John Sinclair 1460 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1460 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Lockruf des Trolls.

Im tiefsten Wales, wo Natur und Menschen noch sehr dicht beisammen sind, tauchten die bösartigen Zwerge auf. Ihre Zeit war reif, sie gingen wieder auf Kinderjagd.

Sir James schickte mich los, um den Trollen einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Aber ich war nicht allein unterwegs. An meiner Seite befand sich eine besondere Mitstreiterin - Justine Cavallo, die blonde Bestie ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 138

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumLockruf des TrollsVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Lockruf des Trolls

Im tiefsten Wales, wo Natur und Menschen noch sehr dicht beisammen sind, tauchten die bösartigen Zwerge auf. Ihre Zeit war reif, sie gingen wieder auf Kinderjagd.

Sir James schickte mich los, um den Trollen einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Aber ich war nicht allein unterwegs. An meiner Seite befand sich eine besondere Mitstreiterin – Justine Cavallo, die blonde Bestie …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4231-1

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Lockruf des Trolls

Zuerst schaute ich Sir James in die Augen. Danach deutete ich auf das Foto. »Ist das Bild echt?«

»Ja – leider.«

Ich blies die Luft aus und zuckte mit den Schultern. An ein echtes Foto konnte ich nicht recht glauben. Und ganz echt war es auch nicht. Man hatte es manipuliert. Der Hintergrund war real, das gab ich ja noch zu, aber mit der Fratze davor hatte ich meine Probleme. Sie war der Mittelpunkt auf dem Bild. Ein türkisfarbener, hässlicher Kopf mit grünen Augen, einer runzligen Haut und spitzen, leicht abstehenden Ohren.

»Wissen Sie, wer das ist, John?«

Ich lächelte kantig. »Nein, den kenne ich nicht.«

Sir James rückte seine Brille zurecht und schaute mir ins Gesicht. »Was Sie da sehen, das ist ein Troll.«

»Ein Troll?«

»Ja. Schauen Sie mal genau hin.«

Das hatte ich zwar schon getan, tat es jetzt aber noch mal. Ich sah mir die Gestalt an und versuchte, Einzelheiten herauszufinden. Möglicherweise wollte mich Sir James auf etwas Bestimmtes hinweisen.

Ich entdeckte jedoch nichts außer der Fratze.

Der Troll hatte keine Haare, dafür eine runzlige Wangenhaut, aber eine glatte Stirn. Als ich meinen Blick etwas senkte und mich auf den Mund konzentrierte, sah ich, dass er sehr breit war. Trotz der geschlossenen Lippen machte der Troll den Eindruck eines Wesens, das ständig grinste, wobei ihm dieses Grinsen wohl der Teufel auf die Lippen gelegt haben musste.

Und dann sah ich noch etwas, was aus dem Rahmen fiel. Um es genauer erkennen zu können, nahm ich die Lupe zur Hand, die in meiner Reichweite lag. Sir James hatte für alles gesorgt.

Ich blieb mit meinem Blick an der unteren Hälfte des Gesichts hängen.

Sir James gab keinen Kommentar mehr ab. Ich hörte nur seinen leicht schnaufenden Atem. Er wollte, dass ich das große Geheimnis selbst entdeckte.

Und das passierte auch.

Dabei zuckte ich leicht zusammen. Trotz des geschlossenen Mundes entdeckte ich die beiden spitzen Zähne, die unter der Oberlippe hervorschauten. Ich richtete mich wieder auf und wusste Bescheid.

Die Gestalt war nicht nur ein Troll, sondern zugleich ein Vampir!

*

Sir James brach sein Schweigen.

