John Sinclair 1468 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1468 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Tanz im Totenreich (1. Teil).

Als Marietta Abel, die junge Tänzerin, durch einen Amokläufer getötet wurde, ahnte niemand, dass sie selbst als Tote noch eine Aufgabe zu erledigen hatte. Sie geriet in die Sphäre eines Engels mit dem Namen Raniel. Er fand an ihr Gefallen und schickte sie als seine Botschafterin wieder zurück in ihre Welt. Aber auch ihr Mörder hatte durch die Kraft der Hölle seinen Weg zurück gefunden, und so standen sich beide schließlich als "Tote" gegenüber ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 139

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumTanz im Totenreich (1. Teil)Vorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Tanz im Totenreich (1. Teil)

Als Marietta Abel, die junge Tänzerin, durch einen Amokläufer getötet wurde, ahnte niemand, dass sie selbst als Tote noch eine Aufgabe zu erledigen hatte. Sie geriet in die Sphäre eines Engels mit dem Namen Raniel. Er fand an ihr Gefallen und schickte sie als seine Botschafterin wieder zurück in ihre Welt. Aber auch ihr Mörder hatte durch die Kraft der Hölle seinen Weg zurück gefunden, und so standen sich beide schließlich als »Tote« gegenüber …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4239-7

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Tanz im Totenreich (1. Teil)

Wie schön kann der Tod sein – wie schön …

Ich sehe die Wiese, ich rieche den Duft der Blumen, ich genieße die klare Luft, und ich kann tanzen – tanzen – tanzen …

Marietta war glücklich in dieser wunderbaren Umgebung, in die sie hineintanzte. Wenn sie ihr Gefühl für diese Umgebung hätte beschreiben müssen, wäre stets das Wort Frieden herausgekommen. Diese Welt war erfüllt mit Frieden, und sie tanzte hinein.

Aber das konnte nicht sein.

Ich bin tot!, dachte sie. Ich lebe nicht mehr. Und trotzdem kann ich tanzen und die Welt genießen. Es war ein schöner Tod, der sie tanzen ließ und sie in eine besonderes Welt gebracht hatte, wobei sie plötzlich an das Paradies dachte …

Marietta tanzte weiter. Sie trug ein wunderschönes weißes Kleid mit ausgestelltem Rock. Sie hatte Platz genug, sich bewegen zu können, denn es war nichts da, was ihre Schritte und Bewegungen eingeengt hätte

Und dann die Luft. Sie zu erleben war einmalig. Der Geruch der Blüten, der Duft der Gräser – für sie war es ein besonderer Duft, der da mitschwang.

Man musste es einfach genießen, sich diesem Traum hingeben zu können, egal, ob man tot oder lebendig war.

Ich fühle mich nicht tot!, jubelte es in Mariettas Innerem. Ich bin so springlebendig. Ich bin einfach da. Ich fühle mich wie ein Geschenk des Himmels. Ja, der Himmel, der mich unter seine Fittiche genommen hat. Das Paradies, dessen Tür für die Gerechten weit offen steht.

Ich bin dort. Ich bin angekommen. Ich wiege mich im Rhythmus der Musik, die mir so viel gibt. Dabei weiß ich nicht mal, woher sie kommt. Sie ist einfach da, und ich fühle mich von ihr wie weggetragen und sehr beschwingt.

Leichtfüßig lief Marietta weiter. Immer tiefer hinein in dieses Paradies, dessen Grenzen sie nicht kannte und auch nicht kennen wollte. Ihrer Meinung nach sollte es überall so sein. Wo sie sich auch aufhielt, sie wollte immer davon umgeben sein.

Und so tanzte sie weiterhin hinein in diese mit bunten Streublumen bedeckte Wiese. Butterblumen, Gänseblümchen, wilde Rosen, Löwenmäuler und blühender Klee, diese Mischung von Wohlgerüchen, in denen sie sich badete, was sie einfach als wunderbar empfand. Es war herrlich, darin zu »schwimmen« und sich dem Geruch hinzugeben, der sie auch weiterhin umschmeichelte. Sie sah keinen Anfang und auch kein Ende.

