John Sinclair 1550 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1550 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Eine mysteriöse Serie von Selbstmorden erschütterte die Provinz. Jugendliche sorgten für die Unruhe. Kein Opfer hatte das zwanzigste Lebensjahr erreicht.

Die Polizei aber auch die Eltern waren machtlos. Bis herauskam, dass die jungen Erwachsenen im Internet auf eine geheimnisvolle Schattenfrau gestoßen waren, die ihre seelische Notlage ausnutzte und ihnen klarmachte, dass das neue Leben für sie im Jenseits stattfand.

Sechs Tote hatte es bereits gegeben. Andere sollten folgen. Genau das mussten Suko und ich verhindern ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 134

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDie Frau aus der KnochengrubeVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Die Frau aus der Knochengrube

Eine mysteriöse Serie von Selbstmorden erschütterte die Provinz. Jugendliche sorgten für die Unruhe. Kein Opfer hatte das zwanzigste Lebensjahr erreicht.

Die Polizei aber auch die Eltern waren machtlos. Bis herauskam, dass die jungen Erwachsenen im Internet auf eine geheimnisvolle Schattenfrau gestoßen waren, die ihre seelische Notlage ausnutzte und ihnen klarmachte, dass das neue Leben für sie im Jenseits stattfand.

Sechs Tote hatte es bereits gegeben. Andere sollten folgen. Genau das mussten Suko und ich verhindern …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4321-9

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Die Frau aus der Knochengrube

Laptop und Tod – passte das zusammen?

Rudy Farina riss die Augen auf und wandte seinen Blick vom Monitor ab, auf dem nichts mehr zu sehen war. Er starrte stattdessen auf die Fensterscheibe.

Dort stand sie.

Der Tod in weiblicher Gestalt. Zumindest war sie trotz der leichten Verschmutzung der Scheibe als Frau zu erkennen.

Aber als Leiche …

Farina erhob sich. Er tat es langsam und zögernd, obwohl er wusste, dass er nicht anders konnte. Der innere Zwang war einfach zu stark.

Er drehte sich vom Schreibtisch weg und wusste genau, wohin er zu gehen hatte. Es gab nur das eine Ziel – die Tür.

Der heutige Tag war äußerst wichtig für ihn, denn es würde sich alles ändern.

Bevor er die Tür seines Zimmers aufzog, schaute er über die Schulter zurück zum Fenster. Dort stand die Schattenfrau nicht mehr. Sie schien sich aufgelöst zu haben, aber Rudy wusste, dass dies nicht stimmte. Es gab sie weiterhin, und es würde sie immer geben.

Sie kannte sich aus, denn sie hatte den Tod überwunden. Sie war so real auf der einen und unwirklich auf der anderen Seite. Welche genaue Ursache das hatte, war Rudy unbekannt. Er hatte auch kein Interesse daran, weiterhin darüber nachzudenken. Er wusste, welchen Weg er zu gehen hatte, und nichts würde ihn davon abbringen.

Niemand hielt sich in dem kleinen Haus am Ortseingang auf. Seine Eltern waren arbeiten. Mit seinen siebzehn Jahren ging Rudy noch zur Schule, und da beide Eltern im Gastgewerbe beschäftigt waren, verbrachte er die Abende oft allein.

Es machte ihm nichts aus, denn er hatte sein Glück gefunden. Andere, die ebenso dachten wie er.

Im schmalen Flur griff er zur Jacke. Sie war innen mit künstlichem Fell gefüttert. Bei diesem kalten und windigen Wetter würde sie ihn auf seinem letzten Weg warm halten, obwohl er nicht wusste, ob der Tod kalt oder warm war. Ihm war nur klar, dass es ihn gab und dass er sich danach sehnte.

Zudem wusste er, dass man ihn erwartete. Er hatte die Schattenfrau bereits am Fenster gesehen. Also war die Zeit reif für ihn.

Rudy verließ das Haus.

Es war eine günstige Zeit für das, was er vorhatte. Der Tag neigte sich dem Ende entgegen. Noch lauerte die Dunkelheit im Hintergrund. Der Himmel zeigte ein dichtes Wolkengebilde, das der Wind hin und wieder bewegte und wie eine gewaltige Masse vor sich her schob, die ständig Nachschub erhielt.

Der Junge wusste genau, welchen Weg er nehmen musste. Da er am Rand der Ortschaft wohnte, musste er nicht weit laufen.

Der Friedhof lag auf einem flachen Hügel. Er war schon sehr alt. Generationen von Menschen waren auf ihm begraben worden, und es war noch genug Platz für viele weitere Jahre vorhanden.

Das Wetter kam ihm entgegen. Denn es trug dazu bei, dass die Leute in ihren Häusern und Wohnungen blieben. Der Wind war zu kalt, und es roch sogar ein wenig nach Schnee.

