John Sinclair 1487 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1487 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Die Dämonen-Prinzessin.

Alle Menschen, die sie sahen und kannten, waren von Ophelia begeistert. Sie konnte so wunderbar erzählen, und sie war diejenige, die aus einer Welt aus Träumen in das Leben der Menschen getreten war.

Aber niemand wusste, was sich tatsächlich hinter ihr verbarg. Als Ophelia kannte man sie in der normalen Welt. In einer anderen jedoch trug sie einen besonderen Namen - die Dämonen-Prinzessin ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 145

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDie Dämonen-PrinzessinVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Die Dämonen-Prinzessin

Alle Menschen, die sie sahen und kannten, waren von Ophelia begeistert. Sie konnte so wunderbar erzählen, und sie war diejenige, die aus einer Welt aus Träumen in das Leben der Menschen getreten war.

Aber niemand wusste, was sich tatsächlich hinter ihr verbarg. Als Ophelia kannte man sie in der normalen Welt. In einer anderen jedoch trug sie einen besonderen Namen – die Dämonen-Prinzessin …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4258-8

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Die Dämonen-Prinzessin

Lautlos verschwand die grelle Beleuchtung und machte einem geheimnisvollen Dämmerlicht Platz. Irgendwo zwischen den Zuschauern und der kleinen Bühne funkelten helle Reflexe, als würden Sterne vom Himmel fallen.

Das Flüstern der Stimmen im Zuschauerraum wurde leiser. Die kindlichen Gestalten auf den Sitzen verschwammen allmählich und schienen sich in starre Schatten zu verwandeln.

Es wurde noch ruhiger, denn auch das nervöse Scharren der kleinen Füße verstummte.

Dann hörten alle die Stimme.

»Hallo! Seid ihr da …?«

Keiner hatte mit der Ansprache gerechnet, die so unerwartet aufgeklungen war. Deshalb schraken nicht wenige der jungen Zuhörer zusammen oder gaben sogar einen leisen Schrei von sich.

Auf der dunklen Bühne zeigte sich noch niemand. Trotzdem unterbrach ein kleines Mädchen das drückende Schweigen. »Die Prinzessin!«, rief sie mit ihrer Piepsstimme. »Sie ist es! Ich habe sie gehört …«

Von nun an warteten die Zuschauer noch intensiver darauf, dass etwas geschah, denn um diese Zeit – einige Wochen vor dem Weihnachtsfest – waren Prinzessinnen und alles, was mit Märchen zu tun hatte, sehr beliebt. Davon konnten die Kinder gar nicht genug bekommen, aber auch die Erwachsenen nicht, die ihren Nachwuchs begleitet hatten.

Die Spannung war noch gestiegen. Viel stärker konnte sie nicht mehr werden, und genau darauf nahm die Gestalt auf der Bühne auch Rücksicht. Sie blieb nicht länger verschwunden. Aber sie kündigte sich durch kein Geräusch an. Aus dem dunklen Hintergrund löste sie sich lautlos. Sie ging und dabei schien sie den Boden gar nicht mit den Füßen zu berühren. Sie hatte etwas Engelhaftes an sich.

Je näher sie kam, umso mehr trat sie in das Licht hinein, das plötzlich aus der Höhe nach unten fiel. Das Licht passte sich der allgemeinen Stimmung an. Man konnte es als weich bezeichnen. Es war nicht grell, es blendete nicht, es begleitete die Frau bis zu ihrem Platz auf der Bühnenmitte.

Dort stand der Stuhl, auf dem sie sich bald niederlassen würde. Nein, es war eigentlich kein Stuhl, sondern mehr ein Thron. Ausladend, bequem mit einer hohen Lehne. Zudem war das Holz goldfarben angestrichen, sodass der Thron sehr wertvoll aussah. Er war einer Prinzessin würdig, die sich mit einer schon majestätisch wirkenden Geste hinsetzte und danach ihren Oberkörper aufrichtete, sodass ihr Rücken gegen die Lehne drückte.

Das Licht änderte sich. Es nahm mehr einen rötlichen Ton an, aber auch die gelben Schleier darin waren nicht zu übersehen, die sich wie ein Wasserfall über die sitzende Gestalt der Frau ergossen.

