John Sinclair 1516 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1516 E-Book

Jason Dark

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Totenlichter brannten, wenn der Killer erschien, um seine blutigen Taten zu begehen. Er war der Rächer. Er hatte allen Sündern den Tod geschworen. Frauen, Männer, auch Kinder standen auf seiner Liste, und niemand wusste, wer sich hinter der Kutte verbarg.

Harry Stahl bekam den Auftrag, ihn zu jagen. Das tat er nicht allein, denn er holte mich ins Boot, und so begann für uns eine gnadenlose Jagd auf einen religiösen Psychopaten ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 137

Veröffentlichungsjahr: 2015

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumTotenlichterVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Totenlichter

Totenlichter brannten, wenn der Killer erschien, um seine blutigen Taten zu begehen. Er war der Rächer. Er hatte allen Sündern den Tod geschworen. Frauen, Männer, auch Kinder standen auf seiner Liste, und niemand wusste, wer sich hinter der Kutte verbarg.

Harry Stahl bekam den Auftrag, ihn zu jagen. Das tat er nicht allein, denn er holte mich ins Boot, und so begann für uns eine gnadenlose Jagd auf einen religiösen Psychopaten …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4287-8

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Totenlichter

Zwei Hände schoben die letzten störenden Zweige zur Seite, dann blieb Florian Thamm stehen. Die Dunkelheit des späten Abends hüllte ihn ein, aber daran dachte er nicht, als er nach vorn blickte und die linke Hand zur Faust ballte.

»Nein, nicht schon wieder!«, flüsterte er. Danach schloss er für einen Moment die Augen, als wollte er nicht mehr sehen, was ihm präsentiert wurde.

Er stand am Beginn des Hangs und schaute in die Tiefe. Dabei wurde ihm leicht schwindlig, und er trat sicherheitshalber einen Schritt zurück. Die zähe Wurzel, die aus dem Boden ragte, übersah er. Er stolperte und landete unsanft auf dem Hinterteil.

Der Junge blieb sitzen und atmete schwer. In seinem Kopf rauschte es, und so hörte er die Stimme seines Freundes erst beim zweiten Ruf.

»He, Florian, wo bist du?«

Mit einer müden Bewegung hob Florian den linken Arm. Er konnte im Moment nicht sprechen. Ein Kloß hatte sich in seiner Kehle festgesetzt.

Er hatte Glück, denn Moritz Müller verließ sich in diesen Augenblicken auf seine Lampe. Der armbreite Strahl huschte durch die Dunkelheit, wurde von Büschen und Stämmen aufgehalten, aber dort, wo Florian hockte, war die Umgebung nicht mehr so dicht, und so traf der Strahl die halb angehobene Hand.

»Warte, ich bin gleich bei dir.«

»Ist schon okay.«

Moritz Müller, wegen seines Haarschnitts auch Igel genannt, beeilte sich. Der Junge wusste, dass etwas passiert war, was für sie sehr bedeutsam werden konnte. Sie waren unterwegs, um etwas Bestimmtes herauszufinden, über das man in letzter Zeit viel sprach. Es hing mit der Kirche zusammen, wie sie gehört hatten, aber beide Jungen wollten nicht, dass die Kirche in den Schmutz gezogen wurde, und so hatten sie sich selbst auf die Suche gemacht, und es war Florian Thamm wohl gelungen, einen Hinweis zu finden.

Erst als Florian direkt von der Lampe getroffen wurde, drehte er den Kopf.

»Was ist denn?«

Moritz ließ sich neben ihm nieder. »Warum sitzt du hier?«

»Ich bin gestolpert.«

»Und? Ist das alles?«

»Nein.«

»Was denn noch?«

»Ich habe sie gesehen?«

»Wen und was?«

»Die Lichter.«

Moritz schluckte. Danach stöhnte er auf. »Sprichst du von den Totenlichtern?«

»Ja, nur davon.«

»Und wo sind sie?«

Florian hob müde den rechten Arm und deutete nach vorn. »Geh mal bis zum Hang. Da kannst du sie dann sehen. Ich habe mich erschreckt, weil ich nicht damit gerechnet habe, aber du weißt ja jetzt Bescheid. Sie befinden sich dort, wo der Hang zu Ende ist.«

»Ich schaue mal nach.«

Florian nickte nur. Er und sein Freund Moritz waren nicht nur beide vierzehn Jahre alt, sie gehörten auch zur gleichen Pfadfindergruppe, bei der es hieß: Jeden Tag eine gute Tat.