Rudy nahm den kürzesten Weg. Es war ein Pfad, der an den noch nicht völlig fertig gestellten Neubauten vorbei führte. Hier sahen die Häuser aus wie Gerippe. Durch die leeren Fenster- und Türöffnungen pfiff der Wind. Erst im Frühling sollte weitergebaut werden.

Er ließ sich den Wind ins Gesicht blasen. Er orgelte in seinen Ohren. Die Geisterstimmen der Toten schienen ihm vom nahen Friedhof entgegenzuwehen.

Er sah die alte Kapelle, die zugleich als Leichenhalle diente. Im Laufe der Zeit hatte das Dach eine dunkle Farbe angenommen. Grau wie Asphalt sahen die Fensterscheiben aus. Bäume, die in der Nähe standen, schienen mit ihren knorrigen Ästen nach dem Bau greifen zu wollen.

Rudy Farina senkte seinen Kopf. Die Hände hatte er in den Jackentaschen vergraben. Seine Lippen bildeten einen schmalen Spalt. Wenn er atmete, dann nur durch den Mund.

Sein Gehen wurde zu einem Stampfen. Der letzte Regen lag noch nicht lange zurück. Er hatte den Boden aufgeweicht. Er war auch nicht der normale Weg, den Rudy nahm. Er wollte nicht gesehen werden.

Eine graubraune Mauer, die fast die gleiche Farbe hatte wie das Gras, durch das er ging. Sträucher hatten sich an der Außenseite der Mauer festgekrallt. Ihre Krone war mit einer dicken Patina aus Moos bedeckt.

Das Hindernis war nicht hoch. Der Junge kletterte geschickt darüber hinweg. Auf der anderen Seite blieb er stehen und nickte, während sein Blick über die zahlreichen Gräber glitt, die mit den unterschiedlichsten alten Grabsteinen und Kreuzen bestückt waren.

Weiter links befand sich der neue Teil des Friedhofs, der noch nicht von der Natur überwuchert worden war.

Rudy Farina wusste sehr genau, wohin er zu gehen hatte. Es wuchsen zahlreiche Bäume auf dem Gelände. Einer stach ihm besonders ins Auge, und ihn hatte er sich auch ausgesucht.

Es war die mächtige Eiche, die Jahrhunderte auf dem Buckel hatte. Niemand wäre auf die Idee gekommen, sie fällen zu lassen. Sie war einfach zu prägnant, und diesen Friedhof ohne die Eiche konnte sich niemand vorstellen.

Allem hatte sie getrotzt, den wildesten Stürmen widerstanden. Dabei war sie gekrümmt worden. Sie stand etwas schief, als wollte sie sich vor den Menschen verneigen. Kahl stachen die starken Äste und die unterschiedlich dicken Zweige ins Grau des Himmels.

Rudy gönnte den Gräbern keinen Blick und näherte sich auf dem direkten Weg der Eiche.

Er war allein und blieb es auch. Nur das Geräusch seiner schleifenden Schritte war zu hören. Der Wind spielte mit seinen langen braunen Haaren.

Die mächtige Eiche rückte näher. Sie stand ein wenig isoliert. Um sie herum gab es keine Gräber. Es war nicht möglich, hier Löcher zu graben. Das unter der Erde liegende Wurzelwerk des Baumes war einfach zu mächtig und breitete sich weit nach allen Seiten aus.

Rudy hatte die Eiche oft genug besucht, und an diesem Tag würde es das letzte Mal sein.

Die Vorbereitungen hatte er bereits getroffen. In der Abstellkammer seines Elternhauses hatte über Jahre hinweg sein kleiner Kinderstuhl gestanden.

Jetzt nicht mehr. Rudy hatte ihn schon vor Tagen geholt und im nahen Buschwerk versteckt.

Er holte ihn hervor und platzierte ihn an einer bestimmten Stelle unter dem Baum.

Rudy schaute hoch. Er sah den starken Ast über sich, der genau richtig für sein Vorhaben war.

Er holte auch das versteckte Seil aus dem Unterholz hervor.

Was er dann tat, hatte er mehrere Male geübt. Er warf das Seil schwungvoll über den starken Ast. Die bereits geknüpfte Schlinge baumelte leicht. Das Seil musste an seinem Ende nur noch befestigt werden, und das tat er. Dazu stieg er auf seinen Stuhl.

Mit sicheren Bewegungen schlang er den Strick um den starken Ast. Er zog daran und nickte zufrieden. Reißen würde er nicht. Sein Gewicht würde er leicht aushalten.

Danach rückte er den Stuhl zurecht und stieg auf die schmale Sitzfläche.

Die Schlinge baumelte vor seinem Gesicht. Er schaute hindurch und betrachtete das umliegende Gelände.

