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Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!
Es sollte für Shao und Suko eine ganz normale Rückreise von New York nach London werden, auch wenn sie davon Kenntnis erhalten hatten, dass im Frachtraum der Maschine die Leiche eines Landsmannes in die Stadt an der Themse überführt wurde.
Sie kannten den Toten sogar. Um seinen Geburtstag zu feiern waren sie in New York gewesen. Nur hatten sie da an einer Totenfeier teilnehmen müssen und ahnten auch nichts von einem mörderischen Ahnenfluch.
John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 136
Veröffentlichungsjahr: 2015
John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.
Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.
Es sollte für Shao und Suko eine ganz normale Rückreise von New York nach London werden, auch wenn sie davon Kenntnis erhalten hatten, dass im Frachtraum der Maschine die Leiche eines Landsmannes in die Stadt an der Themse überführt wurde.
Sie kannten den Toten sogar. Um seinen Geburtstag zu feiern waren sie in New York gewesen. Nur hatten sie da an einer Totenfeier teilnehmen müssen und ahnten auch nichts von einem mörderischen Ahnenfluch.
Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve
ISBN 978-3-8387-4331-8
www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de
Mit einer zuckenden Bewegung schlug Shao die Augen auf und wusste sofort, dass Suko nicht mehr neben ihr lag. Dafür musste sie nicht erst nach rechts fassen, das spürte sie.
Was war geschehen?
Shao blieb ruhig liegen. Sie hielt sogar den Atem an und orientierte sich gedanklich. In ihrem Bett in London lag sie nicht. Davon war sie Tausende von Meilen entfernt, denn sie und Suko befanden sich in New York, wo sie einige Tage Urlaub gemacht hatten, verbunden mit einem Geburtstagsbesuch bei einem der entfernten Vetter ihres Partners. Diese verwandtschaftlichen Treffen gab es immer wieder mal, zumeist in London. Diesmal hatte es sie nach New York verschlagen. Die Tage waren jetzt vorbei, und sie verbrachten die letzte Nacht im Hotel. Am späten Vormittag würde der Flieger nach London abheben …
Sie fragte sich, warum ihr Partner nicht mehr im Bett lag. Beunruhigt war sie nicht, denn Suko gehörte zu den Menschen, die einen beneidenswerten Schlaf besaßen. Da spielte es bei ihm auch keine Rolle, ob sie in einigen Stunden im Flugzeug sitzen würden oder nicht. Jeder Mensch steht in der Nacht hin und wieder auf. Und sei es nur, um seinen Durst zu löschen. Das konnte sie sich bei Suko auch vorstellen.
Als er nach ungefähr einer Minute noch immer nicht zurückgekehrt war, drehte sich Shao zur Seite und schwang sich aus dem Bett. Das Hotelzimmer hatte zwei Räume. Ein Schlafzimmer und einen Wohnraum, den sie durch einen offenen Durchgang betreten konnten. Dort standen eine kleine Sitzgruppe und der Fernseher.
Shao betrat den anderen Raum und sah sofort den Umriss ihres Partners, der sich vor dem Fenster abhob.
Von draußen drang zuckende Helligkeit ins Hotelzimmer. New York schlief niemals, und so wurde es auch nicht richtig finster in der Stadt.
Suko hatte Ohren wie ein Luchs, und er drehte den Kopf, als Shao den Raum betrat.
»Hallo …«
Sie machte sich keine Gedanken über die seltsame Art der Begrüßung, ging noch weiter und blieb so nah bei ihm stehen, dass sich ihre Körper berührten.
»Kannst du nicht schlafen?«
Suko hob als Antwort nur die Schultern.
Damit gab sich Shao nicht zufrieden.
»Warum kannst du nicht schlafen?«
»Das ist schwer zu sagen.«
Sie umarmte ihn. »Versuch es trotzdem. Vielleicht kann ich dir helfen.«
»Danke, das ist nett, aber …«
»Kein Aber, bitte. Was ist los? Du hast doch ein Problem, Suko.«
Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort und ließ Shao zunächst mal im Unklaren.
