John Sinclair 1474 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1474 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Der Schnitter (2. Teil).

In Paris fanden wir Mama Rosas Spur und auch die von Sandrine Perrot wieder. In der Metropole an der Seine war Mama Rosa so etwas wie eine Königin. Wer einen Mord bestellen wollte, der wandte sich an sie, denn in Mama Rosas Diensten stand ein besonderer Killer - ein Geschöpf aus dem grausamen Panoptikum einer schwarzmagischen Voodoo-Welt ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 139

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDer Schnitter (2. Teil)Vorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Der Schnitter (2. Teil)

In Paris fanden wir Mama Rosas Spur und auch die von Sandrine Perrot wieder. In der Metropole an der Seine war Mama Rosa so etwas wie eine Königin. Wer einen Mord bestellen wollte, der wandte sich an sie, denn in Mama Rosas Diensten stand ein besonderer Killer – ein Geschöpf aus dem grausamen Panoptikum einer schwarzmagischen Voodoo-Welt …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4245-8

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Der Schnitter (2. Teil)

»Können Sie aufstehen? Können Sie aufstehen, Monsieur?«

Da hatte man mir eine gute Frage gestellt. Ich hörte die Stimme der Frau nah und trotzdem so fern.

Ich wollte aufstehen, aber es war so verdammt schwer, wenn nicht sogar unmöglich. Das Blut in meinen Adern schien sich in flüssiges Metall verwandelt zu haben. Es strömte durch meinen Körper und ließ auch den Kopf nicht aus. Deshalb war ich auch froh, ihn nicht anheben zu müssen.

Kurz gesagt: Mir ging es schlecht!

Ich lag nicht nur am Boden, ich war auch am Boden. Die Schuld daran trug ein verdammter Pfeil mit vergifteter Spitze. Abgeschossen durch ein Blasrohr. Und dieser Pfeil hatte mich am Hals erwischt, wo er nicht stecken geblieben, sondern abgefallen war, doch er hatte seine Wirkung leider nicht verfehlt …

Und jetzt lag ich hier auf der Straße, auf einem kalten Pflaster, in einem Oft in Südfrankreich irgendwo an der weltberühmten Côte d’Azur.

Dabei war ich nicht mal dazu gekommen, mich richtig mit dem Fall zu beschäftigen, und schon schien er beendet zu sein.

Aber es hatte nicht nur mich erwischt. Ich war praktisch als Letzter umgekippt. Meine deutschen Freunde, auf deren Wunsch ich hergekommen war, lagen ebenfalls am Boden. Ich selbst hatte Dagmar Hansen und Harry Stahl fallen sehen, und dann war auch bei mir der Faden gerissen, obwohl ich damit gerechnet hatte, dem Pfeil noch ausweichen zu können. Es war vergeblich gewesen.

»Monsieur, bitte. Können Sie mich hören?«

Die Stimme ließ nicht locker. Sie störte mich fast, obwohl es die Frau ja nur gut mit mir meinte.

»Ja, ich höre Sie.«

»Bitte, ich verstehe Ihre Sprache nicht.«

Verdammt, ich hätte französisch sprechen sollen und nahm mir vor, es beim nächsten Mal zu tun.

»Ich versuche es.«

»Gut.« Die Frau rief etwas in die nähere Umgebung, und plötzlich war sie nicht mehr allein, denn es gab helfende Hände, die mich auf die Beine stellen wollten.

Es klappte auch. Nur musste man mich festhalten, denn ich hatte beim Aufstehen das Gefühl, eine Meile weiter südlich zu sein und auf einem Floß zu stehen, das über Wellen trieb.

Bei mir schwankte kein Meer. Dafür die Häuserfront, auf die ich schaute. Davor standen noch die Menschen, die sich versammelt hatten. Für sie waren Dagmar, Harry und ich so etwas wie Exoten. Sie blickten mich an, sie sagten allerdings nichts, sondern schienen vor mir zurückweichen zu wollen. Gehalten wurde ich allein von Pauline Perrot, die mich auf die Tür ihres kleinen Geschäfts zu zog, was ich aber nicht wollte, denn es ging ja nicht nur um mich. Ich dachte auch an meine Freunde, die es ebenfalls erwischt hatte.

