hatten Dr. Ethan Brokman gewarnt. Man hatte ihm geraten, die kleine, unbewohnte Insel nicht zu betreten, weil dort etwas Unheimliches lauerte, das nicht erweckt werden durfte.

Der Geologe hatte nicht auf die Warnungen der Einheimischen gehört. Zu sensationell war die Entdeckung, die er auf der Insel gemacht hatte …

Teresa Hayward wohnte außerhalb von London in einer Gegend, in der die Welt noch in Ordnung war. Dass uns dort etwas Unheimliches und Unwahrscheinliches erwarten sollte, konnte ich kaum glauben. Aber das Leben steckt ja immer voller Überraschungen, und so vertraute ich meinem Freund Bill Conolly, der halbwegs Bescheid wusste und mich auf die entsprechende Spur gebracht hatte.

»Sie ist eine Bekannte von mir«, hatte er mir gesagt. »Eine ausgezeichnete Wissenschaftlerin.«

»Sehr gut und weiter?«

»Jetzt steht sie vor einem Rätsel.«

Ich hatte dann erfahren, dass Teresa Hayward Geologin und ihr bevorzugtes Interessengebiet die Länder rund um das Mittelmeer waren. Was sie bei ihren Forschungen entdeckt hatte, damit wollte Bill nicht herausrücken, und ich wusste nicht, ob er überhaupt voll informiert war. Jedenfalls musste es sich um etwas handeln, das auch mich berührte, und wenn ich an das Mittelmeer dachte, dann kam mir sofort der Begriff Atlantis in den Sinn.

So weit wollte ich nicht vorgreifen. Zunächst mal war nichts von einer Gefahr zu sehen, als wir durch die kleine Siedlung mit ihren schmucken Häusern rollten und nach wenigen Minuten vor einem bestimmten Haus anhielten, in dessen Vorgarten mir die Sommerblumen auffielen, die allmählich verblühten.

Der Herbst nahte, auch wenn sich das Wetter in den letzten beiden Wochen so prachtvoll gehalten hatte und eine kräftige Sonne die Menschen verwöhnte.

Damit würde es bald vorbei sein. Aus Westen näherte sich Unheil. Noch lag das Tief über dem Atlantik. In der Nacht würde es dann auf die britischen Inseln übergreifen und Wolken, Regen und Sturm bringen, wenn man dem Wetterbericht glauben durfte.

Die Gegend hier hatte einen großen Vorteil. Man fand immer einen Parkplatz. Bill ließ seinen Porsche hinter einem Ford Focus ausrollen und nickte zufrieden.

»Du freust dich, nicht?«

Er grinste mich an. »Und ob ich mich freue. Ich habe das Gefühl, dass sich die Dinge hier zu einem interessanten Fall entwickeln können. Und noch mal, John. Teresa Hayward ist keine Spinnerin. Die geht wirklich mit einem sehr klaren Blick durch die Welt. Ich habe von ihr schon manche Informationen bekommen, und die waren allesamt sehr sachlich gehalten.«

»Okay, schauen wir mal.«

Wir stiegen aus. Wind war aufgekommen. Wir spürten ihn auf unseren Gesichtern. Das wenige Laub, das bereits von den Bäumen gefallen war, wurde wie von einem riesigen Besen über die Straße getrieben und sammelte sich in irgendwelchen Ecken, wo es bunte Haufen bildete.

Das Haus war hell gestrichen. Der Vorgarten sah noch grün aus. Die Scheinakazie vor dem Haus schützte vor der Sonne, und der schmale Weg bis zur Tür führte an einer weiß gestrichenen Sitzbank vorbei, auf der ein Topf mit bunten Astern stand.

Die Geologin hatte unsere Ankunft bemerkt und erwartete uns an der Haustür.

»Lebt sie allein hier?«, erkundigte ich mich.

»Ja. Teresa war nie verheiratet. Oder nicht, dass ich wüsste. Sie ist eine Workaholic, die in ihrem Job regelrecht aufgeht.«

Vom Aussehen her widerlegte Teresa Hayward den Eindruck von einer trockenen Wissenschaftlerin. Man konnte sie als durchaus attraktiv bezeichnen. Ihre dichten blond-roten Haare fielen auf. Sie trug eine weiße Bluse und blaue Jeans. Um die Taille hatte sie ein buntes Tuch gebunden, wie es in der letzten Zeit modern geworden war.

Ihr Lächeln war breit und wirkte auf keinen Fall künstlich. Sie hatte strahlend weiße Zähne, und die Augen zeigten einen leicht grünlichen Schimmer. Vom Alter her schätzte ich sie auf Mitte dreißig.

