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Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!
Der Killer hieß Juri!
Er ballerte alles weg, was ihm vor die Mündung seiner Waffe geriet. Es war ein Zwischending aus MPi und Granatwerfer, ein regelrechtes Ungetüm und zugleich ein Fantasie-Objekt.
Männer, Frauen und Kinder - sie alle explodierten in einem Blutregen, wenn sie getroffen wurden.
Der Spieler hieß Robby Clair.
Er war sechzehn Jahre alt und süchtig nach Computerspielen. Einmal so zu sein wie seine virtuellen Helden, nicht auf Eltern und Lehrer hören, das war sein größter Traum ...
John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 144
Veröffentlichungsjahr: 2015
John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.
Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.
Der Killer hieß Juri!
Er ballerte alles weg, was ihm vor die Mündung seiner Waffe geriet. Es war ein Zwischending aus MPi und Granatwerfer, ein regelrechtes Ungetüm und zugleich ein Fantasie-Objekt.
Männer, Frauen und Kinder – sie alle explodierten in einem Blutregen, wenn sie getroffen wurden.
Der Spieler hieß Robby Clair.
Er war sechzehn Jahre alt und süchtig nach Computerspielen. Einmal so zu sein wie seine virtuellen Helden, nicht auf Eltern und Lehrer hören, das war sein größter Traum …
Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve
ISBN 978-3-8387-4351-6
www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de
Der Killer hieß Juri!
Er ballerte alles weg, was ihm vor die Mündung seiner Waffe geriet. Es war ein Zwischending aus MPi und Granatwerfer, ein regelrechtes Ungetüm und zugleich ein Fantasie-Objekt.
Männer, Frauen und Kinder – sie alle explodierten in einem Blutregen, wenn sie getroffen wurden.
Der Spieler hieß Robby Clair.
Er war sechzehn Jahre alt und süchtig nach Computerspielen. Einmal so zu sein wie seine virtuellen Helden, nicht auf Eltern und Lehrer hören, das war sein größter Traum …
Er schickte Juri wieder auf die Reise. Der Killer war Wachs in seinen Händen. Er konnte über ihn bestimmen. Über eine Gestalt, die mehr Monster als Mensch war. Ganz in Schwarz gekleidet, von den Füßen bis zum Kopf.
Eigentlich ein künstliches Objekt, bis auf die kalten und funkelnden Augen. Sie bewegten sich und täuschten so etwas wie Leben vor.
Juri musste ein altes Haus durchsuchen, das mehr eine Ruine war. Seine Waffe hielt er schussbereit. Er musste innerhalb kürzester Zeit feuern, sonst erwischte es ihn selbst.
Das war zum Glück noch nicht eingetreten, denn Robby gehörte zu den Spielern, die bestimmt keine Anfänger mehr waren und eine ausgezeichnete Reaktionszeit besaßen.
Das Haus war außen grau und innen düster. Es gab Flure und jede Menge Zimmer, deren Türen nicht mehr vorhanden waren. So wirkte jeder Raum wie der Eingang zu einer Höhle.
Der Killer musste jedes Zimmer durchsuchen. Ob in den Räumen eine Gefahr lauerte, war nicht sofort festzustellen. Das würde sich erst zeigen, wenn er das Zimmer betreten hatte.
Er wusste auch nie, welche Gefahren auf ihn lauerten. Das konnten Menschen sein, aber auch irgendwelche Monster oder Maschinen.
Das erste Zimmer.
Juri schlich hinein. Zugleich zeichnete sich auf Robbys Gesicht die Spannung ab, denn das war die erste wirkliche Feuerprobe, die sein brutaler Held bestehen musste.
Er tauchte in das Dunkel ein, blieb für einen Moment stehen, und seine hellen Augen richteten sich nach vorn.
Er sah noch keine Bewegung zwischen den Wänden. Halbdunkel erfüllte das Zimmer.
Und dann passierte es.
Plötzlich schoss jemand in die Höhe, der bisher flach auf dem Boden gelegen hatte. Was es war, sah der Spieler nicht. Irgendein Wesen, das getötet werden musste.
