John Sinclair 1469 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1469 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Der Köpfer holt sie alle! (2. Teil).

Zwei Menschen hatten das Jenseits verlassen können. Die Tänzerin Marietta und ihr ebenfalls toter Mörder Eric Walcott.

Nun aber gesellte sich noch eine dritte Größe hinzu: der Köpfer. Er war das Bindeglied zwischen den beiden Toten sowie der Vergangenheit und der Gegenwart.

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 145

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDer Köpfer holt sie alle! (2. Teil)Vorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Der Köpfer holt sie alle! (2. Teil)

Zwei Menschen hatten das Jenseits verlassen können. Die Tänzerin Marietta und ihr ebenfalls toter Mörder Eric Walcott.

Nun aber gesellte sich noch eine dritte Größe hinzu: der Köpfer. Er war das Bindeglied zwischen den beiden Toten sowie der Vergangenheit und der Gegenwart.

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4240-3

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Der Köpfer holt sie alle! (2. Teil)

Marietta Abel, die Tote, die trotzdem lebte, schloss die Augen, bevor sie die Hand auf die Klinke der Kirchentür legte, um sie zu öffnen. Sie wollte nicht in das recht kleine Gotteshaus hineinstürmen. Es war besser, es behutsam zu betreten und die Trauerfeier so nicht zu stören.

Eine Trauerfeier, die ihr galt!

Fast hätte sie laut aufgelacht. Eine Trauerfeier für sie, die noch existierte, wobei sie das Wort »leben« unter allen Umständen vermeiden wollte.

Ein halbes Jahr war seit ihrer Ermordung vergangen, und nun wurde in der kleinen Kirche eine Gedenkfeier für sie abgehalten und eine Messe gelesen …

Als Marietta ihre Hand auf die Klinke der Kirchentür legte, geschah etwas Seltsames. Sie verspürte plötzlich einen Stromstoß, der durch ihren Körper jagte. Sie hatte das Gefühl, als würde sie durch ihn in zwei Hälften gespalten.

Ganz falsch war das nicht, denn Marietta war kein normaler Mensch mehr. Aber man konnte sie auch nicht als Tote bezeichnen. Etwas von ihr war aus dem Jenseits zurückgeschickt worden, praktisch als feinstoffliches Wesen, das allerdings das Aussehen eines normalen Menschen angenommen hatte und nicht so durchscheinend aussah wie Ektoplasma.

Noch wartete Marietta ab. Dabei machte sie den Eindruck einer Person, die sich nicht traute. Sie überlegte, wer sich wohl alles in der Kirche versammelt hatte. Es waren auf jeden Fall ihre Eltern. Ein paar Freunde möglicherweise auch, und vielleicht waren auch einige Mitglieder der Tanzschule gekommen, um dem Gedenkgottesdienst beizuwohnen, denn in der Schule war der Amokläufer vor einem halben Jahr erschienen, hatte um sich geschossen, Marietta getötet und einige andere Menschen zum Teil schwer verletzt.

Danach war der Killer ebenfalls erschossen worden. Man hatte ihn begraben oder mehr verscharrt. Er war vergessen worden, ein Namenloser unter der Erde. Aber das war leider nicht sein endgültiges Ende gewesen, denn dieser Killer namens Eric Walcott war ebenso wie Marietta wieder zurückgekehrt, um Rache zu nehmen und abzurechen.

Einen Menschen hatte er bereits getötet. Brian Abel, einer von Mariettas Zwillingsbrüdern, lag tot im Haus der Eltern. Ermordet durch einen Messerstich in die Kehle.

Walcott würde mit dem Morden nicht aufhören, das stand für Marietta fest. Und sie konnte sich vorstellen, dass er sich dafür einen besonderen Ort ausgesucht hatte. Einen geschlossenen Raum, in dem es für die Menschen kaum Fluchtmöglichkeiten gab.

Die Kirche eben …

Dass es sich dabei um ein Gotteshaus handelte, das würde eine Gestalt wie ihn nicht stören.

Bisher war er noch nicht erschienen. Die kleine Feier hinter der Tür lief in geordneten Bahnen ab, und das wiederum machte Marietta Mut.

