John Sinclair 1579 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1579 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Eine junge Frau sah plötzlich Dinge, die erst noch passieren würden. Es war grausam, denn diese Ahnungen traten tatsächlich ein und ließen Tote zurück. Die Seherin wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte, ihr normales Leben war auf den Kopf gestellt worden. Hinter allem steckte etwas Unglaubliches.

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 143

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDer Kopf des DämonsVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Der Kopf des Dämons

Eine junge Frau sah plötzlich Dinge, die erst noch passieren würden. Es war grausam, denn diese Ahnungen traten tatsächlich ein und ließen Tote zurück. Die Seherin wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte, ihr normales Leben war auf den Kopf gestellt worden. Hinter allem steckte etwas Unglaubliches.

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4350-9

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Der Kopf des Dämons

»Nein, nicht schon wieder! Bitte nicht, lieber Gott! Das ist doch Wahnsinn …«

Von einem Augenblick zum anderen verzerrte sich das Gesicht der jungen hübschen Frau. Patricia Wells öffnete den Mund, ohne zu schreien. Aus schockweiten Augen starrte sie die Glasscheibe an, die das Synchronstudio in zwei Hälften teilte.

Der Mann auf der anderen Seite, ein dünner Typ mit Glatze und Schlabberhemd, schüttelte den Kopf. Er war vom Verhalten der Frau völlig überrascht worden.

»He, Pat, was hast du?«

Sie weinte. Sie saß noch auf ihrem Stuhl, packte den Kopfhörer und riss ihn von ihren Ohren weg. Dann stöhnte sie herzerweichend auf und trommelte mit beiden Fäusten auf das vor ihr liegende Manuskript …

Der Mann hinter der Scheibe schloss für einen Moment die Augen.

Scheiße, dachte er, es passiert schon wieder.

Die Anfälle waren ihm nicht neu. Zweimal hatte er sie bereits erlebt, ohne sich einen Reim darauf machen zu können. So schlimm wie jetzt war es bisher noch nicht gewesen. So hysterisch hatte sich Patricia Wells noch nie verhalten.

Normalerweise hätte er sie nicht mehr engagiert, aber sie besaß eine tolle Stimme und war eine der besten Synchronsprecherinnen überhaupt. Außerdem eine gefragte Schauspielerin, und wenn seine kleine Firma nicht zugegriffen hätte, wäre sie längst von der Konkurrenz unter Vertrag genommen worden.

Jetzt war ihr Kopf nach vorn gesunken.

Das Schreien hatte aufgehört.

Pats Augen waren nicht zu sehen, sie schien auf das Manuskript zu starren.

Alex, der Mann hinter der Scheibe, überlegte, wie er sich verhalten sollte.

Aufspringen, auf die andere Seite laufen, es dort mit Worten versuchen. Das hatte er schon zuvor bei den anderen beiden Anfällen getan, doch viel gebracht hatte es nicht. Gar nichts, wenn er ehrlich war, denn sie hatte ihn überhaupt nicht beachtet. Sie wollte allein bleiben.

Und jetzt?

Ihr Verhalten war schon anders geworden. Der Kopf berührte mit seiner Stirn die Manuskriptblätter, die verrutscht waren. Dabei hatte Pat nur noch wenige Sätze zu sprechen brauchen, aber das war jetzt auch vorbei. Man musste einen neuen Termin vereinbaren. In diesem Zustand konnte sie nicht weitermachen.

Mit einer heftigen Bewegung hob sie ihren Oberkörper wieder an.

Schweiß bedeckte ihr Gesicht. Der feuchte Film vermischte sich mit ihren Tränen. Ihr Blick hatte etwas Panikartiges, sie konnte nie in eine Richtung schauen.

Alex winkte ihr zu.

Sie nahm es wohl wahr, reagierte aber nicht darauf.

Sie war nur mit sich selbst beschäftigt.

Die Hände schlugen auf das Papier. Sie holte tief Luft und presste sie wieder hervor.

