John Sinclair 1531 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1531 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Tabea Sanchez war eine junge Frau, die unter einem schrecklichen Aussatz litt. Ihr Körper war mit eiternden Geschwüren bedeckt und niemand, nicht einmal die Schamanin, hatte ihr helfen können. Keiner wollte sie bei sich haben, und so wurde sie aus dem Dorf gejagt. Hinein in den Dschungel, denn selbst ihre Eltern waren dafür.

Aber Tabea überlebte, und sie hatte nichts vergessen. Der Geist eines alten Götzen hatte sich ihrer angenommen, und so kehrte sie als rachsüchtige Killerin zurück.

Nicht mehr in ihrer Heimat, denn jetzt war London ihr Ziel ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDschungel-TodVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Dschungel-Tod

Tabea Sanchez war eine junge Frau, die unter einem schrecklichen Aussatz litt. Ihr Körper war mit eiternden Geschwüren bedeckt und niemand, nicht einmal die Schamanin, hatte ihr helfen können. Keiner wollte sie bei sich haben, und so wurde sie aus dem Dorf gejagt. Hinein in den Dschungel, denn selbst ihre Eltern waren dafür.

Aber Tabea überlebte, und sie hatte nichts vergessen. Der Geist eines alten Götzen hatte sich ihrer angenommen, und so kehrte sie als rachsüchtige Killerin zurück.

Nicht mehr in ihrer Heimat, denn jetzt war London ihr Ziel …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4302-8

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Dschungel-Tod

Tabea Sanchez schrie erbärmlich auf, als das Geschwür wieder mal aufplatzte. Die verdammten Schmerzen waren jedes Mal schlimm. Immer dann, wenn sich die Geschwüre aufblähten und anschließend auseinandergerissen wurden. So wie jetzt. Eigentlich wie immer. Wie fast in jeder Nacht und manchmal auch bei Tag.

Die Frau lag in ihrem primitiven Bett und stöhnte. Alles um sie herum war primitiv. Die Hütte, das Dorf, die Menschen, die vor ihr Angst hatten und sie als Verfluchte bezeichneten.

Sie lag auf dem Rücken. Bis auf einen Lendenschurz war sie nackt. Sie wollte keine Kleidung tragen. Kein Druck auf ihre Geschwüre, das wäre schlimm gewesen. Nur ein dünnes Laken bedeckte ihren Körper. Es sah aus wie ein fleckiges Leichentuch …

Sie war allein. Eigentlich war sie immer allein. Ihre Eltern hatten sie verlassen. Sie wollten sie nicht mehr sehen. Sie hatten nur von hier weg gewollt und nichts mehr wissen wollen von dem Ort, in dem sie und ihre Tochter aufgewachsen waren.

Auch die Verwandten hatten sich von ihr abgewandt. Nur nicht mit dieser Verfluchten und Aussätzigen in Verbindung gebracht werden. Das wäre fatal gewesen.

Der letzte Schutz war dahin. Jetzt gab es nur noch die Fremden im Ort. Die Bewohner des Dorfes, die mit ihr nichts am Hut hatten. Sie waren mit ihr weder verwandt noch verschwägert. Sie brachten einer Aussätzigen wie ihr keine Gefühle entgegen. Wie auch? Man hasste sie. Sie war der Schandfleck, den man verstecken musste.

Auch darunter litt Tabea. Sie wusste nicht, wie es mit ihr weitergehen sollte. Man hatte ihr gesagt, dass es zu einem Ende kommen würde, aber wie das aussah, wusste Tabea nicht.

Es stand dicht bevor.

Die Bewohner hatten sich bereits vor der Hütte versammelt. Wie viele es genau waren, wusste sie nicht. Aber mehr als drei, das entnahm sie dem Klang der Stimmen.

Die Dunkelheit war längst hereingebrochen. Nur hatte es die Nacht nicht geschafft, die schwüle Hitze zu vertreiben. Sie lastete wie eine gewaltige Steinplatte über dem Ort und dem nahen Dschungel.