»Wo sind sie?«

»Meinen Sie den Mann und die Frau?«

»Ja.«

»Schon im Geschäft. Die Leute hier haben mir dabei geholfen. Sie sind der Letzte.«

»Danke, dann weiß ich Bescheid.« In mir stieg noch eine Frage hoch. »Und die anderen? Was ist mit denen?«

»Sie meinen die aus dem Mercedes?«

»Sicher.«

»Die sind weg.« Ich hörte einen Schluchzlaut. »Aber nicht nur sie. Sie haben Sandrine mitgenommen.«

Damit war alles gesagt. Mein Gedächtnis und meine Erinnerung hatte ich nicht verloren. Sandrine war die junge Frau, um die sich eigentlich alles drehte. Ihretwegen hatte man mich in diesen Ort geholt, und jetzt hatte ich das Nachsehen.

Ich hörte das Weinen Madame Perrots und gab keinen weiteren Kommentar ab. Dafür bewegte ich den Kopf. Die Menschen aus dem Ort umstanden uns, aber sie hielten auch einen gewissen Abstand, als wären wir etwas Besonderes.

Ich war froh, dass mir nichts weiter passiert war. Die Wirkung des Giftes würde nachlassen und das Gleiche würde auch mit Dagmar Hansen und Harry Stahl passieren.

In mir stieg zugleich die Wut auf. Ich hasste Niederlagen, und ich ärgerte mich über meine eigene Schwäche. Als ich die Beine bewegte, da hatte ich weiterhin den Eindruck, dass sie doppelt so schwer geworden waren. Mit den Schuhsohlen schleifte ich über das unebene Pflaster. So war es fast ein Wunder, dass ich nicht stolperte und auf der Nase landete.

Die Tür zu dem Kramladen brauchte nicht erst geöffnet zu werden. Ein Keil hielt sie fest. Mein Blick hatte sich mittlerweile geklärt, ich sah nichts mehr verschwommen, und so schaute ich in den Laden hinein, der mit Waren aller Art so voll gestopft war, dass die Kunden fast einzeln in das Geschäft gehen mussten, wenn sie etwas kaufen wollten.

Dagmar und Harry saßen auf zwei Stühlen. Zwei traurige Gestalten, denen es alles andere als gut ging. Aber mir ging es ja nicht besser. Ich schaute mir Dagmar an, die den Kopf gesenkt hielt und ihre Hände vor das Gesicht gedrückt hatte. Der Mund war frei, sodass sie tief ein- und ausatmen konnte.

Ich sah auch Harry Stahl. Er war wachsbleich. Sein Blick erfasste mich zwar, aber ich sah bei ihm keine Reaktion.

»Ich habe noch einen dritten Stuhl, Monsieur.«

»Danke, das ist nett. Und schließen Sie bitte die Tür, ja?«

»Gern.«

Mir wurde ein Stuhl gebracht, dann verschloss Pauline Perrot den Laden und fragte: »Was könnte ich denn jetzt wohl für Sie tun?«

»Ich weiß es nicht. Aus dem Zustand befreien können Sie mich wohl nicht.«

»Ist Ihnen denn übel?«

»Auch das. Zudem fühle ich mich schwach.«

»Warten Sie mal. Ich habe da ein Hausmittel, das in vielen anderen Fällen auch geholfen hat. Ich werde es holen. Auch für Ihre beiden Freunde.«

Sie verschwand im Hintergrund, und ich hörte noch, wie dort eine Tür geöffnet wurde.

»Willkommen im Club, John.«

Harry Stahl hatte die Begrüßung mit leiser Stimme gesprochen. Um ihn zu sehen, musste ich den Kopf etwas nach links drehen, was mir auch gelang.

