John Sinclair 1481 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1481 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Wenn alte Leichen lächeln ...

Wenn alte Leichen lächeln, ist das kein gutes Zeichen. Denn dann steckt etwas dahinter, das unweigerlich Suko und mich auf den Plan ruft.

So war es auch hier, als unser Chef uns das Foto einer Frau zeigte, die seit zwei Jahren tot, aber nicht richtig verwest war und trotzdem noch lächelte.

"Finden Sie den Grund heraus", sagte Sir James zu uns.

Damit hatte er uns auf einen Fall angesetzt, wie wir ihn noch nie erlebt hatten ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 136

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumWenn alte Leichen lächeln …Vorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Wenn alte Leichen lächeln …

Wenn alte Leichen lächeln, ist das kein gutes Zeichen. Denn dann steckt etwas dahinter, das unweigerlich Suko und mich auf den Plan ruft.

So war es auch hier, als unser Chef uns das Foto einer Frau zeigte, die seit zwei Jahren tot, aber nicht richtig verwest war und trotzdem noch lächelte.

»Finden Sie den Grund heraus«, sagte Sir James zu uns.

Damit hatte er uns auf einen Fall angesetzt, wie wir ihn noch nie erlebt hatten …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4252-6

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Wenn alte Leichen lächeln …

»Schauen Sie sich bitte beide das Bild an!« Sir James Powell schob uns eine Fotografie in DIN-A4-Größe über seinen Schreibtisch hinweg zu.

Suko, der neben mir saß, machte einen ebenso langen Hals wie ich. Und beide schauten wir auf das Motiv.

Sir James ließ uns nicht lange Zeit zum Überlegen. »Was sagen Sie dazu?«

»Ein Frauengesicht«, erwiderte ich.

Suko nickte. »Es sieht aus wie das Gesicht einer Toten.«

»Sehr gut.«

»Aber eine Tote, die lächelt«, fügte ich hinzu.

Sir James lehnte sich zurück.

»Genau darum geht es«, erklärte er. »Um das Lächeln einer Leiche. Einer alten Leiche übrigens mit besonders ungewöhnlichen Augen …«

Wir hörten zu und schauten uns dann die Augen genauer an. Der Chef hatte sich nicht geirrt. Die Augen in diesem Totengesicht waren tatsächlich etwas Besonderes. Sie strahlten sogar in einem bläulichen Glanz, was verdammt ungewöhnlich war.

»Kennen Sie den Namen, Sir?«, fragte ich.

»Sie heißt Gale Hanson.«

Der Name sagte uns nichts, und ich stellte die nächste Frage. »Wo wurde sie gefunden?«

»In einem Grab, das aufgebrochen war.«

Es war zwar natürlich, dass Tote in Gräbern lagen, aber in diesem Fall hätte die Frau auch an einer anderen Stelle gefunden werden können.

»Wer hat denn das Grab aufgebrochen?«, wollte Suko wissen.

Sir James hob die Schultern an. »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Ein Angestellter des Friedhofs hat das Grab gefunden, und ihm ist nicht nur das Aussehen der Leiche aufgefallen, sondern auch die Art der Bestattung. Sie lag in keinem Sarg. Man hat sie einfach in das Grab gelegt und es zugeschüttet. Ungewöhnlich«, fuhr Sir James fort. »Ich könnte mir vorstellen, dass diese Frau ein Geheimnis umgibt, das jemand herausfinden wollte und deshalb das Grab geöffnet hat.«

»Aber sie haben die Tote nicht mitgenommen.«

»Richtig, Suko.«

»Warum nicht?«

Sir James rückte seine Brille zurecht und lächelte. »Das ist in der Tat die große Frage, die ich Ihnen auch nicht beantworten kann. Jedenfalls ist diese Tote jemand, um den Sie sich kümmern sollten. Wir kennen den Namen Gale Hanson und mehr nicht. Ich kann mir vorstellen, dass das Geheimnis, das diese Tote umgibt, schon zu ihren Lebzeiten existiert hat. Diese Frau ist mit einem Lächeln auf dem Gesicht gestorben, als wäre sie darüber froh gewesen, ihr Geheimnis mit ins Grab nehmen zu können. Etwas anderes kann ich mir im Moment nicht vorstellen. Da wir den Namen kennen, haben wir einen kleinen Vorteil, und ich denke, dass es nicht unbedingt schwer sein wird, herauszufinden, wer sie in ihrem Leben wirklich war.«

