John Sinclair 1461 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1461 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Katakomben des Wahnsinns.

Er sagte nichts, er tat nichts. Er war einfach nur da. Aber die Menschen fürchteten ihn trotzdem. Und sie hatten ihm einen Namen gegeben. Sie nannten ihn den Bleichen. Mehr wussten sie nicht von ihm. Bis er seine wahren Absichten preisgab und die Katakomben des Wahnsinns wieder öffnete ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumKatakomben des WahnsinnsVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Katakomben des Wahnsinns

Er sagte nichts, er tat nichts. Er war einfach nur da. Aber die Menschen fürchteten ihn trotzdem. Und sie hatten ihm einen Namen gegeben. Sie nannten ihn den Bleichen. Mehr wussten sie nicht von ihm. Bis er seine wahren Absichten preisgab und die Katakomben des Wahnsinns wieder öffnete …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4232-8

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Katakomben des Wahnsinns

Er sagte nichts, er tat nichts. Er war einfach nur da in einer Dämmerung, die nicht still zu stehen schien, sondern in verschiedenen Grautönen waberte und in Wellen dahinfloss.

Aber die Menschen sahen ihn. Diejenigen, die ihn kannten, hatten ihm einen Namen gegeben.

Sie nannten ihn den Bleichen …

»Haben Sie mal ’ne Zigarette?«

Ich schüttelte den Kopf. »Nichtraucher, schon lange.«

Dirk Reuter fluchte. Er schlug auf die Platte des Tisches, der zwischen uns stand. »Alles hier ist scheiße. Die Zellen, die Schließer, und Zigaretten habe ich auch keine mehr.« Er hörte auf und schüttelte den Kopf.

Widersprechen konnte ich ihm nicht. Der Raum, in dem wir saßen, war wirklich hässlich. Grüngraue Wände, kein Fenster. Zwei Tische, vier Stühle – und ein Mann, der von außen her die Besucherzelle bewachte. Dazu musste er nur durch ein Fenster in der Tür schauen.

Mir gegenüber saß Dirk Reuter. Er stammte aus Deutschland. Wegen Bankraubs war er zu sechs Jahren Haft verurteilt worden, die er nun in diesem Knast abhocken musste. Er war ein bulliger Typ mit sehr kurz geschorenen Haaren und einem schmalen Oberlippenbart. Das Alter lag bei 35. Er trug einen Overall, an dem Sägespäne hafteten. Reuter arbeitete in der Schreinerei, denn diesen Beruf hatte er auch in Deutschland ausgeübt. Im Alter von 20 Jahren war er dann auf die Insel gekommen und hatte bei einem Sargmacher gearbeitet, der zugleich eine Schreinerei betrieb. Dann war er auf die schiefe Bahn geraten und hatte an einem Bankraub teilgenommen.

So weit in Kürze sein Lebenslauf, den ich nicht von ihm selbst wusste, sondern von meinem Freund Bill Conolly, der sich mit ihm zuerst unterhalten hatte.

Bill war dabei, einen längeren Bericht über Gefängnisse zu schreiben. Er wollte nicht nur die staatliche Seite hören, sondern auch die der Insassen. Die Erlaubnis für die Interviews hatte er unter anderem durch meine Fürsprache erhalten.

Manche Gefangene hatten sich kooperativ gezeigt, andere wiederum nicht. Sie hatten sich verweigert.

Und nun saß ich hier. Angeblich, weil dieser Dirk Reuter etwas wusste, was mich interessieren konnte. So jedenfalls hatte es mir Bill erklärt, dem sich Reuter allerdings nicht geöffnet hatte. Es war bei Andeutungen geblieben. Er hatte von unheimlichen Gestalten gesprochen und sie sogar als Zombies bezeichnet.

Ich hatte einen Besuch erst ablehnen wollen, war aber dann von Bill Conolly überzeugt worden und saß nun hier dem Mann mit den kalten Augen gegenüber.

