John Sinclair 1473 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1473 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Sandrines Voodoo-Lehre (1. Teil).

Urlaub in Südfrankreich. Für viele Menschen war es ein Traum, den sie sich nicht erfüllen konnten.

Dagmar Hansen und Harry Stahl aber konnten es. Das Paar nahm sich eine Auszeit von zwei Wochen, um in den Ausläufern der Seealpen hoch über dem Meer einmal richtig auszuspannen.

Eine Woche ging alles gut. Bis plötzlich vor ihren Augen der Besitzer eines Restaurants mit durchschnittener Kehle starb. Als sie wenig später auf die Mörderin, eine junge Frau namens Sandrine Perrot, trafen, da war es endgültig vorbei mit ihrem Urlaub ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 139

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumSandrines Voodoo-Lehre (1. Teil)Vorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Sandrines Voodoo-Lehre (1. Teil)

Urlaub in Südfrankreich. Für viele Menschen war es ein Traum, den sie sich nicht erfüllen konnten.

Dagmar Hansen und Harry Stahl aber konnten es. Das Paar nahm sich eine Auszeit von zwei Wochen, um in den Ausläufern der Seealpen hoch über dem Meer einmal richtig auszuspannen. Eine Woche ging alles gut. Bis plötzlich vor ihren Augen der Besitzer eines Restaurants mit durchschnittener Kehle starb. Als sie wenig später auf die Mörderin, eine junge Frau namens Sandrine Perrot, trafen, da war es endgültig vorbei mit ihrem Urlaub …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4244-1

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Sandrines Voodoo-Lehre (1. Teil)

»Sandrine!«

Die Stimme der rufenden Frau klang hysterisch. Ihr Blick erfasste die schmale Tür am Ende des Ganges.

Dort rührte sich nichts.

Die Frau versuchte es erneut. Aber erst, als sie die Tür fast erreicht hatte. »Bitte, Sandrine, mach auf! Du musst öffnen! Ich habe dein Stöhnen und Schreien gehört. Das ist nicht normal. Du – du – bist den falschen Weg gegangen …«

»Geh, Mutter!«

Pauline Perrot schrak erneut zusammen, als sie die Stimme ihrer Tochter hörte. Ja, es war Sandrine, die dort mit tiefer, röhrender Stimme gesprochen hatte, das stand fest …

Ihre Stimme war schrecklich gewesen. Einfach grauenhaft. Sie hatte nichts mehr mit ihrer normalen Stimme zu tun.

Aber Pauline war nun mal die Mutter. Sie hatte Sandrine aufgezogen, und sie dachte nicht daran, sie so leicht aufzugeben.

»Ich bleibe!«

Es war ihre endgültige Antwort, und Pauline hatte sie mit einem Zittern in der Stimme gegeben.

Danach wurde es ruhig, sodass die Frau vor der Tür bereits Hoffnung schöpfte. Doch dann hörte sie schon die nächste Antwort der Tochter.

»Du wirst es bereuen!«

Schweiß lief über das Gesicht der Frau. Sie war mal stolz auf ihre dunklen Haare gewesen. Das war jetzt vorbei. In den letzten Wochen hatten die Haare einen grauen Schimmer bekommen, als hätten sich dort Spinnweben eingenistet.

Die Tür war nicht abgeschlossen. Pauline Perrot hatte den Schlüssel sicherheitshalber versteckt, was ihrer Tochter wohl egal gewesen war. Jedenfalls hatte sie nicht danach gefragt. Sandrines Veränderung war einfach schrecklich gewesen. Sie hatte eine Hölle durchgemacht, aber man konnte nicht sagen, dass sie jemand dazu gezwungen hätte.