Harry sah aus wie das Leiden des Lazarus. Aber ich sah auch, dass er nicht aufgeben wollte. Er lächelte mir zu, was mehr ein Grinsen war, und sagte mit krächzender Stimme: »Wir sind ein tolles Trio. Man hat uns perfekt reingelegt.«

»Ja, besser hätte es für die andere Seite nicht laufen können.«

»Kannst du dich an alles erinnern?«

»Mein Gehirn hat nicht gelitten.«

»Sehr gut. Was ist mit dieser dicken farbigen Frau gewesen? War sie dir bekannt?«

»Nein, das war sie nicht.«

»Mir auch nicht.«

»Und die beiden Gorillas?«

Ich hob nur die Schultern.

»Das müssen ihre Leibwächter gewesen sein«, meldete sich Dagmar, die unser Gespräch verfolgt hatte. Auch ihre Stimme klang noch sehr matt. »Ich frage mich nur, was die Schwarze bei Sandrine Perrot gewollt hat.«

»Wir haben es hier mit Voodoo zu tun«, sagte ich. »Das sollten wir nicht vergessen. Und ich kann mir vorstellen, dass die dicke Frau da sehr wohl mitmischt.«

»Die sind gekommen, um Sandrine zu holen«, sagte Harry. »Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Wir kamen ihnen in die Quere, und schon hat es Ärger gegeben. Zum Glück sind sie verschwunden, ohne uns zu töten. Die Gelegenheit wäre günstig gewesen.«

»Zu viele Zeugen«, sagte ich.

»Das kann sein.«

»Wo müssen wir sie suchen?«, fragte Dagmar.

»Überall und nirgendwo«, sagte ich, weil mir keine bessere Antwort einfiel.

»Ja, das hätte ich auch gesagt.« Harry Stahl lachte. »Ich komme noch immer nicht darüber hinweg, wie man uns hier reingelegt hat. Das hat wirklich was, ehrlich.«

Aus dem Hintergrund hörten wir Schritte. Dann erschien Pauline Perrot wieder. Obwohl sie nicht unmittelbar mit dem Fall zu tun hatte, ging es auch ihr nicht besonders. Ihr Gesicht zeigte einen schmerzerfüllten Ausdruck, und sie sagte mit leiser Stimme: »Ich vermisse Sandrine sehr. Sie haben sie mir einfach weggeholt.«

»Darüber reden wir später«, sagte ich.

»Gut.« Sie stellte eine kleine Flasche auf einen freien Platz an der Verkaufstheke.

Drei Gläser standen auch bereit. In dies wurde die hellgrüne Flüssigkeit gefüllt, sodass jeder einen kleinen Schluck trinken konnte. Dann wurde uns erklärt, dass es sich dabei um ein reines Naturprodukt handelte, das keine Nebenwirkungen hatte.

»Vertrauen Sie mir, es ist wirklich gut.«

Wir tranken das Zeug. Wie es schmeckte, das wusste ich nicht zu beschreiben. Das Wort »undefinierbar« passte, aber es war eine Medizin, die eine wohlige Wärme in unseren Mägen verbreitete, und ich merkte, dass mir richtig warm wurde.

Ich atmete pustend. Mein Kreislauf wurde wieder auf Trab gebracht. Bei Dagmar und Harry war es nicht anders. Noch traute sich keiner von uns, aufzustehen, so warteten wir einige Minuten ab, und diesmal war Dagmar die Erste, die sich erhob.

Sie blieb stehen. Ich sah sie nicht schwanken. Nur ein- und ausatmen. Ihr Verhalten gab Harry und mir den Mut, es ihr nachzutun, und so richteten auch wir uns auf.

Na ja, es ließ sich ertragen. Die Welt war zwar nicht völlig in Ordnung, aber das matte Gefühl hatte sich aus meinem Körper zurückgezogen. Es ging also aufwärts. Das sah uns auch Pauline Perrot an, die lächelte und deren Augen vor Freude glänzten.

»Alles okay?«

»Fast«, sagte Harry. »Das Zeug war nicht schlecht.«

»Ein altes Hausmittel. Ich habe es von meiner Großmutter bekommen, und auch die hat das Rezept geerbt.«

Harry setzte sich wieder. »Da kann man Ihnen nur gratulieren, Madame Perrot.«

»Ach, lassen Sie nur. Ich fühle mich nicht in der Lage, Lob entgegenzunehmen.«

»Warum nicht?«

»Sandrine ist nicht mehr da.«

»Womit wir beim Thema wären«, sagte ich.

