John Sinclair 1508 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1508 E-Book

Jason Dark

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Der Templerjunge kannte das Geheimnis seiner Herkunft nicht. Ganz im Gegensatz zu seiner Mutter, mit der er zusammen als Hellseher über die Jahrmärkte und Volksfeste zog.

Im zwölften Lebensjahr meldete sich der Vater. Er war ein Templer, aber zugleich auch ein Verehrer des Baphomet, dem er seinen Sohn geweiht hatte.

Von nun an begann der mörderische Kampf um den Templerjungen, bei dem Suko und ich als Joker mitmischten ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2015

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDer TemplerjungeVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Der Templerjunge

Der Templerjunge kannte das Geheimnis seiner Herkunft nicht. Ganz im Gegensatz zu seiner Mutter, mit der er zusammen als Hellseher über die Jahrmärkte und Volksfeste zog.

Im zwölften Lebensjahr meldete sich der Vater. Er war ein Templer, aber zugleich auch ein Verehrer des Baphomet, dem er seinen Sohn geweiht hatte.

Von nun an begann der mörderische Kampf um den Templerjungen, bei dem Suko und ich als Joker mitmischten …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4279-3

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Der Templerjunge

Brutal hell war der Scheinwerfer der Lok, der in die Finsternis stach und eine gleißende Schneise in sie hinein schnitt.

Es sah aus, als würde der Zug durch einen Tunnel rasen, was so nicht stimmte, denn rechts und links der Wagenschlange stiegen Böschungen in die Höhe, sodass sich der Lichtschein nicht zu den Seiten hin ausbreiten konnte.

Ossy Stuart lenkte die Lok. Er war ein Mann, wie ihn sich jeder Arbeitgeber nur wünschen konnte. Seit achtzehn Jahren im Dienst, keinen Tag krank gewesen und ein perfekter Lokführer, der bisher unfallfrei gefahren war. Er war ein Mann, auf den man sich hundertprozentig verlassen konnte, und er hatte alle Stürme seines beruflichen Lebens überstanden. Ihn konnte so leicht nichts erschüttern, dachte er.

In dieser Nacht sollte sich alles ändern!

Dover – London, das war seine Strecke. Eine sehr wichtige Bahnlinien. Besucher vom Kontinent sollten so schnell und sicher wie möglich in die Metropole gebracht werden, und umgekehrt wurde auch ein Schuh daraus.

Ossy kannte die Strecke wie im Schlaf. Er hätte sie auch mit geschlossenen Augen fahren können, aber daran war nicht zu denken. Er blieb auch in der Nacht konzentriert, denn er war nicht nur für den Zug verantwortlich, sondern auch für die Reisenden, und da durfte er sich keinen Fehler erlauben.

Ossy Stuart war hellwach, was auch gut war, denn urplötzlich sah er die Gestalt!

Ein Kind, ein Junge, stand mitten auf den Schienen im grellen Licht des Scheinwerfers! Er winkte mit beiden Armen und bewegte sie so, als sollte der Zug gestoppt werden.

Das Adrenalin schoss durch Stuarts Körper!

Innerhalb von Sekunden musste er eine Entscheidung treffen. Die konnte nur aus einer Notbremsung bestehen, doch auch wenn er sie durchzog, er würde den Zug nicht vor Erreichen des Jungen zum Halten bringen.

Also die …

Nein, nicht mehr. Er konnte weiterfahren. Keine Notbremsung.

Der Schienenstrang war leer, und als Ossy Stuart das sah, fiel ihm ein Stein vom Herzen. Zugleich fing er an zu zittern und auch zu schwitzen. Da drang ihm der Schweiß aus den Poren und rann an seinen Wangen und im Nacken hinab.

Er fuhr weiter.

Er hatte die Stelle, an der der Junge gestanden hatte, längst passiert und gönnte es sich sogar, einige Sekunden lang die Augen zu schließen, wobei sein Atem aus dem Mund fuhr wie eine unsichtbare zischende Wolke.

Es gab keinen Jungen mehr!

Aber es hatte ihn gegeben!