»Na, da seid ihr ja!«, begrüßte sie uns und umarmte Bill. »Lange nicht gesehen.«

»Und doch wieder erkannt.«

»Na, du hast dich nicht verändert.«

»Hör auf, Teresa. Jeder wird älter. Nur du bist die rühmliche Ausnahme.«

»O ja, lüg nur weiter so. Ich brauche nur in den Spiegel zu schauen, da sieht es dann anders aus.«

Bill drehte sich nach links. »Das ist übrigens John Sinclair, von dem ich dir erzählt habe.«

»Oh, ich freue mich, ich war bereits gespannt.« Sie reichte mir die Hand. »Ich heiße Teresa. Willkommen, John.«

Ich war über ihre Bekanntschaft ebenfalls erfreut. Es stimmte mich immer positiv, Menschen zu begegnen, denen man es ansah, dass sie ihr Leben in die eigenen Hände genommen hatten und es auch meisterten. Zu dieser Spezies gehörte Teresa Hayward.

»Kommt erst mal rein. Da können wir reden.«

Das Haus hatte eine erste Etage, aber in die gingen wir nicht. Wir blieben unten in einer hellen Umgebung, doch hier gab es praktisch nur ein Zimmer. Ob die Geologin darin auch lebte, war nicht zu erkennen. Jedenfalls arbeitete sie hier.

Durch ein großes Fenster schaute man in den kleinen Garten, der von einem Rasenstück beherrscht wurde.

Ein großer Schreibtisch spielte hier im Zimmer die Hauptrolle. Auf ihm hatten der Computer ebenso Platz wie ausgebreitete Landkarten und die Telefonanlage. Landkarten bildeten zudem einen zweiten Teppich auf dem Boden. Die helle Tapete an den Wänden wurde teilweise von großen Fotografien verdeckt, die karge Landschaften zeigten. Berge, keine Wälder oder Bäche. Alles wirkte irgendwie menschenfeindlich und nicht eben einladend, dort einen Urlaub zu verbringen. Arbeitsmaterial für eine Geologin eben.

Teresa bat uns, Platz zu nehmen.

Mit hellem Segeltuch bespannte Stühle luden dazu ein. Ein runder Tisch bildete den Mittelpunkt, und auf ihm lag nichts, was mich fast wunderte.

Teresa brachte Getränke. Wir stimmten dem angebotenen Mineralwasser zu.

Sie lächelte. »Es freut mich wirklich, dass ihr gekommen seid …«

»Wenn du rufst, Teresa …«

»Hör auf, Bill.« Sie schaute mich an. »Er ist noch immer der gleiche Charmeur.«

Ich nickte. »Klar, er versucht es immer noch.«

»Nur in allen Ehren«, verteidigte sich Bill.

»Sicher, ich kenne doch deine Frau.«

In der nächsten Minute erfuhr ich, dass Teresa Hayward mit Sheila Conolly auf dieselbe Schule gegangen war, und ihr war auch Sheilas Vater gut bekannt gewesen.

Allmählich gewöhnte ich mich an die Umgebung und fühlte mich recht wohl. Ich war auch sicher, dass Teresa bald auf das Thema zu sprechen kommen würde, und hatte mich nicht geirrt, denn sie wandte sich an Bill Conolly.

»Hast du John schon eingeweiht?«

»Nein. Wie sollte ich?«

»Ich habe dir doch von den Fotos erzählt.«

Bill winkte ab. »Es ist besser, wenn du ihm das erklärst.«

»Okay.«

Die letzten Sätze hatte in mir eine gewisse Spannung erzeugt. Ich schaute der Geologin nach, als sie zu ihrem Arbeitsplatz ging und von dort mit einem großen Umschlag zurückkehrte.

»Hier sind die Beweise.«

Der Umschlag war nicht zugeklebt. Sie kippte ihn, und so konnten die Fotos herausrutschen und sich auf dem Tisch verteilen. Es waren keine farbigen Aufnahmen. Sie alle zeigten nur ein Motiv. Sehr viel Landschaft, keine Menschen.

Teresa drehte die Aufnahmen so, dass sie richtig herum lagen. »Und nun schaut sie euch genau an.«

Das taten wir. Die Geologin ließ uns in Ruhe. So hatten wir Zeit, die Bilder aufmerksam zu betrachten, und wir mussten zugeben, dass uns zunächst nichts auffiel.

Bill hob die Schultern, mir erging es ähnlich, und wir hörten Teresas Frage: »Nichts?«

»Genau.«

»Schauen Sie noch mal hin, John.«

Das tat ich. Es blieb bei der felsigen Landschaft. Manche Aufnahmen waren mit Hilfe eines Weitwinkels geschossen worden. Sie gaben einen guten Überblick, und so sah ich, dass das Gelände nicht eben war. Es gab kleine Täler, auch Hügel, lange Rinnen in den Felsen und wirklich nur sehr wenig Bewuchs.

