John Sinclair 1467 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1467 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Landhaus der Leiden.

Der Nebel hatte sich in den frühen Morgenstunden gebildet und kroch wie ein riesiges Gespenst über das Land. Er war ein gewaltiges Leichentuch, das alles verbergen wollte und nur diejenigen lockte, die den Nebel mochten.

Genau dazu gehörte der Green Man. Er war aus dem Sumpf zurückgekehrt, um wieder dort zu wohnen, von wo man ihn vor langer Zeit vertrieben hatte. Es war das Landhaus der Leiden ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 142

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumLandhaus der LeidenVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Landhaus der Leiden

Der Nebel hatte sich in den frühen Morgenstunden gebildet und kroch wie ein riesiges Gespenst über das Land. Er war ein gewaltiges Leichentuch, das alles verbergen wollte und nur diejenigen lockte, die den Nebel mochten.

Genau dazu gehörte der Green Man. Er war aus dem Sumpf zurückgekehrt, um wieder dort zu wohnen, von wo man ihn vor langer Zeit vertrieben hatte. Es war das Landhaus der Leiden …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4238-0

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Landhaus der Leiden

Der Tag war heiß gewesen. In der folgenden Nacht hatte es geregnet. So hatte sich in den frühen Morgenstunden der Nebel bilden können, der als grauweißes, gespenstisches Gebilde über den Boden kroch, in die Wälder glitt und sich auch über den Sumpf legte. Er war wie ein Leichentuch, das alles verbarg und denjenigen Schutz gab, die nicht entdeckt werden wollten.

Dazu gehörte die unheimliche Gestalt, die im Nebel lauerte.

Es war der Green Man!

Dass ich zu den Conollys, meinen Freunden, fuhr, war eigentlich nichts Besonderes. An diesem Tag lag der Fall aber anders, denn Sheila und ihr Mann Bill waren in Urlaub gefahren. Sie hatten sich nach Italien verdrückt, um dort ein paar Tage auszuspannen. Mehr als eine Woche lang sollte der Urlaub nicht dauern. So etwas wuchs dann auf Bills Mist, denn er war kein Typ, der lange am Strand lag oder sich in die Museen schleppen ließ.

Ich fuhr trotzdem hin, denn es gab da noch einen Conolly, und der war zu Hause geblieben.

Johnny, mein Patenjunge. Kind wollte ich nicht mehr sagen. Mittlerweile waren einige Jahre ins Land gegangen, und aus dem Kind war ein junger Mann geworden.

Er hatte mich angerufen und um einen Besuch gebeten. Worum es genau ging, hatte er mir nicht gesagt, doch seine Stimme hatte ein wenig verstört geklungen.

Es war also keine Party, bei der ich auch nur gestört hätte. Ich ging mehr davon aus, dass er mich mit bestimmten Informationen versorgen wollte, und wahrscheinlich war etwas dabei, das für mich interessant werden konnte.

Das Wetter im Juni hatte es bisher gut mit uns gemeint. Auch an diesem Tag schien die Sonne, aber es wehte zum Glück ein frischer Wind, sodass keine Schwüle aufkommen konnte.

Ich rollte mit dem Rover durch den Vorgarten und zugleich durch ein blühendes Stück Sommerlandschaft. Für die Bepflanzung des Gartens war Sheila zuständig, denn sie war eine Frau mit grünem Daumen.

Johnny Conolly stand bereits an der Tür. Er winkte, als er mich anfahren sah, und ich stellte den Rover an der üblichen Stelle vor der großen Doppelgarage ab.

Als ich ausstieg und dabei das Zwitschern der Vögel hörte, schlenderte Johnny mir entgegen. Er grinste von Ohr zu Ohr, und wenn ich ihn so anschaute, dann war das nicht mehr der kleine Junge von früher. Vor mir stand ein junger Mann, fast so groß wie ich, und klatschte mich ab.

