John Sinclair 1634 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1634 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Waren sie Vögel? Ja, auch.

Oder waren sie fliegende Bestien? Der Begriff hätte ebenfalls gepasst. Beide Beschreibungen entsprachen allerdings nicht ganz der Wahrheit. Sie waren weder das eine noch das andere.

In Wirklichkeit waren sie Strigen, auch Bluteulen genannt ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 135

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumStrigen-TerrorVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Strigen-Terror

Waren sie Vögel? Ja, auch.

Oder waren sie fliegende Bestien? Der Begriff hätte ebenfalls gepasst. Beide Beschreibungen entsprachen allerdings nicht ganz der Wahrheit. Sie waren weder das eine noch das andere.

In Wirklichkeit waren sie Strigen, auch Bluteulen genannt …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4405-6

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Strigen-Terror

Waren sie Vögel? Ja, auch.

Oder waren sie fliegende Bestien? Der Begriff hätte ebenfalls gepasst. Beide Beschreibungen entsprachen allerdings nicht ganz der Wahrheit. Sie waren weder das eine noch das andere.

In Wirklichkeit waren sie Strigen, auch Bluteulen genannt …

Alvin Bergholm lächelte so charmant, dass Maxine Wells beinahe zugestimmt hätte. So aber hob sie bedauernd die Schultern und sagte, während sie ebenfalls lächelte: »Es tut mir leid, Kollege, aber ich muss leider auf mein Zimmer. Ich möchte einfach noch etwas arbeiten.«

»Schade.« Ehrliches Bedauern lag in der Stimme des Mannes. Das passte Maxine auch nicht so recht, und sie wollte ihn nicht so ganz ohne Hoffnung gehen lassen.

»Morgen ist auch noch ein Tag, an dem wir uns sehen. Dann können wir noch mal über den Drink reden.«

»Gut.« Der Mann hob den rechten Zeigefinger. »Ich komme darauf zurück.«

»Das dürfen Sie. Gute Nacht.«

»Ja, Ihnen auch.«

Ein letztes Winken, und Maxine bewegte sich auf den Fahrstuhl zu. Sie musste ihn nicht holen, er wartete bereits in der Lobby. So stieg sie ein, um sich hoch in die vierte Etage bringen zu lassen, in der ihr Doppelzimmer lag.

Maxine war nicht zum Vergnügen nach Stockholm geflogen. In der schwedischen Hauptstadt fand ein internationaler Kongress der Tierärzte statt, und dem wollte sie gern beiwohnen. Ihre Praxis in Dundee hatte sie für vier Tage geschlossen, um sich mit den Kollegen aus zahlreichen Ländern auszutauschen und neue Erfahrungen zu sammeln. Hin und wieder fühlte sie sich in ihrer Praxis ein wenig isoliert. Da tat es mal gut, den eigenen Garten zu verlassen und sich woanders umzuschauen.

Allerdings gab es bei Maxine ein Problem. Das lag nicht an ihrer Zeit, die konnte sie sich nehmen. Das Problem hatte einen Namen, und der lautete Carlotta.

Sie war das junge Mädchen, das bei ihr lebte und ihr in der Praxis zur Hand ging.

Aber das war auch nicht das Problem. Carlotta selbst war es. Sie sah zwar normal aus, und wer sie von vorn anschaute, der hätte nichts Auffälliges an ihr feststellen können. Doch wer ihren Rücken sah, der würde anders darüber denken.

Da war Carlotta nicht normal, denn aus ihren Schultern hervor wuchsen zwei Flügel.

Carlotta war ein Vogelmädchen, und dank ihrer ungewöhnlichen Attribute war sie in der Lage, sich einen Menschheitstraum zu erfüllen. Sie konnte fliegen.