Irgendwo befanden sich die gefiederte Freunde. Marietta sah sie nicht, aber sie hörte sie. Wahrscheinlich hielten sie sich in den wenigen Bäumen versteckt, die auf der Sommerwiese wuchsen. Sie waren mit Obst dicht behängt. Das Rot der Kirschen hob sich deutlich vom Grün der Blätter ab.

Und dabei bin ich tot!

Immer wieder kam ihr dieser Gedanke. Er war da, es war eine Tatsache, die sie akzeptieren musste. Hineinfliegen in diese andere Welt, um dort das große Wunder zu erleben. Es war so herrlich.

Marietta lief und tanzte. Keine ihrer Bewegungen war abgehackt, die eine ging in die andere über. Einige Schritte laufen, sich dann drehen, wieder laufen und keinen Schwindel zu spüren, sondern sich von einem Gefühl der Glückseligkeit durchströmen zu lassen, denn dieses sorgte dafür, dass sie über dem Boden schwebte.

Sie wurde von ihrer eigenen Euphorie getragen, sie spürte keinerlei Schwäche. Es war alles so wunderbar. Wie auf Schienen glitt sie dahin. Über ihr öffnete sich etwas, unter ihr floss die Wiese mit den Blumen hinweg.

Was wollte sie mehr?

Und dann gab es noch diese Musik. Sie kam aus dem Hintergrund, war aber deutlich zu hören. Marietta genoss sie, denn die Musik trieb sie weiter.

Sie summte die Melodien mit. Sie tanzte in deren Takt, sie drehte sich, sie huschte durch die Blumen, die sich vor ihr zu verneigen schienen, und abermals kam ihr der Gedanke, dass der Tod etwas Wunderbares war.

Er hatte sie in eine Welt des Glücks versetzt und hinein in ein Gefühl, das sie als Mensch nie erlebt hatte.

So leicht, so schwerelos, einfach einmalig. Hier erfüllten sich die Wunder, von denen die Menschen sonst nur träumten. Eine Welt, die ohne Ende und ohne Anfang war. Sie war einfach da für die Verstorbenen, damit sie glücklich wurden.

Auf einmal sangen die Vögel nicht mehr.

Plötzlich verdunkelte sich der Himmel.

Etwas fraß das Licht auf.

Die Blumen der Wiese sahen immer trauriger aus. Sie ließen die Köpfe hängen, und man konnte zuschauen, wie sie verwelkten.

Marietta tanzte nicht mehr.

Sie war irritiert. Ohne Übergang hatte sie die Veränderung erlebt. Durch nichts war sie zuvor angekündigt worden, und sie merkte, dass sie ihren Lauf veränderte. Sie bewegte die Beine nicht mehr so leicht, sie lief jetzt langsamer. Das war wie ein Motor, der ins Stottern geraten war, immer weniger Saft bekam und sich schließlich gänzlich abschaltete.

Ein kalter Windstoß erfasste sie und ließ ihr Kleid flattern. Auch die langen braunen Haare wurden durch den Wind angehoben und durcheinander geweht. Das Gesicht der jungen Frau verlor das Lächeln. Es gab die Musik nicht mehr. Es war alles so still geworden. Ihr fehlte auch das Zwitschern der Vögel.

Marietta drehte sich um.

Sie sah die Wiese vor sich, aber sie hatte sich verändert. Es war nicht mehr das Aussehen, das sie sich gewünscht hätte. Über der natürlichen Farbenpracht lag ein grauer Schleier. Wie Nebel zog er sich dahin, und Marietta erlebte den Rückzug der Wärme. Es kam zu einem Luftaustausch, wobei sie deutlich die Kälte spürte, die über ihre Haut kroch. Für sie war sie die Botschaft, dass die Wende dicht bevorstand und sie etwas anderes erleben würde.

