John Sinclair 1442 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1442 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Es war einmalig. Das gab es wirklich kein zweites Mal auf dieser Welt. Aber es war eine Tatsache.

In den Zeiten der Kreuzzüge war es einem Schmied namens Lucien gelungen, ein Kreuz herzustellen, das auf den Plänen des Teufels beruhte.

Godwin de Salier, damals gerade fünfzehn Jahre alt, war wohl der erste Mensch nach dem Schmied, der dieses Kreuz zu Gesicht bekam und auch seine Macht erlebte.

Er konnte dieses Erlebnis nicht vergessen und ahnte nicht, dass er Jahrhunderte später wieder damit konfrontiert werden sollte. Aus dem Dunkel der Vergangenheit war das Relikt zurückgekehrt ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDas ReliktVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Das Relikt

Es war einmalig. Das gab es wirklich kein zweites Mal auf dieser Welt. Aber es war eine Tatsache.

In den Zeiten der Kreuzzüge war es einem Schmied namens Lucien gelungen, ein Kreuz herzustellen, das auf den Plänen des Teufels beruhte.

Godwin de Salier, damals gerade fünfzehn Jahre alt, war wohl der erste Mensch nach dem Schmied, der dieses Kreuz zu Gesicht bekam und auch seine Macht erlebte.

Er konnte dieses Erlebnis nicht vergessen und ahnte nicht, dass er Jahrhunderte später wieder damit konfrontiert werden sollte. Aus dem Dunkel der Vergangenheit war das Relikt zurückgekehrt …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4213-7

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Das Relikt

Noch immer wehte Rauch über das Schlachtfeld. Er brachte auch den Geruch von verbranntem Fleisch mit, denn das Feuer hatte ebenfalls unter Mensch und Tier gewütet.

Die Soldaten waren von ihren Gegnern in die Flammenhölle getrieben worden. Die meisten Männer waren elendig verbrannt oder erstickt. Wer es trotzdem geschafft hatte, der heißen Hölle zu entrinnen, auf den warteten bereits die Scharfschützen mit ihren Bögen und den tödlichen Pfeilen.

Ob jemand es überhaupt geschafft hatte, zu entkommen, war fraglich. Zu hören jedenfalls war nichts. Kein Stöhnen, kein Ächzen, nur diese unheimliche Stille, die der Tod mit sich brachte. Sogar der Wind hatte sich zurückgezogen, aber die im Westen versinkende Abendsonne schickte ihre Strahlen wie glühende Speere über das Land und gab dem Grauen ein fast romantisches Flair …

Und doch gab es eine Bewegung. Ein Mensch schritt über das Leichenfeld. Es war kein Krieger, kein Soldat, der zu irgendeiner feindlichen Partei gehört hätte. Es war ein Junge.

Auch kein Kind, denn mit fünfzehn Jahren zählte man schon nicht mehr dazu. Ein junger Mann, der in seinem kurzen Leben bereits das Grauen kennen gelernt hatte und immer wieder den Kopf schüttelte, als er die Toten sah.

Der Junge presste seine Hand gegen die Lippen. Er atmete nur durch die Nase. Der Rauch wehte ihn an. Er biss in die Augen. Ascheteile flogen durch die Luft, und wenn sie sich senkten, dann landeten sie auf den Leichen der Menschen und der Tiere.

Es war Frühsommer, aber der Junge fror trotzdem. Und das lag an dem schrecklichen Anblick. Er hatte sein Pferd zurückgelassen und wusste selbst nicht, warum er über dieses Totenfeld schritt. Er hatte es einfach tun müssen. Eine innere Stimme hatte ihn dazu getrieben.

Verbrannte und erstickte Menschen, wohin er schaute. Viele hatte das Feuer auf eine schreckliche Art und Weise verändert und sie zusammenschrumpfen lassen.

Niemand würde sich um sie kümmern und sie begraben. Aber es würden die Vögel kommen und andere Tiere, die sich auf den starren Körpern niederließen und sie zerhackten, denn für sie waren die Toten nichts anderes als Nahrung.