»Sie haben es entdeckt, John?«

Ich hob den Blick wieder an. »Ja, das habe ich.«

»Und?«

Ich hob die Schultern. »Man kann hier wohl von einem Vampir sprechen. Vielleicht auch von einer Abart. Ein Vampirtroll. Oder sehen Sie das anders, Sir?«

»Nein. Auch für mich steht fest, dass es sich um eben diese Abart handelt.«

»Sicher«, murmelte ich und fragte dann mit etwas lauterer Stimme. »Woher haben Sie die Aufnahme?«

Sir James winkte ab. »Sie ist ja keine richtige Fotografie, wenn ich ehrlich sein soll. Der Hintergrund schon. Aber die Fratze auf dem Bild ist gemalt.«

»Ja, der Troll.«

»Eben.«

»Und weiter?«

»Man hat mir das Bild zugeschickt. Absender war ein gewisser Peter Login. Fotograf und Zeichner. Er hat dieses Bild so gesehen. Er sah den echten Troll, aber es war nicht möglich, ihn zu fotografieren, wie Sie selbst wissen.«

»Klar, man kann Vampire nicht auf ein Foto bannen.«

»Eben. Er hat es versucht.« Sir James deutete auf das Bild. »Den Hintergrund hat er ablichten können. Den Troll hat er dann aus dem Gedächtnis nachgezeichnet. Zum Glück kann er das. Der Troll sieht also so aus, wie Sie ihn hier sehen.«

»Und das ist alles echt?«

»Sicher, John. Ich glaube dem Mann.«

»Sie kennen ihn?«

Sir James wiegte den Kopf. »Nein, ich kenne ihn nicht persönlich. Ich muss mich da schon auf die Aussage eines alten Bekannten verlassen, der nach seiner Pensionierung aus London weggezogen ist, um das letzte Drittel seines Lebens in Wales zu verbringen.«

»Unser Freund hier stammt aus Wales?«

»Genau.« Sir James lächelte. »Ist fast natürlich, wenn ich das mal so sagen darf. Wales ist nun mal ein besonderes Land, was bestimmten Mythen und Legenden angeht. Dieser Bekannte kennt den Fotografen. So bekam er auch das Bild zu sehen. Da mein Bekannter die Trolle bereits selbst gesehen, sie aber nicht als Realität akzeptiert hatte, haben die beiden lange miteinander geredet, und der Fotograf konnte meinen Bekannten schließlich überzeugen, dass es diesen und noch andere Trolle gibt und nicht ihrer Fantasie entsprungen sind. Daraufhin hat mein Bekannter mir das Foto mit einem entsprechenden Begleitschreiben geschickt.«

»Verstehe.« Dann lächelte ich meinen Chef an. »Ein bisschen wenig, finden Sie nicht auch, Sir?«

»Ja. Wenn man das Bild isoliert betrachtet, schon. Aber da kommt noch etwas hinzu.«

Ich hatte es mir gedacht. Sir James ließ die Katze immer nur stückweise aus dem Sack. Dieses Foto war in einer recht einsamen Waliser Gegend geschossen worden. In der Nähe der Ortschaft Esgair.

»Der Ort wird Ihnen nichts sagen, John. Er liegt am Ende der Welt, und so benehmen sich die Menschen auch, das weiß ich von meinem Freund. Als wir telefonierten, erzählte er mir von verschwundenen Kindern, die nie wieder aufgetaucht sind. Oder nur vereinzelt als Leichen, wenn der Sommer mal sehr heiß war und ein Stück Moor fast trockenlegte. Da hat man die Kinder dann gefunden. Natürlich schon mumifiziert und …«

»Waren sie Vampire?«

»Nein, das wohl nicht. Aber ich kann mir vorstellen, dass sie blutleer gewesen sind. Man hat die Leichen dann begraben oder auch verbrannt. Das kam immer auf den Einzelfall an.«

Ich verspürte eine leichte Unruhe in mir aufsteigen. »Wie lange geht das schon?«

»Das kann ich Ihnen nicht genau sagen. Ich denke, dass man es schon als Tradition ansehen kann.«

»Ja, vielleicht.« Ich lehnte mich zurück. »Auf jeden Fall hört sich das alles nicht gut an. Man kann sagen, dass sich dabei ein gewisser Kreis schließt.«

»Wieso?«

Ich schaute in die großen Augen hinter den dicken Brillengläsern.

