John Sinclair 1476 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1476 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Höllenbilder.

Höllenbilder sollten auch für das Model Jessica Black zum Schicksal werden. Sie hatte schon oft als Akt Modell gesessen, aber sie hatte nie erlebt, dass die grauenhaftesten Motive als Bilder ein Eigenleben entwickelten, um die zu töten, die diese Bilder erworben hatten ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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EPUB
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Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumHöllenbilderVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Höllenbilder

Höllenbilder sollten auch für das Model Jessica Black zum Schicksal werden. Sie hatte schon oft als Akt Modell gesessen, aber sie hatte nie erlebt, dass die grauenhaftesten Motive als Bilder ein Eigenleben entwickelten, um die zu töten, die diese Bilder erworben hatten …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4247-2

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Höllenbilder

Jessica Black rannte um ihr Leben!

Sie wusste nicht genau, wer ihr auf den Fersen war, aber hätte man sie gefragt, so hätte sie geantwortet: der Tod, das Grauen und die Dämonen der Hölle.

Aber es fragte sie niemand, und so brauchte sie auch nicht zu reden und hörte nur ihr eigenes Keuchen, das alle anderen Geräusche überlagerte.

War der Fluss die Rettung?

Mit dieser Frage beschäftigte sich Jessica seit dem Verlassen des Hauses. Wenn sie ihn erreichte, dann war es nicht mehr weit bis zu dem Bootshaus, von dem aus es sicher Fluchtmöglichkeiten gab, denn dort wurden alte Boote repariert. Es gab da einige Leute, die das zu ihrem Hobby gemacht hatten, und darin sah die junge Frau ihre Chance …

Sie rannte und drehte sich dabei immer wieder um. Die schnellen Blicke über die Schulter brachten auch nichts. Zu sehen waren die Verfolger nicht und auch nicht zu hören. Die einzigen Laute, die sie vernahm, waren das eigene Keuchen und das Hämmern ihrer Füße auf dem weichen Boden. In der Natur zu laufen war nicht jedermanns Sache. Besonders dann nicht, wenn die Schuhe für einen solchen Untergrund nicht geeignet waren. Das merkte die Frau sehr schnell.

Sie wartete nur darauf, dass aus ihren Slippern Fetzen wurden, aber noch hielten sie, und sie brauchte ihre Flucht nicht barfuß fortzusetzen. Ihre Kleidung hatte sie zurücklassen müssen. Sie hatte sich nur noch soeben das große Tuch schnappen können, es sich um den nackten Körper gewickelt und hatte dann die Flucht ergriffen.

War sie bereits bemerkt worden? Hatte Nykill es schon festgestellt, oder hatte er sie nur allein lassen wollen?

Sie konnte keine Antwort darauf geben. Irgendwie wollte sie es auch nicht. Das Leben war ihr jetzt wichtiger.

Es hatte in den letzten Tagen recht stark geregnet, und so führte der Fluss nach der langen Trockenperiode wieder Wasser. Das Rauschen hörte sie noch nicht, und sie wusste auch, dass noch ein Hindernis vor ihr lag. Es war der Abhang, der zum Wasser führte, und den durfte sie nicht unterschätzen.

Erneut drehte sie sich um.

Die Landschaft tanzte beim Laufen vor ihren Augen. Zum Glück tanzte kein Verfolger mit. Das ließ neue Hoffnung in ihr aufkeimen, und sie versuchte, sich noch mehr anzustrengen, um so schnell wie möglich den Fluss zu erreichen.

Jessica kämpfte zudem gegen die Widrigkeiten der Natur an. Sträucher und Büsche standen ihr im Weg. Zum Glück keine Bäume, die wuchsen erst an der anderen Seite des Gewässers.

Sie lief weiter. Der Wind drückte ihr das Flattertuch gegen den Körper. Ihre Augen brannten. Sie hatten sich mit Tränen gefüllt und behinderten ihre Sicht.