Unter den Schuhen des jungen Mannes raschelte es. Es war die trockene Asche, die er bei seinen Schritten aufwirbelte. An einigen Stellen sah er noch Rauch aus kleinen Brandnestern steigen, und er sah einen Soldaten, der im Stehen verkohlt war, zusammen mit einem Baum, an dem er sich festgehalten hatte. Der Junge fragte sich, wie ein Feuer so heiß werden konnte. Wahrscheinlich waren irgendwelche Mittel hinzugefügt worden, die die Flammen noch heißer gemacht hatten.

Er ging weiter. Jeder Schritt war für ihn eine Qual. Aber er musste gehen. Die innere Stimme befahl es ihm. Er dachte an die Männer, die unterwegs waren, um Jerusalem und das Heilige Land zu befreien. Es würde nicht lange dauern, dann würde auch er auf sein Pferd steigen und losreiten.

Noch befand er sich in der Heimat, die so wunderschön sein konnte, aber auch so grauenvoll.

Sein Vater hatte ihm einen Auftrag gegeben. Er war als Bote eingesetzt worden, um einem Verwandten eine Nachricht zukommen zu lassen. In diesen Kampf war er praktisch durch einen Zufall hineingeraten. In sicherer Deckung hatte er zugeschaut und war dann über das Schlachtfeld gegangen.

Der Tod hatte hier wie ein Berserker gewütet. Die Hölle würde sich über zahlreiche neue Seelen freuen, und der Satan konnte sich die Hände reiben.

Sein Pferd war nicht mit ihm gegangen. Es hatte vor all den Toten gescheut. Es blieb am Rand des Schlachtfelds und trottete daher wie ein braver Hund.

Die letzten Toten lagen ihm im Weg. Der Junge machte einen Bogen um sie, um danach in die Mulde hineinzugehen. Sie lag dort wie eine große flache Schüssel, war mit Strauchwerk und Gras bewachsen, an das das Feuer nicht herangekommen war.

Den grünen Anblick saugte der junge Mann förmlich in sich auf, und er übersah auch nicht die alte Hütte aus Stein, die inmitten der Schüssel stand.

Der Junge kannte die Hütte nicht. Aber wer hier in der Einsamkeit lebte, der konnte auf vieles verzichten, nur nicht auf Wasser. Als er daran dachte, fühlte sich seine Kehle noch trockener an als zuvor. Er sehnte sich nach einem Schluck, und so änderte er seine Richtung.

Er wandte sich nach links und schritt in die flache Schüssel hinein. Der Wind traf ihn jetzt von vorn. Er kam von den fernen Bergrücken, und der Junge spürte ihn schon im Gesicht, bevor seine blonden Haare nach hinten geweht wurden.

Dieser Wind roch nicht nach Tod. Und so genoss der einsame Wanderer ihn, als er über den flachen Boden schritt und der Hütte immer näher kam. Zwei so verschiedene Welten lagen dicht beisammen. Es würde nicht lange dauern, dann hatte man die Leichen entdeckt, aber in der folgenden Nacht würden sie noch auf der blutigen Erde liegen bleiben.

Die Bilder konnte er einfach nicht vergessen. Die abgeschlagenen Beine und Arme, die verbrannten Köpfe. Er hatte auch keine Uniformen oder Rüstungen bei den Toten gesehen. Sie waren praktisch schutzlos in den Tod gelaufen.

Von der linken Seite her vernahm der Junge Hufgetrappel. Er blieb stehen und drehte den Kopf.

Sein Pferd lief auf ihn zu. Es war ein Falbe. Er liebte das Tier, mit dem er praktisch aufgewachsen war. Er hatte es Rocco genannt. So hatte auch sein Jugendfreund geheißen, der leider vor zwei Jahren ertrunken war.

Rocco blieb neben ihm stehen und rieb sein Maul an der Schulter des jungen Mannes.