»Ich bin doch nicht übergeschnappt«, sprach er vor sich hin. »Nein, ich habe ihn gesehen und …«

Während der Zug weiterhin auf der schnurgeraden Trasse in die Nacht, die schon sommerlich warm war – zu warm für die Jahreszeit –, hinein raste, flüsterte er vor sich hin, um sich selbst zu bestätigen: »Ich habe ihn gesehen!«,

In Gedanken redete er mit sich weiter.

Aber was ist dann passiert? Warum ist er so schnell verschwunden? Warum gibt es ihn nicht mehr, verdammt? Er kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben! So etwas ist unmöglich!

Ossy Stuart war geschockt. Er starrte noch intensiver als zuvor auf die im Licht glänzenden Gleise, ohne dass er etwas zu Gesicht bekam. Der Schienenstrang war leer wie immer. Es waren keine Hindernisse zu erkennen.

Der regionale Zug rollte mit gleicher Geschwindigkeit weiter. In einer halben Stunde würden sie London erreicht haben und in den Bahnhof Victoria Station einfahren. Das Ende einer Reise, die Ossy Stuart nie in seinem Leben vergessen würde.

Der Junge war plötzlich da gewesen. Als wäre er vom Himmel gefallen. Und ebenso schnell war er wieder verschwunden. Wie aufgelöst oder weggewischt.

Ossy hatte bisher nicht an Geister geglaubt, und das glaubte er auch jetzt nicht, obwohl er den Jungen auf den Schienen gesehen hatte. So etwas bildete man sich nicht ein.

Er wusste keine Antwort, aber er würde froh sein, wenn er den Bahnhof in London unbeschadet erreichte.

Allmählich verlor sich der Schock bei ihm. Die Normalität kehrte zurück. Er stand trotzdem wie auf glühenden Kohlen und lauschte auf jedes Geräusch, das sich fremd anhörte und sich von den normalen unterschied.

Nein, da gab es nichts, was ihn gestört hätte. Der Zug rollte normal durch die Nacht. Die Geräusche hatten sich nicht verändert. Das Rollen der Räder auf den Schienen war wie eine bekannte Melodie, die er in seinem Leben nie missen wollte.

Mit dem Taschentuch tupfte Ossy seine letzten Schweißperlen von der Stirn. Es ging ihm jetzt besser, und er grübelte darüber nach, ob er den Vorfall seinen Vorgesetzten melden sollte oder nicht.

Natürlich hatte Stuart von Selbstmördern gehört, die sich plötzlich vor einen fahrenden Zug auf die Schienen warfen und sich überrollen ließen. Er dankte dem Himmel, dass er bisher von einem derartigen Vorfall verschont geblieben war. Andere Kollegen hatten davon berichtet, und sie waren danach in psychiatrischer Behandlung gewesen oder auch in den Innendienst versetzt worden.

Nein, dieser Junge war kein Selbstmörder gewesen. Vielleicht hatte er sich selbst etwas beweisen wollen. Das konnte sich der Lokführer kaum vorstellen, dazu war er schon zu nahe gewesen. Für Stuart kam es einem Wunder gleich, dass der Junge es noch geschafft hatte, die Schienen zu verlassen.

Es war nichts passiert, und deshalb nahm sich Ossy Stuart vor, alles auf sich beruhen zu lassen. Keine Meldung machen, die Dinge im Dunkeln lassen und versuchen, die Erinnerung daran auszulöschen.

Ossy Stuart tat seinen Job gern. Ebenso wie seine Frau, die als Krankenschwester arbeitete. Da sie Nachtschicht hatte, würde sie nicht zu Hause sein, wenn er eintraf, und so musste er seine Geschichte erst mal für sich behalten.

Die Böschung an den beiden Seiten war verschwunden. Der Zug rollte jetzt über eine Ebene. Von den Dörfern in der Umgebung aus wirkte er wie eine helle Schlange, die sich durch die Luft zu bewegen schien, weil der Untergrund nicht zu sehen war.