Wir waren schließlich nicht hergekommen, um über unsere Wehwehchen zu klagen. Hier ging es um einen knallharten Fall. Dazu gehörte nicht nur die Entführung, sondern noch etwas ganz anderes.

Sandrine hatte sich mit einem gefährlichen Zauber beschäftigt. Es ging um Voodoo, um einen Toten und um einige Verletzte, was alles durch ihre Attacken geschehen war.

Harry Stahl und seine Partnerin Dagmar Hansen hatten in diesem kleinen Ort Urlaub gemacht und waren rein zufällig in einen Kreislauf des Bösen geraten. Mich hatten sie zu Hilfe gerufen. Zwar war ich nicht zu spät gekommen, aber wir alle hatten Sandrine nicht mehr stellen können, weil die schwarze Frau mit ihren beiden Leibwächtern schneller gewesen war.

Auf sie kam ich zu sprechen. Ewas groß zu erklären brauchte ich nicht, denn Pauline Perrot war selbst Zeugin des Vorgangs gewesen, und als ich fragte, ob ihr die Frau bekannt war, da schaute sie uns erst groß an, um danach den Blick zu senken.

»Ja und nein«, gab sie schließlich zu.

»Und was heißt das?«, fragte ich.

»Ich kenne sie nicht persönlich. Das heißt, jetzt schon. Aber Sandrine hat von ihr gesprochen. Sie ist so etwas wie eine zweite Mutter für sie gewesen.«

»Was?«, flüsterte Dagmar.

»Ja, so etwas wie eine Voodoo-Mutter. Diese Frau heißt Mama Rosa.«

Der Name mochte vielen Menschen etwas sagen, uns allerdings war er unbekannt. Aber das passte alles zusammen. Das Auftreten, das Aussehen. Ich hatte nicht zum ersten Mal mit einem Voodoo-Fall zu tun, und jemand wie Mama Rosa passte perfekt in dieses Bild.

Da Pauline Perrot einmal ins Reden gekommen war, ließ sie sich so leicht nicht stoppen. Sie berichtete davon, wie beide von den Menschen im Dorf nicht anerkannt wurden.

Sandrine war ihren eigenen Weg gegangen. Sie hatte sich ein Hobby gesucht. Sie wollte eine Aufgabe haben, die sie ausfüllte, und dabei war sie auf den Voodoo-Zauber gestoßen, dem sie sich voll und ganz verschrieben hatte. Auch hatte sie Kontakt zu Mama Rosa gefunden, möglicherweise durch das Internet, aber ihr Traum war immer Paris gewesen, nachdem sie hier alles erledigt hatte.

»Was meinen Sie damit?«, fragte Harry.

»Sie wollte abrechnen«, erklärte Pauline. »Ja, sie wollte mit denen abrechnen, die ihr Böses getan haben. Ich habe das nie richtig geglaubt, aber ich bin eines Besseren belehrt worden. Und jetzt ist sie weg. Sie hat ihren Plan in die Tat umgesetzt.«

»Paris«, sagte ich.

»Wahrscheinlich.«

»Da muss man sie erst mal finden«, murmelte Harry. »Aber vielleicht haben wir im Internet Glück.«

»Das wäre zu schön.«

»Ich kann das alles nicht fassen«, flüsterte Pauline Perrot. »Meine eigene Tochter ist mir so fremd geworden, und ich denke nicht, dass sie noch mal hierher zurückkehren wird.«

Das glaubten wir auch nicht. Dennoch erkundigten wir uns nach ihrem Zimmer.

»Sie können es sich ansehen. Vielleicht haben Sie ja Glück und finden eine Spur.«

»Danke.

Um zu gehen, mussten wir wieder aufstehen. Das schafften wir auch, aber die ersten Schritte waren schon komisch. Ich kam mir vor, als würde ich über Watte schreiten, aber ich gewöhnte mich daran, und wenig später lief wieder alles fast normal.