»Ja, ja, es ist ja alles gut, Rocco. Wir leben noch, und wir werden auch weiterhin leben.«

Rocco wieherte, als hätte er die Worte genau verstanden. Er scharrte noch mit den Hufen, dann warf er den Kopf hoch und witterte zur primitiven Steinhütte hinüber, deren Dach sich aus dem hohem Gras erhob.

Beide gingen weiter. Der Durst quälte Mensch und Tier. Der Gaumen des Jungen war ausgetrocknet, als hätte der Rauch dort alle Flüssigkeit aufgesogen.

Der einsame Wanderer hatte damit gerechnet, dass ein schmaler Bach durch diese Schüssel floss. Bisher hatte er jedoch nichts gesehen.

Also musste es einen Brunnen geben. Vor dem Haus sah er ihn nicht, wahrscheinlich fand er ihn an der Rückseite. Tiere lebten nicht bei diesem Bau. Es war alles sehr seltsam, denn er hörte kein Geräusch, abgesehen vom Säuseln des Windes.

Dann scheute das Pferd.

Rocco verlor seine Duldsamkeit. Er wieherte auf, stellte sich auf die Hinterhand und lief danach einige Schritte zur Seite, um in sicherer Entfernung stehen zu bleiben.

Der Junge konnte sich auf den Instinkt des Tieres verlassen.

Der dünne Umhang verbarg sein kurzes Schwert, das er an der linken Seite trug. Er schob den Stoff zurück und legte seine Hand auf den Griff. Er war bereit, die Waffe zu ziehen und sich zu verteidigen.

Dass er mit dem Kurzschwert umgehen konnte, verdankte er seinem Vater und dessen Freund. Beide waren in der Handhabung der Waffe perfekt.

Minutenlang rührten sich Mensch und Tier nicht von der Stelle. Es gab nichts, das auf eine Gefahr hingewiesen hätte. Vom Haus her wehte nichts zu ihnen herüber. Die Stille blieb. Nur hin und wieder wehte ein leichter Brandgeruch vom Schlachtfeld herüber.

Warum hatte Rocco gescheut?

Der Junge schaute auf die Vorderseite der Hütte. Die Tür war nicht geschlossen, doch dahinter breitete sich ein grauer Dämmer aus, der alles verschluckte.

Die Neugierde und der Durst trieben den jungen Mann weiter. Er merkte, dass sich ein Schauer auf seinen Rücken gelegt hatte, der bis zum Nacken reichte.

Aufmerksam näherte er sich der Hütte. Die letzten Schritte brachte er hinter sich, und dann huschte ein Lächeln über seine Lippen, als er den kleinen Brunnen sah, der eine Körperlänge vom Haus entfernt gegraben worden war.

Ein Ledereimer hing an der Winde, und der Durst des Jungen wurde stärker als seine Vorsicht. So ging er zuerst auf den Brunnen zu. Er schaute hinein. Das Wasser war zu sehen. Seine Oberfläche schimmerte in der Tiefe.

Die Winde funktionierte, und er ließ den Eimer hinab. Er hörte das Klatschen des Aufpralls. Danach sank der Eimer ein und füllte sich.

Der junge Mann zog ihn wieder hoch. Zuerst gab er Rocco etwas zu saufen.

Dann erfrischte sich auch der Junge. Aber er konzentrierte sich dabei auf seine Umgebung. Der Blick glitt in alle Richtungen, denn er hatte das Verhalten seines Pferds nicht vergessen.

Niemand war auf dem Weg zur Hütte. Er brauchte keinen Angriff zu fürchten.

Ein zweites Mal tauchte er den Eimer nicht ein. Eine Füllung reichte für Mensch und Tier.

Danach wollte er sich die Hütte vornehmen. Er drehte sich um und sah Rocco in einer starren Haltung stehen, konzentriert auf die Hütte, auf die er nicht zuging.

»He, was ist denn?«

Rocco scharrte nur leicht mit den Vorderhufen.

»Gut, wenn du …«

Der Ankömmling sprach nicht mehr weiter. Ein Geräusch hatte ihn gestoppt, und das war durch die offene Tür aus der Hütte gedrungen.