Nur wenige Vertraute wussten von dieser Eigenschaft, und Maxine konnte ihren Schützling deshalb auf keinen Fall allein in der Praxis zurücklassen. So hatte sie Carlotta nach Stockholm mitgenommen und auch die Kontrollen am Flughafen überstanden, denn Carlotta hatte ihre Flügel dicht angelegt und trug zudem einen langen Mantel. Außerdem hatte sie nichts bei sich, was in einer Kontrolle hätte auffallen können. Es war nur zu hoffen, dass der Rückflug ebenso gut klappte.

Maxine und Carlotta hatten die genauen Verhaltensregeln abgesprochen. Die Ärztin wusste auch, dass sie ihren Schützling nicht die ganze Zeit über im Zimmer einsperren konnte. Wenn Carlotta fliegen wollte, dann sollte sie es tun, aber nicht am helllichten Tag, sondern in der Dunkelheit.

Daran hatte sich Carlotta auch gehalten. Sie hatte in den ersten beiden Nächten ihre Ausflüge durchgezogen, und es war nichts passiert. Carlotta war stets glücklich zurückgekehrt und hatte von ihren Ausflügen geschwärmt. Dundee und Stockholm lagen zwar beide am Meer, aber sie waren schon allein von der Umgebung her nicht miteinander zu vergleichen. So viele Schären, wie in der Umgebung der schwedischen Hauptstadt zu bewundern waren, gab es an der Wasserseite der Stadt in Schottland nicht.

Die Tierärztin freute sich jedenfalls, dass Carlotta ihren Spaß hatte, und sie bereute es auch nicht, sie mitgenommen zu haben. In Dundee hatte sie zwar auch ihre Bewegungsfreiheit, aber das hier war doch mal etwas Neues.

Es war mittlerweile dunkel geworden, als Maxine ihre Zimmertür aufschloss. Auf die Uhr hatte sie lange nicht mehr geschaut, das tat sie jetzt und drückte dabei die Tür nach innen.

Sie erschrak schon leicht, dass es bereits so spät geworden war. In knapp zehn Minuten war die Tageswende erreicht, und Stockholm lag nicht so weit nördlich, dass es hier in der Nacht nicht dunkel geworden wäre.

Carlotta hätte längst zurück sein müssen. So war es zumindest abgemacht. Mitternacht hatten sie vereinbart. Bisher war Carlotta immer früher zurückgekehrt.

Das Zimmer war sehr geräumig. Durch das offen stehende Fenster blies der Wind und wehte durch den Vorflur, in dem sich die Tierärztin aufhielt und ihre Stirn in Falten gelegt hatte.

Es hatte seinen Grund, denn sie dachte an Carlotta. Diesmal war sie noch nicht zurück. Wäre das der Fall gewesen, hätte sie das Fenster geschlossen.

Mit schnellen Schritten durchquerte Maxine Wells das Zimmer und erreichte das Fenster. Es stand für sie fest, dass sie das Vogelmädchen nicht sehen würde, dennoch wollte sie nach draußen schauen und auch den Blick genießen, der selbst in der Dunkelheit prächtig war, denn sie schaute genau auf das königliche Stadtschloss, das wie eine kantige erleuchtete Insel inmitten der Stadt auf einer kleinen Erhöhung stand und nicht zu übersehen war.

Diesen Blick hatte sie schon einige Male genossen und war stets davon begeistert gewesen. Das hätte auch jetzt so sein müssen, aber es traf nicht zu.

Nichts hatte sich verändert, und doch hielt sich ihre Freude in Grenzen.

Der Grund war das leicht drückende Gefühl in ihrer Magengegend. Es war deshalb entstanden, weil Carlotta noch nicht zu Hause war und sie sich Sorgen machte.

Es brachte ihr zwar nichts ein, dennoch suchte sie den näheren Himmel ab, um irgendetwas zu entdecken, was natürlich Unsinn war und gar nicht logisch. Aber so dachte sie nun mal. Bei der Sorge um Carlotta setzte ihr rationales Denken aus.

Wieder der Blick auf die Uhr.

