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Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!
Die Totenfrau vom Deichhotel.
Es war wieder mal so weit. Claas Claasen, ein Freund aus Sylt, hatte um meine Hilfe gebeten. Ich wusste, dass er nicht zum Spaß angerufen hatte, deshalb machte ich mich von Dundee in Schottland aus sofort über London und Hamburg auf den Weg zur nordfriesischen Insel an der Grenze zu Dänemark.
Dort hatte sich bereits das Grauen etabliert. Es ging um geheimnisvolle Totenbretter aus dem Bayerischen Wald, um eine Malerin und um die Totenfrau vom Deichhotel.
John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.
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Seitenzahl: 137
Veröffentlichungsjahr: 2015
John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.
Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.
Es war wieder mal so weit. Claas Claasen, ein Freund aus Sylt, hatte um meine Hilfe gebeten. Ich wusste, dass er nicht zum Spaß angerufen hatte, deshalb machte ich mich von Dundee in Schottland aus sofort über London und Hamburg auf den Weg zur nordfriesischen Insel an der Grenze zu Dänemark.
Dort hatte sich bereits das Grauen etabliert. Es ging um geheimnisvolle Totenbretter aus dem Bayerischen Wald, um eine Malerin und um die Totenfrau vom Deichhotel.
Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve
ISBN 978-3-8387-4250-2
www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de
Die Beerdigung der alten Erna Jeppsen war vorbei. Allmählich senkte sich die Dämmerung über den Keitumer Friedhof.
Claas Claasen, der Hotelier vom Deichhotel, war der letzte Besucher, der das Grab verließ. Er war allein gekommen. Seine Frau und die drei Kinder hatte er im Haus gelassen, zudem war er derjenige, der die alte Jeppsen am besten gekannt hatte.
Er warf noch einen Blick auf den Blumenstrauß, den er zu den anderen gelegt hatte, und musste trotz des traurigen Anlasses schmunzeln, wenn er daran dachte, wie viele Auseinandersetzungen er mit der eigensinnigen Frau schon erlebt hatte. Dabei war Claas besser weggekommen als sein Vater, der hatte sich über Jahre hinweg mit Erna gestritten.
Dreiundneunzig war der alte Drachen alt geworden, und jetzt würden sich die Kinder um das Erbe streiten, denn Grund und Boden waren auf der Insel Sylt verdammt viel wert …
Drei Männer hatte Erna überlebt. Das heißt, der Letzte war irgendwann einfach abgehauen. Er hatte dann aus der Südsee eine Karte geschrieben und seiner Frau alles Gute gewünscht. Und trotzdem hatte sie ihn überlebt. Vor einigen Jahren war die Nachricht gekommen, dass auch der dritte Ehemann das Zeitliche gesegnet hatte.
Es gab auf der Insel wirklich interessante Lebensgeschichten seiner Bewohner. Auch hier war eben nichts Menschliches mehr fremd.
Das frische Grab lag im hinteren Teil des Friedhofs, abseits der über die Grenzen der Insel hinweg berühmte Kirche, in der die bekannten Orgelkonzerte stattfanden.
Daran dachte Claas nicht, als er den Kragen seiner Windjacke hochstellte. Es war zwar nicht wirklich windig, aber es war kühler geworden.
Der Hotelier ging langsam den schmalen Weg entlang, der von Grabstätten eingerahmt wurde und keinen Belag aus Kieselsteinen hatte, sondern normal festgetretene Erde.
Nach wenigen Metern blieb er stehen.
Etwas störte ihn!
Es war nicht der Friedhof an sich, obwohl den viele Menschen in der Dämmerung und Dunkelheit mieden, weil er ihnen zu unheimlich vorkam. Es war auch nicht der Himmel, der hoch über ihm wie eine graue Decke lag, die kaum Lücken aufwies. Es war einfach die Kühle, die ihm nicht passte, wobei er nicht wusste, woher sie so plötzlich kam.
Normal war das nicht …
Claas schüttelte den Kopf. Er wischte mit der Handfläche über sein etwas schütteres Haar und ging dann weiter. Es gab eben diese Phänomene, und damit hatte es sich.
Wenn er den Weg weiter entlang schritt, erreichte er die Umgebung der Kirche. Dort lagen die Gräber nicht mehr so eng nebeneinander. Da gab es auch den zweiten Ein- oder Ausgang und die Wiese mit den alten Gräbern und Grabsteinen, die bereits Hunderte von Jahren alt waren.
Es knirschte unter den Füßen des Mannes, als er in Richtung Ausgang schritt, und nur deshalb hörte er die schnellen Tritte und das heftige Keuchen.
Ein Geist war es nicht, der den Friedhof unsicher machte. Geister rennen nicht. Die Person aber, die diese Laute von sich gab, hatte es verdammt eilig.