»Und wer das Grab aufgebrochen hat«, sagte ich. »Diese Gale Hanson muss etwas Besonderes gewesen sein, sonst würden wir hier nicht sitzen und uns das Foto anschauen.«

Suko, der neben mir saß, konnte seine Blicke nicht von der Fotografie abwenden. Er schüttelte einige Male den Kopf, bevor er sagte: »Warum sind die Grabschänder verschwunden, nachdem sie die Tote gefunden haben? Warum haben sie die Leiche nicht aus dem Grab geholt und mitgenommen? Ich kann mir nur vorstellen, dass sie Angst gehabt haben. Ja, eine verdammte Angst vor dem, was sie ausgegraben haben. Alles muss sehr schnell gegangen sein, deshalb haben sie das Grab auch nicht mehr zugeschüttet.«

»Könnte so gewesen sein«, sagte ich und schaute mir das Foto erneut an. Für einen Moment dachte ich darüber nach, es mir mit einer Lupe anzuschauen, aber meine Blickschärfe reichte aus, um das bleichgraue Gesicht in allen Einzelheiten zu betrachten, auf dem so etwas wie feine Haare lagen, was aber durchaus Staub oder Spinnweben sein konnten, die sich auf dem nackten Oberkörper verteilt hatten.

Von dem ungewöhnlichen Lächeln einmal abgesehen, war auffallend, dass dieser Körper keinerlei Spuren von Verwesung aufwies, obwohl er länger unter der Erde gelegen hatte. Er war einfach nur grau geworden, wobei ein sanfter violetter Farbton nicht zu übersehen war, wie auch Suko feststellte.

»Weiß man, wann diese Gale Hanson gestorben ist?«, fragte er.

»Nein. Es gab nur den Namen auf einem leicht verwitterten Stein. Das ist alles.«

»Seltsam.«

»Ja, Suko, wie alles, was mit der Person zusammenhängt. Leichen, die kaum verwesen, gibt es. Man hat sie in Mooren gefunden, auch in Kammern, wo entsprechende Bedingungen herrschten, aber diese hier bereitet mir Probleme. Deshalb glaube ich, dass sie eine Vergangenheit hat, die uns interessieren könnte.«

»Ein Zombie ist sie nicht – oder?« Ich warf unserem Chef einen fragenden Blick zu.

»Darauf deutet nichts hin.«

»Okay, dann müssen wir das Geheimnis, das sie in sich trägt, herausfinden. Aber zunächst sollten wir uns die Leiche mal in natura anschauen. Wo können wir die Tote finden?«

»Nicht in der Pathologie. Oder noch nicht. Man hat sie dorthin bringen wollen. Dagegen habe ich Einspruch erhoben. Sie befindet sich noch auf dem Highgate Cemetery. Dort finden Sie auch das Whittington Hospital. Ich habe dafür gesorgt, dass man dort einen Raum zur Verfügung stellte, damit Sie sich die Tote anschauen können.«

»Klar, um sie zu fragen, warum sie denn lächelt.«

»Meinetwegen auch das.«

»Haben Sie unser Kommen angekündigt, Sir?«

»Ja, das habe ich. Sie werden erwartet. Ein Dr. Sandhurst wird sich Ihrer annehmen.«

»Wir brechen sofort auf. Das Foto brauchen wir nicht. Wir haben uns das Bild eingeprägt.«

»Dann bin ich gespannt, was Sie herausfinden oder ob Sie überhaupt etwas finden.«

»Kann sein, dass wir noch Überraschungen erleben.«

Ich stand auf und Suko erhob sich ebenfalls.

