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Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!
Siebzehn Jahre alt musste Elisa Foret werden, um zu erfahren, wer ihr Vater war - der Teufel nämlich.
Klar, dass die Schülerin eines Internats geschockt war, denn ihre Mutter hatte beschlossen, dass auch sie eine Liaison mit dem Höllenherrscher eingehen sollte.
Und dieser Plan wurde eiskalt in die Tat umgesetzt ...
John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 148
Veröffentlichungsjahr: 2015
John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.
Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.
Siebzehn Jahre alt musste Elisa Foret werden, um zu erfahren, wer ihr Vater war – der Teufel nämlich.
Klar, dass die Schülerin eines Internats geschockt war, denn ihre Mutter hatte beschlossen, dass auch sie eine Liaison mit dem Höllenherrscher eingehen sollte.
Und dieser Plan wurde eiskalt in die Tat umgesetzt …
Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve
ISBN 978-3-8387-4300-4
www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de
»Du weißt, dass dein Vorhaben nicht gut für dich ist, Elisa.«
Das junge Mädchen hob die Schultern und sah, wie die Nonne sich zu ihr hinüber beugte.
»Deine Mutter steht mit dem Bösen im Bunde.« Die fromme Frau senkte die Stimme. »Manche behaupten sogar, dass sie sich mit dem Teufel verbündet hat.«
Elisa sagte nichts. Ihre dunklen Augen schimmerten und weiteten sich immer mehr. »Aber sie ist meine Mutter«, sagte sie schließlich. »Sie hat mich geboren.«
»Ja, ja, das schon. Sie hat dich zur Welt gebracht. Aber wer ist dein Vater? Hat sie dir das verraten?«
»Nein.«
»Uns auch nicht.« Die Nonne lächelte, und ihr Gesicht legte sich in zahlreiche Falten. »Ich will ja nicht wiederholen, was manche bösen Menschen sich so unter der Hand erzählen, aber ich habe schon gehört, dass dein Vater der Teufel sein soll, dem sich deine Mutter Camilla angeboten hat, als in einer Nacht die großen Unwetter tobten und Wassermassen viele Häuser verschluckt haben. Das war eine Nacht, die wir älteren Menschen nicht vergessen haben. In ihr wurde viel gebetet, aber auch geflucht, und da soll es dann passiert sein. ER ist zu ihr gekommen. ER hat sie geschwängert, und du bist ein Teil von ihm.«
Elisa erschrak über derartige Worte, und sie fragte mit leiser Stimme: »Glaubst du das denn?«
»Nein, ich nicht. Und die anderen Schwestern hier auch nicht. Aber du weißt, was die Leute in den Dörfern so reden. Und wenn diese Reden oft genug wiederholt werden, dann glaubt man ihnen. Ob sie nun wahr sind oder nicht.«
»Trotzdem ist sie meine Mutter!«, erklärte Elisa trotzig. »Ich kann sie doch nicht einfach vergessen.«
»Das sollst du auch nicht, auch wenn sie dich weg gegeben hat, als du noch sehr klein gewesen bist. Wir haben dich aufgenommen. Du bist hier bei uns aufgewachsen. Du hast hier deine Schulausbildung bekommen, und ich muss zugeben, dass du sehr gut gelernt hast. Das hat uns alle froh gemacht.«
»Das weiß ich alles, Schwester Agnes. Ich bin euch auch dankbar. Aber ich habe auf dieser Schule auch den Satz gehört, dass Blut immer dicker ist als Wasser.«
»Das stimmt.«
»Also kann man mir nicht verdenken, dass ich zu meiner Mutter will, die ja nicht weit von hier wohnt, wie ich erfahren habe. Ich möchte sie besuchen. Alt genug bin ich.«
»Ja, siebzehn Jahre.« Schwester Agnes lächelte. »Man glaubt gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht.«
»Genau, ich hatte vor einer Woche Geburtstag.«