Juri vollzog die Reaktion des Spielers nach. Er ballerte los. Ließ die Ladung von unten nach oben in die Höhe steigen und konnte so den Feind nicht verfehlen.
Die Geschosse zerrissen ihn.
Schreie drangen aus den Lautsprechern. Sie hörten sich wenig menschlich an, aber Robby jubelte auf.
Sein Held hatte das erste Hindernis überwunden. Das war schon mal ein guter Anfang.
Um das Spiel zu gewinnen, musste man das ganze Haus erobern. Er musste Juri durch die einzelnen Etagen schicken, um alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen.
Das erste war geschafft. Ein zweiter Gegner lauerte hier nicht, und der Killer nahm sich das zweite Zimmer vor.
Robby pfiff durch die Zähne. Zugleich grinste er siegssicher. Er freute sich. Er würde so weitermachen und beweisen, dass er letztendlich der Gewinner war.
Zudem hatte er Zeit genug. Seine Eltern waren eingeladen und würden erst nach Mitternacht zurückkehren. Bis dahin musste er es geschafft haben.
Juri stand wieder im Flur. Auch da bewegte er sich lauernd. Er drehte sich um die eigene Achse, weil er damit rechnen musste, auch hier einen Angriff zu erleben.
Es blieb ruhig in seiner Umgebung. Das sah auch Robby, der gegen den Bildschirm nickte.
»Okay, dann weiter, Juri. Räum auf. Mach sie fertig. Schick sie in den Orkus!«
Und der Killer ging weiter. Sogar das schleifende Geräusch seiner Tritte übertrugen die Lautsprecher.
Robby wusste auch, dass die erste Aufgabe recht simpel gewesen war. Andere würden wesentlich schwieriger sein, das stand fest. Da musste er sehr achtgeben, denn es lauerte nicht immer nur ein einziger Gegner auf ihn. Es konnten auch zwei oder drei sein.
Juri kannte keine Angst. Er wusste, was er tun musste.
Plötzlich wurde er schnell, als wollte er seine Feinde überraschen. Er sprang durch die offene Tür in den zweiten Raum hinein, um sich dort sofort auf irgendwelche Gestalten zu stürzen.
Es waren keine da!
Leere, wohin er schaute.
Graue Wände, leere Fensterhöhlen, die wie Gucklöcher in eine andere Welt wirkten. Nichts lauerte in diesem Zimmer.
Juri drehte sich mit seiner schweren Waffe in der Hand im Kreis. Aus seinem breiten Mund drang ein leises Kurren. Für Robby ein Zeichen, dass er sauer war.
Kein Feind?
Das Spiel variierte. Es war nie gleich. Der Spieler hatte mit verschiedenen Schwierigkeitsstufen zu tun. Deshalb konnte Robby auch nicht davon ausgehen, dass das Zimmer wirklich leer war.
Juri trat den Rückzug an. Er wurde von Robby gesteuert, und der beging in diesem Augenblick einen Fehler.
Er hatte den Killer normal gehen lassen, mit dem Gesicht zur Tür.
Hinter ihm lagen die beiden Fenster. Und da lauerte das Verderben.
Es hatte vor dem Haus gewartet und war genau im richtigen Zeitpunkt die Wand hinaufgeklettert.
Juri hatte hinten keine Augen, und Robby bemerkte das Verhängnis viel zu spät.
Die halbe Drehung schaffte sein Killerheld noch, dann blitzte es an beiden Fenstern auf, als würde dort mit futuristischen Laserkanonen geschossen
Es erwischte den virtuellen Killer mitten in der Bewegung.
Und diesmal half ihm nichts. Keine Waffe, kein Reaktionsvermögen, das Licht war stärker.
Ein Schrei hallte durch das normale Zimmer. Nicht Juri hatte ihn ausgestoßen. Robby sah, dass sein Held durch das Licht atomisiert wurde und musste sich eingestehen, dass er und Juri verloren hatten.
Bei Juri floss kein Blut. Licht blitzte auf, und dann war von Juri nichts mehr zu sehen.