Sir James sprach mich noch mal an, als wir schon fast an der Tür waren. »Sie sind bestimmt froh, wieder in London zu sein, John.«

Ich musste lächeln. »Irgendwie schon, denn als Urlaub kann man die letzten Fälle nicht bezeichnen. Aber es ist ja immer so. Egal, wohin ich kommen, mein Schicksal verfolgt mich. Selbst wenn ich mich auf ein Südsee-Atoll begäbe, ich würde dort auch keine Ruhe finden. Das ist mir nun mal angeboren.«

»Ja, damit haben wir wohl alle auf irgendeine Art zu tun.«

»Sie sagen es, Sir.«

Im Büro erwartete uns Glenda, die am Fenster stand und von ihrem Kaffee trank. Als wir eintraten, drehte sie sich zu uns um.

»Na, was hat es gegeben? Was war nun mit der Leiche?«

»Sie hat gelächelt«, sagte ich.

Glenda lächelte auch. »So wie ich?«

»Nein, viel feiner und auch schöner.«

»Danke, John. Dann kannst du sie ja hier einstellen und ins Vorzimmer setzen. Sie wird jeden Besucher anlächeln, der das Büro betritt. Ich kann mir vorstellen, dass es ihr sogar Spaß macht.«

»Himmel, du nimmst alles so persönlich.«

»Das ist bei uns Frauen manchmal so.«

»Und sonst?« Ich wollte nicht näher auf das Thema eingehen, das mir zu kompliziert war.

»Ansonsten werdet ihr euch wohl auf die Suche machen, nehme ich an. Ich habe die Tote nicht gesehen. Sir James sprach nur davon. Mir ist zudem bekannt, auf welchem Friedhof sie gefunden wurde.« Glendas Gesicht zeigte einen nachdenklichen Ausdruck. »Da in der Nähe wohnt sogar eine Schulfreundin von mir. Ich habe sie noch vor einer Woche getroffen, da hatten wir Klassentreffen.«

»Meinst du, sie könnte uns helfen?«

»Das weiß ich nicht. Sie wohnt seit ihrer Kindheit dort. In einem Haus, in dem noch ihre Eltern leben, besitzt sie eine Wohnung.«

Schaden konnte es nicht, wenn man sich an jemanden wandte, der sich dort auskannte.

»Wie heißt sie denn?«

»Ellen Long.«

»Gut zu wissen. Und welch einem Beruf geht sie nach?«

»Ellen arbeitet als Maklerin. Sie hat das Geschäft von ihrem Vater übernommen, der ihr hin und wieder noch hilft, ansonsten aber mit seiner Frau viel auf Reisen ist. Es geht ihr finanziell sehr gut, wie sie sagte. Nun ja, das Wohnen in Hampstead ist nicht eben preiswert.«

»Du sagst es.«

»Soll ich sie mal kontaktieren?«

Suko und ich schauten uns an. Allein wollte ich das nicht entscheiden.

»Schaden kann es nicht«, sagte er.

»Gut, dann sagt Bescheid, wenn ihr euch entschlossen habt«, sagte Glenda.

Ich nickte. »Versuch es einfach mal. Und gib uns sicherheitshalber die Adresse.«

»Mache ich.«

Glenda schrieb sie auf einen Zettel, den ich an mich nahm. Dann wurde es Zeit für uns, denn die Fahrt zum Highgate Cemetery war nicht eben ein Katzensprung.

Bevor wir das Büro verließen, strich ich Glenda über die Wange. »Nichts für ungut wegen vorhin.«

Sie schüttelte nur den Kopf. »Männer«, erwiderte sie stöhnend, »ticken eben anders als Frauen.«

»Du sagst es …«

*

Wir quälten uns hoch nach Hampstead, einem sehr exklusiven Stadtteil, der wegen seines gewaltigen Parks zusätzlich noch einen großen Erholungswert hat.

Wer hier wohnte, der musste entweder selbst viel Geld verdienen oder war ein Erbe, dessen Vorfahren schon lange Zeit auf diesem Flecken gelebt hatten.

