John Sinclair 1444 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1444 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Saladin war wieder da!

Und wie er sich meldete. Neue Pläne schwebten ihm vor. Dass er mit Dracula II in der Vampirwelt lebte, reichte ihm nicht. Er wollte mehr, und er hatte davon gehört, dass es einen Weg gab, durch den er in den längst versunkenen Kontinent Atlantis gelangen konnte.

Um diesen Weg herauszufinden, benötigte er Wissen. Deshalb entführte er Purdy Prentiss, die Staatsanwältin, die in ihrem ersten Leben eine Bewohnerin des alten Kontinents gewesen war ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumSaladins LeibwächterVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Saladins Leibwächter

Saladin war wieder da!

Und wie er sich meldete. Neue Pläne schwebten ihm vor. Dass er mit Dracula II in der Vampirwelt lebte, reichte ihm nicht. Er wollte mehr, und er hatte davon gehört, dass es einen Weg gab, durch den er in den längst versunkenen Kontinent Atlantis gelangen konnte.

Um diesen Weg herauszufinden, benötigte er Wissen. Deshalb entführte er Purdy Prentiss, die Staatsanwältin, die in ihrem ersten Leben eine Bewohnerin des alten Kontinents gewesen war …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4215-1

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Saladins Leibwächter

Mit müden Schritten schleppte sich die Staatsanwältin Dr. Purdy Prentiss über den Flur. Sie war froh, die Verhandlung hinter sich zu haben, und brauchte eine kleine Erholung. Deshalb drückte sie mit der Schulter die Tür zu den Toilettenräumen auf, die dem Personal vorbehalten waren. Sie atmete durch, lehnte sich für einen Moment gegen die Wand, um dann nach vorn zu gehen, wo einer der beiden Spiegel hing.

Sie schaute hinein – und hatte das Gefühl, zu Eis zu werden. Sie sah nicht nur sich, sondern auch eine zweite Gestalt …

Sekundenlang tat Purdy Prentiss nichts. Sie bewegte sich auch nicht. Es war ihr wichtig, in den Spiegel zu schauen, dessen Fläche ja nicht nur sie zeigte, sondern auch die andere Erscheinung, die aussah wie ein künstliches Objekt, obwohl es sich bei ihr um einen Menschen handelte.

Um einen Mann. Kahl und nackt vom Kopf bis zu den Hüften, denn erst dort begann die lange Hose. Der mächtige Oberkörper mit den breiten Schultern und den Muskelpaketen war über und über mit Tätowierungen bedeckt. Keine realistischen Motive, das sah sie sehr schnell. Jemand hatte Striche und Windungen gezeichnet. Manche wirkten wie Schleifen, andere wiederum bildeten kleine Dächer, die in einem bestimmten Winkel zueinander standen.

Nicht nur der Körper war mit diesen Zeichen bedeckt, auch der blanke Kopf, auf dem nicht ein Haar wuchs. Ein kahler Schädel und ein Gesicht, das durch die Tätowierungen einen noch böseren Ausdruck zeigte. Ein Mund, der halb offen stand, als wollte er etwas mitteilen. Die Haltung des Fremden war sprungbereit, doch das hätte Purdy Prentiss nicht mal so gestört. Es gab etwas anderes, das für einen Schauer auf ihrer Haut sorgte.

In der linken Hand hielt der Glatzkopf ein Messer mit einer kurzen Klinge, die aussah wie eine gebogene Flamme, aber von einer hellen Farbe war und keiner dunklen oder roten.

Das Messer wies nicht auf Purdys Rücken. Die Klinge wies nach unten, und trotzdem fühlte sich die Frau bedroht. Sie machte sich auch keine Gedanken darüber, woher dieser Typ so plötzlich erschienen war. Dass er die Kontrollen am Eingang des Gerichtsgebäudes bei seinem Aussehen überwunden hatte, das wunderte sie schon.

Und jetzt war er bei ihr!

Purdy flog herum. Zugleich schnellte sie zur Seite, um der Gestalt kein Ziel mehr zu bieten. Sie schaute hin, wo der Glatzkopf stand – und sah ihn nicht mehr.