Sie hatte sich jetzt lange genug vor der Tür aufgehalten. Jetzt wollte sie sehen, wie es im Innern der Kirche aussah, und als sie die Tür ein wenig aufgezogen hatte, vernahm sie zwei Geräusche.

Zum einen das Quietschen der Angeln, zum anderen die Stimmen vom Altar her, die sich anhörten, als wären die Versammelten dabei, Gebete zu sprechen.

Das Quietschen der Angeln störte Marietta. Sie befürchtete, dass es möglicherweise auch weiter vorn gehört werden könnte. Das wollte sie nicht. Niemand sollte vorerst sehen, wer die Kirche betrat.

Marietta schob die Tür wieder zu.

Das hieß nicht, dass sie aufgegeben hatte. Sie hatte sich nur für eine andere Möglichkeit entschieden, die in diesem Fall besser war als das normale Betreten der Kirche.

Sie trat zwei kleine Schritte zurück, blieb stehen, schaute sich um, ob sie auch nicht beobachtet wurde, und ging danach wieder nach vorn, weil sie etwa Bestimmtes vorhatte.

Es war ganz einfach und doch phänomenal. Sie trat wieder auf die Tür zu, und es sah so aus, als wollte sie bewusst gegen das Holz laufen, was jedoch nicht der Fall war. Sie berührte es nicht anders, als es auch ein Hauch getan hätte, aber es blieb nicht dabei. Die Tür und das Holz, aus der sie geschaffen war, schienen sich aufzulösen. Es gab kein Hindernis mehr, sie konnte hindurch schweben. Für einen winzigen Augenblick zeichnete sich ihr Körper an der äußeren Türseite ab, dann war er verschwunden und entstand wieder an der inneren Seite der Tür, direkt in der Kirche.

Sie blieb dort stehen und wartete.

Da ihr das Innere der Kirche nicht unbekannt war, hatte sie sich schon zuvor ausgerechnet, wo sie erscheinen und zunächst auch stehen bleiben wollte. Da spielte das Taufbecken eine nicht unwesentliche Rolle. Es war eine Schale, die auf einer recht hohen und dicken Säule stand. Hinter ihr duckte sich Marietta und nahm Deckung.

Sie war vorerst zufrieden. Niemand hatte sie gesehen, ihr Erscheinen war nicht bemerkt worden, und so hatte sie es sich auch ausgerechnet. Auch der Killer war noch nicht da, und das gefiel ihr besonders.

Marietta kannte seine genauen Pläne nicht. Sie ging einzig und allein davon aus, was sie vermutete, denn sie hatte sich in die Gedanken des Killers hineinversetzt.

Es musste für ihn das Höchste überhaupt sein, in die Kirche einzudringen und da weiter zu machen, wo er vor einem halben Jahr aufgehört hatte. Also schießen und töten.

Die Öffentlichkeit würde geschockt sein, wenn sie von dem neuen Amoklauf erfuhr und bekannt wurde, wer der Mörder war. Ob Walcott genau diese Pläne verfolgte, wusste Marietta zwar nicht hundertprozentig, sie konnte es sich aber gut vorstellen.

Nachdem sie sicher war, dass sich der Killer noch nicht in der kleinen Kirche aufhielt, konzentrierte sie sich auf die Besucher. Sehr weit standen sie nicht von ihr entfernt. Es gab auch keine Bänke, sondern Stühle, die zu einigen Reihen zusammengestellt waren. Momentan waren nicht viele Reihen vorhanden. Wenn die Kirche voll wurde, stellte man noch weitere Stühle hinein, die ansonsten im kleinen Gemeindehaus standen.

Am Altar stand der Pfarrer. Er schaute als Einziger in Mariettas Richtung.

Als er jetzt den Kopf senkte, um etwas aus einem Buch abzulesen, nutzte Marietta die Gelegenheit, verließ ihren Platz am Taufbecken und huschte in eine kleine Nische neben dem Eingang. Dort war ein schlichter Altar mit einem einfachen Kreuz. Davor stand ein eisernes Gestell mit Reihen von kleinen Kerzen, die von Menschen für ihre Verwandten und Freunde angezündet wurden, für die sie bitten wollten.