Wir hatten uns recht selten in diesem Londoner Stadtteil aufgehalten und kannten uns nicht besonders gut aus. Auf das GPS verzichteten wir aus sportlichen Gründen und gelangten auch so ans Ziel. Hier war das Gelände ein wenig hügelig, etwas, das für London gar nicht typisch war, und wir fuhren eine Straße hoch, die Dartmouth Park Hill hieß. Sie führte an der Ostseite des Hospitals entlang und an der Westseite einer anderen Klinik, dem St. Mary Wing Hospital. Ich kannte keine zwei Krankenhäuser in London, die so dicht beieinander lagen. Wer hier gepflegt wurde, der hatte es gut, denn die Krankenhäuser zählten zu den besten in der Stadt, aber man musste als Patient auch entsprechend zahlen, was den meisten Menschen leider nicht möglich war.

Zum Whittington Hospital gehörte auch ein gepflegter Parkplatz, der eine graue Fläche zwischen einem ansonsten grünen Rasen bildete, und auf dem wir uns den Stellplatz aussuchen konnten.

Das Krankenhaus sah aus wie eine Burg. Von außen ein Denkmal, von innen bestimmt modern eingerichtet. Der Friedhof lag direkt dahinter, und wer ein Krankenzimmer nach Westen hin hatte, der konnte sich schon mal seine Grabstelle aussuchen, wenn er aus dem Fenster schaute. Der Blick auf einen Friedhof war kein erhebender Anblick für einen Kranken.

Wir schlenderten auf den Eingang zu.

Ich brauchte keine Tür zu öffnen. Sie schwang vor uns automatisch zur Seite, und ich kam mir vor, als würde ich meine alte Schule betreten, die ebenfalls eine hohe Decke und sehr dicke Mauern gehabt hatte. Allerdings waren die Wände nicht so hell und freundlich gestrichen gewesen wie hier. Im blanken Boden konnte man sich beinahe spiegeln, und die große Hinweistafel mit silbrigem Untergrund war mit dunklen Buchstaben gefüllt.

Auch der typische Krankenhausgeruch fehlte hier, aber der würde uns sicherlich noch begegnen.

An der Anmeldung saßen zwei adrett aussehende junge Frauen in normaler Kleidung. Kittel trugen sie nicht. Aber wir waren bereits gesehen worden, und eine der beiden wandte sich uns zu.

»Sie wünschen?«

Wir zeigten unsere Ausweise und erlebten, dass die Kommunikation hier stimmte.

»Ja, Sie sind die Herren von Scotland Yard und werden bereits erwartet.«

»Das ist schön.«

»Moment noch. Sie werden gleich abgeholt.«

»Wir haben Zeit.«

Die junge Frau telefonierte kurz. Als sie auflegte, nickte sie uns lächelnd zu.

Der Moment dauerte knapp eine Minute. Ein blondhaariger Pfleger erschien. Weiße Hose, weißes Shirt, das eng an seinem muskulösen Körper lag. In seinen Sneakers konnte er sich lautlos bewegen.

»Sie sind bei Dr. Sandhurst angemeldet.«

»Sind wir«, bestätigte Suko.

»Mein Name ist Marc. Der Doktor erwartet Sie in seiner Abteilung.«

»Ho, so groß ist sie?«

Marc lachte mich an. »Nein, nein. Ich hätte auch Büro sagen können. Er ist jedenfalls dort, das weiß ich, obwohl ich in der letzten halben Stunde nicht bei ihm gewesen bin.«

Er ging vor uns her, und wir brauchten keinen Lift zu nehmen und mussten auch nicht in den Keller, womit wir eigentlich gerechnet hatten. Wir blieben in diesem Bereich des Erdgeschosses und gingen nur durch eine breite Tür in einen anderen Trakt.

Dahinter roch es schon mehr nach Krankenhaus. Es war auch kälter. So etwas kannten wir von der Pathologie. Hier waren die Wände mit gelben Kacheln bedeckt, und das Licht aus den Deckenlampen strahlte alles aus, nur keine Wärme.