»Aber du bist noch nicht erwachsen, Kind. Da musst du noch ein Jahr warten.«
»Macht das denn etwas aus?«
»Ohhh – in deinem Alter schon, meine liebe Elisa. Ja, es macht sehr viel aus. In meinem Alter nicht. Du befindest dich in der Entwicklung, auch wenn diese bereits weit fortgeschritten ist. Aber das Gesetz hat eben altersmäßig seine Grenzen gesetzt. Das solltest du nicht vergessen, und auch wir halten uns daran.«
»Dann wollt ihr mich einsperren – oder?«
»Wie kommst du darauf?«, flüsterte Schwester Agnes entrüstet. »Das finde ich nicht fair. Niemand ist in diesem Internat eingesperrt. Wer sagt denn so etwas?«
»Manche Schülerinnen.« Es war Elisa nur so herausgerutscht, und sie versuchte augenblicklich, die Antwort zu relativieren. »Sie sagen es nicht direkt.«
»Aber wie kommen sie darauf?«
»Sie denken einfach so, Schwester Agnes. Hier ist nicht alles das erlaubt, was auf anderen Schulen an der Tagesordnung ist. Das habe ich damit gemeint.«
»Da bin ich aber sehr froh, und, mein Kind, ich bin nicht von gestern. Ich weiß auch, dass es bei gewissen Partys sehr wild zugeht. Da kann man sich noch so viel vornehmen, der Teufel, der steckt auch manchmal im Alkohol und in den Drogen.«
»Damit habe ich nichts zu tun. Ich will nur meine Mutter besuchen, das ist alles.«
»Ja, wenn sie normal wäre.«
Elisa schloss für einen Moment die Augen. »Bitte, was meinen Sie damit? Kennen Sie meine Mutter denn so genau? Wissen Sie, was mit ihr los ist? Sie müssen doch einen Beweis dafür haben, wenn Sie so etwas behaupten.«
»Ich habe sie seit Jahren nicht mehr gesehen. Aber ich habe gute Ohren. Was hier in den Dörfern der Umgebung passiert, das dringt auch bis zu uns.«
»Und deshalb glauben Sie über meine Mutter informiert zu sein?«
»Ja.«
»Wie das?«
»Man erzählt sich einiges über sie. Man spricht mit ihr, ohne Zweifel. Sie ist keine Ausgestoßene. Sie lebt am Dorfrand und führt ein kleines Geschäft. Einen Kräuterladen, wie man mir sagte. Manche bezeichnen sie als Hexe. Es gibt Leute, die sollen sie des Nachts tanzen gesehen haben. Sie soll dann den Teufel angerufen haben, aber ich selbst bin nicht dabei gewesen, meine Liebe. Ich kann nur wiederholen was man sich so erzählt, und das«, sie hob die Schultern, »dringt eben bis zu uns durch. Um es kurz zu machen, Elisa, deine Mutter wird noch heute als Hexe angesehen, und das in einer Zeit des Internets und des Computers.«
»Das glaube ich nicht. Hexen gibt es in Märchenbüchern, und die kann ich mir hier ausleihen. Hexen hat es nie gegeben. Ich will daran nicht glauben. Über dieses Thema habe ich schon mit einem Pfarrer gesprochen, der bestand darauf, dass es keine Hexen gibt.«
»Ja, ja, so seid ihr jungen Leute. Aber denk immer daran, Elisa, auch das Internet und all der moderne Kram kann das nicht für immer vergraben, was sich über die Jahrhunderte hinweg gehalten hat. So und nicht anders muss man die Dinge sehen. Irgendwann wird es zurückkehren, und ich kenne Menschen, die davor warnen. Deshalb sollten wir Menschen gerüstet sein. Gerade hier in der Schule wollen wir euch darauf vorbereiten.«
Elisa Foret wollte zum Schluss kommen. »Dann verbieten Sie mir also den Besuch bei meiner Mutter?«
Schwester Agnes schüttelte den Kopf und lächelte. »Ach, Kind, ich würde ihn dir gern verbieten, aber du hast Recht mit deiner Antwort. Du bist schon recht alt geworden. Du kannst zu deiner Mutter fahren, aber ich möchte, dass du meine Warnungen im Kopf behältst. Ist das klar für dich?«
»Ich habe verstanden.«
»Dann möge dich der Allmächtige behüten.« Schwester Agnes gab dem jungen Mädchen ihren Segen und stellte danach noch eine letzte Frage. »Weißt du wie deine Mutter aussieht?«