»Wer sich etwas mit diesen Wesen, den Trollen, beschäftigt«, sagte ich, »der weiß auch, dass gerade Kleinkinder es den Trollen angetan haben.«

»Die Toten waren Babys.«

»Sehen Sie, Sir. Trolle rauben sie gern und legen den Müttern irgendwelche Wechselbälge in die Wiegen. Das hat gewissermaßen Tradition. Jedenfalls habe ich einiges darüber gelesen, und ich denke, dass wir einen solchen Fall vorliegen haben. Es ist klar, dass die Bewohner schweigen. Sie haben eine wahnsinnige Angst vor diesen Wesen, und deshalb leiden sie lieber und nehmen alles so hin, wie es ist.«

Sir James hob die Schultern. »Aber das muss nicht so bleiben, denke ich.«

»So ist es.«

»Und deshalb habe ich Sie zu mir gebeten.«

»Das heißt, ich soll mich in Bewegung setzen und mich um diese Vampirtrolle kümmern.«

»Daran hatte ich gedacht.«

»Wann?«

»So schnell wie möglich.« Sir James hob die Schultern. »Wir können zwar nicht davon ausgehen, dass sich eine neue Vampirart ausbreiten will, aber wehret den Anfängen.«

»Da haben Sie Recht.« Ich wies auf das Foto. »Dieser Peter Login lebt dort?«

»Ja, in Esgair. Aber er hat mit keinem Menschen, abgesehen von meinem Bekannten, darüber gesprochen.«

»Warum nicht?«

»Ich kann es Ihnen nicht sagen, John. Aber in diesem Brief stand, dass die Dinge eine neue Dimension angenommen haben. Was im Einzelnen damit gemeint ist, weiß ich nicht. Da müssten sie sich schon mit meinem Bekannten in Verbindung setzen. Er heißt Al McCormick.«

»Lebt er auch in Esgair?«

»Das kann ich Ihnen nicht genau sagen. Er ist eigentlich ein Tramp.«

»Bitte was?«

»Ja, einer, der sich einen Traum erfüllt hat. Mit einem Wohnmobil macht er das Land unsicher. Er hat sich vorgenommen, in den letzten Jahres seines Lebens noch so viel wie möglich Land und Leute kennen zu lernen, und das aus allen Himmelsrichtungen. Zurzeit hält er sich in der Nähe von Esgair auf. Ich habe Ihnen seine Handynummer aufgeschrieben. Vielleicht haben Sie Glück.«

»Wieso das?«

Sir James verzog die Lippen. »Ich will nicht eben behaupten, dass Wales hinter dem Mond liegt, aber in weiten Teilen des Landes ist die Handyverbindung schlecht. Sie kommen nicht immer durch. Das ist nun mal leider so.«

»Okay, danach werde ich mich richten.« Ich nahm eine aufrechte Sitzhaltung ein, die andeutete, dass ich gleich aufstehen wollte.

Sir James griff bereits nach den Unterlagen. Er drückte mir die Mappe in die Hand. Allerdings nicht ohne einen Kommentar. »Es ist schade, dass Suko ausgerechnet jetzt eine Grippe bekommen hat. Sie müssen deshalb allein los.«

»Das bin ich gewohnt. Aber ich werde schon Unterstützung bekommen, denke ich.«

Sir James lächelte. »Ich habe Al McCormick schon mal informiert.«

»Und was ist mit diesem Fotografen und Zeichner?«

»Der wird auch Bescheid wissen. Da vertraue ich Al. Ich selbst habe mit Mr Login nicht gesprochen.«

»Gut, dann weiß ich Bescheid.« Ich klemmte mir die Mappe unter den Arm und verließ das Büro meines Chefs. Gedanklich beschäftigte ich mich schon mit dem Fall. Erst als ich Glendas Stimme hörte, kehrte ich wieder in die Gegenwart zurück.

»Na, was hat es gegeben?«

Ich hob die Schultern. »Es geht mal wieder auf Reisen.«

»Und wohin?«

»Nach Wales.«

»O je.«

»Ja, und das noch in eine verdammt einsame Gegend.«

»Und warum musst du dorthin?«

»Das erzähle ich dir bei einem Kaffee.«

»Okay.«

Ich ging in mein Büro. Sukos Platz war leer. Er lag zuhause im Bett und war wütend darüber, dass ihn die Grippe so geschwächt hatte. Ich rief an, um mich nach seinem Befinden zu erkundigen.