Er war verschwunden und hatte nichts hinterlassen, was auf ihn hingewiesen hätte …

*

Purdy Prentiss blieb auf der Stelle stehen und schluckte den Speichel. So einiges schoss ihr durch den Kopf, und sie fragte sich, ob es den Mann gegeben hatte oder ob er nur eine Einbildung gewesen war.

Daran glaubte sie nicht so recht. Sie war nicht so überarbeitet, dass sie schon etwas sah, was es nicht gab. Es hatte diesen halb nackten Mann gegeben, dessen Körper über und über mit Tätowierungen bedeckt gewesen war. Sie hatte ihn nicht eintreten und auch nicht wieder verschwinden sehen. Aber er hatte für einige Sekunden hinter ihr gestanden.

Warum? Und warum gerade hier?

Zwei brennende Fragen, auf die Purdy keine Antworten fand. Zurück blieb bei ihr nur ein Unwohlsein, denn sie hatte sich durch die Erscheinung schon bedroht gefühlt.

Einen weiteren Zeugen hatte es nicht gegeben. Darüber war sie auch froh. Dieser Auftritt hatte sehr nach Gewalt gerochen. Dass es letztendlich dazu nicht gekommen war, wunderte sie ebenfalls.

Der Waschraum war nicht eben groß. Zwei Spiegel, darunter die beiden Waschbecken, der Durchgang zu dem Raum hin, wo sich zwei Toiletten befanden, und an den Wänden klebten diese Fliesen, die wohl ehemals weiß gewesen waren, seit längerem jedoch einen gelblichen Hauch angenommen hatten.

Es war ein Raum, in dem man sich nicht gerade wohl fühlen konnte. Aber die Staatsanwältin verließ ihn trotzdem nicht. Sie wollte auf Nummer Sicher gehen und durchsuchte die beiden Toilettenkabinen.

Auch dort war niemand zu sehen. Beinahe hätte sie über sich selbst gelacht, nur blieb ihr diese Reaktion im Hals stecken. Was sie gesehen hatte, das hatte sie gesehen. Ausreden ließ sie nicht gelten. Dieser unheimlich und gewalttätig wirkende Mensch war bei ihr gewesen, und durch sein Messer hatte sie sich auch bedroht gefühlt.

Durch ein Fenster hatte er ebenfalls nicht verschwinden können, denn es gab keines. Also blieb nur eine Folgerung: Er war aus dem Nichts bei ihr erschienen.

Zum Lachen war das nicht. Purdy Prentiss wusste, dass nichts ohne Grund geschah, und sie kannte sich selbst und ihre Herkunft. Möglicherweise lag der Grund in der Vergangenheit verborgen. Den Gedanken wischte sie rasch zur Seite. Sie wollte nicht vorgreifen. Und doch war jemand da gewesen. Der Spiegel hatte nicht gelogen.

Sie schaute wieder in ihn hinein.

Jetzt sah sie nur ihr eigenes Ebenbild. Die rötlichen Haaren, zu einem Prinz-Eisenherz-Schnitt frisiert, warfen Wellen, als sie den Kopf über sich selbst schüttelte. Sie hatte keine Ahnung, wie sie die Begegnung einstufen sollte, nur wenn sie an die Zukunft dachte, verspürte sie ein bedrückendes Gefühl.

Der Besuch konnte durchaus ein Omen für die Zukunft sein und zugleich eines, das mit ihrer Vergangenheit zusammenhing. Aber so weit wollte sie nicht denken.

Der letzte Blick durch den Waschraum brachte sie auch nicht weiter. So nahm sie ihre mit Akten gefüllte Tasche auf, um diesen Bereich zu verlassen. Die Verhandlung war gelaufen, sie hatte Feierabend, und sie hatte sich auf ihn gefreut.

Jetzt nicht mehr. Purdy ging mit ganz anderen Augen und Gefühlen über den Flur, um ihr Büro zu erreichen. Dort gab es einen Kaffeeautomaten, den sie gekauft hatte. Die Maschine versorgte sie mit den verschiedenen Kaffeevariationen. Sie wollte einen starken Espresso trinken und dabei überlegen.