»Nein, nicht wirklich.«
»Sie ist noch nicht so alt. Sie hat dich in jungen Jahren bekommen, aber das Leben soll sie gezeichnet haben, wie ich hörte. Sie sieht älter aus als sie ist. Ich will nicht sagen, dass sie vom Aussehen her deine Großmutter sein könnte, aber wie schon gesagt, du solltest dich nicht wundern.«
»Danke, Schwester Agnes, das Sie Verständnis für mich haben. Ich werde es Ihnen nie vergessen.«
Die Frau winkte ab. »So schlimm ist es nicht. Außerdem bist du fast erwachsen.« Sie ließ ihre Blicke über die Gestalt der Siebzehnjährigen gleiten. »Du bist sehr hübsch. Du hast schon den Körper einer Frau, und deshalb rate ich dir, auf dich Acht zu geben. Die Welt draußen ist anders, ganz anders als die, in der wir hier leben.«
»Ich passe schon auf, und einen Freund habe ich noch nicht, Schwester.«
»Das hätte ich auch gewusst.«
»Ehrlich?«
»Ja, denn ganz so dumm sind wir nicht. Auch wir wissen, was in der Welt passiert. Wir beobachten, wir ziehen unsere Schlüsse, denn nur dann können wir unsere Empfehlungen geben oder bestimmte Warnungen aussprechen.«
Elisa war aufgestanden und schaute die Schwester an. »Ja«, flüsterte sie, »ja. Ich denke, dass ich die Dinge bisher wohl nicht richtig eingeschätzt habe. Lehrpersonen sind wohl nicht nur die Feinde der Schüler, sondern auch die Freunde.«
»Und Begleiter, mein Kind.«
»Ja, das muss man wohl so sehen.« Elisa nickte der Schwester zu und lief schnell aus dem Zimmer. Den nachdenklichen Blick, den man ihr nachwarf, sah sie nicht. Deshalb sah sie auch nicht, wie die Frau zum Telefonhörer griff und nur einen Satz sagte, als der andere Teilnehmer abhob.
»Es ist so weit.«
»Ach! Kommt sie?«
»Ich denke schon.«
»Und weiter?«
»Jetzt liegt alles an dir …«
*
Elisa dachte darüber nach, ob sie jetzt ein schlechtes Gewissen haben musste, als sie ihr Fahrrad aus dem Ständer holte und sich auf den Sattel schwang.
Nein, ganz und gar nicht. Es war einfach legitim, wenn sie so dachte. Camilla war ihre Mutter und Elisa hatte ein Recht darauf, sie zu sehen, auch wenn diese Frau das Kind kurz nach der Geburt weg gegeben hatte, wobei ihr die genauen Umstände nicht bekannt waren. In den zurückliegenden Jahren hatte sie sich kaum mit diesem Thema beschäftigt, doch jetzt, kurz vor dem offiziellen Erwachsenwerden, war dieser Wunsch in ihr hochgekommen und konnte auch nicht mehr unterdrückt werden. Es gab eine Blutsverwandtschaft zwischen ihnen, und Elisa hatte das Gefühl, dass sich diese Verwandtschaft mit fortschreitender Zeit noch verstärkt hatte. Der Wunsch war viel drängender geworden. Sie konnte sich einfach nicht mehr zurückhalten. Es war ihr vorgekommen, als hätte die Mutter sie gelockt.
Natürlich drängten sich Fragen auf, die auch nicht losließen, als sie den Weg in Richtung Ortschaft einschlug. Da das Internat auf einer flachen Anhöhe lag, konnte sie ihr Rad eigentlich rollen lassen und nur hin und wieder abbremsen. Es war so einfach ins Tal zu fahren. Umgekehrt gab es Probleme. Da stiegen die meisten Radfahrer ab, wenn sie den Hügel hochfuhren.
Es war ein Tag, der nicht eben von der Sonne verwöhnt wurde. Sie hielt sich hinter einer grauen Wolkenwand verborgen. Im letzten Sommer hatte es zu viel geregnet, und besonders die Anzahl der Unwetter hatte zugenommen. Nur einige Kilometer entfernt war es zu großen Überschwemmungen gekommen. Da hatten die Menschen ihre Keller leer pumpen müssen, in die Wasser und Schlamm wie ein Sturzbach geschäumt waren.