»Ich weiß nicht, ob es ein Problem ist«, sagte er schließlich mit leiser Stimme, »es ist nur ein ungutes Gefühl, das mich unruhig macht.«
Shao nickte. »Meinst du damit so etwas wie eine Vorahnung?«
»So ähnlich. Ich habe ein Gefühl, als ob da was auf uns zukommen würde.«
Shao runzelte die Stirn. »Zukommen?«
»Ja.«
»Und was genau?«
»Das weiß ich eben nicht.« Suko hob die Schultern. »Es ist nicht zu fassen. Es ist nicht konkret, aber ich weiß, dass es vorhanden ist. Das fühle ich.«
»Und weiter?«
Suko drehte sich in ihren Armen zu ihr um und legte ebenfalls einen Arm um sie.
»Ich würde dir gern eine Antwort geben, aber dazu bin ich leider nicht in der Lage. Es gibt nichts Konkretes. Ich fühle es nur, und es bedrückt mich.«
»Das sehe ich dir an.«
»Ich kann nichts dagegen tun.«
Shao ließ einige Sekunden verstreichen, bevor sie sagte: »Das erinnert mich an John. Der achtet auch immer stark auf sein Bauchgefühl.«
»Und nicht zu Unrecht«, bestätigte Suko.
Shao wusste auch nicht mehr, wie sie ihrem Partner helfen konnte.
»Hat es vielleicht etwas mit den vergangenen Tagen hier in New York zu tun? Mit der Einladung?«, fragte sie.
Suko schwieg, was seiner Partnerin nicht gefiel.
»Es könnte sein«, bohrte sie nach, »oder?«
»Ja, schon.«
»Und weiter?«
Suko nickte. »Ja, Shao, ich denke tatsächlich, dass es mit unserem Besuch zu tun hat.«
»Mit dem Toten?«
»Vielleicht.«
Sie atmete tief durch. Es gefiel ihr nicht, dass Suko so wenig aus sich herausging. Sie wusste inzwischen, dass sie unter falschen Voraussetzungen nach New York geflogen oder gelockt worden waren. Offiziell hatten sie einen Geburtstag feiern wollen. Ein Chinese, der viel Einfluss besaß, war sechzig Jahre alt geworden, und das hatte gefeiert werden sollen. Sogar mit Gästen aus London, die man eingeladen hatte.
Zu Lebzeiten hatten Suko und Shao mit Hai King nicht viel zu tun gehabt. Er residierte in New York, Suko und Shao lebten in London. Und doch gab es Verbindungen zwischen den chinesischen Bewohnern der beiden Städte. Die Verbindungen zwischen ihnen wurden auch durch den Tod nicht gelöscht, denn die Nachfolger führten sie fort.
Und Hai King war gestorben. Urplötzlich. Dabei hatten Shao und Suko zu seiner Geburtstagsfeier kommen wollen, stattdessen war es eine Trauerfeier geworden.
Sie hatten von einem Sarg gestanden, in dem Hai King bereits lag. Sie hatten ihn nicht einmal mehr zu Gesicht bekommen, denn der Sarg sollte nicht mehr geöffnet werden, das hatte man ihnen zu verstehen gegeben.
Wenig später, nachdem die kleine Trauerfeier vorbei gewesen war, hatten sie den wahren Grund der Einladung erfahren. Es ging darum, dass Hai King seine letzte Ruhestätte in London finden wollte und nicht in New York. Er sollte überführt werden. Shao und Suko sollten dafür sorgen, dass alles reibungslos klappte.
Beide waren mehr als verwundert darüber gewesen, dass man sie für diesen Job nach New York gelockt hatte, aber sie hatten auch nicht ablehnen können. Man hatte ihnen den Aufenthalt so angenehm wie möglich gemacht, alles bezahlt, und für den Rückflug war ebenfalls alles in die Wege geleitet worden.