»Hi, Geisterjäger.«

»Hallo, Johnny.«

Das braune Haar hatte er von seinem Vater geerbt. Im Gesicht glich er mehr seiner Mutter, besonders um den Mund herum.

»Warum schaust du so?«

Ich hob die Schultern. »Wenn ich da an früher denke …«

»Hör auf, John. So alt bist du noch nicht.«

»Ich weiß. Aber wenn ich dich so anschaue, dann sehe ich, wie die Zeit vergangen ist.«

»Sagt meine Mutter auch immer.« Er ging auf die Haustür zu. »Du kannst es dir aussuchen. Sollen wir uns ins Haus setzen oder auf die Terrasse? Das Wetter ist ja toll.«

»Da bleibt wohl nur die Terrasse.«

»Meine ich auch. Das Bier habe ich in eine Kühlbox gestellt.«

»Für mich nicht. Ich muss fahren.«

»Schade, aber ein Glas …«

»Gut, darauf lasse ich mich ein. Ansonsten würde ich für Mineralwasser plädieren.«

»Ist okay.«

Wir gingen durch das Haus und betraten die Terrasse, auf dem ein in der oberen Hälfte gekippter Sonnenschirm die Strahlen der sich nach Westen neigenden Sonne abfing.

Ich ließ mich auf einen der bequemen Stühle nieder und streckte meine Beine aus.

»Wie geht es deinen Eltern?«

Johnny, der Bier einschenkte, schaute kurz hoch. »Gut, aber es ist trotzdem schrecklich.«

»Warum?«

»Weil Sheila jeden Tag anruft und wissen will, wie es mir geht. Ob ich auch zurechtkomme und mit dem Haus alles in Ordnung ist. Aber das muss ich dir nicht sagen. Du kennst sie ja.«

»Stimmt.«

Johnny hatte die beiden Gläser gefüllt, und wir prosteten uns über den Tisch hinweg zu.

Es war wirklich wunderbar kühl. Ich fühlte mich wohl in dieser kleinen Idylle, die vom Duft der Sommerblumen und vom Zwitschern der Vögel erfüllt war. Ein zum Feierabend passendes Ambiente, in dem man es wirklich Stunden aushalten konnte.

Ich ging davon aus, dass Johnny mich nicht hierher bestellt hatte, weil er Unterhaltung wollte. Er war eben ein Conolly, und die taten nichts ohne Grund.

»Tja, dann rück mal raus mit der Sprache«, sagte ich.

»Wieso?«

Ich lachte ihn an. »Aber bitte, Johnny. Ich bin doch nicht zu dir gekommen, um dir die Langeweile zu vertreiben – oder?«

»Nein, bist du nicht.«

»Das freut mich.«

»Echt?«

»Kommt darauf an, was du zu bieten hast.«

»Ja, das ist so eine Sache«, murmelte er. »Ich weiß nicht, ob ich damit richtig liege, aber ich habe so ein komisches Gefühl, und was wir alles in der Vergangenheit schon erlebt haben, darüber muss ich mit dir ja nicht sprechen.«

»Hat es denn damit zu tun?«

»Eher nicht.«

»Um was geht es denn?«

Johnny schaute mich an und hob dabei etwas vom Boden auf, das neben seinem Stuhl gelegen hatte. Er hielt es so, dass ich es sehen konnte.

»Um dieses Buch.«

Da er es mir nicht überreichte, schaute ich es mir aus einer gewissen Entfernung an.

Es war keine dicke Schwarte, sondern ein schmaler Band mit einem graugrünen Deckel. Der Dicke nach zu urteilen konnte es nicht mehr als 50 oder 60 Seiten haben, und ich war gespannt, was Johnny mir erklären würde.