Ein Auto kam ihr entgegen. In dem kleinen Lupo saßen vier Personen. Junge Leute, die hupten und Grimassen schnitten, als sie die Schülerin passierten.
Elisa lächelte zurück. Sie war ein hübsches Mädchen mit einer weiblichen Figur. Dem Schönheitsideal einer dieser dürren Laufsteg-Zombies entsprach sie in keiner Weise. Sie hatte etwas auf den Rippen. Runde Formen, ein ebenfalls rundes Gesicht, und die langen braunschwarzen Haare band sie des Öfteren zu einem Pferdeschwanz zusammen.
Je mehr sie sich dem Ort näherte, umso schneller fuhr sie. Der Untergrund änderte sich ebenfalls. Die Reifen rollten jetzt über glatten Asphalt, der nur hin und wieder einige Risse aufwies. Die letzten hundert Meter musste sie durch einen lichten Wald fahren, um dann den kleinen Ort mit den rotbraunen Fachwerkhäusern zu erreichen, die für diese Gegend so typisch waren.
Sie kannte sich aus. Und sie wusste, wo ihre Mutter lebte. Elisa hatte sie zwar noch nie besucht, aber ihr war der Laden bekannt, den ihre Mutter betrieb. Er lag am nördlichen Ende, wo auch die ersten Hinweisschilder standen, die den Weg zur Autobahnen wiesen.
Das Haus beinhaltete zugleich das Geschäft, in dem Camilla Foret ihre Waren verkaufte. Kein Bio-Laden, eher einer, in dem man Kräuter und Gewürze bekam, aber auch andere Dinge, die in den esoterischen Bereich fielen. Glückssteine, Perlen, Kristalle, Amulette und so weiter. Dafür hatte sich Elisa nie interessiert. Erst als sie sich näher mit ihrer Mutter beschäftigt hatte, war sie auf diese Dinge gestoßen, und sie hatte dafür gesorgt, dass sie auf ein Kennenlernen noch gespannter war.
Schon jetzt klopfte ihr das Herz stärker als normal, und das war nicht auf das Radfahren zurückzuführen. Eine innere Spannung hatte sich aufgebaut, so mancher Schauer rann über ihren Rücken, wenn sie an ihre Mutter dachte, und so konzentrierte sie sich nur auf sie und sah von der Umgebung kaum etwas.
Die Menschen, die hier lebten, bezeichneten den kleinen Ort als eine Idylle. Hier gab es keinen Schmutz auf den Straßen, hier wurden die Häuser gepflegt, und wer hier eine Mietwohnung suchte, hatte es schwer, denn die meisten Häuser wurden von den einheimischen Familien bewohnt.
Elisa kannte kaum jemanden im Dorf. Ihre Welt lag weiter oben auf dem flachen Hügel, wo das Internat stand. Zwei mal war sie in einer Dorfdisko gewesen, doch gefallen hatte es ihr nicht. Es gab zu viele betrunkene junge Männer. Einmal hatte sie eine Flatrate-Party erlebt. Da hatte sie sehen können, was der Alkohol mit den jungen Leuten anstellte. Da fielen alle Hemmungen und das auch bei jungen Männern, die sie ab und zu in der Kirche als Messdiener am Altar gesehen hatte.
Es war nicht ihre Welt, da fühlte sie sich im Internat besser aufgehoben.
Doch jetzt machte sie den Ausflug in die Realität. Weg von der Insel der Seligen, wie man den Ort auf dem Hügel hin und wieder nannte. Wobei sie zugeben musste, dass das Dorf ihr nicht so fremd war. Sie kam schon in der normalen Welt zurecht. Nur konnte sie sich nicht mit den Extremen anfreunden.
Das Haus der Mutter. Das kleine Geschäft. Es lag dort, wo die Häuser weniger wurden und schließlich völlig verschwanden. Da führte dann die Straße in die Felder hinein und überquerte auch einen kleinen Bach, der nahe der Karpfenteiche lag. Das Gebiet gehörte noch zum Ort, und auch das Haus stand nicht weit entfernt. Von ihm aus waren die Teiche gut zu sehen, die sich wie Augen auf dem Boden ausbreiteten.
