1,99 €
Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!
Solo für den Satan.
Solo für den Satan: Ricarda Hades hatte sich diesen Songtitel ausgedacht. Sie war ein Newcomer mit einer großen Fangemeinde. Als sie zum Konzert bat, strömten die Massen auf den ehemaligen Friedhof, um sich von dieser Musik und den neuen Texten begeistern zu lassen.
Es gab noch drei Personen, die sich das Konzert nicht entgehen lassen wollten. Glenda Perkins, Suko und mich ...
John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 135
Veröffentlichungsjahr: 2015
John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.
Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.
Solo für den Satan: Ricarda Hades hatte sich diesen Songtitel ausgedacht. Sie war ein Newcomer mit einer großen Fangemeinde. Als sie zum Konzert bat, strömten die Massen auf den ehemaligen Friedhof, um sich von dieser Musik und den neuen Texten begeistern zu lassen. Es gab noch drei Personen, die sich das Konzert nicht entgehen lassen wollten. Glenda Perkins, Suko und mich …
Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve
ISBN 978-3-8387-4225-0
www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de
In der klaren Winternacht lag die kleine Kirche auf dem flachen Hügel wie ein zu Stein gewordener Glockenklang. Nur hallte kein Geläut über das Land, sondern etwas völlig Atypisches für eine Kirche.
Harter, aggressiver Rock, und zugleich eine Musik, die von einer schrillen Frauenstimme übertönt wurde, aus der ein starker Hass hervorzuhören war.
Denn die Frau sang vom Teufel!
»Bitte, der Herr, Ihr Kaffee und die Zeitung!«
Suko gab irgendwie ein Geräusch von sich, das zwischen Lachen und Grunzen lag, während ich die Augen weit öffnete, Glenda anschaute, den Kopf schüttelte, und zusah, wie sie die Tasse auf meinen Schreibtisch stellte und mir die zusammengefaltete Zeitung daneben klatschte.
»Und?«, fragte ich.
»Lesen!«
»Ähm. Jetzt?«
»Genau.«
»Warum?«
Glenda, die sich nicht vom Fleck gerührt hatte, verdrehte die Augen. »Sei nicht so faul. Ich habe dir sogar die richtige Seite aufgeschlagen. Einen besseren Service hast du in keinem Hotel.«
»Kann man wohl sagen.« Ich lachte vor mich hin. »Soll das heißen, dass du jetzt schon mal für einen Zweitjob übst? Als Bedienung oder so?«
»Das nicht, John. Es geht nur um die Zeitung. Und lesen kannst du doch, oder?«
»Wenn es sein muss.« Ich trank zunächst von der braunen Brühe, die wieder köstlich schmeckte. Dabei schielte ich zum oberen Rand der Zeitung hin.
Es war eigentlich nicht das Blatt, das ich normalerweise las. Der Verleger dieser Gazette lebte mehr von den Schlagzeilen als von seriösen Hintergrundberichten. Aber es stimmte. Glenda Perkins hatte bereits die richtige Seite aufgeschlagen. Ob Suko was davon wusste, war mir nicht klar. Als ich ihn anschaute, entnahm ich seinem Gesichtsausdruck, dass auch er überrascht war.
»Nun ja, dann will ich mal nicht so sein, Glenda.«
»Es wäre wirklich gut.«
Die Schlagzeile sprang mir ins Auge. Ich hatte sie auch beim Hinlegen des Blatts schon kurz überflogen. Jetzt allerdings konzentrierte ich mich darauf.
DES TEUFELS ROCKIGE TOCHTER
Ich stutzte, schaute noch mal hin, flüsterte die Schlagzeile und wandte Glenda wieder mein Gesicht zu.
»Was sagst du dazu, John?«
»Nicht viel.«
Sie zog die Nase kraus. »Aber du hast die Schlagzeile gelesen?«
»Das versteht sich.«
»Dann lies auch den Text!«, forderte sie mich auf.