Die Zeit schien gerast zu sein, denn jetzt war es schon kurz nach Mitternacht, und das Vogelmädchen war noch immer nicht zurück.

Maxines Sorgen wuchsen. Ein dünner Schweißfilm lag plötzlich auf ihrer Oberlippe, obwohl es nicht besonders warm war. In ihr stieg die Hitze hoch, und man konnte sie auch als einen Ausdruck der Angst umschreiben.

Die Furcht war vorhanden, und sie mischte sich mit den Vorwürfen, die sich Maxine machte. Noch hatte sie keinen endgültigen Beweis für ihre Angst, und sie hoffte auch, ihn nicht zu bekommen. Mit jeder Minute, die verging, wuchs die Sorge um das Vogelmädchen an. Carlotta war eine Person, die ihre Versprechen einhielt, es sein denn …

Aber daran wollte sie nicht denken, obwohl sie diesen Gedanken nicht vertreiben konnte.

Nachdem sie das Vogelmädchen bei sich aufgenommen hatte, war ihr Leben ein anderes geworden. Und sie hatte durch ihren guten Freund John Sinclair erkennen müssen, dass manchmal Dinge geschahen, an die sie zuvor in ihrem normalen Dasein als Tierärztin niemals gedacht hätte.

Jetzt wusste die Frau, dass es Geheimnisse gab, die im Verborgenen lagen, die jedoch hin und wieder ihre Zone verließen und sich unter die Menschen mischten.

Zauber, Magie – beides oft zusammen mit einer pervertierten Wissenschaft, das hatte sie kennengelernt und war mehr als einmal zusammen mit Carlotta davon betroffen worden, sodass sie sich schon wie von den anderen Mächten verfolgt fühlte.

Als würden sie und ihr Schützling das Unheimliche einfach anziehen wie ein Magnet das Eisen.

Wo blieb das Vogelmädchen?

Sie sah Carlotta nicht, obwohl sie sich weit aus dem Fenster gebeugt hatte. Mal sah sie nach links, dann wieder nach rechts, aber es war keine Bewegung in der dunklen Luft zu erkennen.

Nur Stimmen hörte sie, die zu ihr hoch klangen. Vor dem Hotel standen einige Gäste, unterhielten sich lautstark und lachten hin und wieder.

Lachen konnte sie nicht. Das würde sie erst wieder können, wenn Carlotta gesund und unversehrt bei ihr war. Schon jetzt machte sich Maxine Gedanken darüber, was sie unternehmen sollte, wenn ihr Schützling nicht zurückkehrte.

Zur Polizei gehen und dort versuchen, alles zu erklären?

Nein, das war nicht möglich. Da würde man sie für verrückt halten. Das hätte sie vor der Bekanntschaft mit Carlotta auch getan.

Ins Bett gehen würde sie nicht. Sie wollte so lange aufbleiben, bis etwas passierte. Egal, was. Allerdings gab sie sich gegenüber auch zu, dass sie ein wenig überdreht reagierte. Das war eben so. Man konnte Carlotta nicht wie einen normalen Menschen behandeln, denn das war sie nicht. Sie war nun mal eine Ausnahmeerscheinung.

Maxine Wells ging zum Kühlschrank der Mini-Bar und holte eine Flasche Mineralwasser hervor. Ihre Kehle war trocken geworden. Dagegen musste sie etwas unternehmen.

Immer wieder einen Schluck aus der Flasche nehmend, ging sie durch das Zimmer und näherte sich wieder dem offenen Fenster. Erst dort setzte sie die Flasche ab, schaute wieder nach draußen – und zuckte zusammen, als sie etwas schräg vor sich die Bewegung in der Dunkelheit bemerkte.

Das war nicht normal. Das war auch kein Vogel, der da langsam nach unten sank. Für einen Vogel wäre er zu groß gewesen. Maxine wusste, um wen es sich handelte.