Als sie den Schutz der Häuser verließ, spürte sie wieder den Fahrtwind, der in ihr Gesicht schlug und die dünne Windjacke leise flattern ließ. Sie duckte sich und hörte die Hupe eines Autos, das sie überholte. Dort fuhr ein Bekannter, aber sie sah nicht, wer es war.
Die linke Seite war wichtig. Dort befand sich das Haus. Es stand in gewisser Weise einsam, da es keine unmittelbaren Nachbarn gab. Dafür einige Bäume, die ihr Laubdach ausbreiteten und dabei so etwas wie einen Garten bildeten. Von der Straße her führte ein krummer Weg auf das Haus zu, an dessen Vorderseite ein Schild auf das hinwies, was den Besucher erwartete.
WAS DAS LEBEN BESSER MACHT. NATUR PUR
Elisa lächelte etwas schief, als sie von der Straße abbog und dabei vom Rad stieg. Der Weg war etwas holprig, und so schob sie ihr Rad auf das Haus zu.
Als Hexenhaus konnte man es nicht bezeichnen, auch wenn es recht niedrig war. Kletterpflanzen hatten sich ihren Weg gebahnt und schoben sich an den Wänden hoch. Die Fenster bedeckten sie nicht, da waren sie beschnitten worden. Die Blätter glänzten als hätte man sie mit Öl eingerieben.
Vor dem Haus war Platz genug, um Autos abstellen zu können. Sie sah keinen Wagen.
Ihr Herz klopfte schneller. Auf der Stirn spürte sie einen dünnen Schweißfilm, wenn sie auf die Finger ihrer gespreizten Hände schaute, sah sie das leichte Zittern.
Noch wenige Schritte, dann stand sie vor der Eingangstür, und Elisa fragte sich jetzt, ob sie richtig gehandelt hatte, ihrer Neugierde freien Lauf zu lassen. Das hier war ihr alles fremd, und wie fremd würde es erst werden, wenn sie plötzlich einer Frau gegenüberstand, die sie noch nie zuvor gesehen hatte, die aber ihre Mutter war. Wobei sie über den Vater nicht nachdenken wollte, denn von ihm wurde am besten nicht gesprochen.
Angeblich sollte es der Teufel gewesen sein, wobei Elisa sich das nicht vorstellen konnte. Der Teufel war einfach zu abstrakt. Sie konnte sich kein Bild von ihm machen, und sie glaubte nicht an das, was sie auf alten Zeichnungen und Bildern gesehen hatte, wo der Herrscher der Hölle als widerliches Geschöpf dargestellt wurde. Mit einem von Fell bedecktem Körper, einem langen Schweif, einem abstoßenden Gesicht, auf dessen Stirn zwei Hörner wuchsen.
Das sollte der Teufel sein? Das diejenige Unperson, die ihre Mutter geschwängert hatte?
Allein der Gedanke daran trieb ihr die Röte ins Gesicht. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass sich ein derartiges Wesen im Bett ihrer Mutter oder wo auch immer herumgetrieben hatte. So etwas war einfach zu weit weg, aber in diesen Augenblicken drängten sich derartige Bilder wieder in ihr Gedächtnis.
Vor der Tür blieb sie stehen. Sie zeigte einen dunkelbraunen Anstrich, der einige Flecken aufwies. Dazu passte der abgeschabte Türgriff. Eine Klingel suchte sie vergebens. Wer das Haus und damit den Laden betreten wollte, der öffnete einfach die Tür.
Das musste sie auch machen.
Aber Elisa zögerte. In ihrer Brust erlebte sie eine Enge, die sie beim Atmen störte. Ihr Kopf war voller Geräusche. Da konnte sie von einem Brausen sprechen. Die Knie fühlten sich weich an, und der Schweiß bedeckte jetzt auch ihre Oberlippe.
Du musst dich jetzt zusammenreißen!, hämmerte sie sich ein. Du darfst jetzt nicht die Nerven verlieren. Du bist den Weg so weit gegangen, und du kannst unmöglich einen Rückzieher machen.