»Muss ich das?«
»Es könnte dich oder uns interessieren. Aber ich will dir einen Gefallen tun und werde dir einen Kurzbericht geben. Die Rockröhre heißt Ricarda Hades, zumindest nennt sie sich so. Was sie spielt, das nennt sie Höllenpunk.«
»Auch das noch!«
»Ja. Ob du es glaubst oder nicht. Das kommt an. Die Fans kaufen ihre CDs. Sie sind begeistert, und Ricarda wird bald ein Konzert geben, das außergewöhnlich ist.«
»Warum ist es das?«
»Weil es auf einem Friedhof stattfinden soll.«
Ich glaubte mich verhört zu haben und schüttelte den Kopf. »Rock auf dem Totenacker?«
»Genau.«
»Und das wird erlaubt?«
Glenda lächelte breit. »Ich habe keine Ahnung, ob es erlaubt wird. Ich weiß zudem nicht, auf welchem Friedhof es stattfinden soll. Ich habe nur davon gehört, dass es sehr bald passiert. Es ist auch keine offizielle Angelegenheit, die von irgendeiner Konzertagentur organisiert wird. Es hat sich unter den Fans herumgesprochen, und es wird auch Werbung im Internet gemacht. Der Ort ist bisher noch nicht bekannt gegeben worden. Das soll die große Überraschung werden.«
»Klasse. »
Glenda lächelte. »Finde ich auch.«
»Das heißt, du willst hin?«
»Hm – so genau weiß ich das noch nicht, John. Es würde mich schon reizen. Aber nicht, weil ich die Musik so mag. Es könnte natürlich noch etwas anderes dahinter stecken.«
»Was denn?«
Sie knuffte mich an der Schulter. »Tu nicht so naiv, John.«
»Dass sie des Teufels rockige Tochter ist?«
»Ja und nein«, dehnte Glenda. Dann winkte sie ab und meinte: »Das kann natürlich alles eine große Schau sein. So genau weiß ich das ja alles nicht, aber ich denke, dass wir schon die Augen und auch die Ohren offen halten sollten.«
Tja, das konnte durchaus sein, obwohl ich nicht schon vorher den Teufel an die Wand malen wollte. Ich warf Suko einen Blick zu und fragte: »Was hältst du denn davon?«
»Ja«, sagte er, »das ist so eine Sache. Muss ich dir darauf eine Antwort geben?«
»Ich warte darauf!«
»Man könnte es mal im Auge behalten. Ansonsten weiß ich auch nicht, was ich davon halten soll. Meine Musik jedenfalls ist es nicht. Ich würde mir so ein Konzert nicht freiwillig anhören. Wie ist es mit dir, John?«
»Kannst du knicken.«
»Genau.«
Jetzt warteten wir auf Glendas Meinung. Sie hatte sich auf die Kante des Schreibtischs gesetzt und zog ein Gesicht, als wollte sie uns in den nächsten Sekunden belehren.
»Also, ich weiß genau, was ich tun werde. Ich lasse mir dieses Konzert nicht entgehen. Wenn ich weiß, wann und wo es genau stattfindet, gebe ich euch Bescheid. Dann könnt ihr noch immer darüber nachdenken, ob ihr mitkommen wollt oder nicht. Ist das ein Kompromiss, auf den ihr euch einlassen könnt?«
Ich musste erst einmal die Morgenmüdigkeit aus meinem Körper bekommen, lehnte mich zurück und gähnte dabei. »Man kann ja darüber reden, wenn es so weit ist.«
»Wie ihr wollt.« Glenda deutete auf die Zeitung. »Soll ich sie euch überlassen?«
Ich nickte.
»Dann viel Spaß.« Sie verschwand in ihrem Büro und schloss sogar die Tür.
»Ist sie sauer?«, fragte Suko.