Sehr edel sah sie aus.

Sie trug ein rotes Gewand, das schon kein Kleid mehr im eigentlichen Sinne war. Der Stoff fiel locker über die Beine und endete dicht über den Knöcheln.

Die Prinzessin hob die Arme an. Mit den gespreizten Fingern strich sie über und durch ihr lackschwarzes Haar, das bis auf die Schultern fiel. Dazu gehörte das Gesicht mit den dunklen Augen, dem schönen Mund und der glatten Haut. So wie sie stellte man sich eine Prinzessin vor, und deshalb waren die Kinder auch gekommen. Sie wollten eine Prinzessin sehen, die ihnen schöne Geschichten erzählen konnte. Geschichten über Könige und Königinnen, von bösen und von guten Menschen oder von geheimnisvollen Wesen, die in den Ländern wohnten, von denen die Prinzessin berichtetet.

Sie hatte auch einen Namen.

Geheimnisvoll hörte er sich an, denn sie hieß Ophelia. Es war ein Name, der zu ihr passte. Wer hieß schon so von den kleinen Zuschauern? Niemand, aber eine Prinzessin musste so heißen, davon waren sie alle überzeugt.

Allein das Erscheinen und das Platznehmen der Prinzessin hatte die Erwartungshaltung der Zuschauer noch verstärkt. Aber sie waren nicht richtig froh. Man konnte sie auf keinen Fall so bezeichnen. Nicht erwartungsfroh. Etwas völlig anderes hielt sie in ihrem Bann. Es konnten unsichtbare Fesseln sein, die um ihre Körper geschlungen waren. Sie sprachen auch nicht mehr. Wer sehr sensibel war, der konnte von einer leichten Bedrückung sprechen, die ihn erfasst hatte.

Die Mütter saßen nicht zwischen ihren Kindern. Sie hatten sich in die hinteren Reihen zurückgezogen.

Niemand wusste genau, woher Ophelia kam. Sie war plötzlich aufgetaucht. Als eine Märchenerzählerin hatte sie Werbung in den entsprechenden Zeitungen für sich und ihre Auftritte gemacht, und sie hatte tatsächlich Zulauf bekommen.

Auch hier in einem kleinen Ort abseits der City von London hatten sich die Zuhörer zusammengefunden, um ihren Geschichten zu lauschen. Dabei war den Menschen bekannt, dass Märchen nicht unbedingt lieb und nett waren. Manche konnten sehr böse sein, aber vor Weihnachten würde sie davon bestimmt nicht berichten.

Ein Buch hatte Ophelia nicht mitgebracht. Sie wollte die Geschichten auswendig erzählen, und genau damit begann sie jetzt. Sie setzte sich noch mal aufrecht hin. Sie drückte den Rücken zurück und richtete den Blick der dunklen Augen nach vorn, als wollte sie jedes Kind einzeln anschauen, das da im Dämmerlicht saß.

Die meisten der jungen Zuhörer hatten von zu Hause etwas mitgebracht. Die Mädchen ihre Puppen und Kuscheltiere, die Jungen kleine Autos oder Trecker.

Ophelia hatte ihre Blicke über die Zuschauer gleiten lassen. Sie nickte und schien zufrieden zu sein.

Dann sprach sie, und ihre Stimme klang wunderbar weich und freundlich.

»Was freue ich mich, dass ihr mich besucht habt, meine lieben Kleinen. Es ist wunderbar, euch zu sehen und zu spüren. Ja, ich spüre euch. Euer junges Leben, eure wunderbaren reinen Seelen befinden sich in meiner Nähe. Das ist einfach phänomenal. Ich liebe es. Ich mag es von ganzem Herzen, und ich spüre, wie ich innerlich juble, weil ich vor euch sitzen darf, um meine Geschichten zu erzählen. Es ist mehr als einmalig, das kann ich euch versichern.«

Sie legte eine Pause ein und wartete darauf, eine Frage zu hören. Das war nicht der Fall, und so konnte sie mit ihren Geschichten beginnen.

Sie breitete die Arme aus und fragte mit leiser Stimme, ob jemand zu ihr auf die kleine Bühne kommen wollte.