Und weiter ging die Reise. Immer in westliche Richtung, dem Moloch London entgegen, einer Stadt, die auch in der Nacht nicht schlief und Anziehungspunkt für zahlreiche lichtscheue Gestalten war. So vergrößerte sich die Einwohnerzahl, ohne dass dies offiziell registriert werden konnte.

Ossy Stuart liebte die Stadt trotzdem. Er war darin aufgewachsen, und er hatte das Glück gehabt, in ein kleines Haus ziehen zu können, das ihm von einer Tante vererbt worden war, bei der er schon als Kind stets seine Ferien verbracht hatte.

Nie würde er aus London wegziehen. Es sei denn, man trug ihn mit den Beinen zuerst aus dem Haus. Da hoffte er, noch einige Jahrzehnte Zeit zu haben.

Neben ihm stand eine Thermosflasche. Er hatte sie in Dover mit heißem Kaffee gefüllt. Jetzt hatte er Lust darauf, sich einen Schluck zu gönnen.

Seine Hand hatte das Gefäß noch nicht berührt, als er zum zweiten Mal geschockt wurde.

Er spürte so etwas wie einen kalten Luftstrom an seinem Gesicht entlang gleiten, schüttelte sich und wunderte sich nur.

Dann schrie er auf.

Rechts neben ihm stand jemand.

Es war der Junge von den Schienen!

*

Ich saß im Zug und schaute aus dem Fenster in die Landschaft, ohne sie wirklich zu sehen, denn die Dunkelheit der Nacht deckte so gut wie alles zu. Hin und wieder wurde der Vorhang durch Lichter zerrissen, die in der Ferne schimmerten, aber sie waren nicht wirklich nah und auch nichts anderes als ein Gruß aus einer weit entfernt liegenden Welt, an der der Zug vorbeiraste.

Ich war in Dover, der Stadt mit den Kreidefelsen, eingestiegen, und befand mich auf der Rückreise nach London. Nach Dover selbst hatte mich ein Hubschrauber gebracht, aber die Rückfahrt hatte ich mit dem Zug angetreten, und zwar mit einem bestimmten.

Selbst ausgesucht hatte ich mir das nicht. Drei Warnungen oder Befehle hatte ich erhalten, doch mal mit diesem Zug zu fahren. Wer mir diese Warnungen geschrieben hatte, war mir unbekannt. Sie hatten mich als E-Mails erreicht. Zwar hatten wir die Spur zurückverfolgen können, aber sie hatte sich in einem der zahlreichen Internet-Cafés verloren, und so stand ich auf dem Schlauch.

Sollte man die Warnungen dieser unbekannten Person ernst nehmen oder nicht? Das war die Frage, auf die ich eine Antwort finden wollte. Deshalb saß ich im Zug, und ich dachte daran, dass ich die Entscheidung nicht allein getroffen hatte. Sie war mit meinem Chef, Sir James Powell, abgesprochen worden. Er hatte zunächst gezögert, auch von einer Falle gesprochen, doch nach der dritten Botschaft hatte er sich anders entschieden.

Ich sollte fahren.

Aber wir hatten auch darüber gesprochen, was passieren könnte.

Das Schlimmste war ein Zugunglück!

Wollte mich jemand auf diese Art und Weise vom Leben in den Tod befördern?

Das konnte ich mir nicht vorstellen. Das hätte man einfacher haben können. Außerdem musste man damit rechnen, dass ich das Unglück überlebte. Nein, die Erfolgsaussichten waren einfach zu unbestimmt.

Was war dann der Grund?

Sir James und ich rätselten herum, doch uns beiden war keine Lösung eingefallen. Wir hatten auch Suko hinzugezogen, der ebenfalls nur die Schultern hatte heben können. Ich stand wirklich vor einem Rätsel und wusste nicht, wie es weitergehen sollte.

Schon kurz nach der Abfahrt in Dover war ich durch die einzelnen Wagen gegangen und hatte mir die übrigen Reisenden so unauffällig wie möglich angeschaut.

