John Sinclair 1547 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1547 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Dinah Cromwell, die Journalistin, arbeitete an einer Serie über den Adel. Sie hatte sich etwas Besonderes ausgedacht, denn sie traf sich mit den Menschen zum Essen.

So auch bei der Familie de Geaubel. Nur war da alles anders. Das wusste Dinah leider nicht, bis ihr plötzlich klar wurde, dass die Adeligen sich von einem besonderen Fleisch ernährten und sie in einer Falle saß, aus der es kein Entrinnen gab ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 141

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumAdel vernichtetVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Adel vernichtet

Dinah Cromwell, die Journalistin, arbeitete an einer Serie über den Adel. Sie hatte sich etwas Besonderes ausgedacht, denn sie traf sich mit den Menschen zum Essen.

So auch bei der Familie de Geaubel. Nur war da alles anders. Das wusste Dinah leider nicht, bis ihr plötzlich klar wurde, dass die Adeligen sich von einem besonderen Fleisch ernährten und sie in einer Falle saß, aus der es kein Entrinnen gab …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4318-9

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Adel vernichtet

Die Gesichtsfarbe der beiden Kollegen hatte gewechselt. Das war trotz der schlechten Beleuchtung zu erkennen. Nur mühsam bewahrten sie ihre Fassung, und als ich ihnen zunickte, löste das bei ihnen keine Reaktion aus.

Sie bewachten eine schmale Tür, hinter die ich musste. Obwohl sie mich kaum zur Kenntnis genommen hatten, blieb ich stehen und deutete auf den Eingang.

»Wartet er dort?«

»Ja, Sir. Der Chiefinspektor ist bei den Opfern.«

»Danke.«

Ich öffnete die Metalltür. Noch wusste ich nicht genau, was mich erwartete. Mein alter Freund Tanner hatte mich angerufen, und das zu einer recht späten Stunde.

Ich war gerade dabei gewesen, mich ins Bett zu legen. Aber ich kannte Tanner. Wenn er mich am Tatort haben wollte, dann brannte zwar nicht immer die Hütte, aber meist gab es dann Probleme, mit denen er allein schlecht fertig wurde und einen Rat haben wollte.

Es konnte auch sein, dass er davon ausging, aus dem Fall auszusteigen oder ihn gar nicht erst zu übernehmen, weil er der Meinung war, dass ich dafür zuständig war. Wie es sich hier verhielt, würde ich in den nächsten Minuten erfahren.

Und es war ganz sicher keine Sache, die Spaß machte. Da brauchte ich nur an die Gesichter der Männer zu denken, die den Zugang bewachten.

Es war ein Weg in die Erde. So konnte man es sagen. Ich stieg in einen Bunker oder Stollen hinab. Es war keiner aus dem Zweiten Weltkrieg, die sahen anders aus und waren auch nicht so aufgeräumt. Man konnte hier von einem Lager sprechen, wie es manche Winzer bevorzugten. Das hatte ich vor Jahren mal im Burgenland in Österreich erlebt. Doch hier lagerte kein Wein. Auf der Kuppe des Hangs liefen die Schienen eines Regionalzugs entlang.

Licht blendete mich. Es war die künstliche Helligkeit der Scheinwerfer, die die Männer der Spurensicherung mitgebracht hatten. Sie trugen die dünnen weißen Mäntel und gingen schweigend ihrer Arbeit nach. Hin und wieder flüsterten sie etwas in ihre Aufnahmegeräte, ansonsten gab es keinen persönlichen Kommentar.

Inmitten dieser Höhle lagerte etwas, das ich als tiefes und auch entsetztes Schweigen einstufte.

Mein Kommen war gehört und auch gesehen worden. Durch einen der Scheinwerferkegel huschte ein Schatten, der sich in einen Menschen verwandelte, den ich kannte.

»Danke, John, dass du gekommen bist.«

Mein Freund Tanner hatte mich angesprochen, und das mit einer Stimme, die ich so bei ihm sonst gar nicht kannte. Sie war recht leise und nicht so poltrig wie sonst. Wenn dieser alte Profi so reagierte, dann musste ihm etwas auf den Magen geschlagen sein.