Shao hob ab.

»Na, was macht unser Kranker?«

»Hör bloß auf«, stöhnte sie. »Der geht mir wirklich auf die Nerven. Ich wünschte mir, dass er wieder gesund wäre. Er wollte schon ins Büro, trotz des Fiebers. Ich müsste ihn eigentlich festschnallen, aber das ist auch keine Lösung.«

»Dann wünsche ihm gute Besserung.«

»Mach ich. Und was ist mit dir?«

»Ich werde mal wieder unterwegs sein. Wales ist das Ziel. Aber sag Suko nichts davon.«

»Keine Sorge. Außerdem schläft und schwitzt er.«

»Okay, dann bis später.«

Glenda kam mit dem Kaffee. Sie hatte für sich auch eine Tasse mitgebracht und setzte sich auf Sukos Platz.

»So, da bin ich mal gespannt.«

Ich trank erst einige Schlucke und berichtete ihr, worum es ging. Sie bedauerte mich wirklich, dass ich nach Wales musste.

»Das ist ja am Ende der Welt.«

»So ähnlich.«

»Und willst du allein ermitteln?«

Ich hob die Schultern. »Bleibt mir etwas anderes übrig?«

»Im Prinzip nicht.«

»Willst du mit?«

Glenda winkte ab. »Nein, nein, so verrückt auf Wales bin ich weiß Gott nicht.« Sie schaute mich dabei an und lächelte. Dabei strahlte sie so wie das Muster ihrer Frühlingsbluse, auf der sich zahlreiche Blumen verteilten.

»Was ist los?«, fragte ich.

»Ich hätte da eine Idee.«

»Lass hören.«

Glenda hob einen Finger. »Wenn es wirklich um Vampirtrolle geht, was ja wohl so ist, da wäre es doch gut, wenn man Vampire mit Vampiren bekämpft. Finde ich.«

Ich hatte an diesem Morgen nicht eben meinen Durchblicktag. »Wie soll ich das denn verstehen?«

»Ganz einfach. Nimm jemanden mit, der dich unterstützt.«

»Super. Und an wen hast du dabei gedacht?«

Mit einem breiten Grinsen gab sie mir die Antwort: »An eine gewisse Justine Cavallo.«

Ich sagte erst mal nichts. Dann wollte ich lachen, doch in meinem Kopf legte sich ein Schalter um, und so fing ich an, über Glendas Vorschlag nachzudenken. Trotzdem fragte ich: »War das nun ein echter Vorschlag, oder hast du dir nur einen Spaß erlaubt?«

»Nein, nein, das war ernst.«

Diesmal trank ich die Tasse leer und musste zugeben, dass der Vorschlag, den Teufel mit Beelzebub zu bekämpfen, gar nicht mal so schlecht war. Denn Justine Cavallo war nichts anderes als eine Blutsaugerin, die sich in unser Team einschleichen wollte oder es sogar schon getan hatte. Zumindest halb.

»Jetzt bist du baff!«

»Nicht mehr so ganz.«

»Aha«, sagte Glenda. »Höre ich da etwas heraus, das dich auf meine Seite bringt?«

»Ja, hörst du, Glenda. Man kann mit der blonden Bestie manchmal ganz gut zusammenarbeiten. Daran gibt es nichts zu rütteln. Das habe ich schon einige Male festgestellt.«

»Was hindert dich also daran?«

»Die Cavallo selbst.«

»Warum?«

»Wenn man ihr den kleinen Finger reicht, nimmt sie gleich die ganze Hand. Außerdem ernährt sie sich von Menschenblut, und ich will nicht Zeuge sein, wenn sie sich in einer Kehle verbeißt.«

Glenda schürzte die Lippen und meinte: »Sie wird sich schon zusammenreißen, denke ich.«