Weiter – sie musste weiter, und sie wollte noch schneller sein. Sie durfte ihre Verfolger nicht unterschätzen, denn sie waren nicht mit normalen Menschen zu vergleichen.

Hundert Pfund hätte sie für den Job bekommen sollen. Hundert Pfund dafür, dass man sie umbrachte. Damit hatte sie einfach nicht rechnen können, aber es war leider so.

Sie kämpfte sich vor. Verbissen, keuchend.

Jessica wusste nicht, wie lange sie schon auf der Flucht war, aber auch bei ihr gab es einen Punkt, an dem der Körper ihr den Dienst versagte.

Die Beine wurden ihr schwer. Seitenstiche begannen sie zu quälen. Ihr hübsches Gesicht war nur noch eine Fratze. Das lange Haar flatterte im Wind und schlug ihr manchmal ins Gesicht.

Während sie lief, wischte sie über die Augen, um klarer sehen zu können. Sie wollte endlich wissen, wohin sie genau lief, und sie sah tatsächlich etwas, das ihr wieder Hoffnung gab.

Die Vegetation hatte sich zurückgezogen. Es gab nicht mehr so viele Hindernisse. Dünnes Gras, hin und wieder mal ein Buckel, ein paar hohe Sträucher. Sie wusste jetzt, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis sie den Abhang erreicht hatte. Es war zum Glück keine Felswand, die senkrecht in die Tiefe stürzte. Unterschätzen durfte sie den Hang mit seinen zahlreichen Hindernissen dennoch nicht.

Sie lief nicht mehr. Ihre Kraft war am Ende. Ihr Gang glich jetzt einem Dahinschleppen, und als Atmen konnte sie das Geräusch auch nicht bezeichnen, das aus ihrem Mund drang. Es war mehr ein wildes Keuchen und manchmal hatte sie das Gefühl, als würde sie sich jeden Augenblick übergeben müssen.

Sie lief mit nach vorn gebeugtem Oberkörper. Ihre Arme pendelten rechts und links wie zwei Stöcke. Die Augen waren weit geöffnet, ebenso der Mund. Sie sah alles nur verschwommen, sie dachte an den Abgrund, doch sie nahm seinen Beginn noch nicht wahr.

Jetzt schleiften ihre Füße über den Boden hinweg. Sie bekam sie kaum mehr in die Höhe, und ihr Gesicht zeigte einen verbissenen Ausdruck.

Noch mal der Blick zurück!

Es war kein Skelett auf einem Pferd und auch kein anderer Dämon zu sehen.

Jessica drehte sich wieder um.

Zu heftig, sodass ihr schwindlig wurde. Sie taumelte nach vorn und sah nicht, wie dicht der Abhang bereits vor ihr lag.

Von den vier schwankenden Schritten war genau einer zu viel.

Jessica merkte es zu spät. Da trat sie mit dem rechten Fuß bereits ins Leere. Sie wollte sich noch zurückwerfen, stemmte ihren linken Fuß in den Boden, doch die Kante des Abgrunds gab unter ihr nach und sie verlor den Halt.

Sie hatte keine Chance, ihren Sturz aufzuhalten. Mit beiden Händen schlug sie um sich. Ihre Schreie erstickten, sie überrollte sich, sie schlug immer wieder hart auf und spürte bei jedem Aufprall die Schmerzen, die durch ihren gesamten Körper rasten. Sie riss den Mund auf und schrie. Die Welt um sie herum war zu einem Wirbel geworden. Manchmal glaubte sie, mit den Händen nach etwas greifen und ihren Fall stoppen zu können, aber die Wucht und die Geschwindigkeit ihres Sturzes waren einfach zu groß, sodass sie die Büsche und andere Hindernisse einfach durchbrach und immer weiter in die Tiefe rollte.

Was gegen ihren Körper und auch gegen ihr Gesicht schlug, wusste sie nicht. Jessica wusste nur, dass sie bereits aus vielen kleinen Wunden blutete, die Dornen in ihre Haut gerissen hatten.