Da nur wenige Kerzen ihr Licht abgaben, war es in der Nische relativ dunkel, und Marietta fand, dass es ein idealer Platz für sie war, um alles beobachten zu können.

Allmählich konzentrierte sie sich auf die Anwesenden am Altar. Ihre Eltern erkannte sie sofort, obwohl sie ihr den Rücken zudrehten. Sie saßen in der ersten Reihe und waren dort allein gelassen worden. Bestimmt hatten sie das so gewollt. Die anderen Gäste verteilten sich auf den Stühlen hinter ihren Eltern. Ja, es waren Freunde aus dem Ort und aus der Umgebung. Die Abels waren beliebt gewesen, und als Marietta so grausam gestorben war, hatten viele mit den Eltern gelitten.

Das war auch jetzt noch nicht vorbei, sonst wären nicht so viele hier in der Kirche erschienen.

Marietta hätte sich gern ihren Eltern gezeigt und sie getröstet. Das traute sie sich jedoch nicht. Sie wollte nicht, dass sie und die anderen Gäste einen Schock erlitten. Es war besser, wenn sie den richtigen Zeitpunkt abwartete. Wann der sein würde, konnte sie nicht sagen, das stand in den Sternen.

Noch sprach der Pfarrer. Da nicht mehr das helle Tageslicht durch die schmalen Fenster drang, war es im Innern recht düster. So sah Marietta nicht mehr alles deutlich. Es hatte sich Zwielicht ausgebreitet, gefüllt mit Schatten, die verschiedene Grautöne aufwiesen und sich in der Kirche verteilten.

Der Pfarrer sprach weiter. Er hatte eine klare Stimme und redete glücklicherweise nicht so salbungsvoll.

»Es sind inzwischen sechs Monate seit dieser ruchlosen Tat vergangen, aber ein jeder von uns weiß, dass die Wunde noch frisch ist. Sie verheilt nicht so leicht, denn es gibt nichts Schlimmeres, als wenn Eltern ein Kind verlieren. Auch wenn es schon zwei Jahrzehnte gelebt hat und erwachsen ist, so bleibt es für die Eltern noch immer das Kind. Jeder von uns weiß, dass Worte Trost bedeuten können, aber dies zu begreifen ist für die Betroffenen fast unmöglich. Man muss sich schon damit abfinden und hoffen, dass sich der Mensch, der so brutal aus dem Leben gerissen wurde, jetzt in einer Welt aufhält, in der es keinen Hass und keine Feindschaft mehr gibt. Das wünschen wir uns alle. Der ewige Frieden soll über die Verstorbene kommen und sie für immer begleiten.«

Er schwieg, nickte besonders den Eltern zu und legte eine Pause ein.

Marietta wartete im Hintergrund. Die Worte des Pfarrers waren ergreifend gewesen und an den Versammelten nicht spurlos vorbeigegangen. Marietta hörte das Schluchzen, das leise Scharren der Füße auf dem glatten Steinboden. Betroffen waren besonders ihre Eltern, die dicht nebeneinander saßen und ihre Köpfe gesenkt hielten.

Auch Marietta spürte etwas. Sie wäre am liebsten losgelaufen, um sich ihren Eltern zu zeigen, aber sie wusste auch, dass es besser war, wenn sie sich zurückhielt.

War die Messe bereits beendet?

Es wäre ihr entgegen gekommen, denn dann wäre es Walcott nicht gelungen, hier einzugreifen. Trotzdem hütete sie sich davor, zu jubilieren. Sie musste auf der Hut sein. Walcott war ein grausamer Typ, der kein Menschenleben achtete. Dafür war ihr Bruder Brian das beste Bespiel.

Da es keinen Grund für sie gab, einzugreifen, wollte sie sich auch nicht zeigen. Wenn überhaupt, dann wollte sie nur ihren Eltern gegenübertreten. Die anderen Menschen brauchten nicht zu wissen, was mit ihr geschehen war.