Ihre gute Tat bestand darin, dass sie versuchten, etwas aufzuklären, das den Menschen in der Umgebung große Sorge bereitete. Vor allen Dingen der Kirche, denn hier geschah etwas Unrechtes in deren Namen, und das konnte nicht hingenommen werden.

Die Polizei jagte einen Mörder, doch die beiden Pfadfinder suchten mehr. Sie wollten den Menschen stellen, der die Kirche so in den Dreck zog.

Es war ein Pakt zwischen ihnen. Sie hatten sich keinem Menschen anvertraut, auch dem Pfarrer nicht, und in dieser Nacht schienen sie endlich Glück zu haben, obwohl sie sich nicht darüber freuen konnten und Moritz seine Skepsis offen zeigte.

»Bist du sicher, Florian?«

»Ja, Igel, ich bin mir sicher.«

»Dann – dann schaue ich mal nach.«

»Tu das.«

Moritz war gewarnt. Er ließ die Lampe an, als er die wenigen Schritte ging. Es war kein Abgrund, von dem sein Freund gesprochen hatte. Man konnte ihn als normalen Hang bezeichnen, der auch nicht besonders lang war und dort endete, wo das mit Gras bedeckte flache Brachland begann, das sich bis zum nächsten Ort hinzog.

Moritz blieb stehen, als er die Kante erreicht hatte, und schaute nach unten.

Sein Herz klopfte schneller, und er zuckte zusammen.

Unter ihm, wo der Hang zu Ende war, brannten vier helle Lichter.

Er wusste genau, was das zu bedeuten hatte. Er fing an zu zittern, ohne dass er es wollte. In seinem Kopf rauschte es, denn diese Lichter waren nicht normal. Zumindest nicht, was ihre Bedeutung anging. Er und sein Freund hatten die Ohren offen gehalten, und sie wussten verdammt gut Bescheid. Was dort unten leuchtete, waren die Totenlichter, und sie wiesen auf etwas Bestimmtes hin, das ihm jetzt schon Angst machte.

Moritz drehte sich mit einer heftigen Bewegung um. Die Lampe machte die Drehung mit, und in ihrem zuckenden Schein sah er, dass sich sein Freund erhoben hatte.

»Und?«, fragte Florian.

»Du hast recht. Da brennen sie. Vier Totenlichter.«

»Wusste ich es doch«, flüsterte Florian. »Und was machen wir jetzt?«

»Keine Ahnung.«

»Runtergehen?«

Moritz zuckte zusammen. »Warum?«

»Um zu erfahren, ob es sich wirklich so verhält, wie wir gehört und gelesen haben.«

»Hast du denn keine Angst?«

Florian senkte den Blick. »Doch, die habe ich.«

»Aber du willst trotzdem gehen?«

Der Junge nickte.

»Dann komm«, sagte Moritz …

*

Es roch nicht nach Weihrauch oder nach irgendwelchen anderen Dingen, die man mit einer Kirche in Verbindung brachte, es war der Duft eines guten Rotweins, der in unsere Nasen stieg und unsere Gaumen streichelte, wenn wir kleine Schlucke nahmen.

Drei Menschen saßen an einem Tisch zusammen. Der eine Mann war ein Bischof, der andere hieß Harry Stahl und arbeitete für einen geheimen Dienst in Deutschland, und die dritte Person war ich.

Es war Harry Stahl gewesen, der mich gebeten hatte, nach Deutschland zu reisen, damit ich ihm bei einem Problem behilflich sein konnte, das nicht nur ihn anging, sondern besonders die Kirche betraf, und deshalb war auch der Bischof eingeweiht, der seinen Humor verloren hatte und dessen Augen immer wieder verschleierten, wenn er an bestimmte Vorgänge dachte, die passiert waren.