Carlotta kehrte zurück. Aber sie bewegte sich nicht normal, wie es sonst der Fall war, wenn sie von einem ihrer Ausflüge nach Hause zurückkehrte. Sie schien Probleme mit dem Fliegen zu haben. Es sah aus, als würde sie torkeln.

Maxine stellte die kleine Flasche weg. Sie wollte beide Hände frei haben und streckte sie dem Vogelmädchen entgegen.

»Carlotta – bitte!«

Das Vogelmädchen hatte den Ruf gehört. Es gab sogar Antwort.

»Warte, ich bin gleich da.«

Ein kräftiger Schlag mit den Schwingen, eine leichte Kursänderung, dann hatte sie es geschafft. Sie erschien dicht vor dem recht großen Hotelfenster und ließ sich von den helfenden Händen der Tierärztin ins Zimmer heben.

Maxine wusste sofort, dass mit Carlotta etwas nicht stimmte. Das lag nicht nur an ihren heftigen Atemzügen, sie spürte auch deutlich das Zittern ihres Körpers. Der Grund hatte bestimmt nichts mit den Temperaturen zu tun.

Carlotta stolperte ins Zimmer, nachdem sie die Fensterbank überklettert hatte. Sie taumelte ins Licht hinein, und erst jetzt sah Maxine das Blut.

Sie erschrak.

Carlotta war verletzt.

Vielleicht in der Luft von anderen Vögeln angegriffen. Möglicherweise hatte man sogar auf sie geschossen.

Das Vogelmädchen sagte nichts. Mit etwas schleppenden Schritten näherte es sich einem der beiden Sessel und ließ sich hineinfallen. Erst dann hob es den Kopf an und Maxine entdeckte tatsächlich einen fast schon panikartigen Ausdruck in den Augen.

Sie stellte keine Fragen, sie wusste, was zu tun war, lief ins Bad, um warmes Wasser und Tücher zu holen, denn sie musste sich zuerst um die Verletzungen kümmern. Danach würde Carlotta reden.

Darauf war Maxine gespannt.

Zugleich jedoch steckte in ihr eine tiefe Furcht vor dem, was mit ihrer Ziehtochter geschehen war …

*

Es waren keine großen Wunden oder tiefe Verletzungen, die Carlotta abbekommen hatte. Sie sahen schlimmer aus, als sie es in Wirklichkeit waren.

Zwei Wunden an der Stirn hatten recht stark geblutet. Carlotta hatte sich die rote Flüssigkeit während des Flugs wohl abwischen wollen und das Blut dabei im Gesicht verteilt, sodass es völlig verschmiert ausgesehen hatte.

»Es ist alles okay, Carlotta. Du bist in Sicherheit.« Maxine sprach, während sie das Gesicht mit einem feuchten Tuch abtupfte und die Haut vom Blut befreite.

An den Armen war Carlotta ebenfalls angegriffen worden. Da blutete nichts. Dort war nur der Pullover zerfetzt worden. Am Nacken fand sie noch eine Wunde, die sie ebenfalls verarztete.

Allmählich ging es Carlotta besser. Sie zitterte nicht mehr so stark, sie atmete auch ruhiger, und Maxine wandte sich ihrer kleinen Hausapotheke zu, die sie auf Reisen stets im Koffer bei sich führte. Dort befand sich unter anderem ein Desinfektionsmittel und natürlich Pflaster und Verbandsmull.

Da die Verletzungen nicht so stark waren, entschied sie sich für ein Pflaster, das sie auf die Wunden klebte. Dabei sprach sie beruhigend auf das Vogelmädchen ein, das seine letzten Tränen aus den Augenwinkeln wischte und danach ihre Nase schnäuzte.

»Möchtest du etwas trinken?«

»Wasser, bitte.«

»Okay.«

Maxine holte ein Glas und schüttete den Rest Wasser aus der Flasche hinein. Sie reichte ihr das Glas, lächelte dabei, und Carlotta trank in kleinen Zügen. Sie zitterte nicht mehr. Sie schien sich gefangen zu haben, und Maxine Wells war gespannt darauf, was sie zu hören bekommen würde.