»Sie kann nicht mehr unter uns bleiben!«, keifte eine Frauenstimme. »Sie steckt uns alle an. Die Geschwüre hat der Teufel hinterlassen. Er hat sie gezeichnet. Sie gehört nicht zu uns, verflucht noch mal! Wir müssen sie wegjagen. Selbst der Schamane hat es nicht geschafft, sie zu reinigen, und ein Priester brachte es auch nicht fertig. Wir sind verflucht. Erst wenn sie nicht mehr da ist, haben wir unsere Ruhe. Habt ihr das verstanden?«

»Ja.«

Die Frau keifte weiter. »Selbst ihre Eltern haben sie verlassen. Sie hat keine Verwandte, keine Freunde, und ich sehe nicht ein, dass wir uns um sie kümmern.«

»Willst du sie töten?«, fragte jemand.

»Bin ich eine Mörderin?«

»Was dann?«

»Das habe ich schon gesagt. Sie soll aus dem Dorf verschwinden. Wir werden sie fortjagen. Sie muss in den Dschungel. Ja, da soll sie sich allein durchschlagen. Vielleicht lauert dort der Teufel auf sie.«

»Wer geht rein?«

»Ich«

»Du, Rita?«

»Ja, ich werde es tun. Ich werde ihr zeigen, wer sie ist. Ich werde sie rausholen.«

Sekundenlang herrschte Schweigen, und auch Tabea Sanchez hielt den Atem an. Töten wollte man sie nicht, das war schon mal ein Vorteil. Aber man würde sie in den Dschungel jagen, und wenn sie von dort zurückkehren würde, war es mit ihr vorbei.

»Na los, geh schon, Rita.«

»Ja, ja …«

Tabea schaute zur Tür. Das Flackerlicht der Fackeln tanzte hin und her. Der Widerschein drang durch die Ritzen und Spalten des Hauses. Er hinterließ huschende Muster auf dem Boden, als wären Geister dabei, sich in der Hütte zu verteilen.

Eine kräftige Hand riss die Tür auf. Jetzt hatte der Lichtschein freie Bahn. Er huschte zuckend in die Behausung und traf Tabea Sanchez, die sich in ihrem Bett aufgerichtet hatte.

Hinter der Tür drängten sich die Bewohner des Dorfes, die jetzt zu neugierigen Gaffern geworden waren. Es traute sich keiner so recht vor – bis auf eine Person.

Die alte Rita.

Sie war mal eine Schamanin gewesen, aber das lag lange zurück. Jetzt gehörte sie zu den weisen Frauen, bei denen man sich Rat holte. Der große Zauberer war jetzt ein anderer, aber für Rita gab es noch genügend andere Aufgaben.

Sie betrat die Hütte. Mit beiden Händen hielt sie einen rechteckigen Gegenstand fest, von dem die im Bett sitzende Tabea nur die Rückseite sah. Die vordere blieb ihr verborgen, doch auf sie schaute Rita und sah sich selbst in der Spiegelfläche.

»Hast du uns gehört, Tabea?«

»Ja.«

»Dann weißt du ja, dass du nicht mehr bleiben kannst. Wir wollen dich nicht. Du bist keine mehr von uns. Du bist besessen. Wir haben es nicht gewollt, du bestimmt auch nicht, aber wer so aussieht wie du, der kann nur besessen sein. In dich ist ein Dämon gefahren und hat dich gezeichnet. Nicht nur die Kinder haben Angst vor dir, wenn sie dich sehen. Wir alle wollen nicht, dass du noch länger hier im Dorf bleibst. Heute wirst du vertrieben. Aber ich werde dir zuvor zeigen, wie du aussiehst. Du sollst dich über dich selbst erschrecken.«

Die alte Rita hatte die Sätze kaum ausgesprochen, da hob sie den Spiegel an und drehte ihn um, sodass Tabea hineinschauen musste, es sei denn, sie schloss die Augen.

Das tat sie nicht.

Sie blickte hinein – und sah sich selbst!