»Keine Zigarette?«

»Nein. Ich sagte Ihnen schon …«

»Egal, dann rauche ich meine.«

»Bitte.«

Zuvor grinste Reuter mich an. »Wenn der Schließer kommt und hier Theater machen will, dann sagen Sie ihm, dass Sie mir das Rauchen erlaubt haben.«

»Wir könne es ja probieren.«

Dirk Reuter holte eine Blechschachtel aus seiner Tasche, die so groß war, dass sie einen kleinen Aschenbecher enthielt. Ebenfalls eine Blechschachtel, kleiner natürlich, die man zudem zuklappen konnte.

Feuer hatte er auch, und als er die Filterlose zwischen seine Lippen steckte und den ersten Rauch inhalierte, konnte er sogar lächeln.

»Das tut gut, Sinclair.«

Ich hob die Schultern. »Kann ich schlecht beurteilen. Bei mir ist es schon zu lange her.«

»Klar.« Reuter schaute gegen die Decke. Dort hing eine Lampe, die kaltes Licht verstreute, in das jetzt die Rauchschwaden hineinwehten und es vernebelten.

Nach drei Zügen stellte ich ihm die erste Frage. »Weshalb sitze ich Ihnen hier gegenüber?«

»Tja.« Sein leises Lachen war nicht zu überhören. »Weshalb wohl? Hat Ihnen Conolly nichts gesagt?«

»Wenig. Viel konnte er mir wohl deshalb nicht sagen, weil Sie ihm nichts Konkretes mitgeteilt haben.«

»Das mag schon sein. Er war ja nicht der richtige Mann. Das sind Sie, Sinclair.«

»Woher wollen Sie das wissen?«

Er blies den Rauch an meinem Gesicht vorbei in die Höhe. »Auch wenn man im Knast sitzt, ist man nicht ganz weg von der Welt. Hin und wieder kann man etwas lesen oder bekommt von anderer Seite her Informationen, was draußen so läuft.«

»Das ist mir nicht neu.«

»Eben, Meister. Und deshalb habe ich auch über Sie was gelesen. Wo, das kann ich Ihnen nicht mal sagen, aber Ihr Name hat sich bei mir festgehakt.«

»Und weiter …?«

Er stäubte Asche ab. »Ebenso wie der Ihres Freundes Bill Conolly. Wir haben hier Zeitungen und Illustrierte. Er hat verdammt viele Artikel geschrieben, und die waren immer spannend, weil sie sich um Themen drehten, die oft außerhalb des Normalen lagen. Ich dachte dann, mich trifft der Schlag, als dieser Conolly plötzlich hier auftauchte und über unseren Knast schreiben wollte, in dem ich offiziell noch vier Jahre hocken muss. Eine verdammt lange Zeit. Sie können sich nicht vorstellen, wie beschissen es hier ist.«

»Das glaube ich Ihnen, Reuter.«

Er saugte wieder an seinem Glimmstängel und schaute mich dabei aus spaltbreiten Augen an. »Da tut man verdammt viel, um die Zeit zu verkürzen, sage ich Ihnen.«

»Also deshalb sitze ich hier.« Ich schaute ihn nicht gerade freundlich an.

»Kann schon sein.«

Ich schüttelte den Kopf. »Wenn Sie daran denken sollten, dass ich Ihnen helfen kann, früher aus dem Knast zu kommen, dann unterliegen Sie einem Irrtum. Ich bin kein Richter. Ich bin auch kein Politiker, der über eine Amnestie entscheiden kann. Ich bin nur ein Beamter von Scotland Yard.«

»Und ein Geisterjäger.«

»Jaa …«, dehnte ich. »So nennt man mich. Aber das ist nur ein Spitzname, mehr nicht.«

»Sie untertreiben. Würde man Sie nicht so nennen, würden Sie nicht hier vor mir sitzen.«

»Vielleicht. Aber weiter. Was wollen Sie?«

Er drückte seinen Glimmstängel in dem Mini-Ascher aus. »Ich will mit Ihnen ein Geschäft machen, das habe ich Conolly bereits erzählt. Ich gebe Ihnen einen Hinweis, und Sie werden etwas für mich tun. Ist das in Ihrem Sinne?«

»Was soll ich für Sie tun?«

»Ein gutes Wort einlegen, damit die Zeit im Knast für mich verkürzt wird. Mit einem Richter reden, zum Beispiel. Sie können ihn auch daran erinnern, dass ich es nicht gewesen bin, der geschossen hat. Das war mein Kumpan.«

»Ich glaube, Sie überschätzen meine Möglichkeiten. Ich kann mich nicht in die Angelegenheiten der Justiz einmischen.« Nach dieser Antwort hatte ich Protest erwartet, der allerdings nicht erfolgte, denn Reuter zeigte sogar Verständnis.