Claas Claasen blieb stehen.
Und schon sah er den Mann, der es wirklich eilig hatte, denn er rannte mit schnellen Schritten auf ihn zu. Sein Körper schwankte dabei, und es sah aus, als könnte er sich nur mit Mühe auf den Beinen halten. Das Keuchen nahm an Lautstärke zu, dann hörte Claas einen Schrei, und Sekunden später stoppte die Gestalt.
Claasen erkannte ihn.
Es war Hauke, der Totengräber!
Und der schien außer sich zu sein. Er schüttelte den Kopf. Sein von Falten durchzogenes Gesicht zeigte den Ausdruck des Entsetzens. Sogar das Weiße in seinen Augen war zu sehen.
»Ach, du bist es!«
»Klar, wer sonst?«
Hauke wischte über sein Gesicht. Dabei wurde seine Handfläche feucht. Er stöhnte leise.
»Was ist denn los mit dir? Sind die Toten aus den Gräbern gestiegen?«
»Nee, nee, sind sie nicht.«
»Gut. Und warum siehst du aus, als würdest du dir jeden Augenblick vor Angst in die Hose machen?«
»Das kann ich dir sagen, Claas. Ich …«, er musste nach Luft schnappen, »… ich habe einen Geist gesehen.«
»Ach!«
»Ja, verdammt, einen Geist.«
»Und wo?«
»Vor der Kirche.«
Claas grinste. »Kannst du mir denn sagen, wie der Geist aussah?«
»Eben wie ein Geist.«
»Und wie viele Gläser Korn hast du getrunken?«
»Nicht eines. Bis auf eine Flasche Bier überhaupt keinen Alkohol. Ich sollte ja noch das Grab der alten Jeppsen zuschaufeln, aber das mache ich jetzt nicht mehr. Das – das – werde ich morgen in Angriff nehmen. Ich bin doch nicht lebensmüde.«
»Wollte dir der Geist denn ans Leben?«
»Keine Ahnung. Er war jedenfalls da. Ich habe ihn gesehen und auch gespürt.«
»War es ein weiblicher oder ein männlicher Geist?«, fragte Claas, der sich noch immer amüsierte.
»Ein weiblicher. Eine Frau. Das konnte man sehen, und sie sah auch fast so aus wie eine lebende Person.«
»Aber nur fast, wie?«
Hauke stieß wieder scharf seinen Atem aus, bevor er sagte: »Ja, genau. Ich – ich – haue jetzt ab. Ich mache den Abflug durch die Büsche. Mach das lieber auch. Am richtigen Ausgang kann es verdammt gefährlich werden.«
Claas blieb gelassen, als er sagte: »Aber vergiss nicht, das Grab zuzuschaufeln.«
»Mach ich, mach ich alles. Aber der Friedhof ist mir heute nicht geheuer. Das kann alles mit dem verdammten Mönch im Zusammenhang stehen. Ich habe diese Figur noch nie gemocht. Die ist so unheimlich. Aber auf mich hat ja keiner gehört.«
»Schon gut, Hauke, geh nach Hause.«
»Das werde ich auch tun!« Er nickte dem Hotelier kurz zu und schob sich an ihm vorbei.
Claas hörte ihn rennen, drehte sich um und sah, dass seine Gestalt von der Dämmerung verschluckt wurde.
Verrückt!, dachte er. Der ist wirklich verrückt. Über dreißig Jahre ist er Totengräber, kennt alles auf dem Friedhof in- und auswendig und dreht plötzlich durch.
Das war nicht normal.
Aber Claas Claasen konnte komischerweise nicht darüber lachen. Er wusste selbst nicht, warum das so war, aber auslachen konnte er den Totengräber nicht.
Hauke war so von der Rolle gewesen, der hatte sich echt gefürchtet, und wahrscheinlich war ihm wirklich etwas über den Weg gelaufen, das ihn so erschreckt hatte.
Er war den Umgang mit Toten gewohnt. Er hatte in seinem Leben mehr Leichen gesehen als andere Euroscheine, und deshalb dachte Claasen darüber nach, ob nicht tatsächlich etwas auf dem Friedhof steckte, das man als nicht geheuer bezeichnen konnte.
Der Hotelier setzte seinen Weg fort und wunderte sich über sich selbst, weil er langsamer und vorsichtiger ging als zuvor. Er schaute auch nicht mehr stur geradeaus, sondern schielte aus den Augenwinkeln zu den Gräbern hin, auf denen die unterschiedlichen Steine wie Wächter standen, die für die Ewigkeit geschaffen zu sein schienen. Dabei wunderte er sich, dass ein kalter Strom von seinem Nacken her über den Rücken kroch und erst am letzten Wirbel endete.