»War doch selbstverständlich, wenn du mich rufst. Worum geht es denn? Es scheint ja verdammt hart zu sein.«

»Das ist es auch.« Tanner runzelte die Stirn. Wie immer trug er seine graue Kluft, und auch der Mantel, den er übergestreift hatte, zeigte diese Farbe.

»Drei Tote, John.«

»Oh …«

»Aber das ist nicht alles. Ich habe verdammt viel erlebt, aber das hier ist die Spitze.«

»Wieso?«

Tanner verengte seine Augen.

»Möchtest du dir die Leichen anschauen? Dann weißt du, was ich meine.«

»Deshalb bin ich hier.«

»Aber reiß dich zusammen.«

»Werde ich machen.«

Wir gingen dorthin, wo die Leichen lagen.

Tanner trug die dünnen Handschuhe, auf die ich verzichten konnte, da ich mich nicht unmittelbar mit dem Geschehen beschäftigte und nicht die Absicht hatte, hier irgendetwas anzufassen.

Man hatte die Körper noch nicht abgedeckt. Sie lagen dicht nebeneinander und wurden vom Licht eines Scheinwerfers angestrahlt.

Ja, sie waren tot, und sie waren auf eine schreckliche Weise ums Leben gekommen.

Ich musste Tanner recht geben, das war kein Anblick für schwache Nerven. Auf Einzelheiten möchte ich verzichten. Nur so viel: Das Blut war längst eingetrocknet und bildete eine rotbraune Schicht, die an verschiedenen Stellen die Haut bedeckte.

Von den Körpern war nicht alles vorhanden. Einiges fehlte. Man hatte es herausgerissen, als wären die drei Toten von irgendwelchen Raubtieren angefallen worden.

Zwei Männer und eine Frau!

Ich schaute nicht lange hin, aber in dieser kurzen Zeit spürte ich schon, dass mein Magen rebellierte. Allerdings fing ich mich schnell wieder, denn in meinem Job kam es leider häufiger vor, dass ich mit schrecklichen Bildern konfrontiert wurde.

»Ihnen sind auch Organe entnommen worden«, sagte der Chiefinspektor mit leiser Stimme.

»Verstehe.« Ich drehte meinen Blick weg. »Kann es sein, dass dies auf einen gewissen Kannibalismus hindeutet? Verfolgst du vielleicht diese Spur?«

»Ich lasse nichts außer acht.«

»Wer hat die Toten entdeckt?«

»Ein Arbeiter von der Regionalbahn. Dieser Raum hier unter der Erde dient als Lager für Werkzeuge. Du wirst sie sehen, wenn du dich näher umschaust. Mit dem Mann kannst du nicht reden. Er steht unter Schock. Der Doc hat ihm eine Spritze geben müssen.«

»Okay.«

Ich schaute mich noch mal um, wobei ich auch die drei Leichen noch mal betrachtete, dann hatte ich genug und verließ mit Tanner die grell erhellte Szene, damit wir seine Leute nicht störten.

Wir gingen nach draußen. Hier war die Luft kühler. Es war auch windiger, aber wir schauten hier in die Normalität und nicht auf das Grauen.

Eigentlich hatte ich gedacht, für ein paar Tage Ruhe zu haben. Die Leichenfalle auf dem Friedhof hatte mich noch immer beschäftigt, doch jetzt fühlte ich mich wie von einem Hammerschlag getroffen.

Tanner stand neben mir. Aus einer Blechdose holte er eine halbe Zigarre hervor und steckte sie zwischen seine Lippen. Oft genug ließ er sie kalt an seinem Mund entlang wandern, in diesem Fall holte er jedoch ein Streichholz hervor und zündete die Zigarrenhälfte an.

»Das muss ich jetzt einfach haben.«

»Verstehe.«

Tanner paffte drei, vier Züge. Der scharf riechende Rauch zog vor meinem Gesicht entlang. Da der Chiefinspektor nichts sagte, übernahm ich das Wort.