»Klar, es ist eine haarige Sache. Aber ich habe Ihnen auch etwas zu bieten, und wenn man das gegeneinander aufwiegt, dann ist meine Sache, die ich weiß, viel wichtiger als ein Jahr mehr oder weniger, das ich hier im Knast verbringe. Glauben Sie mir, Sinclair.«

»Bravo. Aber sagen kann man viel.«

»Sie glauben mir nicht.«

»So ist es.«

»Nur komisch, dass mir Ihr Freund Conolly geglaubt hat. Sonst säßen Sie ja nicht hier.«

»Vielleicht haben Sie ihm mehr gesagt als mir.«

»Ja, da ist der Begriff Zombie gefallen.«

»Eben.«

»Mehr sagen Sie nicht?«

»Ich warte, dass Sie …«

Er öffnete den Mund und lachte laut. »Ohne Gegenleistung läuft da nichts.«

Bereits seit einigen Minuten dachte ich darüber nach, wie ernst es dieser Mensch meinte. Wollte er mich nur hinhalten, mich auf die Probe stellen? Oder hatte er tatsächlich eine Information anzubieten, die mich interessieren konnte?

Ich gab mir gegenüber zu, dass meine Neugierde schon geweckt worden war. Auf der Haut spürte ich ein leichtes Kribbeln. Es entstand immer dann, wenn gewisse Dinge ins Rollen kamen, sich nahe an der Wahrheit bewegten und ich so das Gefühl hatte, dass etwas auf mich zukam, das durchaus real war. Den Begriff Zombie nahm man nicht so einfach in den Mund. Da musste es schon einen Grund geben.

»Erzählen Sie, Mr Reuter.

»Wie weit kommen Sie mir entgegen?«

»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Sollte aber durch Ihre Aussage ein Fall gelöst werden, dann werde ich einen Versuch starten und mit den zuständigen Personen sprechen. Ist das ein Kompromiss, auf den Sie sich einlassen können?«

Er grinste. »Sie sind nervös geworden, wie?«

»Nein.«

»Aber neugierig.«

»Das allerdings.«

Er räusperte sich. »Sie werden sehen, dass Sie anders denken, wenn ich Ihnen etwas erzähle. Ganz sicher bekommen Sie große Augen, und ich denke, dass Sie auch losziehen werden.«

»Um was geht es konkret?«

»Lebende Leichen.«

»Zombies?«

»Um düstere Katakomben.«

»Aha. Halten sich die Zombies dort auf?«

Er gab mir keine Antwort. »Kennen Sie eigentlich den Bleichen?«

»Nein, nie gesehen, nie gehört.«

»Er hütet die Toten. Er wacht über deren Körper, und deren Asche. Er fühlt sich dort zu Hause, wo der Tod ganz nahe ist. Auf Friedhöfen oder in Krematorien. Es gibt Menschen, die ihn für einen Gesandten der Hölle halten. Ob das zutrifft, weiß ich nicht, aber man kann schon davon ausgehen.«

»Sie kennen ihn?«

»Ja.«

»Und wo haben Sie ihn gesehen?«

»Immer dort, wo der Tod nahe ist. Der Bleiche liebt den Geruch des Todes. Manche Menschen behaupten, dass jemand, der ihn gesehen hat, sehr bald stirbt. Und ich denke, dass Sie sich dafür interessieren sollten.«

»Das ist mir zu viel auf einmal, wenn ich ehrlich sein soll. Erst sind es Zombies, dann sprechen Sie von einer Asche, plötzlich taucht der Bleiche auf, und wenn ich da weiter denke, fehlen eigentlich nur noch die Vampire, nicht wahr?«