»Sie haben also drei Tote gefunden«, fasste ich zusammen.

»Ja, drei Männer. Geschmückt mit Lichtern. Totenlichter. Sie lagen da wie aufgebahrt, und keiner von ihnen lebte mehr. Es waren Menschen mit keiner normalen Vergangenheit. Sie hatten auch nichts mit der Kirche zu tun, aber die Botschaft, die man bei ihnen fand, war eindeutig. Es hieß immer wieder: Tod den Sündern!«

»Waren es denn auch Sünder?«

Der Bischof verzog sein sonnenbraunes Gesicht. »Wer von uns ist denn ohne Schuld und Sünde? Niemand, denke ich. Sie nicht, Herr Sinclair, ich nicht und der Papst auch nicht. Aber dieser unbekannte Mörder maßt sich an, die Menschen zu richten, die er als Sünder betrachtet. Er tötet sie mit Messern, die aussehen wie Kreuze, und wir sind bisher machtlos gewesen. Es wird wirklich Zeit, dass der Täter gefunden wird. Bisher hat die Presse nur über die Morde geschrieben, aber keine genauen Einzelheiten preisgegeben. Lange wird sie nicht mehr ruhig bleiben. Für uns wäre der Imageschaden enorm. Das möchte ich verhindern. Ich habe mit der Polizei gesprochen. Man will alles tun, um den Täter zu fangen, aber ich bin noch einen zweiten Weg gegangen und habe mich mit Herrn Stahl in Verbindung gesetzt. Wir haben uns mal auf einer längeren Zugfahrt kennen gelernt und ein sehr interessantes Gespräch geführt.«

»Stimmt«, bestätigte Harry. »Ich habe dem Bischof dann meine Telefonnummer gegeben. Praktisch für den Notfall, wenn er mal besondere Probleme hat, und die sind jetzt eingetreten, finde ich.« Er schaute mich an und lächelte knapp. »Ich sah die Probleme als so groß an, dass ich dir Bescheid gegeben habe.«

»Klar, Harry. Deshalb bin ich auch hier.«

Mein deutscher Freund hatte mich noch in Rumänien telefonisch erwischt, wo Suko und ich einen Werwolf, die Balkan-Bestie, gejagt und gestellt hatten. Während Suko weiter nach London geflogen war, hatte ich meinen Flug umgeleitet und war in Frankfurt ausgestiegen, wo Harry mich erwartet hatte, um mit mir ins Frankenland zu fahren, denn hier waren die drei Morde geschehen.

»Was hat man bisher herausgefunden?«, wollte ich wissen.

Der Bischof schüttelte den Kopf. Sein glattes dunkles Haar blieb bei dieser Bewegung liegen.

»Nichts?«

»So gut wie nichts.«

Es gab auch keine Fingerabdrücke. Man hatte nur Fußspuren gefunden. Das letzte Opfer lag auf einem Altar in einer kleinen Dorfkirche. Zum Glück hat der Pfarrer es entdeckt, und er hatte es unter der Decke halten können, sodass nicht zu viel davon bekannt geworden war.

»Und wer waren diese Menschen?« Ich stellte ihm die Frage, obwohl ich bereits mehr über die Opfer wusste. Das hatte mir mein Freund Harry Stahl mitgeteilt.