»Und weshalb hast du mich geholt?«

»Gefühl.«

»Aha.«

»Genau, John. Ich hatte einfach das Gefühl, dass hinter diesen Taten mehr steckt. Du weißt, dass ich dir nicht zum ersten Mal Bescheid gegeben habe, und das hat sich niemals als Schuss in den Ofen herausgestellt. Ich gehe davon aus, dass es auch heute so sein wird.«

»Warum?«

»Du hast dir die Toten angeschaut. So, wie man sie umgebracht hat, stimmt was nicht. Das sieht auch nicht nach der Raserei eines Killers aus. Hier hat man bewusst getötet und auch bewusst etwas entnommen. Damit meine ich die Organe. Und dann erinnere dich an die fehlenden Fleischstücke.« Tanner schüttelte sich.

»Kannibalismus.« Ich schnitt das Thema an, obwohl ich es nicht mochte.

»Kann sein. Wir dürfen jedenfalls nicht die Augen davor verschließen. Ich will nicht sagen, John, dass du auf diesem Gebiet ein Fachmann bist, aber ich denke da an eine bestimmte Gruppe von Dämonen, die du ebenfalls kennst.«

»Ghouls?«

»Genau!« Der Chiefinspektor schaute mich von der Seite her an und wartete auf eine Antwort.

Für die ließ ich mir Zeit. Ich hätte ihm sagen können, dass auch ich bereits daran gedacht hatte. Es wäre auch einfach gewesen. Doch tief in meinem Innern regten sich Zweifel. Das sah mir nicht nach einer Attacke der Leichenfresser aus.

Tanner fiel mein Zögern auf. »Du sitzt nicht mit mir auf demselben Zug – oder?«

»Ich denke noch nach. Allerdings hast du recht. So ganz traue ich dem Braten nicht.«

»Warum nicht?«

»Das will ich dir gern erklären. Wären es Ghouls gewesen, hätten wir die Opfer nicht so gefunden. Dann wären von ihnen nur die Knochen zurückgeblieben, sprich die Skelette. So aber haben wir hier drei Tote, die …«, ich schluckte, »… angefressen sind. Ghouls hätten da nicht aufgehört, wirklich nicht.«

Tanner blies die Luft aus. »Das bringt uns auf eine ganz andere Spur, denke ich.«

»Kann sein.«

»Und du kannst keine Richtung vorgeben?«

Ich hob die Schultern.

Tanner tat es mir nach. Allerdings heftiger und ärgerlicher.

»Es ist schlimm, John, denn ich komme mir vor wie der Ochs vorm Berg. Ich finde keine Erklärung, und ich stelle mir allmählich die Frage, ob ich zu alt für den Job bin und ich meiner Frau recht geben soll, die darauf drängt, mich pensionieren zu lassen.«

»Das wäre schade.«

»Ich weiß, aber derartige Fälle lösen zu müssen stößt bei mir an eine Grenze.«

Ich legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte dabei: »Ratschläge möchte ich dir beim besten Willen nicht geben, denn die hast du nicht nötig. Ich würde nur sagen, dass du den Fall angehst wie immer. Reine Polizeiarbeit, und deshalb frage ich dich schon mal: Weißt du schon, wer diese drei Personen sind?«

»Nein, John. Es gab nichts, was auf ihre Identität hingedeutet hätte. Die Toten trugen keine Ausweise bei sich. Ich denke, dass wir über die Medien gehen und die Gesichter abbilden müssen – wenn sie entsprechend behandelt worden sind.«

»Ja, das wäre nicht schlecht. Es kann ja sein, dass sie irgendwo vermisst werden.«

»Dann hätten wir schon eine Anzeige erhalten. Aber ich werde die Kollegen fragen.«

»Gut.«

Tanner qualmte wieder ein paar Wolken und wandte sich dann an mich.