Vorherrschend waren zwei schlanke Felsen, die sich wie Stelen in die Höhe schoben.

Mir fiel auf, dass die beiden Felsen mehrmals fotografiert worden waren. Das musste einen Grund haben, und so konzentrierte ich mich auf sie.

Allmählich schälte sich etwas hervor. Man musste sich nur die Umgebung wegdenken oder abdecken, dann kam etwas zum Vorschein, das schon eine leichte Gänsehaut auf meinem Rücken hinterließ, denn die Steine sahen aus wie mächtige Statuen, Abbilder von riesigen Menschen.

Ich schüttelte den Kopf.

Riesen?

Ja, der Ausdruck passte durchaus. Sie hatten Köpfe, die aussahen wie Totenschädel, die aber nicht aus Knochen bestanden, sondern aus porösem Gestein, wie man es überall in der Umgebung fand. Große Augen, angedeutete Nasen, offene Mäuler. Und groß wie Riesen.

Ich hob den Blick.

Teresa schaute mich an. Sie hatte mich die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen und schien bemerkt zu haben, dass mir etwas aufgefallen war.

»Und, John?«

»Es sind die schlanken Felsen, nicht wahr?«

»Sehr gut. Was haben Sie sonst noch erkannt?«

»Figuren, Gesichter, wenn Sie so wollen. Statuen von Riesen, die jemand aus dem Fels herausgeschlagen hat.«

»Sollte man meinen.«

»Ist es denn auch so?«

Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Man hat diese Riesen nicht aus dem Fels geschlagen. Es hat sie gegeben, nur sind sie im Laufe der Zeit versteinert. Es muss ein Unglück gegeben haben, eine Katastrophe, die sie zu dem gemacht hat.«

»Wann könnte das gewesen sein?«

»Vor mehr als zehntausend Jahren.«

Da war er wieder, der Gedanke an Atlantis. Er wollte mich einfach nie loslassen, und Teresa merkte, dass etwas hinter meiner Stirn vorging. Sie fragte: »Was haben Sie?«

»Ich denke nach.«

»Und?«

Ich überlegte wirklich, ob ich ihr meine Vermutung mitteilen sollte. Bill Conolly stieß mich an. Er war wohl der gleichen Meinung wie ich und sagte: »Du kannst Teresa vertrauen.«

»Danke. Dann würde ich darauf hinweisen, dass es sich eventuell um ein Relikt aus dem versunkenen Kontinent Atlantis handelt.«

Ich wartete gespannt auf die Antwort, die spontan erfolgte.

»Ja, das ist auch meine Ansicht, John!«

*

Dr. Ethan Brokman war zwar gewarnt worden, doch er hatte das mehr auf die Stürme bezogen, die im Herbst durch das Mittelmeer tobten. Wenn er dem Wetterbericht vertraute, dann war alles in Ordnung. Es kühlte zwar um diese Zeit ab, aber große Stürme waren in den nächsten Tagen nicht zu erwarten.

Für ihn ideal, denn er wollte endlich Gewissheit haben, ob sich sein Verdacht bestätigte.

Er kannte die Insel von seinen drei letzten Besuchen her. Sie lag in der Ägäis, aber sie zählte nicht zu den Gebieten, die von Urlaubern frequentiert wurden. Dazu war sie zu klein und auch zu felsig. Es gab so gut wie keine Vegetation, nur Felsen und Sand. Hier hatten die tektonischen Kräfte gewirkt, da war vor Jahrmillionen das Unterste nach oben gekehrt worden. Dadurch waren die bizarrsten Landschaftsformen entstanden, wobei besonders die riesigen Stelen auffielen, die jedoch keinen Vergleich zu denen in Stonehenge oder Carnac zuließen, denn sie waren einfach anders.

Sie besaßen eine Gestalt.

Es gab Menschen, die wegen dieser Steine, nachdem sie sie einmal gesehen hatten, die Insel mieden. Denn diese mächtigen Gebilde, die an Riesen mit menschlichem Aussehen erinnerten, wobei sogar noch ein Kopf mit Gesicht zu erkennen war, jagten ihnen eine unerklärliche Angst ein.

Sie standen dort wie Wächter. Sie glotzten mit übergroßen Gesichtern, die aussahen, als würden sie aus Knochen bestehen, über das Ufer hinweg aufs Meer hinaus.

Ob es wirklich versteinerte Gesichtsknochen waren und ob es sich auch bei den Körpern so verhielt, das wollte Dr. Brokman herausfinden. Deshalb hatte er die Insel wieder mal betreten, aber diesmal nicht, um die Steine nur zu fotografieren und die Aufnahmen seiner Kollegin Teresa Hayward zu schicken, sondern um Tests durchzuführen.