Das Spiel konnte von vorn beginnen, aber dazu hatte Robby keine Lust mehr.
Vor dem Bildschirm sackte er zusammen und vergrub sein Gesicht in beide Hände. Er fühlte sich nicht nur als Verlierer, er war auch einer, und er fluchte leise vor sich hin.
Er gab sich die Schuld. Er schimpfte sich aus, und vor Wut hatte er die Hände zu Fäusten geballt. Schweiß perlte von seiner Stirn. Er bekam sogar Herzklopfen, denn derartige Niederlagen nahm er stets persönlich.
Er wusste nicht, ob er das Spiel noch mal von vorn beginnen sollte. Es war möglich, doch dazu brauchte man den richtigen Drive, und den hatte er nicht mehr.
Robby richtete sich irgendwann wieder auf. Er sagte etwas und wusste nicht, was da über seine Lippen drang. Unverständliche Worte, in denen die Wut mitschwang, die er empfand.
Nach Minuten nahm er die Hände vom Gesicht und griff zur Wasserflasche, die neben dem Bildschirm stand. Noch immer war er nass geschwitzt. Das Hemd klebte auf der Haut, und durch das geöffnete Fenster drang auch keine Kühle, obwohl es geregnet hatte. Die Luft draußen war feucht und schon übersättigt. Der Tag war sehr warm gewesen, und am Abend hatte es den großen Starkregen gegeben.
Jetzt lagen dicke Nebelbänke über dem Gebiet, und Abkühlung gab es nicht.
»Verloren! Scheiße, ich habe verloren!«
Er schüttelte den Kopf, schob seinen Stuhl auf den fünf Rollen zurück und starrte leblos vor sich hin.
Dabei war er so siegessicher gewesen. Er hatte geglaubt, gewinnen zu können. Dann wäre er bei seinen Freunden der King gewesen, denn bisher hatte es keiner von ihnen geschafft, am Ende der Sieger zu sein.
Er ging zum Fenster. Das Haus seiner Eltern stand auf einem recht großen Grundstück und war von einem Garten umgeben. Viel davon war nicht zu sehen, weil der Nebel alles verdeckte. Gespenster schienen dort zu lauern, verborgen hinter dicken Schwaden.
Er ging wieder zurück und ließ sich auf seinen Drehstuhl fallen. Dabei warf er einen Blick auf seine Uhr.
Es war kurz vor Mitternacht, und Robby dachte darüber nach, ob er nicht doch noch mal spielen sollte, allerdings auf einem niedrigeren Level. Die höchste Gefahrenstufe hatte er doch nicht schaffen können.
Aber auch in der unteren würde es recht lange dauern, bis er sich als Sieger fühlen konnte.
Es war ein beschissener Abend gewesen, und voller Ärger schaute der Junge auf den grauen Bildschirm. Da gab es nichts mehr, was sich bewegte. Kein Leben.
Er musste sich entscheiden und musste sich schließlich eingestehen, dass allmählich die Müdigkeit in seinen Körper kroch. Eigentlich hätte er sich ins Bett fallen lassen müssen, aber das wollte er auch nicht. Nie vor Mitternacht die Matratze küssen! So lautete seine Devise. Also noch abwarten.
Im Garten war es still. Er wohnte sowieso in einer ruhigen Gegend. Vor dem Haus führte zwar eine Straße entlang, doch die hatte man nur für die Leute angelegt, die hier wohnten, denn Durchgangsverkehr gab es hier nicht.
Der Nebel bewegte sich.
Es war Robby nicht sofort aufgefallen, doch als er den Kopf bewegte, da sah er ihn auch im Zimmer. Draußen musste Wind aufgekommen sein, der die Schwaden durch das offene Fenster trieb.
Er drehte den Kopf und wunderte sich.
Nein, nicht durch das offene Fenster drangen sie. Es gab eine andere Erklärung. Sie waren einfach vorhanden. Er wollte seinen eigenen Augen nicht trauen, als er sah, dass die Wolken bereits seinen Monitor umhüllt hatten. Und wenn ihn nicht alles täuschte, drangen sie sogar daraus hervor.