»Ich komme jetzt zu dir rein, Sandrine!«

Ein scharfes Lachen erklang. Danach die keifende Stimme der Tochter. »Hüte dich! Ich würde es dir nicht raten. Bleib lieber draußen. Ich – ich habe mein Ziel erreicht. Ich bin der Tod!«

Nach dieser Antwort verzerrte sich der Mund der Frau. Sie wollte Sandrine eine Antwort geben, doch sie brachte kein einziges Wort hervor. Ihre Kehle schien von einer unsichtbaren Hand zugedrückt zu werden. Aber Pauline wusste auch, dass sie den vorletzten Schritt bereits gegangen war und jetzt auf keinen Fall kneifen durfte.

»Ich werde jetzt zu dir kommen, Sandrine!«

»Nein, du …«

Pauline ließ sich von ihrem Vorhaben nicht abbringen. Hinter ihr befand sich die schmale Treppe zum Dachboden. Vor ihr lag die Tür, der einzige Weg.

Pauline Perrot stieß sie auf.

Sie brauchte nur einen Schritt weit zu gehen, um die stickige Höhle zu erreichen, die sich Zimmer nannte …

*

Pauline Perrot kannte jeden Fleck in dem kleinen schiefen Haus am Hang. Sie war hier aufgewachsen. Nun aber hatte sie das Gefühl, etwas völlig Fremdes zu betreten. Eine Umgebung, die für sie furchtbar war.

Ein schmales Zimmer. Der Tür gegenüber befand sich das schräge Fenster. Der niedrige Schrank an der linken, das Bett an der rechten Seite. Zwar fiel etwas Licht in den Raum hinein, aber die Schatten waren stärker. Die Luft stand. Die Hitze des Tages war schlimm gewesen, und in der Dachkammer hätte man ersticken können, denn auch an diesem Abend war die Temperatur nicht gesunken.

Trotzdem hielt es Sandrine in dieser schwülen Hölle aus. Ihre Kleidung sah recht manierlich aus. Sie trug eine weiße, ärmellose Bluse aus Spitze. Der Stoff sah aus wie gehäkelt. Durch die vielen keinen Löcher schimmerte die nackte Haut durch. Zur Bluse hatte Sandrine einen dunkelblauen Rock angezogen. Der Saum endete kurz über den Knien.

Pauline schaute Sandrine eine Weile stumm an.

War das noch ihre Tochter? War das der Mensch, den sie großgezogen und mit dem sie sich immer so gut verstanden hatte? Mit dem sie glücklich gewesen war, obwohl Sandrines Vater eines Tages einfach verschwunden und bisher auch nicht wieder aufgetaucht war?

Diese Gedanken schossen ihr durch den Kopf, als sie in das Gesicht ihrer Tochter schaute. Es hatte alles Kindliche verloren. Die einst so weichen Züge waren hart geworden, die Haut schimmerte bleicher als sonst, der Mund schien seinen Schwung verloren zu haben und zeigte jetzt einen harten, beinahe schon brutalen Zug.

Nein, das war nicht die nette Sandrine, die sie kannte. Und doch war es ihre Tochter. Ein Mensch, den man nicht einfach abschreiben konnte. In drei Monaten wurde sie zwanzig Jahre alt.

Sandrine hatte stets viel Wert auf die Pflege ihrer Haare gelegt. Das war inzwischen vorbei. Ihr dunkles Haar wirkte stumpf. Es hatte zwar noch die gleiche Dichte, doch zu beiden Seiten des Kopfes hing es strähnig über die Ohren.

Hinzu kam der Blick.

Es war keiner, mit dem ein Kind seine Mutter anschaute. Dieser hier war kalt, und der Ausdruck in den Augen schien in einer anderen Welt geboren zu sein.

Hochnäsig, abwertend und arrogant. So kannte sie ihre Tochter nicht.

Sandrine hielt mit beiden Armen einen Gegenstand umklammert.

Es war der große braune Bär. Ihr Teddy, etwas aus ihrer Kindheit, das sie über alles geliebt hatte. Sie hielt ihn auch jetzt fest, als wäre sie wieder das kleine Kind.

Aber mit dem Stofftier war etwas geschehen.