»Was sagst du, John? Bist du dabei? Fährst du mit auf meiner Spur? Ich meine, kümmerst du dich um den Fall?«

»Klar. Darum kümmern wir uns beide. Nur müssen wir wissen, um wen es sich bei den Toten handelt. Dann haben wir vielleicht einen Anhaltspunkt, auf dem wir aufbauen können. Ansonsten tappen wir im Dunkeln.«

Er nickte. »Ich werde dafür sorgen, das die Ermordeten so schnell wie möglich präpariert werden. Ihre Gesichter müssen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Ich sehe keine andere Möglichkeit, um weiterzukommen.«

»Stimmt.«

»Dabei hoffe ich, John, dass es trotzdem Ghouls gewesen sind, die das hinterlassen haben.«

»Warum?«

»Alles andere wäre grauenhaft. Das passt nicht in meine Vorstellungskraft. Du weißt, was ich damit meine?«

»Ja, der Kannibalismus.«

»Genau.« Tanner nahm den Zigarrenstummel aus dem Mund und schleuderte ihn zu Boden. Er hüpfte dort und verteilte einige Glutfunken. Den Rest trat er aus.

Ich hatte den alten Kämpen selten so erlebt. Diese Tat hatte ihn fertiggemacht. Deshalb wollte ich ihn aufmuntern und sagte: »Wir werden es schaffen, Tanner. Wenn nicht heute, dann morgen oder übermorgen. Ich bin da Optimist.«

»Das war ich auch immer.«

»Und du solltest es bleiben.«

Er lachte scheppernd. »Du hast gut reden. Drei Tote. Tote, die halb angefressen sind und denen die Organe gestohlen wurden. So etwas können doch nur Perverse tun. Oder eben Ghouls. Du kannst ja sagen, was du willst, John, aber ich bete darum, dass es Ghouls gewesen sind, und dann ist das ein Fall für dich.«

»Okay. Wir werden sehen. Lass deine Leute arbeiten. Wenn erste Ergebnisse vorliegen, rufst du mich an. Okay?«

»Darauf kannst du dich verlassen.«

Ich verabschiedete mich von Tanner und ging mit schon recht schleppenden Schritten zurück zu meinem Rover.

Das hier war kein Tagesabschluss gewesen, wie ich ihn mir wünschte. Ich gab auch zu, dass ich überfragt war, und in der folgenden Nacht schlief ich mehr als schlecht …

*

Ein ungutes Gefühl beschlich Dinah Cameron, als sie in das starre Gesicht des Butlers schaute, der ihr die Tür geöffnet hatte.

Der Mann zeigte nicht den geringsten Anflug eines Lächelns, schaute sie nur an und überraschte sie mit der Bemerkung: »Miss Dinah Cameron?«

»Das bin ich.«

Der Mann mit dem starren Gesicht deutete eine Verbeugung an. »Die Herrschaften erwarten Sie. Wie schön, dass Sie pünktlich sind. Treten Sie bitte ein.«

»Danke.«

Dinah quälte sich ein Lächeln ab. Sie erwartete, dass ihr ungutes Gefühl nachlassen würde, was jedoch nicht der Fall war, als sie das Haus betreten hatte, das man durchaus als ein altes Herrenhaus bezeichnen konnte.

Es gab ein großes Entree. Sie sah eine breite Treppe, die in die Höhe stieg, und ihr Blick schweifte auch über die Einrichtungsgegenstände hinweg, die allesamt als Antiquitäten gehandelt werden konnten, wozu auch ein Spiegel zählte, vor dem Dinah stehen blieb und sich in der Fläche betrachtete.

Sie sah eine schlanke Frau von dreißig Jahren in einem Pfeffer-und-Salz-Kostüm, unter dem sie ein Top in einem gebrochenen Weiß trug. Ihre Füße und ein Teil der Beine steckten in schwarzen Stiefeln, deren Leder fast so glänzte wie der Spiegel.

Man sagte ihr nach, sie hätte ein nettes Gesicht. Nicht zu auffallend, aber recht hübsch. Das Haar trug sie kurz. Die ursprünglich blonde Farbe hatte sie dunkelrot gefärbt, was ihr sehr gefiel.

Dinah Cameron sah sich als Journalistin an. Wobei sich die gestandenen Kollegen von der normalen Presse amüsierten, wenn sie erfuhren, dass Dinah für die Zeitschrift EAT and DRINK arbeitete und oft als Testesserin unterwegs war.