Der Anfall war noch nicht vorbei. Irgendetwas steckte weiterhin in ihr. Das sah auch Alex. Ihr Kopf bewegte sich hin und her. Als wäre sie dabei, etwas zu suchen, das sie letztendlich doch nicht fand.

Und dann – es kam auch für Alex völlig überraschend – sprang sie auf. Sie schoss regelrecht in die Höhe, aber sie blieb nicht in ihrer Haltung. Sie fing an, sich zu bewegen.

In ihrem Fall hieß das, dass sie in der engen Kabine hin und her rannte, auch wenn sie nicht viel Platz hatte. Sie sprach dabei mit sich selbst, und sie hielt die Augen weiterhin weit offen.

Alex stöhnte auf. Er fuhr mit beiden Händen durch sein Gesicht. Er war allein mit Pat. Er wusste nicht, was er tun sollte. Sie brauchte Hilfe, das war klar, doch wie sollte er sie ihr geben? Hinlaufen und mit ihr reden?

Das war wohl am besten. Beide kannten sich lange genug. Sie würde zu ihm sicherlich Vertrauen haben.

Mit einem unguten Gefühl machte er sich auf den Weg.

Alex verließ seine Kabine und öffnete wenig später die Tür, die ihn ans Ziel brachte.

Patricia Wells stand auf der Stelle und drehte ihm den Rücken zu. Den Kopf hielt sie gesenkt, die Hände vor das Gesicht geschlagen. Sie zitterte. Ihre Schultern zuckten, und ihr Stöhnen drang an Alex’Ohren.

Patricia war ihm fremd geworden, und er traute sich kaum, näher an sie heranzugehen. Hinter ihr blieb er stehen.

Er flüsterte ihren Namen, in der Hoffnung, dass sie auf ihn reagierte.

»Pat …«

Nichts!

Er sprach lauter. »Pat, was ist denn los mit dir, verdammt noch mal? Was hast du denn?«

Sie drehte sich nicht um.

Vielleicht waren es die falschen Worte, dachte er und versuchte es erneut. Das heißt, er wollte sie ansprechen, doch dazu kam es nicht mehr, denn die Frau fuhr plötzlich mit einer heftigen Bewegung herum.

Alex schrak zusammen und wich unwillkürlich einen Schritt nach hinten.

Das Gesicht der Frau sah so anders aus. Darin malten sich die Gefühle ab, die sie beherrschten, und da gab es wirklich nichts Positives zu sehen. Pat schien große Qualen zu erleiden. Man musste sie wirklich hart rangenommen haben.

Plötzlich begann sie zu reden. Es waren Sätze, die Alex nicht gefielen und ihm Furcht einjagten.

»Der Tod ist unterwegs, ja, der Tod. Jetzt – in diesem Augenblick …« Sie hatte bei jedem Wort lauter gesprochen und war völlig außer sich. Da gab es keine Verstellung, ihr Verhalten war echt, das sah auch Alex.

Pat wollte noch etwas sagen. Sie musste erst Luft holen, und dann brachen die neuen Worte aus ihr hervor, die Alex einen kalten Schauer über den Rücken jagten.

»Die Bombe, Alex! Die Bombe sie explodiert!«

Das letzte Wort endete in einem Schrei. Eine Sekunde später brach sie zusammen …

*

Der Bus war nicht mal bis zur Hälfte besetzt. Die meisten der wenigen Passagiere saßen in der vorderen Hälfte, nur in der Mitte hockte eine Frau, die zwei prall gefüllte Tüten neben sich auf den freien Sitz gestellt hatte und permanent nieste.

Niemand achtete auf den Mann in der letzten Reihe. Er saß dort ganz allein. Ein Typ mit dunklen Haaren. Auf dem Kopf saß eine Wollmütze, die so weit nach unten gezogen war, dass seine Stirn völlig darunter verschwand. Auf den Knien des Fahrgastes stand eine Aktentasche, die er mit beiden Händen festhielt.