Es war kein Mond zu sehen, es leuchteten auch keine Sterne. Der Himmel blieb dunkel, und die Kirche mit ihrem schon von Weitem sichtbaren Turm sah aus wie ein Schattenriss.
Er erinnerte sich wieder an die ungewöhnliche Kühle, die ihn erfasst hatte. Aber sie mit dem Erscheinen eines Geistes in Verbindung zu bringen war schon etwas weit hergeholt.
Das Ende des Wegs geriet in seine Sichtweite. Die Büsche, die den Platz vor der Kirche umstanden, hatten in der Dämmerung ein anderes Aussehen angenommen. Manchmal wirkten sie wie kauernde Gestalten, die nur darauf warteten, ihren Platz verlassen zu können.
Der Hotelier ging jetzt schneller. Er wollte zu seinem Auto und wieder zum Hotel fahren. Den Wagen hatte er an der Seite des Geländes abgestellt.
Aber er ging nicht nach rechts zum Ausgang hin, sondern schritt weiter geradeaus, denn dort stand eine Figur, die ihn anzog wie ein Magnet. Es war der Mörder-Mönch von Keitum. Kein Geist, sondern eine Gestalt aus festem Material.
Eine unheimlich wirkende und vorn offene Statue. Im Innern mit einer dichten Schwärze gefüllt, so extrem dicht, dass sie sogar einen Teil des Sonnenlichts schluckte, wenn es hineinschien.
Claas wollte nicht an die alte Geschichte denken, als der Mönch das Grauen über St. Severin gebracht hatte und es schreckliche Szenen und sogar einen Toten geben hatte: seinen Stammgast Hajo Becker.
Doch so allein auf dem Friedhof musste er sich seinem inneren Trieb beugen und ging mit kleinen, schleichenden Schritten auf die mit einer grünen Patina überzogene Figur zu.
Sträucher rahmten sie ein. Hinter den Sträuchern standen die alten Grabsteine, und das alles war auch so geblieben. Davor hätte man keine Angst haben müssen, und trotzdem klopfte Claasens Herz schneller, zudem er damals zu den Hauptpersonen bei diesem unheimlichen dämonischen Drama gehört hatte.
Jetzt wieder?
Claas blieb vor der vorn offenen Figur stehen. Um hineinschauen zu können, musste er sich bücken. Er dachte dabei wieder an die so ungewöhnliche Kälte und wäre nicht verwundert gewesen, wenn er sie auch jetzt wieder gespürt hätte.
Das war jedoch nicht der Fall.
Nichts drang aus dem Innern der Figur hervor. Es war sehr dunkel, abweisend finster sogar, aber das war auch alles. Claas nahm es als völlig normal hin, und er war auf der anderen Seite restlos erleichtert, dass der Horror nicht wieder von vorn begonnen hatte.
Selten hatte er sich so geirrt, und das wurde ihm in den nächsten Sekunden klar.
Der Hotelier richtete sich auf. Er wollte sich umdrehen und dann seinen Weg zum Wagen fortsetzen, aber das schaffte er nicht mehr, denn hinter ihm war etwas.
Ein eisiger Luftstrom.
Die unnatürliche Kälte, die ihn jetzt mit voller Kraft traf.
Claasen zitterte plötzlich. Er hatte vorgehabt, sich umzudrehen, aber das ließ er zunächst bleiben. Er schaute nur auf den Mönch. Seine Gedanken bewegten sich dabei in eine andere Richtung. Er sagte sich selbst, dass alles nur Einbildung war, gab sich Schwung und drehte sich nun doch um.
Sein Mund öffnete sich weit. Nur drang kein Laut hervor.
Er schaute direkt auf ein blondes weibliches Gespenst!
*
Claasen konnte nicht mehr sprechen. Nur noch starren. Er war bewegungsunfähig. Es gab für ihn in diesen schrecklichen Sekunden nur diese Frau, und er wusste auch genau, dass er sich nichts einbildete. Die war tatsächlich vorhanden, und von ihr ging auch diese eisige Kälte aus.
War sie stofflich? War sie feinstofflich?
Wenn er sie so anschaute, war es ihm unmöglich, eine Lösung zu finden. Sie sah aus wie ein Mensch, aber sie zirkulierte an den Ränder auch, als stünde sie dicht davor, sich in den folgenden Sekunden aufzulösen und zu einem Geist zu werden.
Sie hatte weißblondes Haar, das in der Mitte gescheitelt war. An den Seiten hing es bis über die Ohren und erreichte die Schultern. Bekleidet war sie mit einem schwarzen langen Kleid oder einer Kutte, die im Augenblick nur über ihrer linken Schulter hing und die rechte Körperseite frei ließ. Aus großen Augen schaute Claas auf die nackte Haut. Er sah eine entblößte Brust, die nackte rechte Schulter, einen Teil des Rückens und den Ansatz ihres Hinterteils.