Der Schrei erstickte in ihrer Kehle. Es war ja nicht das erste Mal, dass sie sich sah. Aber in der letzten Zeit hatte sie darauf verzichtet. Und nun musste sie sehen, dass es sehr viel schlimmer geworden war.

Ihr Gesicht mit dem leicht indianischen Einschlag hatte sich in der letzten Zeit stark verändert. Die Geschwüre waren mehr geworden. Sie verteilten sich vom Kopf bis zum Kinn. Aber sie hatten sich auch schon auf dem Körper und den Gliedmaßen ausgebreitet. An ihren Armen malten sie sich ab. Auf den Brüsten ebenso, und der Bauch und die Beine waren auch nicht verschont worden. Das wusste die Gezeichnete, nur dass ihr Gesicht schon so stark in Mitleidenschaft gezogen worden war, sah sie als schlimm an.

Die dicken Pusteln schimmerten feucht. Sie blähten sich immer wieder auf, nachdem sie zerstört worden waren. Es roch nach Eiter, und eine bräunlichgelbe Flüssigkeit verteilte sich an den Rändern. Man konnte sie nur als eklig und widerwärtig bezeichnen.

»Siehst du dich, Tabea?«

Sie nickte.

»Erkennst du, was ein Dämon mit dir gemacht hat? Ich und die anderen hier wollen nicht, dass du noch länger bei uns bleibst. In dir steckt das Böse, ein Teufel, und keiner von uns will angesteckt werden. Deshalb musst du weg!«

Tabea nickte. Es fiel ihr schwer, einen normalen Satz zu sprechen. Schließlich schaffte sie es doch.

»Wo sind meine Eltern?«

»Weg«, erklärte Rita. »Sie sind verschwunden. Sie haben es nicht mehr ertragen, dich als Tochter zu haben. Sie sind über das große Wasser auf die Insel gefahren, wo Verwandte von euch leben. Dort sind sie aufgenommen worden. Dich haben sie hier bei uns gelassen, doch wir wollen dich auch nicht mehr, hörst du?«

»Ja.«

»Dann steh auf.«

»Und wohin soll ich gehen?«

»In den Dschungel. Lauf in den Dschungel und lass dich nie mehr hier blicken.«

Tabea wusste, dass ihr keine andere Alternative blieb. Hätte sie sich geweigert, dann hätten die Bewohner zu anderen Mitteln gegriffen und sie getötet. Mit einer derartigen Schande wollte niemand leben. Außerdem fürchteten sich die Menschen vor der Ansteckung.

Tabea schaute bewusst noch mal in den Spiegel, denn sie hatte den ziehenden Schmerz an der Stirn gespürt. Sie sah, dass sich ein Geschwür aufblähte und eine dünne Haut erhielt, die nicht lange halten würde.

So war es auch.

Sie platzte auf – und der ziehende Schmerz verging. Dafür blieb auf der Stirn eine nasse Stelle zurück. Einfach nur widerlich, denn auch der Gestank breitete sich aus.

»Gehst du freiwillig?«

»Ja.«

»Gut, dann ziehe ich mich jetzt zurück.« Rita drehte sich um. Sie nickte den vor der Hütte wartenden Leuten einige Male zu und gesellte sich zu ihnen.

Tabea Sanchez bewegte sich auf dem Bett. Sie warf die Decke zurück und stand auf. Bekleidet war sie mit einem Lendenschurz, ansonsten war sie nackt. Vor dem Bett standen die Sandalen aus Bast. Sie schlüpfte hinein und erhob sich.

Draußen wichen die Leute zurück. Sie flüsterten miteinander, manche fluchten, einige Frauen beteten. Nicht wenige sahen die Aussätzige als eine Strafe des Himmels an, die über sie gekommen war.

Tabea verließ die Hütte. Sie sah, wie die Menschen vor ihr zurückwichen. Das Flackerlicht der Fackeln machte sie zu Gestalten, die wie ängstliche Gespenster wirkten.

»Geh, geh endlich!«, schrie eine Frau. »Geh zu deinen Dämonen! Lass uns hier in Ruhe!«

Tabea nickte. Ihr war klar, dass sie keine andere Wahl hatte. Sie musste in den Dschungel, auch wenn es dort schwer war zu überleben. Eine andere Möglichkeit hatte sie nicht.