Er bewegte den Mund. Hätte jemand in seiner Nähe gesessen, so hätte er nichts gehört, denn der Mann sprach wohl mehr mit sich selbst, und das noch lautlos.

Sein starrer Blick war nach vorn gerichtet. Manchmal nickte er auch, und dann sprach er lauter. Trotzdem wurde er von keinem anderen Fahrgast gehört.

»Tot, alle tot – alle!«

Er wiederholte diesen Satz mehrmals, wobei er nickte. Der fiebrige Glanz in seinen Augen verschwand nicht.

Er wollte ein Zeichen setzen. Er wollte allen klarmachen, dass noch nichts vorbei war. Dass der Terror weiterging.

Er würde ein Held sein, auf den das Paradies wartete, und man würde stolz auf ihn sein.

Niemand der Insassen ahnte auch nur im Entferntesten, was mit dem Mann in der letzten Reihe los war. Er war auch so gut wie nicht zur Kenntnis genommen worden, und auch wenn der Tod zuschlug, würde man ihn kaum wahrnehmen.

Einmal noch stoppen. Danach war es so weit!

Der Fahrer fuhr bereits langsamer, weil die Haltestelle in Sicht kam. Der Bus stoppte. Türen öffneten sich. Zwei neue Fahrgäste stiegen ein und gesellten sich zu denen, die vorne saßen. Nur ein alter Mann stieg aus.

Die Türen schlossen sich wieder.

Der Bus fuhr an.

Der Mann in der hinteren Reihe öffnete den Mund und saugte die schlechte Luft ein. Danach erhob er sich mit einer steifen Bewegung und nahm seine Aktentasche mit. Aber er hatte sie bereits geöffnet. Er hielt sich auf seinem kurzen Weg nach vorn nirgendwo fest, und da der Wagen nicht unbedingt ruhig fuhr, schwankte er von einer Seite zur anderen, ohne allerdings zu fallen.

Er blieb dort stehen, wo die Frau mit den Tüten saß, die nach rechts schielte, weil der Fahrgast dort stand. Sie legte eine Hand auf ihre Tüten, aber der Mann kümmerte sich nicht um sie. Er starrte nach vorn, und auch das gefiel der Frau nicht. Er verhielt sich so ungewöhnlich, zudem gab es keinen Halt in der nächsten Minute.

Und dann sprach er noch.

»Alle tot! Alle tot …«

Die Frau glaubte, sich verhört zu haben. Sie war sonst nicht auf den Mund gefallen, aber was sie hier vernommen hatte, das verschlug ihr die Sprache.

Und sie hatte sich nicht verhört.

Dann sah sie, wie der Mann seine Aktentasche öffnete. Er klappte die lange und breite Lederlasche hoch und griff mit der rechten Hand in die Tasche.

»He, was haben Sie vor?«

Der Bann war gebrochen. Die Frau konnte wieder sprechen.

»Alle tot! Alle tot …«

Mehr sagte er nicht. Er handelte. In der Tasche entzündete er die Bombe, die ihn und auch andere mit in den Tod riss …

*

Patricia Wells hatte ihre Arbeit nicht mehr fortführen können. Dafür hatte auch Alex Verständnis gezeigt und sie nach Hause geschickt, ohne einen neuen Termin mit ihr zu vereinbaren. Sie sollte sich erholen und mit sich selbst ins Reine kommen.

Pat wollte nicht zurück in ihre Wohnung. Sie fürchtete sich vor dem Alleinsein. Zwar wollte sie allein bleiben, aber trotzdem unter Menschen sein.

Es war eine kleine Kaffeebar, die sie ansteuerte. Sie kannte das Lokal. Es wurde von jüngeren Leuten frequentiert, die sich hier trafen, um zu reden oder zu flirten. Auch Mitglieder eines kleinen Theaters in der Nähe besuchten das Café des Öfteren.

Als sie eintrat, war sie froh, noch einen freien Tisch in der Ecke zu ergattern. Sie steuerte darauf zu und ließ sich auf dem harten Stuhl mit der gebogenen Lehne nieder.