»Gehört es dir?«

Er nickte mir zu. »Ja, es gehört mir, denn ich habe es auf dem Flohmarkt gekauft.«

»Und?«

Johnny runzelte die Stirn, als er das Buch aufschlug und es durchblätterte. »Was soll ich sagen, es ist die Geschichte vom Green Man.«

»Vom grünen Mann?«

»Genau.«

Ich nahm es locker und sagte: »Aber der ist nicht vom Mars hierher auf die Erde gekommen.«

»Bestimmt nicht.«

Meine Lockerheit übertrug sich nicht auf ihn.

»Der Green Man ist eine verdammt gefährliche Gestalt«, sagte Johnny. »Er tauchte aus den Wäldern auf. Er hat in einem Landhaus in der Nähe sein Unwesen getrieben, und die Geschichte besagt, dass er es gewesen ist, der zahlreiche Menschen verschleppt hat, die nie wieder auftauchten. Das Haus bekam den Spitznamen Landhaus der Leiden, und irgendwann war es dann vorbei. Der Green Man tauchte nicht mehr auf. Aber das Landhaus wurde nicht abgerissen. Es existiert nach wie vor.«

Ich hakte nach. »Der Mörder aber nicht – oder?«

Johnny schwieg und trank einen Schluck Bier.

»Bist du dir nicht sicher?«

Er klopfte auf das Buch. »Hier steht, dass sich der Green Man, wenn er satt ist, zurückzieht. Was nicht heißt, dass er für immer verschwunden ist. Irgendwann wird er wieder erscheinen, und wenn du in der Geschichte weiter liest, wirst du wissen, dass dieses irgendwann passieren wird.«

Ich hatte verstanden und fragte: »Du meinst, dass er wiederkommt?«

»Ja.«

»Und wann?«

»Genau in diesen Tagen …«

*

Die Nacht war vorbei. Der Nebel hatte in einem zähen Kampf versucht, sich wenigstens noch in Bodennähe zu halten, was ihm jedoch nicht gelungen war, denn die Strahlen der Sonne hatten große Lücken in ihn hineingerissen und ihn somit verdampft.

Die Nacht über war er durch den dichten Wald gelaufen. Er war dem Sumpf entkommen, und er hatte in seiner Erinnerung gewühlt, um nur nichts zu verpassen. Die Wege kannte er noch aus früheren Zeiten, aber er musste zugeben, dass sich im Laufe der Jahre schon einiges verändert hatte.

Da war vieles zugewachsen. Es gab die alten Pfade nicht mehr, dafür neue Wege, aber immer wieder hatte sich die Natur dagegen aufgelehnt und sie abermals zuwuchern lassen.

Den Green Man störte das alles nicht. Er fand seinen Weg, und er nickte zufrieden, als er eine bestimmte Straße erreichte, die er von früher her kannte.

Wenn er sie weiterhin benutzte, würde er zu seinem Landhaus gelangen, und genau das wollte er. Das Haus war noch nicht zu sehen, aber er konnte es bereits spüren. Es strahlte etwas aus, das von seinen sensiblen Sinnen wahrgenommen wurde.

Ja, es war da!

Er grinste über sein kantiges Gesicht, das tatsächlich eine grüne Farbe aufwies. Das auch zu seinem Namen geführt hatte, auf den er sehr stolz war, weil er damit Angst und Schrecken verbreitete.

Er hörte den Gesang der Vögel nur aus der Ferne, denn wenn sie ihm zu nahe kamen, machten sie schnurstracks kehrt und flogen davon.

Das störte ihn nicht. Er war auf einem Weg, von dem er nicht mehr abweichen würde. Seine Bewegungen konnte man nicht als leicht und locker bezeichnen, sie waren eher schwerfällig, wie bei einem Menschen, der Mühe hat, sich unter der Last eines schweren Gewichts weiter zu bewegen. Zudem schwankte er bei jedem Auftreten von einer Seite zur anderen. Er trug graue Kleidung – Hemd und Hose schlotterten an seinem Körper, der nicht eben mager war, mehr kantig und irgendwie hölzern wirkend.