Ein Griff würde reichen, dann konnte er die Schlinge über seinen Kopf streifen, und es gab kein Zurück mehr.

Ob Rudy etwas dachte, wusste er in diesem Moment nicht mehr. Er war schon jetzt aus seinem normalen Leben herausgetreten. Er hatte die Botschaft empfangen, und er war nicht der Einzige. Andere in seinem Alter hatten sie ebenfalls zugemailt bekommen, und sie waren den Weg bereits vor ihm gegangen.

Die Schlinge hing günstig.

Er lächelte, als er das raue Seil anfasste. Wenig später scheuerte der Hanf bereits an seinem Hals.

Er schaute nach vorn über den Friedhof hinweg, der in der letzten Zeit zu seiner zweiten Heimat geworden war.

Es war alles wie sonst.

Er fand es gut.

Noch stand er auf seinem Kinderstuhl. Ganz starr, als wäre er dabei, sich auf das Unabwendbare zu konzentrieren. Es war weder etwas Ungewöhnliches zu sehen noch zu hören. Der Wind trug auch keine Geräusche vom Ort her an seine Ohren. Die Zeit war vorbei. Eine neue würde anbrechen, und er war gespannt darauf.

Eine neue Welt wartete auf ihn. Eine, die nicht richtig zu beschreiben war, auf die man nur vertrauen musste. Alles andere war nicht mehr wichtig.

Noch konnte er atmen, was er auch tat. Er saugte die Luft tief ein und stieß sie scharf wieder aus. Sie war kalt und trotzdem brannte sie in seinen Lungen.

War sie da?

Sie hatte es ihm versprochen. Sie musste ihn gesehen haben, und sie konnte ihn nicht im Stich lassen.

»Wo – wo – bist du?«, flüsterte er gegen den Wind, der seine Worte forttrug.

Er spürte, dass der kleine Stuhl unter seinen Füßen wackelte. Es lag daran, dass Rudy anfing zu zittern, was jedoch schlagartig aufhörte, als weiter vorn, wo die alten Gräber mit den verwitterten hohen Grabsteinen standen, eine Gestalt erschien.

Es war bestimmt nicht wärmer geworden, doch plötzlich spürte Rudy, dass sich Schweiß auf seiner Stirn bildete.

Also doch.

Sie ließ ihn nicht im Stich. Sie hatte ihr Versprechen gehalten und kam nun auf ihn zu …

*

Rudy hörte nichts von ihr. Sie bewegte sich zwar, aber sie schien den Boden dabei nicht zu berühren.

Sein Herz schlug schneller.

Sein großer Wunsch war in Erfüllung gegangen!

Er hatte sich danach gesehnt, die Schattenfrau noch mal zu sehen. Jetzt war alles gut.

Zwischen den Gräbern und in der Umgebung fiel sie kaum auf. Es lag daran, dass sie farblos zu sein schien. Es war nicht mal genau zu erkennen, ob die Schattenfrau überhaupt bekleidet war. Wenn ja, dann passte sich der Mantel oder das Gewand der Umgebung an.

Ihr Gesicht glich einer Plastik. Da gab es keine Bewegung. Völlig erstarrte Züge. Farblose Haare, die in der Mitte gescheitelt waren und so steif und starr am Kopf lagen wie Stroh. Ihre Arme hingen zu beiden Seiten des Körpers herab wie Stöcke.

Sie war da, aber sie glich einer Nebelgestalt oder einem kompakten Schatten.

Die Schattenfrau eben!

Rudy Farina war von ihr so fasziniert, dass er seine eigene Situation fast vergaß. Er spürte nicht mehr das kratzige Material des Stricks an seinem Hals. Die Kehle kam ihm schon jetzt zugeschnürt vor, und es bereitete ihm Mühe, normal Luft zu holen.

Dennoch dachte Rudy nicht daran, von der Stuhlfläche zu steigen und zuvor den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

Er wartete auf das Ende, das für ihn zu einem neuen Anfang werden sollte.

Die Schattenfrau schwebte noch weiter. Es gab keine Hindernisse für sie. Es sah so aus, als würde sie durch die Grabsteine und die Bäume hindurchschweben.

Dann hielt sie an

Rudy schluckte. Er zwinkerte. Sie war jetzt nahe bei ihm.

Er bewegte die Lippen, ohne etwas zu sagen. Er atmete nur noch flach und stöhnte leise auf.

Sie sah so fest aus und trotzdem erinnerte sie ihn an ein Gespenst. Etwas, das nicht in diese Welt gehörte.

»Ich – ich – bin so weit«, brachte er mühsam hervor.

Sie nickte.

»Und wie …«

Die Schattenfrau hatte Rudy auch jetzt gehört. Sie wusste, was sie tun musste.