Es war ein Platz, der ihr gefiel, weil sie hier die zahlreichen Stimmen der Gäste nicht zu laut hörte. So konnte sie nachdenken, und sie war trotzdem nicht allein.

Die Bedienung tauchte neben ihr auf. Eine junge Japanerin, die ziemlich viel zu tun hatte, aber trotzdem freundlich blieb.

»Hi, auch mal wieder hier?«

»Ja.«

»Was darf ich dir bringen?«

»Eine Flasche Wasser, ruhig eine große.«

»Okay, keinen Kaffee?«

»Nein.«

»Und zu essen?«

»Auch nichts.«

Die Kellnerin lachte und verschwand wieder.

Patricia Wells schloss die Augen und wirkte wie jemand, der sich in dem Trubel um sich herum einfach nur wegträumen will. Nichts mehr sehen, nur noch hören und sich einbilden, dass die Geräusche eine vertraute Atmosphäre schafften.

Sie war eine gut aussehende Frau. Das hatte man ihr zumindest öfter gesagt. Sechsundzwanzig Jahre alt. Braune Haare, die sie recht lang hatte wachsen lassen. An der rechten Kopfseite länger als an der linken.

Ein schmales Gesicht mit weichen Zügen und rehbraunen Augen.

Als Beruf gab sie Schauspielerin an. Das hatte sie auch gelernt. In der letzten Zeit allerdings hatte sie kein Engagement mehr bekommen. Man hatte ihre Stimme entdeckt, und die war so prägnant, dass sie zu einem der großen Stars unter den Synchronsprechern geworden war.

Hörbücher, Hörspiele, die Stimme in der Werbung, sie war ausgebucht. Schon in zwei Tagen würde sie einen neuen Job übernehmen. Da hatte eine Agentur sie gebucht, um Werbung für ein neues Kosmetikprodukt zu machen.

Ob sie das schaffte, wusste sie nicht, denn da gab es noch etwas anderes in ihr.

Sie war eine Seherin. Sie sah etwas voraus, was später tatsächlich eintrat. Zumeist Unglücke und nur immer das, was andere Menschen betraf. Die eigene Zukunft blieb für sie im Dunkel.

Sie hatte schon einige Unglücke vorausgesehen. Unter anderem den Absturz eines kleinen Flugzeugs, bei dem es drei Tote gegeben hatte. Nur der Pilot hatte überlebt.

Zuerst hatte sie noch an einen Zufall geglaubt. Ein Brand in der Nachbarschaft, ein Unfall auf der Straße, die Dinge summierten sich. Dann hatte sie richtig darüber nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass es sich dabei um eine angeborene Gabe handelte, mit der sie zurechtkommen musste.

Das machte sie alles andere als fröhlich.

Sie hatte sich auch nicht getraut, damit an die Öffentlichkeit zu gehen oder sich jemandem anzuvertrauen.

Man hätte sie für verrückt gehalten und nur den Kopf geschüttelt. Aber sie war nicht verrückt. Es war diese Gabe, die sie für einen Fluch hielt.

Ja, sie konnte nicht weiter so unbelastet leben wie zuvor. Immer wieder sah sie furchtbare Dinge, und der Druck würde nie weichen, so lange sie lebte.

Und heute war die Vision am Schrecklichsten gewesen.

Der Tod war unterwegs. Es würde viele Tote geben, davon war sie überzeugt, und sie hatte nichts tun können.

Patricia öffnete die Augen. Sie erschrak, als die Bedienung neben ihr stand.

»He, ich dachte schon, du wärst eingeschlafen.«

»Nein, nein, das nicht.«

»So, dein Wasser.« Sie stellte die Flasche und das Glas vor Pat auf den Tisch.

»Danke.«

»Sonst noch was?«

»Nein, dann melde ich mich.«

»Und schlaf nicht ein.«

»Ich werde mich bemühen.«

Pat war froh, wieder allein gelassen zu werden. Sie war zwar eine Schauspielerin, aber keine so perfekte, dass sie ihren inneren Zustand hätte verbergen können.