Der Pfarrer hinter der grauen Altarplatte schlug ein Buch auf und wandte sich wieder an die Versammelten.

»Lasst uns gemeinsam ein letztes Gebet für die Verstorbene sprechen, die das grausame Schicksal so brutal aus unserer Mitte gerissen hat. Ich werde vorbeten und …«

Was er noch sagte, hörte Marietta nicht, weil das Schluchzen zu laut wurde. Sie stand weiterhin in ihrem hellen Kleid in der Nische und schaute nach vorn.

Aber sie sah nicht nur den Pfarrer, ihre Eltern und die Freunde. Sie nahm eine Bewegung wahr, die sich an der rechten Innenwand der Kirche entlang schob.

Ein Schatten?

Ja, aber keiner, der vom Licht der wenigen Kerzenflammen produziert wurde. Dieser Schatten war das, was auch Marietta war. Ein feinstoffliches Wesen, ein Killer, der sich längst in der Hölle hätte befinden müssen.

Er war es nicht. Die Hölle hatte ihn umgeleitet und ihn auf einem ähnlichen Weg zurückgebracht wie die andere Seite Marietta.

Plötzlich war alles anders.

Sie spürte eine Kälte, die nicht aus den Wänden drang. Der Andere hatte sie mitgebracht. Es war in gewisser Hinsicht die Kälte seiner Seele, denn sie war abgrundtief böse. Es gab nichts Positives mehr an ihm, und dieses Böse war in die Kirche eingedrungen, ohne dass es durch irgendetwas hätte aufgehalten werden können.

Angst um die Versammelten stieg in Marietta auf. Auch in ihrem Zustand erlebte sie die Gefühle deutlich. Vielleicht sogar noch stärker als zu ihrer menschlichen Zeit.

Ob Walcott seine Maschinenpistole mitgebracht hatte, war für sie nicht zu erkennen. Rechnen musste sie damit, und sie merkte, wie sich bei ihr etwas veränderte.

Sie wollte keine Toten. Sie wollte, dass dieser irre Mörder endgültig und für alle Zeiten ausgelöscht wurde.

Er bewegte sich weiter, und dabei war kein Laut zu hören. Er nutzte seine Beschaffenheit eiskalt aus, und bevor sich Marietta versah und eine Entscheidung treffen konnte, da befand er sich bereits in Höhe des Altars.

Abgesehen von Marietta hatte ihn bisher niemand gesehen. Wie auch, denn die Menschen waren mit sich selbst und ihrer Trauer beschäftigt.

Der Geistliche betete noch immer vor. Er sprach mit halblauter Stimme und war trotzdem gut zu verstehen. Sein Thema war nicht die Verdammnis, sondern das neue, das wahre Leben, das sich dem irdischen anschloss. Daran sollten auch die Zurückgebliebenen denken.

»Und so wird uns unsere Mitschwester Marietta Abel stets in Erinnerung bleiben. Als ein Mensch, der das Leben liebte, der keinem etwas Böses wollte, der jedoch nicht daran gedacht hatte, dass dieses Böse auch existiert. Sie hat den ewigen Frieden gefunden …«

»Hat sie nicht!«

Die Stimme war da, sie war laut genug, um von jedem verstanden zu werden, und sie war hinter dem Pfarrer aufgeklungen, der ebenso starr auf dem Fleck stand, wie die anderen Menschen in der Kirche auf ihren Stühlen saßen.

Keiner wagte auch nur ein Wort zu sagen, und die Situation nutzte Walcott aus, um laut zu lachen. Erst danach fing er wieder an zu sprechen.

»Glaubt ihr Idioten denn, dass alles vorbei ist? Nein, nichts ist vorbei. Es geht weiter, und es wird nach meinen Regeln gespielt …«

*

Es gab keinen, der die Worte nicht gehört hatte. Und jeder sah den Sprecher, der es nicht mehr für nötig hielt, sich zu verstecken. Er tauchte hinter dem Altar auf und ging so weit vor, bis er seine Breitseite erreicht hatte. Erst dort blieb er stehen.