Dann rollte sie über eine Kante innerhalb des Abhangs. Es war wie der Sprung von einer Minischanze. Sie erlebte den bösen Aufprall, hörte ihren gellenden Schrei, und noch schneller ging es bergab.

Jessica wünschte sich die Bewusstlosigkeit herbei, aber dieser Wunsch wurde ihr leider nicht erfüllt.

Sie erlebte die höllischen Schmerzen und die Todesangst während des ganzen endlos erscheinenden Sturzes.

Urplötzlich war ihre Reise zu Ende. Es kam ihr vor, als hätte eine gewaltige Faust sie gestoppt. Ihr Herz schlug wie irre. Sie wollte schreien, aber vor ihren Augen drehte sich alles. Sie hatte den Eindruck, auch weiterhin zu rutschen und sich zu überschlagen, aber sie lag tatsächlich still. Und hätte sie die Kraft aufgebracht, ihren Kopf zu heben, dann hätte sie auch den Fluss gesehen, dessen glitzernde Wassermassen sich in ihrer Nähe vorbeiwälzten.

Jessica Black hatte ihr Ziel ereicht, doch sie war nicht in der Lage, diesen kleinen Triumph zu genießen.

Ein ganz besonderes Gefühl überkam sie und zerrte sie nicht hinein in die Ohnmacht, aber in einen Zustand, in dem die Erinnerung vor ihrem inneren Auge wie ein Film ablief …

*

Vor dem Holzhaus gab es eine Außentreppe aus Aluminiumstufen, die in den ersten Stock zum Atelier des Malers führte. Es gab auch noch eine zweite Tür, die sich im Erdgeschoss befand, aber der Mann hatte ihr von oben herab zugerufen, sie möge doch nach oben kommen, das wäre besser für sie.

Also stieg Jessica die Treppe hoch und merkte, dass ihr Herz schneller klopfte.

Mit ihren fünfundzwanzig Jahren gehörte sie zu den jungen Frauen, die noch studierten. Sie hatte sich für das Gebiet der Kunstgeschichte entschieden und hoffte, irgendwann einen Job in einem der Museen zu finden, wobei sie ihre Suche nicht unbedingt nur auf London oder andere größere Städte im Land beschränken wollte. Sie war auch bereit, ins Ausland zu gehen. Am liebsten wären ihr Spanien oder Frankreich gewesen, und sie war dabei, die Sprachen zu erlernen.

Um Geld zu verdienen hatte sie sich als Aktmodell beworben. Das konnte sie riskieren, denn sie wusste, dass sie einen gut gewachsenen Körper hatte. Das hatte sich herumgesprochen, und so hatte Jessica schon zahlreichen Profimalern und auch Amateuren Modell gestanden. Dass sie zu einem Job ging, war also nichts Neues.

Den Maler, den sie jetzt aufsuchte, kannte sie nicht. Den Namen hatte sie nie in ihrem Leben gehört. Er wohnte auch recht einsam auf dem Land. Über das Internet hatte sie ihn kennen gelernt, und es war zu einer Verabredung gekommen.

Zwei Stunden sollte sie ihm Modell sitzen und dafür einhundert Pfund kassieren. Für Jessica war das viel Geld. Da lohnte sich sogar die Benzininvestition für den kleinen Polo, der sie zum Ziel gebracht hatte. Den Wagen hatte sie sich von einer Freundin geliehen. Sie selbst konnte sich keinen eigenen leisten.

Die Treppe führte als kantige Serpentine in die Höhe. Es gab zwischendurch kleine Absätze, auf denen die Frau aber nicht stehen blieb. Sie setzte ihren Weg fort, und das starke Klopfen ihres Herzens nahm zu. Die Schläge dröhnten als Echos in ihrem Kopf. Auf halber Strecke verspürte sie ein bedrückendes Gefühl, das ihr fremd war. Zu ihren Jobs ging sie eigentlich immer recht locker.