Mit beiden Händen hielt sie den Rock fest, damit er nicht durch den kalten Wind in die Höhe geweht wurde. Der Himmel hatte sich mit Wolkenbergen gefüllt, die übereinander getürmt hoch über ihrem Kopf schwebten und sich nicht von der Stelle bewegten.

Der Wind fuhr unter den Wolken her. Er brachte die Veränderung. Er brachte das Böse an die Schwelle dieses Paradieses. Die Hölle hatte ein Tor geöffnet, um der neuen Kraft freie Bahn zu schaffen, damit sie das Paradies eroberte.

Marietta stand auf der Stelle und fror. Aber es war kein Frieren, wie sie es früher als normaler Mensch empfunden hatte, trotz der Gänsehaut auf dem Körper. Dieses Frieren kam von innen. Sie fühlte sich an ihrer Seele verletzt, und genau das war schlimm.

Und trotzdem lief sie nicht weg. Sie schaute nach vorn, dem Bösen entgegen. Es hatte sich dort gesammelt und brachte die Kälte mit, wie sie nur den Tod begleiten konnte.

Schlimme Gedanken überkamen Marietta. Sie schüttelte immer wieder den Kopf und streckte dabei sogar abwehrend ihre Arme aus, um das Böse zu stoppen.

Doch das gelang ihr nicht.

Es schwebte näher.

Es war noch nicht konkret, aber sie spürte schon, dass sich etwas in ihren Kopf bohrte und allmählich ihre Gedanken übernahm. Die Fröhlichkeit war dahin, und Marietta wusste nicht, ob sie je wieder zu ihr zurückkehren würde.

Sie stand nahe am Jenseits. Es war die Schwelle zwischen Gut und Böse, die große Grenze, und aus weit geöffneten Augen schaute sie nach vorn. Dort lauerte das Grauen. Da hatte sich das Böse manifestiert, und sie glaubte, innerhalb der grauen Wand ein schreckliches Monstrum zu sehen. Es hatte sich wie ein mächtiges Nebelgebilde erhoben und war bereit, diese Welt zu übernehmen.

Angst hatte sie erfasst.

Marietta zitterte.

Der Tod war doch nicht so schön. Oder nicht überall. Das Paradies hatte seine Tücken.

Sie stöhnte. Der Druck auf sie verstärkte sich immer noch. Sie schüttelte den Kopf, und ihr Gesicht verschloss sich allmählich und zeigte die kalte Angst, die in ihr aufstieg.

Die andere Welt hatte sich für sie geöffnet. Sie schaute tief hinein. Sie sah etwas, das sie ängstlich und schwermütig werden ließ. Menschen, die alles andere als glücklich waren und sterben mussten. Sofort oder in nächster Zeit, das wusste sie nicht.

Frauen und Männer lagen in ihrem Blut. Die Orte wechselten blitzschnell. Mal in einem Gebäude, dann wieder unter freiem Himmel.

Und immer floss Blut.

Immer wieder hauchten Menschen ihr Leben aus. Sogar vor Kindern wurde nicht Halt gemacht. Sie starben ebenfalls, und sie sah die trauernden, aber auch die triumphierenden Menschen, von deren Händen Blut tropfte.

Das verfluchte Sterben war so schrecklich. Obwohl nichts von einem Ton untermalt wurde, hatte sie das Gefühl, Schreie zu hören, die durch ihren Kopf schnitten.

Es war eine schreckliche Qual für sie. Am schlimmsten empfand sie die Tatsache, dass sie nicht eingreifen konnte. Sie war frei, aber trotzdem eingesperrt und gefesselt.

Marietta konnte das Elend nicht länger mit ansehen. Sie schlug die Hände vor ihr Gesicht und wankte zurück. Bei jedem Schritt stolperte sie. Es war ihr Glück, dass sie nicht fiel. Sie ruderte mit den Armen, um sich halten zu können, und wenig später erfasste sie ein böiger und kalter Windstoß, der ihr durch die Haut bis auf die Knochen schnitt, sodass sie wie irrsinnig zu zittern begann.