Locker hob sie den rechten Arm.

Es sah aus, als sollte es ein Gruß werden, aber das war es nicht. Ihr Arm fiel nach unten wie eine Schranke.

Das war für Rudy Farina das Zeichen.

Er hatte sich schon darauf vorbereitet, wie er den Stuhl zur Seite kippen konnte.

Genau das tat er jetzt!

Der Weg war frei. Sein Gewicht zog ihn nach unten. Die Schlinge zog sich zu. Da sie nicht fachmännisch geknüpft worden war, erlebte Rudy Farina ein langes und schreckliches Sterben. Er wurde allmählich stranguliert. Niemand war da, der seinen zuckenden Körper noch hätte aus der Schlinge befreien können.

Ungerührt schaute die Schattenfrau zu und wandte sich erst ab, als sich der junge Mann nicht mehr bewegte.

Erst dann war sie zufrieden …

*

Suko stöhnte auf, als er wieder mal vor einer Ampel stoppen musste.

»Hoffentlich hast du recht«, sagte er.

»Womit?«, fragte ich.

»Dass wirklich alles so geschehen ist, wie man es uns sagte.«

Ich lachte leise. »Dann musst du dich bei Sir James beschweren, denn er hat uns losgeschickt.«

»Und warum in der Dämmerung?«

»Weil sie dort gesehen worden ist.« Ich winkte ab. »Aber das weißt du doch alles.«

»Ja, ja, habe ich gehört. Vorstellen kann ich es mir trotzdem nicht, dass in einer Knochengrube noch jemand leben soll, wenn um ihn herum nur Skelette liegen.«

»Das haben die Arbeiter aber gesehen.«

»Und wir müssen in die Grube steigen?«

»Keine Ahnung. Wir werden uns erst mal umsehen.«

Der kleine Stau löste sich auf, und Suko konnte wieder Gas geben.

Der Weg führte uns in den Londoner Südosten, wo man nicht mehr den Eindruck hatte, in einer Großstadt zu sein, denn hier gab es noch viel freies Land, das zum Teil der Stadt gehörte und die deshalb ihre Pläne entsprechend ausgerichtet hatte.

Es sollte eine neue Straße gebaut werden. Ein Zubringer für die A205. Es war nicht einfach gewesen, den Plan durchzudrücken. Umweltverbände und Naturschützer hatten ebenso protestiert wie einige Anwohner, die es in dieser relativ unbesiedelten Gegend trotzdem gab.

Alles hatte nichts gebracht. Der Zubringer wurde gebaut und damit basta.

Und dann war etwas passiert, was das Bauvorhaben ins Stocken gebracht hatte. Bei Aushubarbeiten war man auf einen unterirdischen Friedhof gestoßen. Man hatte keine Leichen gefunden, sondern jede Menge Skelette.

Daraufhin waren die Bauarbeiten sofort gestoppt worden. Spezialisten erschienen. Historiker und Archäologen errichteten ein Sperrgebiet, um sich mit dem Fund zu beschäftigen. Doch die Fachleute konnten nicht so schnell herausfinden, wer diese Toten waren und warum man sie hier verscharrt hatte. Jedenfalls war es eine Knochengrube, die ein makabres Bild bot.

Man hatte sie noch nicht leer geräumt, und so makaber der Fund auch war, er hätte Suko und mich nicht interessiert, wenn da nicht etwas Besonderes geschehen wäre.

Zeugen hatten behauptet, dass sich zwischen den Skeletten eine seltsame Erscheinung tummelte. Eine Person, die lebte und sich anscheinend dort wohl fühlte. Sie ließ sich nicht fassen, nicht fotografieren, aber sie war vorhanden.

Nun gehörten diese Zeugen nicht zu den Menschen, die sofort wegliefen, wenn etwas Ungewöhnliches geschah. Es waren alles gestandene Männer, und dazu zählte auch Jim Braddock, Chef des Bautrupps. Er konnte die Aussagen seiner Leute bestätigen und hatte sich an die Polizei gewandt.

So waren seine Aussagen auf Sir James Powells Schreibtisch gelandet, und da es städtisches Gelände war, mussten wir eingreifen und waren losgeschickt worden, um uns mit Braddock zu treffen.

»Schauen Sie sich die Sache an, damit ich den Leuten in der Stadt etwas erzählen kann.«

Begeistert waren wir nicht gewesen, aber wir konnten uns unsere Fälle nun mal nicht aussuchen. Zudem war ich gedanklich noch in Südfrankreich gewesen, wo ich den Todesengel erlebt hatte. Ich hatte ihn vernichten können, aber es war ein Fall gewesen, der mir noch lange nachhängen würde, und ich konnte mir gut vorstellen, dass ich davon noch etwas hören würde.