Ihr Gehen war nicht mehr normal. Sie schaute sich öfter um, aber der kahle Flur hinter ihr blieb leer. Sie war die einzige Person, die sich da bewegte.

Ein Kollege kam ihr entgegen. Er musste ihr seltsames Gehen wohl gesehen haben und fragte: »Alles in Ordnung, Kollegin?«

»Sicher. Warum?«

»Na ja.« Der Mann lächelte leicht schief. »Sie sind etwas komisch gelaufen.«

»Stimmt. Aber das gehört zu meiner Gymnastik. Wenn man so lange in der Verhandlung gehockt hat, muss man sich etwas lockern. Aber wem erzähle ich das?«

»Klar, wir haben alle das Problem. Schönen Abend noch.«

»Gleichfalls.«

Es waren nur noch wenige Schritte bis zu ihrem Büro, und diese Strecke ging Purdy Prentiss normal. Sie schloss die Tür auf, betrat den Raum, aber sie war auch vorsichtig, denn sie setzte den rechten Fuß nur langsam über die Schwelle.

Nicht, dass sie diesen tätowierten Glatzkopf erwartet hätte. Sehr überrascht wäre sie allerdings nicht gewesen, hätte er in ihrem Büro auf sie gewartet.

Da stand niemand zwischen den Aktenschränken. Es hockte keiner in der Besucherecke, es hatte sich nichts verändert, und auch die Luft war die gleiche geblieben.

Die Tasche mit den Unterlagen wuchtete sie auf den Schreibtisch. Danach stellte sie den Kaffeeautomaten an.

Die Tür hatte sie hinter sich geschlossen. Während der Kaffee durchlief, packte Purdy Prentiss ihre Akten aus.

Purdy deponierte sie auf einen Beistelltisch. Am nächsten Tag würde der Gerichtsdiener kommen, sie abholen und ins Archiv schaffen, denn den Fall hatten sie und der Richter abgeschlossen. Es war dabei um einen Rauschgifthändler gegangen, der, als man ihn in die Enge trieb, wild um sich geschossen und dabei einen unschuldigen Passanten getötet hatte. Der Mann würde einige Jahre hinter Gittern verbringen müssen.

Purdy war zufrieden gewesen, dass der Richter ihrem Strafantrag in seinem Urteil gefolgt war. Sie freute sich auf den Abend, den sie bei einem Glas Rotwein genießen wollte, doch jetzt war ihr diese Gestalt dazwischen gekommen, die ihr nicht aus dem Kopf ging.

Während sie darüber nachdachte, zog sie die Robe aus und hängte sie in einen schmalen Schrank.

Purdy machte sich schon ihre Gedanken. Ihre Hand zitterte leicht, als sie die Tasse mit zu ihrem Schreibtisch nahm, und als sie saß, war sie froh, den ersten Schluck nehmen zu können.

Er tat ihr gut. Es war tatsächlich eine kleine Freude, die sie sich gönnte. Aber die Gedanken blieben. Sie konnten nicht vertrieben werden. Und sie ging weiterhin davon aus, dass sie sich diese Erscheinung im Spiegel nicht eingebildet hatte.

Da war jemand gewesen. Ein tätowierter Glatzkopf. Ein Mensch, kein Monster, und Purdy überlegte, wie er so schnell hatte erscheinen und dann wieder verschwinden können.

Eine Antwort, mit der sie zufrieden gewesen wäre, konnte sie sich nicht geben.

Aber sie dachte an ihre Vergangenheit, die anders war als bei den meisten Menschen. Purdy Prentiss gehörte zu denjenigen, die schon mal gelebt hatten, und zwar in einem Reich, das längst versunken war und den Namen Atlantis trug.

Das lag zwar lange zurück, aber sie hatte in ihrem normalen Leben leider erleben müssen, dass es immer wieder Erinnerungen an diese Zeit gegeben hatte.

Die Vergangenheit war plötzlich in die Gegenwart hineingetaucht, und auch ihr Partner Eric La Salle war davon betroffen gewesen. Er hatte diesem Phänomen mit dem Verlust seines Lebens Tribut zollen müssen.