Abwarten – vorsichtig sein …

Er zog sein Schwert noch nicht und wartete darauf, dass sich das Geräusch wiederholte. Lange brauchte er nicht zu warten, dann klang das Stöhnen erneut auf.

Nein, das bedeutete keine Gefahr. Hier lag ein Mensch, dem es schlecht ging. Ihm wurde nichts vorgespielt, denn das Stöhnen hörte sich echt an.

Der Junge war dazu erzogen, zu helfen, wenn es einem Menschen schlecht ging. Das gehörte zur Ritterlichkeit eines Mannes, und ein echter Ritter zu werden, davon träumte er. Den Weg dazu hatte er eingeschlagen.

Da er recht kräftig und auch hoch gewachsen war, musste er beim Betreten der Hütte den Kopf einziehen.

Das Dämmerlicht hing wie ein grauer Vorhang vor dem Inneren. Nur an der gegenüberliegenden Wandseite war es heller, denn dort gab es die beiden kleinen Fenster, durch das Tageslicht in die Hütte sickerte.

Dort lag der Mann.

Ein Bett aus Stroh und Reisig. Eine Decke darüber, aber keine Decke lag auf dem Körper der bärtigen Gestalt, die nicht mehr stöhnte und den Kopf zum Eingang gewandt hatte.

Ob der Mann krank oder verletzt war, sah der Junge nicht. Er stellte nur fest, dass er helfen musste. Bevor er den ersten Schritt tat, erreichte ihn die mit flüsternder Stimme gestellte Frage.

»Wer bist du? Wie ist dein Name?«

Der junge Mann war zur Höflichkeit erzogen, und deshalb gab er Antwort.

»Ich heiße Godwin de Salier …«

Danach hörte er nichts mehr, nicht einmal mehr den Atem des Alten. Erst als einige Zeit vergangen war, vernahm er wieder die Stimme, aber diesmal lachte der Mann.

»Bitte, wie kann ich Euch helfen?«

»Helfen?«

»Ja, Monsieur.«

»Komm her.«

»Bitte, was …«

»Komm erst mal her!«

Godwin wollte sich dem Wunsch nicht verweigern. Deshalb tat er dem Mann den Gefallen. Auch wenn dieser auf dem Bett lag, das Misstrauen war bei Godwin nicht verschwunden. Man konnte nicht allen Menschen trauen. Es gab zu viele, die zu täuschen versuchten, und deshalb war Godwin vorsichtig.

Seine Augen hatten sich an die schummrigen Verhältnisse gewöhnt. Eine Gefahr drohte ihm nicht, denn es hielt sich kein zweiter Mann versteckt, um einen Angriff zu starten.

In der Hütte roch es nach Rauch, aber in der Feuerstelle mit dem darüber befindlichen offenen Abzug brannte nichts mehr. Nur ein Topf hing an einer Kette.

Der Mann auf dem Bett bewegte sich. Das Stroh knisterte, die Zweige schabten gegeneinander, und als Godwin stehen blieb, da hatte sich der Mann zur Seite gedreht, sodass er den Jungen voll ansehen konnte.

Der gab den Blick zurück und schaute dabei in ein bärtiges Gesicht. Ihm fiel die dicke Nase auf und der feuchte Mund, der sich zwischen den Barthaaren abzeichnete.

Langes, dunkles Haar klebte am Kopf. Es glänzte fettig, und der Mann stank so stark, dass sich Godwin am liebsten die Nase zugehalten hätte.