Marietta konnte die Bilder nicht ertragen. Das Böse so zu erleben, war einfach zu viel für sie. Sie wollte damit nicht mehr konfrontiert sein, aber trotzdem versuchen, es mit ihren bescheidenen Mitteln zu bekämpfen.

Marietta wusste nicht, ob sie es schaffen konnte. Sie wollte es zumindest versuchen. Und so machte sie auf dem Absatz kehrt und rannte in die Richtung zurück, aus der sie gekommen war.

Nur weg von dem Grauen!

Marietta erlebte die kalten Windböen, die gegen ihren Rücken stießen. Sie drehte sich nicht einmal mehr um. Sie wollte nichts vom Sterben der Menschen sehen. Das Böse durfte doch nicht stärker sein als das Gute. Und dagegen wollte sie kämpfen.

Aber wie?

Sie wusste es nicht.

Das Schicksal lastete schwer auf ihr, denn aus ihren Augen rannen Tränen und hinterließen nasse Spuren auf ihren Wangen …

*

Selbst die Dunkelheit der Nacht hatte die drückende Schwüle nicht vertreiben können, was auch daran lag, dass kein Windhauch durch die Straße wehte. Wer bei diesen Bedingungen gut schlafen konnte, der war ein Glückspilz.

Ich jedenfalls gehörte nicht zu diesem Personenkreis. Die Schwüle, die warme Luft, die Ausdünstungen der Häuser, die sich tagsüber mit Hitze voll gesogen hatten und sie jetzt wieder abgaben, war schon etwas, das mir auf die Nerven ging.

Vor Mitternacht jedenfalls lag ich nicht im Bett, und wenn ich dann lag, war es noch immer ein Problem mit dem Einschlafen. Ich lag dann da, oft den Kopf voller Gedanken, und schaute gegen die sich schwach über mir abmalende Decke.

Irgendwann schlief ich dann trotzdem ein und erwachte am Morgen oft in Schweiß gebadet. Da freute man sich dann besonders auf die Dusche, unter die ich mich bei solchen klimatischen Verhältnissen auch vor dem Gang ins Bett stellte.

Es war so gegen 22 Uhr, als ich zurückkehrte. Man konnte nicht davon sprechen, dass die Dunkelheit bereits über das Tageslicht gesiegt hatte. Es waren die längsten Tage und kürzesten Nächte des Jahres.

Suko war schon längst gefahren. Er und Shao hatten sich mit Freunden verabredet. Ich hatte eigentlich mitkommen sollen, aber ich hätte mich nur als das dritte Rad am Wagen gefühlt. Da sollten sie mit ihren Vettern und Cousinen lieber unter sich bleiben und ein mehrgängiges chinesisches Essen genießen.

Ich blieb allein. In einem Lokal hatte ich etwas gegessen. Einen großen Salatteller mit Putenfleisch. Dazu hatte ich zwei Bier getrunken, denn ich war ohne den Rover unterwegs. Der stand in der Tiefgarage. Ich würde ihn erst am nächsten Morgen gebrauchen. Zum Yard waren Suko und ich mit der U-Bahn gefahren.

Der Tag war auch nicht besonders gewesen. Ich hatte noch mit Bill Conolly telefoniert und ihm von meinem letzten Fall berichtet, bei dem vor allen Dingen Bills Sohn eine nicht unwesentliche Rolle gespielt hatte. Es war uns gelungen, weitere Morde eines regelrechten Unholds aus dem Sumpf zu verhindern, aber wir hatten auch Glück dabei gehabt, denn hätte Mandragoro mir nicht geholfen, hätte ich wohl kaum noch ein Bier trinken können. Ich verdankte ihm praktisch mein Leben.