Robby verstand die Welt nicht mehr. Er blieb auf seinem Stuhl sitzen und kam sich wie vereist vor.
Es gab keine Erklärung für das, was er hier erlebte.
Warum produzierte das Ding auf seinem Schreibtisch plötzlich einen Nebel? Brannte dort was? War etwas zerstört worden? Daran glaubte er nicht, denn dann hätte er einen Brandgeruch spüren müssen. Aber es war für ihn nichts zu riechen.
Der Nebel hörte nicht auf, aber der war nicht einmal das Schlimmste. Er verhüllte alles und brachte trotzdem etwas Neues mit, was Robby erst recht nicht begriff.
Diesmal war nicht der Monitor von einem Bild erfüllt, sondern das gesamte Zimmer. Der Dunst war auch noch da, aber die Schwaden waren aufgerissen, sodass Robby alles sah.
»Nein, nein«, hauchte er, »das kann nicht wahr sein! So etwas kann es nicht geben!«
Es stimmte doch. Er befand sich noch im Haus seiner Eltern, aber zugleich war er woanders.
Er hörte das Rauschen von Wellen, er sah in der Ferne einen riesigen Totenschädel mit zwei gekreuzten Knochen dahinter. Die leeren Augenhöhlen starrten in einen Himmel, der düster war. Verschiedene Farben verteilten sich auf ihm. Graue, schwarze und auch bleiche.
Robby sah auch zwei alte Rahsegler auf dem Wasser, die sich schwerfällig über die Wellen bewegten. An den Masten hingen durchlöcherte Segel, und eines der Schiffe brannte lichterloh.
Robby stand auf.
Er wollte zu seinem Bett, er ging auch den ersten Schritt und hörte ein ungewöhnliches Geräusch beim Auftreten. Es klang dumpf und auch leicht hallend.
Das war nicht mehr der Boden in seinem Zimmer! Der hier war anders.
Robby senkte den Blick und glaubte, verrückt zu werden.
Er stand nicht mehr in seinem Zimmer, denn unter seinen Füßen befanden sich die feuchten Planken eines Schiffes …
*
Das zu begreifen war für ihn unmöglich. Er bewegte sich nicht von der Stelle und hielt den Atem an. Was ihm da durch den Kopf huschte, wusste er selbst nicht. Und doch war er nicht so geschockt, als dass er sich nicht getraut hätte, sich umzuschauen.
Es stimmte alles. Er befand sich nicht mehr in seinem Zimmer, sondern auf einem dieser Schiffe, die er gesehen hatte. Und er spürte auch die Unruhe des Wassers, denn er schwankte leicht von einer Seite zur anderen. Es war ein Zeichen, dass der alte Seelenverkäufer sich über das wellige Wasser bewegte.
Plötzlich lachte er. Dabei hatte er es gar nicht gewollt. Er schüttelte auch den Kopf und trat noch mal hart auf.
Ja, das dumpfe Geräusch blieb.
Robby schüttelte den Kopf. Zuerst hastig, dann langsamer, weil etwas in ihm hochstieg, das alles andere von ihm abfallen ließ.
Er spürte die Angst. Sie breitete sich in ihm aus, denn erst jetzt wurde ihm richtig bewusst, was überhaupt geschehen war.
Etwas hatte ihn geholt. Er hatte eine Grenze überschritten und war irgendwo hineingeraten. In eine Zeit und in eine Welt, die er sich nicht vorstellen konnte. Jedenfalls nicht in der Realität.
Robby war nicht nur ein Fan von brutalen Ballerspielen, er war auch jemand, der gern las. Fantasy-Romane standen bei ihm hoch im Kurs, und er hatte die entsprechenden Geschichten von Zeitreisen gelesen, die den Helden in andere Welten führten.
Und jetzt?