Sie wandte sich nach links.

»Schneller!«, brüllte jemand.

Eine warf einen Sein, der ihren nackten Rücken traf. Andere Augen glotzten auf den fast nackten Körper und sahen die Geschwüre, wobei sie sich schüttelten.

Es gab im Ort keine normale Straße. Der Untergrund bestand aus festgestampftem Lehm. Bei Regen war alles nur eine Schlammwüste.

Es war wie im Mittelalter. Nur wurde Tabea nicht aus dem Ort geprügelt. Sie bewegte sich von allein. Sie bekam auch keine Schläge mit, aber sie lief trotzdem immer schneller, als wäre die dunkle Wand, die sich hinter dem Dorf aufbaute, ein Magnet, der sie anzog.

Weg, nur weg!

Und sie rannte hinein in den Dschungel. Die Stimmen der Leute verklangen. Nur einen Satz hörte sie noch, der hinter ihr her gellte.

»Komm nie zurück! Nie mehr, sonst werden wir dir das Herz aus dem Leib schneiden …«

*

Tabea kam nicht mehr zurück. Sie spürte die Peitsche der Angst, die sie immer weiter in die dunkle Welt des nächtlichen Urwalds trieb, wo es nicht ruhig war, denn jetzt hatten die Tiere der Nacht ihre große Zeit.

Sie hörte das Schreien, das Fauchen, das schrille Quietschen der zahlreichen Tierstimmen. Für einen Menschen, der sich hier nicht auskannte, war es wie eine Sinfonie des Schreckens, die ihn leicht in den Wahnsinn treiben konnte, wenn sie zu lange anhielt.

Tabea kannte die Laute. Sie lebte schon zu lange in der Nähe des Waldes. Und sie rannte, sie kämpfte sich vor, sie fiel zu Boden, sie raffte sich wieder hoch. Sie schreckte schlafende Tiere auf. Kleine Affen brüllten sie an. Mit den Händen schlug sie um sich, fegte gummiartige Zweige zur Seite, wurde von Hindernissen aufgehalten und schaffte es wie durch ein Wunder, unverletzt zu entkommen.

Bis sie nicht mehr konnte.

Sie war einen Weg hoch gelaufen, der sich an der dicht bewaldeten Flanke eines Hügels hinzog. Auf halber Strecke brach sie zusammen. Die Beine wollten ihr Gewicht nicht mehr tragen. Sie knickten einfach unter ihr weg, und sie landete bäuchlings auf dem weichen Untergrund, auf dem der Humus eine dichte Schicht gebildet hatte.

Starr wie eine Tote lag Tabea da, und wären nicht ihre heftigen und keuchenden Atemzüge gewesen, hätte man sie für tot halten können. Aber sie lebte, sie spürte es. Die Geschwüre juckten an ihrem Körper. Die Schmerzen blieben, wenn wieder mal eines zerplatzte.

Die Luft um sie herum hatte einen hohen Grad an Feuchtigkeit. Wenn sie atmete, hatte sie den Eindruck, die Luft trinken zu können. Ihr Körper schien zu dampfen, aber es war nur der feine Dunst, der sich über ihn gelegt hatte. Da schimmerte ihre Haut, als wäre sie mit Öl eingerieben worden.

War der Dschungel ihre Rettung? Konnte sie es schaffen, in diesem menschenfeindlichen Gebiet zu überleben?

Ja, es musste ihr gelingen. Sie kannte sich schon in ihrer Heimat aus, aber sie war verlassen worden und zum ersten Mal auf sich allein gestellt. Es gab keinen Menschen, der noch zu ihr stand, und das machte sie so traurig. Ihre Eltern lebten bei den Verwandten in Übersee, die dort sehr einflussreich geworden waren, das wusste sie, und sie hatte man als missliebiges Anhängsel hier zurückgelassen.