Vieles aus dieser Zeit war verschüttet. Nur ab und zu drang es wieder an die Oberfläche. Dann sah sie sich plötzlich von Feinden oder nicht erklärbaren Phänomenen umringt. Und genau diesen Eindruck hatte sie auch jetzt. So etwas passte nicht in ein normales Leben. Die andere Seite hatte wieder zugeschlagen und sich gezeigt.

Obwohl Purdy den Mann nur für eine sehr kurze Zeit gesehen hatte, würde sie seinen Anblick nie vergessen. Er war einfach zu außergewöhnlich gewesen und zu abstoßend. Er hatte nach Gewalt gerochen, und darauf hatte auch die Waffe in seiner Hand hingedeutet.

Aber er hatte sie nicht eingesetzt, und das wiederum wunderte sie, obwohl sie sich darüber freute, denn dieser Typ hätte ihr das Messer auch in den Rücken stoßen können.

Dass er es nicht getan hatte, musste nicht heißen, dass er Skrupel gehabt hätte. Nein, da gab es noch andere Dinge, die man in Erwägung ziehen musste.

Vielleicht hatte er Purdy nur warnen und sie auf etwas vorbereiten wollen. Sein Erscheinen hatte nur Sekunden gedauert. Der Gedanke, dass es beim nächsten Mal anders sein könnte, war gar nicht mal so abwegig. Purdy stellte sich innerlich darauf ein.

Die Staatsanwältin zählte wirklich nicht zu den ängstlichen Menschen. Sie hatte einen harten Job, sie kannte die Tricks, und durch ihren Beruf bedingt hatte sie mehr Feinde als Freunde.

Zudem gehörte sie zu den Frauen, die sich wehren konnten. Das war in ihrem ersten Leben so gewesen – da hätte man sie als Kämpferin bezeichnen können –, und das war auch jetzt so. Zudem hatte ihr Eric einiges beigebracht, als er noch am Leben gewesen war.

Nur gegen Angriffe aus dem Hinterhalt konnte sie sich nicht wehren, und das war schlecht.

Wer steckte dahinter?

Darüber machte sie sich Gedanken, als sie den zweiten Espresso durch die Maschine laufen ließ. Sie wusste es nicht, aber sie ging für sich davon aus, dass es sich um einen normalen Menschen handelte, auch wenn dieser besondere Eigenschaften besaß.

War er ein Killer? Ein Getriebener? Einer, der ebenfalls schon mal existiert hatte?

Sie ließ bei ihren Gedanken nichts außer Acht. Gewisse Dinge mussten einfach ins Kalkül gezogen werden, auch wenn die meisten anderen Menschen nicht so dachten.

Was tun?

In der Stille liegt die Kraft. Diesen Spruch kannte Purdy und unterstrich ihn auch. In diesem Fall brachte er sie leider nicht weiter.

Ein Büro ist selten gemütlich. Purdy hatte getan, was sie konnte. Es gab immer frische Blumen, es war im Allgemeinen sehr aufgeräumt, nicht nur auf dem Schreibtisch, auf dem ihr Computer stand, den sie ausgeschaltet hatte. Oft genug musste sie bis in die späten Abendstunden hinein hier sitzen und an Akten arbeiten, doch heute kam ihr das Büro so kalt vor.

Als wäre jemand darin gewesen, der ihr heimlich einen Besuch abgestattet hatte.

Ein Geräusch störte sie. Das leise Summen war ihr bekannt. Es klang dann auf, wenn der Computer hoch lud. Sie hatte ihn nicht eingeschaltet. Er musste es von selbst getan haben.

Purdy Prentiss schüttelte den Kopf. Dann schaute sie auf den Bildschirm. Dort erlebte sie ein Flackern wie auf der Kinoleinwand, wenn ein Film verwackelt war.

Etwas Kaltes strich über ihren Rücken. Sie erwartete, etwas zu sehen, das sie als Botschaft aufnehmen konnte. Grundlos passierte so etwas nicht.