»Warst du dabei?«

»Wobei?«

»Bei der Schlacht.«

»Nein, war ich nicht.«

»Das habe ich mir gedacht. Du hast dich versteckt, nicht? Du bist zu feige gewesen?«

»Das war ich nicht!« Godwins Stimme hatte an Schärfe zugenommen. »Nein, das war ich nicht«, wiederholte er, weil er sich in seiner Ehre gekränkt fühlte, »ich habe nur nichts mit diesen Auseinandersetzungen zu tun gehabt.«

»Das kann auch sein. Du bist ein Reisender?«

»Ein Bote meines Vaters.«

Der Liegende grinste. Godwin fand es widerlich. »Du willst mal ein ganz Edler werden, wie?«

»Ja, ich möchte in den Stand der Ritter, um gegen die Ungläubigen ziehen zu können.«

Das leise Lachen konnte den Spott nicht verdecken. »Ja, das wollen viele. Davon träumen die jungen Männer, ich weiß.«

»Habt Ihr nie davon geträumt?«

»Nein, nie. Meine Ziele waren andere. Aber ich habe sie nicht ganz erreicht, das kann ich dir schon sagen.«

»Warum liegt Ihr hier? Seid Ihr krank?«

»Nicht direkt. Ich fühle mich nur verlassen, obwohl ich so etwas wie ein Einsiedler bin.«

»Dann seid Ihr so etwas wie ein Mönch?«

Der Bärtige riss den Mund auf und kicherte. »Nicht so, wie du denkst.« Wieder das Kichern. »Kann sein, dass ich ein Mönch bin, kann schon sein, aber dann bin ich einer, der für die meisten Menschen auf der falschen Seite steht.«

»Ah ja? Wie soll ich das verstehen?«

»Ganz einfach, mein Junge.« In den Augen des Mannes schimmerte es. »Glaubst du an den Teufel?«

»Wie?«

»Glaubst du an die Hölle?«

»Ähm – ich – warum sollte ich an die Hölle glauben?«

»Warum nicht?«

»Ich verachte sie.«

»Hat man dich das so gelehrt?«

»Ja. Ich bin katholisch erzogen worden. Wenn es einen Teufel gibt, dann muss man ihn hassen.«

Der Bärtige sagte zunächst nichts. Dafür schüttelte er den Kopf, als hätte er etwas gehört, dem er nicht folgen konnte. Schließlich meinte er: »Du glaubst also nicht an die Hölle?«

»Ich werde alles tun, um nach meinem Tod nicht in sie hineinzukommen.«

»Sagte das der Pope zu dir?«

»Die Mönche, bei denen ich schreiben und lesen gelernt habe.«

»Ho, ho, das kannst du also auch. Die meisten Menschen können es nicht. Sie werden aus bestimmten Gründen nicht eingeweiht. Sie sollen dumm bleiben. Wer zu schlau ist, der kann den hohen Herren ja gefährlich werden. Auch Wissen bedeutet Macht.«

»Ich weiß.«

Der Mann schwieg und schaute Godwin nur an. Der fühlte sich unter dem Blick bloßgestellt, aber er wollte es nicht zeigen und sagte: »Eigentlich bin ich gekommen, um Euch zu helfen, denn ich habe Euer Stöhnen gehört.«

»Oh, sehr edel, dem alten Lucien einen Gefallen tun zu wollen.« Er verdrehte seine Augen. »So ganz abwegig ist das nicht, mein Junge. Du kannst mir schon einen Gefallen tun. Mir, Lucien, dem Schmied, der ich einmal gewesen bin.«

»Bist du krank?«

»Nicht wie du meinst.«

»Verletzt?«

»Auch nicht.«

»Was ist dann mit dir?«

Der Schmied lachte wieder. »Ich glaube an den Teufel und an die Hölle. Ich glaube sogar daran, dass beide mächtiger sind als all deine Heiligen, deine Engel und so weiter. Der Teufel ist überall«, sprach er mit leiser, aber rauer Stimme weiter. »Er besucht die Menschen, und manchmal bittet er uns sogar um einen Gefallen.«

»Mir ist das nicht passiert.«

»Na, ich weiß nicht, mein Freund. Aber du bist noch jung. Es kann alles kommen.«

»Hat er dich besucht?« Godwin ging zum vertrauten Tonfall über, mit dem ihn auch der Alte ansprach. Sein Respekt vor dem Älteren hielt sich schon in Grenzen.