Wären wir in London gewesen, hätten die Dinge ganz anders ausgesehen. Dann hätte ich die entsprechenden Fahndungsmaßnahmen nach diesem dunklen Mercedes einleiten können. Aber in Frankreich fehlte mir die Kompetenz, und so musste ich mich mit meinen Freunden selbst auf die Suche machen. Ich hoffte nur, dass Paris wirklich Sandrine Perrots Ziel war.

Im Zimmer der jungen Frau stand die Luft. Uns ging es nicht besonders, da wir sie einatmen mussten. Wir fanden einiges, was auch weiterhelfen konnte. Bücher über magische Praktiken, die sich vor allen Dingen mit den alten Voodoo-Ritualen beschäftigten, aber nichts wies darauf hin, wohin sich Sandrine in Paris wenden würde. Wir konnten nur weiterhin davon ausgehen, dass die Stadt an der Seine ihr Ziel war.

»Wie war denn Ihr Verhältnis zur Tochter?«, fragte ich Pauline Perrot, die an der Tür stand und uns zuschaute.

Die Frau mit dem verhärmten Gesicht und den schmutziggrauen Haaren ließ die Arme sinken. »Das war in der letzten Zeit schon gestört. Ich habe Angst vor ihr gehabt. Ich habe sie beschworen, von ihrem Hobby zu lassen. Sie hat leider nicht auf mich gehört, und jetzt sehen Sie, was dabei herausgekommen ist.«

Dagmar stieß plötzlich einen Laut der Überraschung aus. Hinter einem hochkant gestellten Kopfkissen hatte sie etwas gefunden. Es war ein großer hockender Stoffbär, den sie in der Hand hielt und ihn uns entgegenstreckte.

»Seht euch das an!«

Der Bär war für Sandrine so etwas wie ein Übungsprojekt gewesen. In seinem Körper verteilt steckten die Voodoo-Nadeln mit ihren bunten Köpfen.

»Das ist es doch – oder?«

»Damit hat sie geübt«, erklärte Pauline.

»Und?«, fragte ich. »Hatte sie damit Erfolg?«

»Keine Ahnung. Ich habe mich dafür nicht interessiert.«

Dagmar zog eine Nadel hervor. Nichts passierte. Der Bär war wohl nur ein Übungsgegenstand gewesen und eine Erinnerung an die Kindheit, wie uns Pauline erklärte und danach davon sprach, dass sie den Rucksack vermisste.

»War er wichtig?«

Sie nickte Harry Stahl zu. »Ja, für Sandrine schon. In ihm verwahrte sie ihre Heiligtümer.«

»Und worum handelte es sich dabei?«

»Um Puppen. Um selbst geschnitzte Puppen. Das habe ich zufällig erlebt.«

»Hatten sie Gesichter, die Sie kannten?«

»Ich weiß es nicht.«

Wir brauchten nicht weiter zu fragen. Harry hatte eine Puppe gefunden, deren Aussehen mit dem jungen Mann übereinstimmte, der in der vergangenen Nacht auf dem Marktplatz durch den Voodoo-Zauber so schwer verletzt worden war.

Weitere Dinge, die uns hätten helfen können, fanden wir nicht. Und auch Pauline Perrot hob nur die Schultern, weil sie einfach zu wenig wusste. Aber sie hatte noch eine Frage, und die stellte sie Dagmar Hansen.

»Ich – ähm – ich habe daran gedacht, dass Sandrine eingesperrt wird. Und wenn das zutreffen würde, was würde dann mit ihr geschehen? Können Sie das sagen?«

»Nein, nicht genau. Aber Sie dürfen nicht vergessen, dass Ihre Tochter eine Mörderin ist, auch wenn es wohl schwer fällt, das zu beweisen. Aber wir waren dabei, als Pierre Garnier starb, und das hat nicht eben appetitlich ausgesehen.«

»Ja, ich hörte davon. Entschuldigen Sie.« Madame Perrot drehte sich von der Tür weg und fing an zu weinen. Schluchzend lief sie dann die Treppe hinunter.