Ohne Glück kommt man nicht durchs Leben. Das hatte ich schon öfter festgestellt, und deshalb hatte ich mich auch gefreut, ein oder zwei Bier trinken zu können.

Danach machte ich mich zu Fuß auf den Heimweg. Ich brauchte nicht weit zu gehen, aber ich überlegte mir schon nach hundert Metern, ob ich nicht doch ein Taxi nehmen sollte, denn die Flüssigkeit, die ich zu mir genommen hatte, schwitzte ich jetzt wieder aus. Klar, wer sich bewegte, der hatte eben das Problem.

In London war es nie still. Auch in der Nacht nicht. An diesem späten Abend erlebte ich die besonderen Geräusche. Da kamen sie mir doppelt so laut vor. Ich hörte alles sehr deutlich und es gab keinen Wind, der die Laute von mir weggetragen hätte.

Ich war nicht allein unterwegs. Viele Menschen suchten lieber das Freie auf, als in den Wohnungen zu hocken. Nicht nur in den Lokalen saß man zusammen. Wer genügend Platz hatte, der saß vor seinem Haus oder hatte es sich, wenn möglich, in einem Hinterhof oder in einem kleinen Garten gemütlich gemacht.

Das hätte ich auch gekonnt, wäre ich zu meiner Freundin Jane Collins gefahren, doch den Zeitpunkt hatte ich irgendwie verpasst. Außerdem fühlte ich mich nicht besonders.

Irgendwie steckte jedem Menschen die verdammte Schwüle in den Knochen. Da spielte das Alter kaum eine Rolle. Das traf Kinder ebenso wie Großväter, nur verkrafteten es die Kinder besser.

Ich blieb hart, nahm kein Taxi und bewegte mich zu Fuß weiter. Die beiden hohen Häuser waren bereits zu sehen. In einem von ihnen wohnte ich. Sie sahen aus wie moderne Burgen, und hinter vielen Fenstern brannte Licht.

Vor den Häusern gab es Parkplätze. Wer seinen Wagen nicht in der Tiefgarage abstellte, konnte das dort tun, musste aber mit dem Risiko leben, dass sein Fahrzeug hin und wieder aufgebrochen wurde. Da mein Dienstrover in der Tiefgarage stand, brauchte ich mir darum keine Sorgen zu machen.

Wer sich zu Fuß bewegt, kann abkürzen, und genau das tat ich auch. Ich kannte die Schleichwege. Einer davon führte durch eine Straße, die den Namen nicht verdiente. Es war mehr eine Gasse. Sie verband eine Reihe von kleineren Häusern miteinander, die schon gebaut worden waren, als ich noch nicht geboren war.

Die Gasse war nicht so stark mit Laternen bestückt wie eine normale Straße. Sie war also recht dunkel, und ich tauchte in ihr ein und verschmolz sehr schnell mit der Umgebung. Rechts und links gab es noch freie Grundstücke. Warum dies so war, wusste ich nicht, mir waren die Besitzverhältnisse nicht bekannt.

Da sich niemand um die Grundstücke kümmerte, hatte sich die Natur gedacht, sie sich wieder zurückzuholen, und genau das war ihr auch gelungen. So wuchs auf den Flächen das Gras sehr hoch, weil niemand es mähte. Sogar kleinere Bäume waren zu sehen, die das Buschwerk überragten. Zwar war die Gasse nicht lang, aber sie war sehr düster und wurde in der Nacht von einzelnen Menschen nicht gern durchschritten.

Ich war eine der Ausnahmen. Außerdem konnte ich mich wehren. Zwar wehte kein Wind, aber ein etwas fauliger Geruch traf meine Nase schon. Es roch nach alter Erde und nach den Pflanzen, die zu beiden Seiten wuchsen. Nach wie vor stand die Luft wie eine Wand aus Blei, und ich erlebte leider nicht, dass der Schweiß auf meinem Gesicht trocknete. Er wurde nur kälter.