Es fuhr keiner über die schmale Straße in Richtung Haus. Und so war der Green Man gespannt, was wohl mit dem Haus in der Vergangenheit passiert war. Er reimte sich die schlimmsten Dinge zusammen. Im schlimmsten Fall hätte es auch zerstört sein können, aber daran wollte er nicht denken. Für ihn stand fest, dass er es übernehmen würde, denn der alte Fluch oder die alte Wahrsagung hatten sich erfüllt.

Er war wieder da!

Und mit jedem Schritt, den er zurücklegte, wurde er kräftiger. Die Energie strömte durch seinen Körper. Seine Augen, die im Gegensatz zur Haut pechschwarz waren, bewegten sich so gut wie nicht. Ihn interessierte nicht, was rechts und links passierte. Sein Blick war auf das Haus gerichtet, das er rechts von der Straße in den Lücken zwischen den Bäumen sah. So etwas hatte er früher nicht erlebt. Man musste einen Teil des Waldes um das Haus herum gerodet haben.

Er war irritiert und schüttelte den Kopf. Er blieb auch stehen. Eine böse Ahnung hatte ihn überfallen, doch die wurde nicht zur Wahrheit, denn er sah in der Umgebung keinen weiteren Menschen. Der Einzige, der sich hier bewegte, war er.

Der Green Man bog vom Weg ab, um quer durch den lichten Wald zu laufen. Er schaffte es sogar, seine Bewegungen zu forcieren, schlug Hindernisse zur Seite und stieß bei jedem zweiten Schritt ein heftiges Keuchen aus.

Das Haus kam näher. Schon beim ersten Blick stellte er fest, dass sich die Fassade nicht verändert hatte. Sie war nicht eingefallen, es gab auch keine zertrümmerten Fenster, und die Umgebung des Hauses wirkte sogar gepflegt. Als würde jemand hier wohnen.

Das musste der heimliche Beobachter erst mal verkraften, denn damit hatte er nicht gerechnet. Er stand da wie vom Donner gerührt. Seine Augen befanden sich jetzt in ständiger Bewegung. Er suchte alles ab, was er erfassen konnte, aber etwas Lebendiges, ob Mensch oder Tier, kam ihm nicht vor die Augen.

Der Green Man wusste nicht, wie lange er auf dem Fleck gestanden hatte, um das Haus zu beobachten. Irgendwann gab er sich einen Ruck und ging wieder los.

Lauernd, mit ausgebreiteten Händen, die die Form von Krallen hatten. Er sah aus wie jemand, der bereit war, nach einem Opfer zu greifen und zu töten, wenn er es sah.

Aber es gab keines. Nicht mal ein Tier lief ihm über den Weg, obwohl er wusste, dass es hier Füchse und auch Hasen gab.

Alles hielt sich vor ihm versteckt oder war im Laufe der Jahre verschwunden.

Während er sich dem Haus näherte, schüttelte er immer wieder den Kopf. Es war nicht zu fassen. Es hatte verfallen sein müssen, doch genau das war es nicht.

Er blieb stehen. Dabei stand er so weit von der Hauswand entfernt, dass er sie im Ganzen betrachten konnte und auch einen Teil des Dachs sah. Dieser Anblick verwunderte ihn abermals, denn er hatte damit gerechnet, ein verfallenes Dach zu sehen. Tatsächlich aber war es in Ordnung. An einigen Stellen hatte man sogar die Dachpfannen ausgewechselt. Die neuen waren noch nicht mit einer Patina belegt.

Wohnte jemand hier?

Er musste zugeben, dass ihm das Haus jetzt sogar besser gefiel.

Aber wer hatte es übernommen? Wer hatte es gewagt, darin einzuziehen? Genau das ärgerte ihn. Er spürte Wut in sich aufsteigen, denn er sah es als sein Eigentum an.

In seinem Kopf wirbelten die Gedanken, die er in eine bestimmte Richtung lenkte, die ihm gefiel.