»Nein, warum sollte sie?«
»Wer kennt schon die Frauen, John? Vielleicht schmollt sie, weil wir sie nicht richtig ernst genommen haben.«
»Ich habe keine Ahnung.« Danach senkte ich den Kopf und überflog den Bericht, von dem ich bisher nur die Schlagzeile kannte. Es wurde darüber geschrieben, dass Ricarda Hades innerhalb kürzester Zeit eine große Karriere gemacht hatte. Ihre Songs hatten bei den Fans eingeschlagen wie Blitze. Mit den Texten hatte sie wohl einen bestimmten Nerv getroffen. Ich las des Öfteren den Begriff Devil’s Daughter und sprach auch mit Suko darüber.
»Hat der Teufel eine Tochter?«
Ich grinste vor meiner Antwort. »Ist das nicht unsere Freundin Asmodina gewesen?«
Er winkte ab. »Oh, das liegt lange zurück. Keine Wiederauferstehung, bitte!«
»Wenn du meinst …«
Ich las weiter. Tatsächlich hatte Ricardas CD die Charts gestürmt und befand sich schon auf Platz fünf. Über das Konzert wurde auch geschrieben, aber es wurde kein genauer Ort genannt, wo es stattfinden sollte.
Als ich mit Suko darüber sprach und ihm zugleich die Zeitung reichte, meinte er: »Man wird bestimmt genügend Leute zusammentrommeln. Das kannst du mir glauben. Fans im Verborgenen sind leicht zu mobilisieren. Davon gehe ich aus.«
»Willst du hin?«
»Keine Ahnung. Falls ich nichts anderes vorhabe, könnte man darüber reden. Doch ein ungutes Gefühl habe ich nicht. Was sie da macht, ist ja nicht neu. Es gab und gibt immer wieder Bands, deren Songs aus Texten bestehen, die den Teufel verherrlichen.«
»Genau, Suko, aber ich sage dir auch, dass sie mir nie gefallen haben.«
»Denkst du mir?«
Ich winkte ab. »Das ist Horror für meine Ohren, und darauf kann ich gut und gern verzichten.«
»Dann lassen wir es mal auf uns zukommen.«
Dagegen war nichts einzuwenden. Leider war mein Kaffee in der Zwischenzeit kalt geworden, aber ich trank ihn trotzdem, denn ich wollte Glenda nicht enttäuschen.
Diese Ricarda Hades vergaß ich sehr schnell wieder. Nicht wissend, dass wir schon sehr bald wieder an sie erinnert werden sollten …
*
Reverend Peter Dutton drückte dem Toten die Augen zu. Das wächserne Gesicht verlor dabei zwar nichts von seiner maskenhaften Starre, aber der leere Blick war zumindest verschwunden.
»Schön für ihn, dass er so friedlich eingeschlafen ist«, sagte die Heimleiterin, eine grauhaarige Frau um die sechzig. »Nicht alle haben das Glück. Zudem wollte er, dass Sie in den letzten Minuten seines Lebens bei ihm sind, was ja auch geklappt hat. Es hat ihm die Reise in die andere Welt sehr erleichtert.«
»So sollte es auch sein.« Der Pfarrer erhob sich von seinem Stuhl. »Wie alt ist er eigentlich geworden?«
»Zweiundneunzig Jahre.«
Der Reverend lachte. »Ich wünschte mir, auch mal so alt zu werden, Mrs Grayson.«
»Tatsächlich?«, staunte sie.
»Natürlich nur, wenn ich dabei relativ gesund bleibe und auch geistig nicht abbaue.«
»Das wünschen sich viele.«
»Ich weiß, Mrs Grayson, und ich weiß auch, dass es nur Wenigen vergönnt ist.«
»Sie sagen es.«
Der Pfarrer warf einen letzten Blick auf den toten Greis, bevor er sich umdrehte, um das Zimmer zu verlassen. Die Heimleiterin ging dicht hinter ihm. Auf dem Flur, der im schwachen Licht der Deckenlampen lag, blieb er noch mal stehen.