Sie schaute hoch, sah die Gestalt des Mannes aber nicht mehr, dafür allerdings das Dachgeschoss, das einem Künstler wie Brian Nykill zur Ehre gereichte, denn er hatte es sich als ein perfektes Atelier ausbauen lassen. Wer so arbeitete, der konnte nicht schlecht verdienen, denn auch die Grundstücke waren hier – zwischen London und Brighton – nicht eben preiswert.

Trotz ihrer inneren Unruhe war Jessica Black auf den Maler gespannt. Ein frischer Wind wehte gegen sie, und sie nahm dabei sogar ihren eigenen Körpergeruch wahr. Das Duschgel lag noch in den Poren und verbreitete einen frischen Zitronengeruch.

Auf dem letzten Absatz blieb sie vor einer Tür stehen. Sie trat nicht ein, obwohl die Tür offen stand.

»Bist du da?«

»Ja.«

»Dann komm bitte.«

»Ist schon okay.« Jessica lächelte etwas verkrampft. Ihre innere Unruhe war sie noch immer nicht losgeworden, aber sie machte sich darüber keine Gedanken mehr und betrat das Atelier, über das sie nur staunen konnte.

Viel Glas, nur ein paar Balken, die für die Statik der Dachkonstruktion wichtig waren.

Es war noch August, aber das Wetter hatte sich geändert. Nach der großen Hitze war schon eine fast herbstliche Kühle über das Land gekommen, was dem Atelier hier oben sicherlich gut tat. Bei großer Hitze hätte Jessica hier nicht arbeiten und auch nicht Modell sitzen wollen.

Wo sie hinschaute, sah es nach künstlerischer Arbeit aus. Da lagen die Paletten mit den verschiedenen Farben. Sie sah aufgespannte Leinwände, auch fertige Bilder, die allerdings verhängt waren, und als sie sich zögernd tiefer in den Hintergrund des Ateliers hinein bewegte, sah sie auch dessen Besitzer.

Beim Hochkommen hatte sie nur einen flüchtigen Blick auf ihn werfen können. Nun sah sie ihn genauer und konnte nicht vermeiden, dass sie erschrak.

Unter den Malern hatte sie schon öfter verrückte Typen erlebt. Dieser hier schlug dem Fass allerdings den Boden aus. Er glich mehr einer Gruselgestalt als einem Künstler. Bekleidet war er mit einer dunklen Kutte. Er hatte sogar die Kapuze über den Kopf gezogen, wobei die Kutte, die die junge Frau mehr an einen Kittel erinnerte, nicht geschlossen war.

Das Gesicht lag frei. Darin fielen besonders die dunklen Augenbrauen auf, die wie zwei dicke Striche auf der Haut lagen. Eine markante breite Nase und zwei recht dicke Lippen. Die Augen waren ebenfalls sehr dunkel und lagen in tiefen Höhlen.

Alles, was sie sah, machte Jessica unsicher. Und so sah auch ihr Lächeln aus. Sie hielt die Hände vor dem Körper übereinander gelegt und spielte mit ihren Fingern.

»Da bin ich!«

Brian Nykill sagte nichts. Er nickte nur und schaute sie an, als wollte er sie mit seinen Blicken ausziehen. Dass Jessica dabei eine Gänsehaut bekam, konnte sie nicht vermeiden, und der Wunsch, auf der Stelle kehrtzumachen, stieg in ihr hoch.

Nach einer Weile nickte der Maler abermals.

»Ja, du bist gut. Du bist genau richtig, meine Liebe. Dunkle Haare, ein warmer Teint, ein junges und auch schönes Gesicht, so liebe ich das. Es gibt viele Frauen, die sich selbst nicht einschätzen können, die übertreiben, aber du hast untertrieben, das sehe ich mit Kennerblick.«

Er lächelte dabei, aber das Lächeln gefiel Jessica nicht.