Der Sarg mit dem Toten würde sich mit ihnen an Bord des Flugzeugs befinden. In London wollte ihn dann eine Delegation aus der entfernten Verwandtschaft in Empfang nehmen.
Natürlich waren Shao und Suko darüber verwundert gewesen, dass Hai King gerade in London beerdigt werden wollte. Aber auch dafür hatte es eine Erklärung gegeben. Der Verstorbene hatte seine Jugend in der Stadt an der Themse verbracht und diese nie vergessen. So sahen es seine Verwandten als ganz natürlich an, dass er in London begraben werden wollte.
Suko hob die Schultern.
»Mein ungutes Gefühl kann nur mit Hai King zusammenhängen.«
Sie nickte.
»Was weißt du eigentlich über ihn?«
»Nicht viel, leider. Er war hier in New York ein mächtiger Mann. Seine Beziehungen reichten rund um die Welt. Über seine Geschäfte weiß ich nicht sehr viel. Er hat gehandelt und war auch Miteigentümer einer asiatischen Bank.«
»Dann war er wahrscheinlich ein Multimillionär. Aber weißt du auch, wie er gestorben ist?«
Suko schüttelte den Kopf. »Nein, das weiß ich nicht. Wir wissen nur, dass er nicht mehr lebt. Selbst haben wir ihn ja nicht mehr lebend erlebt. Bei der Trauerfeier war nur sein übergroßes Bild vorhanden, das ist alles gewesen. Mir stößt im Nachhinein schon seltsam auf, dass man uns die Leiche nicht zeigen wollte. Okay, ich habe es akzeptiert und wollte keine Unruhe stiften. Ungewöhnlich ist es schon.«
»Und deswegen dein seltsames Gefühl?«
Suko lächelte. »Ja. Wenn sein Ableben kein natürlicher Tod war, wobei ich noch nicht von einer Ermordung sprechen will, sondern – ach, ich weiß es auch nicht, wirklich nicht.«
Shao strich über seinen Nacken und lehnte ihren Kopf an seine Schulter.
»Müssen wir uns wirklich Sorgen deswegen machen? Lohnt es sich denn, dass wir uns wegen irgendwelcher Theorien oder Gedanken die Nacht um die Ohren schlagen?«
»Im Prinzip nicht.«
»Wunderbar, Suko. Dann sollten wir uns wieder hinlegen und zu schlafen versuchen. Heute ist schon morgen, und uns steht ein langer Flug bevor.«
»Ja, du hast recht.« Suko lachte. »Ich wäre trotzdem froh, wenn ich schon in London wäre.«
»Ich auch.«
Sie drehten sich um und gingen zurück in den Schlafraum, wo das Doppelbett auf sie wartete. Shao wälzte sich in Sukos Hälfte und küsste ihn.
»Ich denke, dass alles gut werden wird und wir uns zu viele Gedanken machen.«
»Das hoffe ich.«
»Dann schlaf gut. Und wenn es nur ein paar Stunden sind.«
»Du sagst es, Shao …«
*
War es Schlaf oder war es nur ein Schlummern? Sie bewegten sich oft, sie drehten sich von einer Seite zur anderen. Es war ein unruhiger Schlaf, als würden beide Albträume erleben.
Wie viel Zeit vergangen war, bis beide plötzlich erwachten, wusste im ersten Moment keiner von ihnen zu sagen, aber beide waren plötzlich hellwach und blieben auch nicht mehr liegen. Sie richteten sich fast synchron auf.
Sie sagten nichts. Ihre Augen waren geöffnet, und sie sahen auch etwas.
War es das Zimmer?
Sie konnten keine Antwort darauf geben, weil sie sich nicht dazu in der Lage fühlten. Etwas hatte sich auf ihre Körper gelegt wie ein schweres Gewicht, das ihnen jeden Bewegungsspielraum nahm.