Käfer krabbelten um sie herum, als warteten sie darauf, sich als Aasfresser betätigen zu können. Auch größere Tiere würden ihren Geruch aufnehmen. Sie dachte an Raubkatzen, denn sie wusste, dass der Jaguar in der Nacht unterwegs war. Hin und wieder drang er in die Dörfer ein und holte sich dort seine Opfer.

Tabea musste sich verstecken. Zumindest bis zum Tagesanbruch. Erst dann, wenn es hell war, konnte sie sich wieder auf den Weg machen, wobei sie nicht wusste, wo sie ein Versteck suchen sollte.

Am besten wäre es gewesen, wenn sie zur Küste gelaufen wäre. Dort gab es größere Orte, aber auch dort gab es Menschen, die Augen im Kopf hatten und sie anschauen würden. Ob die ihren Anblick besser ertragen würden, stand in den Sternen, und so blieb ihr nichts anderes übrig, als sich zunächst mal hier ein Versteck zu suchen.

Wo das sein würde, wollte sie im Hellen herausfinden. Vielleicht fand sie eine der Höhlen, die es in diesem zerklüfteten Bergland zu Hunderten gab.

Dass sie verhungern oder verdursten würde, brauchte sie nicht zu befürchten. Der Dschungel bot ihr Nahrung genug, und es war auch genügend Wasser vorhanden.

Man hatte ihr keine Kleidung mitgegeben. Und sie besaß keine Waffe. Nicht mal ein Feuerzeug oder Zündhölzer. Nur mit den eigenen Händen konnte sie sich verteidigen.

Sie schaute sich in ihrer Umgebung um.

Tabea richtete sich auf. Es war dunkel, aber trotzdem nicht finster, denn in ihrer Nähe schimmerten Augen in der Dunkelheit. Von allen Seiten wurde sie beobachtet. Sie hörte auch wieder die Schreie der Tiere. Es waren die kleinen Affen, die sich über die nächtliche Störung so aufregten und dies mit schrillen Schreien kundtaten.

Sie atmete heftig. Trotz der Schwüle lag eine Gänsehaut auf ihrem Körper. Auch ihr Herz schlug schneller als gewöhnlich.

Sie dachte daran, wie grausam die Natur sein konnte, wenn es gegen Eindringlinge ging, und sie fürchtete sich am meisten vor den dünnen, giftigen Dschungelschlangen, die sich nicht nur über den Boden schlängelten, sondern auch auf den Bäumen lauerten und manchmal wie leblose Gummikörper von den Ästen herabhingen.

Tabea überlegte, ob sie weiter den Hang hoch laufen sollte. In der Höhe war der Wald weniger dicht. Dort gab es auch einige Höhlen im Gestein, doch in der Dunkelheit würden sie nur schwer zu finden sein. So gut wie unmöglich. Deshalb wollte sie hier den Rest der Nacht abwarten.

Da die Bäume über ihrem Kopf zusammenwuchsen und so ein dichtes Dach bildeten, sah sie den Himmel nicht.

Sie stellte sich hin. Etwas huschte über ihre nackten Füße hinweg und erschreckte sie. Trotzdem blieb sie auf der Stelle stehen, denn woanders war es nicht besser.

»Tabea …«

Die Frau erstarrte. Sie hatte den Ruf vernommen, sogar ihren Namen, der gerufen worden war. Aber war er das wirklich? Hatte sie sich nicht geirrt?

Ein kalter Schauer rieselte ihren Rücken hinab. Sie holte stockend Atem, und in ihrem Kopf verspürte sie scharfe Stiche. Sie vergaß ihren Zustand und die Einsamkeit und stellte sich die Frage, ob sie sich den Ruf nicht eingebildet hatte.

Würde er sich wiederholen?

Ja, jetzt war die Stimme erneut da.

»Tabea – Tabea …«

Sie musste zunächst mal schlucken, bevor sie in der Lage war, antworten zu können.

»Wer bist du?«

»Ich will dir helfen …«

»Und wieso?«

»Ich bin ganz nah. Möchtest du zu mir gehören?«

Es war eine Suggestivfrage, das wusste sie sehr genau. Aber blieb ihr eine andere Wahl?