Er dachte an früher. Er dachte an die Menschen, die er sich geholt hatte, um sie spurlos verschwinden zu lassen. Er hatte dabei ausschließlich Befehlen gehorcht. Dann war seine Zeit vorbei gewesen, doch nun war sie zurückgekehrt, und genau darauf musste er sich vorbereiten.

Menschen – Opfer …

Er knirschte mit den Zähnen, als er daran dachte. Sie alle kamen ihm sehr gelegen. Es würde fantastisch laufen, und er wusste schon jetzt, dass die alten Zeiten wieder auferstehen würden.

Er ging zur Tür.

Auch sie war neu. Er sah sich das Schloss an. Ein Stöhnen stieg aus seiner Kehle. So eine Verriegelung hatte er noch nie zuvor gesehen. Das war alles neu für ihn. Aber etwas war vielleicht geblieben.

Wer in das Haus hinein wollte, der musste einen Schlüssel haben. Er hatte ihn nicht, aber es gab einen alten Trick, und über den waren die Zeiten sicherlich nicht hinweggegangen.

Deshalb bückte er sich und hob den Tritt vor der Tür an. Der Green Man riss sein starkes Maul auf, als er auf der dunklen Erde etwas blinken sah.

Er war ein Schlüssel. Eingepackt in eine kleine Plastikhülle. Mit spitzen Fingern zog er den Schlüssel aus der Öffnung hervor und schob ihn ins Schloss. Schon beim ersten Versuch klappte es, und der Green Man nickte zufrieden.

Ja, es lief ideal für ihn. Es war, als hätte jemand gewusst, dass er kommen und das Haus wieder in Besitz nehmen würde. Möglich war alles.

Der Green Man betrat das Haus. Schon bald blieb er mit offenem Mund stehen, denn er kannte es nicht wieder. Die Wände waren mit dünnen Holzplatten bedeckt, die wie Folien aussahen. Hier musste jemand alles verändert haben.

Er ging weiter. Er durchsuchte alle Räume, und er sah, dass sie anders geworden waren. Es gab nicht mehr so viele. Man hatte Wände herausgerissen und aus zwei kleinen Zimmern eines gemacht. So hatte das Haus auch ein großes Bad bekommen.

Wenn er es hell haben wollte, brauchte er nur auf die Schalter zu drücken. In der Küche stand kein alter Ofen mehr. Auch sie hatte eine völlig neue Einrichtung aus Holz und Chrom bekommen.

Erst als er alle Zimmer durchsucht hatte, inklusive der Speisekammer, gönnte er sich eine Pause.

Er setzte sich auf einen Stuhl in der Küche und dachte nach. Das Haus hatte sich verändert, und er konnte nicht behaupten, dass er sich unwohl fühlte.

Nein, es gefiel ihm. Und wenn er daran dachte, dass hier Menschen lebten, die momentan vielleicht unterwegs waren, dann wurde sein Grinsen noch stärker.

Er schaute auf den Schlüssel, der jetzt ihm gehörte. Und er wusste, dass die alten Zeiten nicht vorbei waren. Sie hatten nur eine Pause eingelegt. Der Horror würde von vorn anfangen. Der Schlüssel gab ihm die Macht, und mit diesem Gedanken verließ er das Haus …

*

Ich schaute Johnny an und runzele dabei die Stirn. Das gefiel ihm nicht, denn er fragte mich: »Glaubst du mir nicht?«

»Nun ja, es ist nicht leicht.«

»Aber hier steht, dass er im Juni 2006 zurückkommen wird, um sein Erbe anzutreten.«

»Damit ist wohl das Haus gemeint?«

»Ja.«

Ich streckte meinen Arm aus. »Darf ich mir das Buch denn mal anschauen?«

»Klar, hier.«

Ich nahm es entgegen. Es war wirklich alt, das Papier vergilbt, und manche Seiten klebten zusammen.