Daran hatte sie sich gewöhnt. Aus vielen Kollegenworten sprach auch der Neid. Sie jedenfalls hatte sich einen Platz in der Szene erobert und war inzwischen auch von den Fachleuten, den Köchen, akzeptiert worden.

Auch eine Esszeitschrift durfte in ihrer Entwicklung nicht stagnieren, und so hatte sich die Redaktion immer wieder neue Rubriken und Serien ausgedacht. Die neue Reihe betreute sie ganz allein, und sie hatte sich auch den Titel dazu ausgedacht.

WIE ISST DER ADELS

Zuerst hatte man gelacht. Man wollte nicht als zu elitär gelten, doch mit großem Nachdruck hatte Dinah darauf hingewiesen, dass auch die Adligen nur Menschen waren und sicherlich Spaß am Essen und am Kochen hatten.

Man hatte ihr grünes Licht gegeben, und Dinah hatte sich in ihre Aufgabe hineingekniet. Im Anfang war es sehr schwer gewesen, die entsprechenden Personen zu einem Interview zu überreden. Doch das hatte sich gelegt, als die ersten Berichte erschienen waren. Da wussten die Adligen, dass man sie nicht diskreditieren wollte, sondern bei dem blieb, was sie auch gesagt hatten.

So war es zwangsläufig dazu gekommen, dass die Besuche nicht nur aus Interviews bestanden. Dinah war auch häufiger zum Essen eingeladen worden, um die Küche selbst schmecken zu können.

Natürlich hatte die Dame des Hauses nur in den seltensten Fällen am Herd gestanden, doch wer sich letztendlich die Mühe machte, war schließlich egal.

So würde es auch hier bei der Familie de Geaubel sein. Genauer gesagt beim Marquis und der Marquise de Geaubel, einer Familie, die aus dem Elsass stammte und dann in London hängen geblieben war.

Warum das alles so gekommen war, das hoffte Dinah beim Essen zu erfahren, denn die Interviews bei den Mahlzeiten wie nebenbei zu führen, das gefiel ihr ganz besonders.

Am heutigen Abend hatte ihr Madame de Geaubel versprochen, selbst zu kochen, und sie war gespannt.

Wenn nur nicht dieses ungute Gefühl gewesen wäre, das ihren Magen wie ein Druck umgab. Es hatte auch für ein gewisses Herzklopfen bei ihr gesorgt. Eine Erklärung dafür fand sie jedoch nicht. Und an diesem Butler konnte es auch nicht liegen. Da hatte sie schon ganz andere Typen erlebt.

Es war möglich, dass es an der allgemeinen Atmosphäre lag, die hier herrschte. An dieser Stille, die besser in eine Kapelle gepasst hätte. Sie wirkte bedrückend, als würde etwas darin lauern und auf einen bestimmten Zeitpunkt warten.

Im Spiegel entdeckte sie die Bewegung in ihrem Rücken.

Der Butler tauchte wieder auf. Er ging mit steifen Schritten und hatte den Blick seiner dunklen Augen auf Dinahs Rücken gerichtet.

Als sie sich umdrehte, blieb der Butler stehen.

»Die Herrschaften erwarten Sie im Salon.« Er lächelte zäh. »Wenn ich Sie dann bitten darf, Madam.«

»Gern.«

Der Mann im dunklen Cut blieb an ihrer Seite, ging jedoch einen Schritt vor. Wenn sie nicht über einen Teppich schritten, knarrte das alte Holz unter den Schuhen.

Vorbei an Kommoden und kleineren Tischen mit Stühlen aus dem Barock gingen sie einer offenen Tür entgegen, hinter der der Salon lag.

Die Spannung in Dinah Cameron stieg. Sie kannte den Grund selbst nicht, aber sie kam sich vor wie bei ihrem ersten Besuch einer Adelsfamilie aus Schottland.

Der Butler geleitete sie in den Salon und stellte sie vor.

»Miss Dinah Cameron.«