Sie hob die Schultern, zu einer anderen Erwiderung fühlte sie sich nicht fähig. Aber sie war auch gebannt und tat nichts, als der Maler auf sie zutrat und einen Arm um ihre Schultern legte.

»Komm mit, bitte.«

»Wohin?«

»Wir müssen uns auf unsere Arbeit vorbereiten.«

»Aber hier ist doch …«

Er schüttelte den Kopf. »Nein, hier ist nicht das Atelier, was ich meine. Eine wie du sollte andere Dinge sehen und erleben, und deshalb werden wir in einen Nebenraum gehen.«

Jessica war zwar nicht wohl bei der Sache, aber sie musste mit. Er dirigierte sie dorthin.

Der Raum war düster. Er lag in einem Teil des Dachs, wo es keine großen Fenster gab. Es gab überhaupt nichts, durch das hätte Licht fallen können, aber es war auch nicht finster. Dafür sorgte das Licht zahlreicher Kerzen, die sich im Raum verteilten und deren Flammen auch Wärme abgaben.

»Hier?«, fragte Jessica.

»Ja.«

»Aber das Licht reicht nicht …«

»Es ist wunderbar, meine Schöne. Es ist für meine Arbeit wie geschaffen.«

Der Maler ging zu einem kleinen Schrank, öffnete ihn und holte eine Flasche Rotwein hervor. Zwei Gläser standen bereit. Die Flasche hatte er bereits geöffnet und nickte seinem Modell zu, bevor er den Wein in zwei Gläsern verteilte.

»Wir werden zunächst mal auf unsere gute Zusammenarbeit trinken«, sagte er mit leiser Stimme.

Jessica wollte den Kopf schütteln. Im Prinzip trank sie keinen Alkohol oder nur wenig, aber hier traute sie sich nicht, es zu sagen. Hier war alles anders. Sie war in eine fremde Welt eingetaucht, und sie nahm das Glas mit dem Wein entgegen, der für sie die Farbe von dunklem Blut hatte.

»Auf uns und unsere gute Zusammenarbeit«, flüsterte Brian Nykill und hob sein Glas an.

Jessica nickte nur.

Sie stießen noch an, dann tranken sie, und Jessica spürte, wie der Wein über ihre Zunge und dann in die Kehle rann. Sie wurde dabei an Öl erinnert, aber sie merkte auch, dass ihr der Wein schmeckte, und sie konnte sich vorstellen, dass er einen recht hohen Alkoholgehalt hatte.

»Er ist gut, nicht wahr?«

»Ja, das ist er.«

»Es ist mein bester. Ich trinke ihn nur mit besonderen Menschen, und du gehörst dazu, das habe ich schon bemerkt, als du noch auf der Treppe gewesen bist. Ich freue mich auf unsere Arbeit, die eine ganz besondere sein wird.«

Jessica traute sich nicht, danach zu fragen, wie dieses Besondere aussehen würde. Sie überließ alles dem Künstler und wunderte sich über sich selbst, wie gut ihr der Wein schmeckte und wie schnell so ein Glas doch leer getrunken werden konnte.

Nykill schenkte nach.

»Danke.« Jessica hatte sich mittlerweile an die Umgebung gewöhnt und ging durch den Raum, ohne dass man sie extra hätte dazu auffordern müssen.

Bilder waren einige vorhanden. Sie standen auf Staffeleien, aber auch hier waren keine Motive zu erkennen, weil der Maler seine Werke verhängt hatte.

Er blieb im Hintergrund stehen und schaute seinem Modell zu, das durch den Raum ging, hin und wieder einen Schluck Wein trank und sich dann mit einer etwas schwankenden Bewegung umdrehte, weil sie wieder den Künstler anschauen wollte.

»Du möchtest etwas fragen, nicht wahr?«

»Ja, das will ich.«

»Ich höre.«

»Warum versteckst du deine Bilder? Gefallen sie dir nicht? Sind sie nicht gut genug?«