Er hob seine Waffe so weit an, dass jeder sie sehen konnte. Da neben dem Altar auf zwei hüfthohen Ständern brennende Kerzen standen, fiel ihr Flackerlicht nicht mehr nur gegen die Gestalt des Geistlichen, sondern erreichte auch den neuen Gast, auf dessen Körper sich ein unruhiges Flackern ausbreitete.

Er sagte nichts. Er wollte einfach nur die Wirkung seiner Worte spüren.

Allmählich begriffen die Menschen, wen sie vor sich hatten. Der Schock lähmte sie nicht mehr. Obwohl der Bewaffnete nicht im hellen Licht eines Scheinwerfers stand, sahen sie sehr deutlich, um wen es sich handelte. Das Bild des Amokläufers war oft genug in der Zeitung abgebildet worden, so hatte es noch jeder in Erinnerung.

Eine Frau sprach den Namen aus. »Das ist Walcott …«

Sie hatte nur geflüstert, und als darauf niemand reagierte, brach es aus ihr hervor.

»Ja, es ist Walcott, der Killer, den die Polizisten erschossen haben! Und jetzt ist er hier! Schaut ihn euch an! Er ist es und kein anderer!«

Auch die übrigen Menschen sahen jetzt, um wen es sich handelte, und sie alle spürten den Druck in sich, der so stark war, dass er ihnen die Stimme nahm.

Eric Walcott war in seinem Element. Er konnte nicht anders, er musste einfach lachen. Er schrie dazwischen seine Worte, die sich grausam anhörten.

»Ja, verdammt, ich bin es! Ich bin nicht tot! Ihr habt mich zwar begraben, aber ich bin zurück. Versteht ihr das? Ich bin wieder zurück. Man kann mich nicht töten. Der Teufel hat mich nicht gewollt. Er hat mir den Weg zurück gewiesen, damit ich in seinem Namen Rache übe. Und das werde ich tun!«

Das Entsetzen lähmte die Menschen. Nicht aber beim Pfarrer, der so etwas nicht akzeptieren konnte. Seine Antwort bestand aus einem Schrei. Dann rief er: »Nein! Sie gehören nicht hierher! Wer immer Sie auch sind, verlassen Sie auf der Stelle die Kirche. Das hier ist heiliger Boden. Hier hat kein Teufel etwas zu suchen!«

»Ach ja …«, höhnte Walcott. Er drehte sich langsam um. Ein relativ kleiner Mann mit schütterem Haar und einer Brille, deren große Gläser längst unmodern geworden waren. Trotzdem war er gefährlich, was er in den nächsten Sekunden auch bewies.

Er ging einen Schritt auf den Pfarrer zu.

Der ahnte die plötzliche Gefahr und wollte zurückweichen. Doch das schaffte er nicht mehr, denn Walcott war schneller. Er drückte nicht ab. Er rammte nur den Lauf der Waffe nach vorn und stieß die Mündung hart in den Bauch des Pfarrers.

Der Geistliche röchelte auf. Die Luft wurde ihm knapp. Er presste die Hände auf die getroffene Stelle und beugte sich nach vorn, als wollte er sich an der Gestalt festhalten.

Darauf hatte Walcott nur gewartet.

Er schlug mit seiner MPi zu. Sie traf den Kopf des Pfarrers, auch den Hals und die Schultern. Der Geistliche brach zusammen, wurde aber von Walcott aufgefangen und rücklings auf den Altar geschleudert, wo er liegen blieb und vor Schmerzen leise wimmerte.

Walcott achtete nicht darauf. Für ihn gab es wichtigere Dinge zu tun, denn jetzt hatte er freie Bahn. Er sah zahlreiche Menschen vor sich, denen er zeigen wollte, wer er war.

Er stellte sich vor den Altar und nahm die Position des Pfarrers ein. Nur war er ein Günstling des Teufels, und so etwas genoss er bis ins letzte Detail.

Angst hatte die Besucher stumm werden lassen. Sie saßen in starren Haltungen auf ihren Stühlen, aber sie sahen alle aus, als stünden sie kurz davor, aufzuspringen und davonzulaufen.