Die letzte Vision hatte sie stark mitgenommen. Auf der einen Seite wartete sie darauf, dass sie sich erfüllen würde, auf der anderen wollte sie nicht, dass Menschen starben. Doch beides konnte sie nicht beeinflussen.

Sie wusste auch nicht, wann und wo es passieren würde. Heute, morgen, übermorgen. Es stand für sie nur fest, dass ein schreckliches Ereignis eintreten würde, denn so war es bei ihren Visionen immer gewesen.

Als sie Wasser in das Glas einschenkte, da sah sie, dass ihre Hand zitterte. Der Schock war noch nicht vorbei, und dieses Gefühl würde noch eine Weile anhalten. So lange, bis es dann passiert war.

Patricia trank die ersten Schlucke und merkte, wie gut ihr das kühle Wasser tat. Ein erstes Lächeln huschte um ihre Lippen. Sie war so weit, dass sie sich schon an den kleinsten Dingen des Lebens erfreute.

Sie trank das Glas leer und schenkte sofort nach. Dabei schaute sie nach vorn in das Lokal. Die Gespräche und Stimmen rauschten auf sie zu wie ein Summen. Pat ignorierte es. Die Menschen, von denen die Geräusche stammten, kamen ihr unendlich weit entfernt vor, als befänden sie sich in einer anderen Welt, in die nur sie Einblicke hatte und nicht die anderen Gäste.

Patricia wusste nicht, wie sich der Tag fortsetzen oder gar enden würde. Sie ließ alles auf sich zukommen. Erst einmal musste sie abwarten, ob ihre Vision eintrat.

Den Klingelton des Handys hatte sie leiser gestellt. Sie hörte ihn trotzdem und holte den schmalen Apparat aus der Tasche. Dabei warf sie keinen Blick auf das Display und meldete sich sofort.

»Bitte?«

»Ich bin es, Alex.«

»Ach so, du.«

»Geht es dir gut?«

Pat musste lachen. »Na ja, ich weiß nicht, was du unter gut verstehst.«

Alex suchte nach Worten. »Na ja, deine – dein – Benehmen. Ich meine, das war ja nicht normal. Hast du dich wieder gefangen?«

»Ich bin ganz ruhig.«

»Ist die Ruhe auch echt?«

»Wie meinst du das?«

»So wie ich es gesagt habe. Es gibt ja auch eine erzwungene Ruhe.«

Patricia hatte den skeptischen Ton nicht überhört.

»Okay«, sagte sie, »wie ich dich kenne, möchtest du wissen, ob und wann ich weitermachen kann.«

»So ist es.«

»Sorry, aber das kann ich dir leider nicht sagen. Ich weiß es einfach nicht.«

»Aber du hast nicht mehr viel zu sprechen.«

»Das weiß ich selbst.«

»Dann dürfte es doch kein Problem für dich sein.«

Sie schloss die Augen, zählte im Kopf bis drei und gab danach die Antwort. »Ich möchte selbst bestimmen, wann ich komme und wann nicht.«

»Aber die Produktion …«

»Wird schon fertig werden.« Sie beendete das Gespräch. Was sie jetzt am wenigsten brauchen konnte, waren Terminabsprachen. Sie wollte erst mal in Ruhe gelassen werden.

Ihre Gabe empfand sie als Fluch. Sie hasste ihre Visionen.

Da sie aber vorhanden waren und sie nichts dagegen unternehmen konnte, hatte sie immer öfter darüber nachgedacht, wie es dazu hatte kommen können. Eine Erklärung hatte sie nicht. Die Visionen waren einfach da. Sie war ein sehr sensitiver Mensch, und auch der Ausdruck Medium wäre wohl nicht falsch gewesen.

Sie konnte auch nicht sagen, wann die Visionen eintraten. Es lagen unbestimmte Zeiträume dazwischen, aber in der letzten Zeit waren sie immer dichter aufeinander gefolgt.