Shao und Suko schauten nach vorn, und das Schlafzimmer war plötzlich zu einer dreidimensionalen Leinwand geworden.
Und es hatte sich noch etwas verändert. Es gab nicht mehr die normale Dunkelheit, denn es war ein Licht entstanden, das mit seiner grünen Farbe alles überdeckte. Es leuchtete jede Ecke aus, und in dieser grünen Welt bewegten sich schattenhafte Gestalten, die ein unheimliches Aussehen hatten.
Menschliche Monster mit halb verwesten Köpfen und Körpern. Schreckliche Fratzen. Dämonisch und grauenvoll. Rote Augen, Finger als Krallen. Geister, die aus einer unbekannten Hölle entwichen waren und jetzt durch das Zimmer schwebten wie böse Parasiten, die sich irgendwo einnisten wollten.
Aufgerissene Mäuler mit scharfen Gebissen, über die lange und klebrige Zungen fuhren. Alles Wesen, wie sie nur in Albträumen entstehen konnten, umkreisten innerhalb des Zimmers einen Gegenstand, der dicht über dem Boden schwebte und ihn trotz seines Gewichts nicht berührte.
Es war ein Sarg. Sein Deckel war geschlossen, dennoch war er die Quelle des grünen Lichts.
Es drang durch die Bretter des geschlossenen Sargs hervor. Eine makabre und unheimliche Quelle, die von den schrecklichsten Gestalten umkreist wurde.
Kein Laut war zu hören, und doch war die Stille ebenso schlimm, als hätten die gespenstischen Wesen getobt und geschrien.
Die normale Welt schien weit in den Hintergrund getreten zu sein, aber das wurde Shao und Suko gar nicht bewusst. Wie zwei Puppen hockten sie in dem Bett und starrten auf das Geschehen, ohne es zu begreifen.
Schlagartig war es vorbei!
So schnell, wie die Gestalten gekommen waren, tauchten sie auch wieder ab. Die Umrisse des Sargs waren ebenfalls davon betroffen. Sie lösten sich in dem grünen Licht auf und waren nicht mehr zu sehen.
Suko und Shao hockten noch immer in ihren Betthälften. Sie blieben auch weiterhin sitzen, als hätten sie sich in ihren Erinnerungen verloren.
Dann, als hätte man ihnen einen Befehl erteilt, sanken sie langsam wieder zurück und berührten mit den Hinterköpfen ihre Kissen. Die Augen, die bisher geöffnet waren, schlossen sich automatisch, und Sekunden später zeugten tiefe Atemzüge davon, dass Shao und Suko eingeschlafen waren …
*
Hätten sie keinen Wecker gestellt, wären sie nicht pünktlich erwacht. So aber riss das Klingeln sie aus dem Schlaf, und es war Suko, der zuerst den Weg zur Dusche fand.
Minuten später war er fertig. Er wurde von Shao abgelöst. Außer einem kurzen Morgengruß hatten sie kein Wort gewechselt, was sich allerdings änderte, als beide angezogen waren und noch zu einem Frühstück nach unten fahren wollten.
Shao stellte sich vor ihren Partner.
»Wie geht es dir?«
»Was willst du hören?«
»Die Wahrheit.«
Suko hob die Schultern an. »Wenn du so fragst, hast du einen Hintergedanken, und der könnte mit der vergangenen Nacht zu tun haben.«
»Hat er auch«, bestätigte Shao.
»Okay, und wie sieht der Grund aus?«
Sie holte tief Atem und drehte ihren Kopf zur Seite. So schaute sie gegen das Fenster und fragte mit leiser Stimme: »Ist dir eigentlich aufgefallen, dass wir seit dem Erwachen so gut wie nicht miteinander gesprochen haben?«
»Das stimmt.«
»Gut, und ist dir aufgefallen, dass so etwas eigentlich nie vorkommt?«
»Ja.«
»Dann sollten wir uns die Mühe machen und über den Grund nachdenken.«
Auch damit war Suko einverstanden, aber er fragte seine Lebensgefährtin: »Kannst du ihn mir zuerst nennen?«
»Ich werde es versuchen.«
»Okay und weiter?«
Shao schwieg. Sie tippte dabei gegen ihren Kopf.