»Sünder, wenn Sie so wollen.«

»Bitte?«

Der Bischof lächelte. »Ich muss Ihnen das erklären, Herr Sinclair. Natürlich ist jeder von uns ein Sünder, das steht außer Frage. Aber die Toten waren besondere. Menschen, die Verbrechen verübt haben, aber aus Mangel an Beweisen nie vor Gericht gestellt werden konnten. Pädophile, Kinderschänder, ein angeblicher Mörder. Ich habe mich erkundigt, aber ich bin keinen Schritt weiter gekommen.«

»Gut, das wissen wir jetzt. Und gibt es einen Punkt, an dem wir einhaken können? Einen Verdacht? Kennen Sie jemanden, dem sie so etwas zutrauen?«

»Ich denke nicht.«

»Und was ist mit der Polizei?«

Die Antwort bekam ich von Harry Stahl. »Von der kommt bisher auch nichts, John. Ich habe mit den zuständigen Stellen gesprochen. Man tappt einfach im Dunkeln. Mehr kann ich nicht sagen.«

»Oder hält man Informationen zurück?«

In Harrys Augen funkelte es. »Das will ich doch nicht hoffen. Nein, nein, das wäre …« Er winkte ab.

»Unmöglich?«

»Unmöglich ist nichts, John.«

»Aber du weißt, dass sich die Dienste untereinander nicht besonders mögen.«

»Ja, das ist mir schon klar. Aber in diesem Fall glaube ich wirklich nicht daran.«

»Dann sehen wir uns alle ratlos«, fasste der Bischof zusammen. »Oder liege ich da falsch?«

»Im Moment nicht«, gab ich zu. »Eines steht jedoch fest«, fügte ich hinzu. »Die Taten sind alle in einem bestimmten Gebiet verübt worden. Zwischen Bamberg und Erlangen. Hier müsste man den Täter suchen, sage ich mal.«

»So sehen wir das auch«, meinte der Bischof. »Die Polizei ist in Alarmbereitschaft versetzt worden, aber ohne Spuren kann niemand etwas unternehmen.«

»Das sieht nicht gut aus«, gab ich zu.

»Aber wir machen trotzdem weiter«, sagte Harry schnell, als er die Enttäuschung als trüben Ausdruck auf dem Gesicht des Bischofs sah. »Sie brauchen keine Befürchtungen zu haben.«

Der hohe Geistliche lächelte jetzt. »Die habe ich auch nicht. Ich habe nur Angst davor, dass noch mehr Menschen diesem Killer zum Opfer fallen werden.«

Ich blieb Realist und sagte: »Das ist zu befürchten.«

Der Bischof hob sein Glas an. Dabei schaute er versonnen gegen die dünne Glaswand. Er wollte lächeln, was er nicht schaffte. So verzerrte sich sein Mund, bevor er sagte: »Es ist gut, dass nur wir drei eingeweiht sind. Selbst Edgar Braun, mein Fahrer, weiß nichts davon. Ich habe ihm frei gegeben. So sind wir unter uns.«

Wir tranken. Der rote Frankenwein lief geschmeidig über meine Zunge in die Kehle. Ich hätte ihn lieber zu einem anderen Anlass getrunken, aber ich musste mich zusammen mit Harry Stahl den Tatsachen stellen.

»Haben Sie schon eine Idee, wo Sie ansetzen könnten?«, erkundigte sich der Bischof.

»Keine konkrete«, gab Harry zu. »Ich werde noch mal vorsichtig bei den Kollegen nachhaken, ob sich etwas Neues ergeben hat. So recht daran glauben kann ich nicht. Wichtig ist, dass nicht zu viele Menschen davon wissen.«

»Ich kann Ihnen keine genaue Zahl nennen und für nichts garantieren. Offiziell habe ich nichts gesagt, aber Sie wissen ja, wie das ist. Menschen sind manchmal mehr als neugierig und basteln sich aus irgendwelchen Informationen etwas zusammen. Es ist ans Tageslicht gekommen, dass Kerzen an den Fundorten brannten. Der Begriff Totenlichter tauchte plötzlich auf, aber das alles ist nicht richtig zu fassen.«

Mein Misstrauen war erwacht. »Also könnten doch mehr Menschen davon wissen, als Sie denken?«

»Das kann ich leider nicht ausschließen.« Der Bischof setzte sein Weinglas ab, das er bisher in der Hand gehalten hatte. »Ich hoffe nur, dass man sich mit Informationen zurückhält. Alles andere ist Ihre Sache, und ich werde für Sie beten, dass Sie es schaffen, diese schändlichen Taten aufzuklären. Mit einem Kreuz Morde zu begehen, auch wenn man die Waffe als Messer bezeichnet, empfinde ich als gotteslästerlich.«

»Ein Fanatiker«, sagte ich.