Damit hatten die Kinder nicht gerechnet. Keiner wollte es. Die meisten schüttelten den Kopf. Ophelia akzeptierte das.

»Gut, dann werde ich allein hier auf der Bühne bleiben und euch von den anderen Welten und Reichen erzählen, die ich in meiner Existenz bereits gesehen habe. Ihr müsst wissen, dass ich weit herumgekommen bin. Ich kenne nicht nur das, was ihr seht, ich kenne auch etwas ganz anderes, von dem viele Menschen gar nicht erst sprechen wollen, weil sie Angst davor haben oder weil sie es nicht begreifen können. Es ist das andere Reich, die Welt der Märchen, wo es Gute und Böse gibt, und die Bösen immer gegen die Guten stehen. Die aber können sich wehren. Sie kämpfen. Sie sind stark, sie überwinden die Angst, und so werden aus ihnen kleine und große Helden …«

Die einleuchtenden Worte wurden zwar von den jungen Zuhörern verstanden, aber mit dem Begreifen haperte es schon. Sie schauten sich an, sie lachten manchmal oder drehten sich zu ihren Müttern um. Die zeigten sich ebenfalls verwundert. Sie hatten damit gerechnet, Märchen erzählt zu bekommen, aber was die Frau auf der Bühne zur Einleitung gesagt hatte, damit konnten sie beim besten Willen nichts anfangen.

Einige Mütter bewegten sich unruhig. Eine Frau fragte mit leiser Stimme: »Was soll das? Sind das Märchen?«

»Keine Ahnung. Angeblich soll diese Ophelia etwas Besonderes sein. Genaues weiß ich auch nicht«, erwiderte eine andere.

»Wenn es zu schlimm wird, dann gehen wir«, sagte eine dritte Frau. »Man kennt ja die Märchen, die nicht immer fröhlich und gut ausgehen. Ich weiß auch nicht, welche da erzählt werden sollen.«

»Nach einer vorweihnachtlichen Stimmung hört sich das nicht an«, sagte die Erste.

»Stimmt.«

»Lasst uns noch warten.«

Die Frauen waren einverstanden. Sie konzentrierten sich wieder auf die kleine Bühne, auf der die Prinzessin saß und auf die Kinder schaute. So manche Mutter bekam eine Gänsehaut, denn das Bild sah nicht eben kindgerecht aus. Da konnten sensible Gemüter es schon mal mit der Angst zu tun bekommen.

»Ich erzähle euch die Geschichte vom kleinen Gerrit. Er ist ein Junge, der nicht schlafen konnte. Der immer im Bett lag und dabei vor sich hin träumte. Er schaute nicht nur in diese Welt hinein, er hatte auch Augen für andere Welten, die man normalerweise nicht sehen kann. Welten, in denen die Märchen geboren wurden, in denen es böse Trolle und Monster gibt, aber auch liebe Gestalten. Feen, Elfen, Ritter und tapfere Frauen. Sie gingen den Wundern entgegen, und genau das tat auch der kleine Gerrit, wenn er im Bett lag und träumte. Seine Träume wurden immer stärker und seine Wünsche intensiver, und so öffnete sich eines Nachts für ihn das Tor und ließ ihn hinaus in die andere Welt. Der kleine Gerrit merkte nicht mal, dass er sein Bett verließ und auf das Fenster in seinem kleinen Zimmer zuging. Er öffnete es so weit wie möglich, schaute hinaus und bekam das zu sehen, was er schon aus seinen Träumen kannte. Und diesmal war es kein Traum, denn ihm war die Tür in die andere Welt geöffnet worden, und so ging er hinein und begegnete seinen Träumen …«

Ophelia legte eine erste Pause ein. Bereits die Einführung hatte die jungen Zuhörer in ihren Bann gezogen. Alle Blicke waren auf die Frau gerichtet, die lächelnd auf ihrem Thron saß und die Reaktion der Kinder abwartete.

Als sie auch nach einigen Sekunden nichts gehört hatte, stellte sie eine erste Frage.

»Wollt ihr die Geschichte des kleinen Gerrit hören?«

»Ja!«, antworteten gleich mehrere Kinder.