Das alles saugte er auf wie ein Schwamm das Wasser, und es war auch nicht so besonders schlimm. Ihn störte nur eines, und das war sein eigenes Wissen.
Claas Claasen kannte die Frau!
Sie hieß Sigrid Böhme, eine Künstlerin und zugleich mit ihrem Mann Gast im Deichhotel!
*
Allein die Tatsache machte ihn noch unsicherer. Er wusste nicht, was er noch denken sollte. An ein Sprechen war in diesem Moment sowieso nicht zu denken, außerdem fühlte er sich in seinem Innern vereist. Der Anblick hatte ihn starr werden lassen.
Irgendwann merkte er, dass er wieder atmen musste. Als er das tat, hörte es sich hektisch an, zudem steckte in seiner Kehle ein dicker Kloß, der einfach nicht weichen wollte.
Irgendwann fasste er sich und schaute der blonden Frau in das bleiche Totengesicht.
Ja, es war blass wie das Licht des Mondes. Da gab es keine roten Lippen, und nicht mal die Augenbrauen hoben sich von der helleren Hautfläche ab.
Irgendwann merkte er, dass er anfing zu zittern. Ein seltsames Geräusch erklang. Es dauerte schon eine Weile, bis er es als das Klappern seiner eigenen Zähne erkannte.
Die Frau – oder war es deren Geist? – sagte nichts. Sie stand stumm vor ihm und schien zu leiden. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie in der rechten Hand eine dunkelrote Rose hielt, als wäre sie gekommen, um die Blume auf einem Grab zu hinterlegen.
Ein harter Stein bewegte sich in Claasens Brust. Es war sein Herz, das sich mit dem Schlagen schwer tat. Claas wusste auch nicht, wie lange er hier schon bewegungslos vor dieser Person stand, er hatte jegliches Zeitgefühl verloren.
Die Gestalt sagte nichts. Sie atmete auch nicht. Sie stand einfach nur da und schaute ihn an.
Bis sich Claas gefangen hatte und es ihm gelang, sich aus seiner Erstarrung zu lösen. Ein Ruck war durch seinen Körper gegangen, er atmete plötzlich freier, und das starke Herzklopfen in seiner Brust war verschwunden. Ebenso wie die Starre, die ihn bisher daran gehindert hatte, auch nur ein Wort zu sprechen. Plötzlich konnte er wieder reden und sprach die Gestalt an.
»Wer sind Sie wirklich?«
Claas erhielt keine Antwort.
»Warum sagen Sie nichts?«
Sie schwieg …
»Gut, dann eben nicht.« Der Hotelier war froh, wieder einigermaßen zu sich selbst gefunden zu haben. Er wollte sich nicht mehr ins Bockshorn jagen lassen und tat etwas, über das er selbst mehr als perplex war.
Er ging auf die Frau zu.
Sie tat nichts.
Claas ging weiter.
Sie reagierte abermals nicht.
Und mit dem nächsten Schritt hatte er sie erreicht, aber zugleich auch wieder nicht, denn ihn traf ein ungeheuer kalter Strom, der ihm das Gefühl gab, innerlich zu vereisen.
Es war die Kälte, die er vor kurzem schon erlebt hatte, nur empfand er sie jetzt viel intensiver, und ihm war auch klar geworden, dass er durch die Gestalt hindurch gegangen war.
Er ging noch weiter. Erst dann wurde ihm richtig bewusst, was hier passiert war.
»Nein, nein, das ist unmöglich. Ich – ich – kann doch nicht durch die Gestalt hindurch gegangen sein. Das glaube ich nicht …« Er fing an, kindisch zu lachen und drehte sich um.
Die Frau war verschwunden. So schnell, als hätte sie sich von einem Moment zum anderen in Luft aufgelöst …
*
Claas Claasen stand wieder einmal da und hatte es verdammt schwer, die Welt zu begreifen. Wäre er ein Bayer gewesen, so hätte er sich als Depp bezeichnet, aber er war kein Depp, und was er gesehen hatte, das stimmte.
Ein Gespenst, ein Geist, eine Frau, die zudem noch das Aussehen eines Hotelgastes hatte.
Irgendwann fing er sich wieder und schüttelte den Kopf, um seine Erinnerungen loszuwerden.
Er wurde sie nicht los. Sie blieben bestehen, und er wusste genau, dass er sich nichts eingebildet hatte. Hier war etwas im Gange, hier baute sich etwas auf, und er war sich nicht sicher, ob es mit dem Mörder-Mönch zu tun hatte oder nicht.