Einen Hafen oder auch nur eine Anlegestelle gab es auf dieser namenlosen Insel nicht. Sie war zudem nur auf Spezialkarten verzeichnet. Es gab Seeleute, die sie als Hindernis im Meer bezeichneten und sie mit ihren Schiffen weiträumig umfuhren.

Nicht so Ethan Brokman. Er war bewusst in die schmale Bucht gefahren, die so etwas wie eine natürliche Rinne bildete, in die das Meerwasser hineinschoss. Dank der Strömung wurde das Boot dorthin getrieben, wo das Wasser auslief.

Er hatte es fest vertäut, zusätzlich einen kleinen Anker geworfen und sich auf den Weg gemacht.

Wer die Insel kennen lernen wollte, der konnte sie nicht nur erwandern, sondern musste sie erklettern. So uneben und unwirtlich war sie. Es ging oft steil bergauf, und man konnte dabei schon von natürlichen Klettersteigen sprechen, die nicht abgesichert waren.

Der Geologe nahm sie. Es gab auch einen leichteren Weg, aber dann hätte er einen Umweg in Kauf nehmen müssen, was natürlich Zeit kostete. Die hatte er nicht. Er wollte so schnell wie möglich sein Ziel erreichen und es genauer untersuchen.

Keine Fotos mehr, jetzt ging es direkt an den Stein. Um etwas Bestimmtes herauszufinden, würde er an ihm arbeiten müssen. Das entsprechende Werkzeug befand sich in seinem Rucksack.

Er fand einen schmale Steig, der nicht zu steil war. Seine festen Schuhe fanden auf der rauen Oberfläche den nötigen Halt. Es war ein poröser Boden, der die Insel bedeckte. Vulkangestein, das vor urlanger Zeit aus dem Wasser hervorgebrochen war und diese Insel geschaffen hatte. Grau, unansehnlich. Es war ein Gelände entstanden, das sogar Höhlen in sich barg, durch die man in den Bauch der Insel gelangen konnte.

Doch die interessierten den Geologen mit den langen aschgrauen Haaren an diesem Tag nicht. Er hatte die Mähne im Nacken zusammengebunden. Brokman war ein Typ, der kein Gramm Fett zu viel auf den Rippen hatte. Dazu eine Haut wie sonnenverbranntes Leder, denn Brokman hielt sich die meiste Zeit des Jahres im Mittelmeerraum auf.

Er kannte zahlreiche geschichtsträchtige Stätten, hatte im Laufe seiner fünfzig Jahre an vielen Grabungen teilgenommen, aber diesem Phänomen, das er hier erforschen wollte, war er allein auf der Spur. Er hatte nur seine Kollegin Teresa Hayward eingeweiht, die aber in London lebte und mehr zu den Theoretikern gehörte.

Der schwere Rucksack drückte schon. So wurde der Weg noch mühsamer als sonst. Nur war Brokman kein Mensch, der so leicht aufgab. Er hatte ein Ziel vor Augen, und das wollte er auf jeden Fall erreichen.

Als er eine bestimmte Höhe erreicht hatte, atmete er auf. Er blieb stehen, gönnte sich einen Rundblick, und ein Lächeln glitt über sein Gesicht.

Geschafft!

Sein Ziel war noch vorhanden. Zwei gewaltige Stelen, zwei Riesen, die mitten in der Bewegung erstarrt schienen, reckten sich gen Himmel. Er stand zwischen ihnen und fühlte sich dabei verdammt klein. Die Steingiganten standen sich gegenüber. Sie glotzten sich an. Sie hielten die Arme angehoben und dabei leicht angewinkelt, als wollten sie mit ihren Händen nach etwas greifen, das nur für sie sichtbar war.

Das wogende Meer bildete eine irgendwie beruhigende Landschaft um die Insel herum. Er erkannte in der Ferne Umrisse anderer Inseln, und über ihm in der klaren Luft zogen zwei glitzernde Flugzeuge ihre Bahn.

Ethan Brokman befreite sich von seinem Rucksack. Er legte ihn auf den Boden und öffnete ihn. Das Werkzeug lag bereit. Ein Hammer, kleine Spitzhacken, eine ausklappbare Schaufel. Es war nicht viel, aber es reichte aus, um Stücke aus dem weichen Lavagestein herauszuschlagen, und genau das hatte er vor.

Für ihn waren die steinernen Stelen Statuen. Zwei Überreste aus der Urzeit, als es noch etwas anderes auf der Welt gegeben hatte als nur Menschen und Tiere.