»Soll ich euch seine Welt zeigen?«

»Ja, tu das, bitte. Wir wollen sie sehen. Erzähle uns bitte mehr von seiner Welt.«

»Gut, dann hört zu.« Ophelia lehnte sich zurück und schloss die Augen für einen Moment. Über ihre Lippen huschte ein Lächeln, das jedoch wenig freundlich war.

Nur achteten die Kinder nicht darauf. Sie waren gespannt, was ihnen die Prinzessin erzählen würde …

*

Die Frau erschien wie aus dem Nichts. Sie verwandelte sich in Windeseile von einem Schatten in einen lebenden Menschen und sprach mich an, bevor ich noch die Tür des Rover zuschlagen konnte.

Suko war vorher ausgestiegen. Er hatte sich mit seiner Partnerin Shao treffen wollen. Ich aber war bis in die Tiefgarage gefahren, um von hier aus in meine Wohnung zu gelangen.

»Mr Sinclair?«

»Ja, das bin ich. Und wer sind Sie?«

»Mein Name ist Lena Quinn.«

»Angenehm, Mrs Quinn. Was kann ich für Sie tun?«

»Ich muss mit Ihnen reden!«

Ich hörte den Satz, ich schaute der Frau ins Gesicht und wollte schon eine abwehrende Antwort geben, als ich den Ausdruck der Verzweiflung in ihren Augen sah.

Die Frau hatte Probleme, und sie war nicht grundlos zu mir gekommen, auch wenn der Platz in der Tiefgarage schon mehr als ungewöhnlich war. In meinem Job muss man immer misstrauisch sein, und so fragte ich sie: »Woher wussten Sie, dass Sie mich hier antreffen können?«

»Mein Sohn und ich wohnen im Nebenhaus. Ich bin eine alleinerziehende Mutter …« Sie hob die Schultern. »Es hat sich auch herumgesprochen, wer hier in meiner unmittelbaren Nähe lebt, und ich wollte mir den Weg nach Scotland Yard ersparen. Da habe ich eben auf Sie gewartet. Ist das sehr schlimm?«

Wieder traf mich einer dieser verzweifelten und auch bittenden Blicke.

Ich musste einfach darauf eingehen und schüttelte den Kopf. »Nein, Mrs Quinn, das ist nicht schlimm. Ich gehe mal davon aus, dass Sie zu mir gekommen sind, weil Sie ein Problem haben.«

»Das habe ich.«

»Und wie lautet es?«

Lena Quinn überlegte nicht lange. Sie sagte: »Es geht nicht um mich, sondern um meinen Sohn Gerrit. Er ist zehn Jahre alt, und er hat sich völlig verändert.«

Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte.

»Bitte, Mrs Quinn, nehmen Sie es mir nicht übel, aber was Ihren Sohn angeht, bin ich wohl nicht der richtige Mensch, um Ihnen dabei zu helfen, ihn zu erziehen.«

»Das weiß ich. Aber darum geht es nicht.«

»Worum dann?«

»Um seine Veränderung. Er hat sich auf eine für mich schlimme Weise verändert. Es war wirklich grauenhaft. Ich weiß mir keinen Rat mehr, denn ich habe das Gefühl, als wäre Gerrit in die Fänge eines anderen geraten.«

»Waren Sie schon bei einem Arzt?«

»Ja, da bin ich gewesen.«

»Und?«

»Er konnte mir nicht helfen.«

»Hat er denn etwas gesagt, eine Diagnose erstellt?«

»Nein …« Lena Quinn schüttelte traurig den Kopf. »Ich stehe völlig neben mir.«

»Und warum kommen Sie jetzt zu mir?«

»Weil Sie wohl der einzige Mensch sind, der mir und meinem Sohn helfen kann.«

»Sind Sie sich sicher?«

»Sie sind meine letzte Hoffnung, Mr Sinclair.«

Das hörte sich alles sehr pathetisch an. Vielleicht auch ein wenig übertrieben, aber ob es das wirklich war, da hatte ich schon meine Zweifel.

Nur – spielte mir die Frau etwas vor? Wollte sie mich in eine Falle locken?

Nein, ihre Sorge war echt. Diese Menschenkenntnis besaß ich schon. Sie sorgte sich um ihren Sohn, und der bittende Ausdruck in ihren Augen verschwand nicht.