Sandrine hatte es mit Nadeln gespickt. Akupunktur auf eine besondere Art und Weise. Die kleinen Nadeln mit den bunten Köpfen steckten überall. Verteilt am Kopf und am Körper. Genau das hatte Pauline noch nie zuvor gesehen, und der Anblick sorgte bei ihr für erneute Verwirrung.

Am Schlimmsten aber empfand sie das Messer in Sandrines linker Hand. Sie hielt es so, dass die Spitze nach oben zeigte, und wenn sich Pauline nicht zu sehr irrte, waren sogar Blutflecken auf der Klinge zu sehen.

Und lief nicht auch Blut aus kleinen Wunden an ihren Handgelenken, die sie sich selbst zugefügt hatte?

Da war vieles, was Pauline sah, sich aber keinen Reim darauf machen konnte.

»Was ist los mit dir, Sandrine?«, flüsterte sie.

»Geh weg!«

Wieder hatte sie mit einer schrecklich klingenden Stimme gesprochen. Ein tiefes Röhren aus der Kehle. Etwas, was überhaupt nicht zu ihr passte. Da drang etwas Urböses durch, was vielleicht wie kochende Lava in einem Vulkan geschlummert hatte.

»Ich kann nicht gehen! Ich muss bei dir bleiben. Ich muss – mein Gott, ich muss dich retten und …«

»Das brauchst du nicht. Ich gehe meinen Weg. Ich habe ihn endlich nach langer Suche gefunden.« Die Stimme klang böse. »Und ich weiß auch, dass du nicht auf meiner Seite stehst. Ich werde hier herrschen. Ich habe die Brücke gefunden, über die ich gehen werde.«

Mit einem harten Lachen drehte sich Sandrine um und schleuderte ihr Stofftier zur Seite. Es landete auf dem kleinen Sessel, sodass Sandrine ihre Hände endlich frei hatte, wobei sie das Messer nicht losließ.

Pauline sah alles. Sie wollte sprechen, aber sie konnte nur schlucken. Ihre Augen brannten plötzlich, als wären sie durch irgendein Gas gereizt worden.

Sie schüttelte den Kopf. Es war so etwas wie eine Geste des Abschieds. Sandrine war ihr völlig fremd geworden, und sie wollte auch nicht mehr im Zimmer bleiben.

»Mama …?«

Pauline schrak zusammen, als Sandrine sie ansprach.

»Ja, was ist?«

»Ab jetzt wird alles anders. Das solltest du wissen. Du hast mich gesehen, und so bist du nicht nur zu einer Zeugin, sondern auch zu einer Verbündeten geworden. Du musst jetzt zu mir halten, egal, was auch geschieht.«

»Warum muss ich das?«

»Weil du sonst sterben würdest!«

Pauline Perrot hatte jedes Wort verstanden. Sie wünschte sich aus der Wirklichkeit weg und hinein in einen Traum. Sie konnte es einfach nicht begreifen, dass Sandrine eine Morddrohung gegen sie ausgestoßen hatte. Das war einfach zu viel für sie, und sie merkte, dass sie Mühe hatte, sich auf den Beinen zu halten.

»Sterben?«

»Ja, du hast richtig verstanden. Du und ich, wir sind jetzt aneinander gekettet, und du kannst noch wählen, was du unternehmen willst. Entweder zu mir halten oder sterben. Aber ich denke nicht, dass du sterben möchtest – oder?«

Pauline Perrot schüttelte den Kopf. Sie musste erst nach Luft schnappen, bevor sie etwas sagen konnte.