»Hier«, flüsterte sie, »hier ist eine Leere vorhanden. Eine Erinnerungslosigkeit, wie ich sie sonst nicht kenne. Ich weiß, dass etwas geschehen ist. Damit meine ich nicht unser Stehen vor dem Fenster und deine Unruhe. Es ist was passiert, was uns beide betrifft, und das hat bei mir etwas mit einem Traum zu tun.« Sie nickte ihrem Partner heftig zu. »Ja, ich habe geträumt.«
»Und was?«
»Ich weiß es nicht!«, rief sie und ballte die Hände. »Das ist ja das Problem. In meinem Kopf schwirrt alles durcheinander. Ich habe momentan keine Erinnerung daran.«
»Dann können wir uns wohl die Hand reichen«, sagte Suko mit leiser Stimme. »Ich weiß auch, dass da etwas gewesen ist, aber ich kann mich nicht erinnern. Es war nicht eben erfreulich, das auf keinen Fall. Eher bedrückend und unheimlich. Aber ich täusche mich nicht. Da war etwas, an das ich mich nicht erinnere, das mir aber trotzdem Kopfschmerzen bereitet.«
»Mir auch, Suko«, murmelte Shao, »und ich gehe sogar noch einen Schritt weiter.«
»Welchen?«
»Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir beide den gleichen Traum erlebt haben, uns aber nicht mehr an ihn erinnern können. Zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht.«
»Kein Widerspruch.«
Shao trat einen Schritt zurück.
»Und jetzt?«, fragte sie leise. »Was machen wir jetzt? Lassen wir alles auf sich beruhen?«
»Hast du eine andere Idee?«
»Nein.«
»Dann sollten wir es zunächst zurückstellen und nach unten fahren. Trotz der miesen Nacht habe ich Hunger. Dem kann nur ein Frühstück abhelfen. Und danach müssen wir auch schon los. Der Flieger wartet nicht.«
»Und der Sarg auch nicht«, murmelte Shao.
»Was hast du gesagt?«
Sie strich über Sukos Arm. »Schon gut, lass uns nach unten fahren und frühstücken …«
*
Wer am Morgen den geräumigen, lichten und mit Blumen geschmückten Frühstücksraum betrat, der konnte nur gut Laune bekommen. Hinzu kam die freundliche Begrüßung durch das Bedienungspersonal, das den Gästen ein strahlendes Lächeln zeigte und jedem das Gefühl gab, als wäre er ganz besonders wichtig.
Eine junge Frau mit dunkler Haut und hell gefärbten Haaren geleitete Shao und Suko zu einem Tisch am Fenster.
Von dort aus bot sich ihnen ein toller Blick auf den Central Park, der allmählich sein grünes Frühlingsgesicht erhielt.
Beide entschieden sich für Tee und schauten sich das Büfett erst mal an. Ein kalt-warmer Traum, der bei Pfannkuchen begann und bei Sushi endete.
Shao lächelte. »Dann mal los, mein Freund.«
»Was essen wir in London?«, fragte Suko.
»Wenig.«
Suko nickte. »Und hier soll ich zuschlagen?«
»Eine so große Auswahl kann ich dir nicht bieten.«
»Die brauche ich auch gar nicht.«
»Im Zimmerpreis inbegriffen«, sagte Sao. Sie erhob sich und schob ihren Stuhl zurück. »Dann werde ich mich mal opfern. Soll ich dir etwas mitbringen?«
»Nein, nein, ich hole mir meine Sachen selbst.«
»Okay.«