An diesem Abend hatte ich sowieso nichts vor. Ihr Auftritt hatte mich überzeugt.

»Okay, Mrs Quinn, dann höre ich mir Ihre Geschichte mal an. Nur ist dieser Ort schlecht. Ich denke, wir sollten hoch zu meiner Wohnung fahren und dort …«

»Nein, bitte nicht.«

»Warum nicht?«

»Können wir nicht zu mir gehen?«

»Im Prinzip schon. Aber warum …?«

»Das will ich Ihnen sagen, Mr Sinclair. Ich möchte, dass Sie meinen Sohn kennen lernen. Gerrit ist in der Wohnung. Ich bitte Sie, ihn sich genau anzuschauen. Und dann möchte ich Ihre Meinung hören. Bitte, Mr Sinclair.«

»Okay, gehen wir.«

»Danke«, sagte sie und atmete tief durch. »Ich danke Ihnen von ganzem Herzen.« Für einen Moment sah es so aus, als wollte sie anfangen zu weinen, doch sie riss sich zusammen und hielt sich an mir fest, um nicht zu fallen.

Ja, sie hatte Probleme. Und in meinem Magen breitete sich das ungute Gefühl aus, das auf Ärger in der nahen Zukunft hindeutete …

*

Das Haus, in dem Mrs Quinn ihre Wohnung besaß, sah so aus wie das, in dem ich wohnte. Da hätte ich mich auch mit verbundenen Augen zurechtfinden können.

Nur lag ihre Wohnung nicht so hoch. Wir mussten in den zweiten Stock fahren, um dort den Flur fast bis zu seinem Ende durchzugehen. Jetzt, wo es heller war, bekam ich Zeit, mir die Frau genauer anzuschauen.

Ich schätzte sie auf rund fünfunddreißig Jahre. Sie war recht groß, hatte blondes Haar, das strähnig in ihr Gesicht hing. Ein Gesicht, das leicht verhärmt aussah. Wahrscheinlich die Folgen eines harten Jobs. Und ein Kind allein zu erziehen, ist meist auch nicht besonders einfach.

Die Wände des Flurs sahen aus, als könnten sie einen Anstrich vertragen, und die Wohnungstür hatte an der Außenseite einige Macken abbekommen.

Lena Quinn wandte sich mit zu, bevor sie die Tür aufschloss. »Erwarten Sie bitte keine Reichtümer in meiner Wohnung, Mr Sinclair. Mein Leben ist kein Zuckerschlecken. Ich arbeite tagsüber in einer Großküche und bediene noch an drei Abenden in der Woche in einem Lokal. Der Vater meines Sohnes zahlt so gut wie nichts. Da hat man schon seine Probleme, einigermaßen über die Runden zu kommen.«

»Da sagen Sie was.«

Wenig später traten wir ein. Ich ließ Mrs Quinn vorgehen. Hinter ihr betrat ich den kleinen Flur, an dessen Ende es ins Wohnzimmer ging.

Es war kleiner als das meine. Überhaupt wirkte die ganze Wohnung wie zusammengeschrumpft.

»Bitte, nehmen Sie Platz.«

»Danke.«

»Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?« Lena Quinn war an der Tür stehen geblieben und schaute mich fragend an.

»Wenn möglich, ein Wasser.«

»Gut.«

Sie verschwand, ließ mich allein, und so bekam ich die Chance, mich umzuschauen. Es gab noch eine zweite Tür, die zu einem anderen Zimmer führte. Sicherlich der Raum, in dem Lena Quinn schlief oder ihn sich mit ihrem Sohn teilte.

Sie kehrte zurück. Das Wasser war schon eingeschenkt. Ich sah, dass es ihr besser ging. Die große Anspannung auf ihrem Gesicht hatte sich doch merklich gelegt.

Wir tranken beide, und bevor ich noch eine Frage stellen konnte, übernahm Lena das Wort.

»Dieses Zimmer ist zugleich mein Wohn- und Schlafraum. Die Couch, auf der Sie sitzen, lässt sich ausziehen.«

»Aha. Und das andere Zimmer?« Ich deutete auf die Tür.

»Das gehört Gerrit.«

»Der aber nicht hier ist – oder?« Ich trank einen Schluck und stellte das Glas wieder ab.