»Abwarten.«

»Also ehrlich, John, ich würde es machen.«

»Du bist auch nicht ich.«

»Oder soll ich …«

»Nein, nein, du hast hier deinen Job. Wenn ich daran denke, was Sir James dazu sagen wird, dann …«

»Nimm sie einfach mit.«

»Und was ist mit Jane Collins?«

Glenda lächelte stutenbissig. »Muss sie das denn unbedingt erfahren? Ich denke nicht.«

»Klar, aus deiner Sicht hast du Recht.«

Glenda Perkins stand auf. »Du kannst es dir ja mal durch den Kopf gehen lassen.«

»Das werde ich tun.«

»Noch einen Kaffee?«

»Nein, danke.« Ich schaute Glenda nach, wie sie das Büro verließ. Meine Gedanken drehten sich dabei um Justine Cavallo, von uns auch die blonde Bestie genannt. Sie versuchte schon lange, von uns in unser Team aufgenommen zu werden. Keiner war davon begeistert, aber das Schicksal hatte sich dann auf ihre Seite geschlagen und dafür gesorgt, dass sie uns immer wieder in die Belange Arbeit pfuschte. Aber sie hatte mir auch schon das Leben gerettet, und umgekehrt war es ebenso.

Was tun?

Ich grübelte und dachte daran, dass ich einen Partner gut gebrauchen konnte, wobei mir der Begriff Partner schon etwas gegen den Strich ging.

»Na ja, mal sehen«, sprach ich vor mich hin und griff zum Telefon. Ich wusste noch nicht, was ich sagen sollte, wenn Jane Collins abnahm, aber da brauchte ich mir keine Gedanken zu machen, denn nach dem vieren Durchklingeln vernahm ich bereits eine Flüsterstimme.

»Ja …?«

»Ich bin es.«

Ich hörte ein helles Lachen. Es war die Cavallo.

»John Sinclair, wie schön.«

»Ob es schön ist, weiß ich nicht …«

Sie unterbrach mich. »Jane Collins ist unterwegs.«

»Oh, das passt ja.«

»Wieso?«

»Weil ich dich sprechen wollte.«

Nach diesem Satz hatte die Cavallo erst mal Sendepause. Dann fragte sie mich, ob ich sie verarschen wollte, und ich musste verneinen.

»Dann sag mir, um was es geht.«

»Um eine kleine Reise.«

»Ha. Ein Ausflug, nur wir beide?«

»Genau.«

»Hört sich ja immer besser an. Und wohin soll der Trip gehen?«

»Nach Wales.«

Danach erlebte ich erst mal das große Schweigen, das jedoch nicht lange anhielt.

»Was sollen wir denn da?«

»Vampire jagen!«

In den folgenden Sekunden erlebte ich das grelle Lachen einer Vampirin. Ich hielt den Hörer vom Ohr weg. Selbst Glenda hatte das Lachen gehört. Sie huschte ins Büro, schaute mich groß an, und ich deutete auf das Telefon.

»Justine?«, hauchte sie.

Ich nickte.

Das Lachen stoppte plötzlich. Dann fragte die Cavallo: »Ich denke nicht, dass es ein Witz gewesen ist. Oder doch?«

»Nein, das war es nicht.«

»Und jetzt?«

»Willst du mitkommen oder nicht?«

Ihre Antwort bestand aus einer Frage. »Wann geht es los?«

»So bald wie möglich.«

»Okay, ich bin dabei …«

*

Die Hütte war mehr ein Hochstand. Sie stand auf vier Pfosten, und wer sie betreten wollte, der musste über die vier Stufen einer Holztreppe gehen, um die Tür zu erreichen.

Das hatten die beiden Männer hinter sich, die sich in der Hütte verabredet hatten.

Al McCormick wartete schon. Er war ein kräftiger Mann, und seine Beschreibung passte zu dem Begriff »grauer Naturbursche«. Das Grau betraf sein vollen Haare, die auch weit in den Nacken reichten. Er trug eine dicke Jacke, Stiefel und eine grüne Hose aus festem Stoff.