Mir war nichts Verdächtiges aufgefallen. In dieser frühen Nacht bevölkerten zumeist Geschäftsleute die Wagen, die ihre Ruhe haben wollten und nicht mal mehr vor ihren Laptops hockten, um auf der Tastatur herumzutippen.

Das alles hatte ich gesehen. Müde Menschen. Selbst eine Mutter mit ihren beiden kleinen Kindern hatte ihre Ruhe, weil die Sprösslinge endlich eingeschlafen waren.

Und so hatte ich mich wieder an meinen Platz gesetzt, mit dem Gedanken daran, dass auch niemand mehr ein- oder aussteigen würde, denn dieser Regional-Express fuhr durch bis zur Victoria Station in London.

Was passieren würde, wusste ich nicht. Tief in meinem Innern hoffte ich, dass nichts passierte.

Der Schaffner war ein älterer Mann mit einem buschigen Oberlippenbart, der wusste, wer ich war, denn ich hatte mich ihm zu erkennen gegeben, ohne allerdings den Grund meiner Reise zu nennen.

Nach seinem Kontrollgang sah ich ihn wieder. Er betrat den Wagen und nickte mir zu.

»Alles okay?«

Ich lächelte. »Sicher.«

Er ließ sich an der gegenüberliegenden Fensterseite nieder, nahm die Mütze ab, wischte mit dem Handrücken über seine Stirn und stöhnte leise auf.

»Müde?«, fragte ich.

»Ja, Mr Sinclair. Das ist ein verdammt langer Tag gewesen.«

»Und wann geht es wieder los?«

Jetzt lächelte auch er. »In zwei Tagen. So lange habe ich Pause. Und da bleibe ich zu Hause. Das Wetter lädt ja geradezu dazu ein, seine Zeit draußen zu verbringen. Ich muss mal sehen, wie sich die Dinge entwickeln.«

»Sicher.«

»Und was ist bei Ihnen so los? Kann man von einem regelmäßigen Dienst sprechen? Ich meine, mein Dienst ist ja regelmäßig, wenn auch auf verschiedene Zeiten verteilt.«

»Nein, Mr Haggerty, davon kann man bei mir nicht sprechen. Die andere Seite hält sich nicht an Regeln oder an Acht-Stunden-Schichten. Meine Kollegen und ich sind praktisch immer auf dem Sprung, und dazu zählt leider auch oft genug die Nacht. Ich kann es nicht ändern, doch man gewöhnt sich im Laufe der Zeit daran.«

»Wie in unserem Job.«

»Sie sagen es.«

Der Schaffner war neugierig. »Sie sind in Dover eingestiegen. Hatten Sie dort zu tun? Oder sind Sie vom Festland gekommen? Ich meine, Sie haben keine Fahrkarte. Man hat mich darauf hingewiesen und …«

»Es ist eine dienstliche Angelegenheit gewesen. Ich hatte in Dover zu tun.«

Haggerty hob unbehaglich die Schultern, bevor er sagte: »Ich will ja nicht neugierig sein, aber worum ist es denn dort gegangen? Um Drogen oder …«

»Sorry, darüber darf ich mit Ihnen nicht sprechen. Aber ich kann Ihnen versichern, dass ich hinter keinem Verbrecher her bin, der sich hier im Zug aufhält.«

Diese Antwort erleichterte ihn. »Danke«, flüsterte er, »dass Sie mir das gesagt haben. Ich befürchtete schon das Schlimmste.«

»Wieso?«

»Dass es hier im Zug zu einer Schießerei kommen könnte oder so. Das wäre schrecklich gewesen.«

»Keine Sorge. So etwas passiert meistens immer nur in den Fernsehkrimis.«

»Sagen Sie das nicht, Sir. Denken Sie an die Anschläge von London in der U-Bahn. Seit dieser Zeit fahre ich immer mit einem verdammt unguten Gefühl durch die Landschaft, und ich schaue mir die Gepäckstücke der Reisenden mit ganz anderen Blicken an. Aber passiert ist bisher noch nichts.« Er klopfte gegen seine Stirn. »Darüber bin ich auch froh.«

»Das glaube ich Ihnen.«

Das Gespräch zwischen uns versickerte, und beide schauten wir aus verschiedenen Fenstern ins Freie.