»Alles klar?«

»Fast, Max.«

»Möchtest du noch etwas trinken?«

»Nein, jetzt nicht. Später vielleicht.« Carlotta schlug die Hände vor ihr Gesicht und blieb zunächst mal in dieser Haltung sitzen. Dann ließ sie die Arme langsam sinken, schaute die Tierärztin an und schüttelte den Kopf.

»Ich kann es selbst noch nicht fassen, Max.«

»Okay. Was kannst du nicht fassen?«

»Dass mir so etwas passiert ist.«

»Du bist verletzt.«

Carlotta nickte. »Weil ich angegriffen wurde.«

»Hat man dich überfallen?«

»Das kann man so sagen. Man hat mich überfallen, aber nicht auf dem Boden, sondern in der Luft.«

Maxine musste erst mal schlucken. »Dann bist du von Vögeln attackiert worden?«

»Ja – oder nein.«

»Ich verstehe nicht …«

Carlotta rieb ihre Handflächen gegeneinander. »Es waren keine Vögel im eigentlichen Sinne. Es waren fliegende Bestien. Einfach schrecklich und kaum zu fassen.«

»Wie sahen sie denn aus?« Maxine hatte automatisch weitergefragt.

»Übergroße Eulen.«

»Bitte?«

»Ja.« Carlotta schloss für einen Moment die Augen. »Sie sahen schrecklich aus. Sie hatten einen normalen Körper, aber einen skelettierten Kopf, aus dem nur der scharfe Schnabel hervorstach. Und damit haben sie nach mir gehackt und mich verletzt.«

Maxine sagte nichts. Sie sah Carlotta an, blickte auf die Pflaster und wusste, dass das Vogelmädchen ihr nichts vorgemacht hatte. Okay, es gab aggressive Vögel, das stand außer Frage, aber Tiere, wie Carlotta sie beschrieben hatte, konnte es einfach nicht geben.

Hätte sie früher gedacht. Die Erlebnisse, die hinter ihnen lagen, hatten ihre Sichtweise verändert. So fragte sie erst gar nicht danach, ob Carlotta sich geirrt haben könnte.

»Glaubst du mir, Max?«

»Ich versuche es.«

»Aber du musst mir glauben! Es waren die Tiere. Und ich bin ihnen nur unter großen Anstrengungen entkommen. Ich habe mir die Wunden nicht selbst beigebracht.«

»Das traue ich dir auch nicht zu. Es ist nur …« Maxine lächelte und schüttelte den Kopf. »Ich kann es nicht glauben, dass gerade uns wieder so etwas passiert ist. Das ist unglaublich, würde ich sagen.«

»Aber es stimmt.«

»Ja, ja«, murmelte Maxine. »Und wo genau ist das alles passiert?«

Das Vogelmädchen dachte nach und sagte dann: »So genau kann ich das auch nicht sagen. Die Gegend hier ist mir fremd. Ich kenne mich da nicht aus.«

»Wohin bist du denn geflogen?«

Carlotta schloss die Augen. Sie dachte nach und antwortete dann mit leiser Stimme: »Ich habe mich nach Osten gewandt. Ich wollte über das Wasser fliegen und über die Schären hinweg. Da liegen ja unzählige kleine Inseln im Meer. Das war auch in der Dunkelheit toll anzusehen. Nun ja, ich wollte mich etwas ausruhen und bin auf einer der Inseln gelandet. Sie ist wohl unbewohnt. Jedenfalls habe ich kein Haus gesehen und auch keine Menschen.«

»Aber die Vögel – oder?«

»Ja, die Eulen mit den Skelettköpfen und diesen spitzen und gekrümmten Schnäbeln. Das waren Eulen, ich kenne sie ja, und ich weiß noch immer nicht, wie sie existieren können.«

»Jedenfalls haben sie dich entdeckt.«