»Sie sagen es, Sinclair. Aber sie fehlen nicht. Vielleicht sind sie dabei. Kann man Vampire nicht auch als Zombies ansehen, als lebende Leichen? Als Wiedergänger, die nur ihrem Trieb nachgehen und das Blut der Menschen saugen wollen?«

Ich nickte. »So ist, Mr Reuter, aber das bringt mich nicht weiter. Werden Sie bitte konkret. Sie wissen etwas, aber Sie halten sich dabei stark zurück. Warum?«

»Weil es gefährlich ist.«

»Und woher wissen Sie das alles, Mr Reuter? Woher beziehen Sie Ihre Informationen?«

»Wollen Sie das wirklich wissen?«

»Ja, natürlich. Sonst hätte ich nicht gefragt. Halten Sie mich doch nicht für so dumm. Ich habe meine Zeit auch nicht gestohlen. Woher haben Sie das, was Sie mir hier erzählt haben? Aus welch einem Roman? Welche Geschichte hat Sie so inspiriert, dass Sie mir hier die Zeit stehlen?«

»Ich stehle Ihnen keine Zeit!«, flüsterte er mir zu. »Verdammt, noch mal, begreifen Sie das endlich! Das ist alles wahr, was ich Ihnen da gesagt habe. »

»Dann hatten Sie also Kontakt?«

»Ja.«

Ich fuhr noch nicht fort, sondern schaute mir den Mann genauer an. Uns trennte nur dieser schmale Tisch aus dunklem Holz. Dirk Reuter war nicht nur zu sehen, sondern auch zu riechen. In den letzten Minuten hatte er angefangen zu schwitzen. Wahrscheinlich war er von anderen Voraussetzungen ausgegangen. Er konnte wohl nicht begreifen, dass ich nicht in Jubelstürme ausbrach.

»Den Kontakt kann ich Ihnen auch zeigen, Sinclair, wenn Sie es genau wissen wollen.«

Ich musste grinsen. »Das würde dann so aussehen, dass wir beide hier den Knast verlassen und Sie mich zu diesem Ort hinführen.«

»Ja, das wäre am besten.«

Ich beugte mich vor. »Ist aber nicht möglich.«

»Ha. Sie könnten es möglich machen. Ich wäre nicht der Erste, der während seiner Strafe aus der Zelle geholt worden wäre, um bei der Aufklärung eines Verbrechens zu helfen.«

»Ach, und Sie vergleichen Ihre Aussagen mit einem Verbrechen?«

»Ja, das tue ich!«

»Aber ich nicht. Sie haben mir bisher nur von irgendwelchen Zombies berichtet. Beweise dafür habe ich nicht erhalten, aber die hätte ich gern, verdammt.«

»Gut.« Er nickte. »Dann will ich Ihnen sagen, dass ich in einer Schreinerei gearbeitet habe. Wir sargten auch Tote ein. Ich war einer derjenigen, die dabei waren, und ich habe ihn gesehen. Ich sah den Bleichen, und ich sage Ihnen, dass nicht alle Toten auch tot waren. Da gab es noch immer Unterschiede.«

»Sagte das der Bleiche?«

»Nein. Aber er war sehr an den Toten interessiert. Er hat sie wohl gebraucht.«

»Dann hätte er sie stehlen müssen.«

Dirk Reuter hob die Schultern. »Kann sein. Nichts auf dieser Welt ist unmöglich. Das müssten Sie selbst am besten wissen, wo man Sie schon als Geisterjäger bezeichnet. Den Bleichen gibt es. Und er hält sich dort auf, wo der Tod ist.«

»Was will er denn mit den Leichen?«

»Ich weiß es nicht. Es kann sein, dass er Experimente mit ihnen macht. Es kann aber auch sein, dass er der Bote des nahen Tods ist. Ich habe keine Ahnung, aber die Menschen, die ihn kennen, die fürchten ihn. Für mich ist er so etwas wie der Tod und für meinen Chef auch. Nur konnte ich es nicht aushalten. Ich habe gekündigt. Ich bin verschwunden und hierher nach London gegangen, doch die Erinnerung bleibt. Er wird sich bestimmt wieder Leichen geholt haben, denke ich.«