»Wie – wie redest du denn mit mir? Was soll das bedeuten? Das kann ich nicht begreifen.«

»Ich weiß, dass es schwierig ist, aber ich habe mich nun mal für einen bestimmten Weg entschieden, und ich werde nicht mehr von ihm lassen. Es ist die Kraft der Magie, die in mir steckt. Ich habe lange gesucht, aber jetzt weiß ich, wie ich mich verhalten muss. Wir haben beide sehr gelitten, denn die Menschen hier im Ort sind immer gegen uns gewesen. Das wird nun vorbei sein, denn ich bin nun in der Lage, zurückzuschlagen. Sie haben dich ausgelacht, weil dir der Mann weggelaufen ist, und nicht nur du hast darunter gelitten, auch ich habe es bis heute nicht verkraftet. Aber das ist von nun an vorbei.«

Pauline hatte alles gehört. Sie wusste auch, dass vieles an dieser Aussage stimmte, aber eine Rache, von der Sandrine gesprochen hatte, wäre ihr nicht in den Sinn gekommen. Gemieden wurden sie von den meisten Menschen, das stimmte schon, und sie hatten beide darunter gelitten, aber nie hatte Pauline Perrot daran gedacht, sich dafür zu rächen.

»Es ist dir alles fremd, nicht wahr, Mama?«

»Ja, Sandrine, das ist es. Sehr fremd sogar.«

»Du wirst dich damit abfinden müssen.«

»Und – und wie?«

Sandrine lächelte. Es war ein kaltes Lächeln, und sie sagte mit leiser Stimme: »Voodoo, Mama! Hast du schon mal etwas von Voodoo gehört?«

»Ja, das habe ich. Dieser Zauber aus Afrika …«

»Genau der.«

»Und was hast du damit zu tun?«

Sandrine legte den Kopf leicht zurück und lachte. »Dieser Voodoo-Zauber ist meine Rache. Er ist die Rache an denen, die uns ausgelacht und niedergemacht haben. Sie werden das Grauen erleben. Viele von ihnen werden froh sein, wenn der Tod über sie gekommen ist. Das kann ich dir schon jetzt schwören.«

Pauline schüttelte den Kopf. »Nein, nein, das kann einfach nicht wahr sein.«

»Warum nicht?«

»Weil es zu schrecklich ist.«

Sandrine bedachte ihre Mutter mit einem längeren Blick. Danach drehte sie sich um und ging zu einem dunklen Sideboard.

Sie schob eine der beiden Türen auf, bückte sich und holte etwas hervor. Sie tat es mit langsamen Bewegungen, und Pauline sah den Gegenstand erst, als sich Sandrine wieder umdrehte. Sie war nicht mal übermäßig erstaunt, dass ihre Tochter eine Puppe in der Hand hielt. Puppen gehören zum Voodoo, das hatte Pauline schon öfter gehört.

Sandrine schaltete eine Lampe ein. Das weiche Licht breitete sich aus und traf auch die Puppe in ihrer Hand. Sie hielt sie so hoch, dass Pauline sie anschauen konnte.

»Bitte …«

»Und?«

»Schau genau hin.«

Pauline ahnte, dass ihr eine böse Überraschung bevorstand. Weg konnte sie nicht mehr, und so schaute sie zu, wie Sandrine auf sie zuging. Sie lächelte dabei, die Puppe hielt sie vorgestreckt, und so konnte Pauline sehen, wen sie da festhielt.

»Das – das – bin ja ich!«

»Genau.«

»Aber …«

»Als Puppe, Mama.« Sandrine nickte. Ihre Stimme behielt auch weiterhin den säuselnden Klang bei. »Aber du brauchst dir darauf nichts einzubilden. Du bist nicht die einzige Puppe, die ich hier stehen habe. Ich musste mir große Mühe geben, um all die Puppen herzustellen, die ich brauche. Und sie sind wirklich alle vertreten.«

»Wer?«

»Oh, das wirst du später noch merken. Ich habe nichts vergessen. Ich werde hier meine Voodoo-Lehre beenden. Ich werde meine Rache durchziehen. Man hat uns nicht umsonst so viel angetan.«

Pauline Perrot nickte, obwohl sie es nicht wollte. Dabei schaffte sie es nicht, den Blick abzuwenden. Sie musste die Puppe anstarren, die ihr Gesicht zeigte. Das Gesicht sah so aus, als bestünde es aus einem recht weichen Material.