Vor einer hellen Tür blieben wir stehen. Den Namen Sandhurst lasen wir auf einem Schild.

Marc erklärte uns, dass sein Chef hier auch privat arbeitete und von Menschen engagiert wurde, die etwas aufzuklären hatten, wenn sie am natürlichen Ableben eines Menschen zweifelten.

»Ich lasse Sie jetzt allein, weil ich noch Arbeit habe.«

»Ist schon recht.« Ich hatte bereits meinen rechten Mittelfinger gekrümmt, um anzuklopfen.

Eine Antwort hörten wir nicht. Auch nach dem zweiten Klopfen tat sich hinter der Tür nichts.

»Schläft der Mensch?«, fragte Suko.

»Das werden wir gleich haben.«

Es entsprach zwar nicht den Regeln der Höflichkeit, als Fremde einfach irgendwo hineinzugehen, aber manchmal muss man diese Regeln eben umgehen. Ich drückte die Metallklinke nach unten und lächelte, als die Tür aufschwang. Es war alles okay. Uns erwartete ein Büro mit kleinen Fenstern aus Glasbausteinen. Ein Schreibtisch, ein PC, ein Regal mit Fachliteratur und Poster an den Wänden, die medizinische Motive zeigten.

Nur der Arzt fehlte.

»Dabei waren wir doch angemeldet«, beschwerte sich Suko.

»Du sagst es.«

»Ich frage mich, mit wem die Frau an der Anmeldung telefoniert hat.«

»Mit diesem Pfleger.«

»Kann sein. Aber warum ist Dr. Sandhurst verschwunden?« Suko schüttelte den Kopf. »Ich sehe einfach keinen Grund, denn wir waren schließlich angemeldet.«

Ich wusste auch keine Antwort. Aber es gab eine zweite Tür, die mir schon aufgefallen war. Sie befand sich uns gegenüber und war mit einer dünnen und silbrigen Aluschicht bedeckt.

»Dann schauen wir mal dort nach.«

Suko war schneller als ich. Er öffnete die Tür, ohne zuvor angeklopft zu haben, ging zwei Schritte über die Schwelle und blieb so abrupt stehen, dass ich gegen ihn stieß.

»Verdammt!«

Eine Sekunde später sah ich, was passiert war.

Suko hatte seinen rechten Fuß in eine Blutlache gesetzt. Doch ich sah nicht nur das Blut, denn einen halben Meter von der Blutlache entfernt lag ein Mann im weißen Kittel auf dem Boden und machte das Bild des Schreckens vollkommen.

Das heißt, der Kittel von Dr. Sandhurst war mal weiß gewesen. Jetzt hatte sich der Stoff mit seinem Blut voll gesogen, das aus einer tiefen Wunde stammte, die sich von der Kehle bis zur Brust hinzog …

*

Das war mal wieder ein Augenblick, in dem die Realität einfach einfror. Wir konnten nichts tun, als nur zu schauen und mit unserem Schock fertig zu werden.

Die übrige Einrichtung interessierte uns nicht. Es zählte einzig und allein dieser entsetzliche Anblick, der uns zur Bewegungsunfähigkeit verdammte.

Diese Sekunden der Fassungslosigkeit zogen sich in die Länge. Durch meinen Kopf rasten zahlreiche Gedanken, ohne dass ich einen von ihnen fassen konnte. Ich sah, dass sich mein Freund Suko bewegte und leicht gebückt auf den Toten zugehen wollte.

Auch ich erwachte aus meiner Starre. Ich sah noch, dass Suko den Kopf schüttelte, als sich alles änderte.

Von der hohen Decke her fiel etwas herab. Ich bekam noch mit, dass es ein menschlicher Körper war, der Suko rammte.

Zugleich wurde ich erwischt.

Etwas explodierte an meinem Kopf. Ich sah noch, dass Suko sich nicht mehr halten konnte und am Boden landete, da gingen auch für mich die Lichter aus.