Lichter huschten wie Schemen vorbei, als wir durch einen kleinen Bahnhof rollten. Die Geschwindigkeit ließ die Welt draußen so fern erscheinen, als wäre sie ins All entrückt. Wer in einem Zug sitzt und mit ihm durch die Nacht rollt, der sitzt in einer abgeschlossenen Welt und scheint mit der normalen nur wenig zu tun zu haben.

So sah ich das auch. Der Schaffner wollte nicht aufstehen. Er hatte seine Beine ausgestreckt, gähnte in seine Handfläche hinein und machte den Eindruck eines Menschen, der kurz davor steht, in einen tiefen Schlaf zu versinken. Er rieb seine Augen, um sich wach zu halten und erklärte mir, dass die Müdigkeit heute bei ihm besonders schlimm wäre.

»Muss wohl am Wetter liegen, Mr Haggerty, es ist einfach zu schnell zu warm geworden.«

»Ja, da stimme ich Ihnen zu. Man kann sich heutzutage auf nichts mehr verlassen. Der Winter war zu warm, der Frühling ist schon ein Sommer, und ich frage mich, wie wir den nächsten Sommer erleben werden.«

»Reden Sie mal mit den Klimakundlern.«

»Lieber nicht. Da kann man den Glauben an all das verlieren, was mich bisher noch aufrecht gehalten hat.«

»Stimmt.«

Der Schaffner reckte sich. »Noch eine gute halbe Stunde, dann laufen wir in London ein. Dann haben Sie Feierabend und ich ebenfalls.« Er grinste. »Ist doch was – oder?«

»Sie sagen es.«

Haggerty nickte mir zu. »Dann werde ich meine Runde mal wieder aufnehmen. Ein wenig Bewegung tut mir gut. Die vertreibt mir hoffentlich einen Teil der Müdigkeit.«

»Machen Sie doch ein Schläfchen«, schlug ich ihm vor.

»Nein, das auf keinen Fall. Wenn mich jemand schlafend hier im Zug findet und das meldet, gibt es Ärger, und den möchte ich mir ersparen.«

»Kann ich verstehen.«

»Aber Sie können die Augen schließen, Sir.«

»Mal schauen.«

Er wollte gehen und hatte sich schon halb erhoben, als er wieder zurück auf seinen Sitz fiel.

Ich hatte die Bewegung gesehen, mir aber nichts dabei gedacht. Dafür wunderte ich mich über Haggertys Kommentar.

»Komisch«, sagte er.

»Was ist denn komisch?«

»Der Zug wird langsamer.«

»Und?«

»Sie kennen sich nicht aus, Sir. Das ist nicht vorgesehen. Er muss hier mit normaler Geschwindigkeit durchfahren. Ich bin zwar nicht der Lokführer, aber so gut kenne ich mich schon aus.«

Ich wiegelte ab. »Kann es nicht sein, dass es auf der Strecke ein Problem gibt – Bauarbeiten oder so?«

»Nicht in der Nacht. Außerdem ist sie frei, das weiß ich. Der Zug kann natürlich mal langsamer fahren, aber ich habe das Gefühl, dass er bald zum Stehen kommt.«

»Warum sollte er?«

»Wenn ich das wüsste, ginge es mir besser, Mr Sinclair.«

Ich sagte nichts mehr, aber ich dachte daran, warum ich in diesem Zug saß. Sollte diese Verminderung der Geschwindigkeit etwas damit zu tun haben?

Noch waren die anderen Fahrgäste nicht unruhig geworden. Sie warteten ab, keiner stand auf, wie ich mit einem Rundblick feststellte, denn ich selbst hatte mich erhoben.

Draußen sah ich an meiner Seite nichts. Diesmal schimmerten auch keine Lichter in der Dunkelheit, die auch den Himmel bedeckte und keine Sterne erkennen ließ.

»Das gefällt mir nicht«, hörte ich den Schaffner sagen. »Nein, das ist nicht normal.«