»Ja. Einer, der die Sünder hasst und dabei selbst zu einem solches geworden ist.«

Harry tippte gegen seine Stirn. »Der Mann ist nicht ganz richtig im Kopf.«

»Kann sein«, sagte ich. »Was aber nicht ausschließt, dass er intelligent und raffiniert ist.«

»Gut, das gebe ich zu.«

Der Bischof nickte. »Er wird weitermachen, das weiß ich. Und es wird noch mehr Opfer geben.« Seine Augen blitzten. »Es ist einfach nur schlimm. Ich bete zum Himmel, dass es so schnell wie möglich vorbei ist.«

»Wir werden tun, was in unseren Kräften steht«, sagte ich. Dabei wusste ich, dass unsere Erfolgsaussichten bisher nicht sehr groß waren. Es gab einfach zu wenig Spuren. Wir mussten uns zunächst auf das verlassen, was die Polizei herausgefunden hatte. Und diese Informationen besaß Harry Stahl.

Der Bischof brachte uns bis zur Tür. Draußen hatte sich die Nacht unhörbar angeschlichen und bereits ihren dunklen Teppich über das Land gelegt.

Harrys Opel parkte nur ein paar Schritte entfernt. Wir stiegen ein, und Harry, der nur zwei, drei Schlucke Wein getrunken hatte, machte nicht eben ein fröhliches Gesicht.

»Der Fall nimmt mich stark mit, John, das will ich dir ehrlich sagen.«

»Ja, er ist schon schlimm. Aber wir sollten uns trotzdem den Abend nicht vermiesen lassen. Hat uns der Hotelchef nicht versprochen, dass wir noch eine Kleinigkeit zu essen bekommen?«

»Das stimmt.«

»Dann könnte ich jetzt ein paar Bratwürste vertragen und dazu ein kühles Rauchbier trinken.«

»He, woher kennst du das denn?«

»Es gab mal einen Fall, den ich in Bamberg lösen musste.«

»Ohne mich?«

»Ja, aber ich hatte trotzdem Unterstützung. Ein Kommissar Hinz und ich haben gut zusammengearbeitet, und nach der Lösung des Falles habe ich dann die kulinarischen Highlights der Gegend hier kennen gelernt.«

»Wenn das so ist«, sagte Harry, »will ich dich nicht enttäuschen …«

*

Florian Thamm und Moritz Müller rutschten den Hang mehr hinab, als dass sie ihn gingen. Beiden war nicht besonders wohl zumute, doch niemand von ihnen würde es offen zugeben.

Jetzt war für sie erst mal das Ziel wichtig.

Beide wurden von der Dunkelheit der Nacht umhüllt. Aber es gab die helle Insel auf der Rasenfläche vor ihnen, die immer leicht feucht war, weil sich in der Nähe einige kleine Teiche befanden, die nur in sehr trockenen Sommern Schlammlöcher waren.

Es hatte viel geregnet in der letzten Zeit, und so war der Boden entsprechend nass. Zweimal waren die beiden ausgerutscht, aber das machte ihnen nichts aus. Später würden sie den Hang wieder hinaufsteigen müssen, um zu den Fahrrädern zu gelangen, die sie am Waldrand abgestellt hatten.

Obwohl sie ihre Taschenlampen nicht gebraucht hätten, gaben diese weiterhin ihr Licht ab. Das Licht dämpfte ihre Furcht ein wenig, und so leuchteten sie auch die Umgebung ab. Die langen Strahlen stachen ins Dunkel. Etwas, das sie interessieren könnte, entdeckten sie allerdings nicht.

Nebeneinander gingen sie auf die helle Insel mit den vier Lichtern zu. Je näher sie kamen, umso deutlicher sahen sie, wie die kleinen Flammen tanzten. Aber der schwache Wind blies sie nicht aus, denn sie wurden durch Glas geschützt.