Die ersten kleinen Schweißperlen lagen auf ihrer Stirn. Ihre Hände waren kalt geworden, und dann – urplötzlich und ohne Vorwarnung – erschien etwas auf dem Schirm.

Ein Kopf.

Er gehörte dem Wann, den sie im Spiegel gesehen hatte!

*

Die Staatsanwältin war so überrascht, dass sich aus ihrem Mund ein leiser Schrei löste. Mit diesem Geschehen hatte sie beim besten Willen nicht gerechnet. Sie war eine Frau, die augenblicklich nach einer Erklärung suchte, auch hier, doch sie fand keine für dieses Phänomen.

Der Glatzkopf grinste sie an. Sie sah sein Gesicht nun aus der Nähe, und wieder fielen ihr die Tätowierungen auf. Striche, die als Bogen über den blanken Kopf liefen, geschwungene, dunkle Augenbrauen. Ein breiter Mund mit dicken Lippen, der offen stand. Augen, die leicht verdreht waren und von unten nach oben schauten, als wollten sie etwas heimlich beobachten.

Bei diesem Anblick konnte man nur erschaudern, und so erging es auch der Staatsanwältin. Die Furcht ließ eine Gänsehaut über ihren Nacken und den Rücken laufen, und zugleich spürte sie, wie in ihrem Innern der Wille wuchs, sich gegen den Unheimlichen zu behaupten. So leicht würde sie sich nicht fertig machen lassen. Purdy Prentiss hatte es gelernt, die Angst zu besiegen oder mit ihr zu leben, und die andere Seite sollte sich nur nicht einbilden, dass sie schon gewonnen hatte.

Sie glaubte zwar selbst nicht daran, dass es funktionierte, aber sie tat es trotzdem und sprach das Gesicht auf dem Schirm an.

»Okay, du hast dich gezeigt. Aber das reicht mir nicht, mein Freund. Ich möchte wissen, wer du bist.«

Ihren Blick nahm sie nicht vom Schirm fort. Sie wollte wissen, ob sie richtig lag. Normalerweise konnte sie nicht erwarten, dass diese Gestalt sie hören würde, doch sie ging davon aus, dass dieser Unheimliche eine Kommunikation mit ihr suchte.

Gab er eine Antwort?

Nein, es gab auch keine Veränderung in der Fratze. Kein Zucken, kein Grinsen, kein Nicken und auch kein Kopfschütteln.

Dieses Gesicht blieb gleich und verschwand plötzlich, wie es auch erschienen war.

Aus großen Augen schaute Purdy auf den wieder völlig leeren Schirm und schüttelte den Kopf.

Das gibt es nicht!, dachte sie. Da will mich jemand an der Nase herumführen …

Sie erhielt keine Antwort, keine Erklärung. Der Bildschirm blieb dunkel. Der Computer hatte sich wieder selbstständig ausgeschaltet. Es war alles wie sonst.

Die Staatsanwältin schüttelte den Kopf. Es interessierte sie nicht mehr, dass ihr Kaffee kalt geworden war, sie musste sich mit dem Phänomen an sich beschäftigen, und sie war davon überzeugt, dass alles ihr allein gegolten hatte.

Mit dem Stuhl fuhr sie zurück. Sie wollte irgendwie eine Distanz zwischen sich und den Apparat bringen. Ihr Herz klopfte noch immer schneller als normal, und hinter der Stirn spürte sie einen leichten Druck.

Vor ihr lag ein Wochenende. Purdy ging davon aus, dass es nicht so ablaufen würde, wie sie es sich vorgestellt hatte. Sie musste mit weiteren Überraschungen rechnen.

Nur nicht in ihrem Büro. Sie hatte genug von diesem Raum. Sie wollte nach Hause. Sie spielte auch mit dem Gedanken, ihren guten Freund John Sinclair anzurufen. Was sie hier erlebt hatte, war ein Phänomen, und dafür war der Geisterjäger zuständig. Wobei sie auch nicht vergaß, dass sie und er schon so manchen Kampf hinter sich gebracht hatten. Der Gedanke, gemeinsam mit John gegen das Phänomen vorzugehen, verdrängte ihre Angst.