»Sie kümmern sich ja um die anderen Formalitäten, denke ich.«
»Ja, ich gebe Ihnen Bescheid. Auch wegen der Beerdigung. Das wird alles seinen normalen Weg gehen.«
»Wunderbar.« Er lächelte ihr zu.
»Ich bringe Sie noch bis zur Tür, Reverend.«
»Danke, das ist sehr nett.«
Es war für den Geistlichen kein Vergnügen, durch den langen Flur des Heims zu schreiten. Er mochte das alte Haus nicht, in dem man sich lebendig begraben vorkommen konnte. Da war kaum mal renoviert worden. Auch die alten Leitungen hatte man nicht unter Putz gelegt. Sie hatten eine ebenso undefinierbare Farbe wie die Innenwände. Wer hier lebte und letztendlich auch starb, der gehörte nicht zu den wohlhabenden Alten. Für seine Heimunterbringung kam der Staat auf. Da konnte man nicht den Luxus eines modernen Seniorenheims erwarten.
Zwischen Anmeldung und Haustür blieben die Schwester und der Pfarrer stehen. Sie reichten sich die Hände.
»Bis später dann, Mrs Grayson.«
»Ja, ich rufe an, wenn etwas sein sollte.«
»Tun Sie das.«
Peter Dutton verließ das Haus. Ihn und die Heimleiterin verband ein sehr kühles, geschäftliches Verhältnis. Er wusste, dass Mrs Grayson nicht viel für die Kirche übrig hatte, doch die Insassen des Heims dachten oft anders darüber. Und so war der Geistliche öfter bei ihr Gast, als ihr lieb war.
Der Reverend spürte die Kälte und musste dem Wetterbericht Recht geben. Der Winter hatte das Land immer noch fest im Griff. Er war schon mal verschwunden gewesen und nun wieder zurückgekehrt. Die trockene Kälte aus dem Osten und ein eisiger Wind, der den Himmel bis auf ein paar Restwolken fast frei gefegt hatte und dafür sorgte, dass die Temperaturen in den Minusbereich fielen und die Oberflächen der Gewässer wieder mit einer festen Eisdecke versehen waren. Das Wetter war nicht unbedingt schlecht, auch Peter Dutton mochte es, aber wenn der eisige Wind in sein Gesicht blies, sehnte er sich doch nach seiner warmen Wohnung.
Sein Wagen stand auf dem Parkplatz, wo auch das Personal seine Fahrzeuge abgestellt hatte. Der Geistliche fuhr einen alten Fiat Punto, den ihm ein befreundeter Kollege geschenkt hatte, als dieser einen hohen Gewinn beim Pferderennen einsacken konnte, was natürlich niemand wissen dufte. Ein Gottesmann und Glücksspiel, das passte nicht zusammen.
Nur auf dem Dach des Autos lag eine dünne Frostschicht. Die Scheiben musste Dutton nicht erst freikratzen. Er setzte sich hinter das Steuer und drehte wenig später den Zündschlüssel.
Wie immer beschwerte sich der Motor zunächst durch ein jammerndes Orgeln. Dann kam er aber, und auf Duttons Lippen legte sich ein zufriedenes Lächeln.
Das alte Motörchen tat es immer wieder. Und solange der Motor ansprang, dachte Dutton nicht daran, den Fiat auf einen Schrottplatz zu fahren, wo er sein Autoleben aushauchen konnte.
Das Heim gehörte nicht zu dem Ort, in dem er normalerweise seinen Dienst versah. Der Mann musste einige Kilometer fahren. Um diese Zeit durch die anbrechende Winternacht, die noch von der Dämmerung beherrscht wurde, die sich in langen Schatten über das Land senkte.
Es war kalt. Der klare Himmel, an dem sich der halbe Mond abzeichnete und sein kalt wirkendes Licht verstreute. Auf den Wiesen lag bereits eine helle Reifschicht, und die Lichter in den etwas entfernt liegenden Häusern wirkten an diesem frühen Abend besonders klar.