»Und das fällt keinem Menschen auf?«

Dirk Reuter hob die Schultern. »Was soll ich dazu sagen? Wenn man geschickt genug ist, kann man alles durchziehen. Jedenfalls gehe ich davon aus, dass der Bleiche Macht hat. Ob Zombies oder Vampire, ich glaube schon, dass sie alle seine Freunde sind.«

»Schön«, sagte ich, »und wo kann ich ihn treffen? Ich bin wirklich auf den Bleichen gespannt.«

»Nicht hier.«

»Klar, nicht im Knast. Wo denn?«

Reuter hob die Schultern. »Er ist wie ein Nebelstreif. Er ist plötzlich da. Ein schwarzes Gewand, ein bleiches Gesicht. Er liebt die Toten, er hat noch etwas mit ihnen vor. Mehr kann ich nicht sagen. Alles andere müssen Sie herausfinden.«

»Wo?« Ich lehnte mich zurück. »Bisher haben Sie nur wie die Katze um den heißen Brei herumgeredet. Ich möchte es gern konkret wissen. Wo kann ich ansetzen?«

»Was springt dabei für mich heraus?« Reuter hatte seine ursprüngliche Absicht noch immer nicht vergessen.

»Sollte sich alles bestätigen, werde ich mit den verantwortlichen Leuten sprechen.«

»Versprochen?«

»Sie können sich darauf verlassen.«

Er senkte den Kopf. Mit seinen Handflächen fuhr er über die raue Tischplatte »Kennen Sie die Stadt Luton?«

»Ja, vom Namen her. Ich selbst war noch nicht dort.«

»Da gibt es sogar einen Flughafen. So modern ist man geworden. Nördlich von Luton in den Hills liegen Lower Sundon und Upper Sundon. In Upper Sundon finden Sie die Schreinerei, in der ich gearbeitet habe und Leute einsargte. Fahren Sie dorthin und fragen Sie nach dem Bleichen. Die Leute werden Ihnen kaum eine Auskunft geben, aber Sie werden an ihren Reaktionen erkennen, dass Sie ins Schwarze getroffen haben. Es gibt ihn, aber man will nicht gern über ihn reden.«

»Trägt er sonst noch einen Namen?«

»Keine Ahnung. Ich kenne ihn nur als den Bleichen. Wo er erscheint, ist der Tod nicht weit.«

»Danke. Aber Sie haben vorhin von Katakomben gesprochen. Was hat es damit auf sich?«

»Das sind unterirdische Anlagen. Da müssen wohl früher mal Mauern gestanden haben. Vielleicht auch eine alte Burg. Jedenfalls ist alles begraben worden. Sie liegen natürlich unter der Erde. Man hat sie auch gesichert, aber vor dem Bleichen ist nichts sicher.«

»Waren Sie schon unten?«

Dirk Reuter erschrak. »Nein, nein, wo denken Sie hin? Ich bin nicht lebensmüde.

»Klar. Wer ist das schon? Aber die Schreinerei, in der Sie gearbeitet haben, existiert noch?«

»Ja.«

»Wie heißt der Besitzer?«

»Alan Duke.«

»Okay. Mal schauen, was sich ergibt.«

Reuter starrte mir in die Augen. »Sie nehmen meine Aussagen nicht für voll, wie?«

»Das kann man nicht sagen. Aber ich bin von Natur aus skeptisch, wenn Sie verstehen.«

»Irgendwie schon. Aber ich habe Sie mir anders vorgestellt.«

»Wie denn?«

»Nicht so lahm. Mit mehr Power. Sie kommen mir zu zögerlich vor.«

»Danke, aber ich habe meine Gründe.«

»Wie Sie wollen.«

»War’s das?«, fragte ich.

»Klar. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«

Ich stand auf. »Gut, dann werde ich meine Nachforschungen entsprechend betreiben.«

»Tun Sie das.« Auch Dirk Reuter erhob sich. »Und denken Sie an Ihr Versprechen.«

»Keine Sorge, wie hören noch voneinander.« Ich klopfte gegen die Tür, und der Schließer erschien. Ein Mann wie ein Schrank, dessen Uniform fast platzte.

»Alles in Ordnung, Sir?«