Ich bin selbst in einer anderen Welt und einer anderen Zeit!, dachte er. Man hat mich aus dem Zimmer weggeholt. Da war etwas in meinem Computer, und jetzt bin ich …
Es war für ihn trotz allem so unwahrscheinlich, dass seine Gedanken stockten. Er konnte auch nicht darüber lachen, denn dafür sorgte schon die tiefe Angst, die ihn erfasst hatte. Er fing an, zu zittern.
Trotzdem überlegte Robby, wie es weitergehen sollte.
Es gab eigentlich nur eine Alternative. Er musste wieder zurück in seine Welt und seine Zeit. Allerdings bedurfte es auch einer Umsetzung, und da war er überfragt.
Wie sollte er es schaffen?
Es gab keine Tür, kein Tor, es gab nur dieses alte Schiff und die Umgebung. Ein Meer, dessen Wasser immer wieder Wellen produzierte, die gegen die Bordwand schlugen und das steuerlose Schiff zum Schwanken brachten. Wer nicht daran gewöhnt war, konnte leicht seekrank werden, aber noch spürte Robby nichts davon.
Er stellte für sich fest, dass er offenbar allein auf dem Schiff war und keine Hilfe erwarten konnte.
Er warf einen Blick nach vorn, vorbei an den Masten und den zerfetzten Segeln. Da es nicht völlig dunkel war, sah er auch das ferne Ufer einer Insel, auf der ein gewaltiges Felsmassiv aufragte. Eine menschliche Ansiedlung war nicht zu erkennen.
Plötzlich musste er wieder lachen.
Ihm war der Film mit dem Titel »Fluch der Karibik« in den Sinn gekommen, nur war er kein Captain Sparrow, sondern ein normaler Mensch und völlig auf sich allein gestellt. Er befand sich auf einem alten Seelenverkäufer, der steuerlos durch ein Gewässer trieb und womöglich irgendwann an der felsigen Küste zerschellen würde.
Untergehen wollte er nicht. Und er wollte auch nicht länger auf der Stelle stehen bleiben. Er nahm all seinen noch vorhandenen Mut zusammen und machte sich an die Durchsuchung des Schiffes.
Jetzt hätte er sich gewünscht, Juri zu sein und eine Waffe wie dieser zur Hand zu haben. Damit hätte er aufräumen können, sollte es doch irgendwelche gefährlichen Feinde an Bord geben.
Auf dem Deck sah er nichts, aber der alte Segler hatte nicht nur Aufbauten am Heck, es gab noch einen Bauch, und ob dort alles leer war, wusste er nicht.
Der Steuerstand jedenfalls war nicht besetzt. Das große Steuerrad war festgestellt worden, und er dachte auch nicht im Traum daran, die Sperre zu lösen.
Stattdessen ging er weiter. Auf dem schwankenden Deck war kein normales Gehen möglich. Er breitete die Arme aus, um das Gleichgewicht zu bewahren. Manchmal hielt er sich auch fest.
Seine Blicke waren überall. Er atmete schnell und scharf ein und aus. Die Furcht war erneut zurückgekehrt, und so achtete er auf jedes Geräusch.
Aber da gab es nur das Rauschen des Wassers und das harte Schlagen der Wellen gegen die Bordwand. So wurden alle anderen Laute erstickt, auch die Echos seiner Schritte, denn er trat sehr fest auf. Damit wollte er sich Mut machen, nur würde er nie so sicher sein wie sein Held auf dem Bildschirm.
Das lag so weit zurück. Jetzt hatte er mit zerfetzten Segeln zu tun und mit Masten, die nicht eben stabil aussahen. Zudem schien der Kahn von einigen Kanonenkugeln getroffen worden zu sein, denn nicht alles, was er auf dem Deck liegen sah, war heil geblieben. Überall lagen die Trümmer irgendwelcher Gegenstände herum, über die er steigen musste.
Allmählich näherte er sich dem Bug. Und als er einmal nach unten schaute, da sah eine breite, offen stehende Luke, neben der er stehen blieb.
Sicherheitshalber hielt er sich fest, als er den Blick senkte und in die Luke schaute, um zu sehen, ob sich im Schiffsbauch etwas befand.