In das Gesicht waren ihre Züge eingeschnitzt worden. Sogar einige Haare von ihr klebten auf dem Kopf. Sandrine musste sie ihr heimlich abgeschnitten haben.

»Du weißt Bescheid, Mama?«

»Jetzt schon.«

»Wir sind miteinander verbunden. Wir können nicht mehr weg. Wir bilden eine Einheit, und damit du mir wirklich glaubst, werde ich jetzt den Beweis antreten.«

»Was hast du vor?«

Sandrine sagte nichts mehr. Sie lächelte nur geheimnisvoll. Dann ging sie zu ihrem alten Teddy, dem Spielzeug aus der Kindheit. Das Stofftier war mit den zahlreichen Nadeln gespickt, und eine davon zog sie aus dem linken Ohr hervor.

Die Nadel hatte einen roten runden Kopf, den Sandrine zwischen ihren Fingern drehte.

Dabei hielt sie die Puppe fest und zielte mit der Nadel auf deren Kopf. »Kannst du dir denken, was ich vorhabe, Mama?«

»Nein – ja, doch – ich …« Pauline schüttelte den Kopf. Sie ahnte es, doch sie wollte es nicht wahrhaben.

Sandrine sah keinen Grund, ihren Plan zu ändern. In ihren Augen lag plötzlich ein besonderer, ja, schon böser Glanz, als sie flüsterte: »Jetzt gib genau acht, Mama!«

Die Nadel zuckte vor.

Schräg stieß sie in die rechte Wange der Puppe hinein. Das Holz oder welches Material es auch immer war, setzte ihr so gut wie keinen Widerstand entgegen.

Es war ein exakter Treffer.

Und Pauline Perrot schrie auf!

Ein stechender Schmerz durchzuckte ihre Wange. Haut riss auf, sie merkte, dass Blut aus der Wunde quoll, und ging schwankend zurück. In ihrem Kopf war nichts mehr wie sonst. Sie hielt die Augen weit offen, ohne etwas zu sehen. Sie fand sich überhaupt nicht mehr zurecht, und als sie wieder einigermaßen klar denken konnte, saß sie auf dem schmalen Stuhl, über dessen Lehne einige Kleidungsstücke hingen.

Sandrine stand vor ihr. Sie sagte zunächst nichts, aber sie hielt bereits ein weiches Tuch in ihrer Hand, mit dem sie die rechte Wange der Mutter abtupfte, um die Blutung zu stillen.

»Es ist schon gut, Mama. Es war nichts anderes als eine Demonstration. Etwas Harmloses im Vergleich zu dem, was ich hätte sonst noch mit dir anstellen können.«

Erst allmählich erlebte die Frau eine gewisse Klarheit. Ihr wurde bewusst, was passiert war, und sie musste ab nun davon ausgehen, dass der Zauber funktionierte.

»Ich hole ein Pflaster.«

Pauline sagte nichts. Sie saß auf dem Stuhl und konzentrierte sich auf das Pochen in ihrer Wange, wobei sie noch immer nicht richtig begriff, dass es ihre eigene Tochter gewesen war, die ihr diese Wunde zugefügt hatte.

»Hier ist das Pflaster.« Sandrine sprach mit weicher Stimme. »Drück mal den Kopf etwas nach links, bitte.«

»Ist gut.« Pauline reagierte automatisch. Sie war nicht in der Lage, klar zu denken.

Mit behutsamen Bewegungen klebte Sandrine das Pflaster auf die Wange. Es war groß genug, um die Wunde zu verdecken. Leicht drückte sie es an.

»Jetzt geht es dir wieder besser, Mama.«

Pauline sagte nichts. Sie saß da und starrte ins Leere. Die Wunde unter dem Pflaster zuckte noch immer. Sie wollte an die Zukunft denken, doch sie wusste nicht, wie sie es in die Reihe bringen sollte. Es gab für sie nichts Positives mehr, nur eine Zukunft, über der sich die Schatten verdichtet hatten.