Der Reverend wollte so schnell wie möglich nach Hause. Da er die Gegend wie seine Westentasche kannte, wusste er auch über Abkürzungen Bescheid, die er nehmen konnte.
Er fuhr in einen schmalen Feldweg hinein. Der Boden war glücklicherweise gefroren, sonst wären die Reifen im Matsch versunken. Aber auch so hatte sein Fiat es schwer, die Strecke hinter sich zu bringen, denn das Fahrzeug schaukelte auf und nieder.
Er nahm diesen Weg bewusst, denn er führte ihn an einem besonderen Kleinod vorbei. Es war eine Kapelle, die ihren Platz auf einem flachen Hügel gefunden hatte. Es war eigentlich nur eine Erhebung, und die Kapelle wurde auch nicht für das Abhalten von Gottesdiensten benutzt. Sie war einfach nur als kleine Betinsel vor langen Jahren gebaut worden und hatte die Zeiten gut überstanden.
Sie hatte nicht mal einen richtigen Turm, sondern nur eine Andeutung dessen.
Er rollte in Richtung Kapelle. Der schmale Feldweg führte in deren Nähe vorbei, und mündete wenig später in die Straße, die er nehmen musste.
Alles an diesem Abend war normal. Dem Reverend machte es auch nichts aus, dass er allein war. Daran hatte er sich längst gewöhnt. Er würde an diesem Abend noch eine halbe Flasche Wein trinken und Vorbereitungen für den morgigen Tag treffen, denn da gab es eine Hochzeit.
Der Fiatmotor war kein Achtzylinder, und deshalb fuhr er auch nicht so lautlos. Aber die Geräusche, die der Geistliche jetzt hörte, schreckten ihn schon hoch.
Das war Musik!
Oder nicht?
Jedenfalls hörte er irgendwelche Geräusche, die er entfernt als Musik ansah.
Er fuhr langsamer und kurbelte das Fenster an der rechten Seite nach unten. Es war noch nicht ganz unten, da wusste er bereits Bescheid. Es war keine Täuschung gewesen. Die Musik wurde von der klaren Luft durch die Stille bis an seine Ohren getragen und sorgte bei ihm für Verwunderung, denn er konnte beim besten Willen nicht sagen, woher sie kam.
Weit und breit stand kein Haus. Der nächste Ort lag auch zu weit entfernt, aber es gab die Musik, und so konnte es nur einen Schluss geben, auch wenn er ihn nicht glauben wollte.
Sie drang aus der Kapelle zu ihm!
Der Reverend musste erst seinen Schock überwinden. Dann flüsterte er: »Das darf doch nicht wahr sein!«
Er überlegte. Konnte es wirklich sein, dass jemand die Kapelle betreten hatte und sich in ihr derart versündigte?
Scharf holte der Pfarrer Luft. Er hätte vom Weg abbiegen und auf das Ziel zufahren können, aber das ließ er bleiben, stieg aus und ging zu Fuß.
Um die eisige Kälte kümmerte sich Peter Dutton nicht. Er hörte nur die Musik, die seine Ohren malträtierte, und er erhielt jetzt auch den Beweis. Die schrecklichen Laute wehten ihm tatsächlich aus der Kapelle entgegen, obwohl deren Tür geschlossen war.
Es war keine Musik, die in ein Gotteshaus gepasst hätte. Da wurde keine Klassik gespielt. Er wollte diese Klänge auch nicht als moderne Musik bezeichnen. Sie kamen ihm einfach zu atonal vor. Aber er fand heraus, dass sich in der Kapelle jemand befand, der solo spielte. Er hörte nur ein Instrument, und das war eine Gitarre.
Ihre Saiten wurden geschlagen und regelrecht malträtiert. Für ihn war es nur eine schrille Geräuschkulisse, die noch übertönt wurde von der Stimme einer Frau.